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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Junghenne verendet - Befund



Mandy2008
22.10.2010, 19:50
Hallo, Forianer !

Nachdem ich hier als Hühner-Anfänger schon oft geholfen wurde, kann ich mit diesem Beitrag vielleicht einen Tipp weitergeben ?

Mir ist vor wenigen Tagen eine 30 Wochen alte Marans-Junghenne verendet, die bereits wunderschöne, kastanienbraune Eier legte und uns wegen ihrer charmanten Zutraulichkeit echt an´s Herz gewachsen war.
U. a. leider wohl auch deshalb, weil meine hiesige "Geflügel-TÄ" trotz mehrfacher Anrufe und mails wegen Notfall nicht außerhalb ihrer Sprechzeit von 17 - 19 Uhr ansprechbar war.

Durch einen Vereinskollegen bekam ich die Empfehlung zur Praxis Dr. Manfred Pööpel in 33129 Delbrück, Drubbelstraße 2. Kann ich hiermit absolut weiter empfehlen !
Das verendete Tier habe ich zur Untersuchung der uns völlig rätselhaften Todesursache (passierte innerhalb 18 Std.) eingeschickt.

Das Tier hatte, wie unsere restlichen 14 Hühner, vor etwa 5 Wochen diverse Trauben von Holunderbeeren gefressen, wahrscheinlich vor allem unreife Holunderbeeren in zu großer Menge. Im Gegensatz zum Rest der Truppe wohl zu viel (sie war ein kleiner Vielfraß) ? Alle anderen waren und sind topfit.
Wir hatten das Tier damals unserer TÄ vorgestellt und es wurde mit Vitamin K gegen die Vergiftung behandelt. Danach war offenbar alles wieder o.k.
Vor 3 Tagen plötzlich ähnliche Symptome (stilles aufgeplustert in-der-Ecke-sitzen, Appetitlosigkeit, blasse Gesichtsfarbe, starke Darmbewegung) dazu dieses Mal eine rasend schnelle Verfärbung der Schleimhäute und des Gesichts + Kamm zum blassgelblichen.

Hier der Befund: im Magen wurde, neben unserem Körnerschrot und den verfütterten Äpfeln, ein blausäurehaltiger Kirsch- oder Schlehenkern gefunden. Wir haben in/über unserem Gehege eine "Vogel-Kirsche" (die kleinen, roten Kirschen die man selbst gar nicht so schnell pflücken kann, weil alle Vögel sie vorher wegfressen), von den Früchten sieht man zwar längst nichts mehr - aber wer weiß, was da noch am Boden lag ... ???

Die Leber muss durch die Vergiftung vor einigen Wochen und trotz der Antidot-Behandlung noch so geschädigt gewesen sein, dass diese erneute Blausäure-Aufnahme eine akute Leberentzündung bewirkte.
Vielleicht hätten wir das Tier zur Nachuntersuchung auch nochmals vorstellen sollen ? Das wurde durch unsere TÄ aber als "unnötig" betrachtet.
Dazu lag außerdem eine akute Darmentzündung durch die freigesetzte Blausäure vor. Beides zusammen hat mangels sofortiger Behandlung leider zum Tod geführt.

Von Vereinskollegen hört man dann schon auch mal:" ... da stirbt immer mal ein Huhn, das fällt Euch nur auf weil Ihr nur so so wenige habt und die fast wie Haustiere behandelt ..."
Das ist ja o.k. und bei wenigen Hühnern hat man - zumindest ich - vielleicht ja auch eine etwas engere oder idellere Bindung zu einzelnen Tieren ? Außerdem war diese Junghenne bei der Jungtierbesprechung mit sg97 bewertet worden.

Wichtig ist mir nur: durch diese Obduktion wissen wir nun die Todesursache eindeutig und können entsprechend vorbeugen.
Ich als "Hühner-Anfänger" wäre jedenfalls nicht auf die Idee gekommen, dass sich unsere Hühner - im Gegensatz zu den Spatzen und Amseln bei uns - an Holunderbeeren oder Kirschkernen vergiften könnten ...

In diesem Sinne Euch allen gesunde Hühner ;)
LG Mandy

Bergmann
22.10.2010, 19:55
Original von Mandy2008
Außerdem war diese Junghenne bei der Jungtierbesprechung mit sg97 bewertet worden.


Hallo Mandy2008

Nur mal so zur Info

V = 97 Punkte
Hv= 96 Punkte
SG= 93,94,95 Punkte
G= 91,92 Punkte
B= 90 Punkte

Mandy2008
22.10.2010, 19:59
Original von Bergmann

Original von Mandy2008
Außerdem war diese Junghenne bei der Jungtierbesprechung mit sg97 bewertet worden.


Hallo Mandy2008

Nur mal so zur Info

V = 97 Punkte
Hv= 96 Punkte
SG= 93,94,95 Punkte
G= 91,92 Punkte
B= 90 Punkte

OK, dann mögen das sg95 gewesen sein - die Eierfarbe entsprach jedenfalls der Farbskala 7 und das Tier selbst hatte nur am Schwanz ein "da mußt Du nochmal gucken".

Das ist mir hier aber nicht wichtig, sondern der Hinweis wie man sich bei unklaren Todesfällen verhalten kann und wohin man sich wenden kann.

LG Mandy

Bergmann
22.10.2010, 20:03
Da hast Du natürlich recht. Ist schon ne Gute Sache das du uns das mitgeteilt hast. Hatte neulich auch so einen Rätselhaften Fall. Vielleicht können ja noch andere ähnliche Sache dazu beitragen.

Mandy2008
22.10.2010, 20:18
Genau.

In meinem PLZ-Gebiet 487... gibt es keinen ausgewiesenen Fachtierarzt für Geflügel, sprich "Wirtschaftsgeflügel", sagt das Kreisveterinäramt.

Und dann steht man da... :o ???

Unsere TÄ hat zwar einen großen Einzugsbereich über Münster bis hin in die Niederlande, was Papageien und Ziergeflügel betrifft und sie behandelt wohl auch Tiere der hiesigen Geflügelzuchtvereine. Aber wenn man als TA für Notfälle nicht ansprechbar ist, weil die zwischen 17 - 19 Uhr nicht stattfinden, sondern tagsüber akut werden, hilft das nix >:(

Die Klinik Dr. Pöppel arbeitet ganz offenbar überegional, sehr schnell und sehr proffessionell. Außerdem habe ich da eine top Beratung per Telefon bekommen.

LG Mandy

Oggy
22.10.2010, 20:20
Moin,

das ist wirklich interresant. Ich habe ja auch einige Holunderbüsche im Auslauf, aber runterfallen tut da ja nix, weil Amsel, Drossel, Fink und... immer schneller sind. Ich plücke den Hühnern dann immer ein paar Trauben, aaaber immer nur Reife (das unreife Giftig sind weiß ich ja) und auch immer nur ein paar wenige, weil... auch die Holunderkerne (auch bei reifen Früchten) sind in größeren Mengen giftig! Die reifen Beeren ansich sind gesund für die Tucken, aber in Masen und nicht in Massen.

lg Thomas

Mandy2008
22.10.2010, 20:23
@Oggy, genau: in Maßen und nicht in Massen.
Soooo viele Beerentrauben waren es auch gar nicht.
Der Befund-Tierarzt meinte nur:" ... wenn die Maus einigermaßen verfressen und mittig in der Hackordnung war, reicht das schon als Erklärung - es gibt überall Vielfraße ... " :-[

LG Mandy

nutellabrot19
22.10.2010, 20:36
aber was wars denn nun? Zuviel Holunderbeeren? oder unreife Holunderbeere?oder Vogelkirsche?
Wie traurig, wenn man dann einen kompetenten TA findet, wenn es schon zu spät ist.
Tut mir leid für Eure Maranshenne.
ich selber habe meinen Huhnies diesen Herbst die Holunderbeeren vom Baum geholt, und vielleicht wars dann ein Glück, dass der Baum nur wenig trug, weil er noch so klein ist. Wären da mehr dran gewesen, hätte ich die alle hingeschmissen, ich wusste nicht, dass die Kerne "giftig" sein können...
hast Du den TA in der TA -Liste eingetragen?
ich hab ja noch immer auf meiner Tu-Liste, die TÄ mal alle nach PLZ zu ordnen; wenn ich alle meine Pflegehühner quitt bin, mach ich das auch noch...

Mandy2008
22.10.2010, 20:43
@Nutellabrot, nein habe ich noch nicht auf der Liste eingetragen.
Die eigentlich behandelnde TÄ aber schon und überlege auch, ob ich das vielleicht ungestraft öffentlich machen soll ???

Es war: eine vorgeschädigte Leber durch die Erstvergiftung, die nicht zuende behandelt wurde + der vermutlich erneuten Aufnahme blausäurehaltiger Obstkerne.
DAS ist mir zwar angesichts unseres Hühnergeheges und der topfitten restlichen Truppe auch etwas merkwürdig, aber der pathologische Befund soll eindeutig sein.

LG Mandy

Mariechen
22.10.2010, 20:55
Tja, da kann man wirklich eine Menge von lernen. Ich habe einen Schlehenstrauch im Hühnergehege, und werde den jetzt abernten, bevor eine Henne eine heruntergefallene Schlehe frißt. Aber eigentlich glaub ich gar nicht, daß sie das fressen. Holunder wollte ich ihnen mehrfach geben, wollten sie aber nicht. (Auch die Marans nicht.)

Und der meiste Holunder wurde diesen Sommer von Vögeln gefressen, so daß man kaum noch unversehrte Dolden fand. - Ob die auch eine Lebervergiftung bekommen haben?

Mandy2008
22.10.2010, 21:00
Original von Mariechen
Tja, da kann man wirklich eine Menge von lernen. Ich habe einen Schlehenstrauch im Hühnergehege, und werde den jetzt abernten, bevor eine Henne eine heruntergefallene Schlehe frißt. Aber eigentlich glaub ich gar nicht, daß sie das fressen. Holunder wollte ich ihnen mehrfach geben, wollten sie aber nicht. (Auch die Marans nicht.)

Und der meiste Holunder wurde diesen Sommer von Vögeln gefressen, so daß man kaum noch unversehrte Dolden fand. - Ob die auch eine Lebervergiftung bekommen haben?

... das möchte ich lieber nicht wissen 8) :roll
Ansonsten scheint auch für Hühner zu gelten:"Man kann nie so dumm denken, wie ... reagieren" :(

LG Mandy

Mariechen
22.10.2010, 21:06
Da hab ich wohl eine eher skeptische Hühnerschar. Für die gilt: Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht. Ausnahme für Käse und Nudeln, und alles was nach Wurm aussieht und krabbelt.

Mandy2008
23.10.2010, 21:56
Original von Mandy2008
Hallo, Forianer !

Nachdem ich hier als Hühner-Anfänger schon oft geholfen wurde, kann ich mit diesem Beitrag vielleicht einen Tipp weitergeben ?

Mir ist vor wenigen Tagen eine 30 Wochen alte Marans-Junghenne verendet, die bereits wunderschöne, kastanienbraune Eier legte und uns wegen ihrer charmanten Zutraulichkeit echt an´s Herz gewachsen war.
U. a. leider wohl auch deshalb, weil meine hiesige "Geflügel-TÄ" trotz mehrfacher Anrufe und mails wegen Notfall nicht außerhalb ihrer Sprechzeit von 17 - 19 Uhr ansprechbar war.

Durch einen Vereinskollegen bekam ich die Empfehlung zur Praxis Dr. Manfred Pööpel in 33129 Delbrück, Drubbelstraße 2. Kann ich hiermit absolut weiter empfehlen !
Das verendete Tier habe ich zur Untersuchung der uns völlig rätselhaften Todesursache (passierte innerhalb 18 Std.) eingeschickt.

Das Tier hatte, wie unsere restlichen 14 Hühner, vor etwa 5 Wochen diverse Trauben von Holunderbeeren gefressen, wahrscheinlich vor allem unreife Holunderbeeren in zu großer Menge. Im Gegensatz zum Rest der Truppe wohl zu viel (sie war ein kleiner Vielfraß) ? Alle anderen waren und sind topfit.
Wir hatten das Tier damals unserer TÄ vorgestellt und es wurde mit Vitamin K gegen die Vergiftung behandelt. Danach war offenbar alles wieder o.k.
Vor 3 Tagen plötzlich ähnliche Symptome (stilles aufgeplustert in-der-Ecke-sitzen, Appetitlosigkeit, blasse Gesichtsfarbe, starke Darmbewegung) dazu dieses Mal eine rasend schnelle Verfärbung der Schleimhäute und des Gesichts + Kamm zum blassgelblichen.

Hier der Befund: im Magen wurde, neben unserem Körnerschrot und den verfütterten Äpfeln, ein blausäurehaltiger Kirsch- oder Schlehenkern gefunden. Wir haben in/über unserem Gehege eine "Vogel-Kirsche" (die kleinen, roten Kirschen die man selbst gar nicht so schnell pflücken kann, weil alle Vögel sie vorher wegfressen), von den Früchten sieht man zwar längst nichts mehr - aber wer weiß, was da noch am Boden lag ... ???

Die Leber muss durch die Vergiftung vor einigen Wochen und trotz der Antidot-Behandlung noch so geschädigt gewesen sein, dass diese erneute Blausäure-Aufnahme eine akute Leberentzündung bewirkte.
Vielleicht hätten wir das Tier zur Nachuntersuchung auch nochmals vorstellen sollen ? Das wurde durch unsere TÄ aber als "unnötig" betrachtet.
Dazu lag außerdem eine akute Darmentzündung durch die freigesetzte Blausäure vor. Beides zusammen hat mangels sofortiger Behandlung leider zum Tod geführt.

Von Vereinskollegen hört man dann schon auch mal:" ... da stirbt immer mal ein Huhn, das fällt Euch nur auf weil Ihr nur so so wenige habt und die fast wie Haustiere behandelt ..."
Das ist ja o.k. und bei wenigen Hühnern hat man - zumindest ich - vielleicht ja auch eine etwas engere oder idellere Bindung zu einzelnen Tieren ? Außerdem war diese Junghenne bei der Jungtierbesprechung mit sg97 bewertet worden.

Wichtig ist mir nur: durch diese Obduktion wissen wir nun die Todesursache eindeutig und können entsprechend vorbeugen.
Ich als "Hühner-Anfänger" wäre jedenfalls nicht auf die Idee gekommen, dass sich unsere Hühner - im Gegensatz zu den Spatzen und Amseln bei uns - an Holunderbeeren oder Kirschkernen vergiften könnten ...

In diesem Sinne Euch allen gesunde Hühner ;)
LG Mandy

PS: Ich hab da mal in meinen alten Ausbildungsunterlagen geblättert und mein "Teedrogen"-Wissen aktualisiert:

gut für die allgemeine Entschlackung und insbesondere für Leber und Galle wirkt Löwenzahn.

Wird wahrscheinlich nicht nur von uns über´s Jahr im Grasschnitt oder auf der Hühnerwiese als Beifutter immer dabei sein.
Pharmazeutisch wirksam ist aber vor allem die Löwenzahnwurzel, im Herbst geerntet und getrocknet, als Teedroge: Radix Taraxacum officinale.

LG Mandy