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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bruderhahn



der Zwerg
24.02.2013, 14:34
Hallo
Ich habe mich an einer Unterhaltung zu diesem Projekt http://www.bruderhahn.de/
Hinreisen lassen.
Ich finde es toll wenn es neue Ideen giebt. Aber ich glaube das es nicht möglich ist so viele Hähne zusammenzuhalten. Daher bin ich sehr vorsichtig mit dieser Idee.

Was sagt ihr dazu? Ist das eine gute Sache ? Oder er eine mit Vorsicht zu genießen?
Danke ina

sil
24.02.2013, 14:43
Eigentlich rettet die Henne dem Hahn das Leben ja nicht. Sie finanziert bloß die Aufzucht und Mast bis zur Schlachtung. Oder hab ich das falsch gelesen?

der Zwerg
24.02.2013, 14:45
Ja so ist es, nur der Hahn wird als Küken nicht getötet.

Einstein
24.02.2013, 15:31
Danke, Zwerg,

das Du das hier postet, wen ich darauf hinwies, in anderen threads, dann hat Keiner reagiert.

Die Idee rettet Leben, ändert aber nicht, das es auch hier um Hybriden geht.
Mich wundert, das Demeter diese Hühnerals Demeterhühner zulässt, denn eigentlich ist das Label ja alten Rassen zugeordnet.


Das System wird also weiter unterstützt.


LG
Ulrike

Speedi
24.02.2013, 18:27
Ja so ist es, nur der Hahn wird als Küken nicht getötet.

Ja entscheidend ist ja das die Küken nicht mehr so qualvoll getötet werden.

Wer dieses Video http://www.youtube.com/watch?v=lGpJ7J8ReJ4 schon ein mal gesehen hat der weiß wie qualvoll diese Küken getötet werden. Und das finde ich schon schrecklich!!!

sil
24.02.2013, 18:50
Naja, ich finde die industrielle Tötung von Masthähnchen auch nicht grade friedvoll.
Ich weiß ehrlich nicht, was ich davon halten soll.
Einerseits ist es wohl richtig, sich nach alternativen gegen das sinnlose töten "überflüssiger" Hahnenküken umzusehen, andererseits ist mir alles irgendwie suspekt, was mit der Hybridindustrie zusammenhängt. Da gehts immer zuerst um Kosten/Nutzen/Gewinn, dann kommt lange, lange nichts, und das Tier zählt immer nur soviel, wie nötig ist damit es nicht in zu großer Stückzahl vorzeitig krepiert.

Nebenher habe ich ein wenig gerechnet.
Angenommen, eine dieser Schwestern legt in ihrem Leben 300 Eier, da kommen, bei 4 ct pro Ei, 12 Euro (Vielleicht lebt sie auch noch ein halbes jahr länger und legt noch 100 Eier mehr, sind dann noch 4 Euro dazu.) zusammen. So ein Legehybridhahn läßt sich nicht auf 6 Wochen auf ein Schlachtgewicht bringen. Keine ahnung, wie lange er braucht, aber rechnen wir mal knapp und sagen 3 Monate (was ich auch nicht für realistisch halte, aber lassen wirs mal so stehen.) Bedeutet also Gebäudekosten, Futterkosten, Wasser, Strom etc für 3 Monate.
Dann rechnen wir zu den 12 Euro den Preis, den der Mäster kriegt. Hab ich jetzt auch keine Ahnung, aber man kann bei richtiger Vermarktung ja ein bißchen gutes Gewissen mit verkaufen, ich greif jetzt mal in die Luft und sage, er kriegt 5 Euro je Hahn.
Wären 12 (+ evtl noch 4) + 5 Euro, macht also 21 Euro
Die Küken müßte er ja eigentlich umsonst kriegen, die Brüterei spart sich ja das Schreddern und die Entsorgung.
Normale Masthähnchen kosten im Supermarkt so knapp 2 Euro/Kilo. Für diese 2 Euro/Kilo (bei etwa 2 kg Endgewicht je Tier) kauft der Mäster das Küken, bietet ihm für seine 6 oder 8 Wochen Lebenszeit eine Stallanlage, Futter und Medikamente und will auch noch Gewinn machen. Nehmen wir die Lebenszeit mal zwei, und auch die Kosten, bleibt immer noch ein großer Unterschied allein zu den 12 oder vielleicht 16 Euros, die die Schwesterhenne für ihren Bruder erwirtschaftet.

Ich kann mir nicht helfen, aber das hört sich irgendwie nicht reell an.

Laura
24.02.2013, 19:47
Mich würde mal interessieren, was mit den ausgewachsenen Hähnen passiert. Auch mit besten Futter werden sie sich von dem normalem Geflügelfleisch, was man so kaufen kann, unterscheiden.
Gruß, Laura

piaf
24.02.2013, 21:38
Sil, müsstest man das nicht auch noch mit Kosten für eine Erbrütung der gleichen Zahl Masthähne verrechnen, die ja auch nicht umsonst ist? das ist ja ausserdem bei den geschlüpften und getöteten Hähnchen auch noch als Verlust anzusetzen.

Die fehlende Rentabilität war ja bisher das Argument der Tötung. Ich gehe davon aus, dass auch demeter und Co bei der Berechnung der 4Cent einen Kostenabdeckung kalkuliert haben, keineswegs einen Zuschussbetrieb.

ich bin mir sicher dass sich für junge Hähnchen aus Nichtmastlinien ebenfalls ein Markt entwickelt, aber abgesehen davon hat Demeter ja einen weiteren Fokus auf das (hybride) Zwiehuhn, was die Problematik des mangelnden Fleischansatzes entkräften würde.

ich habe vor einem Laufband einer Brüterei gestanden auf dem lebendige nur halb geschlüpfte Küken in den Schredder fuhren, dieses Knirschen und Fiepen habe ich tagelang nicht mehr aus dem Kopf bekommen. In einem eigentlich nicht zugängigen Nebenraum stand die Tür offen, in dem mehr als 3 Meter hohen Raum stand eine irrwitzige Pyramide aus toten Hähnchenküken des Vormittages, die von oben nach Geschlechtselektion und Tötung über einen Schacht runterfielen.....

der Zwerg
24.02.2013, 22:12
Hallo
Die Hähne sollen als Bio Fleisch verkauft werden (zur zeit ca 10-13€ pro Tier)

Mein erster Einwand ist die Überlegung ob die Hähne sich nicht einfach gegenseitig Hacken,es also immer Stress gibt.
Ist es möglich eine Hahn Gruppe bis zur Schlachtung stressfrei und friedlich zu halten ?

Einstein
24.02.2013, 22:24
Zwerg,

ich könnte mir vorstellen, bis die Hähne entdeckt haben, das sie Hähne unter Hähnen sind, dann ist die Zeit reif.


LG Ulrike

Kalzifa
24.02.2013, 22:36
Das könnte ich mir auch vorstellen, also das sie geschlachtet werden bevor sie geschlechtsreif sind. Kann man sich diese Hähne online bestellen?

piaf
24.02.2013, 23:46
ich hatte hier 8 stramme Hähnchen, alles Hybriden zur Mast, aber keine Masthybriden. Einer wurde Chef und der Rest war bis auf wenige Kabbeleien friedlich. Ich hatte sie als Eintagsküken bekommen und sie blieben ein knappes Jahr in dieser Konstellation zusammen. Solange man keine Hennen dazu setzt geht das. Das war also deutlich über die Geschlechtsreife hinaus und wie man sieht, werden solche Tiere auch jetzt schon auf den Markt gebracht.

Mother Goose
25.02.2013, 01:29
Ich halte persoenlich nichts davon. 4 Cents pro Ei hoert sich nicht nach viel an, aber pro Schachtel sind das 40 Cent, und da macht Otto Normalverbraucher nicht mit. Selbst wenn das machbar waere, koennte so ein Haehnchen nicht mit Masthybridhaehnchen mithalten, die schon nach 5 Wochen geschlachtet werden koennen. Wir reden hier von 12-16 Wochen, und selbst dabei wird noch nicht einmal dasselbe Gewicht wie bei einem MH erreicht. Und wer will schon ein Hahenchen kaufen, dass kleiner und "zaeher" (die meisten Leute sind das weiche Fleisch von 5 Wochen alten Haehnchen gewohnt) ist, aber doppelt soviel kostet? Im Prinzip ist der Hintergedanke des Projekts ganz nett, aber leider nicht reell. Da bestelle ich meine Kueken lieber als "straight run", habe dadurch eine Anzahl von Haehnen, die dann mit 4 Monaten geschlachtet werden und vorher ein schoenes Leben hatten.

Einstein
25.02.2013, 07:53
Guten Morgen,

als Brathähnchen werden sie wohl wirklich nicht durchgehen als Hühnerfleisch in Fertigprodukten dagegen schon.

Das ist ja das, was ich so ein bisschen pervers finde, wie sehr auch der Biobereich schon von Fertigkost durchzogen ist, das führt diese Ernährungsform doch ad absurdum


LG
Ulrike


P.S.

Dennoch halte ich die Bruderhahninitiative für sehr freundlich dem Tier gegenüber und ob der Bauckhof sich das leisten kann, die Tiere entgegen der Richtlinien zu halten, wage ich stark anzuzweifeln.
Insgesamt eine gute Idee.

sil
25.02.2013, 13:35
Sil, müsstest man das nicht auch noch mit Kosten für eine Erbrütung der gleichen Zahl Masthähne verrechnen, die ja auch nicht umsonst ist? das ist ja ausserdem bei den geschlüpften und getöteten Hähnchen auch noch als Verlust anzusetzen.

Die fehlende Rentabilität war ja bisher das Argument der Tötung. Ich gehe davon aus, dass auch demeter und Co bei der Berechnung der 4Cent einen Kostenabdeckung kalkuliert haben, keineswegs einen Zuschussbetrieb.

ich bin mir sicher dass sich für junge Hähnchen aus Nichtmastlinien ebenfalls ein Markt entwickelt, aber abgesehen davon hat Demeter ja einen weiteren Fokus auf das (hybride) Zwiehuhn, was die Problematik des mangelnden Fleischansatzes entkräften würde.

ich habe vor einem Laufband einer Brüterei gestanden auf dem lebendige nur halb geschlüpfte Küken in den Schredder fuhren, dieses Knirschen und Fiepen habe ich tagelang nicht mehr aus dem Kopf bekommen. In einem eigentlich nicht zugängigen Nebenraum stand die Tür offen, in dem mehr als 3 Meter hohen Raum stand eine irrwitzige Pyramide aus toten Hähnchenküken des Vormittages, die von oben nach Geschlechtselektion und Tötung über einen Schacht runterfielen.....

Als wirtschaftlich rechnender Betrieb wird man noch ganz andere Posten mit einrechnen und vor allem die Zahlen nicht über den Daumen peilen wie ich es gemacht habe, aber ich rechne auch nicht marktwirtschaftlich.
Wenn aus so einem Hähnchen, wie von der Zwerg geschrieben, 10 - 12 Euro Verkaufspreis erwartet werden, wie hoch sind die Kosten des Mastbetriebes? Bei normalen Masthähnchen ist der Gewinn je Tier ja minimal, ich habe, glaub ich, mal gelesen, im Cent-Bereich, erst die Menge bringt ein akzeptables Einkommen. Das wird ja bei diesen Bruderhähnchen nicht wesentlich anders sein. Wobei, wenn das Fleisch dieser Tiere dann tatsächlich im Gros für Fertigprodukte etc verarbeitet wird, der Endpreis ja nochmal durch die Abnehmer gedrückt wird. Also wird auch hier, auch wenn am Ende Bio draufsteht, am Tier selber gespart werden wo es nur geht. Weil auch ein Biobetrieb rechnen muß. Abgesehen davon müssen die Schlachtkörper der Bruderhähnchen ja auch erst mal dem Volk schmackhaft gemacht werden.
Was ich mich auch frage ist: Kommen die mindestens 12 Euro, die die Schwesterhenne erarbeitet, tatsächlich den Masthähnchen in Form von kleineren Stalleinheiten, Auslauf, kurzen Transportwegen usw zugute oder ist das nur eine Masche, gutgläubigen Leuten teure Eier mit einer kleinen "Gutes-Gewissen-Beilage" zu verkaufen?

Das Bild, das du beschreibst, muß jeden halbwegs fühlenden Menschen verfolgen. Mir reicht die Vorstellung davon, und mir wird ganz elend, aber ist denn die Verarbeitung der schlachtreifen Hähnchen nicht genau so pervers und grausam? Die werden der Reihe nach an den Füßen Kopfüber ans Laufband gehängt, und einer Reihe von Maschinen überlassen, denen es völlig wurscht ist, ob da eines noch nicht ganz tot ist, wenn es in die Rupfmaschine kommt.

piaf
25.02.2013, 19:24
der Faktor >schlachten< , bzw wie das in Großbetreiben gehandhabt wird, wird natürlich nicht durch Hybrid- Hähnchenaufzucht entschärft, nur vergehts mir einfach, wenn die Tiere schon da sind, dass sie nicht als Lebensmittel genutzt werden. Stattdessen robben die monströsen Nichtbrüder mit weichen Knochen in den Mastställen. Die Menge des Verzehrs wird ja durch die frühe Kükentötung nicht geringer. Der Händler hier hat die Hybridhahnenküken an Höfe zur langsamen Mast verkauft, dieser Mann macht kein Geschäft was sich nicht lohnt, ich kenne ihn seit Jahren. Ich persönlich brauche das alles gar nicht, aber die Deckung des Fleischbedarfs verlangt ja nunmal einen gehbaren Weg. Die Kükentötung gehört für mich nicht dazu. Dass demeter noch immer den konventionellen Hybriden einsetzt ist für mich trotz allem unverständlich

K1rin
25.02.2013, 21:06
Eigentlich eine schöne Idee, wenn man mal kurz darüber nachdenkt.

Aber wenn man an die Nachbarn denkt, die in der Nähe eines solchen Aufzuchtbetriebes wohnen, dann kann ich mir vorstellen wie das klingt, wenn rund um die Uhr zig Bruderhähnchen krähen.
So viele abgelegene Höfe kann es auch nicht geben, um vielen dieser Bruderhähnchen den Kückentod zu ersparen. Schließlich geht es ja um ein paar Millionen Hähnchen übers Jahr gerechnet.

Wieviel Platz steht eigentlich so einem Hühnchen gesetzlich zu?
Dann wird diese Fläche für Monate von den Tier belegt sein. In einem Jahr könnte diese Fläche von 2 Bruderkücken "benutzt" werden - jedes Kücken bekommt 6 Monate zum aufwachsen.

Ich bin mir sicher, dass es nicht so viel Fläche ohne Nachbarn gibt, um dieses Projekt im großen Umfang durchziehen zu können.

sil
25.02.2013, 22:22
Wie gesagt, ich steh dem ziemlich ambivalent gegenüber.
Einerseits finde ich die Idee an sich schon lange überfällig, andererseits fehlt mir das Vertrauen in die hühnerhaltende Industrie.
Letztendlich frage ich mich auch noch, ob man den Hahnenküken durch den frühzeitigen Tod nicht ein, wenn auch begrenztes, Leben im Elend eines Mastbetriebes erspart?
Jemand hat hier mal einen Film über die Endmast der Bresse in Frankreich eingestellt, dieses Einpferchen in winzigen Einzelkäfigen ist doch genau so pervers wie die Erschaffung von Mastkükenmonstern. Was wird man sich einfallen lassen, um die so gar nicht auf schnelle Gewichtszunahme gepolten Bruderhähnchen möglichst schnell aufzupoppen? 6 Monate wird man ihnen wohl eher nicht Zeit lassen, schon aus Kostengründen. Wieviele Mastküken werden dadurch "eingespart", also gar nicht erst erbrütet? Ich kann mir vorstellen, dass das eher ein Nischenprodukt für wenige bewußt einkaufende Verbraucher wird, die breite, billige Hähnchenbrust konsumierende Masse wird man damit nicht überzeugen können.
Um es nochmal klarzustellen, ich find es furchtbar, dass Hähnchenküken als Abfall entsorgt werden, aber ich zweifle, ob in diesem Bruderküken-projekt die Lösung liegt. Für einzelne Mäster mag es eine interessante Variante sein, aber nicht so interessant, dass man einen Großteil der Küken wirklich vorm Schredder bewahrt.
Letztendlich muß, wie piaf schreibt, ein Zweinutzungshuhn her, aber ich fürchte, bis das sich durchsetzt, fließt noch viel Wasser rhein und Donau runter.

piaf
25.02.2013, 22:54
ich gaube man sollte schon versuchen mit verschiedenen Ansätzen die starren Märkte etwas aufzulockern. Das bekommt eine Eigendynamik, natürlich nicht nur positiv. Wir müssen weg von dieser völligen Eingleisigkeit, die viel zu hohe Akzeptanz eingentlich untragbarer Zustände mit sich bringt. Wenn wir aber jeden Ansatz gleich im Keim ersticken, wird sich auch nichts bewegen. Nein, so herzensgut und ethisch süßlich sehe ich das Bruderhahnsystem keineswegs, sie bleiben Nutztiere und sie werden auch als Tierproduktion kalkuliert, auch von demeter. Vorrang hat für mich aber die gedankliche Abkehr von der Tötung aus Überflusswirtschaft. Lasst doch solche Projekte einfach mal beginnen, klappt oder klappt nicht, öffnet neue Wege oder nicht, werden wir dann sehen. Wenn wir seit Jahren widerstandslos einer Produktion folgen, die gänzlich auf Übermaß ausgerichtet ist, dann können andere Fehler schon kaum noch schlimmer sein.

in mir siehts nicht viel anders aus, sil, ich sehe die Gefahren und misstraue den Beschönigungen, aber das was jetzt läuft halte ich für unerträglich genug, neue Wege zu wagen.

sil
26.02.2013, 13:38
Lasst doch solche Projekte einfach mal beginnen, klappt oder klappt nicht, öffnet neue Wege oder nicht, werden wir dann sehen. Wenn wir seit Jahren widerstandslos einer Produktion folgen, die gänzlich auf Übermaß ausgerichtet ist, dann können andere Fehler schon kaum noch schlimmer sein.

Damit hast du natürlich vollkommen recht.
Als Opfer meines Sternzeichens kann ich halt nicht anders, als erst mal die Bedenken vorzutragen....;)

piaf
26.02.2013, 22:15
Als Opfer meines Sternzeichens kann ich halt nicht anders, als erst mal die Bedenken vorzutragen....

das ist auch sehr wichtig, also ich meine jetzt nicht, Opfer des Sternzeichens zu sein:laugh
Mir mißfällt schon die Bezeichnung "Bruderhahn", aber ich denke sie hat ihren Grund im Marketing mit Fokus auf Ethik, ohne das solch ein Projekt kaum Akzeptanz fände. Hier soll auf die Tränendrüse gedrückt werden. Ok, warum nicht,
es ist keine Lüge, es ist eher eine taktische Betonung, ein familiäres Gefühl soll entstehen, um Interessenten und vielmehr noch Kunden zu mobilisieren. Ich möchte auch nicht blind vom Regen in die Traufe wandern, ein Leid durch das andere austauschen. Kritische Betrachtungen werden dafür gebraucht, aber sie dürfen die Unerträglichkeit der jetzigen Situation nicht aus dem Auge lassen. Es muss sich etwas ändern.

Fraukie
06.03.2013, 23:31
Moin,




Die Idee rettet Leben
Tut sie das? Eigentlich werden die Hähne doch nur später und ohne Frage weniger sinnlos getötet.


, ändert aber nicht, das es auch hier um Hybriden geht.
Mich wundert, das Demeter diese Hühnerals Demeterhühner zulässt, denn eigentlich ist das Label ja alten Rassen zugeordnet.
Da sprichst Du wahre Worte.
Seit ich Hühner habe, viele Fotos rumzeig und von ihnen erzähl stelle ich mit Freude fest, dass immer mehr Menschen in meiner Umgebung anfangen Hühner als mehr anzusehen als "Vorn hats nen Schnabel und hinten kommt nen Ei raus"

Kommt das Gespräch auf Bio- und Freilandeier ist die Enttäuschung jedesmal unermesslich, wenn ich berichten muss, dass auch bei Bioeiern Hybriden am Werk sind, die nach ihrem Legedienst ausgemustert keineswegs immer als Suppenhuhn verkäuflich sind und bei denen die Hähne als Küken völlig sinnlos getötet werden.
Ich kann den Leuten immer nur sagen, DASS sie bei einem Erzeuger mit Zweinutzungsrassen kaufen sollten, aber wo sie den finden kann ich den meisten nicht sagen. Mitlerweile verschicke ich zum Teil Eier per Post an Leute die das Porto gerne zahlen um aus diesem Wahnsinn auszubrechen. Dass nichtmal Demeter das tut ist ne Katastrophe..




Einerseits ist es wohl richtig, sich nach alternativen gegen das sinnlose töten "überflüssiger" Hahnenküken umzusehen, andererseits ist mir alles irgendwie suspekt, was mit der Hybridindustrie zusammenhängt.

Soviele wahre Worte auf so engem Raum ;)
Wenn ie Alternativen wirklich am Respekt vor dem Nutztier orientiert würden, dann wären Hybriden verbotene Qualzuchten und Eier und Fleisch von Zweinutzungsrassen wären zumindest so verbreitet, dass der Verbraucher tatsächlich die WAHL hat WAS er kauft. Je nach Wohnlage kann man Hybrideneier und -fleisch kaufen oder auf beides verzichten...


Mich würde mal interessieren, was mit den ausgewachsenen Hähnen passiert. Auch mit besten Futter werden sie sich von dem normalem Geflügelfleisch, was man so kaufen kann, unterscheiden.

Theoretisch müßten die doch als Suppenhuhn vermarktbar sein oder als M_X_Chicken, Chicken-MX Nuggets ODER Kfc schließt sich zur Aufpolierung des Images an.




Die fehlende Rentabilität war ja bisher das Argument der Tötung.
Und ich kapier IMMER noch nicht wie das mit dem Tierschutzgesetz zusammengeht.
Nicht so sehr die Art der Tötung (offiziell werden die Küken ja vergast und "gemörsert" wird ja nur, was rechtlich noch als Ei und nicht als Tier gilt) sondern allein schon die Tatsache das "Lohnt nicht zu mästen" eine Tötung aus "vernünftigem Grund" sein kann, wir sind hier ja nicht in der Entwesung sondern bei mutwillig erzeugten Tieren.



ich habe vor einem Laufband einer Brüterei gestanden
DAS ist das einzig Positive was ich dieser Bruderhahngeschichte abgewinnen kann:
Durch diese Kampagne wird vielen Leuten, die das bisher nicht gewußt/verdrängt haben klar werden, dass dieses Hahnenkükengemetzel auch bei "Ich kauf ja nur Bio-/Freilandeier." mit dabei ist.



Ist es möglich eine Hahn Gruppe bis zur Schlachtung stressfrei und friedlich zu halten ?
Ich hab keine Ahnung, wie das bei den Legehybridhähnen ist, denn meiner Erfahrung nach hängt das ganz gewaltig von der Haltung und der Rasse ab.
Mein Nachbar hat Zwergwelsumer und Zwergaraucaner, da laufen die Hähne immer monatelang ganz normal in der Gruppe mit bis er sie bei Bedarf schlachtet.
Ich hab in meiner Gruppe 6 Hähne mitlaufen (3 Zwergwelsumer, 1 Zwergseidi, 1 Javanesicher Zwerghahn, 1 Zwergseidi-Seramamix) einfach weil sie da sind und hier niemand geschlachtet wird.
19 Hennen, genug Platz, friedliche Rassen.. hier gibts gar keine Probleme obwohl alle geschlechtsreif sind. Im hiesigen Tierpark läd immer ein Züchter seine Zwergphoenixhähne ab. Da rennen immer locker 20 rum und recht wenige Hennen, ich hab da nie ernsthaften Zoff oder dergleichen beobachtet (und ich bin son Banksitzer mit Jahreskarte) ;).

Nen Bekannter von mir hat Wyandottenhähne, der berichtet, dass er nach Eintritt der Geschlechtsreife zügig schlachten muss, weils zum Teil ernsthaft Stress gibt. Aus meiner Kindheit kenn ichs z.T. das sogar zwei Hähne von Nachbarhöfen sich so übel bekriegen, dass einer in die Suppe kommt um Frieden zu haben. Rassen un Haltungen bei denen "Junggesellengruppen" ohne Weiber gut gehen kenn ich auch.
Ich frag mich eher was das für nen Übel gäbe, wenn da zwischen 50 000 Hähne paar Hennen zwischengeraten (kann beim sortieren sicher mal passieren). Die dürften dann im wahrsten Sinne des Wortes totgetreten werden auch ohne, dass die Hähne sich untereinander angehen.



Da bestelle ich meine Kueken lieber als "straight run",
Was meint das?



Dennoch halte ich die Bruderhahninitiative für sehr freundlich dem Tier gegenüber
Davon bin ich nicht überzeugt.. ich befürchte da eher ganz, ganz üble Augenwischerei.
"Wie werten wir unser Image auf ohne dabei Verlust zu machen? Wir lassen den Verbraucher Ablasseier kaufen!"
Im Moment wirkt das ganze noch so auf mich.



oder ist das nur eine Masche, gutgläubigen Leuten teure Eier mit einer kleinen "Gutes-Gewissen-Beilage" zu verkaufen?

DAS hast Du jetzt gsagt ;)


Eigentlich eine schöne Idee, wenn man mal kurz darüber nachdenkt.
Beim "Kurz drüber nachdenken" fand ich die Idee auch erst schön und je länger ich drüber nachdenke, desto mehr klingt das alles für mich nach Augenwischerei, Ablasshandel und Imageaufhübschung ohne Gefahr zu laufen weniger Gewinn einzufahren.


Schließlich geht es ja um ein paar Millionen Hähnchen übers Jahr gerechnet.
Auf einer Seite zu dem Thema die ich mal gelesen habe wurde der Verbraucher schonen drauf vorbereitet, dass das "Rette meinen Bruder Projekt" nur einen Bruchteil der Hahnenküken retten kann, weil die armen Leute da sonst total pleite gehen und so.


Hier soll auf die Tränendrüse gedrückt werden. Ok, warum nicht,
Findest Du as echt ok?
Ich fins pervers. Dem Verbraucher nen schlechtes Gewissen machen vondem man selbst weiß, dass es falsch ist und Kosten und Lösung anschließend vollständig abwälzen..


Kritische Betrachtungen werden dafür gebraucht, aber sie dürfen die Unerträglichkeit der jetzigen Situation nicht aus dem Auge lassen. Es muss sich etwas ändern.
Da sehe ich nun die "Hühnerhalter" am Zug.
Durch diese Projekte könnte einem großen Teil der Verbraucher klar werden welch unglaublich Perversion die Massentierhaltung im Bezug auf Lege- und Masthybriden angenommen hat.
Wie wäre es nun, wenn ausreichend Hobbyhühnerhalter (auch und vorallem die, die Zwiehühner als Wirtschaftsgeflügel halten) bischen "mobil" machen und den Gedanken ins Spiel bringen, dass man statt das "Problem" vorhandener Hahnenküken die sich angeblich nicht wirtschaftlich mästen lassen mit seltsamen Ablasseiern zu bekämpfen die Wurzel des Problems da packen könnte und zu dem zurückgehen was eh viele Menschen immernoch für Realität halten, nämlich dass man Hühner hält, züchtet und vermarktet bei denen die Hennen Eier legen und anschließend noch ein gutes Suppenhuhn abgeben und die Hähne ganz einfach gemästet und geschlachtet werden?

So ganz ohne riesen Gemauschel, ohne dass die armen, armen Geflügelhändler vor lauter schlechtem Gewissen den Verbraucher bitten müssen für eine halbethische Lösung tiefer in die Tasche zu greifen.
Warum 40ct mehr für 10 Eier zahlen, wenn 60 oder 70ct mehr die wirtschaftliche Haltung von Zwiehühnern ermöglichen würden?

lg
Fraukie

piaf
07.03.2013, 00:40
Da sehe ich nun die "Hühnerhalter" am Zug.
Durch diese Projekte könnte einem großen Teil der Verbraucher klar werden welch unglaublich Perversion die Massentierhaltung im Bezug auf Lege- und Masthybriden angenommen hat.
Wie wäre es nun, wenn ausreichend Hobbyhühnerhalter (auch und vorallem die, die Zwiehühner als Wirtschaftsgeflügel halten) bischen "mobil" machen und den Gedanken ins Spiel bringen, dass man statt das "Problem" vorhandener Hahnenküken die sich angeblich nicht wirtschaftlich mästen lassen mit seltsamen Ablasseiern zu bekämpfen die Wurzel des Problems da packen könnte und zu dem zurückgehen was eh viele Menschen immernoch für Realität halten, nämlich dass man Hühner hält, züchtet und vermarktet bei denen die Hennen Eier legen und anschließend noch ein gutes Suppenhuhn abgeben und die Hähne ganz einfach gemästet und geschlachtet werden?

So ganz ohne riesen Gemauschel, ohne dass die armen, armen Geflügelhändler vor lauter schlechtem Gewissen den Verbraucher bitten müssen für eine halbethische Lösung tiefer in die Tasche zu greifen.
Warum 40ct mehr für 10 Eier zahlen, wenn 60 oder 70ct mehr die wirtschaftliche Haltung von Zwiehühnern ermöglichen würden?


das war und ist wieder ursprüngliche Gedanke des Zwiehuhns, den auch demeter erneut hervorhebt, aber von der streng fokussierten Hühnerwirtschaft noch wissentlich niedergedrückt wird. Ja, das Zwiehuhn wäre schön, sagen zwar auch die Lohmann Herren, das sagten sie aber schon vor 15 Jahren zu uns in den Instituten und haben weiterhin alles züchterisch mögliche dafür getan es zu vermeiden. Solange in Masse Ei und Fleisch gegessen wird, wird auch in noch größerer Masse produziert, eins treibt das andere und begründet sich so gegenseitig.

Kein Hobbyhuhnprodukt kann diesen verzehrten Mengen entsprechen, auch nicht als erzüchtetes Zwiehuhn, wodurch letztendlich wieder der Hybridgedanke Nahrung fände und eben auch findet. Einen Weg kann man nur gehen, von der Masse weg oder nicht. Was denn nun bitte? Viel Fleisch essen aber wenig produzieren geht nicht. Und schon landen wir wieder im Strudel der Unabänderlichkeit, wir können also in 10 Jahren wieder von vorne anfangen zu diskutieren. Es ist nicht nur eine monetäre Rechnung, wir haben einen realen Fleischverbrauch, der vom Konsumenten nur widerwillig verringert würde.

Das Wort Bruderhahn finde ich schauerlich, aber eine Alternative die kaum einer aus der Bevölkerung leben möchte, bei der das "normale" Zwiehuhn nämlich "normale" Leistung produzieren zu könnte, die ist vom willigen Verbraucher fast weiter entfernt als von der Industrie. Ich wäre schon froh wenn wenigstens der Schritt der Entsorgungstötung entfallen würde. Mir graut aber vor all den Ansätzen, die aufgrund der ideologischen Höhe ihrer Ziele nicht einmal in die Startposition geraten können. Mit dem Ergebnis, dass Hähnchenküken nach trainiertem Irrsinn weiter getötet werden. So brauche ich das nicht wieder, so habe ich es vor 15 Jahren mit ökologisch orientierten Aufklärern diskutiert, die heute noch Abnehmer der Lohmann Hybriden sind und mit großen nicht umsetzbaren Ideen weiterhin kleine Ansätze einer Reorganisation empört zuschütten. Mir wäre nach all dem was ich erleben durfte und musste weitaus wohler, Leistungsstärken deutlich zurückzufahren und mit gesamtverträglichen Preiserhöhungen zu korrelieren.

Es wird sich mit entsprechendem Marketing auch ein Markt für Hähnchen aus einer langsameren Mast entwickeln, dafür muss aber die Tötung/Qualhaltung aus wirtschaftlicher Vorteilsplanung gegen Tierschutzrecht entschieden gekappt werden. Und zwar grundlegend, das gilt nicht nur für die Hähnchentötung.

hein
07.03.2013, 08:12
Mir wäre nach all dem was ich erleben durfte und musste weitaus wohler, Leistungsstärken deutlich zurückzufahren und mit gesamtverträglichen Preiserhöhungen zu korrelieren.

Es wird sich mit entsprechendem Marketing auch ein Markt für Hähnchen aus einer langsameren Mast entwickeln, dafür muss aber die Tötung/Qualhaltung aus wirtschaftlicher Vorteilsplanung gegen Tierschutzrecht entschieden gekappt werden. Und zwar grundlegend, das gilt nicht nur für die Hähnchentötung.

Die Idee ist super!!

Leider nicht durchsetzbar!!

piaf!! Du hast super Ideen und Ansichten! Nu schreib aber bitte mal, wie Du das auch realisieren willst oder möchtest??

Klaro! Es ist alles eine Frage des Geldes! Sind die Preise für die gesammten Geflügelprodukte so angeglichen, das jeder damit glücklich ist, denn kommt garantiert irgendjemand wieder auf die Idee das Ganze etwas zu "modernisieren" und die Produkte dann wieder ein paar Cent günstiger an zu bieten! Und schon rennt alles wieder zu Billiganbieter! Beobachte doch mal unsere "freie" Marktwirtschaft! Da ist alles nur eine Verdrängungsfrage!

Bestes Beispiel ist doch unser Strom! AKWs abgeschaltet und schon klettern die Preise. Der Steuerzahler muss dazuschiessen (z. B. EEG-Umlage) und schon kann man unseren Strom in Massen billig ins Ausland verkaufen oder sogar verschenken! Aber dafür kauft man denn den AKW-Strahle-Strom wieder steuerbegünstigt aus Frankreich und Polen wieder ein! Ist doch Logisch!!

Ein paar kleine Beispiele hier:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/handel-mit-energie-an-weihnachten-strom-zu-verschenken-1.1565493

http://www.biwindkraft-raven.de/spannung-beim-strom.html

http://www.photovoltaikforum.com/energiepolitik-f90/teurer-strom-aus-deutschland-billiger-strom-in-hol-t86634.html

Besonders schön finde ich diese Überschrift!

Davon profitieren die holländischen Stromkunden. Dort sank derStrompreis von 21,09 im Jahr 2006 auf 16,4 Cent/kWh 2011 (Statistikbehörde Niederlande), minus 22 %. In Deutschland stieg der Strompreis für die Privathaushalte dagegen drastisch an. Seit 2006 von 19,46 auf 25,89 Cent/kWh im vergangenen Jahr – plus 33 %.

Dort sank der Strompreis, weil wir Deutschen ihn durch unsere Steuern finanzieren!!

Möchtest Du das System jetzt auch beim Geflügel haben??


Nachtrag!

Damit wir auch ein Beispiel für den Einkauf haben! http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/ueberlastete-netze-warum-deutschland-strom-aus-oesterreich-braucht-a-807323.html

sehr interessant!

http://www.heise.de/tp/blogs/2/153658

Besonders dieser Satz gefällt mir!

Zitat aus dem Artikel -- Denn besonders für die französischen AKW-Betreiber sei es dann rentabler ihren Überschussstrom billig anzubieten anstatt die AKWs zu drosseln. --

piaf
07.03.2013, 11:09
das jetzige System der Hühnerwirtschaft ist auf Dauer nicht halb so rentabel wie es scheint, hein, die Verluste sind immens und noch immer dominieren die Probleme Kanibalismus und Herzdisfunktion. Das sind nicht meine Ideen, das waren schon Jahre zurück Überlegungen der Hybridenproduzenten, weniger fokussierte Linien zu entwickeln. Aber immer wieder lockt das nahe Gold, also stattdessen und entgegen besserem Wissen wurde in erneute Leistungsoptimierung in engen Leistungslinien investiert. Aber da trifft man eben auf das erträumte Perpetuum mobile, Energie entsteht nun mal nicht neu. Millionen fliessen in einseitige Strategien, aber auch pressen und rütteln hilft nicht mehr, leistungen haben Grenzen. Nur von alleine hört diese Strategie nicht auf, nur wenn das von uns staatlich manifestierte Tierschutzgesetz handelt und der Eskalation eine klare Grenze setzt, rüttelt sich der Markt und wendet sich Nebenwegen zu. Ob das für die Tiere besser ist bleibt eine Frage der Kontrollmechanismen. Momentan lohnt es sich einfach noch mehr wegzuwerfen was mühevoll erzüchtet wurde, als es in eine Lebensmittelkette zu führen. Das heisst Marktstrategien ändern und Haltungssysteme anpassen, dieser erste Schritt ist es, aber das greifbare Geld glänzt bekanntlich mehr als das planbare. Ein "Muss" würde den Weg ebenen, Du wirst Dich wundern wie schnell das dann geht, technisch und wirtschaftlich, hein. Jetzt lachen alle über demeter, die haben aber auch nichts anderes tun als zu kalkulieren und zu wirtschaften. Gelächelt wird verkappt, bis morgen eine neue Marke >Lohmann Öko< oder sonst wie vor demeter mit einem neuen Landhuhn wedelt, warts ab.

Nur wenn der Verbraucher die Qual beschreit, dann muss er auch sein Essverhalten und Kaufverhalten ändern. Ich habe gerade ein trauriges Kapitel einer >Ei-frisch< Story mit HühnerHorror erleben dürfen, mir reichts bereits für dieses Jahr.

Ich habe nichs davon von einer kultigen aber irrealen Hühnerhaltung für ganz Deutschland auf Blumenwiesen zu träumen, ich möchte lediglich auf Basis der Gesetzeslage zu einem reduzierten Leistungsoptimum des Einzeltieres und effizienterer Nutzung aller produzierten Tiere kommen. Damit wäre für die einzelne Tiere mehr erreicht als alleine mit einem Traum zu verbleiben. Aber anfangen muss man, und zwar jetzt, denn dass es so wie heute nicht mit unserem Tierschutzgesetz korreliert, ist allen Handlungsbefugten bekannt.

Bibbibb
07.03.2018, 20:06
So, ich schreib hier nach fünf Jahren mal weiter...(wusste gar nicht, dass es die Initiative schon so lange gibt).

https://www.youtube.com/watch?v=0QX95N7ZOD0&list=PLy5DmMXUEyhbFsN4pDgrcdCqJzEJ_2qsE&index=3

Hier scheinen die Hähne ja recht friedlich zusammen zu leben.

Was mich mal interessieren würde:
Habt ihr schon mal irgendwo im Laden einen Bruderhahn gesehen? Also nicht die Eier der zugehörigen Hennen, sondern wirklich Fleisch der Hähne? Bisher habe ich trotz aktiver Suche noch nirgendwo welche gefunden. Grade dort, wo man die Eier bekommt, sollten doch auch Hähne zu bekommen sein, oder?

LG
Bibbibb

Luci
07.03.2018, 20:35
In der Zeitschrift "Schrot und Korn" ist aktuell ein recht interessanter Artikel dazu.
Laut diesem lassen sich die Eier wohl ganz gut verkaufen, da die Kunden gern ein paar Cent für die "armen Brüder" zahlen.
Den Preis für das Fleisch, das natürlich um einige Euronen teurer ist als die gequälten Kadaver der Masthybriden, wollen wohl nur sehr wenige Zahlen.

Nicolina
07.03.2018, 23:15
Ich bin kürzlich bei Penny über einen Aushang gestolpert - zu diesem Thema.
Wird aber in Bodenhaltung umgesetzt:
http://www.penny.de/unternehmen/presse/presse-detail/article/penny-setzt-als-erster-discounter-mit-herzbube-eiern-zeichen-fuer-mehr-tierwohl/

tiffani
07.03.2018, 23:47
Dieser Biobetrieb (http://www.grosserhof.de/produkte/) bei mir im Landkreis hat seit einiger Zeit Bruderhähne (die Eier heißen Schwester-Eier)
Hier liest man aktuell auf der Homepage neben dem Fleischangebot:

"Zusätzlich haben wir jetzt Bruderhahn-Wurst im Sortiment, damit das Projekt „Zweinutzungshuhn“ auch rund läuft.

Unsere Bruderhahn-Wurstsorten: ...


Lt. Aussage des Betriebes haben sie seit Sept. 2016 komplett auf Zwienutzungshühner (ISA 757) umgestellt (aufgrund der Akzeptanz der Kunden).

Nicolina
08.03.2018, 00:06
Liest sich gut @tiffani
Dort sind es jedoch auch Zwienutzungshühner und super, dass das die Akzeptanz der Kunden findet!

Okina75
08.03.2018, 00:32
Habe noch nie explizites Bruderhahn- Fleisch gesehen. Ich vermute, das verarbeiten die zu Chicken Döner oder Hühner"gulasch" für diverse Gerichte mit Hühnerfleisch. Oder exportieren es nach Afrika, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das in diesem unseren Land der saftigen Filet-, Wings- und Bein- Gustierer irgendjemand die vergleichsweise knochigen Bruderhähne essen will...

Elli
08.03.2018, 13:28
Gesehen habe ich es im Laden oder auf einem Markt auch noch nicht. Ich lebe aber auch sehr abgelegen.

Meine Tochter kauft bei Hermannsdorfer ihne Eier ein. Zahlt pro Ei 70ct. Wenn sie mal da ist nimmt sie Eier von uns mit, nur manchmal klappt es halt zeitlich nicht so.

Hermannsdorfer haben Les Bleues und Sulmtaler sowie Kreuzungen daraus. Da könnte ich mir schon vorstellen, das sich das rechnet. Diese Preise für Eier wären hier in der Region nicht erzielbar. An den Hähnen ist mehr dran und auch die Hennen sind dann gut als Suppenhühner verkäuflich nach dem Ausstallen.

https://www.herrmannsdorfer.de/landwirtschaft/landhuhn/

Irmgard2018
08.03.2018, 13:34
Auf der Bruderhahn-Website gibts doch ne Händerliste... ;-) Da kann man gucken, ob in der Nähe jemand die Eier/Produkte verkauft.

Okina75
08.03.2018, 14:24
Ja, Bruderhahn- Hennen- Eier gibt es ungefähr seit letzten Herbst bei Penny, was ich gut finde und was ich ohne Hühner wohl auch kaufen würde. Aber Fleisch, explizit vom Bruderhahn, da wäre ich mal gespannt, ob das einer irgendwo findet.

Pfandfrei
08.03.2018, 15:01
Habe grade mal in die Händler-Liste für Bruderhahn geschaut und es soll sogar bei mir in der Nähe welche geben :)

Bibbibb
08.03.2018, 20:39
Habe grade mal in die Händler-Liste für Bruderhahn geschaut und es soll sogar bei mir in der Nähe welche geben :)

Hmm. Sag mal Bescheid, ob du wirklich was findest.

tiffani
08.03.2018, 21:45
Also mein erwähnter Bio-Geflügelhof, der nachweislich nur noch Zwienutzungshühner hält und mit Bruder- bzw. Schwestereiern wirbt, ist nicht in dieser Händlerliste aufgeführt. Ich denke mal, dass nur Betriebe aufgeführt sind, die sich offiziell diesem Projekt angeschlossen bzw. vertraglich verpflichtet haben. Mein Betrieb nennt seine Eier wohl auch deshalb bewußt "Schwestereier", weil er es vielleicht nicht ist.

Ich bin heute mal interessehalber zum Spionieren dort vorbeigefahren, um mir die "ISA 757-Hühnchen" mal anzuschauen. Im Hofladen, der als Selbstbedienung ausgerichtet ist, gab es zwar viele Infos zu lesen, aber auf den großen Wiesen vor den 4 großen Ställen war kein einziges Hühnchen zu sehen. Aber nicht etwa, weil sie wegen des Wetters (war sogar sonnig und kein Schnee mehr) nicht raus wollten, sondern die Luken waren gar nicht geöffnet. Da war ich schon wieder stinkig :mad:. Bio - Öko - Bruder - Schwester - und kein Freilauf. Der Bauer war leider nicht zu sehen, sonst hätte ich mal nachgefragt. Ist das normal? Wie ist das im Winter mit größeren (Bio-)Freilaufbetrieben? Seht ihr dort Hühner draußen laufen (und nicht nur im evtl. vorhandenen Wintergarten)?

tiffani
08.03.2018, 21:56
... übrigens gab es dort ganze geschlachtete Bruderhähne zu kaufen. Ca. +/- 1kg schwer für ca. 10 €.

Nicolina
08.03.2018, 23:17
Ja, Bruderhahn- Hennen- Eier gibt es ungefähr seit letzten Herbst bei Penny, was ich gut finde und was ich ohne Hühner wohl auch kaufen würde. Aber Fleisch, explizit vom Bruderhahn, da wäre ich mal gespannt, ob das einer irgendwo findet.

Der link war mit Januar 2017 datiert.
Aber von dem Verkauf der Brüderhähne - wo und wie - habe ich darin nichts gelesen.

Okina75
09.03.2018, 00:11
Welcher Link denn :o?
Habe nur das Angebot zum Thema hier in meiner Gegend erörtert :D!

Nicolina
09.03.2018, 00:28
http://www.penny.de/unternehmen/presse/presse-detail/article/penny-setzt-als-erster-discounter-mit-herzbube-eiern-zeichen-fuer-mehr-tierwohl/
Stand in Beitrag 28

Gast G
10.03.2018, 11:21
Bei uns in der Verbrauchergemeinschaft (VG) gibt es die Eier vom Stadtgut Görlitz. Die Eier haben wir gekauft, bevor wir selber Hühner hatten (bis Ende 2013).
Ob es das Bruderhahn-Fleisch im Verkauf gibt, müsste ich schauen. Selber hab ich es noch nicht gegessen. Ich denke aber, ich habe es schon mal gesehen. Wir kaufen wenig Fleisch, deswegen weiß ich das nicht genau! Aus den alten Legehennen wird jedenfalls noch Suppe und Frikassee.

Das Geflügelfleisch ist insgesamt ziemlich teuer. Selbst zum Genossenschaftspreis. Aber um keinen Quatsch zu schreiben, müsste ich nächste Woche mal die Preise notieren...

Ramina
10.03.2018, 14:58
Auf dem BioHof, auf dem ich arbeite gibt es ebenfalls die ISA 757 als Masthähnchen sowie auch als Eierproduzenten (wobei das ein netter Nebeneffekt ist... Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Fleisch). Die Gruppe Mädels, die die Eier legt ist mittlerweile über 2 Jahre alt und legt weiter ganz gut.
Das Fleischbist schon etwas anders. Fester, dunkler. Aber die Kunden kommen ua auch extra dafür. Die Hähnchen laufen rechte „lang“, etwa 12 - 14 Wochen, haben dann um die 2,5 kg - 3 kg Schlachtgewicht. Entsprechend geht ein Hähnchen um die 30€ über die Theke.
Die Hühner haben, sobald sie durchgefiedert sind, den ganzen Tag über Freilauf wenn sie dies wünschen. Es gibt einen Stall, einen überdachten Aussenbereich sowie einen aussenbereich unter blauem Himmel.

In Meiner Gruppe zu Hause läuft eine Les Bleues von hetzenecker mit. Ein IndustrieBioZwienutzungshuhn. Die Lisa hat spät angefangen zu legen (28 Wochen): dafür seit dem recht groß und regelmäßig. Sie ist ein proper Mädchen und würde einen vorzüglichen Braten abgeben. Lange bevor sie mit legen anfing hätte sie bereits einen proper Braten abgegeben.

tiffani
10.03.2018, 15:05
Die Hühner haben, sobald sie durchgefiedert sind, den ganzen Tag über Freilauf wenn sie dies wünschen. Es gibt einen Stall, einen überdachten Aussenbereich sowie einen aussenbereich unter blauem Himmel.

Also auch im Winter? Die Luken sind tagsüber immer auf?

Ramina
10.03.2018, 15:25
Bei uns ja.
Die Klappen gehen morgens automatisch auf und abends zu.
Wie das auf anderen Höfen ist, kann ich natürlich nicht sagen.

Ich meinte natürlich unter freiem Himmel. Blau ist der nicht immer.