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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Inzuchtvermeidung bei der Hühner-/Wachtelhaltung



spyxx
19.02.2009, 03:24
Hallo,

ich habe mit viel Mühe das web durchsucht, aber leider nur allgemeine Aussagen und Bruchstücke gefunden; vielleicht gibt es hier ja fundierteres Wissen :)

Mein Ziel ist es hobbymäßig japanische Legewachteln zu züchten und dies auf möglichst "faire/natürliche" Art, aber ohne Kuscheltierallüren (wie bspw. 2 Wachteln auf 10qm und tägliche Ansprache mit Handfütterung :). Dies nur als Basis, wer möchte soll seine Wachteln gern so halten, ist nicht als Kritik gemeint!

So, zum Thema. Wissen würde ich gern, wie ich diese Zucht aufbauen sollte um keine Inzuchtprobleme zu bekommen. Mein momentaner Eindruck ist, dass in Deutschland Wachteln wohl fast ausschließlich planlos vermehrt werden und zur Vermeidung von Inzucht halt hin und wieder Frischblut zugekauft wird. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob das vermeintliche Frischblut überhaupt welches ist, denn wer weiß schon, woher die Tiere kommen und wenn nicht gleich schwere optische Inzuchtschäden auftreten bekommt man es ja nicht mit. Sooo viele Wachtelhalter gibt es in Deutschland ja nicht, dass in den letzten Jahren nicht alles zu einem Gen-Einheitsbrei gemixt worden sein könnte. Seh ich das zu schwarz???
Oder kann man durch innerartliche Mutationen (nichtsichtbar) davon ausgehen, dass nach x Generationen von selbst wieder Genvielfalt entsteht?
Ich denke hierzu könnten auch die Hühnerzüchter gut Ihr Wissen einbringen.

Gehen wir mal davon aus, dass man durch Bezug von Wachteln unterschiedlicher Züchter genügend Genvielfalt herstellen kann, wie geht es dann weiter? Sprich wieviele Linien sollte man mindestens aufbauen und wie diese idealerweise weiter züchten ohne Inzucht zu betreiben? Hier gibt es ja auch den Inzuchtfaktor, der z.B. bei einer ja Sinn machenden Sohn/Mutter-Paarung in der 2. Generation schon bei 25% steht; was sagen mir denn die 25%? Schon kritisch?
Ich finde den Aufbau eines Zuchtplans mit Ahnenhistorie schon wichtig, sonst hat man ja schnell aus mehreren Linien wieder Gengleichheit. Ideal wäre für mich eine Art Baumstruktur nach Generationen, aus der hervorgeht wie und wann eine Linie eingekreuzt wird und wann Fremdblut erforderlich ist.

Natürlich macht es zu viel Aufwand mehr als 4 Linien eines Wachtelfarbschlags zu halten (für mein Budget), wenn 2 oder 3 reichen umso besser. Ich denke hier einen Zuchtplan für Wachteln auszuarbeiten könnte für viele ernsthafte Züchter erstrebenswert sein und die Situation dahingehend verbessern, dass man Wachteln mit Stammbaum weitergeben kann. So wird einerseits Lege- und Fleischleistung erhalten und andererseits
werden die Tiere vor Gendefekten geschützt, auf lange Sicht wird vielleicht nur so diese schöne Vogelart in Ihrer ursprünglichen Form erhalten.

In diesem Zusammenhang wäre natürlich auch eine Beschreibung der Idealform der einzelnen Japan-Wachtelfarbschläge/-unterarten super. (Größe, Gewicht, Färbung, Gefieder, Eigröße, Befruchtungsrate, Verhalten), aber vielleicht will ich da zuviel auf einmal :achja:

Vielen Dank vorab an alle, die durch Ihr Wissen beitragen möchten und können. :zustimm: :beifall:

PS: Gibt es hierzu nicht irgendwo eine Dissertation oder ähnliches zum runterladen? Das Thema müßte doch für alle gewerblichen Hühnerzüchter immens wichtig sein und der Weg zur Wachtel sollte dann eher klein sein.

Henk69
19.02.2009, 10:22
http://www.the-coop.org/cgi-bin/UBB/ultimatebb.cgi?ubb=get_topic;f=3;t=001155;p=2#0000 18

http://www.the-coop.org/cgi-bin/UBB/ultimatebb.cgi?ubb=get_topic;f=3;t=001648;p=2

http://books.google.nl/books?id=VMSF7m2CFTEC&pg=PA956&lpg=PA956&dq=%22Wright%27s%22+inbreeding+coefficient+Cruden+ method&source=web&ots=9cLRK9nckC&sig=0AMU0R0Rd2o1kf8oUtwSrFkLA_0&hl=nl&ei=-wWTSZ6iOpiq-ga0p7mPCw&sa=X&oi=book_result&resnum=10&ct=result#PPA958,M1

spyxx
23.02.2009, 09:21
@ henk: gibts auch was in deutsch? ;)


an alle: Gibts denn hier niemand, der sich in Sachen Vererbungslehre detaillierter auskennt und sich mit dem Thema ausführlicher beschäftigt hatfragend fragend fragend fragend ?
Ich selbst gehe einfach nur logisch an das Thema, was nicht unbedingt zu den richtigen Ergebnissen führen muss; tatsächliches Fachwissen wäre von Vorteil. Natürlich auch Erfahrungen von langjährigen Züchtern.

Ich hab mal nen grafischen Entwurf gemacht, wie so ein Zuchtplan aussehen könnte:

PDF ca. 1,5MB (http://www.spyxx.de/Visualisierung%20Wachtelzuchtplan.pdf)

Bitte schaut mal drüber!

Hier die Prämissen des vorliegenden Zuchtplans für Japanwachteln:

Der vorliegende Zuchtplan gilt für nur 1 Ausprägung der Japanwachtel (Farbform/ Ertragstyp)
Erstes Ziel ist das Ausschließen von Inzucht innerhalb der Wachtelzuchtgruppe

Dieses soll gewährleistet werden durch gezielte Verpaarung unter den
3 gehaltenen Linien und mit spätmöglichem Einsatz von Fremdtieren.
Die Verpaarung erfolgt immer mit möglichst genfremden Tieren aus
den 3 Linien. Bei zu erwartender Gengleichheit in der Zuchtgruppe
werden Fremdtiere für 2 neue Linien erworben und der Zyklus beginnt
von vorn.

Zweites Ziel ist es innerhalb der Zuchtgruppe die zu definiernden Eigenschaften (Größe, Gewicht, Färbung, etc.) der gewählten Ausprägung zu bewahren und durch Auslese zu fördern.
Dies geschieht durch sorgfältige Auslese der anfänglichen
Ursprungstiere und durch Selektion der gezüchteten
Küken. Es werden nur Eigenschaften gewählt und gefördert, die dem
natürlichen Erscheinungsbild, Verhalten und
Befinden von Wachteln entsprechen.

Zykluserweiterung

Sollte glaubhaft belegt werden können, dass eine 1-oder 2-stufige (Jahre) Inzuchtverpaarung (Sohn/ Tochter bzw. Enkel/ Enkelin) ohne
Inzuchtschäden (sichtbar+ unsichtbar) möglich ist, so könnte man jeweils 1/2 Jahre zwischenschieben und so eine Zykluslänge von 7/10 Jahren erreichen. (Einschub zwischen 1./2. Jahr, 2./3. Jahr und 3./4. Jahr)

Danke vorab für Eure Beiträge!

chook
23.02.2009, 10:56
spyxx,
Das beste, was mir zum Thema Zuchtmethoden auf Deutsch bislang untergekommen ist, steht bei Six "Vererbung bei Hühnern und Wassergeflügel", denn er geht unter Bezugnahme auf Populationsbiologie darauf ein, wie genetische Vielfalt erhalten werden kann, wie man Inzucht sinnvoll nutzen kann (und wie besser nicht).
Es gibt auch ältere Diskussionen dazu hier im Forum.

LG
Ute

Redcap
23.02.2009, 11:41
So ganz alleine steht Wright's Wahrscheinlichkeitskoeffizient nicht mehr.
Es gibt ein komplexeres Verfahren nach Hardiman.
Hier am Beispiel der Pferdezucht.
http://www.highflyer.supanet.com/coefficient.htm

Henk69
24.02.2009, 10:45
Original von spyxx
ich habe mit viel Mühe das web durchsucht, aber leider nur allgemeine Aussagen und Bruchstücke gefunden; vielleicht gibt es hier ja fundierteres Wissen :)


Hast du dich beschränkt auf das deutschsprachige teil des Webs? ;)

Wieso kreuzt du nicht die Farbschläge?
Könnte eine Garantie für frisches blut sein.

spyxx
24.02.2009, 14:38
@ chook: Danke hab ich mir bestellt, mal schaun... Im Forum ist nicht so viel zu dem Thema, ich such halt immer noch nen Zuchtplan, kann doch eigentlich gar nicht so schwer sein, sowas einmal rauszufinden..

@redcap: hab mich durchgewühlt, aber ist eher theoretisch, wie setz ich das jetzt auf Wachteln um?? Nur Koeffizienten zu berechnen hilft mir ja nicht zu entscheiden, wie ich meine Linien aufbauen soll und wer, wann mit wem. Weißt Du was ich meine? Noch Ideen? Gibts denn in Deutschland keine größeren Wachtefarmen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen?

@henk69: Naja, mein englisch ist nich sooo doll :) Umgangssprachlich geht gut, aber ein fachlich tiefgründiges Thema ins Deutsche umzusetzen ist für mich echt hart. Gibts nicht was wissenschaftliches in deutsch zur Zuchtplanung bei Wachteln?
Die Farbschläge will ich rein halten, wenn das niemand macht gibts nur noch Mischmasch und all die, die irgendwann mal die Farbschläge herausgezüchtet haben, haben das umsonst gemacht... Gerade bei den wildfarbigen gibt es europaweit doch sicher eine genügend große Basis.

Noch Meinungen zu meinem Zuchtplan?

Redcap
24.02.2009, 19:05
Um Hardimans Verfahren anwenden zu können musst Du den ganzen Stammbaum kennen. Interessant ist einfach, dass in der Kritik an Wrights Wahrscheinlichkeitskoeffizienten deutlich wird, dass es sich nur um Wahrscheinlichkeiten handelt. Da soll eben Hardiman genauer sein. Aber man muss Spass am Rechnen haben.

Henk69
24.02.2009, 23:37
Du bist der erste Hardiman fan den ich treffe.

Wright ist immer noch die meistgebrauchte Methode.

:neee: Hardiman nutzt nur 5 Generationen!

Bei Hardiman hat man sogar wenn man Esel und Pferd kreuzt noch Inzucht! Echt.

Redcap
25.02.2009, 18:26
Wrights Mängel werden aber bei Hardiman besser berücksichtigt, z.B. bei Rückpaarungen nach einigen Generationen.
Bei Hardiman gibt es keine Begrenzung. Mit Hardiman's CIC kann man so viel Generationen berücksichtigen, wie man nachvollziehen kann.

STANDARD INBREEDING COEFFICIENT (SIC) - includes only the subject's inbreeding in the first five generations
CUMULATIVE INBREEDING COEFFICIENT (CIC) - includes all inbreeding in the subject's pedigree back as far as records allow

Henk69
25.02.2009, 18:40
Wright's Equation is haphazardly calculated to any number of generations, whereas Hardiman's Method is always calculated to five generations.

Redcap
25.02.2009, 18:54
Siehe oben, und das ist auf der Seite auch nicht zu übersehen.
Es gibt einen STANDARD INBREEDING COEFFICIENT (SIC) über fünf Generationen und einen
CUMULATIVE INBREEDING COEFFICIENT (CIC) ohne Begrenzung der Generationen, man kann also alle bekannten Vorfahren berücksichtigen.

Ich vermute mal, dass er hiermit aber auch begründet, warum er bei dem SIC fünf Generationen für ausreichend betrachtet.

There are 32 ancestors in the fifth generation, each contributing .78125 of the whole. Since at least two positions in the pedigree are required for inbreeding and the maximum of 25 cannot be reached, that leaves 30 possible basic inbreeding coefficients within five generations. Each basic coefficient, which is a multiple of .78125, represents the number of ancestors in the 5th generation that are contained within the pedigree of the common ancestor. It should be noted that there are many more combinations of inbreedings, but there are only 30 possible basic inbreeding coefficients.

Henk69
25.02.2009, 19:45
SIC = Hardiman
CIC = Hardiman's methode erweitert auf unbeschränkt.

Ich habe den Eindruck das der Autor der Webseite diese Erweiterung erfunden hat... ;)
Stammt aus dem Jahre 2000

Hardiman wird eher bei Pferden benutzt.
Wright's eher bei Hunden.
Aber die Hühnerzucht war der Anfang des Ganzen IC.

Suche mit Google auf Hardiman. Es kommt meistens bei der besagten Webseite aus.

Bei Hardiman stimmt etwas nicht.
Alle eingezüchteten Vorfahren werden mitberechnet auch wenn sie nicht auf beiden Seiten des Stammbaums vorkommen.
ABER um die ersten eingezüchteten Vorfahren zu bekommen müssen WOHL gemeinsame Vorfahren da sein... ;)

Redcap
25.02.2009, 23:50
Das ist die Seite von
Copyright © 2000-2008 James R Hardiman
Siehe Seitenende
http://www.highflyer.supanet.com/index.htm

Am Extrembeispiel von Heneage's Jigg mare
(104.6875)

ist es auch zu sehen, dass in der Vaterlinie genau die gleichen Tiere verwendet wurden, wie in der Mutterlinie. In der Mutterlinie wurde z.B. Old Morocco Mare (die auch in der Vaterlinie vertreten ist) über Generationen immer wieder mit anderen Hengsten verpaart, wodurch der Wert von (104.6875) zu erklären ist.

Der Grundgedanke der Methode ist, dass alle Tiere die sowohl in der Mutterlinie als auch in der Vaterlinie auftreten berücksichtigt werden. Mir ist jetzt kein Tier aufgefallen, das rechnerisch berücksichtigt wird, wenn es nur in einer Elternlinie vorkommt, mit Ausnahme von HIGH BIRD (1933). Dort berücksichtigt man die Inzucht in der Vaterlinie von High Line bei dem Domino dreimal Vorfahre war (dessen Vater Ultimus entstand z.B. aus Halbgeschwistern von Domino). Hardiman kommt deshalb auf 18,75%, anstatt auf 0%, wenn man nach Wright rechnet.

Henk69
26.02.2009, 10:35
104.6875 heisst mehr als 100% wahrscheinlichkeit das das Tier zwei mal das selbe Gen von seinen Vorfahren ge-erbt hat!
Da stimmt also was nicht... ;)

Wenn man einen eingezüchteten Esel kreuzt mit einem eingezüchtetem Pferd kriegt man bei Hardiman ein eingezüchtetes Tier!
Das heisst das dieses Tier eine Chance hat das selbe Gen zweimal ge-erbt zu haben. Nur ist es einmal ein Pferdegen und einmal ein Eselgen.
Hut ab... ;)

Wright's Methode ist immer noch am Ball !

altsteirer.at
21.03.2009, 00:02
Ich kenne mich in der Zucht von Wachteln nicht sehr gut aus, insbesondere was die Zusammenstellung von Zuchtstämmen anlangt. Alles ist aber nicht so sehr kompliziert, wie Du es offenbar siehst:

Du musst nur möglichst viele Stämme bilden, v. a. möglichst viele Vatertiere einsetzen. So sollten bei Wachteln 4 x 1,3 möglich sein, insbesondere auch, dass die Hennen ausreichend Nachzucht bringen können.

Ich bin der einzige Stammbaumzüchter Österreichs von Altsteirer weiß (AWH). Ich versuche schon seit Jahren über Erhebung möglichst viele Parameter einen Zuchtforschritt möglichst auf allen Linien zu erzielen, insbesondere die Inzuchtsteigerung möglichst zu vermeiden.

Nach nunmehr 12 Jahren habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass man selbst im kleinen Rahmen und bei einem relativ kleinen Bestand einen deutlichen Zuchtfortschritt erzielen kann. Freilich ist alles umso schwieriger, je mehr Paramter man verbessern möchte. Allerdings weiß man erst im Laufe der Zeit, welche Defizite ein Bestand, eine Rasse hat. Darauf muss man sich dann einstellen und über Herdbuchzucht gezielt verbessern. Doch leider gibt es kaum Züchter, welche wirklich diesen Begriff verdienen, denn

ZÜCHTEN BEDEUTET DENKEN IN GENERATIONEN (Haflingerpapst Otto SCHWEISSGUT).

Würden mehrere Züchter einer Rasse so konsequent arbeiten, dann wäre der Austausch von Zuchttieren und ein professionelles System bei einer Rasse erst möglich, bzw. wären keine Einkreuzungen bei den diversen Hühnerrassen vonnöten.

Sicherlich ist es auch notwendig, bei Wachteln bestimmte Parameter konsequent zu verbessern, wie etwa Legeleistung, Eigewicht, Fruchtbarkeit und schließlich die Inhaltsstoffe.

Bestimmt gibt es in der Legeleistung eine entsprechende Streuung in Bestand, Population und Rasse, wie das ja überall beim Federvieh der Fall ist. So kann man sicherlich in wenigen Jahren einen Bestand heranziehen, dessen Hennen selbst in Reinzucht mehr und besser legen. Da wär sicher eine gezielte Stammbaumzucht die Voraussetzung.

Freilich ist eine wesentliche Voraussetzung von möglichst vielen Vatertieren möglich ist, welche natürlich von den besten Hennen abstammen sollen. Selbst Vollbrüder haben nur ähnliche, aber nie die selbe Genetik.

Schließlich ist v. a. der erfolgreich, der sich einer professionellen Struktur stellt und mit Erfahrung ein immer besseres Gefühl bekommt, wie eng er verpaaren kann und soll. Letztlich ist eine Theorie keine einfache Basis für die Praxis, wenn auch in jedem Fall die Voraussetzung für ein sinnvolles Konzept.

spyxx
01.04.2009, 19:25
Hallo altsteirer,

ich danke Dir für Deinen Beitrag, ich komme mir sonst immer vor, als würde
ich völlig abwegig denken, nur weil ich nicht blind drauflos züchten möchte.

Leider ist es auch schwer entsprechende Literatur zu finden, ich kann mir auch nicht jedes Buch kaufen, das sprengt irgendwann das Budget.
Zwei drei Linien aufzubauen, kein Thema, was mir fehlt ist schlichtweg
ein Ablaufschema. Sprich, wann wer mit wem, bleibe ich bei bspw. drei Linien oder sollten Generationen ins nächste Jahr mitgenommen werden usw. Einfach ein Ablaufschema mit Pfeilen und vielleicht ein paar Auführungen.
Wichtig z.B. ob man Zwischengenerationen inzuchtbelastet einschieben kann und diese im Folgejahr durch Einkreuzen einer anderen Linie wieder aufhebt.
Wenn es heißt man kann mit 4 Linien quasi ewig züchten muss das doch auch ausführbar sein...

Schön wären auch Details zur Rotationzucht und zur Pedigree-Zucht. Auch hier spendiert jeder Author ein, zwei Sätze und das hilft nicht weiter.
Wie hat das zu erfolgen?

Das Internet hab ich ziemlich durch *lach*
Vor allem in Sachen Wachteln eher dürftig. Muss aber auch nicht sein, Hühnerwissen ist sicher übertragbar.

Unklar ist mir noch, warum die Väterzahl wichtig ist, Hühner haben doch kein Y-Chromosom. Aber selbst für die Formel des Inzuchtfaktors wird
allein hierauf zurückgegriffen. Ahnen werden gar nicht beachtet, irgendwie wirr, was macht eine Statusaufnahme anhand der Menge überhaupt für einen Sinn, die Formel müsste doch wesentlicher komplexer ein auf 1:1 aufgebaut sein und über alle bekannten Generationen gehen. Denkfehler?

Ich hab natürlich selber ein Schema probiert (Auf Anfrage per Mail erhältlich) und da mit 3 Linien angefangen und dann einfach immer zwischen den Linien gekreuzt. So komme ich aber nach 4 JAhren auf Gengleichheit (fast) in allen drei Linien, das kann so nicht richtig gedacht sein, oder?

Kann man hier nicht auf vorhandenes Wissen bei großen Gefügelzüchtern zurückgreifen?? Die müssten doch owas aus der Schublade ziehen können.
Ich kenn nur keinen :(

Danke für eure Infos!

Henk69
01.04.2009, 19:38
Welche Formel?

Kreuze deine Farben, auch damit wir alle etwas lernen. 8)
Wachtelwissen ist beschränkt weil man keine Farben kreuzt.
Man könnte neue Farben bekommen, usw.
Und garantiert frisches Blut.

altsteirer.at
06.04.2009, 01:33
Hallo!

Ich bin in den letzten Tagen nicht dazugekommen, doch will ich ein paar Beiträge leisten, welche hoffentlich für Dich etwas mehr Klarheit in der Theorie der Zucht geben werden.

Diese Thematik geht natürlich sehr in die Tiefe. Obwohl es wesentliche Gesetzmäßigkeiten gibt, ist alles für jede Zucht sehr speziell, wobei eigentlich wesentlich ist, welchen Aufwand der Züchter betreiben kann und will.


..nicht blind drauflos züchten möchte.

Ich habe den Eindruck, dass das 90 % der Sportzüchter machen. Dauerhafter Erfolg ist nur mit einer erfolgsorientierten Konzeption möglich. Alles andere ist Vermehrung, nicht selten auch noch planlos. Wer nicht selektiert geht unweigerlich fehl (Haflingerpapst Otto Schweisgut).


....ich kann mir auch nicht jedes Buch kaufen....

Es ist ein wesentlicher Vorteil dieses Webs, dass man Erfahrungen austauschen kann. Jeder organisierte Züchter sollte eine Schulung machen. Da viele Sportzüchter sehr viel auf sich nehmen, ist es naheliegend, dass man diese Errungenschaften in kongenialer Form erhalten muss.

Vielleicht erkundigst Du Dich mal bei der GEH, ob sie noch diese Broschüre haben, wo etliches über die Zucht in kleinen Populationen steht. Du kannst natürlich auch hier oder privat bei mir nachfragen.

FÜR ALLE ORGANISIERTEN ZÜCHTER sollte man ein Script herausgeben und eine Art Qualifikation einführen, insbesondere für jene, welche sich entweder als Generhalter sehen oder mehr oder minder wirtschaftliche Parameter und Werte verfolgen. Das müsste der Gesellschaft doch einiges Wert sein, weil draus eine mehr oder minder hohe Wertschöpfung für Staat und Gesellschaft ergeben würde. Ich bin mir auch sicher, dass viele Sportzüchter von Qualität da aufspringen würden und nicht nur in Deutschland oder Österreich. Die ehem. Wirtschaftsrassen in Frankreich sind etwa teils sehr gut organisiert, viel besser als in der BRD, wo sich alles nur um BdRG und Sportzucht dreht.


fehlt ist schlichtweg ein Ablaufschema. Sprich, wann wer mit wem, bleibe ich bei bspw. drei Linien oder sollten Generationen ins nächste Jahr mitgenommen werden usw.

Ein "Ablaufschema" halte ich für überzogen und nicht im Sinne und Dienste der Sache. Wesentlich ist v. a. dass man ein Zuchtziel kennt bzw. diverse Parameter welche man verbessern will, welche die Rasse und deren Leistungen ausmachen. Wenn das bekannt ist, so muss man eine möglichst professionelle Zuchtarbeit (ZA) machen. Jeder Züchter muss sich nach seinen persönlichen Möglichkeiten richten, wie viele Tiere er halten, ziehen kann, wie viel Zeit er aufbringen kann.

Ich bin v. a. Hühnerzüchter, aber nur weil mir die Voraussetzungen für andere Tiere und Rassen fehlen, denn ich habe sehr lange und erfolgreich auch Schafe und Pferde (im kleinen Rahmen) gezüchtet, denn mich interessieren auch Rinder, Schweine oder auch Kaninchen und Tauben u. a. sehr. Ich sehe mich aber v. a. als Generhalter vor wirtschaftlichem Hintergrund.

Es gibt diverse Parameter und jene Tiere, welche denen am besten entprechen, die muss man möglichst gezielt in der Zucht über Jahre einsetzen und nicht so deppert sein und jedes Jahr die Althühner schlachten, wie es viele Dummköpfe machen. Ziel muss es immer sein, die guten Vererber über die Nachzucht zu erheben, denn die bringen das Niveau erst wirklich weiter und das ist ohne Erheben diverser Parameter, Kenntnis der Abstammung etc. nicht möglich, schon gar nicht in kleinen Populationen, mit denen wir es alle zu tun haben.

In der Regel bildet man Zuchtstämme und verpaart nach den bekannten Richtlinien. Wenn jemand 3 Stämme hat, so ist er schon deutlich über dem Durchschnitt. So kann man etwa die Hennen der einen Linie mit den Hähnen einer anderen verpaaren, doch das würde ich eher nicht machen. Wenn man viel ziehen kann, würde ich mal in der Linie viel ziehen, damit ich streng selektieren kann. Wenn eine Tophenne 3 sehr gute Söhne hat. so setzt man die auf Hennen von anderen Müttern ein und kann so die Qualität in 2 - 3 Generationen wesentlich verbessern und allenfalls deren Nachzucht wieder entfernt verwandt verpaaren. So kann man die gewünschte Genetik gezielt und professionell festigen. Macht man das mit mehr Linien, kann man auch einen Heterosiseffekt errreichen, welcher bei Lege- und Masthybriden gezielt angewendet wird und enorme wirtschaftliche Vorteile bringt.

[quote]Wichtig z.B. ob man Zwischengenerationen inzuchtbelastet einschieben kann und diese im Folgejahr durch Einkreuzen einer anderen Linie wieder aufhebt.
Wenn es heißt man kann mit 4 Linien quasi ewig züchten muss das doch auch ausführbar sein...[quote]

Wenn man Inzucht professionell anwendet, dann kann man auch das sehr lange betreiben. Probleme kriegt man nur mit "scharfer Inzucht", weil dann wohl einige Toptiere in der Nachzucht dabei sind, doch viele Jungtiere fallen wegen mangelnder Vitalität aus, ganz einfach weil sie genetisch zu wenig für das Überleben ausgestattet sind. Einige Züchter "klonen" regelrecht über wiederholte Rückpaarung auf ein Toptier. Auch das ist möglich, wenn auch die Ausfälle in der Nachzucht deutlich über 50 % sind.

Ich fahre v. a. mit entfernter Verwandtschaftszucht, weil ich da allfällige negative rezessive Gene allenfalls beseitigen kann und natürlich v. a. die gewünschten Gene anreichern. Darum geht es doch immer in der Zucht.

altsteirer.at
06.04.2009, 12:14
Rotationzucht

Hier kann ich leider nicht in die Tiefe gehen. An sich züchte ich immer mit den vitalsten und natürlich jenen, welche auffallend gute Nachzucht bringen. Die kann man aber nur über Leistungskontrollen identifizieren. So kann man mit einer Tophenne in 4 Zuchtjahren mit diversen Partnern doch einiges an Nachzucht zustande bringen, insbesondere, wenn man mehr solche Hennen oder auch Hähne hat. Es ist nämlich nicht sehr einfach, bestimmte Parameter mit guten oder sehr guten Tiere in einer anderen Linie zu verbessern, zumindest nicht in der 1. Generation.

Je mehr Stämme man hat, desto autarker kann ich natürlichch sein. Zukauf vom fremden Zuchtmaterial bringt meist Rückschläge, insbesondere wenn man mehr Parameter verfolgt. Daher bin ich so eigenständig als nur möglich. Dzt. versuche ich eine NUKLEUSHERDE aufzubauen, quasi eine genetische Redundanz auf recht hohem Niveau. In einer Nukleusherde soll der Genpool stabils bleiben, quasi als genetische Redundanz fungieren, denn mit Zucht und Auslese nähert man sich einem Selektionsplateau zumindest von der Tierzuchtlehre her. Ich würde sagen, dass auch in der Zucht "alles seine Grenzen hat", doch es ist viel mehr erreichbar, als es viele glauben. Mir ist v. a. das stete Einkreuzen der Sportzucht ein großer Dorn im Auge, eigentlich halte ich das für Schwachsinn, doch über das WARUM kann ich hier nicht weiter schreiben, das sprengt hier jeglichen Rahmen.


Unklar ist mir noch, warum die Väterzahl wichtig ist..... Ahnen werden gar nicht beachtet........ die Formel müsste doch wesentlicher komplexer ein auf 1:1 aufgebaut sein und über alle bekannten Generationen gehen. Denkfehler?

Bei Vögeln haben die Weibchen ein X und ein Y Chromoson, was geschlechtsbestimmend ist. Bei Säugern ist es bekanntlich umgekehrt.

Mit vielen Vatertieren senkst die relative Inzuchtsteigerung/Generation und das ist wesentlich. Wenn Du immer nur ein Vatertier pro Generation hast, so steigt Delta F (relat. Inzuchtsteigerung) in jeder Generation geradezu rasant an und kongenial sinkt die Fitness der gesamten Nachzucht, was URLOGISCH ist, wenn man weiß, dass jedes Küken zu 50 % die Chromosomen vom Vater hat. So ergibt sich bald ein genetischer Engpass, der auf Kosten der Vitalität geht.


Ich hab natürlich selber ein Schema probiert

Klingt sehr geheimnisvoll, doch wie sieht das aus und wie hat das funktioniert? Züchten bedeutet allerdings DENKEN IN GENERATIONEN (Otto Schweisgut).

Nach einer Generation kann man selten "Berge versetzen". Auch das begreifen viele nicht, welche sich selber als Experten sehen.

Bedauerlich ist auch, dass viele "Spitzenzüchter", allerdings nur nach eigener Diktion, nur einen Hahn halten, weil sie den Hähnen "um das Futter neidig sind".

Über gute Hennen oder weibliche Tiere kann man enorm verbessern, sofern man deren Söhne einsetzt. Jeder Sohn hat seine eigenen Genetik, denn auch Vollgeschwister haben nie die selbe Genetik, denn sonst würden sie alle gleich aussehen. Meist gibt es sogar eine Streuung in der Nachzucht, bei unverwandten Tieren.

Otto Schweisgut hat etwa gesagt, dass so manche Stute über ihre Sohne einen größeren Einfluss auf die Zucht genommen hat als so mancher Hengst, der ja pro Jahr im Schnitt 30 - 50 Belegungen hatte. Natürlich unter der Voraussetzung, dass diese Söhne auch gute Vererber waren, was wieder die Qualität der Mutter hervorhebt.


An sich sollte man in jeder Linie möglichst viel vermehren und dann das Beste in der Nachzucht behalten. Nur über die Nachzucht und deren Auslese muss man sprechen.

Wenn möglich, in jedem Zuchtstamm möglichst viel ziehen, denn anhand der Parameter lassen sich dann leichter die Positivvererger verifizieren. Alles geht sehr in die Tiefe, daher solltest mich bei "tieferen Fragen" eher persönlich kontaktieren.

In der Zucht kommt man nur über die Quantität zur Qualität und das ist das Entscheidene. Bei manchen Paaren gibt es in der Nachzucht eine breite Streuung. Oft muss man auch von Toptieren viel ziehen, weil es in der Nachzucht eine breite Streuung, nur wenig Qualitätstiere gibt.

Wegen der Delta F muss man eigentlich immer auf eine genetische Breite achten, also von vielen Tieren ziehen und nicht nur mit scharfer Inzucht weiterfahren, denn dann ist man mit der Vitalität bald am Ende.

Die tolle Voraussetzung, dass 2 - 3 oder mehr kongeniale Partner kooperieren, gibt es in Zucht und Sportzucht so gut wie nie, weil es sofort zu menscheln beginnt, spätestens im Herbst bei den Ausstellungen...

Ich würde jeden Stamm mal eigenständig züchten und vermehren, weil man auch bei Bedarf jederzeit von einem anderen Stamm Ergänzungen holen oder austauschen kann.


Anzahl der Vatertiere

Je mehr Väter, desto geringer die relative Inzuchtsteigerung/ Generation.

Freilich soll die Qualität der Vatertiere so gut als nur möglich sein, weil sich auch negative Merkmale über In- und Verwandtschaftspaarungen festigen, doch das sollte wohl klar sein, "dass sich nicht nur das Gute vererbt".
Somit sollen nur die besten Vatertiere Verwendung finden. So sind etwa Doppelzacken (DZ) sehr hoch vererblich, bei anderen Parametern ist wieder mehr die Umwelt wichtig. Von allen relevanten Parametern wird aber in der professionellen Tierzucht der Grad der Erblichkeit erhoben (Heretabilität. Je höher die Heretabilität, desto leichter kann man auf dieses Merkmal selektieren, bzw. dagegen, wenn man es beseitigen will.

Über die Nachzucht kann man dann die besten Vererber erheben, sofern man je Vatertier 20 - 30 Küken - oder gar mehr - ziehen kann. Naturlich hat jedes Zuchttier eine Streuung anhand der Gaußschen Glockenkurve, doch es kommt natürlich auf die Qualität dieser Kurve an, etwa ob sie weiter links liegt oder doch weiter rechts als bei anderen Zuchttieren.

Ich setze positive Vererber bis zu deren natürlichem Tod ein. Nur so und mit Leistungskontrollen kommt man wirklich erst weiter mit der aufwendigen Zuchtarbeit.


Kann man hier nicht auf vorhandenes Wissen bei großen Gefügelzüchtern zurückgreifen?.:(

Ich hoffe doch, dass ich das Wesentliche recht ausführlich beantwortet habe. Wenn nicht, so kannst natürlich nachfragen.

Viele Erfolg und viele Grüße!

Georg
27.04.2009, 21:03
Hi Spyxx !

Dein aufgezeigtes Schema ist interessant, aber so einfach ist es nicht.

Mit 3 Ställen ist es auf Dauer nicht getan.

Ich habe mittlerweile selbst 3 Stämme: Lege, Zwie, und Maststamm.

Hier selektiere ich nach Vitalität, Legeleistung, Gewicht.

Die Zusammenstellung der Zuchtgruppen gestaltet sich nicht so einfach wie bei den Hühnern, da Wachteln sehr aggressiv sein können und die Mortalität dadurch steigt. Der große Vorteil ist: Du kannst mehrere Generationen pro Jahr züchten, da mit ca. 6 Wochen die Wachtel legereif ist.

Ich empfehle Dir als erstes das neue Buch von Dr. D. Köhler :"Wachtelhaltung".

Finde dieses Buch sehr interessant, praxisnah, aber auch wissenschaftlich hinterlegt.

VG

Georg