PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hahnenschrei - Genetik



Lucky-Farm
05.04.2010, 02:04
Hallo zusammen!

Ich hätte mal eine größere Frage an die wirklich erfahrenen und belesenen Züchter in punkto Genetik (soweit man dies auch für alle Hühner generell sagen kann):

Der Hahnenschrei ist an andere wichtige (erwünschte oder unerwünschte) Merkmale gekoppelt?

Lautstärke, Intensität, Frequenz, Tonlage

Ich züchte noch sehr wenig Hühner, weiß aber von anderen Tierarten, dass man vor allem bei der Vatertierauswahl oft etwas zu beachten hat, was die weiblichen Nachkommen betrifft (Z.B. Form des Hodensackes eines Ziegenbockes bestimmt die Euterform der Milchziege).
Außerdem gibt es manchmal Koppelungen, die es zu wissen gilt (z.B. Vorbiß bei der Ziege zeigt häufig auch frühe Klauendurchtittigkeit; Doppelstrich-Ansätze beim Bock Unfruchtbarkeit bei der Geiß).

Wie ist es nun mit dem Schrei des Hahnes? In der gewöhnlichen Kleintier-Nutz-Zucht sicher kaum beachtet, oder? In Standards fand ich bislang kaum etwas dazu.

Ich habe übrigens deutsche Reichshühner gestreift. Der neue Junghahn schreit viel schöner als sein Vater. Ich hatte noch einen anderen Junghahn, den ich von Anfang an als untypisch (gefühlt) angesehen habe, inzischen eingegangen, der schrie irgendwie "schwul" :-).

Ist eine schöne Tonlage nur Zufall?
Sollte man Hähne, die ständig krähen, weniger vermehren? Wobei ich meine, der gute hat auch immer einen Grund, und wenn es die anderen 10 Hähne außenherum sind ...

Bin sehr gespannt auf Eure Antworten ! :D

Viele Grüße,
Claudia Brunner

Waldfrau2
05.04.2010, 12:07
Ich habe das Buch "Vererbung bei Hühnern und Wassergeflügel" von Six und Müller, und da wird auf den eigentlichen Hahnenruf leider nicht eingegangen, nur auf den verlängerten Krähruf, z. B. bei Bergischen Krähern oder anderen Langkräherrassen. Dieses Merkmal ist auf jeden Fall genetisch bedingt, aber wohl auf mehreren Genorten.

Der normale Krähruf dürfte schon irgendwie genetisch bedingt sein, denn sonst gäbe es ja keine Rasseunterschiede in der "Menge" des Krähens. Allerdings glaube ich, daß die Persönlichkeit des Hahnes sowie die äußeren Umstände ebensoviel Einfluß hat, denn von den Regeln, wer viel oder wenig kräht, gibt es ständig Ausnahmen, man muß nur hier im HüFo lesen. Dazu kommt natürlich die unterschiedliche Tonlage durch unterschiedliche Körpermerkmale. Aber ich habe den Eindruck, daß das Merkmal Krähen wohl nicht wirklich interessant für die Züchter (außer für die Züchter von Langkrähern) ist, weil es außer bei Krähwettbewerben (wo aber nur die Häufigkeit, nicht die Schönheit zählt) nicht bewertet wird. Und durch den Trend zu Ärger mit Nachbarn, wenn der Hahn kräht, werden sich sicherlich zunehmend Hähne vermehren, die eher wenig krähen, da die anderen durchschnittlich eher im Kochtopf landen.

Irgendwo im HüFo habe ich auch einen Beitrag gelesen, daß Hähne, die nur sehr wenig krähen, eventuell auch sonst Fehlzünder sind.

Mich interessiert dieses Thema auch sehr, aber auch ich mußte feststellen, daß es kaum etwas dazu gibt.

Hier noch ein Thread: das Züchten der Stimme? (http://www.huehner-info.de/huefo/thread.php?threadid=41815)

Lucky-Farm
05.04.2010, 18:49
Aha. Das ist ja mal eine Aussage ;D.
Meine Gedanken: Hähne mit untypischer Tonlage und zu seltenem Krähen haben die arttypischen männlichen Merkmale verloren, also biologisch betrachtet leiden sie an Triebschwäche.
Quasi so, als wenn mein Eselhengst nicht schreit und nicht deckt. Das büßt die Vitaltität der Nachkommen immens !
Die Hühnerzucht läuft m.E. in verschiedene, nicht sinnvolle Wege. Eben das erwähnte "Nichtkrähen" oder das "nur mit 10 Monaten schön sein muß".
Auch bei den Honigbienen haben wir ja gesehen, was der "Sanftmut" erreicht hat. Ausgestorben sind sie bald ...
Wer sagt denn, dass ein Hahn sich wie ein Deppele benehmen muß? Welcher Hühnerhalter ist in der Lage und Willens, seinen naturtriebigen Hahn so zu erziehen, dass er selbst mit ihm umgehen kann, aber der Hahn in der Naturgruppe seine Pflichten erfüllt (Schutz der Hennen udn Küken etc.). Mein Eber muß auch nicht jeden knutschen ...
Setzt voraus, dass man sich mit dem arttypischen Verhaltensmustern auseinandersetzt und als Mensch seine Position findet.

Ich will schon, dass meine Zucht darauf aufbaut, erbgesunde Wesensträger hervorzubringen. Das sind brutfeste Hennen und triebstarke Hähne.

Wer hat/kennt Hähne, die Marder oder Ratten vertreiben? Wildtiere wären längst ausgestorben, wenn sie sich so verhalten würden, wie die allermeisten Haustiere. Für den Hobbyhalter ohen hohen Leistugnsanspruch wären diese (bislang wohl vernachlässigten) Wesensmerkmale eine enorme Erleichterung.
Kennwert Hahnenschrei?
Mein alter weißer Araucana (11 Jahre alt geworden) hatte übrigens einen wunderbaren, sehr lauten, markanten Schrei, ständig diverse Streitgkeiten mit Söhnen und Nachbarshähnen - und Sanftmut gegenüber dem Menschen (immerhin sg auf Show trotz schwarzer Feder in Schwinge) :P

LG
Claudia

kraienkopp
06.04.2010, 17:29
Also ich würde den Hahnenschrei auch als von der Natur gegeben und gewollt einordnen. Ein Hahn der viel kräht, ist meiner Einschätzung nach vital und eben ein ganzer Kerl. Duckmäuser sind hier fehl am Platze!!!

Waldfrau2
06.04.2010, 17:43
Sag das mal meinen Nachbarn! :o

Natürlich wäre es auch interessant, ob sich die "Schönheit" des Krährufs irgendwie vererbt, also wie klar die Töne sind und ob er harmonisch ist. Z. B. habe ich auf einer Ausstellung einen Hahn gehört, der würde mich nerven, weil er immer nur Kikerik.... gesagt hat, ständig wartete man innerlich auf die letzte Silbe.

Auf jeden Fall habe ich auch gelesen, daß sich der Krähruf eines Hahnes im Laufe der Zeit so gut wie nicht verändert, die Tonhöhe bleibt auch fast genau gleich hoch.

Na ja, mein Fridolin hat an Ostern sämtliche Spaziergänger einzeln angekräht, das muß dann ja ein gutes Zeichen sein! Zum Glück waren besagte Nachbarn kaum da.

sil
07.04.2010, 10:44
Original von Lucky-Farm

Meine Gedanken: Hähne mit untypischer Tonlage und zu seltenem Krähen haben die arttypischen männlichen Merkmale verloren, also biologisch betrachtet leiden sie an Triebschwäche.
Quasi so, als wenn mein Eselhengst nicht schreit und nicht deckt. Das büßt die Vitaltität der Nachkommen immens !
Die Hühnerzucht läuft m.E. in verschiedene, nicht sinnvolle Wege. Eben das erwähnte "Nichtkrähen" oder das "nur mit 10 Monaten schön sein muß".
LG
Claudia

Ich weiß nicht, ob man das wirklich so sagen darf.
Dazu müßte man ja zuerst einmal wissen, ob und wie weit das Krähen des Hahnes für die Arterhaltung nötig ist.
Häufiges Krähen ist vielleicht auch nur ein Ausdruck einer niedrigen Reizschwelle.
oder anders gesagt: Ein Kerl, der weiß was er wert ist, und der sich seiner Stellung sicher ist, hat es evtl gar nicht nötig, ständig aller Welt zu verkünden, dass er der Größte ist (und nebenbei auch noch allen potentiellen Fressfeinden zu sagen: Wir sind hier)

Was mir auch noch grad durch den Sinn geistert:
Ein Haustier ist vom Menschen dazu gemacht. Eigenschaften, die für ein Wildtier unnötig oder gar lebensbedrohend sind, haben dadurch, dass der Mensch die Regie übernommen hat, Chancen auf Weiterverbreitung bekommen.
Vielleicht ist ja auch das Krähen des Hahnes im Laufe der Haustierwerdung verschiedenen Moden unterworfen gewesen, wurde einmal so, einmal so gewünscht und gefördert. Wenn das so war, dann kann man doch eigentlich auch keine Aussage zum Verhältnis Hahnenschrei-Potenz treffen.

Waldfrau2
07.04.2010, 11:51
Weiß denn irgendjemand, wie es bei den Bankiva- oder anderen Ur-Hühnern mit dem Gekrähe aussieht (bzw. sich anhört)?

kraienkopp
07.04.2010, 17:50
Ich werde mal in meinem Wälzer nachschauen. Bin mir aber fast sicher, dass das Krähen zur Gebietsmarkierung, -abgrenzung dient.

Sigmunder
07.04.2010, 18:03
@ Waldfrau2
http://www.youtube.com/watch?v=4wGs7bTg0_0

Waldfrau2
07.04.2010, 21:28
Mist! Mein Rechner zeigt das Video nicht an! Muß ich wohl mal woanders gucken. bzw. hören.

legaspi96
07.04.2010, 21:36
Original von StSigmunder
@ Waldfrau2
http://www.youtube.com/watch?v=4wGs7bTg0_0

Ohje, armer Hahn! Wenn meine Hähne dort leben müßten, würden sie auch so kurz krähen. Das ist ja wie mitten im Satz aufgehört.
Grüße
Monika

Sigmunder
07.04.2010, 21:45
einfach nach "red jungle fowl" suchen

Lucky-Farm
07.04.2010, 21:53
hm ... interessant, was es nciht alles gibt. 8)

Bin ich etwas falsch verstanden worden? Ich meine NICHT, dass ein Hahn dauernd krähen soll!!! :o
Er soll schön (Melodisch, tief-volltönig, abgerundet in der Tonfolge) krähen und passend, aber nicht nichts sagen.
Bei den Singvögeln beiindruckt amn damit das Weibchen :P
Klar, ein Hund bellte anders als einWolf udn aus anderen Gründen.

LG
Claudia

sil
07.04.2010, 22:37
Ich denke auch: Ein Hahn muß Krähen, das gehört dazu.
Er muß aus mir nachvollziehbaren Gründen Krähen, und nicht einfach nur rumschreien
Es soll sich - für mich - "schön" anhören.

Da sind wir uns, denk ich, einig.

Aber:
Warum muß ein Hahn Krähen? Weil ich es mir einbilde, oder weil er damit zeigt, dass er ein Mann ist?
Welche Gründe hat der Hahn für sein Krähen - und kann ich diese Gründe annehmen?
Ist "schön" in meinen Ohren auch "schön" in den Ohren der Hühner?

Ich denke nur an die Langkräher, das hat mit einem melodischen Kickeriki ja gar nichts mehr zu tun. Es wurde aber durch menschliche Zucht gefördert, also findet irgendwer es "schön"

Was ich sagen will: solange man nicht weiß, wie stark, und ob überhaupt, der Krähruf beim Hahn jemals züchterisch beeinflußt wurde, solange darf man Rückschlüße auf andere Eigenschaften nur sehr vorsichtig ziehen.

Wenn (!) Modulation und/oder Melodie, Häufigkeit und/oder Lautstärke des Krährufes jemals im Zuchtziel einer Rasse stand (wobei ich jetzt nicht mal unbedingt an die jüngere Vergangenheit denke)
Dann ist es ja andererseits auch denkbar, dass in dieser Rasse auch andere bestimmte Eigenschaften gefördert wurden, so dass man dann auch tatsächlich einen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Art des Hahnenkrähens und (ich greif jetzt einfach mal was aus der Luft) besonders guten Bruteigenschaften der Hennen z.b. ziehen könnte.

Wobei dann immer noch nicht geklärt wäre, ob ein "schön" krähender Hahn (ich setzte "schön" in anführungszeichen, weil es ja unsere menschliche Wertung ist) mehr chancen bei der Weiblichkeit, mehr und gesündere Nachkommen und insgesamt die besseren Gene hätte (besser in welchem Vergleich?)
In der heute üblichen Hühnerhaltung muß ein Hahn sich ja in der Regel kaum noch gegen Mitbewerber um die Gunst der Damen durchsetzen. Es wird ihm eine bestimmte Anzahl Hennen zugeteilt, und die können nicht aus, ob er ihnen gefällt oder nicht.
Die Eigenschaften, die er weitervererben darf/soll bestimmt der Mensch.
Ob da entscheidend ist, ob er ein guter Sänger ist?

Lucky-Farm
07.04.2010, 22:51
Genau das war meine Frage / Threadbeginn.

An welche anderen Körpermerkmale ist der Schrei bei der Vererbung gekoppelt. wenn - dann. Hahnschrei mit Paarungshäufigkeit? Hahnenschrei mit anderen männlichen Attributen wie Sichelschwanz? Hahnschrei mit instinksicherm Verhalten?
Es gibt so viele unnötige Inaugural Disserationen - das wäre doch mal wa,s für die Biologen evt.