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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Federvieh im Behindertendorf



dehöhner
25.03.2009, 17:01
Heute habe ich in einer Behindertenstätte für geistig Behinderte gearbeitet, das heißt eigentlich ist es ein Behinderten- Dorf, mit eigener Wäscherei, Supermarkt, Friseur etc. Und das schöne war, daß dort viele Nutztiere leben , die von den Behinderten gepflegt werden. Ein großes Gehege mit Hühnern, Gänse, Enten, Puten, Schweine, Vogelvolieren :) :) :)
Während des Unterrichts und bei offenem Fenster hörte ich dann Hähnekrähen und fühle mich wie zu Hause ;)
Als ich eben den thread von hansjoachim laß dachte ich, auch für Behinderte, alte Menschen etc sind Tiere und besonders die Brut ein Erlebnis.
Schade, daß ich kein Fotoapparat bei hatte. Aber ich werde dort wieder arbeiten.

dehöhner

Claire
25.03.2009, 19:13
Genau dieses Thema will ich bei meiner nächsten Fortbildung ansprechen. Leider steht in unserer Hausordnung, dass Tiere Mitbringen verboten ist. Dennoch haben wir ein Kaninchen und meinen Hund hatte ich auch schon mal mit. Das war ein tolles Erlebnis. Eine Bekannte erzählte mir, dass sie regelmäßig mit ihrem Hund in Einrichtungen geht. Gerade bei Authisten soll es große Fortschritte mit Hunden geben. Meine Tochter nimmt dies gerade im Unterricht durch. Kannst du einen link zu der Einrichtung geben, in welcher du gewesen bist?

gaby
25.03.2009, 19:25
Als meine Mutter einmal im Krankenhaus lag, am Anfang ihrer Alzheimer-Erkrankung, hatten wir zuhause Schlupf. Ich habe also einige Küken in einen Schuhkarton mit Wärmeflasche gepackt und habe sie hinein geschmuggelt. Sie hatte Depressionen bewegte sich nur wenig, die Küken heiterten sie so auf das sie sogar aufgestanden und herumgelaufen ist.

gg

dehöhner
25.03.2009, 21:24
@gaby,

demente Bewohner reagieren meist sehr positiv auf Tiere sowie auf kleine Kinder :)

@claire

ich schreibe dir eine PN

dehöhner

Paultschi
25.03.2009, 21:42
wo liegt denn dieses Dorf? Ich finde toll das es sowas gibt!

gaby
25.03.2009, 21:47
Nur eine weitere Möglichkeit Behinderte auszugrenzen.

Ich bin da etwas vorbelastet, eine meine Töchter ist behindert. Es gibt Wohnheime, Schulen, Kindergärten, Werkstätten sogar Discos nur für Behinderte. Für mich ist das nichts gutes, im Gegenteil

gg

nupi2
25.03.2009, 23:31
Hallöchen,

ein heikles Thema. Ich finde es auch schade, daß gerade durch solche Einrichtungen behinderte Menschen einerseits ausgegrenzt werden. Andererseits, bekommen sie dort die nötige Fürsorge, Ansprache und Betreuung. Da dies in der heutigen Gesellschaft teilweise schier unmöglich erscheint.

Wir haben in der Nähe meines Geschäftes ein Behindertenwohnheim und eine der Betreuerinnen fährt mit ein paar Bewohnern auch gern mal ein wenig "unter Leute".....da ist unser kleines Einkaufszentrum wie geschaffen. Wenn ich im Laden bin nehme ich mir gern Zeit für diese kleine Gruppe....beantworte Fragen zu Blumen....zeige ihnen kleine Handgriffe, die sie in ihrem kleinen Gewächshaus selber machen können und gebe auch gern mal ein Tütchen Samen mit.....einfach weil es mir Spaß macht. Es ist schön beim nächsten Besuch zu hören was es dann alles Neues gibt und wie toll sich das ein oder andere entwickelt hat.

Ich habe schon überlegt mal nachzufragen ob Interesse daran besteht, mal mit Tieren einen Besuch (eventuell Küken oder Häschen) abzustatten......muß natürlich alles mit der Heimleitung abgesprochen und abgesegnet werden. Alternativ könnte ich mir auch vorstellen dieses kleine Grüpchen im Sommer mal zu einem kleinen Sommerfest einzuladen.....hier zwischen all den Tieren.....

Es ist halt noch immer so, daß viele Menschen eine Scheu haben gegenüber behinderten Menschen und damit überhaupt nicht umgehen können. Manchmal habe ich das Gefühl das dieses Thema von unserer Gesellschaft totgeschwiegen wird und mit solchen Einrichtungen dann ein bissel Ausgleich betrieben werden soll.....

Liebe Grüße

Nicole

Ludger
26.03.2009, 00:02
Ich finde spezielle Einrichtungen, Wohngemeinschaften o.ä. für Menschen mit Behinderung auch gut Nupi.

Die Menschen werden nicht ausgegrenzt sondern können sich dort in vielen Bereichen besser entfalten.

Durch solche Einrichtungen wurde es erst möglich diese Menschen richtig "vorzubereiten" auf ein Leben mit nichtbehinderten Menschen,denn nichtbehinderte sind oft ungeduldiger als behinderte ;)

ich habe schon einige Male geistig oder schwerst körperbehinderten Menschen eine junge Ente,eine Rosenblüte oder einen Strauss duftender Kräuter zum "erleben,fühlen" gebracht oder hier auf dem Grundstück erleben lassen.
Es war jedes Mal ein Glücksmoment für Alle.

Behinderte Menschen leben in ihrer Welt,wir müssen nur den Schlüssel dazu finden.

nupi2
26.03.2009, 00:05
Hallo Ludger,

.....wir müssen nur den Schlüssel finden.....das hast Du richtig schön geschsrieben, daß triffts auf den Punkt.

Liebe Grüße

Nicole

gaby
26.03.2009, 08:10
Entschuldigung, eig. Welt, Blödsinn. Wir leben alle in einer Welt und würden Behinderte und Nichtbehinderte zusammen aufwachsen wäre es auch nicht so ein Problem die Leute einzugliedern. Meine Kinder waren in einem integrativen KG, aber danach gab es solche Angebote nicht mehr. Ich habe fürchterlich gekämpft damit meine Rollstuhlprinzessin auf eine normale Grundschule konnte, nachdem die *Ansprache und Fürsorge* in den speziellen Schulen dazu führte das man uns erklärte unser Kind würde nie lesen lernen. Naja, in der Grundschule hatte sie nach 2 Schuljahren Lesen und Mathe sehr gut drauf (ohne Ansprache und Fürsorge v. speziellen Einrichtungen). Dann ging es nicht mehr in der Regelschule weil sie keine Möglichkeit hatten den Rollstuhl in die Schule zu bekommen, Toilettengang war nicht möglich etc. Also wieder zur Ansprache und Fürsorge :-X.

Mag sein das es für gut 60% der Behinderten das Richtige ist, aber mein Erleben zeigt mir das es für mind. 40% der Behinderten das Falsche ist. Wenn ich dann so was lese wie toll diese Einrichtungen sind kriege das K... Verwahren kann ich mein Kind auch zu Hause. 18 Jahre lang habe ich um jedes normale Erleben für unsere Sorgenkinder gekämpft und gestritten. Einiges ist in Bewegung gekommen aber nur damit sich dieser od. jener seiner guten Einstellungen loben konnte.

Es ist wie es ist: Behinderte werden ausgegrenzt, ihre Fähigkeiten nicht gefördert sondern mißachtet. Oder könnt ihr Euch bei Superstars jemand im Rollstuhl vorstellen? Eine Behinderte hier hat eine wunderbare Stimme, kann nicht mal im Kirchenchor singen weil die auf der Emporte stehen und Mikro runterholen soviel Aufwand ist. Aber sie darf unter der Kanzel mitsingen. Entschuldigung wenn ich bei *besonderer Ansprache und Fürsorgen* das Kotzen kriege.

gg

Ludger
26.03.2009, 08:19
Ich habe dann für die 60% gesprochen,die gibt es ja auch ;)

Ich halte auch vieles für Blödsinn oder zum Kotzen....aber normale Mitglieder dürfen sowas ja nicht schreiben,ist wohl Moderatoren vorbehalten.... :neee:

gaby
26.03.2009, 08:29
Entschuldigung, bei diesem Thema geht es mit mir durch. Ich werde die anderen Mod. bitten das zu editieren.

gg

dehöhner
26.03.2009, 09:40
Die Behindertenstätte ist in der Nähe von Braunschweig. Die Behinderten haben natürlich auch jederzeit die Möglichkeit in die Stadt zu fahren, aber sie können auch im Dorf bleiben, wo alles vertraut und auf sie abgestimmt ist.
Jede Behinderung und jeder Mensch einschliesslich seiner Bedürfnisse ist doch anders und von daher denke ich gibt es nicht das einzig richtige Konzept für alle.

dehöhner

gaby
26.03.2009, 10:34
Jede Behinderung und jeder Mensch einschliesslich seiner Bedürfnisse ist doch anders und von daher denke ich gibt es nicht das einzig richtige Konzept für alle.

Das ist wahr, so aber wie es heutzutage gehandhabt wird werden Behinderte aber in eine Randzone gedrängt ob sie wollen od. nicht. Alles unter ein Dach, alles ohne Rücksicht auf einzelne Bedürfnisse und Fähigkeiten. Als Nichtbehinderter hast Du freie Schulwahl, kannst Dich in versch. Firmen bewerben, Dein Leben u. Wohnort planen und entscheiden. Kaum läufst Du auf Krücken, spricht man mit den Leuten als wären sie Idioten, oder schlimmer noch: über ihren Kopf hinweg mit den Begleitern. Meine Tochter verfügt über Durchsetzungsfähigkeit, macht man so etwas mit ihr zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich. Aber die meisten Behinderten haben resigniert. Sie lassen die Wohltätigkeit über sich ergehen, ob sie sie brauchen od. nicht.

In den NL ist der Umgang ein anderer. Wie oft ich da gestaunt habe was alles möglich ist. Keine Hintereingänge od. Lastenaufzüge wie hier. Man baut sogar Verkaufsflächen so auf das i. d. R. ein Rollstuhl durchpasst. Haben Läden Schwellen, dann kannst Du sicher sein das sie ein Stufenbrett dahaben wo man auch mit Rädern hochkommt.
Am Strand liegen in Abständen Paletten über die man das Wasser erreichen kann. Immer in der Nähe eine behindertengerechte Toilette. Da war das erste Mal, das mein Kind alleine zum Strand konnte.

Hier wollten wir vorige Woche zum Italiener ein Eis essen. Die Theke unerreichbar über Stufen, der Hintereingang zu schmal für Rollstuhl.

Oder essen gehen? Ha! Meistens zu eng, spätestens wenn der Rollstuhl am Tisch steht kein Durchkommen mehr, außerdem macht ein Behinderter den Umsatz kaputt, wer will schon da essen und wohlmöglich bei unappetitlichen Unfällen zusehen? Toiletten im Keller ach, was auch sonst noch. Das Beste ist immer noch die Bahn. Am Hbf ein Aufzug, toll. Wenn man aber nicht zwischen 2 gr. Städten pendelt hast Du keine Chance hoch oder runter zu kommen. Dabei ist eine Steinrampe billiger als Stufen. Ich könnte ewig fortfahren, aber ein Ding noch und dann Schluß

wir sind mit dem Dampfer den Rhein runter. Hey, das Boot hatte einen Behindertenaufzug! Der Rollstuhl musste extra bezahlt werden (Fahrräder waren frei). Aber keine Toilette wo sie hinein gepasst hätte. Der Zug auf den Drachenfelsen? Musst Du Rolli mind. 2 Tg vorher melden. Also hat mein Gatte sie hochgeschoben (und wieder runter, war sein erster Bandscheibenvorfall) Obwohl für *Behinderte geeignet* war dieser Ausflug ein einziges Fiasko. Nirgends konnten wir rein, zu eng, extra zahlen weil mehr Platz etc.
Der Dampfer zurück hatte übrigends keinen Aufzug. Wir mussten draußen stehen, runter od. rein ging nicht. Zurück fuhr dann keine S-Bahn mehr. Mein Mann hat dann das Kind auf einen Sitz gesetzt und mit einem Leatherman den Rolli auseinander genommen. In Gladbach gab es keinen Bus mehr, wir haben eine Std. auf ein Taxi gewartet das Platz für 5 Pers. und den Rolli hatte (obwohl wir viele Großraumtaxen haben, aber das dauert nun mal Behindert zu verstauen, da hat man schnell 3 Fahrten statt einer). Als wir dann endlich um 2h morgens zuhause waren haben wir beschlossen einen gr. Pkw zu kaufen. Seitdem bin ich immer (umsonst, aus Nettigkeit) die erste Adresse für Leute mit Rolli die einen Ausflug machen wollen.
Aber klopfen wir uns doch auf die Schulter, wir haben jetzt sogar ein Behindertendorf!

gg

nupi2
26.03.2009, 12:11
Hallöchen Gaby,

ich kann Deine Emotionen durchaus verstehen.....aber was ist mit geistig Behinderten, die alleine einfach überhaupt nicht zurechtkommen würden, die wirklich auf Hilfe angewiesen sind. Wie sollte Deiner Meinung nach das realisierbar sein, diesen Menschen gerecht zu werden und ihnen ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.... Ich kenne einige Fälle, die einfach wirklich auf Betreuung und Hilfe angewiesen sind.

Genau um so eine Einrichtung handelt es sich bei uns in der Nähe. Um Leute, die allein NIE die Chance hätten in einer eigenen kleinen Wohnung zu leben, die sich nicht eigenständig versorgen können. Auch solche Fälle gibt es und ich bin ehrlich, da finde ich es durchaus sinnvoll solche Einrichtungen anzubieten. Und ich scheue mich nicht davor mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen und sie ganz normal zu behandeln.

Sicher ist hier in Deutschland vieles nicht behindertengerecht und ich kann durchaus Deine Wut darüber nachvollziehen, weil ich auch in meiner Familie Angehörige habe die auf einen Rollstuhl angewiesen sind und ich das Dilemma jedesmal selber erlebe. Und ja das macht mich auch wütend.

Dennoch halte ich ein Behindertendorf nicht unbedingt für verwerflich. Man sollte sich dies vielleicht erst mal ansehen, bevor man urteilt.... Wie schon geschrieben, gibt es auch behinderte Menschen, die ohne Hilfe nicht klar kommen würden.

Liebe Grüße

Nicole

Vihuni
26.03.2009, 13:16
Es gibt aber auch Länder die diese Art von Ghettos geschlossen haben. Bei uns sieht man nirgendwo Behinderte und jeder, der irgendwie anders ist, kommt in eine spezielle Einrichtung, in der man "optimal fördern" kann. Ich bin nicht davon überzeut, dass eine Ghettoisierung hilfreich ist.
Es gab, glaube ich, schon mal Religionsgemeinschaften, die das auch nicht so toll fanden.

hühnerling
26.03.2009, 13:56
Original von Ludger
...Ich halte auch vieles für Blödsinn oder zum Kotzen....aber normale Mitglieder dürfen sowas ja nicht schreiben,ist wohl Moderatoren vorbehalten.... :neee:

Aber natürlich, das dürfen alle hier, solange es nicht persönlich wird! Also um es ganz verständlich zu machen, man kann folgendes schreiben:

"Ich finde irgendetwas zum Kotzen oder halte es für Blödsinn." = o.k. da unpersönlich

aber

"Ich finde diese oder jene Person oder dich zum Kotzen" etc. = nicht o.k. und editierfähig/-pflichtig, da persönlich.

Jetzt alles klar? ;)

LG Hühnerling

Ludger
26.03.2009, 15:25
Alles KLar, ich werds mir merken..... ;)

acer
26.03.2009, 15:36
Ich finde jede Art von Ghettoisierung doof. Es müsste keine Kitas, Altenheime und Behinderteneinrichtungen geben wenn Familien in der Lage wären ihre Angehörigen sinnvoll zu betreuen. Das ist aber oft nicht möglich aus wirtschaftlichen, emotionalen oder Platzgründen. Deshalb muß es spezielle Einrichtungen geben. Schade!

gaby
26.03.2009, 16:45
Meine Tochter ist geistig etwicklungsverzögert. Sie hat mit 22 die Reife einer 15jährigen, so wird es wohl auch bleiben.
Durch körperliche Einschränkungen die uns die Jahre der Pflege kosteten, sind wir heute nicht mehr in der Lage sie zu betreuen/pflegen/tragen.
Sie selbst hat sich vor 2 Jahren ein Wohnheim ausgesucht und von sich aus verkündet das sie ausziehen möchte. Ich weiss warum, und war auch sehr dankbar das sie die Notwendigkeit erkannte und es uns so leicht machte.

Dieses Wohnheim ist anders als das was ich sonst so gesehen habe. Menschen mit versch. Behinderungen, Alters und Einschränkungen leben dort zusammen. Sie helfen und betreuen sich gegenseitig, und jeder leistet seinen Teil. In weitgehender Eigenverantwortung. Sie haben natürlich auch Betreuer im Haus, mehr zur Hilfe als für *Zuspruch und Betreuung. Es ist nicht ideal, aber es ist erträglich.

Was mich an den Einrichtungen für geistig Behinderte aufregt ist dann was ganz anderes. Es gibt immer Leute die kein Unrechtsbewusstsein entwickelt haben, keine Ahnung wie kräftig sie sind od. das Gefühl haben die Welt findet nur dort statt wo sie sind. Für diese Arten ist so ein Dorf od. die *normalen* Einrichtungen ok.
Dann gibt es geistig Behinderte die sich ihrem Ich sehr bewusst sind, wissen das sie anders sind, die Möglichkeit hätten mit einem geringen Betreungsaufwand in der *normalen Welt* eingegliedert zu werden. Das würde ihr Leben reicher machen (auch das der Normalos) und sie fördern, so stumpfen sie ab, passen sich an die Gegebenheiten in den Einrichtungen an. Sprache, Erziehung, Werte bleiben auf der Strecke. Denn eins haben sie gelernt: es ist schlecht anders zu sein also passt man sich an und wird wie die Anderen.

An sich sind hier viel die Eltern gefordert. Leider gibt es immer noch Menschen die ihre behinderten Kinder verstecken, abschieben, sich nicht drum kümmern. Sie werden zu wurzellosen, haltlosen Erwachsenen ohne Bindungen die ihnen in die Welt helfen würden.

Dabei wird es immer mehr solche Menschen geben. Der Fortschritt in der Medizin macht es möglich. Kinder die früher als Fehlgeburt galten und gestorben sind können heute gerettet werden. Oft haben diese Kinder schwere Behinderungen. 350g Geburtsgewicht reicht oft schon zum Überleben. Dass das nicht ohne Schädigungen abgehen kann ist für mich eigentl. klar.
Was in diesem Zusammenhang besonders pervers ist: Wenn in den Voruntersuchungen einer Schwangerschaft eine Behinderung festgestellt wird ist Abtreibung bis zum 5 Monat erlaubt. Damit diese abgetriebenen Kinder nicht überleben bekommen sie im Mutterleib eine Todesspritze. Die Euthansiegesetze gelten ja nicht im Körper der Mutter. Anspruch auf Schutz hat nur eine geborene Person. Heftig od?

Ich glaube heutzutage muss sich die Medizin die Frage gefallen lassen ob alles was gemacht werden kann auch gemacht werden muss. Allerdings, sag ich gleich dabei, weiss ich nicht wer da Gott spielen sollte.

gg

gaby
26.03.2009, 16:50
Original von acer
Ich finde jede Art von Ghettoisierung doof. Es müsste keine Kitas, Altenheime und Behinderteneinrichtungen geben wenn Familien in der Lage wären ihre Angehörigen sinnvoll zu betreuen. Das ist aber oft nicht möglich aus wirtschaftlichen, emotionalen oder Platzgründen. Deshalb muß es spezielle Einrichtungen geben. Schade!

ja!!!!!!!!!!!

Allerdings sind da auch oft die körperlichen Voraussetzungen nicht gegeben. Wenn ein Behinderter nicht laufen kann und oft gehoben werden muss, die Hilfsmittel zu teuer sind, Hilfen auch nicht bewilligt werden (wie in den letzten 5-7 Jahren, Krankenkassen müssen sparen) bleibt vielen Familien garnichts anderes über als ihr Kind Fremden zu überlassen. Auch da habe ich schreckliche Sachen erlebt.

gg

Toffee
26.03.2009, 17:50
Ach Gabi, was Rollstuhlfahrer angeht hast Du 100% Recht. Aber weißt Du wie froh ich wäre, später so ein Dorf für meinen Fabian zu finden?
Es wird wahrscheinlich keines geben, weil er weder körperlich noch geistig, sondern seelisch behindert ist und die wenigen solchen Plätze die es gibt meist von den Angehörigen selbst bezahlt werden müssen. Das können wir uns nicht leisten.
Wenn wir schon über Diskriminierung reden: Mein Sohn ist als 70% schwerbehindert eingestuft, aber er bekommt keinen Integrationshelfer für die Schule, obwohl er damit sicher die Regelschule schaffen könnte. Das ist dem Jugendamt einfach zu teuer, die sind nämlich für seelisch Behinderte finanziell zuständig. Von denen müssen wir uns nur anpampen lassen...
Und wer kümmert sich um ihn , wenn wir nicht mehr können oder einfach nicht mehr da sind? Niemand - weil es keine "Zuständigkeit" für seine Behinderung mehr gibt, sobald er aus dem Jugendhilfeplan altersmäßig raus ist...
So ein geschützter Raum für ihn wäre einfach wundervoll...

LG
Toffee

Claire
26.03.2009, 18:54
Gaby, es tut mir leid, wenn du so viel negative Erfahrung gemacht hast. Aber glaube mir, es geht auch anders. In meiner Stadt gibt es Schulen und Behinderteneinrichtungen. Daher findet man auch immer mehr Behindertengerechte Eingänge, Toiletten usw. Ich selbst komme aus dem medizinischen Bereich, arbeite jedoch seit etwa einem Jahr in einem neuen Wohnheim für Menschen mit Behinderung. Diese Menschen sind erwachsen mit unterschiedlichem Behindertengrad. Von Beginn an war ich begeistert von diesem Wohnheim, der dort geleisteten individuellen Förderung und allem was zum täglichen Leben gehört. Die Menschen werden in das tägliche Leben der Gemeinde integriert, wie z. B. zur Kirmes gehen, Gottesdienst besuchen, Nikolausmarkt organisieren, Disco gehen usw. usw. Einige Eltern haben das Problem des Loslassens. Diese Menschen sind jetzt erwachsen, sie haben das Recht auf ein eigenes Leben. Wir versuchen immer, die Wünsche des Bewohners zu ergründen und diese mit ihm umzusetzen, auch wenn es z. B. darum geht, dass der Bewohner ein anderes Bild an der Wand möchte, als Mama das möchte. Ich denke, du verstehst was ich meine.
Als nächstes wird es eine Schule geben, in welche Kinder mit und ohne Behinderung gehen. Leider müssen die Eltern das Schulgeld zahlen. Dennoch gibt es viele Anmeldungen. Auf die Berichte bin ich schon sehr gespannt.
Übrigens fühle ich mich an meinem Arbeitsplatz wie zu Hause in einer großen Familie. Auch die Bewohner freuen sich immer wieder auf ihr zu Hause.

Dieselheimer
26.03.2009, 18:59
Original von acer
Ich finde jede Art von Ghettoisierung doof. Es müsste keine Kitas, Altenheime und Behinderteneinrichtungen geben wenn Familien in der Lage wären ihre Angehörigen sinnvoll zu betreuen. Das ist aber oft nicht möglich aus wirtschaftlichen, emotionalen oder Platzgründen. Deshalb muß es spezielle Einrichtungen geben. Schade!

Hallo.

Dann hat unsere Sippe viel Glück. Keiner ist bisher ins Altenheim gekommen. Ob nun einige in Kanada, Australien, Finnland, Bayern oder sonstwo leben, alle "Alten" leben in den Familien oder im nahen Umfeld.

Aber dieser "geschützte Raum" den sich Toffee wünscht wäre eine sinnvolle Maßnahme für Mittel aus dem Konjunkturpaket der Regierung. Was brauchen wir noch mehr Straßen, oder speziell hier in S-H eine Brücke nach Dänemark, auch wenn´s nur 1 Milliarde ist die Deutschland dafür berappen soll. Wieviele soziale Einrichtungen könnten da incl. Betreuer (langfristige Arbeitsplätze) geschaffen werden. Wieder mal ein Grund für mich hier oben einige Politiker in der Nähe zu kontaktieren.

GFG

gaby
26.03.2009, 19:43
Der geschützte Raum ist ok, steht auch nicht auf meiner Negativ Liste. Ich habe bisher aber keinen solchen Platz für Behinderte gefunden, Immer habe ich dasselbe Problem: Schutz und Ausgrenzung müssen zweierlei sein. Ist aber anscheinend nicht möglich.

Für Kinder wie Fabian wird es irgendwann auch etwas geben was man sich leisten kann. Das Wohnheim für unsere Tochter ist auch nicht billig, wird aber vom zum größten Teil vom Landschaftsverband Rheinland getragen. Geräte die eben nur Barbara benötigt/gebraucht müssen wir selbst zahlen. Oder Aktivitäten wie Urlaub u. Ausflüge zahlen wir selbst.
Viel machen wir selbst, mein Gatte ist Werkzeugmacher mit Phantasie, ihm fällt immer wieder was ein wie man preiswert Hilfsmittel kriegt (durch Umbau, Anbau, Zweckentfremdung). Was das betrifft sind Behinderte voll in der Gesellschaft :-X Genehmigungen, TÜV-Abnahmen, alles was die Dinge teuer macht.

Ich hätte mir für die Kindheit von Barbara einfach gewünscht das wir mehr hättten machen können. Nicht immer erst schauen ob man da od. dort Zugang oder die Möglichkeit der Versorgung hat. Für ihre Schwestern war immer klar das wenn Baba nicht mit kann bleiben wir hier. So ist die Behinderung einer Person eine Behinderung für die ganze Familie geworden.

gg

Klausemann
26.03.2009, 21:07
@dehöner, hast du den Eindruck gehabt , das die Hühner dort wirklich sachgemäss gehalten werden oder sind die Hühner nur ein Blender ?
Also falsche Fassade.

Kenne sowas nämlich auch anders. Zwa nicht mit Hühnern, aber mit Kaninchen und Meerschweinen. Ein scheiss Leben für die Tiere wenn sich keiner drum kümmert.

Gruss Klaus

Freddy
26.03.2009, 22:04
Original von gaby


Mag sein das es für gut 60% der Behinderten das Richtige ist, aber mein Erleben zeigt mir das es für mind. 40% der Behinderten das Falsche ist. Wenn ich dann so was lese wie toll diese Einrichtungen sind kriege das K... Verwahren kann ich mein Kind auch zu Hause. 18 Jahre lang habe ich um jedes normale Erleben für unsere Sorgenkinder gekämpft und gestritten. Einiges ist in Bewegung gekommen aber nur damit sich dieser od. jener seiner guten Einstellungen loben konnte.

Es ist wie es ist: Behinderte werden ausgegrenzt, ihre Fähigkeiten nicht gefördert sondern mißachtet. Oder könnt ihr Euch bei Superstars jemand im Rollstuhl vorstellen? Eine Behinderte hier hat eine wunderbare Stimme, kann nicht mal im Kirchenchor singen weil die auf der Emporte stehen und Mikro runterholen soviel Aufwand ist. Aber sie darf unter der Kanzel mitsingen. Entschuldigung wenn ich bei *besonderer Ansprache und Fürsorgen* das Kotzen kriege.

gg

Hallo Gaby, leider siehst Du das so, weil Du es wohl die ganzen Jahre in Deinem unmittelbaren Umfeld so erlebt hast. Das ist schade.
Im Grunde ist es in meinen Augen (meinen http://www.cosgan.de/images/more/bigs/a093.gif wohlgemerkt) doch eher so, daß sich allgemeine gesellschaftliche Regeln & Abläufe auf "gesunde Zweibeiner" ausrichten. Leider zwingt uns unser Umfeld wohl eher da rein, als das wir das wollen ???.
Durch meine Arbeit habe ich auch mit vielen versch. Arten v. Behinderung zu tun. Dazu aber ganz blöder Vergleich: Unsere Praxis liegt in der 1. Etage, im Haus ist kein Platz für nen Lift (DDR Bau, heute kein Geld da), weißt Du wie viele Leute sich zu uns hoch bemühen müssen/ wollen ?
Ich habe mal eine Sendung gesehen, da arbeiteten Down - Syndrom Menschen als Kellner in einem Hotel, das lief bombastisch, die Gäste wurden 1 A bedient ( bald besser als von einem "Gesunden") . Will sagen, nicht alle Menschen denken abfällig oder herablassend über behinderte Menschen.
Meine Tochter z.B. hatte 10 Tage nach der Geburt grauen Star auf einem Auge bekommen, mehrere OP`s, Sehbehinderung, Brillenträger auf Lebenszeit, kann nie räumlich sehen usw.... das schränkt zwar niemals so in dem Maße ein, prägt aber!!

Tiere wirken auf jeden Menschen, ob der Manager oder Supermodel oder der ärmste Junkie ist, daß ist derm Huhn sowas von schnuppe - das gackert & kackt auch vor deren Füße ;). Deshalb wirken Tiere so positiv auf behinderte Menschen, weil sie sich nicht verstellen.Und so lange dabei kein Huhn einen derartigen Schaden erleidet ist es doch vollkommen ok. Liebe Grüße Katja

dehöhner
27.03.2009, 06:20
Original von Klausemann
@dehöner, hast du den Eindruck gehabt , das die Hühner dort wirklich sachgemäss gehalten werden oder sind die Hühner nur ein Blender ?
Also falsche Fassade...
Gruss Klaus

doch, ich hatte einen guten Eindruck. Die Hühner hatten viel Auslauf und einen großen Stall. Sie machten auch einen vitalen Eindruck. Den Stall von innen konnte ich nicht sehen. Aufgefallen ist mir aber auch, daß einige Hühner niessten. Aber ich denke, daß ist bei dem Wetter nicht ungewöhnlich.
Bei den Gänsen stand das Futter und Wasser direkt vor dem Stall. Das Futter war aufgehängt in einem Futterautomat zu sehen, daneben stand ein Eimer mit frischem Wasser.
Tatsächlich habe ich mir die Haltung bewußt angeschaut, ich glaube als Hühnerhalter macht man das automatisch.
Ein Hahn hatte allerdings ggf Kalkbeine, bin mir aber nicht sicher, weil er so weit weg stand.

@Gaby
in diesem Dorf habe ich nur ältere Menschen oder Menschen im mittleren Alter gesehen. Ich hatte einen guten Eindruck und habe "eine gute Atmosphäre" erlebt.
Ich glaube auch, daß viele Menschen Berührungsängste haben mit Behinderten umzugehen, weil sie es nicht gelernt haben.
Wenn ich dort z.B. die Behinderten sehe, sie reden sehr unverständlich, machen teils auffällige Bewegungen oder Geräusche.....damit sind viele Menschen überfordert. Vor allem, wenn sie spontan damit konfrontiert sind.
Mir fallen solche Begegenungen leicht, aber ich habe schon seit 25 Jahren mit verhaltensauffälligen Menschen zu tun, wenn auch mehr mit dementen Menschen. Aber für andere ist das mitunter "Neuland".
Ich finde es auch wichtig, daß die Kinder in der Schule schon den Umgang mit Behinderten vermittelt bekommen.

dehöhner

Lisa
27.03.2009, 07:52
Guten Morgen,

nun mische ich mich auch mit ein...

Das Thema behinderte Menschen und Tiere ist wirklich ein heißes Pflaster!

Meine Schwester, 22 Jahre alt, ist geistig behindert. Sie lebt zwar allein mit ihrem Freund wird aber betreut. Kaum war sie ausgezogen hat sie sich Meerschweinchen und Katzen angeschafft.

Ohne Frage liebt sie ihre Tiere über alles und viele Haustiere haben es mit Sicherheit schlechter als ihre. Dennoch ist sie nicht in der Lage ihre Lieblinge artgerecht zu ernähren, Tierarztbesuche zu organisieren, geschweige denn sich über deren Bedürfnisse zu informieren.

Hört sich jetzt schlimmer an als es ist. Und die Frage ist ja: was ist wichtiger? Die artgerechte Haltung der Tiere, oder der Mensch mit Defiziten, der die Tiere als einzige Freude im Alltag sieht?

Selbst ich, die sich seit Jahren mit diesem Thema beschäftigt habe da noch keine eindeutige Antwort drauf gefunden.

Ideal ist es sicherlich, wenn nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere von außenstehenden mit betreut werden. So wie in dem Dorf wo dehöhner war.

So, Senf dazu gegeben.

Liebe Grüße aus dem sonnigen, aber verschneiten Estland!
Lisa.