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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nutzgarten urbar machen...



Okina75
13.07.2012, 14:27
Hallo, ihr Lieben!

Es gibt ja hier viele alte Gartenhasen und auch Landwirte, weswegen ich mich mit meinem Anliegen vertrauensvoll an Euch wenden möchte =)!

Und zwar haben wir unser Haus und Hof ja neu, und auf der hinteren Wiese habe ich mir nun mittels Benjeshecke einen Nutzgarten abgesteckt. Größtenteils ist der noch zukünftig, aber so ca. 4 qm haben schon gut gedeihende Tomaten drauf, und Beerensträucher stehen und fruchten auch schon...
So: Nun ist der Bereich etwa 70- 80 m² groß (pi mal Daumen), und ich will da nächstes Jahr richtig Tomaten, Bohnen, Kartoffeln, Kohlrabi, Rosenkohl etc. anbauen.
Problem ist nun, dass die hintere Wiese im Einfluss unterirdischen Wasserlaufs liegt, lehmig ist, und so trotz Hanglage eine Fettwiese ersten Ranges darstellt, plus dazugehöriger Pflanzengesellschaft, in der aber ganz und gar eindeutig der Scharfe Hahnenfuß dominiert, auch Butterblume genannt, der trotz bereits zweimaligen Mähens wieder über 30 cm hoch dasteht. Unglaublich fruchtbar, die Ecke, das steht fest...

Nun ja, meine Frage ist nun: Unsere direkte Nachbarin hat 4 Pferde und 3 Hängebauchschweine, und somit 'nen Riesen- Misthaufen.
Ich bin ganz ehrlich nicht willens, das ganze riesige Gartenstück abzuplacken und penibel nach Wurzelresten etc. auszujäten. Teilbereiche ok, aber nicht alles... a) wohin mit den ganzen Gras- bzw. Hahnenfußsoden, und b) gehe ich schon halb ein, wenn ich 10 m² bepflanzbar machen will (ja, 28 Jahre Stadtleben saugen den Saft aus den Knochen, so traurig wie's ist)...

So war nun mein Gedanke, den Misthaufen der Nachbarin (die keinen Nutzgarten hat) zu plündern, und die geplante Anbauläche für's nächste Jahr unter 10- 15 cm flächendeckendem Mist zu begraben. Bedeutet, viele viele Schubkarrenladungen zu fahren, aber darunter würde die ganze Hahnenfüßerei, Gras usw. trefflich ersticken. Über den restlichen Sommer, Herbst und Winter könnte der Mist ziehen und verrotten und das ganze Kraut darunter samt Wurzeln absterben. Funktioniert schon prima, wenn nur ein Brett drauf liegt. Nach wenigen Tagen ist das Gras unter dem Brett gelb, Asseln und andere Destruenten sind fröhlich am Werk, und nach 'nem Monat ist die Erde darunter blank, und Neuwuchs braucht zwei bis drei Wochen, um selbst die winzige Fläche, die unter'm Brett war, wieder zu besiedeln...
Den gleichen Trick mit dem "Unkraut"ersticken habe ich aus meinem Zivildienst in einem Ökoverein, nur dass die Teichfolie statt Mist oder so nahmen. Schwarze Teichfolie hat noch den Vorteil, dass das Kraut und die obere Erdschicht darunter durch die Sonnenerwärmung der Folie quasi zu Tode gesotten werden..

Geht dieser Brett/ Teichfolien- Trick nun auch im größeren Stil mit Mist?
Der Mist wäre ja quasi nichts anderes als eine Mulchdecke, die alles unter ihr killt und am Neuaufkommen hindert, und verwandelt mit Hilfe von Würmchen etc. dazu noch den rohen Lehmboden darunter in ein feines Lehm- Humusgemisch, wie man es sich als Gärtner nur erträumt.

Kann ich diese Idee so umsetzen, oder gibt es da irgendwelche agrarfachlichen Bedenken?
Ich freue mich über sachkundige Antworten =),

Andreas

Nopi
13.07.2012, 14:40
Moin,

ich fürchte, das wird nicht viel bringen. Auch der Misthaufen enthält unerwünschtes "Saatgut".

Frag mal beim Kieswerk nach gesiebtem Mutterboden. Bei uns kostet die Tonne zb nur 10,00 Euro bei Selbstabholung.

Gruß
Stefan

Andvari
13.07.2012, 14:45
Ich bin zwar agrarfachlich ziemlich unbeleckt, habe aber so etwas ähnliches letzten Herbst gemacht, und dieses Jahr ist's ein sehr ertragreicher Gemüsegarten geworden:

Nachdem ich die ersten 12qm brav "nach Lehrbuch" bearbeitet habe (Grassoden ausstechen, zum Kompostieren aufschichten, Erde gut spatentief lockern, Kompostschicht aufbringen, Gemüse säen), hatte ich bei den letzten 8qm die Grassoden-Herumkutschiererei dicke, und habe die Dinger nur an Ort und Stelle umgedreht, so dass bei jeder Sode das Gras unten war. Das Ganze habe ich dann mit ca. 15cm Kompost bedeckt - sah anfangs aus wie ein keltisches Hügelgrab, hat sich aber mit der Zeit etwas gesetzt. Dieses Beet "funktioniert" mit am besten, hat uns schon eine reiche Zuckererbsenernte geliefert und jetzt wuchern da Zucchini, Gurke, Kürbis, Mais und Karotten um die Wette (und hätte ich beim Unkrautjäten keinen Vollaussetzer gehabt, wäre auch noch Pastinake am Start).

Bei mir war allerdings auch der stark verdichtete Boden ein Problem (Rasenfläche, die jahrelang mit Fahrzeugen befahren wurde), daher habe ich mich nicht getraut, das Umgraben und Lockern komplett wegzulassen. Für nächstes Jahr wird der Gemüsegarten aber auf eine Fläche erweitert, die nicht ganz so verdichtet ist, da wollte ich dann die Kartoffeln die Arbeit für mich erledigen lassen. Mein Plan ist es, die Saatkartoffeln direkt aufs Gras (oder vielleicht auf eine erste, dünne Kompost- oder Mulchschicht) zu legen und mit richtig viel Mulchmaterial und fertigem Kompost so lichtdicht abzudecken, dass das Gras eingeht. Das habe ich immerhin in einigen Gartenbüchern als Empfehlung gelesen, also scheint es nicht völlig utopisch zu sein, dass das klappen kann.

cimicifuga
13.07.2012, 14:57
schwierig

ich finde du hast einige alternativen, zwei davon:

1) die von dir angedachte methode..nur würde ich noch was unter den mist packen - gut ist z.b. kartonage

2) hochbeete (zwar kostspieliger, aber dann in der bearbeitung angenehmer und du kannst durch die erhöhung vom mutterboden weg)

Okina75
13.07.2012, 14:58
Huhu!

Nopi: Naja, den Mutterboden, den's hier gibt, unterscheidet sich nicht groß von dem, den ich schon habe. Ist meistens mit etwas Kompost angereicherter Lehm, wenn man nicht nur Aushub von Hausbauten etc. ...
Ansonsten aber wächst auf dem Misthaufen rein gar nichts. Entweder, weil die Schweine die leckeren Bestandteile rauswühlen dürfen, oder weil soviel geballten Nährstoff keine Pflanze aushält :).

Andvari: Och, klingt doch gut! Den Kartoffeltrick muss ich mir auf jeden Fall merken!
Ich hätte die Wiese jetzt halt ungemäht niedergetreten, zugemistet, bis März so liegen lassen, dann abgeharkt, umgegraben und planiert. Dann nochmal bis so Mitte/ Ende April gewartet, und dann rein mit dem Gemüse.
Den (mineralischen) Tomatendünger haben meine Tomaten nämlich erstmal mit einem Wachstumsstopp beantwortet, während dem die Nacktschnecken sie beinahe aufgefressen hätten, so dass mir organisch gedüngt schon viel lieber wäre.

Tiefkuehlhuhn
13.07.2012, 14:58
Die "Idee" hatte ich hier auch. Leider klappt es überhaupt nicht.
Hab auch viel Hahnenfuß und dachte mir Torf drüber, Erdbeeren drauf, fertig. Denkste, war 'ne schöne Düngung für alles Unkraut. Solange die Wurzeln drinbleiben, sprießt alles hervorragend. Dauert zwar etwas länger bis es durch die neue Schicht durchkommt, aber wenn, ist es ausgesprochen "wuchsfreudig". So fetten, gutgenährten Hahnenfuß hatte ich noch nie gesehen. Also alles von vorne.
Wie groß soll den der Nutzgarten werden? Wenn möglich, frag doch mal 'nen netten Bauern in der Nähe, ob er dir ein Stück umpflügen und anschliessend eggen kann(für paar leckere Eierchen)
Es gibt doch auch benzingetriebene "Minipflüge/Eggen, vielleicht hat jemand bei euch so ein Teil? Falls es mehr so 50-60m² sind.
Dann Wurzeln absammeln, Mist eingraben! oder unterpflügen und ruhen lassen bis nächstes Jahr.
Und dann haste nächsten Herbst die fettesten Tomaten, Kartoffeln....
Alternativ, für verwöhnte Großstadtrücken: :biggrin: Hochbeete! Absolut genial, nix umgraben, Sand, Erde, Mist rein, Samen rein, zugucken wie es wächst. (Ich darf mal, bin selbst Exberliner)

Hühnerbruno
13.07.2012, 15:00
Nur Mist drauf bringt nichts.70-80 qm2 würde ich auch nicht per Hand umgraben. Ich würde es maschinell bearbeiten dann mist drauf und im Frühjahr kann es dann losgehen.

Okina75
13.07.2012, 15:02
Huhu!

Ach, Hochbeete sind doof ;). Das muss in der Erde wachsen, sonst ist das für mich kein richtiger Garten ^^. Einzig für meine Zwerggehölze (keine Bonsai!) werde ich ein Hochbeet bauen, weil da sonst ein kompletter Ginkgobaum im Gras erstickt *kicher*.

Die Idee mit den Kartonagen ist gut, Marie, danke Dir! Zusammen damit sollte das Kraut genügend unterdrückt und abgeschottet werden, dass die voraussichtlich 8 Monate Liegezeit ausreichen, um es zu ermorden.
Motorfräse habe ich auch schon angedacht, aber der Boden hier ist wirklich Knete (kann man nass fast mit töpfern), und da zerhäckselte Wurzeln rausprökeln, auweia...

cimicifuga
13.07.2012, 15:08
und wenn der boden so schwer ist, dann kipp auch noch etliche tonnen sand mit auf die kartonage. je mehr desto besser.

Nopi
13.07.2012, 15:19
Es gibt doch auch benzingetriebene "Minipflüge/Eggen, vielleicht hat jemand bei euch so ein Teil? Falls es mehr so 50-60m² sind.

Haben wir gekauft. Erst wollten wir eine Mieten und als ich den Mietpreis gesehen habe gabs ein neues Teil :D .

Aber wenn ich seine Beschreibung lese... Da wird das Ding auch nicht viel ausrichten. Bei dem beschriebenen Boden würde das Teil "drüber laufen" und sich nicht eingraben.

Ich denke auch: Bauer fragen.

Aber das mit der Kartonage ist eine gute Idee.

Gruß
Stefan

country
13.07.2012, 15:22
Das mit Zeitungen oder Kartonagen auslegen ist schonmal ein super Tip, (nur dick genug legen). Nur könnten evtl Schadstoffe in den Boden gelangen. Dürfte aber halb so wild sein. Da ja auch noch genügend Mist darauf kommt. Bei pferdemist wäre ich jedoch vorsichtig. Als ich den mal im großen Stil aufgezogen hatte, war im nachfolgendem Jahr das Ackerland komplett mit Hirse bedeckt. Und das kann ein furchtbar hartnäckiges Unkraut sein.>:(
Ansonsten ziehe den Plan so durch und nächstes Jahr hast du ertragreiches Land.

sil
13.07.2012, 17:53
Der Plan klingt gut, und ich würd ihn einfach mal auspobieren.

Mein jetziger "Kartoffelacker" war/ist ein ganz schmaler (ca 5 m breit), mit Giersch und Hahnenfuß völlig verunkrauteter Streifen "Wiese" zwischen einer Trockenmauer und einer Beerenobsthecke. Der Boden war dermaßen verdichtet und steinig, dass wir den Versuch, mit dem alten 20-PS-Cormick den Pflug durchzuziehen, gleich wieder aufgegeben haben. (Für den großen Traktor wars zu schmal)
Aus dem selben Grund habe ich dankend aufs Umgraben von Hand verzichtet, die Grabgabel ging nicht mal 5 cm in den Boden...
Ich wollte aber, stur wie man so sein kann, unbedingt ein Stück um Kartoffeln anzubauen, nicht zu groß, nicht zu weit vom Haus weg, mein Mann wollte nur für so einen Spleen kein Stück Heuwiese umackern - kurz: Ich habe mir eine Fuhre Humus anfahren lassen (knappe 80 Euros), das reichte, um Giersch und Hahnenfuß ca. 15 cm hoch damit zuzudecken. Darauf kam noch eine Schicht Pferdemist, den haben wir ja ausreichend, und dann habe ich, weil mir das Kreuz vom Humus breitrecheln und vom Mist verteilen schon weh genug getan hat, grad mal angedeutete Wälle zusammengekratzt und meine Kartoffeln gepflanzt.
Da wachsen keine Kartoffeln, prophezeite mein Mann.
Giersch und Hahnenfuß waren bis zum Herbst schon wieder hie und da zu sehen, aber wie sagte mein Sohn: Hauptsache es wächst überhaupt was.
Im ersten Jahr hatten wir tatsächlich schon ein paar Kartoffeln, im zweiten schon mehr, und heuer kamen beim Umgraben sogar Steine ans Licht - sprich, der Boden ist auch in der Tiefe gelockert (natürlich nur um die Steine herum...)
Giersch und Hahnenfuß gibts immer noch, aber ich muß ihn ja nicht groß werden lassen. Wenn ich genügend Material habe, wird gemulcht, das hält das Unkraut auch etwas in Schach. Da mein gärtnerischer Ehrgeiz nicht allzugroß ist und in meinem Garten sowieso eine gemäßigte Anarchie herrscht, kann ich sagen: es hat funktioniert.

legaspi96
13.07.2012, 18:04
Ich habe mir mal die Arbeit gemacht, so ein großes Stück flach mit dem Spaten abzustechen. Also nur die obere Schicht mit den Wurzeln. Das kannst Du entweder den Hühner geben (die freuen sich total darüber) oder in einer Ecke zum Verrotten stapeln. Danach umstechen und dann im Herbst den Mist drauf und den im Frühjahr untergraben. Dann hast Du Ruhe vor Hahnfuß und Giersch und eine wunderbare Erde. Und so schlimm ist die Arbeit nicht, Du hast ja Zeit bis zum Herbst.
Grüße
Monika

Mänty
13.07.2012, 18:08
Wir haben das letztes Jahr gemacht, mit Karton drunter und Hühner- und Pferdemist.

Das hat geklappt, wir haben im frühen frühjahr alles einmal umgegraben und gesäät. Allerdings ist der Boden so fruchtbar, daß da auch alles sprießt was man nicht so dringend im Gemüsebeet haben will.

Und wir haben reichlich Weizen und Hafer dazwischen......waren wohl noch ein paar Körner im Mist....

LG
Mänty

Einstein
13.07.2012, 18:28
Hallo,

Wenn Du soviel Gras hast, dann kannst Du damit auch mulchen.

Mindestens 15 cm am Anfang und dann immer weiter drauf.
Das erstickt auch recht zuverlässig und wen Grasschnitt immer wieder genug anfällt, dann rauf damit.

Im nächsten Frühjahr dann noch gut Sand einarbeiten, dann hast Du diese Kräuter nachhaltig vertrieben.

Wir machen das hier mit Quecke und Giersch so, Quecke ist da aber sicherlich einfacher.


Viel Glück
Ulrike

Murmeltier
13.07.2012, 19:26
Mit Teichfolie unter Hochbeet wird es sicher was, alles anderes wird dem Hahnenfuß kaum schaden, er freut sich über Mist. Für Kartofel sind Hochbeeten nicht das Richtige, aber für alles anderes ist das beste.

Okina75
25.07.2015, 03:56
Hy!

Nach nun vier Sommern des Wienerns, Probierens und Machens: Ich glaub', ich geb' et auf!

Ehrlich, in diesem Boden sind SOOOO viele Unkrautsamen- ich wette beinahe, wenn man die aussieben könnte, wäre die Erde ein Drittel weniger, bzw. das Bodenniveau ein Drittel tiefer als jetzt... Ich habe nun seit 2012 nix mehr an Unkraut blühen lassen, habe gemäht, gejätet, kartoniert und mit Dachblechen abgelegt, und 2014 sogar mit Vorox rumgemacht wie ein Dummer.

Mit lediglich dem Ergebnis, dass die üblichen Gräser, Brennnesseln, Hahnenfuß und Lattich- Arten, die hochkommen, noch durch Gartenmelde (und drei/ vier anderen Un- Arten), deren Samen ich wieder hochgewühlt haben muss, ergänzt wurde...
Es ist absolut unfassbar, aber noch immer, nach vier Sommern der leidenschaftlichen Bearbeitung, wiederholter völliger Blankmachung des Bodens genügen noch immer nur zwei/ drei Wochen der "Unachtsamkeit" (man hat ja auch mal was anderes zu tun...), und es sieht aus, als hätte da niiiemals einer was gemacht- neue- lückenlose Fettwiese gewachsen, als wäre man da zum allerersten Mal dran gewesen.
Dabei habe ich nicht nur ausdrücklich drauf verzichtet, umzugraben, um nicht neue Samen aus der Tiefe nach oben zu holen, sondern auch seit 2012 aber auch nicht ein einziges Mal zu düngen (höchstens mal alte Hühnerstreu drauf). Habe nur mal Holzasche drüber gestreut, um dem Stickstoffüberschuss etwas Phosphor und Kalium hinzu zu fügen...

Letzte Alternative wären nun wirklich nur noch Hochbeete, ansonsten habe ich die Faxen langsam echt meeeeega dicke!
Weiß jemand kostengünstige Baupläne?
Aber sind Hochbeete nicht einfach schrecklich arbeitsintensiv, mit dem jährlichen Ausschaufeln und neue Erde rein und diese Späßchen? Und sind die nicht viel austrockungsempfindlicher? Bzw. Wühlmäuse/ Maulwürfe kommen doch auch da rein, oder?
Wächst die Bepflanzung in den Dingern wirklich genau so gut wie im ebenen Boden? Ich WILL eigentlich nicht aufgeben, nicht nach den vier Jahren Gefummel, aber wenn ich sehe, dass nahezu blanke Beete nach einer Woche feuchtwarmen Wetters 30- 40 cm hoch mit irgendwelchem Lattich, Gräsern und jungen Brennnesseln bestockt sind, die genannte Woche vorher erst kleine Keimlinge waren- ehrlich, da vergeht mir jeglicher Enthusiasmus am Ebenen Erde- Gärtnern, da dies nach vier Jahren intensiv- aggressiver "Landnahme" noch immer so ist :(. Unglaublich, dieser Boden- wäre das Unkraut Gemüse, wir könnten uns nahezu ausschließlich vegan von diesen 80 m² ernähren...

Redcap
25.07.2015, 04:16
Und Mulchfolie? Ist diese Lösung ein Tabu? Auch kompostierbare?

Nöle
25.07.2015, 06:44
Respekt vor Deinem Durchhaltevermögen!
Ich habe meinen Wildwuchs jetzt seit fast 5 Jahren, habe nichts fast nichts daran getan und der Boden ist nun so gut wie Unkrautfrei. Ein paar Gräser bleiben standhaft, ein paar Büsche noch da auf 2000 m2.
Ich habe einen Zaun drum gesetzt und meine Minischweine haben den Boden urbar gemacht. Im Frühjahr bekommen die Speckis dann ein neues Gehege und ich habe meinen Garten.
Falls Deine Nachbarin ihr Schweine noch hat: frag mal ob Du die ausleihen kannst. Ihr Gehege kann sich etwas erholen und mit 80 m2 sind die in wenigen Wochen fertig. Für die Feinarbeit die Hühner drüber schicken!

Stefanie
25.07.2015, 07:43
Motorfräse habe ich auch schon angedacht, aber der Boden hier ist wirklich Knete (kann man nass fast mit töpfern), und da zerhäckselte Wurzeln rausprökeln, auweia...

Bloß nicht! Unser Boden hier ist genau so, wie du ihn beschreibst - toniger Lehm, und beinah staunass. Und fett. Wir haben den Fehler gemacht, meinen Vater beim Anlegen des Hausgartens mit der Motorfräse wüten zu lassen ........... Ergebnis: fein geschredderte Wurzeln von Hahnenfuß und Zaun- und Ackerwinde überall im Boden verteilt .............. und die nächsten Jahre richtig was zu tun................
Mein Mann (von endloser Ausdauer und Geduld ......) ist dazu übergegangen, dem Boden jedes Stück abzuringen - er hat zweihundert Quadratmeter des aus unserer Grünlandbrache (Brombeeren, Hahnenfuß, alle möglichen Doldenblütler, Ampfer usw.) abgetrennten Gemüsegartens Stück für Stück durchgejätet .......... der hatte wirklich jeden Bodenkrümel schon mal in der Hand .....
Und dann hat man immer noch mit dem durch Einflug "nachgesäten" Unkraut zu kämpfen. Tonnenweise Sand und Lavagrus eingearbeitet - wobei der Lavagrus am besten ist, weil er zusätzlich zur Lockerung auch noch Wärme in den kalten Lehm bringt. Die Mühe lohnt sich aber, der Boden in unserem Gemüsegarten wird immer besser.

Aber jetzt - die Wühlmäuse (siehe den anderen Gartenthread)

Matic
25.07.2015, 11:17
Sperrt doch einfach die Hühner einen Sommer auf die Fläche :-) E-Zaun drum, kleine Hütte drauf und machen lassen... Da wächst nichts mehr.

Hobbyhuhn2013
25.07.2015, 11:46
Mache es doch so, wie man früher, als man Land noch "per Hand" und ohne Maschinen bestellen musste, gemacht hat:

1.) Zunächst die Schweine des Nachbarn ausleihen: die graben, wühlen so gründlich um, wie Du das mit viel Muskelkraft niemals hinbekommen kannst, und fressen nicht nur oben, sondern auch jede Menge Wurzeln, auch Wurzelunkräuter.

2.) Danach kommen die Hühner dran (s. Matics Beitrag): die Hühner auf dem Landstück die "Feinarbeit" machen lassen. Sie vertikutieren das verbliebene Grünzeug und fressen (fast) alles, was wieder hochkommt.

3.) Danach den Boden glattziehen bzw. mit dem Handpflug wieder einigermaßen einebnen. Die ganze Fläche mit "Gartenabfall", ggf. vom Roden der umliegenden Flächen, also zB. Heuschnitt, Zweigen und Laub gut (also mind. 20 cm hoch) abdecken (oberste Schicht immer viele kleinere Äste, damit nichts wegfliegt) und über Winter so liegen lassen.

4.) Im Frühjahr (aber nicht vor März!) alle nicht verrotteten Reste abziehen und ggf. weiterkompostieren: Erde mit Sauzahn durchlockern (müsste gehen wie durch Butter) und einsäen/bepflanzen. Bewuchs ringsum kurz halten (wg. Schneckeneinwanderung).

5.) Pflege: Alle paar Wochen das Unkraut absammeln / jäten. Immer, wenn Heuschnitt anfällt, damit alles mulchen. Jeden Herbst alles abdecken wie bei 3.) beschrieben. Damit müsste das Bodenproblem ein für alle Mal erledigt sein.

Ich habe durch Zufall entdeckt, wie super das funtkioniert: in meiner "Dreckecke", wo ich immer alle Reste hingeschmissen habe (Holzabfall, Grasschnitt, Äste,..) - dort habe ich bis heute den besten Boden im ganzen Garten, konnte im Frühjahr den Arm ungelogen bis zum Ellenbogen in den Boden stecken (!) und die dort vorhandenen Brennnesseln ziehe ich einfach an der Wurzel meterlang aus dem Boden ;D Also nichts mehr mit schweißtreibender Hackerei etc. Lass' einfach die Mikroben für Dich arbeiten!

Hobbyhuhn2013
25.07.2015, 12:10
Ach ja, habe ich noch vergessen:

Mist würde ich auf keinen Fall auf diesen Boden packen. Scharfer Hahnenfuß ist eine Bodenzeigerpflanze für stickstoffhaltigen Boden - und was enthält Mist hauptsächlich? Stickstoff! Außerdem kommt Hahnenfuß eher auf dichten, humusarmen Böden vor. Du solltest also versuchen, den Humusgehalt in Deinem Boden anzuheben, und gleichzeitig keinesfalls mit Stickstoff "nachdüngen".

Gerade wenn vorher noch Tiere drauf waren, die natürlich durch ihren Kot auch den Boden mit Stickstoff angereichert haben: wenn Du die Schweine/Hühner das Stück "bearbeiten läst, weil der Boden eine Lockerung/Umgraben/Unkrautvernichtung etc. nötig hat, ist es umso wichtiger, dass hinterher die Rotte drauf kommt. Ein Kompost, der mit Laub, Stroh, Sägemehl angereichert wird, ist nämlich eher stickstoffarm. Die Rotte dieser Stoffe verläuft langsamer, aber mit etwas Astschnitt und Heu gut genug. Du könntest auf das Stück Land also eine Art "Langzeitkompost" anlegen ;)

Das geht natürlich aber auch ohne vorherigen "Tiereinsatz", falls er nicht wirklich gebraucht wird...

Stefanie
25.07.2015, 12:14
Ich habe einen Zaun drum gesetzt und meine Minischweine haben den Boden urbar gemacht. Im Frühjahr bekommen die Speckis dann ein neues Gehege und ich habe meinen Garten.
Falls Deine Nachbarin ihr Schweine noch hat: frag mal ob Du die ausleihen kannst. Ihr Gehege kann sich etwas erholen und mit 80 m2 sind die in wenigen Wochen fertig. Für die Feinarbeit die Hühner drüber schicken!

Genau das haben wir auch angedacht, als wir unseren Garten urbar gemacht haben - nichts ist besser, als ein Schwein, wenn man Boden durchackern und unkrautfrei haben will. Wir konnten/durften da nur kein Schwein halten. Aber wir hätten es sehr gerne so gemacht!

Mist würde ich auch auf keinen Fall auf die Fläche packen - du sagst ja selber, dass es dort so fruchtbar ist, mit Mist ist das ja dann nahezu überdüngt.

sil
26.07.2015, 09:13
Ich habe meinen "Kartoffelacker", der schon längst keiner mehr ist, sondern ein zweiter Gemüsegarten, inzwischen modifiziert und erweitert. Das Bild zeigt den Übergang vom alten Teil zum neuen.
Wir haben uns aus einem Käferbaum Bohlen schneiden lassen, ca. 4 cm stark, zwischen 20 und 25 cm breit, und daraus einfache Rahmen zusammengenagelt. Wer handwerklich versierter ist als ich wird es bestimmt auch optisch perfekter hinbringen...152113
Für die ersten Rahmen haben wir übrigens alte Gerüstbretter und Reststücke von Bauholz hergenommen, weil die sich bewährt haben, gabs dann die Investition in die Sägekosten für den Käferbaum, der ansonsten Brennholz geworden wäre.
Im "alten" Teil, wo es ja schon ca. 10 cm Humusauflage gab, hab ich den einfach zusammengekratzt, den Rahmen drübergestülpt, den Humus innendrin sauber verteilt und gut ist. Zwischen den Rahmen habe ich Rindenmulch verteilt, ab und an kratze ich mit einer Hacke alles, was sich an Grünzeug durch den Rindenmulch schummelt, weg. Der"neue" Teil existiert seit diesem Frühjahr, im Bild die zwei Beete rechts. Er fängt da an, wo die Kartoffeln wachsen. Die wurden einfach auf den Boden gelegt, nix mit vorher Grasnarbe entfernen oder so, das Stück war/ist extrem von Giersch durchwurzelt, das war mir einfach zuviel für mein marodes Kreuz. Zugedeckt haben wir mit verregnetem Altheu, beinahe 20 cm dick. Es war noch ein Ballen da, den ich nicht verfüttern wollte. Ich hätte selber niemals gedacht, dass da tatsächlich die Kartoffeln durchkommen... Bin gespannt, wie die Ernte wird.
Die Rahmen daneben habe ich auch nur auf die Grasnarbe aufgesetzt, eine Traktorschaufel voll Humus reingekippt, und mit Altheu gemulcht (es war noch genug da) Bisher wächst es gut, der Giersch, der sich durchkämpft, wird mitleidslos und ausnahmslos zügig der Küche zugeführt, mal sehen, wie es weitergeht.
Das letzte Beet wurde nicht gemulcht, da wächst auch nicht viel außer Giersch, aber darum kümmere ich mich nächstes Jahr. Ich hab nicht den Anspruch auf Perfektion ;).
Unter den Beerensträuchern lege ich übrigends jedes Frühjahr Futtersäcke aus Papier aus, die ich mit Steinen beschwere und im Laufe des Sommers unter dem gejäteten Unkraut und Grasschnitt verstecke. Das erspart mir viel Grasausrupfarbeit.

Okina75
27.07.2015, 01:07
Huhu!

Schweine wie Nachbarin gibt es leider nicht mehr, das fällt also aus. Und das meine Hühner Unkraut fressen, keine Chance. Da die freien Auslauf haben, haben sie auch freie Auswahl an Grünzeug, und nehmen nur das, was sie brauchen, nicht alles mögliche, weil sie nix anderes haben.

Mulchfolie und alles, was den Boden auch nur eine Spur von oben schützt, ist sofortige willkommene Gelegenheit für die Mäuse, bis unmittelbar unter die Erdoberfläche zu tunneln. Sogar nur zentimeterdicker Rasenschnitt oder auch gleich noch stehendes, etwas längeres Gras- das ist ein unglaublicher Mäuseboden hier.

Ich bin mit mir überein gekommen, der Natur 'ne Nase zu drehen. Ich baue mir Hochbeete mit Gitterboden und lasse den Kram ansonsten gelenkt verwildern, in Richtung Auwäldchen, wozu der Standort hier genau passt. So habe ich schöne standortgerechte Natur, keinen Ärger mehr, obligatorisch erdbewohnende Mäuse meiden Wald und waldartige Dickungen auch weitestgehend (Waldmaus und Co. hausen nur gelegentlich unterirdisch), und fertig ist der Lack...

Dazu ergänzt es sich prima, dass unsere heimischen Beerensträucher wie Stachel-, Johannis-, und Himbeeren sowieso Auwald- bzw. Lichtungs- oder Lockerwaldpflanzen sind, und die Hühnis Unterholz sowieso viel genialer finden als Offenflächen.

Edith möchte noch fragen:
Was hieltet Ihr denn von Hochbeeten auf gepflasterten Flächen, also quasi eine Art Riesenkübel? So hätte man eventuell auch gleich noch eine Verwendung für "überzählige" Hoffläche...

Medienhuhn
27.07.2015, 06:29
Huhu!


Edith möchte noch fragen:
Was hieltet Ihr denn von Hochbeeten auf gepflasterten Flächen, also quasi eine Art Riesenkübel? So hätte man eventuell auch gleich noch eine Verwendung für "überzählige" Hoffläche...

Was ist bei Dir gepflastert? 200 Jahre altes Kopfsteinpflaster mit 2 cm (+) Fugen mit Sand-Lehm-Füllung geht. Normales Pflaster der Kategorie Knochenstein oder ähnliches, oder gar mit Beton versigelte Fugen bei egal welchem Pflaster vergiss einfach ganz schnell...
Von der Unmöglichkeit für Bodenlebewesen einzuwandern (<- Nein, ich meine nicht die Mäuse) mal ganz abgesehen, was machst Du denn, wenn es, was in Deiner Region ja mal vorkommen kann, zwei Wochen lang recht ausdauernd regnet. Wo soll denn dann das Wasser hin?
Wenn es nicht ausreichend versickern kann, läuft Dir braune Brühe übers Pflaster. Alle Nährstoffe werden aus Deinem Beet ausgeschwemmt und wenn doch irgendwo ein paar Ritzen in Deinem Pflaster außerhalb des Beetes da sind, dann wächst da Unkraut in sagenhafter Größe (ist ja dann perfekt gedüngt).
Ergo, wenn auf Hoffläche gewünscht, dann Pflaster raus in dem Bereich, wenn es nicht gerade uraltes historisches ist, das entsprechend verlegt wurde.

Liebe Grüße

Vom Medienhuhn

Nöle
27.07.2015, 07:57
Ich würde Dir zwei Schweine leihen, wenn Du sie Dir in NRW abholst.

Einstein
27.07.2015, 09:26
Andreas,


irgendwo hatte ich mal von der Variante geschrieben, Lochziegel als Unterbau zu verwenden, zwar für Kompost Haufen, für Hochbeete müsste das aber auch gut gehen.

Diese Tonziegel müssten dafür gehen.

Eine gute Idee, einen standortgerechten Garten anzulegen, und dem dann die passenden Nutzgartenpflanzen zuzugesellen!

Schlau!

Und spart Nervenkraft!


LG
Ulrike

Okina75
27.07.2015, 14:46
Huhu!

Nöle: Danke für das Angebot, aber ich habe mir auch die Schweine von Nachbarin verkniffen, um nicht noch mehr Unkrautsamen aus der Tiefe hochzuholen, als ohnehin schon da sind. Jetzt, wo auch die Pferde nicht mehr dauernd alles zertrampeln, sieht man, was hier so im Untergrund noch an Sämereien lauert. Obwohl von vier 500 Kilo- Elchen viele Jahre lang dauerhaft belatscht, verdichtet und bewuchsfrei gehalten, ist der Auslauf nach nur zweieinhalb pferdelosen Monaten dicht und grün zugewachsen...
Ich danke Dir sehr, aber ich bin sicher, das würde die Situation mit den Unkräutern aus Samen nur vorübergehend entlasten :(.

Medi: Doch, es ist Verbundpflaster. Zwei Abers habe ich aber auch noch...
Aber 1) Wenn ich da mal Kübelpflanzen drauf stehen lasse, oder wenn sich in entlegenen Ecken Erde sammelt, wo dann Gras drauf wächst, dann sind da immer in Kürze auch x Regenwürmer zugegen, die problemlos durch die Eckfugen hochkommen.
Ich habe den Verdacht, die haben sich seinerzeit gar keinen Umstand gemacht, da Sand drunter zu machen, sondern direkt auf den anstehenden Boden verlegt. Der Sand unter dem Pflaster geht wohl nur etwa bis zum Haus, wie man dank der Ameisen erkennen kann, der ganze restliche Hof scheint auf anstehendem Boden gepflastert. Mit vermutlich noch dem historischen Pflaster drunter- einfach verfüllt, verlegt, abgerüttelt, fettich...
Ist hier echt eine ganz große Unsitte in dem Landstrich: Stört eine Fläche, einfach Schutt drauf, den platt gemacht, Erde drüber und buchstäblich Gras über die Sache wachsen lassen :(...
Und die unwissenden Nachbesitzer kriegen dann quadratmeterweit keinen Spaten 10 cm in den Boden, oder Wühlmäuse, die gar nicht anders können, als ständig mit der Nase auf Kulturpflanzenwurzeln zu stoßen...

Aber 2) Ach, die Unkräuter in den Pflasterfugen, die wachsen jetzt schon aufs fröhlichste und saftig in die Höhe- ist kaum ein Unterschied zum unbefestigten Garten feststellbar. Ließe man das Pflaster ein Jahr ungereinigt, hätte man da auch dichte Wiese drauf. Ist ehrlich unglaublich, was passender Boden, passende Feuchtigkeit und Beleuchtung sowie viechgedüngter Dorfboden für Wuchspotential beinhalten kann.

Lochziegel haben wir eine Palette rumzustehen, danke für den Tipp!

Mietze
27.07.2015, 14:58
Ich habe seit Jahren Hochbeete und möchte ohne sie nicht mehr gärtnern. Der Unkrautdruck ist wesentlich geringer und es läßt sich sehr rückenschonend arbeiten.

Hier mal ein Bild von meinem Gemüsegarten:

Redcap
27.07.2015, 15:17
Kennt hier jemand die Mantis Gartenfräse?
http://mantis.de.com/benzin-motorhacke-gartenfraese-klassisch.asp
Damit hab ich als Schüler meine Beerengärten angelegt.
Das ist echt ein Teufelsgerät, damit hab ich den verwilderten Garten zur Pflanzung von Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und Johannisbeeren mit viel Spass vorbereitet.
Wurzelwerk in der Stärke wie von Brennesseln wurde klein gehäckselt und konnte man dann abrechen ...
Vorher sollte man aber mähen ... damit sich das Unkraut nicht um die Fräse wickelt.

Medienhuhn
27.07.2015, 16:05
Ok Andreas, mach wie Du denkst...
Aufgraben wäre sicher die bessere Variante eben wegen der Versickerung, aber Regenwürmer habe ich auch auf der Sandsteinterrasse unter Untersetzern - obwohl da kein Erdzugang ist. Allerdings nicht so viele wie generell im Boden sind.
Das mit dem "Verbuddeln" kenne ich auch... wirklich abenteuerlich, was wir schon alles gefunden haben. Wobei es bei uns zwei "Perioden" gibt, in der Dinge "tiefer gelegt" wurden. Unser Vorbesitzer war so eine Wutz, die sogar Müll (Nylons, Spraydosen, Werkzeug, Haushaltskleingeräte...) vergraben hat. Wobei das faszinierndste aus seiner Zeit die roten, dreieckigen Legosteine sind, die man wirklich überall beim Umgraben findet.. die aber wohl auf die Kappe der Kinder gehen. Wenn ich die alle gesammelt hätte, könnten wir damit Handel treiben. Im Frühjahr 15 haben wir dann erstmals eine Ecke umgeraben wo es auch Lego in anderen Formen und Farben gab.
Der letzte "Großfund" von vor ein paar Wochen stammte aus der Zeit weit davor... Ein Rinderschädel, noch recht gut erhalten, was aber an der Bodenschicht gelegen haben dürfte in die er gebettet war. Toniger Lehm - da hatten wir eher Glück, dass da nicht noch der "Überzug" konserviert dran hing.
Ich habe übrigens die Hochbeete alle aus Sandsteinen gebaut (oder besser meinen Mann bauen lassen), da sozusagen als "Bordmittel" ohnehin vorhanden. Ich war "nur" für das Befüllen zuständig...Und bei unserem Hochtiefbeet für das Ausschachten, bevor die Mauer drum herum kam. Da haben wir jetzt eine nutzbare Tiefe für die Pflanzen von 1,5 Meter und könnten noch weiter auffüllen. Da steht jetzt ein Foliengewächshaus drüber und damit wir und die Pflanzen gut Höhe haben, sind wir mit dem Beet in den Boden rein gegangen, bis das schiefrige Gestein anstand. Da gab es eine Ecke mit versenkten Katzenköpfen, ganz übel auszubuddeln, einen halben Sautrog, diverse alte Keramikscherben, einen noch intakten Sauerkraut-Topf - den ich Rindviech erst vorsichtig daraus geborgen habe, um ihn dann zwei Tage später mit der Schubkarre anzufahren, weil ich so grenzwertig KO war vom Spitzhacken-Einsatz -> Sprung drin, einige alte Gläser, davon zwei noch intakt, die heute Blumenvasen sind.
Übrigens wirst Du feststellen, dass da höllisch viel reingeht, in so ein Beet. Strauch und Astschnitt brauchst Du für ganz unten, daher wäre der Herbst gar nicht so verkehrt, um mit Befüllen anzufangen...Obwohl Du durch Deine Arbeit wahrscheinlich sowieso immer an genug Material rankommst.

Was auch spannend war, war der zweite Brunnen, von dem ich dachte, den könnten wir viellicht wieder in Gang bingen. Zugeschüttet mit allem, was nicht niet- und nagelfest war. Viele Sandsteine, ein Grabstein, aber auch Müll dazwischen. Leider mussten wir in gut drei Meter Tiefe feststellen, dass der Brunnen schon "besetzt" ist. Die Trauerweide hat da Oberschenkel-dicke Wurzeln hinein getrieben und damit wurden weitere Grabungen zu gefährlich. Also Müll in die Tonne, Sandsteine weggeschichtet und wieder sauber mit Kies und Erdreich verfüllt.

Die Nord-Westpfälzer können das auch....

@ Mietze - so wollte ich meine Hochbeete eigentlich auch haben - aber warum Holz kaufen, wenn man Steine hat, die sowieso Fläche blockieren. Die recht dicken Mauern, die ich jetzt habe sind zwar bei der Bearbeitung manchmal lästig, aber man kann schön Töpfe draufstellen (so dass die Orpis nicht drankommen) und sie Speichern Wärme, die dann über Nacht abgegeben wird.

Liebe Grüße
Vom Medienhuhn

Mietze
27.07.2015, 16:15
@ Mietze - so wollte ich meine Hochbeete eigentlich auch haben - aber warum Holz kaufen, wenn man Steine hat, die sowieso Fläche blockieren. Die recht dicken Mauern, die ich jetzt habe sind zwar bei der Bearbeitung manchmal lästig, aber man kann schön Töpfe draufstellen (so dass die Orpis nicht drankommen) und sie Speichern Wärme, die dann über Nacht abgegeben wird.

Wenn man Steine hat, verwende man diese auch, ich bin leider nicht steinreich. Das Holz habe ich eigenhändig aus dem Wald geholt, war viel Arbeit aber recht günstig, da der Förster froh war, daß ich ihm den Hain ausgelichtet habe.

Jedenfalls werden Deine Hochbeete länger leben als meine und das mit der Wärmespeicherung ist auch klasse.

Um meinen Gemüsegarten ist ein Zaun, die Hühner dürfen erst im Herbst wieder rein, wenn abgeerntet ist und müssen nun mit dem Beeren- und Obstgarten vorlieb nehmen :laugh

Okina75
27.07.2015, 17:15
Meine Güte, Medi, Du könntest ja schon ein halbes Museum aufmachen :o...
Da unser Hof ja auch von 1861 datiert und noch ziemlich original ist (plus zusätzliche große Scheune aus den 50ern, wo sicher viiiiiiel drunter zu verfüllen ging...), wäre ich ja fast mal gespannt, was man hier all so ausbuddeln kann.

Das beachtlichste waren bislang 10 Reichspfennig von 1941, komplett mit germanischer Feuerrad- Rune, um es mal so auszudrücken, sowie ein Zier- Messingteller. Einfach so beim Unkrautjäten im wohl früheren Nutzgarten des Hauses gefunden... Aber auch eimerweise uralte, teils schon mürbe Kotelettknochen, Beinscheibenknochen vom Rind etc. etc. sowie viele Scherben alten Porzellans kamen zusammen (leider nie vollständig). Ich wette, dass hier garantiert auch noch irgendwo ein Gaul, eine Kuh und etliches Kleinvieh liegen werden, und hätt' beinahe Lust mal ein paar Archäologen drüber zu lassen ^^...

Naja, ich wollte nur sagen: Versickerung ist auf unserem Pflaster prima gegeben, und erstmal ein Probe- Hochbeet ist sicher mal versuchenswert darauf. Will demnächst den alten Außen- Abort des Hofs abreißen, da schon arg windschief, und da ich dann stilvoll einen neuen aus richtig nett Holz basteln möchte (spart sicher Unmengen an Wasser, selbst wenn man da nur für kleine Jungs geht ^^), wären die Mauersteine übrig- auch so relativ porös wirkende Betonsteine aus bestimmt ebenfalls den 50ern, als sie die große Scheune gebaut haben. Für 200 x 120 x 120 cm reichen die locker, und so hätte der Lokus wenigstens noch 'nen Nutzen auf seine alten Tage ^^.

BiggiK
27.07.2015, 20:26
Ich habe schon seit 15 jahren hochbeete und bin absolut begeistert. Der Aufbau ist natürlich aufwendig, vor allem wenn man es so macht wie ich. Zuerst die oberste bodenschicht ca spatentief abtragen und zur Seite legen. Den Boden mit stabilem Draht auslegen, dann können weder Mäuse noch maulwürfe rein. Dann alles an gartenschnitt, Laub etc reinpacken und festtreten. Deshalb baut man ein hochbeet am besten im herbst, dann hat man genug füllmaterial. Oben drauf kommt dann der Aushub. In den ersten Jahren setzt sich das ganze ziemlich ab, dann muss man eben boden auffüllen. Neu aufschichten muss man das ganze aber nicht. Probleme mit Schnecken habe ich kaum und dann habe ich ein gemüsenetz drüber gespannt, das schützt vor Läusen und anderen Schädlingen.
Gruß Birgit

Rudelmaus
27.07.2015, 20:39
Ich habe meinen Nutzgarten einfach nur regelmäßig mit einem Gasbrenner geflämmt und möglichst nicht umgegraben. Im Spätsommer eingezäunt und kahl gebrannt, bis zum Frühjahr dann immer wieder das neu aufkeimende frühzeitig weg gebrannt...und dann bepflanzt. Die Gehwege wurden dann weiter geflammt und es blieb nur der Bereich direkt um die Pflanzen zum jäten. War erträglich vom Aufwand her ...bis dann ab Herbst eine Mulchschicht und die Winterofenasche drauf kam ...plus Gasbrenner wenn da jemand unerwünscht wachsen wollte.

Okina75
28.07.2015, 01:29
Mir ist das Gas zu schade, um 80 m² "Urwald" damit nieder zu flämmen- von der Zeit in der man nur rumsteht und den Brenner hin und her bewegt, mal ganz abgesehen. Zumal die Wurzel intakt bleibt und bei zB Löwenzahn denn einfach drüber kichert und wieder austreibt. Außerdem verbrennen da für meinen Geschmack auch zuviele Kleinlebewesen, die nicht schnell genug weg kommen. Ist mir mit einem Wort zu ineffektiv, ehrlich gesagt, das Abflämmen, zumindest mit diesen üblichen Kartuschen- Brennern. Anders mag das aussehen, wenn man so 'nen Brenner zur Verlegung von Dachpappe nimmt, mit 'ner richtigen Gasflasche und entsprechend dimensioniertem Brenner dran- mit so einem würde das sicher flutschen...

Stefanie
28.07.2015, 07:32
Außerdem verbrennen da für meinen Geschmack auch zuviele Kleinlebewesen, die nicht schnell genug weg kommen.
...................
Anders mag das aussehen, wenn man so 'nen Brenner zur Verlegung von Dachpappe nimmt, mit 'ner richtigen Gasflasche und entsprechend dimensioniertem Brenner dran- mit so einem würde das sicher flutschen...

Womit aber das Argument, dass zu viele Kleinlebewesen mit abgefackelt werden, erst recht bestehen bleibt. Ich finde, Abflämmen ist schon allein aus diesem Grund überhaupt kein Mittel der Wahl. Dann könnte man auch Unkrautvernichter spritzen ............

Nein, wer unkultiviertem Grünland einen Garten abringen will, wird sich bücken müssen .........

Medienhuhn
28.07.2015, 07:47
Womit aber das Argument, dass zu viele Kleinlebewesen mit abgefackelt werden, erst recht bestehen bleibt. Ich finde, Abflämmen ist schon allein aus diesem Grund überhaupt kein Mittel der Wahl. Dann könnte man auch Unkrautvernichter spritzen ............

Nein, wer unkultiviertem Grünland einen Garten abringen will, wird sich bücken müssen .........

So ist es leider Stefanie,

wobei ich Verständnis für die Abflammerei bei älteren Leuten habe, die ihren gepflasterten Hof damit bearbeiten. Immerhin erhalten sie die Flächen unversiegelt, sprich mit offenen Fugen und sie nutzen kein Glyphosat, wie leider sehr viele hier auf dem Land. Da das Verbot dieser Substanz (für priate Anwender) im Raum steht, werden hier schon Hamsterkäufe getätigt...
Mir haben die Hühner das elendige Fugenkratzen abgenomen. Es wächst wirklich nur noch ganz spärlich Gras zwischen den Pflastersteinen, das sie sauber kurz halten. Was habe ich mich früher mit Breitwegerich und Klee herumgeärgert. Kaum hatte man mit gut 20 Arbeitsstunden die Fugen sauber, war schon wieder alles zu und als wir wegen Großbaustelle auf dem Hof mal ein Jahr nichts gemacht haben kam man sich hinterher vor wie ein Archäologe, der mühevoll Stein für Stein wieder frei gelegt hat...alles zugewuchert. Da war ich auch kurz davor den Dachdecker zu Hilfe zu rufen. Aber die Hühner sind wirklich die bessere Lösung.

Liebe Grüße

Vom Medienhuhn

Ira
28.07.2015, 08:51
Ach, Andy,

Du kennst doch sicher die Geschichte:

Ein alter Araber wohnt seit vielen Jahren im Außenbezirk von New York und hat ein kleines Stückchen Land am Haus.
Er schreibt seinem in den Emiraten studierenden Sohn eine E-Mail:

"Oh, Ali! Du weißt, ich wollte schon immer mal Kartoffeln anbauen. Aber hier ist fester Rasen und ich bin zu alt. Könntest du nicht in den Ferien vorbei kommen und umgraben helfen? Sonst fange ich schon mal an, aber es wird beschwerlich und lange dauern.."
Der Sohn antwortet zügig:
"Vater! Um Gottes Willen! Grabe ja nicht im Garten herum! Dort habe ich DAS versteckt!!"

Noch während der Vater antworten will, stürmen vermummte Vertreter sämtlicher Geheimdienste Haus und Garten und filzen jeden Millimeter, vor allem unter dem Rasen des Grundstückes.

Nach einem halben Tag erfolgloser Suche zieht die Mannschaft ab.

Nun klingelt das Telefon:

"Guten Tag, lieber Vater! Ich kann leider wegen der Prüfungsvorbereitungen nicht kommen, aber ich glaube, du kannst die Kartoffeln jetzt pflanzen, der Garten sollte ja umgegraben sein!"

---
Vielleicht probierst du die Masche auch, gell, Andy?

Okina75
28.07.2015, 12:59
:laugh :rofl:
Yah, das ist doch mal eine Idee- gewusst wo *lach, wieher*...

Stefanie: Ja, für Pflaster halt, das habe ich vergessen, dazu zu erwähnen.

Wenn man viel Pflaster und Rasen/ Wiese hat, nützen die Hühnis auf dem Pflaster übrigens auch nicht viel.
Sie halten das Gras im etwa 20 m- Radius um den Stall zwar schön kurz, alles andere Kraut und weiter entferntes hingegen ist ihnen völlig egal- Hühner sind ganz fürchterliche Pragmatiker :(...

Medienhuhn
28.07.2015, 13:24
Wenn man viel Pflaster und Rasen/ Wiese hat, nützen die Hühnis auf dem Pflaster übrigens auch nicht viel.
Sie halten das Gras im etwa 20 m- Radius um den Stall zwar schön kurz, alles andere Kraut und weiter entferntes hingegen ist ihnen völlig egal- Hühner sind ganz fürchterliche Pragmatiker :(...

Du hast die falschen Hühner...bei uns klappt das mit dem Fugenkratzen...und auch das falsche Unkaut in den Fugen...ich hatte Klee und Breitwegerich (offenbar sehr lecker)...jetzt nur noch Gras. Aber gut ich habe halt das alte Pflaster und da sind auch jede Menge "Proteinleckerli", die sich da verstecken, die man natürlich da "rauskitzeln" muss....

Genau, wie sie auch die Mauern der Hochbeete immer kontrollieren, ob sich da nicht eine Assel, Spinne oder Ähnliches zeigt, der man schnell den Garaus machen kann.

Orpis sind weniger Pragmatiker, eher Gourmets...wenn es etwas wirklich Feines gibt, dann schwingt man den Rüschenpopo auch in den letzten Winkel des Grundstücks.

Aber wenn Du sie irgendwo hauptsächlich haben willst, damit sie für Dich arbeiten, dann stelle halt da die Wasserglocken auf...bei der Wärme müssen sie ja häufig trinken und sich somit genau dahin bewegen, wo Du sie haben willst.

Sollte doch eigentlich funktionieren?

Liebe Grüße
Vom Medienhuhn

Cookie0102
28.07.2015, 13:40
Huhu ... Ich habe als Alternative zum Hochbeet gerade erst gelesen : Gärtnern auf Strohballen ( also klappen ) ! Fand ich sehr interessant , da hat einer ein Buch dazu herausgebracht . Kannst ja mal googeln , wenn du magst !

Ich bearbeite meinen Garten übrigens gern mit dem Mond ; soll heißen , Unkraut entfernen bei abnehmenden Mond , einkochen und haltbar machen zum Beispiel auch , weil es dann länger haltbar ist . Rückschnitt bei Neumond ... Etc. pp.
Kann ich empfehlen ! Lg und eine gute Ernte für alle gartenliebhaber


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Okina75
28.07.2015, 15:32
Medi: Nö, ich habe schon die richtigen Hühner- aber die ganz falsche Haltung :(.
Das kommt dabei raus, wenn die Tucken auf über 1600 m² frei rumoren können- da interessiert man sich nicht mehr für ansonsten offensichtliche Nebensächlichkeiten.
Ich meine, dies Jahr sind die aber sowieso seltsam drauf, die Hühnis... Gehen quasi an keinerlei Beeren dran, haben den Huflattich und Beinwell bis jetzt vollkommen links liegen gelassen (letztes Jahr quasi bis auf die Blattstiele weg gemampft...) und nehmen auch quasi keinen Löwenzahn. Entweder sind das mit nur noch 11 Alttieren jetzt zu wenige, als dass die solche Nebensächlichkeiten noch interessieren bzw. um jeden Fitzel heilkräftigen Krauts konkurrieren müssen, oder denen geht's zu gut :kein.

Nach dem Mondkalender gärtnern würde ich gerne, habe ich auch schon mal gemacht und überraschende Ergebnisse erzielt. Das war aber vor Zeiten des Internets, und heute gibt es mir da wirklich viel zu viel Mondkalender, um noch einschätzen zu können, welche da nicht nur Selbstprofilierung oder sonstige Spinnerei sind (will ja irgendwie jede Quelle die Weisheit für sich pachten...). Kurz- mir fehlt heutzutage die Sicherheit, welcher Mondkalender noch verlässlich und wirklich stimmig ist, denn ich habe schon welche im Net aufgetan, die sich beinahe um 180 ° in ihren Angaben unterschieden, und ausprobiert beide keine Begeisterungsstürme auslösten.

Blindenhuhn
28.07.2015, 15:44
Hallo, Andreas, ich halte mich so gut es eben geht an den Mondkalender von Paungger/Poppe. Johanna Paungger hat es auch ganz gut erklärt, warum es so viele unterschiedliche Mondkalender, die sich teilweise total widersprechen, gibt.
Falls du Interesse an dem Strohballengärtner-Buch hast (und dies nicht eh schon ausprobiert hast:)) würde ich es dir gerne schenken. Ich habe das mal versucht, ist aber bei 2 Gurken-Pflanzen geblieben. Wahrscheinlich habe ich was falsch gemacht.
LG Blindenhuhn

BiggiK
28.07.2015, 17:39
Hallo Blindenhuhn,
ich denke für stark zehrende Pflanzen ist Stroh eher nichts, da es ja kaum Nährstoffe enthält. Außerdem wird das Getreide ja so häufig gespritzt, dass diese Rückstände sicherlich auch im Stroh zu finden sein dürften. Da möchte ich dann lieber kein Gemüse drauf ziehen... Abflämmen finde ich für Pflasterflächen praktisch, aber eine größere Gartenfläche, nee. Ich würde jäten, umgraben, möglichst alles an Wurzeln rausholen und dann erstmal Kartoffeln setzen. Die beschatten die Fläche, brauchen viele Nährstoffe und machen den Boden locker. Danach direkt eine Nachsaat mit Nützlingspflanze um den Boden zu bedecken. Im darauffolgenden Frühjahr nochmal jäten, die abgestorbenen Nützlingspflanzen untergraben und sähen. Wenn der Boden sowieso schon sehr nährstoffreich ist, macht Mist keinen Sinn. Damit trägt man nur unnötig viel Stickstoff ein, das bekommt vielen Gemüsearten auch nicht.
Ein bischen Quälerei ist natürlich mit so einem Vorhaben verbunden.
Gruß Birgit

Blindenhuhn
28.07.2015, 17:50
Hallo Birgit, da hast du vollkommen recht. Bei diesem speziellen "Strohballen gärtnern" muss man den Ballen auch vorher mit Flüssigdünger präparieren - ich glaube, 14 Tage lang - jeden Tag. Meine 2 Gurken-Pflanzen sind ja auch gut gewachsen, aber der ganze Aufwand war es mir nicht wert. Da bleibe ich lieber bei meinen alten Hochbeeten.
LG Blindenhuhn

Okina75
28.07.2015, 18:50
Die Quälerei ist nicht das Problem, Birgit, die gehört zu einem anständigen Gärtner dazu- was aber extremst abnervt ist, wenn man sich jedes Jahr ein Bein ausreißt, zusammen genommen wochenlang durch den Garten robbt, und für den ganzen Aufwand dann nur ein paar Sachen zum Naschen rauskommen...

2013 war das einzige Jahr, wo wir so "viele" Tomaten (von 16 Pflanzen) hatten, dass wir zweimal Salat und zwei 800 ml- Gläser Sugo von machen konnten... Auch 2013 gab es als einziges Jahr genug Bohnen, um davon mal zwei Eintöpfe basteln zu können.
Dieses Jahr (2015) war das erste Jahr, wo so viele Beeren reiften, dass es für 2 pure Gläser Marmelade reichte sowie bereits für einen Kuchen, und für einen Kuchen sind noch da.
Ja, und 2014 und 2015 überlebte auch genug Pflücksalat, um den mehrmals genießen zu können...

Kohl war völlig für den Bürzel, Zwiebeln dito, Radieschen sind mehrmals alle geschossen, die Bohnen und Tomaten in den anderen Jahren unmittelbar vor oder in der Fruchtreife weg gegammelt- da hat man dann irgendwann die Faxen dicke, sich weiter zu quälen, für quasi nichts. Man steckt eine Höllenzeit rein, aber nichts kommt dafür rum. Wachsen tut alles bestens, das ist es nicht!
Aber dann kommt auf drei schöne warme Tage grundsätzlich eine Woche kühlfeuchtes Mistwetter, und ab August dann nützen endlich mal gleichmäßig warme Temperaturen und Sonne auch nix mehr, denn im September ist hier auch schon wieder Schluss mit lustig... Und alles gammelt einem weg, oder fällt nach wochenlangem hoffnungsfrohen Gedeihen in einer Nacht den Schnecken zum Opfer, wie die Zwiebeln, zu deren Vernichtung in einer einzigen Nacht sich die Nacktkriecher echt verabredet haben müssen *seufzel*.

Nun ja, nicht umsonst wird hier kein Mensch mehr 'nen Gemüsegarten am Haus haben oder Gemüse auf den Feldern anbauen, sondern überall (freilich auch vernachlässigte) Streuobstwiesen stehen...

BiggiK
28.07.2015, 19:09
Das ist natürlich ärgerlich. Tomaten gedeien bei mir auch nur im folientunnel, dafür aber umso besser. Wegen der schnecken und dem ganzen Ungeziefer habe ich mein Gemüse nur noch im hochbeet und mit gemüseschutzflies abgedeckt. Das funktioniert sehr gut, auch die lieben tauben, die mkr sonst den frisch gepflanzten Salat weggefressen haben, gucken in die röhre. Versuch es doch mal mit einem kleinen hochbeet, du wirst staunen.
Gruß Birgit

Okina75
28.07.2015, 19:48
Ja, Hochbeet wird definitiv eins kommen.
Habe heute begonnen, den uralten Außen- Donnerbalken abzureißen, und mit etwas Muskelschmalz kann ich die komplette Rück- und Seitenmauer jeweils am Stück längsseits wieder hinstellen und müsste nur noch die Schmalseiten neu mauern- fertig wäre das erste Hochbeet. Schau 'n wer mal ^^...

Tomaten im Folienhaus gammeln hier übrigens genau so verlässlich unmittelbar vor Fruchtreife weg wie frei ausgepflanzt- weswegen ich dies Jahr nur frei ausgepflanzt habe, was sich bislang gut anlässt... Mein neuer Wahlspruch aus gartentechnischer Sicht: Westerwald suxx...

Stefanie
28.07.2015, 20:29
Mein neuer Wahlspruch aus gartentechnischer Sicht: Westerwald suxx...

Aber, Andreas - ich muss doch jetzt mal was sagen: Du kennst dich doch gut aus mit Böden, Klimaten, Pflanzen etc. ....... Bist du etwa in den Westerwald gezogen und hast gedacht, du könntest dort herrliche Landwirtschaft betreiben? Der Westerwald war noch nie lohnende landwirtschaftliche Anbaufläche - den Westerwäldern ging es gut, solange sie noch genug Holz für die Holzwirtschaft hatten......... danach war Schicht ............ Das musst du doch vorher gewusst haben - weder in der Eifel noch im Westerwald gibt es reiche Bauern ..........

Ich kann deine Klagen ja nachfühlen - wir wohnen ja noch auf der milderen Schwelle zum Westerwald - und auch bei uns werden z.B. Tomaten im Freien und im Zelt nichts ............ aus den gleichen Gründen wie bei dir.
Aber dass du das große Weinen über den Westerwald anstimmst, als hätte man das vorher nicht ahnen können .......... nee.......... gerade du musst doch gewusst haben, auf welche Bedingungen du dich da klimatisch etc. einlässt....??

Okina75
28.07.2015, 23:35
Nö, leider nicht, Steffi...
War bis dahin vom eher kontinentalen Berlin und Brandenburg geprägt, sowie von meiner keine 200 km von hier entfernten hessischen Heimat.
Das es quasi überall anders so anders ist, konnte ich nicht im Traum riechen, woher denn?
Mild ist es hier, ohne Zweifel, aber erst hier habe ich gelernt (man lernt ja nie aus...), dass Milde und Wärme bei weitem nicht dasselbe sind!

Berlin und unsere Ecke hier haben zwar genau die gleiche jährliche Durchschnittstemperatur mit etwa 9 Grad, aber dennoch sind das WELTEN Unterschied. So wollte ich ja mal Puten halten, und habe mich, weil die so empfindlich gegen feuchte Witterung sind, umfänglich über Jahresklimate belesen und verglichen.
So haben wir hier (immer jahresdurchschnittlich!) über 400 mm mehr Jahresniederschlag, dafür aber ca. 90 Sonnenstunden (oder auf die Hellperioden von Tagen gerechnet 7,4 Tage, also eine volle Woche) weniger als in Berlin. Berlin hat leicht kühlere Sommer, dafür aber leicht mildere Winter als wir, was in beiden Fällen wie gesagt 9.7 Grad Celsius Jahresmitteltemperatur macht.
Soweit denkt man sich also nicht weiter verheerendes dabei...

Dann kommt aber der Unterschied kontinentales und ozeanisches Klima zusammen mit der Exponation hinzu... In Berlin sind die Sommer sonniger und trockener, dafür die Winter in der Summe kälter (die Innenbezirke sind um bis zu 10 Grad wärmer als die Außenbezirke, muss man dazu wissen). Die Wärme kumuliert sich viel mehr da wo sie soll, in den Sommermonaten.
Hier hingegen ist es ein ständiges auf etwa demselben Niveau- Vor sich hin Geplätschere plus viel mehr Feuchtigkeit und zwar moderaten, aber im Mittel kühleren Temperaturen, weil wir hier quasi das erste hohe Land nach England und Benelux sind, wo die ganzen Tiefs vom Atlantik hängen bleiben und sich austoben.
Was man ja aktuell auch daran ganz gut sieht, dass wir hier eigentlich gut wasserversorgt sind trotz allgemein wenig Niederschlägen der letzten Zeit, während im Windschatten des Westerwalds, vor allem im Frankfurter Becken und dahinter nach Franken hin, bald die Sahara ausbricht...

Wenn man also aus anderen Gefilden als Eifel/ Westerwald/ Bergisches Land/ Sauerland kommt und damit nie zu tun hatte, haut einen das ganz andere Klima schon ordentlich vom Schlitten! Man hört ja immer so als Flachlandtiroler, im Westerwald herrsche rauhes Wetter, das schon.
Aber diese Äußerung ist so unspezifisch, da kann man sich alles drunter vorstellen bzw. alles rein interpretieren. Das auch verhältnismäßig gleichmäßig mildes Klima und verhältnismäßig viel Niederschlag als rau gelten können, hätte ich mir nie träumen lassen!

Rau waren für mich klirrend kalte Winter mit meterhoch Schnee, aprupte Jahreszeitenübergänge wie bspw. in den Plains im Amiland, wo es bis Ende August/ Anfang September vormittags noch knallender Hochsommer ist, und an jenem bewussten Tag, wenn die Winde drehen, am selben Abend bereits nichts anderes als waschechter Herbst, was dann auch so bleibt bis Mitte Oktober, wo ebenso plötzlich der Winter vor der Tür steht...
Rau waren für mich also knallharte Übergänge ohne groß Zeit, sich adaptieren zu können und richtige Extreme.
Hier hingegen sind alle Jahreszeiten nahezu gleich, außer dass es in der Sommerhälfte grün ist und höhere Temperaturspitzen erreicht. Ansonsten ist das hier von September bis Mai/ Juni ein unterschiedsloses Dahingeplätschere mit im Schnitt 6- 15 Grad Temperatur und viel Niederschlag. Das fiel mir ganz besonders dies Jahr krass auf, wo die Krokusse bei den gleichen Witterungsbedingungen und Temperaturen blühten wie die Obstbäume, und die Obstbäume ebenso Frucht ansetzten wie die Natur ergrünte. Ohne große Unterschiede, immer der gleiche Mampf, nur mit fortschreitender Vegetation, an der allein man erkennt, was die aktuelle Jahreszeit ist...
Woher sollte ich wissen, dass eigentlich ausgeglichenere Temperaturen und gleichmäßigere Niederschläge auch rau sein können? Hört sich erst mal paradiesisch an, wenn man aus Berlin kommt, wo Kahlfrostwinter die Regel sind und knalligere, trockenere Sommer... Das Wetter in Berlin erschien mir extremer, und neidisch schielte ich immer auf die insgesamt ausgeglicheneren Temperaturen hier in der groben Kölner Ecke.
Und als ich her zog (31.3.11), machte ich auch "Heureka", als ich die Vegetation gut zwei Wochen weiter vorfand als in Berlin... Und war höchst beeindruckt, dass die Bauern hier bis zu sechs Wiesenschnitte im Jahr machen können, den letzten oft im Oktober/ fast November, während in Berlin- Brandenburg vielleicht maximal deren drei möglich waren, mit dem letzten Schnitt im August von Oktober- Schnitten weit entfernt...
Die vier Jahre/ fünf Sommer hier ernüchterten mich aber nun gründlich. Und da darf man doch sicherlich mal aus allen Wolken fallen, wenn man die erschütternde Erfahrung macht, das eigentlich ausgeglichenere Umstände auch richtiger Mist sein können...

Darum hasse ich auch diese dumpfen Wetterfrösche so, die erst posaunten, 2014 wäre das wärmste Jahr sein Beginn der Aufzeichnungen gewesen, und nun bereits ebenso posaunen, dass es quasi unmöglich ist, dass 2015 NICHT das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen wird...
Wenn man hier im Wällerschen lebt, fragt man sich, woher die die Weisheit mit dem "wärmsten Jahr" nehmen!
Ausgeglichener temperiert, weniger Spitzen nach ganz unten oder ganz oben, ja, aber doch nicht WÄRMER... Wenn sich Sommer- und Wintertemperaturen immer weiter angleichen, dann gleichen sich die Klimata aus, ja, aber WÄRMER ist für mich was ganz anderes! Diese Erbsenzählerei und Augenwischerei ist mir hier erst so richtig bewusst geworden.
WÄRMER bedeutet für mich, dass Gewächse unter Umständen gedeihen, unter denen es ihnen vorher nicht möglich war. Es kommen ja seit ca. 10/ 15 Jahren auch viele Parasiten und Pilzkrankheiten an Pflanzen, die man vorher nicht kannte. Das führe ich aber nicht darauf zurück, dass es so bombe WÄRMER wird, sondern dass vor allem die Kältespitzen ausbleiben.
Wärmer wäre für mich, wenn auch hier auf 300/350 m Feigen ausreifen würden und Blumen/ Pflanzen so blühen, wie sie es woanders von Hause aus tun. In Fact aber kriegt hier bei uns keine Rose vor dem ersten Juniquartal eine Blüte auf, und Gartenhibiskus, hahaha, da kann ich mich freuen, wenn Mitte August (!) die ersten Blüten aufgehen! Wodurch es dann auch bei einer Jahresblüte von vielleicht 3- 4 Blüten pro Strauch bleibt. Das ist mehr als lächerlich- und das, obwohl die südexponiert stehen, und, das beste, die Tage fast eine Dreiviertelstunde länger sind als in Berlin!
Bestes Beispiel erst kürzlich, am vergangenen Sonntag: Eine Johannisbeere (Johannistag- Ende Juni, weswegen die Beeren ja so heißen!) mit Früchten, die gerade mal zu reifen beginnen! Einen Monat (!) nach der eigentlichen Zeit!
Felsenbirnen heißen im amerikanischen "Juneberry", also Junibeere... In tieferen Lagen reifen die auch im Juni... Meine Sträucher haben erst nach Mitte Juli angefangen mit der Reife...
Ja, einen feuchten Kehricht wird es immer wärmer! Ausgeglichenere Temperaturen sind nicht automatisch auch wärmer oder gedeihlicher für die Vegetation oder die Gartenkultur!

Woher sollte ich denn wissen, auf was für einen Käse ich mich hier einlasse, nach 7 Jahren Osthessen und 28,5 Jahren Berlin? Da oben, in Berlin- Brandenburg war gleichmäßiges Klima von Sachsen- Anhalt bis Polen und von Sachsen bis fast an die Ostsee- das ist ein viel, viel größerer gleichmäßig klimatisierter Temperaturraum als hier, wo keine 150 km entfernt schon gänzlich andere Bedingungen herrschen, obwohl auch Mittelgebirge... Bzw. sogar keine 50 km entfernt, in Rheinnähe...
Darauf können einen keine Dokus, Reportagen, Foren oder Bücher vorbereiten, das nasse Handtuch ins Gesicht muss man echt selber erleben, um es zu realisieren...

Einstein
29.07.2015, 09:03
Mensch, Andreas,


Als ich das eben zu Ende gelesen habe, da habe ich Deinen Piratensatz erst so richtig verstanden...


Du Armer!


LG
Ulrike

Cookie0102
29.07.2015, 11:50
Wow ... Das liest sich wie die Beschreibung in manchen , schönen Büchern . Respekt , da hat aber einer Ahnung ; verneig; ich bin froh , das mal so gelesen zu haben und bedaure zutiefst , wo du mit deiner grünen Ader da hingeraten bist .
Ich drück alle Daumen , das du noch erreichst , was du erreichen willst , wobei deine Anspielung ,auf Jahre, in deiner Vergangenheit , mich wieder merken lässt , wie schnell so ein Leben dahinfliegt ... Ich find es einfach zu kurz !!! Lg


Gesendet von iPhone mit Tapatalk

Stefanie
29.07.2015, 12:10
Das es quasi überall anders so anders ist, konnte ich nicht im Traum riechen, woher denn?
Mild ist es hier, ohne Zweifel, aber erst hier habe ich gelernt (man lernt ja nie aus...), dass Milde und Wärme bei weitem nicht dasselbe sind!


Soweit denkt man sich also nicht weiter verheerendes dabei...


Wenn man also aus anderen Gefilden als Eifel/ Westerwald/ Bergisches Land/ Sauerland kommt und damit nie zu tun hatte, haut einen das ganz andere Klima schon ordentlich vom Schlitten! Man hört ja immer so als Flachlandtiroler, im Westerwald herrsche rauhes Wetter, das schon.
Aber diese Äußerung ist so unspezifisch, da kann man sich alles drunter vorstellen bzw. alles rein interpretieren. Das auch verhältnismäßig gleichmäßig mildes Klima und verhältnismäßig viel Niederschlag als rau gelten können, hätte ich mir nie träumen lassen!

Darauf können einen keine Dokus, Reportagen, Foren oder Bücher vorbereiten, das nasse Handtuch ins Gesicht muss man echt selber erleben, um es zu realisieren...

Ach Andreas - du hättest allein das hier (http://www.stupidedia.org/stupi/Westerwald) lesen müssen - dann hättest du Bescheid gewusst!

Okina75
29.07.2015, 13:49
Höhöhö :kicher:...
Also, ich muss widersprechen, eine Autobahn hammer hier schon :D...

LittleSwan
29.07.2015, 13:53
wir wohnen jetzt das sechste Jahr im Havelland (Brandenburg). Ich habe es vorher noch nie sooo wachsen sehen, wie hier. Aber das heißt nicht automatisch, dass hier alles (gut) wächst ... Im Umkehrschluss: in deiner neuen Wahlheimat wächst ja sicher auch so allerlei. Kann sein, dass man "neu entdecken" muss, was da geht und was nicht?
(Mal beim Nachbarn über den Zaun schmulen oder so?)

Medienhuhn
29.07.2015, 14:08
@Stefanie: Der Link war einfach klasse!!!:jaaaa:

@ Andreas: Mein Beileid!

Aber wenn bei Dir geht, was in Finnland geht, dann gibts halt jetzt Preißelbeeren, Blaubeeren....und bald ist wieder Schwammerlsaison (da es bei Dir ja feuchter war als hier, dürften die Sommersteinpilze schon kommen...geh mal nachschauen:-)

Okina75
29.07.2015, 14:30
So ist es in der Tat, LittleSwan.
Bin mitten beim Entdecken und mich daran Ausrichten, nur der ursprüngliche Plan mit dem zumindest bedeutend anteiligen Selbstversorgen mit Gemüse, der ist (hahaha, kleines Kalauerchen...) ins Wasser gefallen.
Wahlheimat ist das aber weniger: Meine Frau hat halt hier ihre zwei Söhne, einer beim Vater und einer bei uns, und will verständlicherweise nicht weg, solange die nicht aussem Haus sind, und wollte auch nicht zu mir ins berlin- brandenburgische kommen. Dazu wollte ich als Hesse eh in die Heimat zurück und dachte "Na, Westerwald ist ja nicht soooo weit weg" und meinte, dass viel erzählt wird, wenn der Tag lang ist, alá das berüchtigte Klima hier, und naja...
Und ich habe den Schuß ins Knie dann noch gezielter gesetzt, indem ich so heiß auf ein Haus mit großem Grundstück war, weil ich endlich Hühner und Co. wollte. Fanden auch ein sehr günstiges, wenn auch mit eher maroden Scheunen, und nun haben wir das an der Backe... Wenn das mit Mitte 60 abbezahlt ist, können wir auch gleich hier bleiben, denn watt nützt es auf die letzten paar Jahre noch, wenn man eh kaum mehr krauchen kann, noch großartig woanders hin zu machen- rumsitzen und dem Moos beim Wachsen zukucken kann man hier auch vortrefflich :(...
Denn hat mei Frau noch eine unkündbare/ unbefristete Stelle- dett war 't wohl für mir, um 's mal so zu sagen...

Wo habt Ihr vorher gelebt, dass es Euch so ein Unterschied ist? Wozu man sagen muss, dass das Havelland als Luchgegend eine der feuchteren in Brandenburg ist, ebenso wie Spreewald im Süden, Kremmener Luch im Norden, die Gegend um Linum... Auch sind im Havelland als Teil des Urstromtals die Böden schon bedeutend besser als unmittelbar östlich oder nördlich, wo die berühmten Sandkisten anfangen. Ihr habt Euch also in einem recht vorteilhaften Winkel niedergelassen :).

Jedenfalls gedeiht Gemüse bei Euch viel besser, jegliches Obst sowieso (Pfirsiche zB kann man hier völlig vergessen)- wieviele Leutchen haben bei Euch so große Gemüsegärten, dass sie den symphatischen Brauch ausüben können, Tische an die Straße zu stellen, um die Überschüsse zu verkaufen. Sowas findest Du hier in 50 km Umkreis nicht...
Hier wachsen und überwintern erfolgreich in der Tat viele Pflanzen, die in Berlin/ Brandenburg nur existieren. Während in Berlin zB Gartenhibiskus gerne mal erfrieren, überleben sie hier den Winter völlig problemlos- aber es fehlt im Sommer die Wärmesumme, dass die auch blühen, wie sie sollen.
Und das meine ich: Wir haben etwas höhere sommerliche Durchschnittstemperaturen, ABER das drückt sich in viel häufigeren Temperaturen um 15- 18 Grad aus, während Berlin viel mehr Wärmespitzen bis 28 Grad hat. Und DAS macht den kleinen aber feinen Unterschied, das gleichmäßig temperierter eben nicht wirklich wärmer ist, und alles hier zwar im Frühjahr mächtig und teils schon im März loslegt, aber im Endeffekt dann wegen des eher kühlen Dahingeplätschers später fertig wird als in Berlin, wo es erst zwei/ drei Wochen später losgeht und bis zwei Wochen früher aufhört- dafür dann aber auch kontinuierlich und am Stück gedeihen kann :kein...

Aber jut, ändern kann man eh nix dran, nur versuchen, es beste draus zu machen- auch wenn es mich 100x anlutscht und das Leben für so 'nen Mist echt zu kurz ist *seufzel*... Am schlimmsten ist dabei, dass wir 2000 traumhafte m² Grundstück mit gutem Haus und (weniger guten, aber das war der Preis) Nebengebäuden haben, und das jetzt quasi nur der Natur überantworten können, weil alles andere keinen Zweck hat...
Selbst eine Streuobstwiese draus zu machen (was auch was richtig geiles wäre), macht wegen der üblen, erbarmungslosen Wühlmäuse nur bedingt Sinn... Drei Jahre wachsen die jungen Bäume sehr sehr gut, danach ist aber unmittelbar Schlachtfest. Selbst wenn man fleißig wegfängt... Da die Gänge in unserem Boden stabil sind, müssen neu zuwandernde keine Haufen aufwerfen, man übersieht sie also sehr leicht, und dann steht man eines Tages vor erneut vollendeten Tatsachen...

PS: Habe schon gekuckt, Medi, von Pilzen war am letzten Samstag noch nix zu orten.

Medienhuhn
29.07.2015, 15:00
Wenn es wieder Schwammerl gibt, wird Deine Laune wieder besser!

Ich bin ja auch so ein mediterrane Pflanzen Huhn - aber schau mal bei den Andinen Gewächsen, vielleicht gehen die bei Euch - hier klappt es gut dem Zeug.

Liebe Grüße

Vom Medienhuhn

LittleSwan
29.07.2015, 15:08
Ich komme ursprünglich aus dem sächsischen Raum (war die letzten Jahre aber in Berlin), mein Mann wiederum kommt aus einem ganz anderen Teil der Welt. Der empfindet unser Klima hier auch nicht immer so als vorteilhaft und muss auch viel Neues lernen. Aber dafür hat er eine echte Hand für alles was Natur - Pflanzen/Tiere/Menschen ;o) - angeht.
Meine Eltern hatten immer Garten, aber so einen Urwald wie hier - ohne sehr großes Zutun - kenne ich von dort nicht.
Unser Problem ist also eher, dass wir zu zweit gar nicht genug arbeiten können, um alles gescheit zu bewirtschaften.

Bei uns graben Wühlmäuse und Maulwürfe um die Wette. Das Thema mit dem Obstbaumtod nach drei Jahren haben wir hier irgendwie auch.

Und das Ding mit dem sicheren Job (u.a. zur Kreditsicherung) ... das geht wahrscheinlich auch noch einigen so ...

Ich kannte Brandenburg vorher im Grunde nicht, habe es aber echt lieb gewonnen! (Also ich meine speziell das Havelland.)

Okina75
29.07.2015, 15:20
Medi: Andine Gewächse gedeihen hier in der Tat prima, zB meine Rebutia- Kakteen...
In Berlin existierten die mehr oder weniger auch nur, blühten nur mal kurz im Frühjahr und waren wenig wüchsig, während die hier im Freiland (sommers) sogar mehrmals bzw. immer mal wieder blühen und auch sehr gut wachsen. Meine Tieflandkakteen aus Mexiko zB, die in Berlin bestens gediehen, kann ich hier hingegen vergessen, während auch Notocactus- Arten aus dem uru- und paraguayanischen Hochland ganz trefflich gedeihen...
Wobei wiederum hier nicht mal alle winterharten Kakteen bestens gedeihen. Das liegt nicht an den winterlichen Temperaturen, sondern auch wieder daran, dass der Sommer niemals in Gang kommt, an der ewigen Kühl- Feuchte.
Man könnte verzweifeln- nahezu alles, was mich interessiert und ausmacht, kann ich mir hier gründlichst von der Backe putzen :(.

Apropos andin: Inkagurken im übrigen wollen hier nicht mal keimen :(...

Swan: Ja, ok, Sachsen ist ja kontinental und fast noch viel sandiger und trockener als Brandenburg, noch wärmer auf alle Fälle. Da ist es ein ähnlicher Kulturschock wie für meinereinen, das verstehe ich :).