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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hühnerhaus desinfizieren ?



Sonja73
02.05.2006, 21:55
Hallo!

Eines meiner 5 Hühner + 1 Hahn ist an Kokzidiose gestorben. Nun hat es bereits ein zweites Huhn angesteckt. Der TA hat mir jetzt ein Medikament für alle Hühner verschrieben.
Nun habe ich gehört es sei wichtig den Stall zu desinfizieren.
Hat da jemand Erfahrung?
- Was sind wirkungsvolle Desinfektionsmittel?
- Dürfen die Hühner nacher gleich wieder in den Stall?
- Was mache ich mit dem Auslauf / Wiese?
- Und wann sollte man desinfizieren - wenn die Hühner in "Medi-Behandlung" sind oder erst später?

Bin froh um jede Antwort - DANKE!

Grüessli

grünschnabel
02.05.2006, 23:08
In der Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft aufgeführte Desinfektionsmittel mit geprüfter Wirksamkeit gegenüber Kokzidien.

Kresole:

Calgonit Sterizid P 24
Kleencare Hygiene GmbH
Einwirkdauer 2 h
Konzentration 4 %

Dessau DES Spezial N
Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH
Einwirkdauer 2 h
Konzentration 4 %

Endosan Forte S Neu
H. W. Schaumann
Einwirkdauer 2 h
Konzentration 4 %

Neopredisan 135-1
Menno Chemie-Vertriebs-GmbH
Einwirkdauer 2 h
Konzentration 4 %

Noack-Des Endo
Noack Deutschland GmbH
Einwirkdauer 2 h
Konzentration 4 %

Ansonsten ist es wichtig, den Infektionsweg unterbrechen, sprich, die Wiederaufnahme der Oozysten zu verhindern.
Impfung ist möglich.
Sehr heiße Dampfreinigung (deutlich über 60°C hilft auch).
Achtung, nicht alle Desinfektionsmittel können in besetzten Ställen angewendet werden.

Sonja73
03.05.2006, 20:46
Hallo Grünschnabel

Vielen Dank für deine Antwort mit den vielen Desinfektionsmittel-Angaben.
Ich werde dem nachgehen. (Muss schauen ob die Mittel hier in der Schweiz auch erhältlich sind.)

Kann ich den Stall bereits desinfizieren wenn die Hühner noch mit Kokzidiose-Medis behandelt werden oder ist es erst danach sinnvoll?

Grüessli

Sonja73
03.05.2006, 21:26
Hab noch was vergessen:

Kann man den Auslauf / Wiese auch desinfizieren?

Grüessli

grünschnabel
03.05.2006, 21:26
Zumindest Neopredisan 135-1 habe ich hier (http://vptserver1.unizh.ch/TPP/00000000/B86155-X.HTM)

Vital AG
www.vital-ag.ch

und Interkokask

hier (http://vptserver1.unizh.ch/TPP/00000000/B106665-.HTM)

Provet AG
www.provet.ch

für die Schweiz gefunden.

Mach ruhig zwischendurch mal sauber, das verringert den Keimdruck erheblich und steigert die Wirksamkeit der Behandlung.
100% los wird man sie nie, aber man kann sie extrem zurück drängen, wenn man verhindert, das die Tiere - auch andere Haustiere haben damit zu tun- sie aus ihren Aussscheidungen oder verseuchtem Boden wieder aufnehmen können.

Hier (http://www.essex-tierarznei.de/kokzidiose/index.htm) gibt es einen kleinen Überblick über die "Viehcher" und Erklärung zur Impfung.

Übrigens, kleiner Tipp, Mittel gegen Kokzidiose sind Vitaminräuber, also in den Behandlungspausen Vitamin B-Komplex geben, aber nicht während der Behandlung, das ist wichtig, sonst wirken die Medikamente nicht. Manche Mittel entziehen auch Vitamin K, einfach mal den TA fragen.
;)

Sonja73
03.05.2006, 21:42
Hallo Grünschnabel

Du bist echt wertvoll - vielen Dank für die Hilfe!!!

So lieb, dass du für mich recherchiert hast wo ich die Mittel in der Schweiz finden kann!

Meine Hühner bedeuten mir so viel, deshalb bin ich wirklich froh um deine Infos.

Grüessli und MERCI

grünschnabel
03.05.2006, 22:30
Kokzidien mögen es feuchtwarm, normaler Boden kann bei normalem Besatz nicht so verseuchen, das er den Tieren gefährlich wird, wenn er bewachsen ist und man die Weide ab und an wechselt, Kokzidien sind tierartenspezifisch, also nicht immer die selben darauf halten.

Sonnenlicht (UV desinfiziert) sorgt dafür, das der Boden sich erwärmt und abtrocknet.

Notfalls den Boden 20 cm abtragen und austauschen (Voliere), Auslauf auch mal umbrechen und neu ansäen. Man kann kalken, wenn es nötig ist (wirkt ebenfalls desinfizierend) oder brennt eine Fläche in zeitigen Frühjahr auch mal ab. (Bitte kein Aufschrei, Bauern machen das seit Jahrhunderten zur Weidepflege und es schadet der Natur nicht.)

Ansonsten sind wir schon wieder bei der schönen Stallhaltung, feucht, warm, kein natürliches Sonnenlicht, kein Grün, alles sitzt im/über dem eigenen Mist, alles wirbelt schön in der Luft herum. Wer da nicht krank wird.... Nur Erreger aller Art mögen das!

Sonja73
04.05.2006, 21:37
Hallo Grünschnabel

Danke für deine weiteren Infos!

Meine 4 Hühner und Hahn haben eine grosse Wiese als Auslauf.
Das Stück direkt vor dem Hühnerhaus versuche ich zu "kalken".
Das Gehege werde ich wenn möglich so verschieben, dass die Hühner auf "neuem" Gras weiden können.

Sterben die Kokzidien im unbewohnten Auslauf / Wiese mit der Zeit ab?
(Können die Hühner irgendwann wieder in dieses Gebiet?)

Ich bin fleissig am Telefonieren um ein Desinfektionsmittel für das Haus zu kriegen.

Nochmals Danke und Grüessli

Sonja73
09.05.2006, 21:36
Hallo

Habe nun das Desinfektionsmittel "Interkokask" bekommen und werde das Haus morgen desinfizieren.

Danke für alle Beiträge!

yossy
10.05.2006, 08:28
Hallo,

ich hab den threat gerade erst gelesen ... ich lach mich bald tot!

Den ganzen Stall desinfizieren(womöglich noch mit Formhaldehyd).... die Wiese desinfizieren.... und womöglich den Boden 20 cm abgraben und womöglich die Hühner selbst auch noch desinfizieren... - so macht Hühnerhaltung Spaß und das alles wegen ein paar Kokzidien???

Und selbst wenn Du das machst und Erfolg hättest, ... dann bist Du 14 Tage später genausoweit wie jetzt auch!

Du bzw. Deine Hühner , Ihr müßt lernen mit den Kokzidien zu leben, die bekommt Ihr sowieso nicht "tot", die Kunst ist den Infektionsdruck niedrig zu halten damit die Krankheit nicht ausbricht.

Vielleicht öfters mal misten und dann von mir aus bei der Gelegenheit ein wenig fuseln mit Deinem Interk... und gut und die Hühner selbst dann und wann prophylaktisch einer Kokzidiosekur unterziehen wenn sie schon nicht geimpft sind.

Grüße Peter

Enemy
10.05.2006, 10:17
Kann Yossi da nur zustimmen.

Lass die Desinfektionen sein - bei den Ausläufen beißt du dir daran eh die Zähne aus. Speziell im feuchtwarmen Mai/Juni ist es vergebliche Liebesmüh, da du dir mit Grünfutter auch unweigerlich Kokzidien wieder einschleppst.
Wichtig ist häufiges Ausmisten und das Vermeiden von feuchten Stellen.

Wie Yossi schon sagt, den Erregerdruck niedrig halten - und die Tiere sich dran gewöhnen lassen. Genau beobachten und nur ab und an kurmäßig z.B. mit einem Oregano Präparat eingreifen. Regelmäßig scharfe Sachen wie Knoblauch, Zwiebeln und Schnittlauch verfüttern. Und ein Bissel nach dem Motto "Nur die Harten kommen in den Garten" selektieren.
Auf die Art und Weise halte ich (nach heftigen Ausbrüchen) seit 10 Jahren die Kokki Geschichte im Griff - ohne Ausläufe desinfiziert zu haben (ich bin doch nicht verrückt und trage meine lückenlose Grasnarbe ab!)

Hast du allerdings "von jetzt auf gleich" schon Jungtiere mit gesträubtem Gefieder und blutigen Ausscheidungen im Stall sitzen, hilft nur noch die chemische Keule weiter. (Dito natürlich für die anderen Kokkiarten.)
Und danach - siehe oben ;-)

grünschnabel
10.05.2006, 11:18
@ yossy,
schön, daß Du dich totlachst. Ein wirklich konstruktiver Beitrag von Dir.

Wenn Du aufmerksam gelesen hättest, wäre Dir nicht entgangen, das es um Hygiene, Keimdrucksenkung und die Tatsache ging, das man Kokzidien nicht los werden kann.

Wenn bereits Todesfälle eintreten, wird man aber mit Sicherheit nicht warten, bis sich der Rest der Tiere über Resistenzbildung durchsetzt, sondern man vermindert den Keimdruck sofort.

Statt den Thread noch einmal zusammen zu fassen, hättest Du gern darauf verweisen können, daß allein durch die verschiedenen Eimeria- Arten unterschiedliche Krankheitsbilder und unterschiedliche Sterblichkeitsraten in verschiedenen Altersklassen auftauchen.

Richtig, unter normalen hygienischen Verhältnissen pegelt sich in einer gemischten Altersgruppe ein Status Quo ein, wenn man den aber gerade nicht hat, halte ich die Verhöhnung dessen, der um Hilfe bittet, eines Züchters nicht würdig.

Es gibt 9 Eimeria-Arten, welche bei Hühnern gefunden werden,
Eimeria acervulina, brunetti, maxima, mivati, necatrix, praecox und tenella sind bedeutend, da durch sie die höchsten Verluste eintreten.

Sie sitzen im Zwölffingerdarm (acervulvina), mittleren und hinteren Teil des Dünndarms (maxima), mittlerer Dünndarm (necatrix), Blinddarm (tenella), Enddarm (brunetti).

Bei Junghühnern und Legehennen häufig ist acervulvina mit seltenen Todesfällen, gemischt mit maxima jedoch mit sehr hohen Verlustraten.

E. necatrix befällt überwiegend Jungtiere vor der 6. Woche, tenella in der 3.-8. Woche, aber auch ältere Tiere und Legehennen. Diese Form geht gern mit Lähmungen und 50% Mortalität einher. E. brunetti dagegen nur 10%.

Vor der "Roten Kükenruhr" fürchten sich die Besitzer nicht grundlos.

Den Boden zu kalken und z.B. mit Ammoniklösung zu begießen (erzeugt Gips) und so die Oozysten zu binden und auf diese Weise einen Stall zu reinigen - auch ohne Desinfekta, ist ein alter Hut.

Wenn Dich das Wort "Weidedesinfektion" stört, nenne es Weidehygiene, da die verschiedenen Eimeria-Arten zwischen Wochen und Jahren im Boden liegen können, ist ein entsprechendes Weidemanagement nötig und senkt den Keimdruck gewaltig.

Einer Voliere nötigenfalls den Boden auszutauschen, kann mitunter notwendig sein, wenn der Verseuchungsgrad mit diversen Erregern sehr hoch ist, das wird jeder Besitzer von Ziervögeln gern bestätigen, außerdem reichert sich der Boden im Laufe der Zeit auch mit Wurmeiern an, was nicht gerade zur Konditionierung der Tiere beiträgt.

Wer seine Tiere nur auf Betonböden hält, hat natürlich weniger Aufwand, da er ganz anders reinigen kann. ;)

yossy
10.05.2006, 13:58
Hallo Grünschnabel,
Du hast recht ich habe den Text größtenteils überflogen -
ich wollte Dein Wissen auch nicht runtersetzen, dass Du dieses hast, davon zeugt ja Dein Beitrag.
Aber was bringt es wenn ein sagen wir mal durchschnittlicher Hühnerhalter mit den "konstruktiven" Feinheiten Deines Artikels konfrontiert wird? Für den ist wichtig was zu tun ist. Mit Desinfektion kommt der bestimmt nicht weit, eher schon mit:

"Vielleicht öfters mal misten und dann von mir aus bei der Gelegenheit ein wenig fuseln mit Deinem Interk... und gut und die Hühner selbst dann und wann prophylaktisch einer Kokzidiosekur unterziehen wenn sie schon nicht geimpft sind".

und wenn garnichts mehr hilft dann hilft oft noch Baycox.
Sorry, Grüße Peter

grünschnabel
10.05.2006, 16:16
Na, dann sind wir uns beide einig. ;)

Leider können die Tiere nämlich nicht immer weiter wandern in der schönen Natur, sondern müssen die ihnen zugedachte Fläche bewohnen und es ist an uns, dafür zu sorgen, daß sie dabei nicht krank werden.

Ansonsten denke ich, ein Forum ist da, um Fragen zu stellen und auf genau diese Frage auch eine Antwort zu erhalten, wenn es möglich ist.

Viele Grüße :)

Sonja73
14.05.2006, 13:12
Hallo!

Erstmals VIELEN DANK an Grünschnabel. Du hast mir wirklich weitergeholfen mit deinen fachkundigen Ratschlägen!!

Ich halte seit ca. 10 Jahren 5-7 Hühner. Wohne mitten im Grünen
(= kann meinen Tieren immer wieder neue Weidefläche geben) und an guter Stallhygiene mangelt es sicher auch nicht.

Noch nie hatte ich Probleme mit Kokzidien oder anderen Krankheiten bis jetzt vor kurzer Zeit ein Huhn starb und ein Zweites die selben Krankheitszeichen zeigte.

Mag vielleicht komisch tönen, aber ich hab meine Hühner wirklich sehr lieb. Aus diesem Grund fragte ich auch zimlich hilflos im Forum nach Rat um die noch gesunden Hühner "retten" zu können.

War über jeden hilfreichen Beitrag dankbar.


Über Grünschnabel, aber auch andere Geflügelzüchter und Tierärzte erfuhr ich, dass das Desinfizieren durchaus nützlich sein kann (gegen jegliches Ungezifer). Dass ich die Kokzidien dadurch los bin sei dahingestellt.


Auf jeden Fall war mir der Aufwand meinen Hühnern zuliebe nicht zu gross, und durch dieses Forum habe ich ganz viele wertvolle Tipps bekommen wie ich mit Kokzidien umzugehen habe.

Grüessli

SG-2
14.05.2006, 16:24
hi also ich nehm zum desinfizieren immer armeisensäure mit wasser verdünnt. das hilft *g*

Marion28
14.05.2006, 22:36
Hallo,

ich halte seit 10 Jahren Hühner, immer so um die 20 Stück. Sie müssen immer mit dem selben Auslauf vorlieb nehmen.Er ist somit immer kahlgefressen, obwohl relativ groß. im Sommer laden alle möglichen Nachbarn immer ihren Rasenschnitt ab und mein Auslauf sieht somit immer schön grün aus. Mit Kokzidien hatte ich in der ganzen Zeit noch keine Probleme, obwohl ich den Auslauf noch nie desinfiziert habe. Durch die Aufstallpflicht ist er im Moment wieder schön nachgewachsen, was allerdings nicht allzu lange halten wird.
Jetzt meine Frage. Mein Stall wird regelmäßig gemistet, das Kotbrett fast täglich gereinigt und ab und an streue ich Kieselgur. Kann ich zur Desinfektion einen normalen Dampfreiniger benutzten?. Dieser erhitzt sich ja auf mindestens 100 Grad und müsste doch alle Keime abtöten ? Was meint ihr?

LG Marion ???

Rudi
31.05.2006, 17:09
Original von Marion28

Jetzt meine Frage. Mein Stall wird regelmäßig gemistet, das Kotbrett fast täglich gereinigt und ab und an streue ich Kieselgur. Kann ich zur Desinfektion einen normalen Dampfreiniger benutzten?. Dieser erhitzt sich ja auf mindestens 100 Grad und müsste doch alle Keime abtöten ? Was meint ihr?

LG Marion ???


Hallo Marion,

ich will bestimmt nicht klugscheißen. Aber:

Ein "normaler" Hochdruckreiniger reinigt mit kaltem Wasser bei meist 100 bar.

Wenn du jedoch wirklich einen Heiß-Hochdruckreiniger meinst, behaupte ich das Gegenteil, nehme alles zurück und schäme mich!

Gruß

Rudi