PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hahnverhalten...akzeptieren oder unterbinden?



Hühner2011
13.10.2011, 21:43
Wir haben 1 Zwerg-Sundheimerhahn, der jetzt ungefähr 8 Monate alt ist.
Dazu halten wir sieben Hühner: 5 Hybriden und 2 Zwerg-Sundheimer.
Drei Warzenenten sind auch dabei.

Ansonsten beobachtet er uns sehr genau :)!

Er hat jetzt erstmalig einen "Harem"! :)

Der Hahn sitzt nun seit ca. 4 Wochen bei den Hennen und nimmt zwischenzeitlich seine Aufgabe offenbar sehr ernst: er beschützt die Hennen - teilweise auch vor uns!
Wenn ich Futter bringe, dann attackiert er mich teilweise, wenn ich die Futterschüssel umstelle.

Ist das normal, soll man ihn da gehen lassen oder eher ein bissl mehr "unter Kontrolle" bringen? Ich habe schon ein bissl Angst, dass ich irgendwann einen kleinen Tyrannen da hocken hab.

Wenn die Hühner und er im Stall sitzen, sitzt der Herr auch am Fenster und wehe dem es fasst jemand seine Hühner an!

Ich würde grundsätzlich sagen, es ist seine Aufgabe und es ist in Ordnung so.

Ich kann den Auslauf (100 qm) betreten, den Stall reinigen etc...da ist alles in Ordnung. Problematisch wird es nur bei seinen Ressourcen. Sehe ich das richtig oder muss man ihm etwas Einhalt gebieten?

Die Hühner finden ihn TOLL!!!! Sobald er irgendwo gackert und ihnen Futter zeigt, sind ALLE da und freuen sich und picken etc.! :)
Seinen Schweinkram den er will, finden se zwar manchmal net so toll, aber irgendwie akzeptieren sie es dann doch!

LG
Nicole

manharter
13.10.2011, 21:49
... grins ... es liegt an Dir, ob Du das Verhalten Deines Hahnes akzeptieren kannst ... möglicherweise wird der kleine Kerl immer frecher Dir gegenüber werden ... Einhalt kannst Du dem Hahn normalerweise nicht wirklich gebieten ... Hähne lassen sich eigentlich nicht erziehen ...

Hühner2011
13.10.2011, 21:54
Ok! Ich mag ihn und denke auch, dass er sehr sehr wichtig ist für unsere Hennen - und sogar die Enten!!! :)

ahoeh
13.10.2011, 21:54
Hallo Nicole,
grundsätzlich macht dein Hahn ja alles richtig. Dass er allerdings dich ab und an angeht würde ich an deiner Stelle doch versuchen zu unterbinden. Sonst hast du im schlimmsten Fall bald einen agressiven Hahn. So wie das klingt testet er seine Rangordnung. Wenn er Anstalten macht dich anzumachen gehe einfach auf ihn zu, sodass er zurück geht oder verscheuche ihn leicht mit einem Besen. Er muss einfach verstehen, dass du definitiv über ihm stehst.

Viele Grüße
Andrea

Hühner2011
13.10.2011, 22:00
Ok, wenn ich das jetzt auf einen Hund übertrage, dann würde ich dem Hund gegenüber KURZ laut werden, in die Augen blicken und auf seinen Platz schicken! Was macht man bei dem Hahn: fauchen oder wie funktioniert eine "Drohgebärde"?
Zumal der kleine Stinker das auch nur kurz macht und dann ist es schon wieder vorbei - was fürs testen spricht!?

Rosie
13.10.2011, 22:06
Mich würde mal interessieren, wie ein Hahn in einer solchen Situation auf eine Blumenspritze reagiert. Meine Katzen hassen und akzeptieren sie. Vielleicht kann man dem Hahn damit auch kurz in die Schranken verweisen.

Also er droht Dir und Du sprühst ihn kurz an!

nutellabrot19
13.10.2011, 22:14
Ich habe jetzt Erfahrung mit 3 Hähnen dieser Sorte, unterschiedlichste Ausführung.
1.Joschi, mein Avatar, inzwischen in Sibirien. Ein deutscher Zwerghahn. Wurde nach 2 Monaten hier in seiner Truppe als Alleinhahn aggressiv und steigerte dies kontinuierlich. Da wir ihn trotzdem toll fanden, warteten wir ab und versuchten ihn in die Schranken zu weisen mit unterschiedlichen Mitteln.
Es ging nachher gar nicht mehr, er flog mich dauernd mit den Sporen an,ich hatte keine ruhige Minute mehr.
2.Rufus, sein Nachfolger und
3. Merlin, Rufus Sohn. Beide kommen ab und zu auf die Idee, einem mal ans Bein zu flattern, ansonsten aber sind sie harmlos.
Sie machen das schon seit 1 Jahr und es wird überhaupt nicht intensiver.
Merlin habe ich mal versucht zu erziehen, hat aber nicht geklappt, und da es wirklich nicht überhand nimmt, kann ich gut damit leben.
Wenn erziehen, dann ist für mich die Methode mit dem Besen noch am plausibelsten.( Guck mal unter SOSvenjas Beiträgen, sie hatte das Problem mal und hat gute Tipps bekommen und der Hahn greift den Gärtner nicht mehr an)
So was wie da oben mit in- die- Augen- gucken und laut werden und so hat zumindest bei meinen Hähnen immer nur ganz kurz gewirkt.

mausimaus23
14.10.2011, 13:51
Für Hennen in "freier Wildbahn" ist das Verhalten sehr gut und auch erwünscht. Er passt halt SUPER auf seine Damen auf, das ist lobenswert.
Aber gegenüber uns Menschen ist es ein freches Verhalten,was mit der Zeit immer schlimmer und auch mit Blessuren enden kann (ich weiß worüber ich rede, wenn einem der Hahn mal schön seine Sporen an den Beinen langzieht)

Solche Hähne landen bei mir in Sibiren!!! Von Wundermitteln gegen das Verhalten habe ich noch nicht gehört. Meine Hähne hätte z.B das Ansprühen mit Wasser oder der Besen nur noch streitlustiger und aggressiver gemacht!!

Hühner2011
15.10.2011, 22:26
Interessant finde ich die unterschiedlichen Einstellungen zu dem Thema!

Also in Sibirien wird er NICHT landen, da ich ihn mir ja angeschafft habe und dann damit rechnen musste, dass er eben Hahnverhalten zeigt :)! Mir ist einfach wichtig gewesen, dass ich Eure Erfahrungen und Meinungen mal lese. Es ist halt sehr wichtig mal zu wissen wie das eigentlich "die Erfahreneren" so handhaben! :) Danke dafür! :)

Ich habe gestern als nun wieder einen kleinen Angriff gehabt, woraufhin ich direkt vor ihm laut aufgestampft bin und ihm ein lautes "NEIN" um die Ohren "geschmissen" habe. Er wich dann zurück und schien etwas verdattert. Ich habe ihn dann auf den Arm genommen und ihn kurz gehalten.

Als er wieder auf dem Boden war, lief er beleidigt in die andere "Ecke" seines Auslaufes mit seinen Damen und beschäftigte sich dort. Ich denke, er ist ein junger Hahn und probiert mich eben aus. Aber hey wenn ich mit zwei potenten 85 kg Doggenrüden fertig werde, dann werde ich ja wohl auch den Umgang mit dem Hahn lernen können. Denn ich mag ihn sehr und finde ihn eine WIRKLICHE Bereicherung für unsere Damen!
Sollten seine Angriffe wieder intensiver werden, werde ich wahrscheinlich auch mal einen Schuh nach ihm werfen; aber nicht um ihn zu verletzen, sondern lediglich um ihn in seine Schranken zu weisen...!

Vielleicht ist das ne Lösung.

Bezüglich des "schwarzen Gärtners" aus dem anderen Thread kann ich nur sagen, dass ich das Phänomen auch von unseren Doggen kenne: sehr dunkelhäutigen Menschen sind sie erst mal EXTREM zurückhalten gegenüber; weil sies halt net kennen!

Saatkrähe
15.10.2011, 23:10
Mit meinem letzten Hahn (Bassette silberwachtelfarbig) habe ich es über zwei Jahre versucht. Nichts hat geholfen. Da er auch zu den Hennen oft ein sehr blödes und rücksichtsloses Verhalten zeigte, ihnen das Futter weg fraß, sie nicht vom Nest abholte, egal wie die riefen, und uns ständig attackierte, habe ich dem ein Ende gesetzt.

Seit einem Jahr habe ich nun einen Zwerg-Vorwerker. Erst sehr schüchtern und lieb, dann fing er an uns zu attackieren. Habe die Ratschläge hier beherzigt und erst einmal sehr großen Erfolg damit gehabt. Doch kaum war der Winter vorbei, ging es wieder los. Er ist ein wirklich sehr guter Hahn!! Er führt perfekt, beschützt, warnt, sucht und verteilt Futter, kümmert sich um seine legenden Damen, schlichtet Streitereien, wenn sie zu sehr ausarten - rundum alles wie es sein soll und sehr verläßlich. Nur uns Menschen attackiert er vehement. Ich selbst habe bereits drei ziemlich heftige Wunden davongetragen , eine an der Wade (blutiger Riß), eine am Schienbein (ebenfalls blutig mit Prellung), und eine sehr schmerzhafte auf der oberen Seite am Fuß (kleine Blutwunde mit heftiger Prellung - konnte zwei Tage nur mit Schmerzen laufen, da der Fuß stark angeschwollen war), meine Freundin einen aufgeschlitzten Unterarm. Solange er mit seiner Truppe draußen ist, bewegen wir uns nur noch mit einem Aststock übers Gelände. Auch haben wir überall derartige Äste deponiert :roll Mir gefällt das Ganze natürlich überhaupt nicht.

Aber bei diesem Hahn frage ich mich ernsthaft, was zum Teufel ich nicht verstehe und falsch mache. Ich habe wirklich den Eindruck, daß das Ganze 'nur' an uns liegt. Wenn ich Futter aus der Hand anbiete, ist er friedlich, was ich allerdings nur noch im Stall mache, oder durch den Auslaufzaun. Auch, wenn ich zwischendurch nicht ihn, sondern seine Hennen füttere, ist er die Ruhe selbst. Ich teile Hähne schon mal grob an ihrem Augenausdruck in zwei Lager. Es gibt die, denen man schon ansieht, daß sie auf Randale aus sind, und die, die eher einen neutralen, netten Blick haben, um nicht zu sagen lieb. Mein Hahn hat diesen netten Ausdruck. Tja...

Laura
16.10.2011, 00:01
Hallo Nicole,
wenn dein Hahn nicht total hormongesteuert ist, kannst du ihn erziehen. Es ist nur nicht so einfach wie bei Hunden. Ein charakterstarker Hahn wird dich immer fordern, im Frühjahr mehr, jetzt weniger. Ich habe kein rundum Gefängnis für meine Hühner, also brauche ich so einen Hahn. Im Prinzip hast du es schon richtig gemacht, zeige nur keine Schwäche und vermeide Gewalt. Eine ganz wichtige Übung ist: Du weichst nie aus, er muß zur Seite gehen. Als Unterlegenheitsgeste muß er mit den Flügel schlagen, wenn du vorbeigehst. Macht er das nicht, geh auf ihn zu, bis er wegläuft. Du darfst nie mit den Armen wedeln, dann unterwirfst du dich !!!!
Für so einen Hahn ist das Zwangsstreicheln die größte Strafe, du steigst damit in der Rangordnung nach ganz oben.
Ich wünsch dir viel Spaß beim Erziehen, Laura

mausimaus23
16.10.2011, 08:24
Macht er das nicht, geh auf ihn zu, bis er wegläuft. Du darfst nie mit den Armen wedeln, dann unterwirfst du dich !!!!


Also mein Hahn hat das direkt "auf ihn zu gehen" als Angriff gewertet und wurde dann erst recht böse.................sobald man sich umgedreht hat, bekam man die Sporen zu spüren!

nutellabrot19
16.10.2011, 09:13
Bedeutet das, Flügelschlagen ist Unterwerfung??

Laura
16.10.2011, 12:13
Wenn zwei Hähne sich begegnen bedeutet Flügelschlagen Unterwerfung. Der starke Hahn fordert diese Geste auch ein, sonst läuft er seinem Rivalen hinterher, bis er außer Sichtweite ist, oder es zum Kampf kommt. Das Flügelschlagen hat aber noch eine andere Bedeutung, bin ich aber noch nicht hintergekommen.
@mausimaus: du hast deinen Hahn zum Kampf herausgefordert, er ist nicht zur Seite gegangen oder hat mit Flügelschlagen seine Unterwerfung angekündigt, du hast dich umgedreht und Schwäche gezeigt. Vielleicht darf man Hunden nicht in die Augen schauen, aber einem Hahn, der die Rangfolge klären will, laß ich nicht aus den Augen.
Gruß, Laura

mausimaus23
16.10.2011, 12:36
Für mich wäre die Sache sowieso schnell erledigt, sobald ein Hahn mit soeinem Verhalten anfängt:eat

Saatkrähe
16.10.2011, 13:35
Das wußte ich auch noch nicht, daß Flügelschlagen ein Zeichen der Unterwerfung ist. Hab es immer als etwas neutrales empfunden - ein Zeichen der Entspannung beim Hahn selbst. Ist interessant, muß ich mal beobachten.

Laura
16.10.2011, 13:51
Gut beobachten kann man das Verhalten, wenn mehrer Hähne zusammen aufwachsen und dann ihre Rangordnung klären. Ein alter Hahn, ohne Herausforderungen, ist da wohl schon etrwas abgestumpfter im Verhalten.
Gruß, Laura

pamati
16.10.2011, 16:27
Hallo mausimaus,
ich bin ganz Deiner Meinung! Wer mich angreift, kommt in den Topf!:jaaaa:

Ira
16.10.2011, 16:55
bin ich aber etwas anderer meinung zum flügelschlagen. das macht ein hahn doch schon allein im imponiergehabe, erst flügelschlagen, dann anbalzen mit spreiz/stolperflügel oder krähen. oder bevor hennen sind angehen, schlagen sie doch auch mit den flügeln, oder nicht?

anderes thema: kann es sein, dass impotente hähne besonders agressiv sind, sowohl dem menschen, als auch den hennen gegenüber?

Murmeltier
16.10.2011, 17:28
Ich empfinde Flügelschlagen bei Hahn als Fittnes Zeichen, so zusagen : schau mal wie kräftig ich bin.

Susanne
16.10.2011, 17:32
Hallo,
ich kann aus Erfahrung berichten, dass bei Hähnen die Hormone eine große Rolle spielen, was die Aggressivität angeht. Schafft man es, den Hahn hormonell einzuregeln, dann wird er plötzlich wieder ganz lieb. Ein zu viel an Hormonen ist nach meiner Erfahrung auch für Hennen sehr anstrengend. Ein Hahn, der eine normale Hormonkonzentration hat, ist zu Menschen nett- so zumindest kenne ich es von meinen verstorbenen 3 anständigen Hähnen. Mein aktueller brauchte eine Sonderbehandlung- nun ist er aber auch sehr nett und geht seinen Pflichten nach.
Grüße
Susanne

mausimaus23
16.10.2011, 18:06
Gibts etwa auch die "Pille für den Hahn" ?
:laugh :laugh :laugh

Susanne
16.10.2011, 18:09
Eher so ne Spritze und natürlich nicht originär für den Hahn!
Grüße
Susanne

Murmeltier
16.10.2011, 18:12
Das ist interessant, wie lange wirk die Spritze? Oder ist es entgültig? Kräht Dein Hahn noch?

mausimaus23
16.10.2011, 18:21
Macht die ihn so gesehen hormonell zu einem "Kastraten"?

Susanne
16.10.2011, 18:37
Hallo,
es ist schwierig auf die Fragen hier zu antworten, denn schließlich gibt es kein legales Mittel einen Hahn hormonell einzubremsen. Aber nehmen wir mal an, es wäre legal, dann würde diese Spritze wahrscheinlich ca. 3-5 Monate (je nach Jahreszeit) wirken. Der Hahn würde decken und krähen (in etwas verminderten Umfang- also so, wie es andere "normale" Hähne tun, die Wirkung der Spritze würde dann irgendwann wieder aufhören und müsste erneut gegeben werden. Der Hahn wäre dann natürlich nicht mehr für den Genuss tauglich (also auch, wenn man irgendwann mit den Spritzen aufhören würde)- ich könnte mir vorstellen, dass der Hahn die Spritze recht gut vertragen würde- also auch mehrfach hintereinander (und auf alle Fälle wäre er ja nicht geschlachtet). Das ganze würde natürlich auch was kosten (also ungefähr 30 Euro pro Spritze) und vernünftig wäre es natürlich auch nicht, wenn man bedenkt, dass andere Hähne, die verträglich sind, als übrig geschlachtet werden und ein wilder, der es nach unserem Ermessen nicht verdient, dieser dürfte dann leben und wird auch noch zum "Goldhahn". Wenn ich mir dann aber vorstelle, dass die Besitzerin sich das leistet, weil sie dann doch irgendwie an dem Vieh hängt und deswegen niemand in der Familie hungern muss, dann wäre es doch in diesem Fall eine gute Sache.
Will es jemand noch konkreter wissen- nur als PN!
Grüße
Susanne

Ira
16.10.2011, 18:57
also soetwas finde ich persönlich :o.
was soll denn das?
warum ein tier künstlich ruhigstellen?und dann auch noch mit medikamenten?
ein tier, mit dem man nicht umgehen kann, soll man aufgeben, entweder an bewanderte halter oder halt in den topf.
ein haustier, welches den menschen angreift, gehört zu tisch. hier ist nicht die rede von zirkustigern, welche auf einmal den trainer verspeisen. es geht um HAUStiere.
es ist nicht normal, dass solch ein tier den besitzer angreift und auch nicht so gedacht.
wenn man ein agressives tier "ruhigspritzt", nennt es, wie es wollt, dann wird es die veranlagung zu diesem verhalten womöglich auch vererben. somit ->zu tisch.

Susanne
16.10.2011, 19:14
Hallo Ira,
Leute, die keine Tiere schlachten, werden auch nicht züchten. Insofern ist die Sorge mit der Vererbung unbegründet.
Nun aber mal kurz weg von Hähnen: Hunde und Katzen werden oft kastriert- teilweise auch reversibel mit Hormonen. Das schadet dem Tier nicht und wird nicht diskutiert. Menschen selbst nehmen teilweise regelmäßig Hormone ein. Auch das wird meist gut vertragen und die Vorteile überwiegen die Nachteile. Deswegen würde ich eine Hormonbehandlung eines Hahnes nicht wegen der Hormone an sich verteufeln.
Einen aggressiven Hahn an "erfahrene" Halter abzugeben, bedeutet, dass man ihn zum Schlachten gibt. Wenn man das nicht will, kann man den Hahn entweder aushalten und Wunden akzeptieren oder man überlegt sich Alternativen.
Ich zum Beispiel könnte meinem Hahn nicht aus dem Weg gehen, da meine Hühner mit mir gemeinsam sich frei in meinem Garten bewegen- sowohl Garten als auch Hühner zählen für mich zu meinen Hobbys, ich möchte auf keines verzichten.
Ob ich meine Tiere als Nutztiere oder Haustiere oder was auch immer betrachte, ist meine Entscheidung, die ich so treffe, dass ich mich dabei wohl fühle. Solange das Wohl der Tiere dabei nicht vernachlässigt wird (und ich behaupte nun einfach mal frei raus, dass ich das nach bestem Wissen von meiner Haltung behaupten kann), ist es egal, ob ich die Tiere als Nutztiere halte und schlachte oder auch nicht.
Mir geht es in meinem Posting darum, dass ich Haltern, die ein Problem damit haben, ein geliebtes Tier zu schlachten und sich dennoch nicht von diesem die Freude an der Hühnerhaltung verderben lassen wollen, eventuell eine Möglichkeit aufzeige.
Ach so- Du kannst Dich glücklich schätzen, wenn Du noch keinen Hahn hattest, der wirklich einen Hormonüberschuss hat. Das kann richtig nervig sein. Wie vorhin schon bechrieben: Ich hatte bislang schon 3 sehr liebe Hähne, mit denen ich auch nicht anders umgegangen bin wie mit meinem aktuellen. Ich schließe eine Fehlprägung oder ein Verhaltensfehler meinerseits aus- ich mache alles wie immer.
Grüße und nichts für ungut
Susanne

Murmeltier
16.10.2011, 19:30
Danke für die Informationen, Susanne. Gut zu wissen, dass es so eine Möglichkeit gibt.

Ira
16.10.2011, 19:36
na da wären wir wieder beim richtigen thema, auf welches sich alle veganer, vegetarier, kuschelhuhnhalter und tierschützer gern stürzen können.
ich würde katzen und hunde nicht gleich mit hühnern vergleichen, aber sage gern meine meinung dazu, ohne zu behaupten, du hättest unrecht.
ob das kastrieren dem hund/katze nicht schadet, weiß ich nicht. ich kann die katze nicht fragen: "wie fühlst du dich nach der kastration? wolltest du das überhaupt?"
es wird ja meist zwangsweise kastriert, weil dem menschen das verhalten nicht gefällt oder die population sonst das gesunde maß übersteigen würde, was ja wieder menschen-gemacht ist.
menschen, die hormone nehmen, was ja auch meist nicht freiwillig der fall ist - sondern krankheitshalber, es sei denn ich wolle ein mann werden, mit hühnern zu vergleichen, ist auch so eine sache.

nun ist die frage: ist ein agressiver hahn krank auf grund seines verhaltens und muss somit medikamentös behandelt werden? oder ist das verhalten natürlich?
ich sebst weiß nicht, ob das hormonell bestimmt ist, das ein gockel hackt.
ich weiß, dass ein schafbock, hund oder ganter agressiv gemacht werden kann, zum beispiel durch handaufzucht oder falsches handling.

Susanne
16.10.2011, 20:27
Hallo Ira,
Du hast Recht, die Tiere werden nicht gefragt und letztendlich wissen wir nicht, ob sie das gut finden oder nicht, wenn wir sie kastrieren. Deswegen ist es eigentlich auch eine gute Sache, wenn man erst mal "ausprobieren" kann, ob Tier und Mensch besser zusammen passen, wenn die unerwünschten Hormone nicht mehr so sehr das Verhalten beeinflussen und auch keine ganz radikale Methode notwendig ist. Und das geht ja mit einer medikamentösen Behandlung. Eine OP wäre ja auch bei einem Hahn viel zu gefährlich und vor allem, würde er ja dann überhaupt nicht mehr machen, was er soll, nämlich seine Hennen beschützen- er wäre dann wahrscheinlich völlig desinteressiert und lahm.
Ja, ich glaube tatsächlich dass bei manchen Hähnen eine Krankheit vorliegt, wenn sie übertrieben schützen (und ich wage sogar zu behaupten, dass meiner weiß, dass von uns keine Gefahr droht, er also nicht schützen muss. Er meint wahrscheinlich vielmehr wir seinen Konkurrenten und er will sich ab und an beweisen. Kommt nämlich wirklich Gefahr (zum Beispiel ein Raubvogel), dann rennt er, wie alle anderen auch, in Richtung Mensch.) Ich habe ja auch nicht den ersten Hahn und beobachte schon eine ganze Zeit lang, was normales Verhalten ist.
Ich finde gut, wenn der Hahn gegen Feinde schützt und gegen Fremde. Wenn er aber ab und an völlig durchdreht und meint, sich mit seinen Haltern messen zu müssen, dann ist das nicht normal. Weißt Du, meiner zum Beispiel gesellt sich gerne zu uns, er frisst (wie alle anderen) aus der Hand, er kommt auf Zuruf und ist eigentlich nett. Und er weiß, was wir von ihm erwarten (also hat ein paar Regeln- die uns das Leben erleichtern- gelernt). Nur wenn er im Frühjahr zu viele Hormone hat, dann nervt er nicht nur uns, sondern auch die Hennen. Er hockt dauernd auf einer drauf, teilweise sind die schon panisch, meine Orpington (Hanna) hat das Pech, seine Lieblingshenne zu sein- sie ist dann schnell halb nackt und hatte auch schon Verletzungen. Das ist aggressiv (also nicht nur zu uns), das ist nicht normal. Wenn ich dann immer wieder ins Bein gebissen werde und sich kein Fremder mehr aufs Grundstück traut und ich Panik bekommen muss, wenn dennoch mal kleinere Kinder zu uns kommen, dann ist das nicht normal.
Letztendlich muss man sich fragen, was ist die Alternative: Diese würde bei (fast) jedem Halter lauten: Der Hahn muss weg. Also geschlachtet werden. Auch hier weiß ich nicht, wie der Hahn das finden würde, könnte man ihn fragen.
Meiner ist nun ein anständiger Hahn, die Hennen sind glücklich, ich bin glücklich und er kommt mir nicht unglücklich vor- fragen kann ich ihn leider nicht.
Und noch mal zu den Menschen- zumindest die können wir ja fragen. Manche fühlen sich mit einer gewissen Hormongabe einfach wohler und nehmen das dann auch freiwillig. Es geht ja nicht darum, alles komplett zu ändern, einfach ein bisschen zu regulieren bringt manchmal schon Erfolge. Und sei es nur eine Hormonsalbe, um zum Beispiel Brustschmerzen zu lindern. Natürlich könnte man das auch aushalten- aber warum sollte man....
Auch die Anti- Baby- Pille ist für viele eine Wohltat (oder zumindest empfinde ich das so)- sie nimmt mir Sorgen und hat auch noch (zumindest in meinem Fall) positive Nebenwirkungen. Dass damit auch Nachteile verbunden sind, ist mir natürlich bewusst, aber da kann ich ja frei entscheiden. Ein Tier kann das nicht, deswegen müssen wir Menschen in seinem Sinne das tun. Dies kann sowohl ein schmerzloser Tod sein, aber auch eine andere Methode. Nur ein andauerndes Aneinandergeraten von Mensch und Tier mit teilweise brutalen (und unsinnigen) Erzeihungsversuchen und Dauerfrust erscheint mir nicht sinnvoll.
Leider musste ich feststellen, dass Hühner nur sehr begrenzt erziehbar sind (deswegen bin ich ja auch immer so froh, wenn ich gerade meinen Hahn soweit habe, die wichtigsten Dinge begriffen zu haben- so zum Beispiel, dass ein Pfiff bedeutet, dass man herkommen muss), ich bin mit Hunden groß geworden- die waren da viel leichter zu beeinflussen. Die leben ja auch viel enger mit dem Mensch zusammen und haben eine ganz andere Beziehung zum Halter.
Grüße
Susanne

nutellabrot19
16.10.2011, 20:48
Das hast du sehr gut und sachlich erklärt, Susanne. Danke dafür. Ich kann auch Ira´ Argumentation verstehen, würde aber und habe mich auch schon für Deine, Susannes, Sichtweise entscheiden.
In unserem Fall war der Hahn uns gegenüber überhaupt nicht aggressiv, eher im Gegenteil, aber so dermaßen notgeil, dass ich regelmäßig Hennen vor ihm retten musste.
Es war damals ein Versuch, eine Hormonspritze zu geben.
In den ersten 3 Tagen danach war es noch heftiger, das wussten wir aber auch, danach war es aber wirklich spürbar besser.
Und vor allem: wir haben ihn selbst als entspannter, gelöster und nicht so verkrampft auf Treten fixiert erlebt.
mein Eindruck war wirklich, dass es ihm besser geht. Fragen konnte ich ihn natürlich nicht.
Wir haben lange überlegt, ob wir ihm das antun sollen und haben es keinen Moment bereut, vor allem aber hatten wir das immense Glück, dass wir offensichtlich eine Zeit damit überbrückt hatten, die wohl ganz heftig für ihn war- denn obwohl wir die Spritze ja hätten auffrischen müssen- es bestand danach kein Bedarf mehr.

Saatkrähe
16.10.2011, 20:57
Im Gegensatz zu Susanne's beschriebenen Hahn, nervt mein derzeitiger Hahn die Hennen nicht. Er macht seine gesamte Sache sehr gut! Nur uns Menschen gegenüber nicht. Irgendwie geht es mir gegen den Strich, schon wieder einen Hahn zu schlachten... Aber Hormonspritze kommt für mich nicht infrage.

Noch was zum 'mit den Flügeln schlagen'.. Denke, daß es diverse Anlässe gibt, wo sie mit den Flügeln schlagen. Gemeint ist es wohl im passenden Zusammenhang - also situationsbedingt.

nutellabrot19
16.10.2011, 20:59
@ Laura: Unser Hahn, der schon im Alter von 2 Tagen immer auf der Hand sitzen wollte und gerne an meinem Ohr hinter den Haaren gekuschelt hat als Küken, hat auch viel weniger Sporen ausgebildet als die anderen Hähne, ist in der Hahnreihenfolge ( wir haben 4) auch der unterste.
Ist aber auch menschenfixiert und wirkt nie wirklich unglücklich, hat auch genügend Möglichkeiten, mit einem Pulk von Hennen irgendwo zu sitzen und aufzupassen, kommt aber selten zum Treten, .
Sobald einer von uns beiden, mein Mann oder ich, den Auslauf betreten, werden wir von ihm mit Flügelschlagen begrüßt.
Manchmal auch angebalzt. Alle andren Hähne machen das nicht.
Unterwerfung?

Murmeltier
16.10.2011, 21:10
Ich denke wenn man hahn fragen könnte Topf oder Spritze wird er Spritze wählen.
Ich muss mein hahn täglich in die Garage parken. Er hat gelernt dass es sein muss und wartet abends im Stall, geht gar nicht ers auf die Stange. Man braucht ihm nicht fragen, mit Hennen zusammen auf der Stange zu schlafen wird er bestimmt bevorzugen, aber Garage ist doch besser als Topf, wieleicht häte er sogar Spritze bevorzugt.

Laura
17.10.2011, 00:09
Letzte Woche habe ich ein Buch erworben (aufgrund eines Hinweises im Hühner-Forum), das es leider nur noch antiquarisch gibt. War aber bei amazon ganz billig, vielleicht ein Glückstreffer.

Erich Baeumer
Das dumme Huhn
Verhalten des Haushuhns
Kosmos Bibliothek Band 242
1964
Taschenbuch mit 88 Seiten und 8 Fototafeln

Prädikat: Äußerst empfehlenswert

Es soll wohl eines der ganz wenigen Bücher über Hühnerverhalten sein, und ich habe es binnen eines Nachmittages verschlungen. So einige Verhaltensweisen und Lautäußerungen meiner Huhnis bekamen eine ganz neue Bedeutung.

Das Buch hat folgende Kapitel:
Das Huhn - ein "entartetes" Haustier?
Hühner unter sich
Instinkte
Turnierregeln im Hühnerhof
- Der Haupt- oder Vollkampf der Hähne
- Das Grenzgefecht der Hähne
- Kampf der Hennen
Dreißig Worte Hühnersprache
Dumm oder nicht?

Der Autor ist Arzt und Zoologe und beobachtet von klein auf Hühner. Er ist / war? mit Konrad Lorenz bekannt. Laut Rückentext beruhen auf seinen Forschungen die grundlegenden Experimente über das Verhalten des Haushuhns, die Prof. v. Holst und seine Schüler am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie durchgeführt haben. Das Buch selbst ist populärwissenschaftlich geschrieben und leicht verständlich.

Zum Schluß der letzte Satz des Buches:
"Wenn wir alles über das Huhn Gesagte zusammenfassen: sein reich gegliedertes Instinktleben, sein Gedächtnis, seine Fähigkeit, Stimmungen zu haben und in bescheidenem Maße "vernünftig" zu handeln, müssen wir wohl zugeben, daß es dumm ist, schlechthin vom "dummen Huhn" zu reden.
"ein Zitat von Waldfrau 2 vor zwei Jahren"

Ich habe mir das Buch an einer Uni kurz ausleihen können und kann es auch nur jedem empfehlen.
Viele Hähne werden so ein natürliches Verhalten, wie vor 50 Jahren beschrieben , nicht mehr entwickeln. Auf natürliches Verhalten gibt es keine Zuchtlinie. Ich hatte auch schon Exemplare mit überschießenden Hormone, da nutzt auch keine Erziehung mehr etwas. Aber bei einem Junghahn mit guten Eigenschaften, der seine Grenzen testen will, lohnt sich bestimmt die Arbeit. Die Körpersprache der Hunde kennen viele, dem Huhn wird sie abgesprochen.
Gruß,Laura

Saatkrähe
17.10.2011, 00:21
Schöner Beitrag - danke Laura!

Laura
17.10.2011, 00:24
@nutellbrot: dein Junghahn weiß genau wie man Ärger vermeidet. In diesem Fall ist es klar eine Unterwerfungsgeste. Natürlich wird er versuchen sich auch ein Harem aufzubauen, darum balzt er dich an. Wenn du einen starken Haupthahn dabei hast, könnte er dafür ganz schön Ärger kriegen. Dann nutzt ihm auch das Flügelschlagen nichts mehr.
Gruß, Laura

Hühner2011
17.10.2011, 09:54
Unser "Herr der Schöpfung" hat sich jetzt auch wieder beruhigt, er greift mich derzeit nicht mehr. Ein wirklicher ANGRIFF in dem Sinne war das ja auch (noch) nicht, er ist mich halt angeflogen und hat versucht mich zu bedrängen, seit ich ihm dann ein bissl hinter her bin, hat der Herr sich beruhigt.

Wir werden sehen! :)

manharter
17.10.2011, 09:58
... mit Verlaub ... ihr denkt über Erziehungsmethoden bei einem Tier nach, das vollkommen anders dem Menschen gegenüber sozialisiert ist, wie z.B. ein Hund ... und wenn ich mir bei meinen Spaziergängen mit meinem Hund andere Hundehalter und Innen so ansehe, funktioniert auch die "Erziehung" bei Hunden nicht besonders ... (aber das ist eine andere Geschichte) ... ;)

... grundsätzlich kann man einen Hahn sicher nicht erziehen sondern eher "erschrecken", was jedoch eher nur kurzfristig zur Folge hat, dass er sich "gewünscht" verhält ... jeder Hühnerhalter muss natürlich für sich selber entscheiden, inwieweit er/sie aggressives Verhalten toleriert oder möglicherweise als "natürlich" ansieht ... meiner Erfahrung nach sind Hähne, die denjenigen, der das Futter bringt attackieren oft auch den Hennen gegenüber ziemlich grob, selten freundlich zu Glucken und ihren Küken und am Futtertrog immer diejenigen, die sich am meisten den Bauch vollschlagen ... ich persönlich halte nichts von aggressiven Hähnen und ich konnte auch nicht erkennen, dass sie besser auf die Hennen aufpassen ... bei meinem großen Auslauf brauche ich sowieso immer mehrere Hähne, die das Terrain sondieren, damit der Habicht keine bis wenig Chancen hat, sich seine Mahlzeiten bei mir im Garten zu besorgen ... mit extra-aggressiven Hähnen funktioniert das nicht, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt sind, die anderen Hähne und ihnen ungeliebte Hennen zu drangsalieren ... ein überlegter und ruhigerer Hahn, der "begriffen" hat, dass vom "Futterbringer" kaum Gefahr ausgeht, ist - meines Erachtens - weitaus besser geeignet ...

... wenn man sich entscheidet, Hühner zu halten und ihnen die Möglichkeit gibt zu brüten, dann muss man sich auch dafür entscheiden, was man mit überzähligen oder aggressiven Hähnen oder Hennen (gibt ja auch da hie und da ein bösartiges Wesen) anfängt ... eine Kastration von Hähnen ist im übrigen Tierquälerei ...

Murmeltier
17.10.2011, 13:02
Trotz großes Autorität von Erich Baeumer, kann ich mich damit nicht abfinden dass Flügelschlagen Unterwerfung bedeuten soll. Oder es gibt verschiedene Arten von Flügelschlagen. Mein Hahn macht es so laut, einfach ohrenbeteubend... meiner Meinung nach benehmen sich unterwerfende Tiere eher unauffällig.
Wenn ich abends ins Stall kömme um ihm in die Garage zu bringen schlägt er nie mit Flügel, sonder steht in der Ecke mit unter gehängten Schwanz und Kopf, man kann fast denken es ist ihm painlich von seinen Hennen hochgenommen zu sein.

Saatkrähe
17.10.2011, 14:56
Manharter - Deine Beschreibungen treffen auf meinen vorigen Hahn voll und ganz zu. Der Jetzige ist mit den Hennen freundlich - wirklich! Er verteilt Futter und ist auch ein sehr guter Bewacher. Auch hetzt er die Hennen nicht durch die Gegend. Er hat allerdings z.Zt. 16 zu führen - also ist er voll ausgelastet. Im Sommer wollte ich ihn schon fast in die ewigen Jagdgründe schicken... bin aber hin und hergerissen. Und meine Freundin hat regelrecht gebettelt, ihn doch am Leben zu lassen. Also habe ich den Wünschen erst einmal nachgegeben. Doch wenn ich mir vorstelle, daß das hier immer so weitergehen soll die kommenden Jahre... :roll Darum dachte ich, ich könnte an meinem eigenen Verhalten etwas ändern. Daß man einen Hahn kaum oder gar nicht erziehen kann, leuchtet mir mit der Zeit auch langsam ein.

Okina75
19.10.2011, 11:24
Hy!

Die Rangfolge klären hat in meinen Augen nicht viel mit "Erziehen" zu tun.
Erziehen ist es, uns erwünschtes Verhalten dauerhaft zu manifestieren. Rangfolgenklärung kann man natürlich auch so interpretieren, ist aber viel grundlegender, finde ich...

Unser Sebrighthahn war auch ziemlich lange ganz friedlich, doch einen Sonntag dann wollte er es mir mal zeigen und ging mir an die Hose. Bei der viertel Portion natürlich nicht weiter schlimm, aber Prinzip ist Prinzip, und so ging der Tanz los.
Da ich das Kampfverhalten eines Hahns nur unzureichend imitieren kann: In altbewährter Manier Fußrücken unter die Brust und nach hinten weggeworfen. Also nicht richtig treten (um Gottes Willen!), und auch nicht gegen Hindernisse ballern, sondern einfach nur Fußrücken drunter und hoch- und nach hinten weg geworfen, ähnlich wie wenn man ein am Boden liegendes Handtuch in den Wäschekorb befördern will, ohne sich zu bücken ^^.
Das also haben wir fünfmal gemacht, bis er nicht mehr attackierte, und dann noch viermal aus Prinzip hinterher und anschließend noch ein wenig durch den Auslauf gescheucht. Danach kriegte er sich vor hysterischem Gegacker erstmal nicht mehr ein und hielt immer mindestens 3 m Abstand, und gackerte auch die folgenden Tage erstmal gleichermaßen weiter, wenn er mich sah.
Soweit gut...
Dann war es vor knapp drei Wochen wieder soweit. Bis da beliess er es bei ganz seltenem direkt auf mich zu laufen, stoppte aber immer 'nen Meter vorher ab. Auch gut! Doch vor etwa drei Wochen wie gesagt, stoppte er nicht und war schon auf Sprungdistanz, hatte auch schon die Halskrause auf, und da bekam er gleich Pfeffer, noch bevor er sprang. Ein richtiger Wurf und zwei Ansätze reichten, und beleidigt kratzte er die Kurve, so dass ich schon dachte, ob ich nicht überreagiert hätte.
Es war aber wohl genau die richtige Reaktion, zu reagieren, bevor er agierte.

Körpersprache haben die eindeutig, und man kann es deuten, wann es Zoff gibt und wann nicht. Herausfordernder Blick, leicht gelüftete Flügel (!) und flinkes auf einen zu laufen oder schnelles auf kurzer Distanz hinterher laufen mit leicht gelüfteten Flügeln, dabei womöglich noch etwas die Breitseite zuwenden oder die Halskrause nuanciert ansträuben hat immer Konfliktpotential.
Breitseite ist klares Drohverhalten aus der Distanz, und das Flügel anlüpfen zeigt die Kampfbereitschaft an, also das unter Umständen gleich hochgeflattert wird. Die Zeichen muss man erkennen, und am besten schon agieren, bevor der Hahn angreift. Sprich also, die Zeichen erkennen und gleich ohne Pardon drauflos, so dass ihm gleich der Wind aus den Flügeln genommen wird.
Meiner Meinung nach ist es nämlich für den Hahn ein Zeichen von Schwäche, wenn man seine Zeichen missachtet oder verkennt, und er immer wieder zur Attacke kommt, auch wenn man ihm dann (nur vorübergehend wirksamen) Zunder gibt.
Dass er immer wieder zur Ausführung der Attacke kommt, denke ich, signalisiert ihm, dass er da eine Schwachstelle im "Gegner" hat, an der er wieder und wieder ansetzen wird, weil er der Boss sein will.
Erkennt man hingegen seine Zeichen, und heizt ihm dann unverzüglich ein, merkt er sich, dass da kein Blumentopf zu gewinnen ist, und hält sich vornehm zurück (nicht, dass er 's dann und wann doch noch mal testen würde, aber halt nicht ständig).

Beim Sebright ist es jetzt so, dass er sich einen abkräht, wenn wir kommen, und wenn wir in der Voliere sind, passt er zwar auf, aber hält sich mindestens 'nen Meter entfernt. Muss er mal näher ans uns vorbei, weil etwa seine Hennen jenseits von uns sind, während er diesseits ist, geht er betont vorsichtig und manchmal auch uns die leichte Breitseite bietend vorbei.
Das ist aber ok, weil er da vorbei muss, dabei die eigentlich eingehaltene Distanz unterschreitet, und in dieser Situation auf diese Weise signalisiert, dass er eigentlich nicht so eng an uns vorbei will, aber muss, und daher im leichten Konflikt des Verhaltens ist, was ihn zur leichten Breitseite veranlasst, dies Verhalten soll halt die geringe Distanz wahren, was auch zu akzeptieren ist, da er so zeigt, dass er uns als gebietende Instanz ansieht. Nach dem Motto "Ich muss hier leider vorbei, bleibt mir also von der Pelle".
Wäre dem nicht so, würde er rotzfrech normal oder hoch aufgerichtet vorbei gehen oder uns aufs Korn nehmen...

Mein Fazit also: Wehret den Anfängen!
Lasst es nicht zur Attacke seitens des Hahnes kommen, sondern erkennt die Zeichen und attackiert Eurerseits, das sollte dem Kerl die Flausen nachhaltiger austreiben, als ihm mit dem Besen zu wedeln oder wegzustossen, was mithin kein Hahn in der Natur macht...
Da wird auf die Zeichen des Gegenübers geachtet, und wenn da was nicht passt, rappelts unverzüglich im Karton. Wir müssen also hahnisch denken und kucken, und auch so reagieren ;)!

Grüße, Andreas

PS: Eventuell könnte man es auch mal mit 'nem Regenschirm probieren.
Kampflustige Hähne stellen ja die Halskrause, so dass es eventuell was bringt, wenn man ihm plötzlich eine riesige Übermacht vor der Nase aufklappt...

Saatkrähe
19.10.2011, 15:59
Andreas - DANKE :) ..für Deine sehr präzise und einleuchtende Beschreibung. Meine bisherigen Fehler waren und sind dann, daß ich noch zu wenig und nicht immer gleich die Körpersprache erkenne, und daß ich nicht drangeblieben bin. Ich hatte ihn ja schon mal soweit, daß er vor mir ausreichend Respekt hatte. Manches Mal hatte ich ihn auch auf den Schuh genommen, wie einen Fußball, mit dem man im Stand spielen will, hoch gehoben, so daß er auf ca. 1,50 m Höhe und ca. 2 m Entfernung durch die Luft flog und wieder landete. Manchmal hat ihn das kaum oder nur sehr wenig beeindruckt. Aber wenn, habe ich ihn dann noch durch die Pampa gescheucht. Irgendwann war er dann friedlich.

Vielleicht habe ich mich dadurch irritieren lassen, daß er im selben Zeitraum aber meine Freundin attakierte, die nichts weiter mit den Hühnern zu tun hat und eher selten im Garten ist - und sie daher vielleicht als Fremde ansieht ? Allerdings öffnet sie meist die Hühnerklappen morgens.. von daher kann er sie eigentlich nicht als fremd ansehen. Sie wäre aber kräftemäßig auch nicht in der Verfassung, ihrerseits dem Hahn Manieren beizubringen.
Dann ist es wohl so, daß so ein Hahn jeden angreift, der ihm gegenüber Schwäche zeigt, sich somit fehl verhält. Aber ich lasse ihn schon sowieso nicht raus, wenn wir Besuch mit Kindern haben. Na, dann werde ich mir mal andere Schuhe für den GArten zulegen müssen. Denn mit den Birkis war es doch immer eine etwas wackelige Angelegenheit, ihn durch die Luft zu heben. So manches Mal flog der Schuh gleich mit :D

Ira
19.10.2011, 17:55
ich denke, dass es von hahn zu hahn unterschiedlich ist. ein züchterkollege hatte einen gift-bantam und gift-amrock. beide wurden weder durch schubsen noch scheuchen reumütig und wurden abgegeben.
wenn ich in der voliere war, hat der hat je immer den besitzer angegriffen, den stärkeren vielleicht?

elanor
19.10.2011, 22:24
Ich hatte auch mal so einen aggressiven Spezi und ganz ehrlich, das gäbe es nicht noch einmal bei mir. Meine jetzigen Hähne sind alle (ohne Ausnahme, unabhängig von Rasse und Größe oder Alter) friedlich Menschen gegenüber. Nicht besonders zahm, auch nicht ängstlich, sondern einfach respektvoll im Umgang mit Menschen. Im Gegenzug bringe ich ihnen auch Respekt entgegen, da ich weiß, welche Verletzungen ein Hahn anrichten kann. Und wenn ich mir meinen wirklich sehr großen Italiener als aggressiv vorstelle... 8D
Respekt vor Menschen, völliger Freilauf und hahntypisches Verhalten wie Schutz der Herde vor Tieren, kümmern um die Hennen, aufpassen, wachen, Küken mit erziehen und ähnliches müssen sich nicht ausschließen. Meine Jungs machen das prima, die Junghähne lernen von den Alten. Von mir werden alle gleich behandelt und während manche Hennen scheu bleiben und andere regelrecht aufdringlich werden, halten die Hähne immer lieber Abstand und beobachten. Ich darf Küken und Hennen hochnehmen, ohne das mich einer der Jungs attackiert, das erledigen dann eher die Hennen.
Ich bin sehr zufrieden mit unserem gegenseitigen Umgang und hoffe, dass es so bleibt. Sollte jedoch mal ein Hahn wieder Tendenzen zur Aggression zeigen, müsste er leider auch nach Sibirien...
LG, Sonja

pyraja
20.10.2011, 21:52
Hi!
Ich mag auch mal eine Erfahrung weitergeben. :)
Mein Hahn hatte ebenfalls mal solche Anwandlungen, aber nur mir gegenüber, weil ich viel Gewese um seine Hennen gemacht hab, nehm ich mal an.
Jedenfalls dieses auf-die-Seite-schubsen, treten und auch durchs Gehege scheuchen, hats nicht gebracht.
Das mußte ich dann bald jedes mal machen, das hat sich echt aufgeschaukelt.

Was erfolgreich war, war ne Kombination. Ich dachte mir halt, der muß lernen, dass ich keine Konkurrenz bin. Also bekam er Lekkerlis zum verteilen, als erster Futter, damit er die Hennen rufen kann, und diese lies ich dann auch eine Weile in Ruhe. Und ich hatte einen gegabelten Stock. Damit hab ich ihn mir gegriffen, auf dem Boden gehalten, und ihn angeschrien. Das erste mal war er total perplex. Wie die Nachbarn bestimmt auch. :roll
Wenn ich ganz sauer war, hab ich ihn dann auch gegriffen, und festgehalten und ihm... äh... meine Meinung gesagt. In den Entenstall hab ich ihn auch mal gesperrt. :p Es hat nicht lange gedauert, es kamen keine Angriffe mehr, und die Hennen kann ich auch wieder anfassen.
Irgendwie hab ich nicht seine Sprache gelernt, sondern er meine. Oder er hält mich zu verrückt, um sich nochmal mit mir anzulegen :p
Jetzt achte ich aber schon aus reiner Gewohnheit darauf, dass er die Lekerlis zuerst verteilen darf, und dass er mir dennoch aus dem Weg geht, wenn ich seine Bahn kreuze.