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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Expertenfrage: Vererbung von gelben/weißen Läufen



Lonox
11.06.2009, 11:03
Hallo zusammen,
ich habe ein Frage an die versammelten Experten der Vererbungslehre:

Mechelner sollen nach Rassestandard weiße/hornfarbige Läufe und Schnäbel haben. Alles andere - insbesondere eine gelbe Färbung - ist ein grober Fehler.

Bei meiner diesjährigen Brut (gesperberte Mechelner) von 17 Küken (8 Hähne & 9 Hennen) tritt folgendes auf: 4 von 8 Hähnen haben gelbe Läufe und 1 von 8 Hühnern hat leicht gelbliche Läufe. :o

Die Elterngeneration (Zuchtstamm 1,3) hat durchweg weiße Beine.

Rein nach der Vererbungslehre sollte das Allel Weiß gegenüber dem Allel Gelb dominant sein.
Meines Erachtens müsste da ja schon ein reinerbiges Tier (Hahn) mit gelben Läufen in der Großelterngeneration vorhanden gewesen sein, oder ?

Wie sollte ich weiterzüchten ? ???
Die 4 "Gelbfüße" gehören unstrittig zur Brathuhnkolonne.

Wie sieht es mit den anderen Hähnen oder Hennen eurer Meinung nach aus??

Vielen Dank für eure Expertise...

Murmeltier
11.06.2009, 12:26
Hallo!
Ich bin keine große Spezialist, aber 5 von 17 Küken sieht nach 25% aus.
Das heißt, wenn weiße Läufe dominant vererbt werden, alle Elternteile tragen Allel Gelb in sich und weitere 50% von 17 Kücken haben es auch.

Oder habe ich falsch gerechnet? ???

Lonox
11.06.2009, 12:45
Rein rechnerisch ist das auf die Gesamtzahl der Küken bezogen absolut richtig.

Ich grübel vielmehr über die Häufigkeit bei den Hähnen (50%) !

Murmeltier
11.06.2009, 14:16
Mit dem Geschlechtschromosom kann das nicht verbunden sein, oder?
Rein Zufall? ???
Wo sind die Experten? ???

Kaja
11.06.2009, 14:51
Die sind vermutlich noch arbeiten und haben da kein Internet oder einen Chef der was gegen surfen während der Arbeitszeit hat. ;)
Nur Geduld.

Murmeltier
11.06.2009, 15:01
Ach so, wir haben hier Feiertag. :)

Kaja
11.06.2009, 15:07
Weiß ich ;) viele arbeiten aber auch an Feiertagen oder am Wochenende.
Oder, Gott bewahre *g*, sie haben frei und unternehmen was mit ihrer Familie oder Freunden anstatt hier 7/24 Rede und Antwort zu stehen. Draußen, ihr wißt schon :p weg vom Computer, Laptop und Internet-Handy.
Die Frage ist doch erst seit Vormittags im Netz, wirklich kein Anlass jetzt schon ungeduldig zu werden.

Murmeltier
11.06.2009, 15:15
In katholischen Land, an Feiertag arbeiten, das gibt`s doch nicht. :o :neee:
Wir haben hier Regen, Wind und +14°, gute Wetter um die Zeit an Computer zu verbringen. :roll

Kaja
11.06.2009, 16:13
Klar geht das, denk mal drüber nach wieviele Menschen an Wochenenden und Feiertagen arbeiten um den Feiernden dies zu ermöglichen. Sind mehr als man denkt und Fronleichnam ist eh auch nur in katholischen Bundeslängern ein Feiertag, also nichtmal in ganz Deutschland.

Claire
11.06.2009, 18:58
Wenn gelbe Läufe rauskommen, müssen beide Elterntiere spalterbig sein. D.h., dass diese Konstellation auch bei den Großeltern so gewesen sein kann. Natürlich müssen gelbe Läufe eingekreuzt worden sein. Es kann kein Züchter 100 %ig sagen, dass seine Tiere reinerbig sind, da man die nie alle Vorfahren kennt. Theoretisch kommen bei deiner Verpaarung 25% gelbe Läufe raus, aber immer ausgehend von 100 %.
Wenn du die Gelbläufigen wieder verpaarst, kommen natürlich wieder Spalter raus.

Murmeltier
11.06.2009, 19:28
Original von Claire
...
Wenn du die Gelbläufigen wieder verpaarst, kommen natürlich wieder Spalter raus.

Das verstehe ich nicht. ??? Sollte es vielleicht Weißläufige heißen?

Claire
11.06.2009, 21:35
Bei der Verpaarung von Weiß/(spalt)gelbläufig kommt folgendes raus:
(W=Weiß dominant, w=gelb rezessiv)
Ww x Ww
ergibt: WW (25% Weiß)
Ww (50% Weiß/gelb)
ww (25% gelb)
In Worten: 25% reinerbig weiß
50% Weiß, spalterbig in gelb
25% reinerbig gelb

Murmeltier
11.06.2009, 21:46
Genau das meine ich.
Reinerbig gelb lohnt sich gar nicht zu verpaaren, was LONOX schon auch gesagt hat.

Lonox
12.06.2009, 09:39
@ Claire

Natürlich hast du bzgl. der Verpaarung (dominant-rezessiver Erbgang) und der genetischen Verteilung der F1-Generation Recht.

Was mir "Kopfzerbrechen" macht ist das Ungleichgewicht bei den Geschlechtern.
Der Genotyp gelb bei den Hähnen könnte ja auch geschlechtsgebunden sein und damit für die phänotypische Verteilung der Grund sein, oder ?

Vielleicht konstruiere ich hier als Maschinenbauer ja auch völligen Unsinn...
Trotzdem habe ich natürlich die Ambition die Vererbung hier zu verstehen und die "richtigen" Tiere für die Weiterzucht zu verwenden.

Henk69
12.06.2009, 23:01
Gelbe Haut (w) ist nicht geschlechtsgebunden aber helle Fussfarbe (Id) ist das wohl.

Claire
12.06.2009, 23:28
Auf der sicheren Seite bist du, wenn du die Hennen mit den weißen Läufen zur Weiterzucht nimmst. Diese können den geschlechtsgebundenen Unterdrückungsfaktor für schwarzes Pigment (Id) nicht spalterbig in sich tragen.

Claire
12.06.2009, 23:55
Jetzt komme ich auch schon durcheinander, die gelbläufigen Hennen besitzen den Unterdrückungsfaktor.
Dann gibt es noch den geschlechtsgebundenen Sperberfaktor B bzw. b.
Die Vererbung ist wohl der Lesestoff für meinen nächsten Urlaub.
Vielleicht kann ja Jemand die gesamte Formel für die Beinfarbe schreiben.

Murmeltier
13.06.2009, 08:47
Original von Claire
Jetzt komme ich auch schon durcheinander, die gelbläufigen Hennen besitzen den Unterdrückungsfaktor.
Dann gibt es noch den geschlechtsgebundenen Sperberfaktor B bzw. b.
Die Vererbung ist wohl der Lesestoff für meinen nächsten Urlaub.
Vielleicht kann ja Jemand die gesamte Formel für die Beinfarbe schreiben.

Welcher Buch soll es sein?

Drachenreiter
13.06.2009, 09:04
Original von Murmeltier
Welcher Buch soll es sein?

Vererbung bei Hühnern u. Wassergeflügel von A. Six

chook
13.06.2009, 09:30
Original von Claire
Vielleicht kann ja Jemand die gesamte Formel für die Beinfarbe schreiben.

Hatten wir gerade: Barnevelder - Fragen rund um diese Hühnerrasse (http://www.huehner-info.de/huefo/thread.php?postid=367286#post367286)

Lonox
13.06.2009, 10:02
Original von Drachenreiter

Original von Murmeltier
Welcher Buch soll es sein?

Vererbung bei Hühnern u. Wassergeflügel von A. Six

Genau da "quäle" ich mich auch gerade durch... :laugh

chook
13.06.2009, 10:49
Original von Lonox
Genau da "quäle" ich mich auch gerade durch... :laugh

Bitte beachtet, dass da leider auch viel Veraltetes (http://www.huehner-info.de/huefo/thread.php?threadid=11950&threadview=0&hilight=six&hilightuser=45&page=5)drin steht.

von Claire:

Jetzt komme ich auch schon durcheinander, die gelbläufigen Hennen besitzen den Unterdrückungsfaktor. Dann gibt es noch den geschlechtsgebundenen Sperberfaktor B bzw. b.

Gelbläufige Hennen besitzen nicht unbedingt den Unterdrückungsfaktor für Melanin (Id), im Falle der Mechelner kann auch der Sperberungsfaktor für das Fehlen des Melanin in der Dermis verantwortlich sein.
Wichtig ist, dass gelbläufige Hennen reinerbig für gelbe Epidermis sind. Die kannst Du von der Zucht ausschliessen. Ich glaube nicht, dass Du reinerbig Weissläufige (W/W) von spalterbigen (W/w) unterscheiden kannst. Da können nur Testverpaarungen Gewissheit bringen.

LG
Ute

Henk69
13.06.2009, 10:59
Id ist dominant.
Nur Hähne können spalterbig sein aber sie zeigen es immer wenn kein gesperbert im Spiel ist.

Murmeltier
13.06.2009, 11:31
Original von chook

Bitte beachtet, dass da leider auch viel Veraltetes (http://www.huehner-info.de/huefo/thread.php?threadid=11950&threadview=0&hilight=six&hilightuser=45&page=5)drin steht.
Ute

Hallo Ute!
Was wirst Du denn empfehlen?

chook
13.06.2009, 11:52
Sigrid von Dort's Buch: http://chickencolours.com/ (Englisch o. Niederländisch)

Gerard Coquerelle: Les poules: diversité génétique visible (http://books.google.com/books?id=_TgnvBWYtdgC&pg=PA1&dq=Coquerelle+Diversite#PPA7,M1)

Internet: http://www.edelras.nl/chickengenetics/

Drachenreiter
13.06.2009, 12:02
Original von chook
Sigrid von Dort's Buch: http://chickencolours.com/ (Englisch o. Niederländisch)



Dieses Buch ist Klasse, wer des Englischen mächtig ist sollte es sich beschaffen!!!!!!!!!!!!!
Allein schon die Bilder zur Farbvererbung des Gefieders sind sowas von anschaulich.

Das ist echt klasse.

kajosche
13.06.2009, 14:49
holdrio


Sigrid von Dort's Buch: http://chickencolours.com/ (Englisch o. Niederländisch)

das beste und umfangreichste was ich bisher zum thema vererbung bei hühner gesehen und gelesen habe. :bravo

grüße

Jan X-Periment B
12.06.2016, 16:10
Hallo, ich möchte nicht unbedingt ein neues Thema für diese Frage eröffnen, aber ich habe rein aus Interesse, und weil ich im Internet nichts gescheites darüber gefunden habe, Mal die Frage wie sich die weisse Beinfarbe gegenüber grüner und grauer vererbt.. Weiß jemand das?

melachi
12.06.2016, 21:51
das ist nicht ganz so einfach. Grundsätzlich setzt sich die Lauffarbe aus mehreren Elementen zusammen. Für gelbe oder grüne Läufe ist die Hautfarbe gelb verantwortlich, für fleischfarbene oder grau/blaue Läufe die Hautfarbe weiß (dominant). Dazu kommt noch ein geschlechtsgebundenes Gen, das die Einlagerung von Melanin in die Dermis verhindert (ID, dominant). Kommt Melanin zur gelben Hautfarbe, wird der Lauf grünlich, kommt Melanin zur weißen Hautfarbe, wirds grau. Darürber hinaus kann aber auch Melanin in die Epidermis eingelagert werden, hier können dann noch die Farbgene der Feder eine Rolle spielen: schwarze Hühner lagern z.B. oft Melanin in die Epidermis der Läufe ein. Andere Farbgene wie der Sperberfaktor verringern wieder die Einlagerung von Melanin. Und dann gibts natürlich noch die Fibromelanose, die zu komplett schwarzhäutigen Tieren führt.

Mit Englischkenntnissen kann man sich dieses nette Spielzeug mal anschaun und ausprobieren, welche Genkombinationen die Lauffarbe wie verändern. Besonders das Gen W+ für weiße Haut bzw. w für gelbe Haut und ID (Inhibitor dermales Melanin) bzw. id+ (keine Inhibition) sind in dem Zusammenhang interessant.

http://kippenjungle.nl/kruisingCQ.html?mgt=&fgt=&

Redcap
12.06.2016, 22:50
Der Rechner berücksichtigt aber nicht den Einfluss von enhancers oder diluters, wie z.B. der E-Loci auf die Beinfarbe.
https://scratchcradle.wordpress.com/2012/09/02/gms10-skin-and-shank-color/

Jan X-Periment B
13.06.2016, 14:36
das ist nicht ganz so einfach. Grundsätzlich setzt sich die Lauffarbe aus mehreren Elementen zusammen. Für gelbe oder grüne Läufe ist die Hautfarbe gelb verantwortlich, für fleischfarbene oder grau/blaue Läufe die Hautfarbe weiß (dominant). Dazu kommt noch ein geschlechtsgebundenes Gen, das die Einlagerung von Melanin in die Dermis verhindert (ID, dominant). Kommt Melanin zur gelben Hautfarbe, wird der Lauf grünlich, kommt Melanin zur weißen Hautfarbe, wirds grau. Darürber hinaus kann aber auch Melanin in die Epidermis eingelagert werden, hier können dann noch die Farbgene der Feder eine Rolle spielen: schwarze Hühner lagern z.B. oft Melanin in die Epidermis der Läufe ein. Andere Farbgene wie der Sperberfaktor verringern wieder die Einlagerung von Melanin. Und dann gibts natürlich noch die Fibromelanose, die zu komplett schwarzhäutigen Tieren führt.

Mit Englischkenntnissen kann man sich dieses nette Spielzeug mal anschaun und ausprobieren, welche Genkombinationen die Lauffarbe wie verändern. Besonders das Gen W+ für weiße Haut bzw. w für gelbe Haut und ID (Inhibitor dermales Melanin) bzw. id+ (keine Inhibition) sind in dem Zusammenhang interessant.

http://kippenjungle.nl/kruisingCQ.html?mgt=&fgt=&

Also wenn Hautfarbe weiß dominant ist und mit den fleischfarbenen zusammenhängt und die gelbe von grün rezessiv, müssten ja theoretisch alle Nachkommen weiße Haut haben, also grau/blau oder weiß/hell.. Ist das richtig?

melachi
13.06.2016, 16:43
Wenn das weißhäutige Elterntier reinerbig für weiß ist, ja.

Jan X-Periment B
13.06.2016, 18:48
Und was genau? Grau/blau oder weiß/hell?

Wellnesshuhn
20.10.2019, 17:01
Hallo zusammen,
habe mir diesen Beitrag (und den vermerkten Link zu den Barneveldern, wo die Beinfarben detailliert aufgeführt sind) gerade zu Gemüte geführt.

Hintergrund meines Interesses ist: mein Hahn hat weiße Läufe, die Küken mit der Henne mit den grünen Läufen sind zwei gelbfüßige Hennen und ein weißfüßiger Hahn.

Irgendwo stand, dass das Id-Gen geschlechtsgebunden vererbt wird. (Mit einer anderen Henne gibt´s von diesem Hahn auch eine Tochter mit schwarzen Beinen, deswegen muß er Id/id-mischerbig sein.)

Dann könnte ich mir jetzt vorstellen, dass ich in dieser Verpaarung dann immer über die Beinfarbe gleich auf das Geschlecht des Kükens schließen kann, oder?

Ich habe mir die Merkmale jetzt mal so rekonstruiert:

Hahn W/w, Id/id X Henne w/w, id/id

F1 Hahn (vorhanden) W/w, Id/id

F1 Henne (vorhanden) w/w, Id/id

Sehe ich das richtig, oder habe ich da einen Denkfehler?

melachi
20.10.2019, 21:54
die geschlechtsgebundenen Merkmale bei den Hennen schreibt man immer id/- oder Id/-, das Minus steht für das fehlende Allel. Dadurch wird dann auch klarer, das die Hennen dieses Gen nur an ihre Söhne weitergeben können, denn die Töchter bekommen ja immer das Minus, sonst würden ja keine Töchter draus.

Umgekehrt sind also dir Hähne diejenigen, die für das Id bzw. id ihrer Töchter verantwortlich zeichnen. Bei deinen mischerbigen Hähnen fallen also Töchter mit id/- und mit Id/-.

Bei den Söhnen fallen mit der id/- Henne id/id-Hähne und id/Id- Hähne

In der Konstellation fällt dann leider die Geschlechtsunterscheidung flach.

Das deine beiden F1-Hennen gelbe Läufe haben, ist Zufall. Da der Hahn sein W-Allel auch an seine Töchter vererben kann, können genausogut weißhäutige Hennen fallen.

Zur Geschlechtsunterscheidung brauchst du einen reinerbigen Hahn id/id und eine Henne Id/-. Dann haben alle Hennen dunkle Läufe (id/-) und alle Hähne haben helle Läufe (id/Id). Der umgekehrte Fall, also Hahn Id/Id und Henne id/- würde schon nicht funktionieren. Vielleicht hast du ja bei der nächsten Brut Glück und es fällt ein passender Hahn :)

Wellnesshuhn
21.10.2019, 16:41
Danke, damit habe ich´s jetzt kapiert.