PaterZwieback
10.07.2006, 13:23
Link (http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/panorama/panorama/?em_cnt=923446)
Vogelgrippe ist nicht aus der Welt
Die Vogelgrippe ist zwar aus den Schlagzeilen, aber nicht besiegt. Die EU-Kommission bereitet sich daher weiter sehr ernsthaft auf den Notfall vor - eine Pandemie.
Vogelgrippe in Europa
Brüssel - "Die gute Nachricht lautet: Die Welle der Tierinfektionen ist im Laufe des Frühjahrs abgeebbt", meldet Zsuzsanna Jakab. Die Direktorin des Europäischen Zentrums für Seuchenprävention erinnert zudem daran, dass in den Fällen, in denen sich Menschen angesteckt haben, fast immer ein intensiver Kontakt mit Vögeln nachgewiesen werden konnte, wie er in Europa eigentlich nicht üblich ist. "Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht", sagt Jakab. In den meisten Fällen, in denen sich Menschen trotzdem mit dem Tiervirus infizierten, starben sie. 130 Tote seien bislang zu beklagen, neun davon in Europa.
Die Chefin des EU-Seuchenamts sieht deshalb keinen Grund, Gefahren klein zu reden. Das Vogelgrippe-Virus H5N1 habe nach wie vor "das Potenzial, um eine Pandemie auszulösen". Denn solange es in Afrika und Asien umgehe, gebe es wegen des Vogelflugs kaum Hoffnung, das Virus aus Europa fernzuhalten, sagt der Chefberater der Weltgesundheitsorganisation, Paul Gully. Diese Einschätzung wurde bereits gestern Nachmittag bestätigt, als spanische Behörden einen Wildvogel mit H5N1-Verdacht meldeten.
Die Experten warnen, das Virus könne irgendwann zu einem von Mensch zu Mensch übertragbaren Krankheitserreger mutieren und sich in Windeseile verbreiten - so wie 1918 die spanische Grippe, 1957 die Asiengrippe und elf Jahre später die Honkong-Seuche.
Auf eine solche Pandemie sei Europa mittlerweile besser vorbereitet, lautet die Botschaft von Robert Madelin. Der zuständige Generaldirektor der EU-Kommission führt zum Beleg mehrere Krisen-Managementsysteme an, die sich nicht nur auf Impfungen und Behandlungen infizierter Patienten beschränken. Madelin sagt für den Fall der Fälle gar voraus, dass der eigentliche Gesundheitsschutz noch zu den einfacheren Aufgaben zähle. Das Problem sei vielmehr, dass das gesellschaftliche Leben zusammenbrechen könne. Das hätten die Erfahrungen mit der Seuche Sars in Asien gezeigt, wo übliche Dienste und Tätigkeiten nicht mehr nachgefragt wurden. Es habe sich gezeigt, dass die Menschen schon recht bald wieder zur Arbeit gingen. "Nur ins Kino, Schwimmbad oder auf Reisen will niemand mehr", so Madelin.
In Europa sei noch nicht allen Bürgern klar, was gefährlich ist und was harmlos. Eine Umfrage bei mehr als 25 000 EU-Bürgern zeige Wissenslücken. So glauben 18 Prozent leichtsinnigerweise, sich nicht mit Vogelgrippe anstecken zu können, wenn sie tote Tiere berühren. Elf Prozent halten fälschlicherweise die saisonale Grippeimpfung für ein wirkungsvolles Mittel gegen H5N1. 28 Prozent wiederum fürchten, sich anzustecken, wenn sie Grillhähnchen oder heiße Geflügelsuppe essen - diese Angst ist unbegründet.
Bemerkenswerterweise hat nicht einmal jeder fünfte EU-Bürger wegen der Vogelgrippe seine Essgewohnheiten geändert. Rund 80 Prozent der Befragten geben an, sie würden genauso viele Broiler verspeisen wie vor einem halben Jahr und auch genauso viele Eier. Detlef Fechtner
Vogelgrippe ist nicht aus der Welt
Die Vogelgrippe ist zwar aus den Schlagzeilen, aber nicht besiegt. Die EU-Kommission bereitet sich daher weiter sehr ernsthaft auf den Notfall vor - eine Pandemie.
Vogelgrippe in Europa
Brüssel - "Die gute Nachricht lautet: Die Welle der Tierinfektionen ist im Laufe des Frühjahrs abgeebbt", meldet Zsuzsanna Jakab. Die Direktorin des Europäischen Zentrums für Seuchenprävention erinnert zudem daran, dass in den Fällen, in denen sich Menschen angesteckt haben, fast immer ein intensiver Kontakt mit Vögeln nachgewiesen werden konnte, wie er in Europa eigentlich nicht üblich ist. "Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht", sagt Jakab. In den meisten Fällen, in denen sich Menschen trotzdem mit dem Tiervirus infizierten, starben sie. 130 Tote seien bislang zu beklagen, neun davon in Europa.
Die Chefin des EU-Seuchenamts sieht deshalb keinen Grund, Gefahren klein zu reden. Das Vogelgrippe-Virus H5N1 habe nach wie vor "das Potenzial, um eine Pandemie auszulösen". Denn solange es in Afrika und Asien umgehe, gebe es wegen des Vogelflugs kaum Hoffnung, das Virus aus Europa fernzuhalten, sagt der Chefberater der Weltgesundheitsorganisation, Paul Gully. Diese Einschätzung wurde bereits gestern Nachmittag bestätigt, als spanische Behörden einen Wildvogel mit H5N1-Verdacht meldeten.
Die Experten warnen, das Virus könne irgendwann zu einem von Mensch zu Mensch übertragbaren Krankheitserreger mutieren und sich in Windeseile verbreiten - so wie 1918 die spanische Grippe, 1957 die Asiengrippe und elf Jahre später die Honkong-Seuche.
Auf eine solche Pandemie sei Europa mittlerweile besser vorbereitet, lautet die Botschaft von Robert Madelin. Der zuständige Generaldirektor der EU-Kommission führt zum Beleg mehrere Krisen-Managementsysteme an, die sich nicht nur auf Impfungen und Behandlungen infizierter Patienten beschränken. Madelin sagt für den Fall der Fälle gar voraus, dass der eigentliche Gesundheitsschutz noch zu den einfacheren Aufgaben zähle. Das Problem sei vielmehr, dass das gesellschaftliche Leben zusammenbrechen könne. Das hätten die Erfahrungen mit der Seuche Sars in Asien gezeigt, wo übliche Dienste und Tätigkeiten nicht mehr nachgefragt wurden. Es habe sich gezeigt, dass die Menschen schon recht bald wieder zur Arbeit gingen. "Nur ins Kino, Schwimmbad oder auf Reisen will niemand mehr", so Madelin.
In Europa sei noch nicht allen Bürgern klar, was gefährlich ist und was harmlos. Eine Umfrage bei mehr als 25 000 EU-Bürgern zeige Wissenslücken. So glauben 18 Prozent leichtsinnigerweise, sich nicht mit Vogelgrippe anstecken zu können, wenn sie tote Tiere berühren. Elf Prozent halten fälschlicherweise die saisonale Grippeimpfung für ein wirkungsvolles Mittel gegen H5N1. 28 Prozent wiederum fürchten, sich anzustecken, wenn sie Grillhähnchen oder heiße Geflügelsuppe essen - diese Angst ist unbegründet.
Bemerkenswerterweise hat nicht einmal jeder fünfte EU-Bürger wegen der Vogelgrippe seine Essgewohnheiten geändert. Rund 80 Prozent der Befragten geben an, sie würden genauso viele Broiler verspeisen wie vor einem halben Jahr und auch genauso viele Eier. Detlef Fechtner