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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : muss man denn schlachten?



ninchen
15.05.2008, 13:12
hallo, ich habe eine -wahrscheindlich- ganz dumme frage.
ich möchte mir ja hühner nehmen und es werden jetzt 4 orpi hennen, ohne hahn.
diese huhnis will ich aber quasi als haustiere halten, also die eier nutzen und halten bis sie an altersschwäche sterben. auch wenn sie nach einer gewissen zeit nicht mehr legen, will ich bzw kann ich sie nicht schlachten :(

wir bekommen unsre brathühner immer von einem bauern, das sind fette brummer und ich weiss, dass sie es dort schön haben. deswegen will ich meine berta und co. nicht wegen des fleisches halten.
wie alt werden denn die orpis so im schnitt? und was mach ich, wenn wirklich irgenwas schlimmes passiert und eine von ihnen "erlöst" werden muss. ich dachte, ich gehe dann einfach zum TA und lass sie einschläfern? hat da einer von euch erfahrung damit?
oder haltet ihr die hühner um sie dann schlachten zu lassen oder selbst zu sclachten?
ich glaub, mir würds das heu runterhaun, wenn ich das machen müsste :(

lg, nine

111Dark
15.05.2008, 13:37
keine sorge das bleibt ganz dir überlassen. wie alt hennen werden können kann ich dir allerdings nicht sagen da meine spätestens nach 3 jahren im topf landen.

vielleicht änderst du deinen meinung ja noch. hat meine freundin auch getan. wenn eine deiner hennen erlöst werden müßte kannst du ja auch mal einen bauern fragen.

oder du machst es wie wir zu anfang.

ich habe eine bekannte, die hält die hühner genauso wie ich. anfangs haben wir dann immer die schlacht hennen zu einem lohnschlächter gebracht und hinterher getauscht. dann hatte niemand seine eigenen hennen auf dem teller.

Windfried
15.05.2008, 13:46
Hallo! Niemand MUSS schlachten. Jeder kann seine Tiere bis zum Lebensende laufen lassen obwohl ich persönlich eine andere Meinung vertrete. Warum willst Du deine nicht schlachten(lassen) ist eigentlich nicht konsequent da Du ja schon Suppenhennen beim Nachbarn kauftst? Diene eigenen Hennen schmecken mindestens genau so gut. Auch wenn man nicht regelmässig selber schlachten will für Notfälle sollte man wissen wie es geht, d.h. man sollte schon mal zugeguckt haben und unter Anleitung das eine oder andere Huhn (oder auch anderes Tier) unter Anleitung geschlachtet haben damit man im Notfall ein Tier erlösen kann, denn wenns drauf ankommt hat der Ta meist keine Sprechstunde.

ninchen
15.05.2008, 13:59
hey ho,

danke erstmals für die antworten!

ich weiss net, wei ich sagen soll, aber ich finde die hühner einfach so süss, dass ich die meinen dann denk ich net schlachten möchte... es klingt vielleicht verrückt, aber da esse ich lieber die, die schon gerupft und kochfertig vom bauern kommen, obwohl sie natürlich net billig sind. das ist anonymer :)
ich verstehe schon, wenn man seine hühner auch schlachtet und isst, weil dann weiss man ja wirklich, wo die her sind und dass sie ein schönes leben hatten. ich verurteile ja auch niemanden :)
aber ich bin nicht damit aufgewachsen, dass die tiere, die man haltet dann geschlachtet und gegessen werden, darum glaub ich, bring ich das net übers herz... wer weiss, vielleicht ändere ich meine meinung noch, man kann es ja nie wissen. ich denk, wenn ich mehrere hühner halten würde, so ca 20 stk oder mehr, könnte ich mir das auch eher vorstellen, aber bei nur 4 stk.... also i weiss net... ich denk ich bind mich zu arg an die :) drum werd ich wohl net schlachten.

danke nochmal für die antworten!

vogthahn
15.05.2008, 15:57
Hallo!

Es macht Dir niemand einen Vorwurf, das Du nicht schlachten willst ;).
Aber wie winfried schon sagte, solltest Du Dich zumindest darum kümmern, das für den Notfall schnell jemand erreichbar ist, der ein Huhn erlösen kann.
Es gab ja schon die unglaublichsten Zwischenfälle, mit denen niemand rechnet.
Dann niemand bei der Hand zu haben, verlängert womöglich das Leiden des betroffenen Huhnes um viele Stunden, sowas kann ja auch am Feiertag passieren und der nächst TA, der Bereitschaft hat, wohnt womöglich 20km entfernt.

Alles Gute für Deine Hühnerhaltung!

WeiZnBock
15.05.2008, 17:58
Es gibt Hühner die bis zu 8-9jahre alt werden und jetzt rechne mal selbst mit 3jahren legen sie nicht mehr
Eier willst ja trotzdem noch dann kaufst dir wieder 4 und des immer soweiter bist mal 20-30 hühner hast von denen grad mal 3-4 eier legen aber fressen tun sie trotzdem noch immer soviel auch wenn sie keine eier mehr legen des is ein fass ohne boden und wie meine vorgänger schon gesagt habe notschlachten musst können

Gruss Walter

acer
15.05.2008, 21:07
Wenn du Hühner halten willst, wie andere Leute ihre Papageien oder Wellensittiche dann ist das doch kein Problem. Die genannten Vögel haben ja auch keinen rechten Nutzen und niemand findet das komisch. Es würde auch keiner einem Papageienhalter raten, sich mit der Möglichkeit einer Notschlachtung auseinanderzusetzen. Es liegt doch an dir, zu bestimmen, wieviel dir ein Vogel wert ist.

elanor
15.05.2008, 21:32
Hallo

@EIIZnBock
Sorry, da muss ich widersprechen. :neenee:
Einige meiner Hennen legen auch noch mit acht Jahren ziemlich regelmäßig Eier (Zwergmixe) und meine zwei Marans und die Wyandotte sind auch schon etwa 5-6 und legen, abgesehen von einer längeren Legepause und Mauser, noch regelmäßig. Also stimmen die Angaben zur Legedauer in den Standards nicht immer.

@ninchen
Ich schlachte auch nicht, meine Tiere bleiben, bis sie umfallen. Das kann manchmal nach 4- Jahren sein oder auch erst nach 10 Jahren. Mein ältester Zwerg ist mindestens 12 und immer noch fit. Nur legen tut sie nicht mehr. ;)

Ich finde auch, jeder muss das selber entscheiden und es ist auch völlig in Ordnung. Wenn ich Tiere abgebe, ist mir auch egal, ob sie irgendwann geschlachtet werden, solange es ihnen bis dahin gut geht. Nur meine eigenen dürfen halt bleiben, bis sie sterben. Für Notfälle kann mein Vater schlachten, da ich zwar theoretisch weiß, wie es geht, aber praktisch keine Erfahrung habe. Schlimmstenfalls könnte ich es aber auch, bevor das Tier leiden müsste.

LG, Sonja

gaby
16.05.2008, 06:38
Ich habe auch einige alte Hennen herumlaufen die auch noch regelmässig legen und auch glucken.

Ich lasse ungern schlachten (selbst mache ich nur Notschlachtungen), Hennen können bleiben bis sie umfallen aber Hähne.... :-X

gg

ninchen
16.05.2008, 10:40
hi,
vielen dank für die antworten!
der züchter, von dem ich die orpis höchstwahrscheindlich bekommen werde, wohnt nicht weit von mir entfernt, ich werde ich bitten, mir in solchen notsituationen zur seite zu stehen.
ich habe auch gehört, dass es hennen geben soll, die sehr lange legen.
und wenns die meinen nicht tun, ja mei... ich will sie ja net NUR wegen den eiern haben, ist halt ein angenehmer nebeneffekt :)

aber das thema schlachten lag mir doch ein bisschen im magen. also dann- nochmals danke!!!

lg, nine

Klicka
17.05.2008, 13:44
Also ich wünsche deinen Hühnern ein langes gesundes Leben und viele Eier. Wie alt Orpis werden weiß ich nicht so, aber ich hatte mal eine Cochinhenne, die hat auch ein paar mal den Besitzer gewechselt, weil sie immer super gebrütet und geführt hat, selbst wo sie nicht mehr gelegt hat, hat sie im Brüter erbrütete Küken geführt. Sie ist fast 11 Jare alt geworden und lag dann einfach eines Tages tot im Stall. "Olle Oma" hat auf ihren Namen gehöhrt und mit ca 5 Jahren legte sie kein Ei mehr. Sie bekam sogar ein Grab neben dem guten Hofhund von den letzten Besitzern, die eigendlich wirtschaftlich dachten und sonstige Legehühner spätestens im 3 Jahr in den Topf wanderten.
Also hate noch lange Zeit mit deinen Hühnern, eh du an das letzte denkst. Wenn sie krank werden sollten, dann hilft dir jeder Tierarzt der sich mit Vogelkrankheiten aus kennt. :)

sugarfrog
07.06.2008, 08:51
Hi ninchen,

kann Dich voll und ganz verstehen :)

Wir haben einen Bauernhof gekauft, inklusive 4 älterer Hühner.
Sie hätten die Tiere auch getötet wenn wir sie nicht übernommen hätten! Unsere Meinung ist aber, kein Tier wird von uns hinausgeworfen, haben schließlich die älteren Rechte :P

So nach dem Großreine-machen ist leider eines bereits verstorben ;( , aber der Rest darf auch sein Gnadenbrot bei uns verbringen.

Für Notfälle wissen wir wie man sie tötet, meine Großeltern waren Bauern, aber wenn es nicht nötig ist was solls, Platz ist genug da und die Haare fressen sie einem ja nicht vom Kopf :P

Wenn ich wüßte das ist meine hinkende Lotte......ich könnte keinen Bissen runter bringen :neee:

Liebe Grüße
Claudia

Melostylos
07.06.2008, 10:19
Meine Mutter hält mir immer vor: Wer verderben will und weiß nicht wie, der halte sich viel Federvieh! ;D
Und da ich dieses Jahr wirklich viel zu viele Tiere für den Eigenbedarf angeschafft habe ("weil die ja so niedlich sind..."), muss ich wohl ca. 10 bis 15 Tiere (Hähne) schlachten oder sonstwie wegschaffen.

... Schlachten ist aber auch mein erstes Mal und ich schieb das immer weiter raus...warte noch, bis mich die Nachbarn lynchen ;) wegen der vielen früh krähenden Hähne (Bresse, Zw.-Wyandotte-/Chabomix).

Muss die dann ja auch rupfen und für "Sibirien" wie es hier so schön heißt vorbereiten.
Werde dann wohl mehr oder weniger einen nach dem anderen oder nur wenige Tiere miteinander schlachten können...

miradea
09.06.2008, 11:33
Meine Hühner werden auch auf gar keinen Fall geschlachtet. Was bei mir lebt und einen Namen trägt, das wird nicht gegessen. Esse meinen alten Hund ja auch nicht (und so mancher Chinese würde das auch für unklug halten...)

Das ist einfach Ansichtssache. Wegen Alter: meine Zwerghühner sind nun 5 Jahre alt und legen noch fleißig.

Wenn du dich nicht unbedingt auf eine Rasse festgelegt hast, dann suche doch lieber nach einer, die wenig - aber lange legt. Und dann solltest du auch kein Legemehl oder sonst ein Powerzeug füttern. Dann hast du länger Eier. Ich selbst bin auch gar nicht so scharf darauf, dass die Hühner jeden Tag ihr Ei legen. Ein Huhn hat eine feste Anzahl von Eiern - wenn alle, dann kommt nix mehr. Also: wer viel legt, der schnell "leer" ;)

Meine Hühner sind alle handzahm und gehören für mich genauso zur "Familie", wie die Hunde und Katzen. Ist mir auch völlig egal, wie andere darüber denken.

Manchmal beneide ich andere, die ihre Hühner auch schlachten können. So kann man wenigstens auch mal brüten lassen...

Allerdings solltest du dich darauf einstellen, dass es nicht unbedingt bei den 4 Hühnern bleibt... ich wollte nur 5 - nu sind es 13 :roll

Bei so einer kleinen Gruppe könntest du ja auch mal über ein gemischtes Rudel nachdenken... ich finde es schöner, wenn sich alle Hühner unterscheiden.

Meine bunte Truppe kannst du dir hier anschauen: http://dieimwaldlebt.myredlib.de

http://dieimwaldlebt.myredlib.de/wp-content/uploads/2008/huhniges/alle/huehner_fuetterung_03_06_2008_12_35_24.jpg

Windfried
11.06.2008, 10:24
Guten Morgen! Das Thema schlachten/töten/erlösen habe ich für mich bei Diskussionen und Beratungsgesprächen zum Thema versucht neu zu definieren. 1. SCHLACHTEN kann jeder der sich etwas zutraut. Es ist wie Kochen eine Aufbereitung von Lebensmitteln ist nichts ekliges, beginnnt erst nach dem töten/entbluten, darf und kann sogar Spass machen wenn man sieht wie etwas neues leckeres entsteht und endet erst wenn das letzte Stück Fleisch oder Wurst im Rauch, im Eis oder der Konserve verschwunden ist. 2.TÖTEN ist immer ein Vorgang der an die Grenzen geht und wo Spass und Lust nichts verloren haben. Jeder der eine Tötung durchführt oder in Auftrag gibt beendet Leben. Töten darf nur wer die Kenntnisse dazu hat egal ob es sich um die Einleitung einer Schlachtung, um eine Erlösungstötung, Euthanasie/Einschläferung oder Keulung (amtl. angeordnete Massentötung zur Vernichtung) handelt. Spasstöten wie Stierkampf oder Fetisch sowie rituelle Tötungen wie Schächten sollten hier aussenvorbleiben und gesellschaftlich geächtet und keine Rolle mehr spielen. Gruss Windfried

annike
11.06.2008, 12:32
@windfried

:resp

Grüße Annike

Berthe
11.06.2008, 13:46
Hi Windfried,


Spasstöten wie Stierkampf oder Fetisch sowie rituelle Tötungen wie Schächten sollten hier aussenvorbleiben und gesellschaftlich geächtet und keine Rolle mehr spielen.

Hier mischt du arg viel arg sehr und vor allem unreflektiert durcheinander!

Stierkampf - gerade die Züchter alter Rassen unter uns sollten sehr vorsichtig mit dem Ächten des Stierkampfs sein. Die absolut ursprünglichste Rinderrasse unseres Kontinents, eventuell der ganzen Welt, existiert nur und allein weil es den Stierkampf noch gibt. Die Stiermütter haben ein phantastisches Leben auf - an deutschen oder nordwesteuropäischen Verhältnissen gemessen - irrwitzig großen Weiden, quasi in freier Natur. Die Jungstiere ebenso bis sich herauskristallisiert welche darunter am aggressivsten sind. Selbst die aussortierten Stiere, die zu friedlich sind, haben ein phantastisches Rinderleben genossen.

Die Stiere, die für die Arena bestimmt sind, erhalten nochmals Jahre an artgerechtem, traumhaften Rinderleben, bis sie in der Arena sterben. Zwar dauert ihr Tod länger und ist sicher mühsamer, als der eines deutschen Mastrinds, aber auf die Lebenszeit bezogen und die Lebensqualität, steht der Kampfstier weit, sehr weit über dem normalen Fleischrind. Nicht unbeachtet bleiben sollte, daß er im Kampf stirbt, was physiologisch einen extrem hohen Adrenalinspiegel bedeutet, der dieses Sterben lange nicht so qualvoll macht, wie gerne dargestellt. Ja, das ist mehrfach schon sehr seriös nachgewiesen worden.

Ohne den Stierkampf wäre diese urtümlich und originale Rasse bereits sehr lange schon endgültig ausgestorben.

Fetisch - Tiere zu töten aufgrund eines krankhaften Fetisches, einer Paraphilie, ist sicher zu verurteilen, jedoch sind die Täter nun mal genau das: krank.

Schächten - das klassische, korrekt ausgeführte Schächten im Judentum ist und muß übrigens auch für die geschächteten Tiere schmerzfrei sein. Dies ist es wiegesagt, das Tier fällt schmerzfrei innerhalb weniger Sekunden in Ohnmacht lange bevor es ausgeblutet ist. Auch der Koran sieht ein maximal streßfreies und schmerzfreies Schächten vor, hier wird sogar häufig zuvor betäubt.

Ich habe schon beides mitangesehen, ebenso das normale deutsche Schlachten im Schlachthof, und die geschächteten Tiere kamen mir deutlich weniger gestreßt und angstvoll vor, sie schliefen regelrecht ein, ganz im Gegensatz zu dem enormen Streß der immer noch selbst im bestgeführten Schlachthof anfällt. Wir haben ein rein kulturelles Problem mit dem Thema Tod durch Ausbluten, das zuvorderst noch aus der Nazizeit stammt. Ich rede hier bewußt nicht von angeblichem Schächten in industriellem Maßstab.

Rituelles Töten - religiöse Opferdarbietung, also echtes rituelles Töten, etwa in den afrikanischen oder Südseereligionen, mag vom Standpunkt des Westeuropäers sinnlos und verdammenswert sein, hat aber rein garnichts mit "Spaß" zu tun, sondern entspringt einer anderen Kultur. Sofern darauf geachtet wird, daß die Tiere schnell und möglichst schmerzlos sterben, sehe ich keinen Grund, dem entgegenzuwirken. Je höher sich die Zivilisationsstufe der Betreffenden entwickelt, desto ritualisierter werden diese Tötungen und am Ende ganz weggelassen. Diesen Prozeß haben auch wir hinter uns, denn auch bei uns wurde früher rituell geopfert. Einwirken würde ich nur dort, wo - was eher sehr selten ist - der Opfertod unter größtmöglicher Qual herbeigeführt wird.

Rituelles Töten aus dem Bereich der Teufelsanbetung steht für mich auf einem leicht anderen Blatt, denn hier werden regelmäßig moderne Menschen mit modernem, meist westlichen Hintergrund tätig, die nicht aus echten religiösen Empfindungen heraus Opfer darbringen, sondern dies kalkuliert und eher niederen Motiven tun. Einen besseren Effekt hätten sie, würden sie beispielsweise Golf spielen lernen und in einen Nobelclub eintreten.

Kurz, es läßt sich sehr leicht etwas verdammen, wenn man darauf verzichtet, alle Aspekte und vor allem entsprechendes Grundwissen mit einzubeziehen. Unsere Ablehnung gegenüber manchen der o.a. Tötungen ist konditioniert, ist rein kulturell begründet und entbehrt vielfach der Grundlage tatsächlicher Fakten.

Unser Töten hier in Westeuropa, vor allem seit die Hausschlachtung weitgehend illegalisiert wurde, ist bei Licht betrachtet keineswegs humaner oder auch nur streß-/schmerzfreier als die meisten oben angeführten Tötungsvarianten.

So kann sich z.B. das Rind auf unserem Schlachthof weder gegen den Streß wehren, noch wird ihm erlaubt, ihn im Kampf abzuarbeiten, es steht eher öfter als selten in Todesangst von Beginn des Eintreffens in den Schlachthof bis hin zum endgültigen Bolzenschuß. Auch das Fleisch des Kampfstiers wird übrigens verarbeitet und nicht etwa weggeworfen und ganz im Gegensatz zu unseren Mastrindern hat jeder Kampfstier wenigstens die Chance, siegreich zu sein, sprich das Leben zugesprochen zu bekommen.

Bei den Schächtungen, die ich mit ansah, haben die Tiere praktisch nichts mitbekommen, sie fielen quasi noch mit dem Grashalm im Maul auf ihrer heimatlichen Weide oder im blitzsauberen Hof/Stall/Schlachtraum in Ohnmacht. Fehler beim Schlachten passieren übrigens weit häufiger bei unseren angeblich so humanen Methoden, regelmäßig dann wenn die Betäubung versagt (die oft genug auch nicht schmerzfrei ist) und das ist nicht selten.

annike
11.06.2008, 14:57
Hi Berthe, wer bist du eigentlich?

Spaß beiseite!

Genau das hab ich bei Windfried rausgelesen. Es soll nur jemand schlachten, der es auch kann.

Was den Stierkampf angeht, kann ich das nur ablehnen, auch wenn die Tiere, wie du meinst vorher ein schönes Leben hatten, ist es abscheulich und verachtenswert.

Genauso abscheulich ist es, wie in unserem Land mit Tieren umgegangen wird. Nicht nur auf dem Schlachthof, schon der Weg dahin ist eine Qual.

Ich bin nicht religiös, aber ich denke wir werden unsere Strafe dafür bekommen. Die Erde braucht uns nicht,...

Wir sind Meister im verdrängen und nicht hinsehen, unsere Doppelmoral ist zum Kot... und ich gehöre auch dazu. Die Tiere die bei mir leben, haben es gut aber Filme über Schlachthöfe, Tiertranzporte usw. schalte ich inzwischen im Fernehen ab. Ich halte es nicht mehr aus und habe in dem Moment einen unglaublichen Haß in mir. Ich sag ja, verdrängen und nicht hinsehen.

Grüße Annike

miradea
11.06.2008, 15:40
Nur mal so am Rande: wenn es manche Rassen nur noch gibt, damit sie beim Stierkampf qualvoll sterben... dann wären sie doch lieber ausgestorben. Meine Meinung.

Berthe
11.06.2008, 16:11
Hi Annike,

ich habe nicht unweit der spanischen Grenze in Frankreich gewohnt. Hast du schon mal einen Stierkampf erlebt? Nicht im Fernsehen, sondern vor Ort? Hast du vor Ort die Zucht der Kampfstiere gesehen? Diese Stiere selbst?

Als ich damals dorthin zog war ich mit exakt denselben Vorurteilen behaftet, die aus dir sprechen. Das Erleben der Sache hat dies verändert.

Du fragst wer ich bin, einfacher wäre das "was" ich bin. Ich bin nämlich sachlichen Argumenten bar jeder Polemik und Vorurteilen gegenüber aufgeschlossen. Und das führte zu meiner geänderten Haltung in vielen Fällen, so auch gegenüber dem Stierkampf.

Zugegeben, ich halte auch heute noch rein garnichts von jenem südländischen Machismo aus dem der Stierkampf geboren wurde. Aber ich war und bin wiegesagt in der Lage, derartige Dinge sachlich-kühl zu betrachten.

Ein Stier im Kampf nimmt Schmerz völlig anders wahr, als ein Tier in Ruhe. Tatsächlich sind die Verletzungen, die dem Stier während des Kampfes beigebracht werden nur marginal und entsprechen nicht einmal im Ansatz dem, was sich zwei Stiere in einem Rangkampf gegenseitig beibringen. Als Schmerz wird dies unter dem massiven Schub von Adrenalin nicht wahrgenommen.

Der Todesstoß wiederum, welcher das eigentliche Töten des Tieres ist, muß punktgenau das Ableben des Stieres zur Folge haben und ist nicht mehr oder weniger als z.B. ein Blattschuß des Jägers (der von uns ja tagtäglich als angemessen angesehen wird) oder auch dessen Fehlschuß. In der Arena jedenfalls stehen mehrere Toreros in petto, die im Zweifelsfall einen Fehlstoß erneut ausführen. Unsere Hirsche oder Wildschweine haben in so einem Fall das Pech noch eine ganze Weile leidend umherirren zu müssen, bis der Jäger sie nach Stunden oder sogar Tagen wiederfindet.

Was den Kampf des Stieres betrifft, so ist er sicher nicht mehr oder weniger leidvoll, als für ein Rennpferd ein schweres Rennen, für ein Springpferd ein Grand Prix oder für eine heutige Milchkuh eine Geburt, eher weniger so. All das wird wiederum als normal angesehen, nur weil der Stierkampf so viel weniger sinnig erscheint, als Zuchtrennen, Sportspringen oder die Zucht von Tieren, scheint es einfach ihn zu verurteilen.

Stelle ich diesen kalten und harten Fakten wiederum - völlig ohne den tatsächlich barbarisch-machoiden Anblick des Ganzen in Betracht zu ziehen - die Schönheit, Urwüchsigkeit und Lebendigkeit dieser Rinderrasse entgegen, die so wie sie da auf den Weiden stehen auch in den Höhlen von Lascaux gemalt wurden, von unseren steinzeitlichen Urahnen, gegenüber, dann bin ich froh, daß es sie noch gibt, daß sie weiter gezüchtet werden und daß sie unserem modernen Streben nach kommerzieller Tierzucht nicht zum Opfer fielen, wie bereits so viele alte Rassen.

Im Gegensatz zu z.B. dem Stierkampf, der in meinen Augen und den harten Fakten nach, keineswegs die Tierquälerei darstellt, als die er hingestellt wird, sehe ich weit Schlimmeres auf völlig anderen Ebenen. Z.B. die Schlachttiertransporte nach außerhalb der EU, sie gibt es immer noch, Käfig- und Massentierhaltungen, aber auch völlig übertriebene "Tierliebe", bei der Haustiere bis zum Ultimo mittels humanmedizinischer Verfahren am Leben gehalten werden (ich erwähne da nur mal den schrecklich geschundenen 3-beinigen gelähmten Husky, der völlig pervertiert in einem Rollstuhl am Leben erhalten wurde).

Gäbe es tatsächlich eine göttliche Beurteilung solcher Dinge, was ich nicht denke, dann käme auf alle Fälle jeder langjährige Torero besser weg, als die Frau, die diesen einen Husky derart zum Überleben malträtierte!

Ich bin auch gegen unnötige Grausamkeiten, aber Vieles was als barbarisch dargestellt wird, ist es nur in unseren Vorurteilen, während Vieles was wir für so human halten, das Gegenteil davon ist.

Der Ehemann einer Freundin ist Schlachter, es ist sehr aufschlußreich, sich mal mit einem solchen detailliert über unsere angeblich humanen Schlachtmethoden zu unterhalten. Vieles davon stellt jeden Stierkampf und auch das klassische Schächten restlos in den Schatten.

Ist nun Stierkampf deshalb abscheulich und verachtenswert, weil er zum Zelebrieren südländischen Machismos stattfindet und nicht konkret zur Fleischproduktion (obwohl ja das Fleisch der Stiere sehr wohl verwertet wird)? Ich denke nein. Nicht nur, daß er für den Erhalt dieser Stiere zwingend notwendig ist, er ist sicher auch nicht wesentlich verdammenswerter als jede andere Form sportlicher Betätigung und Zuchtseletion mit Tieren, die wir hierzulande akzeptabler finden.

Windfried
11.06.2008, 16:36
Hallo! Da hab ich ja mal wieder was losgetreten, aber es sei wie es sei gesprochene und geschriebene Worte kann man nicht wieder einfangen aber egal was aus meinen Worten herausgelesen oder hineininterpretiert werden kann ich stehe dazu und jede/r soll seine Meinung haben diese dann aber auch ehrlich und fest vertreten. Frage am Rande: Würdet Ihr diese Diskussion auch führen wenn ich den letzten satz nicht geschrieben hätte? Gruss Windfried

Berthe
11.06.2008, 18:07
Hi Windfried,

ich hätte vermutlich dann nicht geantwortet, wenn der letzte Satz anders formuliert gewesen wäre ;D

Mich stören ganz einfach Verallgemeinerungen und Vorurteile, bzw. das was wie eines wirkt, weil die Reflektion fehlt. Das ist dann die Ebene, auf der früher Hexen verbrannt wurden, ums mal grob zu sagen: nicht substantiierte Behauptungen, die durch stete Wiederholung nicht wahrer werden.

Die konkrete Tötung eines Stiers erfolgt per gezieltem Stich ins Herz, bricht er nicht nach wenigen Schritten tot zusammen, erfolgt ein Dolchstich ins Genick. Der gesamte Kampf, von Einlaufen in die Arena bis zum Töten des Stiers dauert knappe 20 Minuten, die Tötung selbst, also die letzten 1-2 Minuten des Stierkampfes, ist kurz und ein Torero würde sich massiver Lächerlichkeit und Kritik preisgeben, würde er dies hinausziehen oder den Stier nicht sehr sicher und schnell töten. Wiegesagt unser Wild leidet da schon mal Stunden oder Tage, unsere Fleischrinder wären auch froh, wenn es vom Antransport ins Schlachthaus bis zum Exitus nur 20 Minuten dauern würde.

Im Südosten der ehemaligen UDSSR, vor allem in der Mongolei gibt es beispielsweise eine Tötungsform, bei der die Bauchdecke des Tiers, zumeist Schafe, geöffnet wird und von Hand das Herz gestoppt wird. Das geht so schnell und wird derart sicher durchgeführt, daß die Tiere deutlich nichts davon mitbekommen. Die Religion dieser Nomaden erfordert eine möglichst sanfte und schmerzlose Tötung der zum Essen bestimmten Tiere. Sie haben, genauso wie wir, Schußwaffen und rasiermesserscharfe Klingen, aber es ist diese Tötungsvariante, die sich als besonders effektiv für ein friedliches Ableben erwiesen hat. Barbarisch? Warum? Nur weil die Tötung anders durchgeführt wird als bei uns?

Das ist, was ich meine, wir sind allzu schnell bereit, Urteile über etwas zu fällen, vor allem, weil es unserer Kultur nicht entspricht, ohne darüber nachzudenken, ob unser Urteil richtig oder falsch ist, oder sich in Relation zu anderen Varianten des Gleichen als übertrieben erweist.

Ich habe auch mal 2 Jahre direkt neben einem deutschen Schlachthof gewohnt, mit Blick in den Hinterhof desselben, lange genug jedenfalls um sehr sicher zu sein, daß dies häufig genug keineswegs humaner oder zivilisierter ist, als das Ableben in einer Arena oder per Handgriff eines Nomaden.

Und es ist das, was dein letzter Satz - so wie er geschrieben wurde - unterstellt oder zumindest zu unterstellen scheint. :) Deshalb meine Antwort.

miradea
11.06.2008, 21:03
Ob für den Stier nun schnell oder langsamer Tod... ich bin gegen jegliche Quälerei von Tieren zur Menschlichen Unterhaltung. Deine Ausführungen finde ich aber sehr gut und beruhigen mich wenigstens ein wenig - Danke dir dafür.

Trotzdem: muss das alles sein? Ich finde auch Zuchtausstellungen sind Tierquälerei. Was zum Beispiel sind das für Menschen, die Katzen waschen, pudern, föne, um sie dann 1 Tag lang in kleinen Käfigen von hunderten Menschen anglotzen zu lassen :stupid

Da finde ich eine professionelle Schächtung z.B. tausend mal tierfreundlicher!

vogthahn
11.06.2008, 21:49
Hallo, Berthe!

Danke für Deine Ausführungen! Waren sehr aufschlußreich und hoffentlich denken viele Leute mal darüber nach!

Unsere Gesellschaft ist nicht die "Beste aller möglichen", wie sie immer so gern dargestellt wird. Man kann sich bei anderen Kulturen auch noch die eine oder andere Scheibe abschneiden, wenn man die Augen auf macht und vor allem selbst denkt und nicht alles Eingetrichterte nachbetet.

MfG

Berthe
11.06.2008, 22:08
Hi Miradea,

eigentlich sehe ich keinen echten Unterschied zwischen der Tötung eines Tieres zum Verzehr oder im Rahmen eines Sports oder einer Religion oder zur Verwendung als Kleidung. Für das Tier ist, ganz sachlich betrachtet, das Ergebnis dasselbe.

Es ist auch keineswegs so, als ob dies in der Natur nicht vorkäme. Wer schon mal Katzenjunge mit einer Mutter die Zugang zu Mäusen hat hatte, der kennt das Anschleifen von lebendigen Mäusen, die von den Lütten, obwohl selbst noch Milch trinkend, zu Tode gespielt werden. Um das Jagen einzuüben, sicher, aber so anders als eine Ausübung von Sport oder Religion ist das nicht. Völlig satte Raubtiere töten dennoch, so manches macht sich regelrecht einen Sport daraus, einfach aus der Lust heraus es zu beherrschen bzw. durch einen Blutrausch verursacht.

Die Anlagen, die sich bei uns in solchen ritualisierten Formen des Sports oder der Religion wiederfinden, die gab es bereits, als auch wir noch eher den Tieren zuzurechnen waren.

Und absolut radikal betrachtet, ist auch das Leben deiner Hühner weder wirklich artgerecht, noch natürlich. Sie wurden gezüchtet (also auch selektiert und ausgestellt), es gäbe sie ohne dies nicht. Wirklich artgerecht und natürlich wären Wildhühner im Wald ohne menschlichen Einfluß. Eier gäbe es auch keine und wilde Hühner wären sicher nicht bereit, mit Primaten zu kuscheln.

Wo also ist da eine Grenze zu ziehen, bei der eigenen Einstellung, die man für besser oder zivilisierter als die anderer hält?

Ich für meinen Teil ziehe die Grenze bei echter und unnötiger Qual. Diese hängt für mich auch nicht mit dem Töten (egal aus welchem Grund) zusammen. Aber bei bei lebendigem Leibe ausgelöffelten Affenhirnen, verbrannten Hunden, massengehaltenen Tieren, an Hörnern hochgezogenen Kühen oder aus falscher Tierliebe gequälten Rollstuhlhunden, das halte ich dies in der Tat für zivilisierte Menschen als unangebracht, denn es bringt dem Tier nicht einmal den Ansatz eines Gegennutzens.

Das ist übrigens auch etwas, das gerne vergessen wird. Wir individualisieren gerne. Der einzelne Stier, das einzelne Huhn oder Schaf, das ist was wir sehen und uns bewegt. Die Kampfstiere als Population jedoch profitieren zB von ihrem Gebrauch als Kultursport. Ohne auch extremen Sport gäbe es heute keine Pferde mehr in Westeuropa, wie auch so manche andere Spezies oder Rasse dem Nichtgebrauch zum Opfer fallen würde. Bei den Stieren jedenfalls kann man deutlich sagen, daß sie einen enormen Nutzen aus ihrer Bestimmung ziehen.

Übrigens gibt es auch zur Nutzung von Tieren im Tierreich selbst genügend Beispiele, es ist also keineswegs etwas, das wir Menschen als besondere Perversion hervorgebracht hätten.

Es fällt mir also extrem schwer, solche Dinge in schwarz und weiß zu sehen. :neee:

oliver
11.06.2008, 22:25
Hallo

Für einmal kann ich Berthe nur zustimmen. Wenn man sieht was der Hahnkampf verbot verursacht hat (naturlich war er in europa ziemlich brutal und es ist vollig richtig gewessen in zu verbieten). Wenn man sieht wie die Populationen der Kämpfer ausehen (alt englische, Lütishcer, brüger, tirlemonder kämpfer und die combatant du nord). Diese haben auch nur überlebt durch die austellung. Die meiner meinung eigentlich an sich keine Tierqwälerei sind. Sie solten jedoch nicht der mittelpunkt sein, die zucht solte vor allem auf leistung und vitalität basiert sei. Schönheit durch leistung ist mein motto. Die selektion ist auch kein Tierqualerei. In der natur ist sie auch verhanden (schwächliche tier, Anders farbige tiere werden im generellen schneller durch raubtiere gefangen). Zudem hat das töten dieser Tiere ja auch den nutzen uns als nahrungs mittel zu dienen.

Die herens rinder in der schweiz gibt es auch nur wegen Kühkämpfen. In der türkei sind die Hahnen kämpfe noch gestatet aber in einer anderen form als es in europa wahr, die züchter behandeln ihr ihre tiere auch mit liebe.

Bei tötten des Tieres muss für mich nur eine rolle spiele das tier solte nicht lieden, manche methoden scheinen schmerzhafter zu sein als sie wirklich sind. Nicht alles ist wie es scheint (das trieft auch auf anderer bereiche zu).

PS: Hochleistungsmilchkuhe haben übrigens selten probleme beim kalben, die haben eher probleme nach dem kalben (ZB milchfieber wen die Tiere währent der trocken periode falch gefüttert würden)

Oliver

Philipp G.
11.06.2008, 23:09
@ Berthe

:resp :resp :resp :resp

Ich finde zu Stiekampf etc. sollte man nur etwas sagen wenn amn ihn selber schon gesehen hat und nicht nur von "der schlimmen tierquälerei" gehöhrt hat.

lg Philipp

Berthe
12.06.2008, 10:03
Hi Philipp,

es sollte nicht der Eindruck entstehen, daß ich den Stierkampf mag. Ich hoffe das kommt auch rüber.

Ich war damals bei einem Gestütsbesuch quasi darübergestolpert, der Züchter bildete sowohl Pferde für die Arena aus und züchtete auch Kampfstiere. Er hat mir, ziemlich geduldig, erklärt und gezeigt, was mit dem Stierkampf zusammenhängt, wie er stattfindet, was für ein Leben die Tiere vorher haben, was mit ihnen je nach Eignung geschieht usw.. Es gehörten auch Besuche von Kämpfen dazu, seine besten Stiere sieht er sich selbst in der Arena an.

Es sind ja nicht nur der Stierkampf und die Kampffstiere, auch bestimmte Pferderassen und Reitweisen gäbe es nicht mehr, gäbe es den Stierkampf nicht mehr. Da hängt viel ganz eng miteinander zusammen.

Das sieht in Frankreich nicht anders aus, wobei sich dort eine völlig andere Art an Rindern und Pferden/Reitweisen durch die andere Form des Stierkampfes herausgebildet hat, obwohl räumlich nah beieinander liegend.

Genau das aber ist der Punkt, den jene übersehen, die behaupten, all dies würde auch ohne den Stierkampf überleben. Werden die Notwendigkeiten geändert, ändern sich zwangsläufig auch die Rassen und der Umgang mit ihnen. Die französischen Stiere sind wesentlich leichter zu handhaben, denn sie müssen wirtschaftlich sein, sie sehen anders aus, wirken anders auf den Betrachter, haben ein anderes Verhalten, sind weitaus domestizierter. Sie haben zwar die selben Vorfahren wie die spanischen Kampfstiere, aber nur ein paar Jahrhunderte einer anderen Nutzungsart (heute würde das keine Jahrhunderte sondern höchstens Jahre brauchen) und stellen nun eine andere Rasse dar.

Gerade wenn man sich mal ansieht, wie wenige Bullen heutzutage in ganz Europa für Nachwuchs bei den Rindern sorgen und warum dies so ist, dann ist schon sehr deutlich, daß es mit dem Kampfstier ganz schnell abwärts ginge ohne den Stierkampf.

Socrates
12.06.2008, 11:02
Berthe ,danke so gut haette ich es nicht erklaeren koennen.
Anschauen muss ich ihn mir nicht aber wer darueber reden will sollte sich einen ansehen und die haltung der tiere die dahinter steht,das ecosistem das dank ihnen erhalten wird.Zb hat eine kleinherde mit 6 Stieren fuer die Arena hat minimum 5-7 Hectar. Die Tiere muessen fit sein und brauchen bewegung. Welches nutztier hat das?
Ein hoher preis den der Stier in der Arena bezahlt? Vieleicht .
Sprich sollte etwas mehr als nur die normalen vorurteile pflegen.
Uebrigens werden sowohl in Portugal als auch in Frankreich der Stier nicht in der Arena getoetet sondern gleich wenn er durch die Tuer raus ist ,ob das besser ist vermag ich nicht zu entscheiden.
Wenns reencarnation gibt dann moechte ich als stierkampfkuh geboren werden, weis kein tier den es besser geht.
gruesse aus Spanien

Flöckchen
18.06.2008, 14:18
Hallo, zurück zum thema,
wenn ein huhn erlöst werden muß dann gehe ich zu meinem tierarzt und lass es einschläfern !

Es gab einmal in 5 Jahren hühnerhaltung da hätte ich mir gewünscht das neben an jemand wohnt der es schnell machen könnte. Da flog ein huhn gegen die stallmauer und dabei riß vermutlich die Halsschlagader . Es verblutete , zwar ging es schnell aber das gezappele war nicht so schön. Ich hielt es fest und es starb ich meinen Händen . Ich konnte es nur beruhigen und zusprechen , mehr nicht. So schnell hätte ich auch nichts gefunden mit dem ich das Tierchen erlösen gekonnt hätte .

Aber das war der einzigste vorfall, sonst genügte die Zeit zum Tierarzt zu fahren oder er kommt hierher !

( Das ein Tier beim Schächten nix spürt kann ich mir nicht vorstellen )

LG Micha

Berthe
18.06.2008, 16:39
Hi,



Das ein Tier beim Schächten nix spürt kann ich mir nicht vorstellen

Ist aber so, ich habe bisher kein korrekt geschächtetes Tier erlebt, das beim Schnitt gezuckt hätte, das Messer ist derart scharf, bis der Schmerz ankommt, ist es bereits tot. Es ist bei wirklich strenggläubigen Juden sogar so, daß deutliche Schmerzreaktionen das Tier "treif", also ungenießbar machen.

Da ich auch mal 2 Jahre lang mit Blick auf die Rampe eines Schlachthofes gewohnt habe, kann ich den nachfolgenden Bericht von Dr. Haupt nur als Lektüre empfehlen:

http://209.85.135.104/search?q=cache:gVN3F85ikBsJ:www.emma.de/mein_praktikum_im_schlachthof_1_06.html+christiane +m.+haupt+emma&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de&client=firefox-a

Jedes Tier, das aus dem Zwang oder Willen heraus, ein möglichst humanes Ende zu erleben, ob nun religiös oder ethisch verursacht, anders als so wie dort beschrieben getötet wird, dürfte ein Hundertfaches bis Tausendfaches weniger an Qualen erleiden.

Selten macht sich jemand bewußt, was die westliche Schlachtung wirklich für die Tiere bedeutet oder die idiotische Abschaffung der Hausschlachtung. Daß sie elektrisch oder per Schußapparat betäubt werden, bevor die Kehle durchschnitten wird (sie sterben letztlich eben auch am Ausbluten!), das hat auf die Gesamtquälerei keinen Einfluß.

Dagegen ist, wie ich schon versuchte zu erklären, selbst der 20-minütige selbstbewußte und zielgerichtete Kampf des Stieres in der Arena irrelevant.

Flöckchen
18.06.2008, 22:03
Also,
man spürt das man schwächer wird bis das ganze blut drausen ist. einem wird kalt, der Körper wird gelähmt ....

Dann hat ein tier ein anderes befinden wenn es verblutet Ahja ....

Es kann sich meistens ja nicht wehren da es angebunden oder Festgehalten wird ! Naja , wenn es dir gefällt kann ich auch nichts machen aber warum ist das Schächten dann verboten worden ???

LG Micha

Berthe
18.06.2008, 22:24
Hi Flöckchen,

zuerst einmal reden wir hier nicht von einem langsamen Verbluten, dem Gehirn wird sehr schlagartig Sauerstoff und Blut entzogen. Vom Schnitt bis zum Tod sind es bei einem klassischen Schächten nur sehr, sehr wenige Sekunden.

Warum das Schächten bei uns verboten ist?

Tja, das wirst du wahrscheinlich nicht gerne hören, ich hatte es bereits angedeutet in einem früheren Post.

Adolf Hitler, wahrscheinlich jedoch ist das Ganze auf dem Mist von Josef Goebbels gewachsen, instrumentalisierte die damals entstehende deutsche Tierschutzbewegung, um das Schächten als (weitere) Unmenschlichkeit zu brandmarken, die von unwerten Untermenschen wie Juden und Moslems im Rahmen ihrer teuflischen Rituale begangen wurden. Denn neben dieser unsäglichen Quälerei zerstückelten sie in diesen Ritualen ja auch deutsche Babies und vergewaltigten blonde deutsche Frauen...

Ich hoffe, du hast den Sarkasmus gerade wahrgenommen. Tatsächlich wurde es der deutschen Bevölkerung EXAKT so wie oben beschrieben verkauft, diese Lüge hielt sich, ebenso wie die Ächtung jüdischer und muslimischer Schlachtmethoden und es hielt sich das Schächtungsverbot in den Gesetzen, wie so manches Nazigesetz auch nach Kriegsende.

Übrigens ist das Schächten nur den Nichtjuden verboten, orthodoxe Juden in Deutschland dürfen sehr wohl schächten. In Frankreich ist es beispielsweise erlaubt, dort habe ich auch mehrfach zugesehen.

Fakt ist, daß das Schächten gegenüber den normalen vorindustriellen Schlachtmethoden einen bedeutenden Fortschritt der tierschonenden Schlachtung darstellte und ich bis heute gegenüber der westlichen Methoden keine größere, sondern vielmehr immer noch eine weit geringere Qual sehe.

Hast du den Bericht des Links gelesen?

Bei einem ordnungsgemäßen Schächten muß das Tier absolut makellos sein, es darf keine Narben und Verletzungen haben, schon garnicht, wie bei uns üblich, mit Schlägen gezwungen und bereits gebrochenen, amputierten oder angefressenen Körperteilen zur Schlachtung kommen. Ich habe sowohl ordnungsgemäßes jüdisches, wie auch muslimisches Schächten gesehen, welch ein horrender Unterschied dagegen das normale tägliche Geschehen in unseren angeblich so humanen Schlachtereien! Da reichts bereits nur das mitzuerleben, was zwischen dem Öffnen der LKW-Rampe und dem Hineintreiben in den Tötungsraum passiert.

Flöckchen
18.06.2008, 23:11
Hallo,
das ist alles nicht schön , das Schächten wie das übliche Schlachten ! Es müßte jeder selber machen um zu überleben , dann gäbe es sehr wenige die noch viel fleisch essen würden !

Aber trotzdem , einem Lebewesen einfach den Hals durch schneiden und zu sehn dabei ist genauso ecklich wie anschließend durch das blut zu gehn was ja zum ritual gehört ... Ich finde es nicht schön im eigenen blut zu liegen und zu merken so das wars jetzt und alle schaun dabei zu und jubeln vieleicht noch !

Aber das ist meine meinung und wenn du eine andere hast ist das gut so , Lg Micha

Windfried
18.06.2008, 23:16
hallo! ich hab das Thema religiöses und rituelles töten in einem Satz angestossen es war im Rückblick vieleicht falsch weil es eigentlich nicht in diesesThema passte, Berthe und andere haben es mit vielen Worten positiv zu erklären versucht, ich schweige hier lieber 1. um das Grundthema nicht noch weiter zu verwässern und 2. um nicht nochmal eine Grundlagendiskussion anzuzetteln welche Landsmannschaften ihre Tiere am besten um die Ecke bringen, meine Meinung hab ich schon dargelegt und das Grundthema ist lange genug für randthemen missbraucht worden. Gruss Windfried

Berthe
19.06.2008, 01:07
Hi Micha,


ecklich wie anschließend durch das blut zu gehn was ja zum ritual gehört ... Ich finde es nicht schön im eigenen blut zu liegen und zu merken so das wars jetzt und alle schaun dabei zu und jubeln vieleicht noch !

Häh?

Niemand geht in einem Ritual anschließend durch das Blut, ich habe noch keinen beim Schlachten (egal welchem Schlachten) jubeln sehen und wenn das Tier liegt, ist es - beim Schächten - bereits tot bzw. besinnungslos.

Und ein weiterer Kommentar nur zur Schlachtpraxis - beim Schächten werden beide Halsarterien UND beide Halsvenen, sowie Kehlkopf und Luftröhre in einem einzigen schnellen Schnitt durchtrennt und danach offen gehalten (letzteres ist wichtig um Schmerz durch den Schnitt auszuschließen und das Ausbluten zu beschleunigen). Das Ausbluten erfolgt binnen kürzester Zeit, lange davor ist bereits die Besinnungslosigkeit erreicht, denn das Hirn wird sofort nach dem Schnitt nicht mehr versorgt. Es ist die Pflicht der Schächter, das komplette Ausbluten abzuwarten, bevor das Tier weiter untersucht und ausgenommen wird.

Beim konventionellen Schlachten, wie es in unseren Schlachthöfen geschieht, sind durchschnittlich 10-15% der Schweine, Schafe und Rinder (bis zu 30% der Kälber) NICHT betäubt, wenn ihnen regelmäßig meist nur eine (!) Halsarterie durchtrennt wird, was bedeutet, daß das Hirn weiter mit Sauerstoff und Blut versorgt bleibt, kopfüber hängend (geschächtet wird dagegen im streßfreien Stehen), und unmittelbar danach mit dem Zerlegen begonnen wird. Dies wiegesagt in vielen Fällen am noch lebenden, blutenden und vor allem wachen Tier.

Beim Schächten mit seiner Pflicht alle Hauptadern, Luftröhre wie auch Kehlkopf zu durchschneiden wurden durchschnittliche Zeiten für das Sterben nach dem Schnitt zwischen 2 und 30 Sekunden (je nach Spezies/Alter unterschiedlich) festgestellt, wobei die Besinnungslosigkeit weit schneller eintritt, beim konventionellen Schlachten mit Anstechen meist nur einer Arterie können bis zu 90 Sekunden, in Einzelfällen bis zu 5 Minuten vergehen.

Bei 10-30% an Tieren die dabei bei vollem Bewußtsein sind, bereits an einem Fuß aufgehängt und schon lange abgehäutet (dafür werden keine 90 Sekunden gebraucht), sind das - bei durchschnittlich 300 Schlachtvorgängen pro Stunde in einem normalen Schlachthof - eine Menge Tiere, die da bei Bewußtsein lebendig verarbeitet werden.

Ich habe hingegen noch keinen korrekt arbeitenden orthodoxen Shochet erlebt, der mehr als 5-6 Tiere pro Stunde zu schlachten und zu beschauen imstande war.

@Windfried: Prinzipiell trifft o.A. auch auf Hühner und Masthähnchen zu, teilweise sogar noch in weit größerem Maße.

Allgemein halte ich die Abkehr von kleinen lokalen Schlachthöfen und den Hausschlachtungen mit für das Schlimmste, was unseren Schlachttieren passieren konnte.

Und eine Kleinigkeit ist sicher für jeden interessant zu wissen:

Verantwortlich für das Problem ist uA auch Brüssel. Seit 2001 (BSE-Verordnung) ist es innerhalb der EU verboten, nach dem Bolzenschuß den Rückenmarksstab zu verwenden.

Dieser stellte zu 100% sicher, daß unmittelbar nach der Betäubung auch der Gehirntod eintrat, da er die Nervenverbindung zum Gehirn unterbrach. Dies sicherte den tatsächlichen Tod der Tiere ab, bevor sie überhaupt zum Ausbluten und Zerlegen aufgehängt wurden. Da je nach Spezies bis zu 30% Versagensquote bei der Betäubung vorhanden ist, werden diese Tiere seit 2001 in unseren ach so humanen Schlachthöfen bei vollem Bewußtsein gestochen, abgehäutet und zerteilt.

In diesem Zusammenhang erscheint mir das Verurteilen des Schächtens schon als der Gipfel der Scheinheiligkeit, damit meine ich nicht dich, sondern jene, die genau um diese Vorgänge wissen und dennoch meinen, solche Vorurteile nähren zu müssen.

Thomas.O
19.06.2008, 10:48
Hallo

Zum Thema Schächten eine kurze Geschichte.

Ich gehörte auch zu denen die vorurteile hatten wenn es ums Schächten ging.

2007 hatte mein TürkischerMuslimischer
Kollege und Gartennachbar sich von irgend woher 30 Hühner zum Schlachten““ geholt, ich fragte ihn wann er es machen wollte, und er sagte das morgen sein Schwiegervater komme in dieses tun wollte.
Ah ha habe ich mir gedacht und meine Hilfe angeboten diese wurde dankend abgelehnt, ha ich wusste es doch.
Ich nicht dumm war natürlich am darauf folgen Tag auch bei mir im Garten(½ Urlaub genommen) um mir das Gemetzel an zu schauen.

Dann kam er der Schlächter, ich habe mich ihm kurz vorgestellt und gefragt ob ich ihm helfen kann (Kollege war arbeiten), ja es wäre nett wenn ich ihm die Hühner aus dem Stall holen würde und ihm ein wenig zur Hand gehen könne da sein Schwiegersohn noch nicht da war.

Nach dem Er sich dann Gewaschen und alles sorgsam vorbereitet hat(Messer vom Feinsten) habe ich ihm das erste Huhn aus dem Stall geholt (das total nervös und am flattern war) und übergeben, er nahm es auf dem Arm streichelte und beruhigte es in kürzester zeit. Er legte das Huhn auf der zum schächten vorgesehen stelle und bat mich das Huhn vorsichtig festzuhalten, er hat es dann so gemacht wie von Berte ausführlich beschrieben


Original von Berthe
Und ein weiterer Kommentar nur zur Schlachtpraxis - beim Schächten werden beide Halsarterien UND beide Halsvenen, sowie Kehlkopf und Luftröhre in einem einzigen schnellen Schnitt durchtrennt und danach offen gehalten (letzteres ist wichtig um Schmerz durch den Schnitt auszuschließen und das Ausbluten zu beschleunigen). Das Ausbluten erfolgt binnen kürzester Zeit, lange davor ist bereits die Besinnungslosigkeit erreicht, denn das Hirn wird sofort nach dem Schnitt nicht mehr versorgt. Es ist die Pflicht der Schächter, das komplette Ausbluten abzuwarten, bevor das Tier weiter untersucht und ausgenommen wird.


Und alles noch mit einem Gebet und einem Respekt dem Huhn gegen über den ich bei noch keinem Deutschen gesehen habe.(ich hatte ein richtig schlechtes gewissen für meine vorurteile, und ich glaube der Mann hat es gemerkt)
Das Huhn blieb die ganze ruhig und es ging ruck zuck.

Nach dem 3-4 Huhn kam dann der Rest der Familie, und hatten wo sie mich gesehen haben die Panik in den Augen(weil sie wussten wie ich über das Schächten dachte, und das ich nicht meinen Mund halten kann ), mein Kollege kam sofort zu uns, sagte danke für die Hilfe und das er jetzt weiter helfen wolle, ha aber sein Schwiegervater meinte er solle den Frauen zur hand gehen , weil er mit mir sehr zufrieden ist(ich war schon ein wenig stolz).

Einen Tag später sagte mir dann seine Tochter(beste Freundin meiner Frau) das ihr Vater mich (ungläubigen)für das Opferfest(Schlachtfest) im Dezember eingeladen hat. Ich habe angenommen und habe es mir angeschaut, aber das wäre jetzt eine andere Geschichte, nur soviel, ich esse jetzt viel lieber ein stück Rindfleisch das von einem Muslimen geschlachtet worden ist als eins das von einer Massenschlachtung kommt, weil beim Schächten geht es nicht um den Genus des Fleisches sondern sie danken Gott und dem Tier das sie was zu essen haben.

Gruß
Thomas

schnitthepper
19.06.2008, 14:34
Thomas, ich bin beeindruckt von Deiner Schilderung! Auch Berthe hat das Thema Schächten so behandelt, daß ich -ebenfalls von Vorurteilen behaftet- jetzt eine ganz andere Meinung habe. Da würde ich auch lieber ein Stück Fleisch von einem geschächteten Tier essen wollen als aus der Massenschlachtung.

Die Abschaffung der Hausschlachtung ist von Tierschutz her nicht zu verstehen.

Es war also positiv -meine Meinung- , daß windfried das Thema in diese Richtung gebracht hat.

annike
19.06.2008, 21:47
Danke Thomas, für deine Geschichte

@Berthe, ich bin so traurig nach deinem Bericht. Ich kann das nicht mit Worten fassen. Was ich nicht verstehe, sind das denn Roboter, die da schlachten oder sind Menschen dazu imstande den Tieren das Fell bei lebendigen Leibe vom Leib zu ziehen. Wie hält man das aus? Geht der abends nach Hause zu seiner Familie und sagt "Schatz brat mir mal ein Schnitzel" Wie abgestumpft und gleichgültig
muss man sein um nicht durchzudrehen?

Annike

vogthahn
19.06.2008, 22:14
alles eine Frage der Konditionierung....
wo Tiere als Ware, Dinge oder Geldverdienmaschinen betrachtet werden, bleibt mit der Zeit alle Skrupel auf der Strecke

der Mensch hat ja schließlich auch den "göttlichen" Auftrag, sich alles Untertan zu machen , und den erfüllt er mit aller Kraft

Berthe
19.06.2008, 23:22
Hi Annike,


Was ich nicht verstehe, sind das denn Roboter, die da schlachten oder sind Menschen dazu imstande den Tieren das Fell bei lebendigen Leibe vom Leib zu ziehen. Wie hält man das aus?

Diese Menschen wollen leben, essen, arbeiten, und wenn sie dazu so einen Job machen müssen, dann machen sie ihn. Was sollen sie sonst tun? Natürlich stumpfen sie ab, diese Art von Umgang mit Leben kann nur abstumpfen.

Der Mann einer Freundin, selbst Schlachter, hat nach seiner Lehrzeit im Schlachthof ganz bewußt eine Metzgerei gesucht, die selbst und in kleinem Rahmen schlachtet. Er meinte, auf Dauer könne er die Massenschlachtungen einfach nicht aushalten. Aber er hatte lediglich Glück, er wurde genommen, aus hunderten von anderen Bewerbern.


ich bin so traurig nach deinem Bericht.

Den richtig starken Tobak habe ich hier noch garnicht gebracht. Es ist der Grund warum ich, obwohl ich sehr sehr gerne Fleisch esse und prinzipiell kein Problem damit habe, daß dazu ein Tier sterben muß, ausschließlich Tiere esse, von denen ich weiß, daß sie einfach, schnell und gut gestorben sind. Das hat zur Folge, daß ich eher selten Fleisch esse.

Entweder ich bestelle beim Schächten mit, wenn ich den lokalen Schächter kenne, deshalb auch mein umfangreiches Wissen darum, wie dies vor sich geht und daß diese Tiere, sofern das Schächten korrekt ausgeführt wird, schnell und mit Respekt getötet werden. Oder ich beteilige mich bei der Aufzucht und Mast eines Hammels oder Rinds und stelle sicher, daß dieses in unmittelbarer Nähe bei einem kleinen Schlachtbetrieb geschlachtet wird. Und früher in Frankreich waren wir stets mehrere, die bei einem befreundeten Rennbahntrainer Hammel und Kälber auf dessen Weiden bis zur Schlachtreife hielten und dann gabs eine Hausschlachtung direkt dort vor Ort. Oft war das dann auch ein Shochet, der es machte. So konnte ich jedenfalls sicher sein, daß das Steak auf meinem Teller nicht im Tod gequält wurde. Und wenn ich Fleisch kaufe, dann neuseeländisches Lamm und Rindfleisch, dort hats den weltweit höchsten Standard bei der korrekten Betäubung von Schlachttieren.

Und es ist ein Grund, warum ich vorhabe, wieder einen Großteil meines Fleischkonsums aus eigenen kleinen, auf dem Hof schlachtbaren Tieren zu bestreiten.

Was den starken Tobak betrifft:

Es gibt einen offiziellen Film der EU, ein Lehr- und Propagandafilm sozusagen, der in einem Musterbetrieb von Schlachthaus, ich glaube in Österreich (wobei es so überall in Großbetrieben zugeht), gedreht wurde. Der Film lief u.A. bei Monitor.

Darin ist zu sehen, wie ein Stier per Bolzenschuß "betäubt" wird, er wird an einem Bein aufgehangen und zum Stechen transportiert. Lange bevor er dort ist, wacht der ungenügend betäubte Stier wieder auf, er wird einseitig gestochen und muht brüllend auf. Da wird ihm bereits die Haut runtergeholt und der Zerteiler schlitzt ihm den Bauch auf, der Stier brüllt und windet sich. Der Zerteiler säubert mit einem Wasserstrahl den Boden und der Stier, aufgeschlitzt und bereits teilweise ausgeweidet reckt sich nach dem Wasserstrahl um zu saufen. Dem Zerteiler scheint das alles nicht aufzufallen, er arbeitet weiter als wäre nichts.

DAS ist eine wirklich harte Nummer anzusehen! Da kommt dir schon das Steak weder hoch.

Dieser Stier quält sich unendliche 4-5 Minuten in einer herzzerreissenden Weise, nicht im Ansatz vergleichbar mit einem geschächteten Tier oder zB dem Stier in der Arena, das ist um ein Tausend-, um ein Hunderttausendfaches schlimmer als alles andere. Und es passiert täglich millionenfach in Großschlachthöfen in der ganzen EU genauso und nicht anders. Es ist auch der Grund, warum ich - als überzeugter Fleischesser und Tierfreund - ziemlich rot sehe, wenn manche ohne nachzudenken, weils sie es nicht wissen oder weil sie es nicht wissen wollen, bestimmte Tötungs-/Schlachtvarianten verdammen, aber gleichzeitig meinen, bei uns würden Schlachttiere besser behandelt. Das Gegenteil ist der Fall.

Ich bekomme immer die Krise, wenn fleischessende Tierschützer den Muslimen das Schächten verbieten wollen, aber bis heute zu weiten Teilen nicht realisieren, daß ihre treudeutsch geschlachteten Tiere weit schlimmer leiden. Bei 15-30% Betäubungsfehlern sind das Unmassen an erbärmlich zu Tode gebrachten Tieren jeden Tag! Dabei muß es auch post-BSE eine Möglichkeit geben, sicherzustellen, daß ein Tier gehirntot, zumindest aber tatsächlich irreversibel betäubt ist, bevor es aufgehängt wird. Offenbar interessiert es aber keinen, diese Methode zu finden.

Und um das noch mal klarzumachen: beim Schächten werden alle vier großen Adern im Hals gleichzeitig und ohne Zerren gekappt, das heißt der Kopf blutet binnen Sekunden aus, es gibt einen sofortigen Blutdruckabfall im Gehirn, die Ohnmacht geht dem Tod voraus, der selbst sehr schnell daherkommt.

In konventionellen europäischen Schlachthöfen wird eine Hauptarterie, im Hals oder im Brustraum angestochen, dieses Anstechen bewirkt eine Zerrung des Gewebes, in vielen Fällen schließt sich diese Verletzung und das Tier wird über die andere Schlagader aber auch das Venenblut weiterversorgt und verblutet sehr langsam. Ist es ungenügend betäubt, dann bekommt es das alles von A bis Z mit, aber selbst, wenn die Betäubung zuerst erfolgreich war, so entsteht durch dieses langsame Ausbluten eine viel zu lange Zeitspanne, viele Tiere - und hier besonders zB Geflügel und Kälber - wachen aus der Betäubung wieder auf bevor sie tot sind! Zu diesem Zeitpunkt aber fehlt ihnen bereits Fell und Gefieder, meist auch bereits das Gedärm, auf jeden Fall sind sie bereits aufgeschnitten, die Füße abgetrennt.

Und sowas soll zivilisierter und tiergerechter sein, als Schächten? Oder auch der Stierkampf mit seinem nur wenige Sekunden dauernden Tod und bei einem sich frei im Kampf bewegen dürfenden Stier?

Für mich war damals der Film jedenfalls ein ebensolches Aha-Erlebnis, wie der von Volker Arzt über die Kühe, die nach Afrika verschifft werden. :(

Sonnenkuss
20.06.2008, 09:15
Ich verurteile nicht das Schächten an sich, aber wenn ich sehe, dass in Istanbul bei einer "Boutique-Eröffnung" ein völlig entkräfteter Hammel mit zusammengebundenen Beinen vor dem Eingang liegt, nach Luft hechelnd und vor Durst die Zunge heraushängend. Und darauf wartet, dass die Herren im Armani-Anzug und die Damen im Black-Tie ihren Prosecco ausgetrunken haben um dann zum guten Gelingen der Geschäfte den Hammel-Kopf abgeschnitten zu kriegen, dann komm ich ins Grübeln und Überlegen ob Schächten und natürlich auch Schlachten in diesem Kontext wirklich was mit Glaube und Ehrfurcht vor der Kreatur zu tun hat.

Muss nicht sein. Wie so vieles eigentlich nicht sein müsste.

Berthe
20.06.2008, 09:31
Hi Sonnenkuss,

sinnlose Auswüchse der Tiernutzung gibts immer und überall, nur hat der Opferhammel einiger Armanianzüge in etwa so viel mit normalem Schächten zu tun, wie der Pitbullkampf im Hinterzimmer eines Nachtclubs der Reeperbahn mit der Begleithundeprüfung.

nadine1204
04.10.2008, 22:50
Ich habe mir gerade diesen Thread durchgelesen und sehe es anders, das Schächten.
Und da bin ich dann doch froh, das mein Arbeitskollege meine überzähligen Hähne bekommt, auf die er sich immer freut. Er meint es geht kurz und schmerzlos.

Berthe, danke fürs Augenöffnen.

Hmm, Hausschlachtungen sind verboten? Nun ja, ich weiß jetzt nicht, aber mein Nachbar, der hält Schweine und soviel ich gehört habe, schlachtet er die selber und dann kommt der Metzger und zerlegt es.
Das habe ich gesehen, als ich mit meinem Hund daher ging, die Garage war kurz offen und da lag das Schwein.

Albinomaus
05.10.2008, 00:26
Also zunächst mal danke Berthe, hast mir einige Mühe erspart, kann Deine Auslegungen über das Schächten zu 100% bestätigen und muss jetzt daher dazu nichts mehr Schreiben.

Unsere "überschüssigen" Hähne werden alle geschächtet und um mal eine Brücke zum ursprünglichen Thema "muss man denn schlachten?" zu schlagen: 1. Ich muss es nicht machen, weil das wie schon von Berthe erklärt, der professionelle Schächter übernimmt. 2. Ich wüsste nicht was ich sonst mit denen machen sollte, da bei einem (derzeitigen) Verhältnis von 10 Hähnen zu 8 Hennen die Hennen doch sehr leid tun :(
Wenn man seine Hühner auch mal brüten lässt (und meine sind extrem brutwillig), dann sind da eben zu mind. 50 % Hähne dabei und das ist einfach zu viel.

Markus 1
05.10.2008, 09:05
Hallo

Ich kann bei meinen Hühnern,Tauben und Enten alles schlachten auch wenn es mir manchmal schwer fällt.
Wer Geflügel hält,sollte es auch schlachten und verwerten.Unsere Haushuhnrassen wurden ja schließlich auf Eier und Fleischproduktion gezüchtet und nach diesen Kriterien hin selektiert.

MfG Markus 1

schnitthepper
02.11.2008, 19:29
Ich muß den Thread mal kurz nach oben schubsen.

Heute abend habe ich mich mit Tränen von meinen vier zweieinhalbjährigen Hybriden verabschiedet. Morgen muß ich sie noch einfangen und zum Schlachten bringen. Es fällt mir unendlich schwer. Sie legen kaum noch und haben sicher Probleme mit dem Legedarm. Am Mittwoch bekomme ich junge Hennen.

Wem fällt der Abschied genau so schwer?

dr.huehners
02.11.2008, 19:41
MIR!!!!
Aber warum musst du dich denn verabschieden? Meine Hybriden sind bis zu fünfeinhalb Jahre alt geworden. Natürlich haben die im dritte Jahr aufgehört zu legen, aber daraus kann man nicht automatisch auf Legenot schließen.... Die sind halt so gezüchtet worden. Über das Problem der Legenot wurde hier im Forum schon reichlich geschrieben (u.a. Pinguinhaltung...). Auch die kann man überstehen!!!
Warum lässt du die Süßen denn dann morgen ohne Not schlachten, wenn es kein akkutes Problem gibt und du sie wohl offensichtlich sehr lieb hast???
Denk doch noch mal drüber nach :please :please :please
Matthias

Drachenreiter
02.11.2008, 23:14
Original von schnitthepper
Ich muß den Thread mal kurz nach oben schubsen.

Heute abend habe ich mich mit Tränen von meinen vier zweieinhalbjährigen Hybriden verabschiedet. Morgen muß ich sie noch einfangen und zum Schlachten bringen. Es fällt mir unendlich schwer. Sie legen kaum noch und haben sicher Probleme mit dem Legedarm. Am Mittwoch bekomme ich junge Hennen.

Wem fällt der Abschied genau so schwer?


Hi,

und dann kommen die nächsten Hybriden und es geht wieder von vorne an.

Überleg dir mal, ob es nicht Sinn machen würde eine Rasse anzuschaffen (Italiener, Sulmtaler - beide aus Triesdorf) oder aber andere Rassen, die länger legen und auch älter werden wie Hybriden.
Meine beiden Italienerhennen haben heuer das 3 Jahr gelegt.

Gruß
DR