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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pute binnen 2 Tagen verendet.



Birdytec
16.06.2005, 15:03
Hallo,

ich bin aus aktuellem Anlass auf dieses Forum gestoßen und hätte einen Haufen Fragen. Habe vor kurzem einen nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Hof gekauft. Da hier noch zwei Hühnerställe in einem halbwegs brauchbaren Zustand waren und ein Bekannter sich seit drei Jahren mit der Haltung von Federvieh beschäftigt habe ich mich, zugegeben etwas unvorbereitet ebenfalls in die Materie gestürzt. Nun habe ich seit knapp drei Wochen 1/9 Hühner (etwa ein Jahr alt), 10 Gänse und 10 (jetzt nur noch 9) Puten (etwa 2 Monate alt). Puten und Hühner sind in einem gemeinsamen Stall, Gänse in einem eigenen.
Alle Tiere haben einen gemeinsamen Auslauf, welcher z. Zt. auf ca. 250qm abgesteckt ist. Die Tiere vertragen sich alle untereinander und sind eigentlich auch munter und fidel. Gestern Abend bei der Zählung im Stall fehlte eine Pute. Ich fand sie sehr geschwächt und apathisch in einer Ecke liegen. Heute morgen trennte ich sie von den anderen. Sie nahm kein Futter, kein Wasser auf, hatte große Mühe sich hinzustellen, als ich wenig später nach ihr sah reagierte sie auf mein Pfeifen, stand auf und taumelte allerdings wie besoffen und verdrehte den Hals immer so seitlich nach hinten. Sie hatte gelblichen Kot ansonsten konnte ich äusserlich nichts unnormales erkennen. Nachdem ich dann eine Stunde nach Hilfe im Internet gesucht habe fand ich sie tot auf dem Rücken liegen.
Fragen:

1.) Todesursache
2.) Sezieren ja oder nein, wenn ja - wo und wie teuer?
3.) Meldepflicht des Falles?
4.) Was habe ich generell für Meldepflichten?
5.) Was habe ich sonst für Pflichten? Impfen etc.?
6.) Kennt jemand ein ähnlich gutes Forum wie dieses jedoch für Puten?

Besten Dank für Eure Aufmerksamkeit.

Gruß, Tom.

Franz-Philipp
17.06.2005, 08:28
Guten Morgen Byrditec,
so wie du die sympthome der Pute und deine Haltungsbedingungen schilderst tippe ich zu 99,9% auf Schwarzkopf.
Du kannst das Tier untersuchen lassen. Grundsätzlich solltest du aber an deinen Haltungsbedingungen arbeiten. Hühner, Puten und Gänse gehören nicht in einen Auslauf - es gibt zwar viele Halter die dies tun, m.E. ist dies allerdings ein spiel mit dem Feuer.
Hühner scheiden sehr oft Heterakis Eier aus, die der Stapelwirt für Schwarzkopf sind.
Du solltest generell mal von deinen Tieren Kotproben nehmen und diese untersuchen lassen....ggf. musst du dann entwurmen.
Weiter solltest du die anderen Puten genauestens beobachten und bei den geringsten Schwächeanzeichen deinen Tierarzt verständigen. Schwarzkopf ist eine sehr schmerzhafte Krankheit, die den Tieren im Bauch ohne Ende weh tut - wenn die auf dem Boden sitzen und den Hals verdrehen, kannst du in 75% der Fälle nur noch das erölsende Beil holen. Helfen tut nur die orale Eingabe von Medikamenten mit der Spritze. Allerdings kann ich dir gleich noch eine bittere Pille mitgeben...in Deutschland gibt es dagegen kein zugelassenes Mittel. Ein Mittel was wirkt erhalten die Taubenzüchter........Chevi-col....wie gesagt, es ist aber für Puten nicht zugelassen ;)und Tiere bei denen es angewendet wurde dürfen der Lebensmittelgewinnung nicht mehr zugeführt werden.....soweit ich weiß müsste es nach 8 Wochen im Fleisch nicht mehr nachweisbar sein....
Melden musst du Schwarzkopf nicht. Impfen musst du nur gegen ND.
Falls du noch fragen hast, helfe ich dir gerne weiter.
lgfp

Birdytec
17.06.2005, 10:41
Besten Dank Franz-Philipp für deine umfassende Antwort. :o
Habe sofort Kontakt mit dem Tierarzt aufgenommen.
Wie könnte eine Mindestlösung zum separieren der Puten aussehen?
Auslauf hätte ich genug, nur ohne angeschlossenen Stall.
Reicht evtl. ein Unterstand? Müsste ich die kranken Puten von den gesunden(noch munteren) Puten trennen? Womit sollte ich die Gänse zusammen setzen oder müssen alle getrennt werden?

LG, Tom.

Franz-Philipp
17.06.2005, 12:08
Hallo Thomas,
am Günstigsten ist, wenn du die über kurz oder lang alle trennst. Hühner, gerade die Küken können sich von den Gänsen bitter böse Mycoplasmen einfangen...und die wirst du so schnell nicht los.
Wenn du keine Raubtiere hast, kannst du die Puten auf jeden Fall auf einem Baum sitzen lassen und dann halt eine Hütte für die bauen. Die Kranken separierst du am Besten...so kannst du die alle Einzeln versorgen und stellst sicher, dass sich keine neu anstecken....du hast arbeit :)
lgfp

Birdytec
17.06.2005, 16:15
Puh, mal kurz durchatmen und hoffen.

Habe die Gänse und Puten jetzt auf eine andere Wiese mit ca. 600qm gesetzt, ein Unterstand ist jetzt auch da, das Gelände ist umzäunt und ans Weidezaungerät angeschlossen. Jetzt frage ich mich wo die Krankheit herkommt. Ein Bekannter hat mir die Hühner aus seinem Bestand geschenkt. Wir haben zusammen Puten und Gänse beim Züchter gekauft. Seine Tiere sind kerngesund. War das die Schwarzkopfkrankheit, die sich über Regenwürmer verbreitet und daher evtl. noch vom Vorbesitzer irgendwie vorhanden ist? Dann wäre ja u.U. mein ganzes Grundstück verseucht. Kann ich evtl. jetzt selber Überträger werden(Kot an den Schuhen) wenn ich zwischen Hühnern- und Putengehege hin und her laufe? ???

Ist schon heftig, wenn man gleich in der Anfangsphase so einen Dämpfer kriegt.

LG, Tom.

conny
19.06.2005, 19:07
Hallo,

ja, du kannst die Krankheit durch Hühnerkot an den Schuhen auf die Puten übertragen. Vor Jahren hatte ich das gleiche Problem wie du, da ebenfalls Neuling in der Putenhaltung. Meine Puten hatten dann auch die Schwarzkopfkrankheit, obwohl sie weit getrennt von den Hühnern lebten. Mein TA gab mir damals Sulfonamide, die übers Trinkwasser verabreicht wurden. Leider habens nur 50% geschafft. Die Putenhaltung habe ich mir dann verkniffen, war mir zuviel Aufwand. Da wir viel Besuch von Kindern aus dem Dorf haben, können die immer Hühnerkot an den Schuhen haben, auch aus dem eigenen Stall. Aslo, wer Puten hält, achte auf peinliche Sauberkeit, was auch das eigene Schuhwerk mit einbezieht.

LG
Conny

Birdytec
20.06.2005, 00:04
Hallo,

also ich stürze mich seit Tagen auf jede Info, die ich über Schwarzkopf finden kann. es ist schon frustrierend wenn man feststellt, daß ein Auslauf durchaus noch nach über drei Jahren z.B. durch Regenwürmer diesen Erreger in sich trägt. Ob ich nächstes Jahr nochmal Puten kriege, ist doch sehr fraglich, obwohl die Tiere mir auch sehr viel Spass machen.
Das Leiden dieser Tiere bei Schwarzkopf mit anzusehen ist allerdings heftig.

LG, Tom.

Franz-Philipp
20.06.2005, 07:42
Hallo Tom,
jetzt lass mal den Kopf nicht hängen, das wird alles schon.....
Dir hab ichs ja schon per KN geschrieben, jetzt noch mal für alle Neuputies.
Ich habe letztens mit Freilandputen Fahrenzhausen telefoniert, weil ich ein paar Biomastputen haben wollte (man will ja auch mal Putenschnitzel :) ) .... siehe da, die geben keine Tiere an Halter oder Mäster ab, die noch andere Geflügelarten auf dem Hof haben. Der Grund hierfür liegt aus den o.b. Beiträgen auf der Hand. Der gute Mann, der richtig Ahnung von der Materie Pute hatte, hat mir dann verkündet, dass selbst wenn man Puten von denen bekommt, man erst wieder neu kriegt, wenn ALLE Tiere aus der ersten Lieferung vermarktet sind. Die Gefahr sich durch Wildvögel Krankheiten in den Stall zu holen ist schon groß genug, da müssen nicht noch weitere Träger unterwegs sein.
Gegen die Wildvögel kann man ausser im Stall zu füttern nicht viel machen. Die anderen Faktoren kriegt man schon in den Griff.
lgfp