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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wachtelzucht -Genetikfragen



Tenya
02.05.2010, 18:47
Hallo Miteinander,

nach jahrelanger Wachtelhaltung möchte ich nun in die Thematik "Genetik und Zucht" eingehen, weshalb ich euch gerne mit meinen Fragen löchern möchte...
Und zwar mit folgenden:

Optik:
Was sind für euch klare Ausschlusskriterien?
Und vorallem worin habt ihr eure Ziele gesteckt?
(Grösse, Gewicht, Legeleistung, Körperbau...)
Achtet ihr besonders auf schmale, feingliedrige Tiere oder eher feste und vorallem Grosse? Was befindet ihr als maximales Gewicht und welches als Minimum? Gibt es einen internationalen oder zumindest überhaupt einen Wachtel-Standard, denn man auch in der Hundezucht kennt?

Wie sieht der komplette Genotyp der Wildform aus?
Gibt es lethale Faktoren? Wenn ja, welche?
Gibt es gewisse Qualzuchten, also Farb-gekoppelte Qualzuchten?
Wie heissen sie und weshalb gelten sie als qualzüchtig?

Wie steht die Geflügelwelt zum Thema Inzucht und Inzestzucht?

Gibt es intermediäre Erbvorgänge in der Wachtelzucht? Wenn ja, welche?
Was bewirken die einzelnen Locis auf die Wildform?

Natürlich würde mich auch wundernehmen wie der Erbvorgang der einzelnen Farben aussieht (Dominant --> Wildform gegenüber allen farbvarianten, Rezessiv, semidominant usw...)

Freue mich über einen regen Ausstausch und vielen lieben Dank für eure Bemühungen.

Liebs Grüessli Tenya

Bachstelze
02.05.2010, 20:01
Hallo Tenya,

einen kleinen Überblick bekommst Du, wenn Du bei sawax.de nachliest. Fast alle Fragen beantwortet das Buch von Dr. Köhler: "Wachtelhaltung". Für dieses Forum verlangst Du sicher zu viel.

Tenya
03.05.2010, 13:01
Liebe Bachstelze,

vielen Dank für deine freundliche Antwort.
Ehrlich gesagt erstaunt es mich doch einwenig, dass meine Fragen hier nicht beantwortet werden können, denn so wie ich gelesen habe scheinen sich einige Züchter hier in diesem Forum zu befinden.

Ich werde aufjedenfall deinen Rat befolgen und den erwähnten Link sowie den Buchtipp durchlesen.

Vielen lieben Dank.

army
03.05.2010, 13:06
von welchen wachteln reden wir hier überhaupt??

Benedikt
03.05.2010, 13:12
Hallo

In der Überschrift steht Wachteln also denk ich mal von Wachteln allgemein.



L.G Bene

Tenya
03.05.2010, 13:20
Selber habe ich Japanische Legewachteln (Coturnix coturnix japonica), jedoch weiss ich natürlich nicht ob ein Genetischer Unterschied zwischen denn jeweiligen Arten bestehen, weswegen ich nur von der allgemeinen "Wachtel" sprach.
Ich kann mir aber vorstellen das die Wachteln den Hühnern sehr ähnlich sein könnten, ausser den vielleicht nicht 100% übereinstimmenden Locis.

Benedikt
03.05.2010, 13:28
Hallo

Ich habe auch mal nach der Farbvererbung gefragt, und man hat mir diese Seite gezeigt www.sawax.de (http://www.sawax.de )

Bachstelze
03.05.2010, 17:05
von Tenya:


Selber habe ich Japanische Legewachteln (Coturnix coturnix japonica), jedoch weiss ich natürlich nicht ob ein Genetischer Unterschied zwischen denn jeweiligen Arten bestehen, weswegen ich nur von der allgemeinen "Wachtel" sprach.
Ich kann mir aber vorstellen das die Wachteln den Hühnern sehr ähnlich sein könnten, ausser den vielleicht nicht 100% übereinstimmenden Locis.

Hallo Tenya,

Wachteln und Hühner haben schon beträchtliche Unterschiede in jeder Hinsicht (mit Ausnahme der Brut vielleicht). Auch zwischen den verbreiteten Wachtelarten ist nur meist die Aufzucht fast identisch, sonstige Gegebenheiten sehr artbezogen. - Die Loci stimmen nicht nur nicht überein, sie sind völlig verschieden, auch verschieden zwischen Wachtelarten. Das geht schon daraus hervor, dass wir es mit zwei völlig unterschiedliochen Gruppen zu tun haben, den Zahnwachteln und den Bodenwachteln.

Henk69
03.05.2010, 21:30
http://kippenjungle.nl/Overzicht.htm#japcalculator

Tenya
03.05.2010, 22:13
Vielen lieben Dank für eure Antworten :)

Liebe Bachstelze,
kannst du mir erklären, weshalb die verschiedenen Arten untereinander die Genetischen Grundlagen verändern soll?
Bis anhin hin fand ich, dass bei den meisten Tieren das Haar gleich ist, sei es von der Maus bishin zur Ratte oder Hamster.
Der Aufbau ist derselbe, ebenso setzt sich die Farbe aus dem Phäomelanin und dem Eumelanin zusammen, wie auch bei den Wachteln.
Die Locis werden meist irgendwie interpretiert dabei ist es eigentlich überall dasselbe, einfach anders benannt.

Ich denke auch unter den Geflügelarten sollte dies gleichbleibend sein, ausser wenn wieder andere Benennungen stattgefunden haben, wie dies auch eine Problematik bei den Schlangen ist.

Edit: Wie ich auf der Sawax Seite erkennen konnte ist es effektiv so, ausser das die Chinesen im Vergleich zu den Japanern einfach mehr Farbvarianten und somit Locis besitzen.

Ehrlich gesagt bin ich von der Sawax Seite etwas enttäuscht...
Man kann in der Farbvererbungslehre nie in Prozenten sprechen...
Die Mendelsche Regel besagt einfach eine Auswirkung der Nachkommen in der Form 1:1:3...

Mich würde zbs. auch intressieren ob das kleine "d" der normale dilutions-Locus ist, wie man es in der restlichen Tierwelt kennt?
Das Allelsymbol "d" verdünnt durch Verklumpung der Farbpigmente das Eumelanin zu Schieferblau und das Phäomelanin wird dabei um die Hälfte seiner Farbtiefe zu Gelb bis Creme reduziert.

Wie ist denn der Genotyp eines normalen Japaners in der Wildform?

Henk69
04.05.2010, 08:56
Der Genotyp der Wildfarbe ist nie nennenswert weil alles eben + ist.
Nur der Genotyp der Mutanten hat Sinn.

Der d-locus in Hund ist das selbe Gen wie Perlgrau (Lav) in Huhn.
Die übereinstimmende Loci zwischen Tierarten sind ziemlich schleierhaft dokumentiert. Da beissen sich sogar die Experten die Zähne aus.

Die klassischen Experimente sind Kreuzungen von Mutanten mit einander oder mit Wildfarbe. Zwei verschiedene Tierarten lassen sich dabei nur schwer vergleichen. Das wird ein Grund sein.

Tenya
04.05.2010, 09:37
Doch für mich aufjedenfall, um besonders darin sehen zui können, welche Locis alle mitspielen.

Ein einzelner Locus zbs. d bedeutet nicht, dass dies eine Farbe ist, denn mit verschiedenen Modis zusammen kann die Farbvielfalt stark varieren.

Der d-Locus bei Hunden bedeutet dilution, wie auch bei den Mäusen, Hamster sowie Ratten, auch die Schlangen erarbeiteten sich dies gleich.

d-Locus heisst somit nicht perlgrau, blue oder wie auch immer sondern einfach, dass das Haar (respektiv die Melanozyten die Körnung) verklumpt.

Die Tierarten spielen dabei grundsätzlich keine bedeutende Rolle, wieso auch?
Es geht ja nicht um Kreuzungen verschiedener Arten, denn ich bin eher gegen Hybridenzucht, sondern nur der gleiche Aufbau des Genoms.

Die Mutanten, respektiv Spontanmutationen stammen urspünglich von der Wildform ab, weshalb das Interesse gleichbleibend wie des eines wildfarbigen Tieres ist.

Mein Wissen beruht übrigens auf der, der Mäuse, da der Genstrang dieser Tiere einzig und allein beinahe komplett decodiert wurde, was die Arbeit sehr intressant macht.
Der Genstrang der Wachteln wurde vermutlich nie wirklich decodiert sondern sind nur Dokumentationen aus Hobbyzuchten...
Aber das ist reine Spekulation...

Bachstelze
04.05.2010, 09:43
Hallo Tenya,

lies Köhlers Buch und Du bist wesentllich schlauer. Dort stehen auch an die dreißig Farbgene der wildfarbigen Legewachtel. Sawax hat absichtlich weniger wissenschaftlicher, dafür für den Laien verständlicher geschrieben. Zu erwartende Ergebnisse lassen sich nun mal in Zahlen besser darlegen. Leider befassen sich extrem wenig Hobbyzüchter mit der Farbzucht der Wachteln. Bei vielen anderen Arten ist das ja ganz anders.

Hallo, lese gerade. dass Du von den Mäusen kommst. Da ist mir alles klar. Bleib lieber bei Deinen Mäusen und lass die Wachteln in Ruh, das ist besser so. Natürlich kann man Parallelen ziehen, aber immer mit krtitischem Blick. Und wenn schon, dann bei verwandten Arten.

Henk69
04.05.2010, 10:09
Original von Tenya
Der d-Locus bei Hunden bedeutet dilution, wie auch bei den Mäusen, Hamster sowie Ratten, auch die Schlangen erarbeiteten sich dies gleich.

d-Locus heisst somit nicht perlgrau, blue oder wie auch immer sondern einfach, dass das Haar (respektiv die Melanozyten die Körnung) verklumpt.


Ich sprach von den eigentlichen Genen. Das d-Gen des Hundes ist ein Homolog des lav-Genes des Huhns, und bei Mäusen ist es eher die "Leaden" Mutation. Das Gen für Melanophilin MLPH.
Also d ist nicht gleich d, auch bei Säugetiere nicht.

Tenya
04.05.2010, 11:41
Leaden sowie das dilutet ist phänotypisch dasselbe bei den Mäusen...
Nur dass, das leaden den Tan-Bauch arg positiv beinflusst...
In der Schweiz sind jedoch die Erfahrungen mit ln noch zu klein, wie beispielsweise in Deutschland, Holland, England usw.
Bin ja eine Schweizerin ;)

Wir sprechen vom selben, einfach in einer anderen Ausdrucksweise ;)
Aber danke vielmals für deine tollen Infos!

Der Genotyp der Wildform ist somit SS WW dd, aber was wirken die einzelnen Locis auf das Tier aus?
Was macht der S-Locus? In der Mäusezucht ist das s/s ein Zeichnungsgen für Piebald/Spotting... Ich denke jedoch nicht das, sich dies übertragen lässt.
Kann es sein das der S-Locus aufhellt?
Dieser wird gegenüber der Wildform rezessiv vererbt, nehme ich mal an..

Wie sieht der Genotyp einer Zimtwachtel aus?
Für mich sieht das ziemlich nach choco aus, wenn ich die Federn mit Mäusehaaren vergleiche :roll
Aber eben mit der Wachtelgenetik stecke ich noch nirgends....

Henk69
04.05.2010, 12:19
Original von Henk69
http://kippenjungle.nl/Overzicht.htm#japcalculator

Ich habe den Eindruck das du diese Seite, Eingang zum WachtelKalkulator, nicht gesehen hast.

http://books.google.nl/books?id=VMSF7m2CFTEC&pg=PA333&dq=mutations+japanese+quail&hl=nl&ei=9fTfS8T5JMrc-QbugL3ABw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDMQ6AEwAA#v=onepage&q=mutations%20japanese%20quail&f=false

Henk69
04.05.2010, 12:42
Mutations of Japanese Quail (Coturnix japonica) and Recent Advances of Molecular Genetics for This Species

Masaoki Tsudzuki

http://www.jstage.jst.go.jp/article/jpsa/45/3/159/_pdf

Bachstelze
04.05.2010, 16:18
Wie sieht der Genotyp einer Zimtwachtel aus?

Da geschlechtsgebundene Vererbung der Hahn cin cin, die Henne cin -.

Henk69
04.05.2010, 16:29
Original von Bachstelze

Wie sieht der Genotyp einer Zimtwachtel aus?

Da geschlechtsgebundene Vererbung der Hahn cin cin, die Henne cin -.

cin wird gebaucht als Symbol für die andere nicht-geschlechtsgebundene Braun Mutation.

Bachstelze
04.05.2010, 18:00
Hallo,

cin ist die Abkürztung von cinnamon und als solche bei den Wachteln für Zimt gebräuchlich. Zugegeben werden muss, dass Zimt-Wachteln bis vor einem Jahr keine Bedeutung in Deutschland hatten,aber vor etwa 30 Jahren beschrieben wurde. Jetzt ist sie in halb Europa verbreitet.

Wie das bei anderen Arten gehandhabt wird, ist ohne Bedeutung für die Wachtelzüchter.

Henk69
04.05.2010, 18:48
Es handelt sich dabei um nicht-geschlechtsgebundenes Zimt?

Siehe Tsudzuki...

Bachstelze
04.05.2010, 19:18
Hallo,

bei Tsudzuki steht für die Abbildung (P)

(P) The red-eyed brown (= sex linked cinnamon) mutant

Viel genauer geht es doch nicht. Übrigens ist bei Vögeln allgemein diese vorübergehd rotäugige, aufgehellte Mutante in vielen Arten bekannt. Die geschlechtsgebundene Vererbung ist ein wichtiges Merkmal für die Unterscheidung zu den Falben.

Henk69
04.05.2010, 19:58
Table 1
Plumage color
...
Cinnamon AR cin ...
...
Sex-linked brown SR br ...
Sex-linked cinnamon SR al^c ...
...

Also die algemeine Braun Mutation ist geschlechtsgebunden?

Bachstelze
05.05.2010, 07:44
Zimt vererbt geschlechtsgebunden, ich weiß nicht, was allgemeines Braun ist. Alle dunkelbraunen Wachteln vererben autosomal.

Henk69
05.05.2010, 09:59
Mit dunkelbraun meinst du nicht das dominante "tenebrosus",
wobei das Schwarz nicht durch (dunkel) Braun ersetzt ist ...

Die Zimter sind also ziemlich selten...

Bachstelze
05.05.2010, 10:10
Hallo Henk69,

ich meine schon das Tenebrosus bzw. eine als Braune definierte Variante davon, die im Gegensatz zu den fast schwarzen Küken der Tenebrosus dunkelwildfarbige Küken bringt. Richtige Braune wie bei Hühnern gibt es bei den Wachteln nicht, zumindest werden sie meines Wissens nicht züchterisch bearbeitet.

Über den Werdegang der Zimter der Legewachteln kannst Du Dich am besten bei sawax.de informieren. Er hat alles Wissenswerte zusammen getragen und sie auch verbreitet. Diese Verbreitung erfolgte erst in den letzten Monaten.

Henk69
05.05.2010, 10:40
Die dunkelbraunen sind braune tenebrosianer? ;)
Also zwei Mutationen?