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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anpassung der Reproduktionsmechanismen von Hühnern auf veränderte Umwelteinflüsse



Ernst
14.10.2013, 23:08
Ich bin mir nicht sicher, ob das Thema hier richtig aufgehoben ist. Da es die Rubrik Kontrovers ja wohl nicht mehr gibt, versuch ich es mal hier.
Wenn man die teilweise abenteuerlichen Thesen, in den Threads, bei denen es um Dinge wie Herbstbruten, Lichtprogramme, Winterlegetätigkeiten usw. geht, hat man den Eindruck, dass viele sich über die Zusammenhänge überhaupt keine Gedanken machen. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Eine oder Andere sich mal Gedanken über seinen Blickwinkel, zu diesem Thema machen sollte. Das setzt natürlich voraus, dass man einige grundlegende Fakten anerkennt. Ich habe mal einige wichtige Fakten herausgegriffen, und in 4 Punkte gefasst.
1. Die Abläufe bei der Reproduktion von Hühnern werden zu einem großen Teil von Hormonen gesteuert.
2. Diese Abläufe unterliegen bestimmten umweltbedingten Zyklen.
3. Diese Zyklen werden, bei unveränderten Bedingungen langfristig genetisch fixiert.
4. Diese genetische Fixierung passt sich bei einer lange andauernden Veränderung, den neuen Bedingungen entsprechend an.
Zum besseren Verständnis nun noch einige Erklärungen zu den einzelnenPunkten. Ich hoffe, dass es mir gelingt verständlich zu machen, was ich meine,ohne dass es hier den Rahmen sprengt.

Zum ersten Punkt bedarf es eigentlich keiner großen Erklärung. Es dürfte wohl unumstritten sein, dass sowohl die Produktion der Eier, wie auch die der Spermien hormonell gesteuert werden.
Beim zweiten Punkt wird es da schon schwieriger. Bei unseren heimischen Wildvögeln, die hier auch den Winter verbringen, ist es ganz offensichtlich. Wenn die Tage länger werden setzt, für alle sichtbar, die Balz- und Bruttätigkeit ein. Wenn man das über die Jahre verfolgt, sieht man, dass das Wetter auch noch einen kleinen Einfluss auf diesen Mechanismus hat. Je nach Wetter wird der Zeitpunkt um einige Tage in die eine oder andere Richtung verschoben. Bei unserem Haushuhn sieht das etwas anders aus. Der Urahn unseres Haushuhns, das Bankivahuhn, kommt aus dem tropischen Ostasien. Dort gibt es, die bei uns typischen Jahreszeiten nicht. Daher sind ihnen mehrere Monate im Jahr mit Frost und ohne Vegetation unbekannt. Nun ist es ja bekannt, dass sich Lebewesen, bis zu einem gewissen Grad, an veränderte Lebensbedingungen anpassen können. Es kam dem Huhn zugute, dass die Veränderungen in kleinen Schritten, und über einen langen Zeitraum daherkamen. Domestiziert wurde es in Indien, und gelangte in einem Zeitraum von mehreren tausend Jahren, über Griechenland und die Mittelmeerländer bis in unsere Gefilde. Natürlich breiteten sie sich in den jeweiligen Ländern auch aus, und bildeten in den unterschiedlichsten Landstrichen Populationen, die sich an die jeweiligen Umweltbedingungen anpassten. Diese Anpassungen wurden im Laufe der Zeit auch genetisch fixiert. Ein Beispiel sind die großen Kämme und Kehllappen der Mittelmeerrassen. Sie dienen der besseren Thermoregulation in diesen „heissen“Ländern. In den kälteren Regionen Mittel- und Nordeuropas waren die Veränderungen noch gravierender. Es entstand ein Brutzyklus, der an die kalte Winterzeit angepasst war. Da es in dieser Jahreszeit nur wenig Tageslicht, keine aktive Vegetation und kein Protein, in Form von Insekten gab, machte es keinen Sinn, bei solchen Bedingungen, Nachwuchs zu produzieren. Die Hühner passten sich an, und stellten in diesem Zeitraum die Produktion von Eiern und Spermien ein. Diese hormonelle Veränderung wurde über die verminderte Tageslichtlänge gesteuert. Im Laufe von vielen Jahrhunderten und Generationen kam es, innerhalb der Populationen, so zu genetisch fixierten, stabilen Zyklen. Das wurde auch durch den Umstand begünstigt, dass die Menschen noch nicht so mobil waren, und es kaum zu einem Austausch mit anderen Populationen kam. Das änderte sich erst grundlegend vor ca. 150 Jahren, als die Rassegeflügelzucht, wie wir sie heute kennen, aufkam. Man war mittlerweile so mobil, dass es möglich wurde, aus aller Herren Länder Tiere zu beschaffen. Diese wurden wiederum miteinander gekreuzt, um neue Rassen zu schaffen, die noch besser an die eigenen Bedürfnisse angepasst waren. Es wurden asiatische Populationen mit welchen aus dem Mittelmeerraum und dem Mitteleuropäischen Raum vermischt. Zu allem kommt noch die Veränderung der Hühnerhaltung hinzu. Es muss nicht nur eine Rasse sein, sondern eine möglichst bunte Truppe, bei der jedes Huhn einer anderen Rasse angehört. Natürlich muss jedes Huhn auch ein Ei mit einer anderen Farbe, als die Kolleginnen abliefern. Das reicht aber immer noch nicht. Es ist ja auch so wahnsinnig spannend zu sehen, was bei diesem wild zusammengewürfelten Haufen an „Mixen“ herauskommt. Aber es ist dann leider nicht nur ein wildes Durcheinander im Aussehen, sondern auch im Verhalten und in den Ansprüchen. So, und nun sind wir an dem Punkt angekommen, weswegen ich das alles schreibe.
Nehmen wir mal den klassischen Forianer. (Ich hoffe nur, dass sich nun nicht all diejenigen angesprochen fühlen, und über mich herfallen, die schon viele Jahre Hühner haben, und dementsprechend über einen großen Erfahrungsschatz verfügen.) Also dieser klassische Forianer hat seit ein oder zwei Jahren seine bunte Hühnertruppe. In dieser Zeit hat er auch schon mal mit einer Glucke eine Naturbrut gehabt, oder mit einer Styroporkiste einige Eier von E-Bay und den eigenen „Damen“ ausgebrütet. Mit anderen Worten, er ist schon richtig ein kleiner Experte. Dementsprechend vehement werden aus diesen Erfahrungen die gewonnenen Erkenntnisse vertreten. Ganz egal um was es geht. Es wird bestritten, weil man es ja, aus seiner Erfahrung heraus, anders erlebt hat. Ich will hier in keiner Weise bestreiten, dass sie nicht wirklich diese Erfahrung gemacht haben. Aber ich bin der Meinung dass sie nicht in der Lage sind zu erkennen, dass diese Erfahrung keine Allgemeingültigkeit hat. Es ist eben so, dass es bei so einem Konglomerat von unterschiedlichen Individuen keine allgemeingültigen Richtlinien mehr gibt. Bei allgemeinen Dingen werden auch bei mangelnder Sachkenntnis, mit der gleichen Vehemenz, aus dem hohlen Bauch heraus, teilweise die abenteuerlichsten Thesen vertreten. Nehmen wir mal das Beispiel Lichtprogramm. Wenn ein Züchter sagt, dass er um früher Küken zu bekommen, seine Hennen mit Lichtprogramm zum früheren Legen animiert, dann wird daraus ein Ausbeuten der Hühner, die ja dann mehr Eier legen müssen. Dass eine Henne, die genetisch auf 100 Eier programmiert ist, dann dem endsprechend auch früher die Legetätigkeit einstellt sehen sie nicht. Ebenso wenig sehen sie, dass der Erfolg des Lichtprogramms nicht darauf basiert, dass die Tiere mehr Zeit zum fressen haben, sondern auf der Veränderung des Hormonspiegels. Oder nehmen wir mal das Thema Herbstküken. Da kommt es ja nur auf die Temperatur an. Wenn der Stall warm genug ist, dann ist das schon in Ordnung. Noch besser ist natürlich die Aussage, dass die Henne sicher am besten beurteilen kann was richtig ist. Das die Vorfahren dieser Glucke aus ganz anderen Klimaverhältnissen stammen, und deren Genetik da noch reinspielt sieht man natürlich nicht. Diese „Geistesblitze“ könnte man zu jedem Thema noch unendlich weiterführen. Ich denke wenn man die oben genannten Fakten berücksichtigen würde, könnte man sich viele dieser abenteuerlichen Thesen sparen.
Abschließend bleibt nur zu hoffen, dass alle die sich hier wiedergefunden haben, das nur als Denkanstoß nehmen ohne beleidigt zu sein.

MfG

Ernst Niemann

aria
14.10.2013, 23:24
gut gesprochen :bravo - gefällt mir

Ratisbona
14.10.2013, 23:54
Ernst, warum soll da jemand beleidigt sein. Leider sind viele Menschen heutzutage ganz weit von der Natur entfernt. Ich versuche immer mit einfachen Beispielen die Dinge zu erklären, damit möglichst viele folgen können. In meiner Jungendzeit habe ich zusammen mit meinem Großvater Bunte Deutsche Edelziegen gezüchtet. Die Gründe hierfür werden die wenigsten hier nachvollziehen können. Aber wir waren halt um jeden Liter Milch froh, den wir nicht kaufen mussten. Bockig wurden die Mutterziegen so im November herum, dann wurde auch gedeckt. Im März und April stellte sich der Nachwuchs ein. Eine optimale Zeit. Was mich damals schon interessiert hat, war die Tatsche, warum beim Rehwild die Blattzeit schon Ende Juli ist. Da müssten die Kitze ja im Januar auf die Welt kommen. Ist aber nicht so. Beim Rehwild tritt nach der Befruchtung die Keimruhe oder auch Eiruhe ein. Obwohl sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter eingenistet hat. Das Ei entwickelt sich erst mal nicht. Erst im November ist dieses Stadium vorbei und die Eizelle beginnt sich zu entwickeln. Die Geburt der Kitze fällt dann in eine für die Aufzucht günstige Jahreszeit. Jetzt frage ich mich, warum hat die Natur dies so eingerichtet. Die Brunftzeit könnte doch auch im November sein, so wie beim Rotwild. Eine Antwort weiß ich nicht, aber trotzdem ist diese Keimruhe beim Rehwild genial. Das war jetzt nur ein kleines Beispiel, wie die Natur mit dem richtigen Geburtszeitpunkt umgeht. Mir fallen bestimmt noch mehr ein.

Pudding
15.10.2013, 02:22
was nur würden die vielen Vereinszüchter tun wenn sie diese Styroporkiste oder ähnliches nicht hätten und alle Küken nur per Naturbrut nachzüchten müssten?
Sie müssten sich noch zusätzlich brutwillige Rasse halten da dies den meisten Rassen "abgewöhnt" wurde!
Das abwarten bis die Glucken denn wollen würde sich mit dem "fertig" werden für die Schauen nicht in eine Linie bringen lassen!
Deshalb ist eigentlich nichts mehr natürlich und es wird auch keine Rücksicht auf die Genetik des Huhns genommen sondern fremdbestimmt nämlich von uns Menschen!
So ist es und so wird es bleiben!
Solange die Hühner (und ich schließe die Hybriden da aus) damit gut leben können ist es da verwerflich?
Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten!

Das ist weder Kritik noch ein Beführworten sondern nur ein Denkanstoß!

hein
15.10.2013, 06:42
was nur würden die vielen Vereinszüchter tun wenn sie diese Styroporkiste oder ähnliches nicht hätten und alle Küken nur per Naturbrut nachzüchten müssten?.........

Das ist weder Kritik noch ein Beführworten sondern nur ein Denkanstoß!
Denn möchte ich den Denkanstoß noch erweitern!

Wenn wir alle so gedacht hätten, denn würden wir noch auf Bäumen hausen und täglich Wild jagen und Beeren pflücken und im Winter hätte Spezi Mensch noch mehr Probleme mit der Kälte! Die Frauen würden ca. 10 Kinder bekommen - eben damit genügend Nachkommen überleben und die Spezi Mensch nicht ausstirbt!

Würden wir alles bedenken, denn würden unsere Hühner auch nur ihre 30-50 Eier legen - eben wir vor 100 Jahren! Würden wir noch weiter zurück gehen, denn würden sie vielleicht auch nur ein oder 2 Gelege von je höchstens 10 Eier haben!

Es ist doch unser Fortschritt und unser Wissen, das wir uns entwickelt haben. Und wir haben gelernt, das Tiere züchten und Tiere halten wesentlich einfacher ist als täglich auf die Jagd zu gehen! Ok es hat auch Nachteile und wenn es nur die Umweltverschmutzung ist - aber das hat auch viel mit der Geldgeilheit der Menschen zu tun. (ist ein anderes Thema)

Nun zurück zu den Hühnern bzw. Haustiere! Hätten wir diese nicht für unsere Zwecke erzüchtet bzw. weitergezüchtet, denn hätten wir heute z. B. noch das Urhuhn oder den Lebensstandard aus dem Mittelalter oder wie vor 50 Jahren. Da ist es doch eben diese "Styroporkiste", die uns weiter gebracht hat! Oder wollt ihr noch wie unsere Großeltern leben?

Sie waren froh, wenn sie im zeitigen Frühjahr die ersten Stubenküken verkaufen konnten um eben mal wieder etwas Geld für Kleidung oder für Nahrung hatten! Und wer die ersten Küken verkaufen konnte, der war klar im Vorteil! Denn der konnte sich z. B. auch Saatgut für die nächste Ernte leisten!

Ok - ich habe alles etwas kurz geschrieben - ist sicherlich noch ausführlicher zu berichten und unser Lebensstandard hat auch Nachteile! Nur ich wollte auch "NUR" mal zu bedenken geben, das dieser Luxus mit der "Styroporkiste" unseren Lebensstandard doch auch sehr zum Vorteil verändert hat. Ok auch hier - es war sicherlich nicht die Styroporkiste sondern viele andere Sachen. Habe sie ja auch nur sinnbildlich als Beispiel genommen.

Und klar ist auch, wir Züchter könnten natürlich auf den Ursprung zurück gehen. Im März Glucke setzen, im Frühjahr/Sommer Küken und nicht im Herbst sondern erst im Frühjahr die Ausstellungen! Davon würde sicherlich nicht die Welt von unter gehen. Das ließe sich alles machen.

Nur es sind eben die Vorteile, die diese frühe Zucht hat! Denn wären erst im Febr. oder im März die Ausstellungen, denn hätten wir bei den Hühnern auch der Natur ins Handwerk gefuscht! Hätten wir da erst die Ausstellungen, denn könnte man danach auch erst die Zuchtpaare zusammenstellen (oder man könnte die Zuchttiere eben nicht ausstellen) und/oder somit dann auch erst sehr spät mit der Zucht beginnen! Und dann wär z. B. die Frühlingsgefühle (Hormonschub) beim Hahn schon wieder auf dem Rückzug.

Also alles hat Vor- und auch Nachteile!

Auch wenn der Mensch sooo weit von der Natur entfernt lebt! - Ok - das macht mir viel mehr Sorgen!! Eben das Menschen Gesetze z. B. über Hühner oder über Geflügel beschliessen die noch nie so ein Tier in der Hand gehabt haben bzw. sich noch nie ernstlich damit beschäftigt haben, wie so ein Tier wirklich lebt. Die aber dann genau wissen wollen was gut für das Tier ist!

hein
15.10.2013, 06:50
.......
Deshalb ist eigentlich nichts mehr natürlich und es wird auch keine Rücksicht auf die Genetik des Huhns genommen sondern fremdbestimmt nämlich von uns Menschen!
So ist es und so wird es bleiben!
Solange die Hühner (und ich schließe die Hybriden da aus) damit gut leben können ist es da verwerflich?
Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten!

Das ist weder Kritik noch ein Beführworten sondern nur ein Denkanstoß!
Dazu noch ein paar Worte!

Was ist denn noch die ursprüngliche Genetik der Hühner??

Die Legeleistung - genetisch verändert
Das Aussehen - genetisch verändert
Körpergewicht - genetisch verändert

und und und

Schaut euch doch mal das Urhuhn an - was ist denn davon geblieben?

Rosie
15.10.2013, 06:57
Danke Hein für Deinen Beitrag. Schade das es keinen gefälltmirknopf gibt.

Allerdings glaube ich nicht, das Ernst die Nutzung des Huhns durch den Menschen und die Kunstbrut verteufelt, sondern dass es ihm um das Unverständnis vieler Halter geht. Viele verstehen einfach die Zusammenhänge nicht. Das geht schon los mit dem ZAHMEN Hahn ......

hein
15.10.2013, 07:20
Danke Hein für Deinen Beitrag. Schade das es keinen gefälltmirknopf gibt.

Allerdings glaube ich nicht, das Ernst die Nutzung des Huhns durch den Menschen und die Kunstbrut verteufelt, sondern dass es ihm um das Unverständnis vieler Halter geht. Viele verstehen einfach die Zusammenhänge nicht. Das geht schon los mit dem ZAHMEN Hahn ......
Das sehe ich auch so und Ernst hat da sehr sachlich und auch super gut geschrieben!

Nur ich möchte auch mal die "Vorteile" der Zucht (oder wie man das auch immer nennen soll) erwähnen.

Ich denke immer, man sollte mal über alles nachdenken und sich Gedanken machen! Muss das sein oder muss ich das haben oder muss ich immer dagegen sein usw. usw.

Es gibt doch z. Zt. so viel nachdenkliches!! Und wenn es nur unser Handy oder i-pad ist! Wenn ich sehe, das die Jugend kaum noch ohne damit leben kann! Oder wie der Abstand zwischen Mensch und Natur immer größer wird! Ich habe vor einigern Jahren das erste mal echt nachdenklich ............. wo mir doch ein Kind ernsthaft erklärt hat, das die Kuh Lila ist und das die Eier vom Aldi kommen!

Und darum finde ich auch den Beitrag von Ernst schon sehr nachdenklich! Nicht nachdenklich Ernst gegenüber sondern nachdenklich vom Inhalt her! Denn wer denkt denn z. B. noch über den Ursprung und an der Lebensweise der Hühner nach??

Nehme mich und auch viele Mitglieder hier bei Hüfo nicht aus - denn auch wir denken oft - ich sage es mal so! Wir denken sehr oft nur menschlich und nicht "hühnisch". Z. B. würden wir dann nicht unsere Küken 2-3 Wochen lang im Badezimmer in einem Vogel- oder Hamsterkäfig aufziehen

Sundi75
15.10.2013, 07:48
Ich finde den Beitrag von Ernst sehr gut *daumenhoch*.Und es stimmt schon wenn sich manche Leute intensiver mit dem Tier "Huhn" auseinandersetzen würden ,würden z.b solche Themen wie "Quark fürs Huhn" vom Tisch sein ;) Oder die ganzen Sachen wo man ums verrecken ein Huhn/Küken retten muss weil krank koste es was wolle. Wir vergewaltigen schon unser Haustier Hund mit unnatürlichem wie Hundemäntel....

kniende Backmischung
15.10.2013, 07:52
Ich denke, dass es Ernst nicht darum geht, die Zucht an sich zu verteufeln. Viele ernsthafte Züchter haben genau das Grundwissen, was Ernst hier anspricht und was vielen "Neulingen" und "Hobbyhaltern" leider nicht zur Verfügung steht.
Da wird, wie schon geschrieben, "aus dem Bauch heraus" entschieden, was mit den Hühnchen passiert - ohne sich über die biologischen Abläufe und die Folgen der eigenen Entscheidung Gedanken zu machen. Es wird gemacht, weil man es kann - das war noch nie ein guter Grund, Dinge zu tun. Zumindest kein logischer.

Der "ernsthafte" Züchter macht sich im Vorfeld Gedanken darüber, was er unter dem Strich damit erreichen will und welchen Sinn sein (oft jahrelanges) Bemühen zum Schluss hat.

Was Ernst hier ankreidet, ist der gedankenlose Umgang mit der Tiervermehrung, den ich auch schon bei Hunden und Pferden beobachtet habe: Da muss unbedingt ein Fohlen der eigenen Stute her, ob sie dafür geeignet ist oder nicht. Da werden charakterliche und/oder körperliche Mängel ebenso ignoriert, wie die Tatsache, dass man vielleicht nicht über die richtigen Bedingungen zur Aufzucht verfügt. Da werden Stuten gedeckt, die ein verantwortungsvoller Züchter nie in die Zucht gehen ließe. Das soll dann durch einen besonders guten Hengst kompensiert werden ....
Ebenso beim Hund.

Das sind ja keine bösen Menschen, die das tun - sie sind eben besonders emotional gesteuert - leider oft ohne das nötige Hintergrundwissen. Wer das eben hat, der verzichtet - bei allen wunderbaren Gefühlen, die ein "eigenes Tierkind" auslöst - bei nicht so optimalen Voraussetzungen darauf, Nachkommen zu produzieren, um diesen nicht von vorneherein nicht zu kalkulierende Nachteile zu verschaffen.

Und dem kann ich mich nur anschließen - als erst seit zwei Jahren dazugehörender "Kuschelhuhnhalter" mit gelegentlichen Verbindungen nach Sibirien, um einige Junggesellen gefiederter Art dort in die "Naherholung" zu schicken ... (Weil man ja nicht alle Hähne behalten kann und es nicht sinnvoll erscheint, sie auf Biegen und Brechen am Leben zu lassen und dann "Discounter-Hühner" zu essen...)

LG Silvia

Einstein
15.10.2013, 09:18
Also dieser klassische Forianer hat seit ein oder zwei Jahren seine bunte Hühnertruppe.


Guten Morgen,

da fühle ich mich glatt angesprochen, obwohl meine Hühnertruppe schwarz ist, o.K. mittlerweile durch den Hahn (Maran) etwas bunter. :p

Fast seit zwei Jahren habe ich nun meine Hühner. Viele Bücher habe ich gewälzt, bevor ich die Tiere angeschafft habe.

VIIIIEEELLLEE Stunden habe ich hier gelesen, viele alte threads hervorgekramt und meine Weisheiten rund um das Huhn gesammelt.
Aber, es sind Weisheiten und meine Erfahrung ist gering.

Meistens markiere ich das auch in meinen posts, indem ich so was schreibe, wie: "was ich hier gelernt habe, ist...."

Ohne jetzt Dich zu meinen, Ernst, die Frage ist schon, ob die Tipps der erfahrenen Halter und Züchter nicht aus alten Reflexen heraus beantwortet werden.
Durch das viele Lesen hier, meine ich schon, gewisse Fronten zu erkennen, wie man Hühner vernünftig hält.
Da ich ja nur meine Meinung, die auf der Basis meiner Hühnerhaltung entsteht, mitteilen kann, ecke ich bei der einen oder anderen Front an.
Das kann dann aber doch nicht sein, das ich mich gar nicht mehr äussern kann?

Häufig prallen doch verschiedene Meinungen aufeinander, die wissenschaftlich auch nicht geklärt werden (können), da die meiste Forschung in Richtung Hybridhuhn gehen, und deren Ansprüche andere sind als die der Rassehühner.
Über das Mitschreiben, Mitdenken (gut, als Versuch von Denken), Mitlesen, kristallisiert sich doch erst meine Meinung heraus, die verwerte ich dann in Erfahrung und im Laufe der Zeit, weiss ich mehr und mehr.

Für die alten Hasen ist es u.U. schwer, ständig die jungen Füllen zurückzurufen, aber, sie lernen und lernen und lernen.
Das versuche ich zumindest....



Danke für Deinen sehr guten Beitrag.




LG Ulrike

Ernst
15.10.2013, 10:05
was nur würden die vielen Vereinszüchter tun wenn sie diese Styroporkiste oder ähnliches nicht hätten und alle Küken nur per Naturbrut nachzüchten müssten?

Das ist weder Kritik noch ein Beführworten sondern nur ein Denkanstoß!

Hallo Pudding, Du hast mal wieder überhaupt nicht begriffen worum es ging.
Ich erbrüte übrigens meine Küken nur mit Brutmaschine. Allerdings nicht mit einer Styroporkiste, und nicht mit E-Bay-Eiern.

@ hein
Offensichtlich hast auch Du nicht verstanden worum es mir eigentlich ging.

Nur ich möchte auch mal die "Vorteile" der Zucht (oder wie man das auch immer nennen soll) erwähnen.

Ich habe doch überhaupt nicht gesagt, dass Zucht etwas schlechtes ist. Es ging darum, dass es z. B. überhaupt nicht vorhersehbar ist, was dabei herauskommt, wenn ich eine Rasse die, genetisch bedingt, eine Winterlegepause macht, mit einer Rasse kreuze, die diese Legepause nicht in ihrem genetischen Programm hat.

Und was das jetzt mit dem Thema zu tun haben soll erschließt sich mir überhaupt nicht.


Wenn wir alle so gedacht hätten, denn würden wir noch auf Bäumen hausen und täglich Wild jagen und Beeren pflücken und im Winter hätte Spezi Mensch noch mehr Probleme mit der Kälte! Die Frauen würden ca. 10 Kinder bekommen - eben damit genügend Nachkommen überleben und die Spezi Mensch nicht ausstirbt!

Bei der Gelegenheit möchte ich Dir noch sagen, dass Du mit diesem Satz, eigentlich der Auslöser für meinen Beitrag warst.


Was soll da schief gehen? Wenn Du im April brütest, denn kann es auch noch sehr kalt und ungemütlich werden
Ich fand diese Aussage um so erschreckender, da sie nicht von einem Anfänger, sondern von einem Menschen kam, der schon seit vielen Jahren Geflügel hält.

MfG

Ernst Niemann

Edda25
15.10.2013, 10:07
[FONT=Calibri][SIZE=3][COLOR=#000000]Mit anderen Worten, er ist schon richtig ein kleiner Experte. Dementsprechend vehement werden aus diesen Erfahrungen die gewonnenen Erkenntnisse vertreten. Ganz egal um was es geht. Es wird bestritten, weil man es ja, aus seiner Erfahrung heraus, anders erlebt hat. Ich will hier in keiner Weise bestreiten, dass sie nicht wirklich diese Erfahrung gemacht haben. Aber ich bin der Meinung dass sie nicht in der Lage sind zu erkennen, dass diese Erfahrung keine Allgemeingültigkeit hat. Es ist eben so, dass es bei so einem Konglomerat von unterschiedlichen Individuen keine allgemeingültigen Richtlinien mehr gibt. Bei allgemeinen Dingen werden auch bei mangelnder Sachkenntnis, mit der gleichen Vehemenz, aus dem hohlen Bauch heraus, teilweise die abenteuerlichsten Thesen vertreten.
In diesem Forum schreibt eben auch ein "Konglomerat unterschiedlicher Individuen"! Und natürlich schließe ich aus meinen Erfahrungen, dass diese eventuell auch bei anderen Haltern funktionieren können. Wenn wir konsequent wären, würden wir "Hobbyhalter" kein Tier mit krummen Zehen, Schwächlinge oder ähnliches aufpäppeln. Und mit Sicherheit keine Henne zum Tierarzt bringen, egal mit welcher Diagnose (das würde ich selber jetzt tatsächlich auch nicht tun, aber ich urteile nicht über diejenigen die es machen). Ich denke auch dass die meisten keine "abenteuerlichen Thesen" vertreten. Wir sagen: Bei uns hat es so funktioniert! Ich selber picke mir hier das raus, was ich für umsetzbar / einleuchtend halte. Über andere Themen schmunzle ich, oder ich schüttle den Kopf.
Ich bin bestimmt nicht beleidigt wegen Deinem Thread, aber ich stimme Dir auch nicht in allen Aussagen zu. Die Punkte 1-4 sind natürlich wissenschaftlich richtig, und sollen auch nicht angezweifelt werden. Aber alles andere von Haltung bis Nachzucht ist so vielschichtig, da gibt es wie ich finde kein richtig oder falsch. Und auch aus dem Bauch heraus getroffene Entscheidungen müssen nicht zwangsläufig auf die Kuschelhuhnfraktion hinweisen!

Ernst
15.10.2013, 10:29
Das kann dann aber doch nicht sein, das ich mich gar nicht mehr äussern kann?

Hallo Ulrike,
wie kommst Du um Himmels Willen darauf, dass ich mit Meinem Beitrag erreichen wollte, dass sich irgend jemand nicht mehr äußern soll? Die Aussage war, dass viele Aussagen anders ausfallen würden, wenn man diese grundlegenden Abläufe kennen und verstehen würde. Du kannst mir auch glauben, dass ich mir die Antworten, die ich hier auf Fragen gebe, durchaus überlege. Das sind durchaus keine Reflexe, die immer aus der gleichen Standardschublade gezogen werden. Ebenso wenig verstehe ich mich als Front, an der Frager automatisch, früher oder später anecken. Ich erwarte allerdings in Diskussionen, dass mein Gegenüber Behauptungen nur dann in den Raum stellt, wenn sie sich auf Fakten gründen. Mit "Weisheiten" die Je nach Vorstellungsfähigkeit des Einzelnen im hohlen Bauch zusammengestrickt werden kann ich nichts anfangen.

MfG

Ernst Niemann

Ernst
15.10.2013, 10:51
In diesem Forum schreibt eben auch ein "Konglomerat unterschiedlicher Individuen"! Und natürlich schließe ich aus meinen Erfahrungen, dass diese eventuell auch bei anderen Haltern funktionieren können. Wenn wir konsequent wären, würden wir "Hobbyhalter" kein Tier mit krummen Zehen, Schwächlinge oder ähnliches aufpäppeln. Und mit Sicherheit keine Henne zum Tierarzt bringen, egal mit welcher Diagnose (das würde ich selber jetzt tatsächlich auch nicht tun, aber ich urteile nicht über diejenigen die es machen). Ich denke auch dass die meisten keine "abenteuerlichen Thesen" vertreten. Wir sagen: Bei uns hat es so funktioniert! Ich selber picke mir hier das raus, was ich für umsetzbar / einleuchtend halte. Über andere Themen schmunzle ich, oder ich schüttle den Kopf.
Ich bin bestimmt nicht beleidigt wegen Deinem Thread, aber ich stimme Dir auch nicht in allen Aussagen zu. Die Punkte 1-4 sind natürlich wissenschaftlich richtig, und sollen auch nicht angezweifelt werden. Aber alles andere von Haltung bis Nachzucht ist so vielschichtig, da gibt es wie ich finde kein richtig oder falsch. Und auch aus dem Bauch heraus getroffene Entscheidungen müssen nicht zwangsläufig auf die Kuschelhuhnfraktion hinweisen!

Halo Edda,

es ist offensichtlich eingetreten, was ich befürchtet habe. Mir ist wohl nicht gelungen meine Gedanken so rüberzubringen, dass sie von allen auch richtig verstanden werden.
Wenn man z.B. sagt, dass die Erfahrung, die man gemacht hat, auch bei anderen funktionieren könnte, dann ist das sicher richtig. Wenn man dagegen sagt, dass das was der andere sagt nicht stimmt, weil man eine andere Erfahrung gemacht hat, dann hat diese Aussage schon eine andere Qualität. Ich habe nicht behauptet, dass aus dem Bauch getroffene Entscheidungen zwangsläufig auf Kuschelhuhnhalter hinweisen. Sie weisen aber darauf hin, das derjenige meint, er könne auf Sachkenntnis verzichten.

MfG

Ernst Niemann

Sundi75
15.10.2013, 11:00
Ich denke es macht keinen Unterschied ob Kuschelhuhn-Halter oder Züchter -Auf beiden Seiten gibt es Leute die sich zuwenig mit dem ihm anvertrautem Individium "Huhn" auseinandersetzen.Somit gibt's bei beiden Fronten Leute die aus Unwissenheit oder purem Egoismus einfach Bockmist bauen in Punkto Haltung,Gesundheit....

thoppie
15.10.2013, 11:31
Hallo Ernst,

kannst Du mal bitte den link hier reinkopieren, auf den sich der Hauptteil Deines Beitrags bezieht?

Ernst
15.10.2013, 11:43
Hallo Ernst,

kannst Du mal bitte den link hier reinkopieren, auf den sich der Hauptteil Deines Beitrags bezieht?

Hallo thoppie,

es gibt keinen link. Wenn Du den Wahrheitsgehalt der 4 Aussagen anzweifelst, dann wirst Du dir die Mühe machen müssen, dich durch die entsprechende Literatur durchzuarbeiten.

MfG

Ernst Niemann

thoppie
15.10.2013, 12:05
Ich zweifel erstmal gar nichts an. Da Du Dich aber so explizit über das Brüten/Lichttherapie/Herbstküken ausläßt dachte ich, daß es einen aktuellen Anlass gibt.

Sundi75
15.10.2013, 12:13
Ich zweifel erstmal gar nichts an. Da Du Dich aber so explizit über das Brüten/Lichttherapie/Herbstküken ausläßt dachte ich, daß es einen aktuellen Anlass gibt.

Wo "lässt" Ernst sich aus? :neee: Glaub du hast sein Eingangsposting nicht wirklich verstanden ;)

colourfuls
15.10.2013, 12:42
Ich denke es macht keinen Unterschied ob Kuschelhuhn-Halter oder Züchter -Auf beiden Seiten gibt es Leute die sich zuwenig mit dem ihm anvertrautem Individium "Huhn" auseinandersetzen.Somit gibt's bei beiden Fronten Leute die aus Unwissenheit oder purem Egoismus einfach Bockmist bauen in Punkto Haltung,Gesundheit....

Da bin ich ganz Deiner Meinung!! Ich lese hier die ganze Zeit mit, Häufig bleibt "das Huhn" auf der Strecke, wird vermenschtlicht und vielleicht dadurch auch missverstanden.

thoppie
15.10.2013, 12:48
Dann lassen wir doch mal die Polemik und ersetzen das Wort "auslassen" durch das Wort "schreiben".
Tut mir leid, daß ich mich habe hinreißen lassen.
Und sag nicht, daß ich etwas nicht verstanden habe. :neee:

Pudding
15.10.2013, 13:40
Hallo Pudding, Du hast mal wieder überhaupt nicht begriffen worum es ging.
Ich erbrüte übrigens meine Küken nur mit Brutmaschine. Allerdings nicht mit einer Styroporkiste, uHallo Pudding, Du hast mal wieder überhaupt nicht begriffen worum es ging.
Ich erbrüte übrigens meine Küken nur mit Brutmaschine. Allerdings nicht mit einer Styroporkiste, und nicht mit E-Bay-Eiern.

Ich habe es schon verstanden und bin nur auf diese eine Thematik eingegangen!
Was der Satzfetzten:
und nicht mit E-Bay-Eiern.
jetzt bei der Geschichte für eine Rolle spielt bleibt mir allerdings verborgen?

hein
15.10.2013, 13:47
........

Bei der Gelegenheit möchte ich Dir noch sagen, dass Du mit diesem Satz, eigentlich der Auslöser für meinen Beitrag warst.

--------
Zitat Hein:
Was soll da schief gehen? Wenn Du im April brütest, denn kann es auch noch sehr kalt und ungemütlich werden
----------

Ich fand diese Aussage um so erschreckender, da sie nicht von einem Anfänger, sondern von einem Menschen kam, der schon seit vielen Jahren Geflügel hält.

MfG

Ernst Niemann
Denn sag Du mir doch jetzt mal, was da so erschreckend ist??
Oder was da jetzt im Herbst schief gehen kann??

Aber bitte jetzt nicht - längere Tage und mehr Insekten und Grünzeugs im Frühjahr!! Da wissen wir "Alten" doch alle, das das nicht das Problem nicht ist und nicht sein kann.

Das ist wohl super, wenn man lange Tage hat und wenn sie frisches Grün haben - aber das ist doch kein muss und dafür gibt es im Winter doch auch genügend Alternativen für unsere Küken

Und Du als alter Züchter weisst doch auch, wie viele Züchter Anfang Januar schon ihre ersten Küken zum Beringen haben - manche davon sind denn schon im Nov. geboren! Eben um für die ersten Schauen im Oktober genügend ausgewachsene Hähne zu haben. Für die Hennen ist die frühe Geburt nicht so wichtig

Lonox
15.10.2013, 13:56
@Hein
Mit genau diesen Aussagen unterstreichst du die Motivation von Ernst...

kajosche
15.10.2013, 14:33
holdrio

@ernst
einer der besten beiträge. ich kann dir hier nur zustimmen.

grüße

Ernst
15.10.2013, 14:45
Denn sag Du mir doch jetzt mal, was da so erschreckend ist??
Oder was da jetzt im Herbst schief gehen kann??
Aber bitte jetzt nicht - längere Tage und mehr Insekten und Grünzeugs im Frühjahr!! Da wissen wir "Alten" doch alle, das das nicht das Problem nicht ist und nicht sein kann.

Hallo hein,

wir "Alten" haben offensichtlich ein unterschiedliches Verständnis davon, was ein Problem sein kann und was nicht. Und auch wenn Du mich darum bittest, nicht mit den längeren Tagen zu kommen, kann ich Dir das nicht ersparen. Es ist nun mal so, dass Tageslicht- und Tagessonnenmenge Einfluss auf den Stoffwechsel, und somit auf die Entwicklung von heranwachsenden Tieren haben.


Und Du als alter Züchter weisst doch auch, wie viele Züchter im Dezember schon ihre ersten Küken haben! Eben um für die ersten Schauen im Oktober genügend ausgewachsene Hähne zu haben.

Das weiß ich durchaus. Es ist zwar eher Januar oder Februar als Dezember, wenn die Küken bei den "Frühbrütern" schlüpfen, aber sei es drum. Es ist allerdings ein gewaltiger Unterschied, ob eine Glucke sich im September entschließt eine Herbstbrut zu machen, oder ein Züchter zu Weihnachten Eier in die Brutmaschine legt. Bei der Herbstbrut schlüpfen die Küken im Oktober und wachsen in den Winter herein. Wenn das Frühjahr beginnt, sind sie Junghennen, die bereits mit dem Legen anfangen. Bei den Frühzüchtern, zu denen ich übrigens auch gehöre, schlüpfen die Küken in der Regel zwischen Mitte Januar und Anfang Februar. Sie kommen in eine auf 35°C temperierte Aufzuchtbox. Nach einer Woche werden sie gegen Kokzidiose geimpft. Da es drei Wochen dauert bis sie vernünftig dauerimmunisiert sind. Vorher können sie die Aufzuchtbox nicht verlassen. Sie kommen dann mit knapp 5 Wochen in einen Stall mit Wärmeplatte und Zugang zum Auslauf. Es ist Anfang März, es gibt dann schon mal den Einen oder Anderen sonnigen Tag, und die Vegetation kommt wieder in Gang. Die Küken sind mittlerweile so weit befiedert, dass sie auch bei kühleren Temperaturen immer mal wieder raus können. Sicher wäre noch besser wenn sie vom ersten Tag an bei 20°C nach draußen könnten. Aber das würde wegen der Kokzidiose Impfung auch im Mai nicht gehen, weil dann die Immunisierung nicht gewährleistet wäre. Aber sie haben trotzdem die Möglichkeit, den größten Teil ihrer Entwicklungsphase im Freien, bei ausreichend Tageslicht und Sonne zu verbringen. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil gegenüber den im Oktober geschlüpften Küken.

MfG

Ernst Niemann

Freddy
15.10.2013, 14:58
Hallo Ernst, Danke für Dein Eingangspost. So einige Dinge waren auch mir nicht klar, z.B. was die genetische Fixierung betrifft. Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Ich muss hinzufügen, dass ich weder züchte, noch Mixe habe. Im Gegenteil, mir waren rassereine Tiere & BE lieber.
Zu Beginn meiner Hühnerhaltung war ich der Ansicht, Naturbrut sei besser. Ausschließlich aus dem Grund, weil es schön war, die Glucken mit den Küken zu sehen. Ich bestreite nicht, dass die Glucke den Küken das fressen beibringt & sie beschützt. Aber mehr tut sie eigentlich auch nicht.
Dann kamen unsere Pfauen & Fasanen (hab heute keine mehr) & damit die Ammen-und Kunstbrut.

Zum Ende hin habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kunstbrut einfach sicherer ist. Unser Fasanenzüchter in Erfurt brütet seit letztem Jahr ausschließlich in Kunstbrut, die er vorweg wehement ablehnte.

Er riet mir von Kunstbrut ab & zur Ammenbrut, kannte er doch nicht die inzwischen doch stellenweise sehr guten Motorbrüter.

Auch wir haben Fehler gemacht & mein Männe hat beim Schlupf geholfen. Es starb trotzdem.

Ich bin mit Dir einer Meinung, dass es hier viele Dinge zu lesen gibt, wo einem die Haare zu Berge stehen. Da ich auch schon öfter Rüffel von oben bekam (wegen rüder Ausdrucksweise), antworte ich kaum noch. Wozu auch? Um mich rumzustreiten oder als Motzkopf dazustehen? Es sind doch noch junge Leute, die Erfahrungen machen müssen so in Etwa... .

@all
Was aber das Alter betrifft, so muss es nicht zwangsläufig bedeuten, dass so mancher user jenseits der 40 "ein alter Hase" sei & somit Profi. Lebenserfahrung hat keinen Wert. Sie ist für jeden selbst da, muss aber nicht zwangsläufig für andere gelten. Und somit wird oft suggeriert, dass man doch schon seit Jahren ach was.. Jahrzehnten Erfahrung & Ahnung hat. Und beide sind richtig & gültig. Dies bezieht sich nicht nur auf Geflügelhaltung. So manch einer mag da was drauf haben, ist aber ne menschliche Tragödie.

Liebe Grüße Katja

colourfuls
15.10.2013, 15:09
Und entwickelt man sich nicht zum erfahrenden Hühnerhalter? Man ist es doch nicht automatisch.
Und man macht seine guten und schlechten Erfahrungen, hoffentlich nicht zu Lasten der Tiere.

Für mich stand im ersten Jahr der Hühnerhaltung fest, Küken mussen her und natürlich in Naturbrut.
Ohne nachzudenken, was mit den Hähnen passieren soll. Und so habe ich naiv wie ich war, meine beiden Jungs versucht unterzubringen. Heute weiss ich, es funktioniere so nicht.

Jetzt bin ich weiter, züchte für "meine Küche"!
Habe mich so als Nutztierhalter entwickelt.
Wenn auch nur ganz klein!!

Edda25
15.10.2013, 15:53
@all
Was aber das Alter betrifft, so muss es nicht zwangsläufig bedeuten, dass so mancher user jenseits der 40 "ein alter Hase" sei & somit Profi. Lebenserfahrung hat keinen Wert. Sie ist für jeden selbst da, muss aber nicht zwangsläufig für andere gelten. Und somit wird oft suggeriert, dass man doch schon seit Jahren ach was.. Jahrzehnten Erfahrung & Ahnung hat. Und beide sind richtig & gültig. Dies bezieht sich nicht nur auf Geflügelhaltung. So manch einer mag da was drauf haben, ist aber ne menschliche Tragödie.Liebe Grüße Katja

Das sehe ich genauso. Und auch Sachen die jahrzehntelang oder vielleicht noch länger gleich gemacht wurden und werden müssen nicht unbedingt richtig sein! Als Milchkuhbesitzerin sehe ich das in der Kälberhaltung und Fütterung (wo meine SchwieMu ständig Kommentare abgibt wie man das "früher" gemacht hat) und die Anbindehaltung von Kühen finde ich auch völlig out. Trotzdem gibt es genug lebenserfahrene Bauern die da heute noch drauf beharren.

Allgemein - wie ich schon gesagt habe will ich ja nicht anzweifeln dass Punkt 1-4 bei Ernst einfach Tatsachen sind. Aber in der Mathematik ist klar: 5+5 gibt 10, und keine andere Variante ist drin.
In der tierischen Natur gibt es da einfach mehr Spielraum, und eine Glucke brütet halt auch mal im Spätherbst. Überlässt man sie sich selber, bringt sie vielleicht einige Küken durch, vielleicht nicht. Hilft man etwas mit Wärme und Unterschlupf nach, verschieben sich eben die Ergebnisse. Den Großteil der Hobbyhuhnhalter oder Hobbyvermehrer muss man deswegen trotzdem nicht als halbwissende Idioten darstellen. Ich finde das überheblich, und Fehler macht jeder mal. Wobei das ja auch eine Definitionssache ist, was ein Fehler ist!

Lonox
15.10.2013, 16:42
@Edda25
[...und eine Glucke brütet halt auch mal im Spätherbst.]

Um bei deiner landwirtschaftlichen Verknüpfung zu bleiben:
Du könntest auch aktuell versuchen Heu zu ´machen´. Vielleicht verschieben sich die Ergebnisse.
Ob das ein Fehler ist, bleibt dennoch Definitionssache.

Edda25
15.10.2013, 17:17
@Edda25
[...und eine Glucke brütet halt auch mal im Spätherbst.]

Um bei deiner landwirtschaftlichen Verknüpfung zu bleiben:
Du könntest auch aktuell versuchen Heu zu ´machen´. Vielleicht verschieben sich die Ergebnisse.
Ob das ein Fehler ist, bleibt dennoch Definitionssache.

Ich könnte Heu machen - wir haben eine Trocknung. Ich glaube nicht dass wir hier nun das Gehirn von Mensch und Tier vergleichen sollten. Die Glucke denkt eben nicht weiter. Irgend einen Unterschied zwischen Mensch und Tier gibt es wohl doch. Sonst wären die letzten paar 1000 Jahre wohl für die "Katz" gewesen... Ist natürlich auch von Mensch zu Mensch verschieden.

eierdieb65
15.10.2013, 17:28
Ganz böse Frage:
Die schwangeren Frauen und Mädchen haben ALLE weitergedacht, als sie ...... und dann UUPPSSS, warum bloß ich? (Der Gatte steril, die Frau schwanger :o, 14 und Mami, einfach heute allein,etc haben sicher beim F... an die Zukunft gedacht)
JAJA wir sind ja alle so viel weitsichtiger als Hühner :laugh

lg
Willi

tschuldige Ernst, wollte deinen Thread nicht stören, aber ...

Einstein
15.10.2013, 18:02
Hallo Ulrike,
wie kommst Du um Himmels Willen darauf, dass ich mit Meinem Beitrag erreichen wollte, dass sich irgend jemand nicht mehr äußern soll? Die Aussage war, dass viele Aussagen anders ausfallen würden, wenn man diese grundlegenden Abläufe kennen und verstehen würde. Du kannst mir auch glauben, dass ich mir die Antworten, die ich hier auf Fragen gebe, durchaus überlege. Das sind durchaus keine Reflexe, die immer aus der gleichen Standardschublade gezogen werden. Ebenso wenig verstehe ich mich als Front, an der Frager automatisch, früher oder später anecken. Ich erwarte allerdings in Diskussionen, dass mein Gegenüber Behauptungen nur dann in den Raum stellt, wenn sie sich auf Fakten gründen. Mit "Weisheiten" die Je nach Vorstellungsfähigkeit des Einzelnen im hohlen Bauch zusammengestrickt werden kann ich nichts anfangen.

MfG

Ernst Niemann








Hallo Ernst,

wie gesagt, es war nicht auf Dich persönlich bezogen, meine Frage.
Es war ein Gedankenhinweis, wenn ich keine Erfahrung habe (habe ich ja nicht wirklich), dann lese ich hier, lerne, treffe eine eigene Entscheidung, und wenn ich mit der gut fahre, dann teile ich die Erfahrung mit.
Da es hier schon "Fronten" gibt, das meine ich nicht kriegerisch, ecke ich an der einen oder der anderen Front an.
Das Schöne ist ja, das es hier viele Meinungen gibt. Die eine ist u.U. nicht schlechter als die andere, da ja auch zwei verschiedene Ideen, durchaus, das gleiche Ziel erreichen können.
Meist traue ich mich ja auch, mitzureden.


Ein kleiner Tipp, ich rede und schreibe viel entspannter als Du mich manchmal interpretierst!! :)


LG Ulrike

kniende Backmischung
16.10.2013, 08:20
Ich könnte Heu machen - wir haben eine Trocknung. Ich glaube nicht dass wir hier nun das Gehirn von Mensch und Tier vergleichen sollten. Die Glucke denkt eben nicht weiter. Irgend einen Unterschied zwischen Mensch und Tier gibt es wohl doch. Sonst wären die letzten paar 1000 Jahre wohl für die "Katz" gewesen... Ist natürlich auch von Mensch zu Mensch verschieden.

Vorsicht! Schau dich doch mal um - nur in Bezug auf Natur und Umwelt - wie "toll" wir uns entwickelt haben!
Und, es kommt darauf an, was man als Weiterentwicklung betrachtet!

Wir sind die besten und nachhaltigsten Zerstörer unserer Umwelt geworden und - das Grausamste, was rumläuft! Und zwar genau weil wir ein ausgeprägtes Bewusstsein haben, für alles, was mit uns und um uns herum passiert!
Wir tun wahrlich, was wir können ... :-X

Und was Tiere gedankentechnisch leisten können war gestern Abend im WDR zu sehen. Ein Neurobiologe und Philosoph sagte da, dass man vom neurobiologischen Standpunkt aus in den letzten 10 Jahren von einer Ohnmacht in die andere fällt, was so alles raus gekommen ist, was das tierische Gehirn zu leisten in der Lage ist! Und das auch in Bezug auf Beziehungen untereinander - man hätte es nie für möglich gehalten, dass Tiere so intensive Beziehungen zueinander haben können, auch im negativen Sinne.
Sie sind in der Lage, sich auch noch nach Jahren an andere zu erinnern, mit denen sie beispielsweise aufgewachsen sind. Selbst, wenn sie sie danach nie wieder gesehen haben.

Du weißt also im Grunde nicht, was die Henne für die Küken bedeutet und ob Futter-zeigen das Einzige ist, was sie ihnen mitgibt ...

LG Silvia