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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Elstern Gefahr für Küken?



sokka
09.04.2013, 07:41
In diesem Jahr scheint sich ein Elsternpaar bei uns ansiedeln zu wollen. Bislang brüteten Krähen in den Tannen in der Nähe des Hauses, die die Elstern aus ihrem Revier vertrieben haben. Leider hat der Waldbauer die Tannen abgesägt, was die Krähen ein ganzes Stück weiter getrieben hat. Somit ist das Feld frei für die Elstern. Ansich mag ich diese hübschen Vögel, aber ich mache mir ein wenig Sorgen um meine Küken. Sie sollen ja nach draußen gehen dürfen (sobald dieser Winter sich endlich mal verzieht). Dann sind sie zwar schon nicht mehr ganz so klein, aber vermutlich noch klein genug, um interessant für die Elstern zu sein. Vernetzen kann ich das Kükengehege nicht, weil hohe Sträucher drin stehen.
Um die zahlreich bei uns brütenden Singvögel täte es mir natürlich ebenso leid, wenn die Elstern sie ausräubern.
Kann man Elstern vertreiben ohne sie zu töten?
Bei uns brütet schon seit Jahren ein Turmfalkenpaar. Sind die evtl. ein Feind, der den Elstern das Ansiedeln vermiesen könnte?

Gruß
Marion

Hühnermamma
09.04.2013, 10:16
Ich traue den Elstern und Krähen nicht soweit ich spucken kann. Mein Kükengehege für die Ente war Fort Knox. Ich denke, Elstern sind viel zu intelligent, um sich dauerhaft vergrämen zu lassen. Ob sie sich vom Turmfalke schrecken lassen - keine Ahnung. Kannst Du das Gehege nicht etwas verkleinern und dann übernetzen?

Nopi
09.04.2013, 10:22
Moin,

ja, sind sie.

Bei solchen Fragen hilft Wiki sehr gut weiter.

Elstern nehmen das ganze Jahr über sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung auf. Die Nahrung besteht aus Insekten sowie deren Larven, Würmern, Spinnen und Schnecken. Zudem frisst die Elster kleine Wirbeltiere bis zu der Größe einer Feldmaus, beispielsweise Amphibien, Echsen, Kleinsäuger, Nestlinge und Eier sowie kleinere Vögel. Außerdem frisst sie das ganze Jahr über Aas. Früchte, Sämereien und Pilze bilden insbesondere im Herbst und im Frühling Bestandteile ihrer Nahrung. Unverdauliches wird in Form von Speiballen ausgeschieden. (http://de.wikipedia.org/wiki/Elster#Nahrung_und_Nahrungserwerb)

Küken würde ich nicht ungeschützt raus lassen.

Gruß
Stefan

hühnerleiter
09.04.2013, 10:56
Bei mir sind Elstern das größte Problem welches ich bei der Tierhaltung habe.
Sie lassen kein Ei und erst Recht kein Kücken unbehelligt.
Da meine Enten draußen in Nistkästen legen ist dies ein großes Problem und sie können einem den Spass an der Tierhaltung gründlich vermiesen.
Wird ein Jahr lang mal die Elsterndezimierung (Nds., hier ist das Schießen der Elstern in den Jagdzeiten erlaubt) vernachlässigt so hab ich kaum eine Chance Entenkücken zu ziehen, da sie sämtliche Eier aus den Gelegen räubern.

Rosie
09.04.2013, 11:37
Hier bei mir klauen die Elstern sogar das Hundefutter aus dem Napf - trotz zweier Hunde und meiner fünf Katzen. Die sind so clever, dass ich das eigentlich schon wieder bewundere.

Laura
09.04.2013, 11:39
Hallo Marion,
die größte Gefahr für meine Küken sind die Elstern! Durch ihre heimtückische Jagdstrategie hat auch eine führende Glucke keine Chance. Elstern jagen immer zu zweit! Eine turnt sichtbar und hörbar in den Büschen oder auf dem Boden rum. Die Zweite wartet auf die Chance schnell zuzuschlagen. Entweder greift sie sich das Küken sofort oder sticht die Augen aus, bei mehreren Küken. Wenn die erste Elster der Glucke immer näher kommt, geht diese in den Angriff über und läßt die Küken allein und somit ist der Weg für die Zweite frei. Kleine Küken ohne Glucke kann ich hier nicht eine Minute ohne Schutz lassen. Im Alter von 8 Wochen erst kann ich sie ohne Aufsicht frei laufen lassen.
Zu den Turmfalken: Elstern räumen auch das Nest aus, wenn die Falken nicht achtpassen. Ein Turmfalke greift keine Elster an, eher umgekehrt.
Gruß, Laura

sokka
09.04.2013, 16:58
Oh je, dann sind ja auch unsere Falken gefährdet! Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Dann müssen wir uns doch wirklich eine Strategie überlegen. Bis dahin muss ich den Kükenauslauf irgendwie sichern. Keine Ahnung, wie. Mal sehen.

Gruß
Marion

Hühnermamma
09.04.2013, 20:03
Wieviele Küken hast Du denn? Das war mein Auslauf: http://www.huehner-info.de/forum/attachment.php?attachmentid=40823&d=1300632532

pladdibau
09.04.2013, 20:39
[QUOTE=Nopi;905199]Moin,

ja, sind sie.

Bei solchen Fragen hilft Wiki sehr gut weiter.

Elstern nehmen das ganze Jahr über sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung auf. Die Nahrung besteht aus Insekten sowie deren Larven, Würmern, Spinnen und Schnecken. Zudem frisst die Elster kleine Wirbeltiere bis zu der Größe einer Feldmaus, beispielsweise Amphibien, Echsen, Kleinsäuger, Nestlinge und Eier sowie kleinere Vögel. Außerdem frisst sie das ganze Jahr über Aas. Früchte, Sämereien und Pilze bilden insbesondere im Herbst und im Frühling Bestandteile ihrer Nahrung. Unverdauliches wird in Form von Speiballen ausgeschieden. (http://de.wikipedia.org/wiki/Elster#Nahrung_und_Nahrungserwerb)

Trau dem Wiki nicht! Bei uns strolchen seit ein paar Tagen drei Elstern herum. Heute Abend hat mir unser Nachbar erzählt, dass die Elstern seine brütende Laufente aufgejagt und die Eier ausgepickt hätten. Ich konnte mich selbst davon überzeugen. Elstern sind Raubvögel mit charakterlosem Futterinstinkt!

Okina75
09.04.2013, 21:40
Hy!

Ich kenne eine Art mich noch viel charakterloserem nicht nur Futterinstinkt. Dreimal darfste raten, welche ;)!

Soll ich mal sagen, warum ich staune?
Ich habe auch ein besetztes Elsternnest direkt neben dem Grundstück, das ist keine 60 m vom Haus und damit dem Hühnerstall entfernt. Und ich hatte letztes Jahr aber auch nicht einen einzigen Verlust an den Küken, die das Nest verließen...
Und das ganz ohne Auslaufbeschränkung, Übernetzung und pipapo.
Wie dieses?
Ich habe die Glucke mit den Küken einfach rausgelassen, wenn entweder jemand zuhause war und ein Auge haben konnte, oder der Hahn nebst Truppe auch draußen war...
So lange, wie niemand kucken konnte, blieben sie drin (Garage zum Gluckenstall umfunktioniert, dem Auto tut's nicht weh, wenn's mal draußen schlafen muss), und so habe ich nicht weniger als 14 Küken von 4 Glucken völlig verlustfrei durch Räuber groß bekommen...
Und letztes Jahr war's heftig mit den Eichelhähern, neben den Elstern, Krähen, Katzen, Mardern, Bussarden, Turmfalken, Rotmilanen, Wieseln, was wir hier alles im und ums Dorf rumzuwuseln haben...

Man darf seine Tiere eben nicht quasi komplett über Stunden ungeschützt sich selber überlassen, dann haben auch Prädatoren keine Chance...

Hühnerleiter: Sorry, wenn ich Dir hier mal heftig widerspreche, aber diese Phrase mit den ganz bösen Rabenvögeln, die man nur per Flinte in Zaum halten kann, kann ich nicht mehr hören... Klar sind die schlau und gehen auf alles, was sie kriegen können...
Aber a) Sind wir denn anders?
b) Dann musst Du die Enten irgendwie besser schützen...

Grüße,
Andreas

PS: Und damit nicht genug, hatten wir letztes Jahr sogar mindestens vier erfolgreiche und ausgeflogene Singvogelbruten auf dem Grundstück, direkt unter den Augen der nimmersatten und charakterlos agierenden Elstern...
Das einzige Nest, das geplündert wurde, war der Marder am Amselnest im Ilex. Der hat die Amselhenne aber auch gleich mitgefressen, wie eine im Herbst gefundene Rupfung in der Scheune veranschaulichte...

hühnerleiter
09.04.2013, 21:58
Hallo Okina,

ich zähle hier auf dem Grundstück teilweise bis zu 15 Elstern zeitgleich.
Dies finde ich eindeutig zu viel. Die Elster ist ein Kulturfolger, welcher gerade im siedlungsnahen gehäuft vorkommt.
Ich unterstelle der Elster keine Böhswilligkeit, jedoch sollte ihr Besatz angemessen sein.
Bei 15 Individuen auf einem Grundstück kann man nicht mehr von einem angemessenen Besatz sprechen.
Hier haben die verschiedenen Singvögel kaum eine Chance ihre Brut großzuziehen.
Die Enten halte ich ganzjährig draußen.
Sie haben viel Platz und legen ihre Eier in Nistkästen ab.
Leider werden diese sofort von den Elstern erbeutet.
Ein Pärchen Elstern wären ja vollkommen Ok, aber nicht dieses geballte Auftreten welches andere Arten völlig dominiert.

Okina75
09.04.2013, 23:06
Hy!

Dann hast Du da einen Nichtbrüter- oder Junggesellentrupp, und der Besatz ist auf Deinem Grundstück ganz sicher unangemessen, stimmt.
In der weiteren Umgebung als ganzer aber ist er angemessen, denn es wird sicher nicht auf jedem Stück, das Deinem Grund entspricht, ebenfalls ein 15er Pack Elstern sein Unwesen treiben. Und diese Gesamtheit musst Du sehen, nicht nur das aktuelle kleinere Stück, wo sich die gerade rumtreiben.
Und da welche rauszuschießen, ist relativ uneffektiv, weil die sich aus Jungvögeln und verwitweten Altvögeln (die bei Bejagung sicher öfter vorkommen werden...) sofort neu rekrutieren...
Ist ähnlich wie bei manch anderem: Schießt man 5 raus, kommen 10 nach...
Wie sieht es denn baumtechnisch bei Euch aus? Ich frage das, weil sich ohne geeignete Nestbäume sicher auch keine Paare ansiedeln werden, die die Junggesellen zum Deibel jagen...

Mantes
09.04.2013, 23:27
Bei Rabenvögeln also auch Elstern gibt es immer einen sogenannten Crossover ! Was bedeutet, das das gesammte Land in zB. Elstern Brutreviere aufgeteilt ist . Alle unverpaarten Elstern überwachen dieses in Trupps von bis zu 60 Stück ( Crossover ) und warten auf freie Brutplätze ! Bekämpft man nun durch Abschuß die Brutpaare , kommen sofort neue aus dem Verband in das freie Revier nach ! Bekämpft man die marodierenden Trupps , ziehen die Brutpaare überdurchschnittlich viele Jungvögel auf weil nicht bedroht durch die anderen ! Also tust Du was gegen die Elstern werden es mehr ! LG Mantes

sokka
10.04.2013, 13:33
Das sind ja schöne Aussichten! Dann kann ich es ihnen ja nur so ungemütlich machen, wie es geht. Dass sie sich hier gar nicht erst ansiedeln. Sollten sie anfangen, ein Nest zu bauen, werde ich das auf jeden Fall zerstören.

Danke für das Foto von dem Auslauf. Ich habe 13 Küken. Sie sind jetzt 1 1/2 Wochen alt und waren wegen der Temperaturen bislang nicht draußen.

hagen320
10.04.2013, 13:50
Sollten sie anfangen, ein Nest zu bauen, werde ich das auf jeden Fall zerstören.



Das wird nicht einfach, die bauen sehr hoch und wenn man es zerstört sofort neu. Du kannst ja ein Eichhörnchen zähmen und es rauf schicken wenn das Gelege vollständig ist, ein zweites Gelege machen die nicht :cool:
Ich hätte eher angst wegen der Krähen, bei einem Nachbarn holen sie jedes Jahr einige Küken. Bei unserem Schäfer werden auch immer mal wieder Lämmer durch Krähen gekillt.

Gaya
10.04.2013, 14:49
:o Lämmer durch Krähen gekillt?! Wie geht denn das? Ich dachte immer, die Mutter passt da auch mit auf. Das ist ja schrecklich.

Zu den Elstern: Meine Oma hat immer gleich den ganzen Ast abgesägt, wenn sie da am brüten waren :roll
Aber wie Hagen schon schrieb, vertreiben haben sie sich nicht lassen. Dann halt auf einem anderen Ast. Den wollte meine Omi dann auch gleich absägen. Ich glaube die hätte den ganzen Baum (eine sehr alte und sehr sehr hohe Buche) abgeholzt, wenn wir sie nicht aufgehalten hätten. :laugh

hagen320
10.04.2013, 15:12
:o Lämmer durch Krähen gekillt?! Wie geht denn das? Ich dachte immer, die Mutter passt da auch mit auf. Das ist ja schrecklich.

Darüber gab es auch schon mal einen Fernsehbeitrag, die kommen in der Gruppe, hacken die Augen aus und gehen dann von hinten das Lamm an.
Bei dem Nachbarn waren es Entenküken aus Naturbrut und trotzdem haben es die Krähen geschafft.

Bollenfeld
10.04.2013, 17:11
:o Lämmer durch Krähen gekillt?! Wie geht denn das? Ich dachte immer, die Mutter passt da auch mit auf. Das ist ja schrecklich.



Es gibt Gegenden, da kann man nicht mehr auf der Wiese ablammen lassen. Wenn die Lämmer 5 - 7 Tage alt sind, dann passiert nichts mehr.

Gaya
10.04.2013, 18:35
:aaa Boah, wie fies. So hätte ich die Viecher gar nicht eingeschätzt.
Okay, Küken und sowas in der Größe ja, aber ein Lamm. Okay, wieder was dazu gelernt. Also sollte ich mal Schafe haben, weiß ich Bescheid.

hühnerleiter
10.04.2013, 20:34
@ Mantes

Die Theorie der Selbstregulierung ist mir sehr wohl bekannt.
Jedoch ist es nicht mehr als eine Theorie. Eine Bejagung ist sehr wohl geeignet die Besätze abzusenken.
Dies zeigen nicht zuletzt auch die eigenen Erfahrungen.
Die Aussage, dass eine Bejagung der Vögel letztlich zu einem steigenden Besatz führen soll halte ich für schlichtweg unserios!

hühnerleiter
10.04.2013, 20:58
Nachtrag:

Eine ähnliche Theorie gibt es im Übrigen auch bei der Fuchsbejagung.
Aber auch hier zeigt die Praxis das eine großflächig angelegte und nachhaltige Bejagung im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten durchaus die Fuchsbesätze spürbar absenkt.

hühnerleiter
10.04.2013, 21:27
hierzu noch ein Link der Wildforschungsstelle Baden- Württemberg der zwar vornehmlich auf die Fuchsbejagung abzielt, der aber auch die Rolle der Prädatoren auf Beutetiere im Allgemeine erläutert.
Hier werden in einem Punkt eben auch die Rabenvögel genannt.

http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB//show/1106274/WfsM2004_1.pdf

Mantes
12.04.2013, 20:59
Hühnerleiter!
Es ist leider keine graue Theorie mit den Rabenvögeln ! Hier im Osten unserer Republik war es bis zur Wende so, daß für Jäger als Anreiz 4Mark für einen rechten Elsternfuß gezahlt wurde, um den Bestand zu dezimieren ! Der Erfolg war sehr kurz (was deinen Bericht bestätigt ). Schon ein Jahr nach der Wende beobachtete ich eine Extreme Zunahme der Elsternpopolation, mit bis zu 60 Vögeln im Verband , die durch die hier ansäßigen Kleingartengebiete marodierten ,um Jungvögel zu erbeuten ! Die Abschuß Aufforderung im Osten war erfolgt um den Kamingimpel zu retten, der in der Küstenregion heimisch war !
Mit anderen Worten 1989 keine Elster mehr zu sehen - 1991 60 auf einem qkm ! Also auf Dezimierung erfolgt massenhafte Vermehrung !
Der Nabu schreibt heutzutage das alles Quatsch wäre und Elstern den Singvogelpopolationen nicht schaden usw. aber Kamingimpel sind weg !

acer
12.04.2013, 21:39
Einem Bekannten hat das Elsternvolk mal 10 Gössel auf einmal gemeuchelt. Mir haben sie vor zwei Jahren immer wieder Eier geklaut. Jetzt habe ich einen anderen Stall und sie haben den Zugang noch nicht gefunden..fragt sich wann sie es raushaben >:(

Okina75
12.04.2013, 23:03
Hy Mantes!

Wenn Du schon rüffelst, dann bitte mit dem nötigen Background ;).
Der Karmingimpel hat in Mitteleuropa/ Deutschland des Westrand seines Verbreitungsgebietes, und kommt/ kam hier vor allem aufgrund von mehreren Ausbreitungswellen vor, ähnlich, wie sie die Türkentaube gemacht hat... Seit etwa Ende der 1980er/ Anfang der 1990er Jahre aber stagniert diese Zuwanderung aus dem Hauptverbreitungsgebiet der Population (quasi das gesamte Russland bis nach Kamtschatka).
Und wie das mit Populationen an den Rändern der Verbreitungsgebiete so ist, sind die dort relativ kleinen Vorkommen zum Erhalt auf steten Zuschub aus den Hauptverbreitungsgebieten angewiesen, um weiter bestehen zu können. Die bleiben aber aus, also verschieben sich auch die Ränder des Verbreitungsgebietes wieder nach Osten.
Das ist ein ganz und gar normaler und natürlicher Vorgang, der aber auch gar nichts mit dem Wirken der Elster zu tun hat. Die Karmingimpel waren nämlich nie derart häufig, dass die Elstern es im speziellen auf die abgesehen hätten, zumal Karmingimpel auch ein Habitat bewohnen, mit dem Elstern so gar nichts zu tun haben, nämlich vorwiegend feuchten bis mäßig trockenen Laubwald, lockere Bewaldung und Strauchbewuchs in Mooren oder Verlandungszonen an Gewässern, und sie benötigen in jedem Falle einen sehr guten, artenreich strukturierten Gebüschbewuchs.
Alles Habitate, in denen Elstern nur äußerst sporadisch und selten vorkommen, wenn überhaupt, und wenn man sich die Lebensraumansprüche mal so ankuckt, und sich den Wandel der Landschaftsnutzung nach 1990 ankuckt, hm, da finde ich, könnte man schon auf den Gedanken kommen, dass hinter dem Wieder- Verschwinden des Karmingimpels doch erheblich mehr steckt als nur singvogelausrottende Elstern ;).
Welcher einigermaßen große See zB ist heute völlig frei von jeglicher Nutzung, bzw. so ungestört, dass die Vogelpopulationen dort immer noch ungehindert leben können?
Und selbst jedes Gewässer, dass zu klein zur Nutzung für Boote etc. ist, ist doch heutzutage irgendein intensiv betreuter Angeltümpel oder sonstwie als Habitat nicht mehr ausreichend, oder?

Und noch eines: Ihr zweifelt hier offen die Studien des Nabus an...
Wie weit beruhen denn Eure Schmähungen hier auf wissenschaftlichem Fuße? Oder wie weit nur auf subjektiven Beobachtungen?

Mantes
13.04.2013, 17:38
Hallo Okina 75,
Du bist ja ein großer Karmingimpel-Experte !
Ich rüffel hier gegen Niemanden, oder werde wohl falsch verstanden ! Meine Aussage war im Fazit, lasst alle Vögel (auch Elstern ) flattern wo sie wollen und schießt nicht zwischen rum ! Weil es nichts bringt ! Und genau das entspricht glaub ich der Meinung des Nabu !
Der Karmingimpel brütete hier an der Ostsee im Küstenschutzwald, der ab Steilküste mit Büschen ( Sanddorn, Schlehen etc ) begann und dann mit Laubbäumen ( Pappel, Weide, Ahorn ) weiter ging bis zur Ackerkante ! Also beide im gleichen Habitat ! LG Mantes

Okina75
13.04.2013, 21:13
Hy!

Dann hab' ich Dich in der Tat falsch verstanden, Entschuldigung :).
Wie gesagt jedoch: An der Habitatsgrenze bedarf es gerade bei so relativ kurzlebigen Arten wie dem Karmingimpel kontinuierlichen Nachschubes aus den Gebieten mit positiver Fortpflanzungsbilanz, um bestehen zu bleiben, weil die Habitatsgrenzen ja nicht umsonst welche sind, und der Art nicht mehr die optimalsten Bedingungen bieten.
An den Türkentauben sehen wir ja ganz gut, was im gegenteiligen Falle passiert. Da kommt nichts aus dem nahen Osten nach, wo sie herstammt, und war sie in den 80ern und frühen 90ern quasi überall megahäufig, so scheint sie sich meinen Beobachtungen nach nun auf (relativ mildes) ozeanisches/ subozeanisches Klima zu konzentrieren. So waren in Bremen und auf Rügen quasi das erste, was ich gleich am Morgen nach der Ankunft hörte, balzende Türkentäuber.
Etwas, was ich in Berlin schon seit etlichen Jahren nicht mehr gehört hatte (und ziemlich vermisst hatte, weil ich ja in den 80ern/ 90ern quasi damit groß wurde ^^).
So scheint die Türkentaube hier also besser im ozeanischen Einflussbereich zu gedeihen, während Berlin schon subkontinental ist. Und ebenso scheint der Karmingimpel eher ein Vogel des Kontinentalklimas zu sein, was wir in Deutschland nur recht wenig haben...

Ich denke also, dass die Elstern sicher ihre Rolle spielten, aber die Gimpel schon von sich aus so selten waren, dass sie ohnehin keine wirkliche Chance auf Etablierung hatten.

Ich kenne auch noch ein ganz ähnliches Beispiel mit Geburtshelferkröten hier in der weiteren Umgebung (die auch in NRW ihre nördliche Verbreitungsgrenze haben und ganz bestimmt keinen Nachschub aus dem Hauptverbreitungsgebiet der Art mehr bekommen!) , wo auch Prädatoren wirken, den wirklichen Todesstoß aber das Klima setzt, aber das würde jetzt zu weit in die Weite führen ^^.

Grüße,
Andreas

hagen320
13.04.2013, 22:18
In einer Naturlandschaft mag das alles stimmen, wir haben aber eine Kulturlandschaft die der Mensch völlig verändert hat. In so einer Kulturlandschaft muß zwingend geschossen werden um ein Gleichgewicht zu halten.
Elstern sind Kulturvolger und vermehren sich in Menschnnähe sehr, bei den Krähen ist es nicht anders denn die werden ja mit den Maisbergen an den Biogasanlgen förmlich gefüttert. Die ganzen Kormorane gibt es auch nur weil der Mensch Fischwirtschaft betreibt und die Viecher füttert. Wildschweine vermeheren sich auch nur so stark weil wir den Sch.... Biostrom haben wollen. Wir haben fast alle Feinde der Tiere ausgerottet und ich kenne genug die die Wildtiere auch noch im Winter füttern, ist es da verwunderich das sich intelligente Tiere überdimensional vermehren? Welch ein Glück....bei uns gibt es wenig Krähen undElstern......

Okina75
13.04.2013, 23:24
Hy!


Elstern sind Kulturvolger und vermehren sich in Menschnnähe sehr, bei den Krähen ist es nicht anders denn die werden ja mit den Maisbergen an den Biogasanlgen förmlich gefüttert.
Hm, dafür vermehren sie sich außerhalb der Siedlungsräume quasi fast nicht mehr, womit sich das wieder ausgleicht.
Im übrigen gilt dasselbe auch für alle möglichen Singvögel, deren Dezimierung man den Elstern so gerne ankreidet. Die alle gedeihen im direkten menschlichen Umfeld wesentlich besser als in den eigentlich angestammten Lebensräumen.
Durch die Winterfütterung sind das auch viel zu viele. Da könnte man sich jetzt fragen: Müsste man dann konsequenterweise nicht auch Amseln, Buch- und Grünfinken, Sperlinge, Meisen und Co, schießen, und deren wenige verbliebene Regulatoren nicht lieber schonen, wo's geht ;)?

Im übrigen: Ins Biogas werden die ganzen Pflanzen geschreddert gekippt, frisch und saftig, damit die Bakterien schnell auf Touren kommen. Da ist dann noch nicht/ nicht mehr viel dran, was Krähen fressen könnten.


Die ganzen Kormorane gibt es auch nur weil der Mensch Fischwirtschaft betreibt und die Viecher füttert.
Das ist ziemlich unrichtig.
Vor der intensiven Nutzung durch den Menschen waren unsere Gewässer wesentlich fischreicher (und artenreicher), da gab es mindestens genau so viele Kormorane wie heute. Und schau' mal an den Meeren. Da betreibt kein Mensch Fischwirtschaft (moderne Aquakulturen zähle ich jetzt mal nicht), und dennoch gab es zu Zeiten der weniger intensiven Hochsee- und Küstenfischerei (also vor 1950) an den Meeren Fischfresserschwärme, die nach Hunderttausenden zählten... Und die Fischpopulationen gediehen trotzdem so gut, dass wir sie heute noch ausbeuten können...


Wildschweine vermeheren sich auch nur so stark weil wir den Sch.... Biostrom haben wollen.
Naja, die vermehren sich auch aus anderen Gründen so stark, da ist der intensive Maisanbau nur eine Seite der Medaille. Es darf zwar das ganze Jahr über auf's Schwarzwild angelegt werden (außer führende Bachen), aber effektiv bejagt werden die aufgrund zB Tierschutzvorschriften dennoch nicht.
Auch werden Keiler gestreckt wie nichts, dabei bringen die Bachen die Zuwächse und machen die Rotten die Hauptschäden...
Aber wieder: Würde zu weit in die Weite führen :).