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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : NDR, Mi 20.10., 22:35 - 23:05 Uhr Die Reportage Schlachtfest bei Theo



apfel7
26.10.2010, 19:06
Theo Reil packt Stromzange, Kettenhandschuhe, Stich- und Schneidemesser ein. Er ist einer der wenigen Hausschlachter, die es überhaupt noch gibt. Von sich selbst sagt er, er ist ein Tierfreund. Ihm ist es wichtig, dass die Schweine keinen Stress haben und nicht leiden.

NDR Autorin Petra Wernz hat ihn für diesen Film im Rahmen der ARD-Themenwoche 'Essen ist Leben' (vom 23. bis 29. Oktober 2010) mit zwei Kamerateams bei einer Hauschlachtung im Saterland begleitet. Ein Ereignis, das bis in die 1960er-Jahre noch gang und gäbe war. Heute ist es fast verschwunden.

Früh am Morgen verlässt Schlachter Theo Reil sein Haus in Scharrel bei Cloppenburg. Mit seiner mobilen Metzgerausrüstung fährt er auf den Hof von Theo Bischoff, um dort zwei Tage lang traditionell zu schlachten und zu wursten. Schweinefleisch ist bei den Deutschen die Nummer eins, trotz Fett- und Cholesterinphobie. Es ist günstig, weil die Tiere in weitgehend automatisierten Zucht- und Mastanlagen heranwachsen. Ein Schweinekoben mit Stroh, wie Theo Bischoff ihn hat, existiert kaum noch. Die meisten Menschen hätten auch Schwierigkeiten damit, einem Tier, dessen Fleisch sie später essen wollen, zuvor ins Auge gesehen zu haben. Kein Problem für Theo Bischoff. Er hält es eher für grausam, wenn die Schweine sich bei langen Transporten aufregen und im Schlachthof Todesangst leiden. Ihr Fleisch wird dabei nämlich bleich, wässrig und später beim Braten zäh.

Der Maurer und Sohn eines Landwirts will, dass es ihm so schmeckt, wie er es von Kindesbeiden an kennt. Seine Garage hat er zum Mini-Schlachthof umgebaut. Im Herbst und Frühjahr schlachtet er dort mit Theo Reil. Bis es so weit ist, haben die beiden Schweine nicht die leiseste Ahnung, was ihnen bevorsteht. Was nach der Tötung des Tieres kommt, ist straff durchorganisiert: säubern, zerlegen und Wurst machen.

Gewissenhaft geht Theodor Reil ans Werk, so wie er es noch von einem alten Hausschlachter gelernt hat. In der Regel gehört Fleisch für Großfamilie Bischoff zur Ernährung. Koteletts, Schnitzel, Braten, Speck und Wurst lassen sie sich fast täglich schmecken, obwohl Schweinefleisch ja bei der figurbewussten Ernährung in Verruf geraten ist.

Natürlich wird bei so einer Hausschlachtung auch reichlich Schnaps getrunken. Und auch der Brauch, Nachbarn und Freunde zum Schlachtfest einzuladen, wird bei Bischoffs noch gepflegt, wie in der guten alten Zeit.