Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zahme Bartzwerge?
butterkeks
01.10.2024, 08:47
(Ich hoffe die Kategorie passt, ansonsten gerne verschieben, danke!)
Hallo Hühner Community,
Ich habe vielleicht eine etwas blöde Frage, zumindest ist es mir peinlich sie zu stellen. Es geht um meine Bartzwerge. Ich habe mir im Juli 4 Antwerpener Bartzwerge (Junghennen) in meine Hühnergruppe geholt. Nach 3 Wochen Quarantäne habe ich sie mit den „großen“ Hühner vergesellschaftet. Das lief auch relativ gut. Sie haben sich ziemlich schnell in die Gruppe integriert und laufen seit ein paar Woche schön mit den anderen im Auslauf.
Nun zum eigentlichen „Problem“ – Ich habe das Gefühlt sie werden nicht so richtig zahm. Natürlich sind sie zahmer als die großen Hühner und man kann sie etwas leichter fangen (meistens), aber irgendwie sind sie nie so zahm wie in den Rasseportraits oder bei anderen Besitzern die ich auf Social Media sehe. Ich habe vorher so viel recherchiert und was so begeistert das es so zahme „Kuschelhühner“ gibt, die sich einfach gern bei ihren Bezugspersonen aufhalten wollen, wenn man sich genug mit ihnen beschäftigt.
Ich kann sie zwar fangen und streicheln, aber bis auf eine, scheint es keine der Damen so richtig zu genießen und selbst die braucht immer erst einige Minuten und dann auch nicht immer. Wenn ich ins Gehege komme, rennen sie mir auch freudig entgegen, genau wie die Großen, das wars dann aber auch. Wenn ich mich hinhocke oder mich in den Auslauf setze gehen sie irgendwann weg. Während meine großen Hühner immer mal bei mir vorbei schauen. Wenn ich sie hochnehmen oder nur berühren will weichen aus / rennen weg. Da ich nur halbtags arbeite verbinde ich auch wirklich viel Zeit mit meinen Hühnern, deswegen wundert mich es so, das sie gefühlt irgendwie nicht sehr viel zahmer geworden sind, als ich sie geholt habe. Gerade in der Quarantänezeit, habe ich sehr viel Zeit mit ihnen verbracht.
Auf der anderen Seite mausern sie, seit ich sie habe und werden jetzt glaube erst fertig mit ihrem Erwachsenen-Gefieder. Ich wollte sie deswegen auch nicht zu häufig hoch nehmen, weil das sicher auch unangenehm für sie ist. Dann hab ich aber auch gelesen „je jünger sie sind, desto besser kann man sie an Streichleinheiten gewöhnen“.
Ich komme mir wirklich dumm vor. Egal was ich mache, es fühlt sich falsch an. Als wäre ich die einzige Person, bei denen die Bartzwerge nicht zahm werden (ist ein bisschen überdramatisch, entschuldigt ich bin etwas frustriert). Wenn ich online andere Halter/Halterinnen von den Antwerpenern sehe, werde ich schon etwas wehmütig, weil immer geschwärmt wird wie unnormal zahm, neugierig, kuschelbedürftig und unkompliziert sie sind. Deswegen habe ich sie mir ja eigentlich auch geholt..
Nun zu meinen Fragen:
Gibt es noch Hoffnung?
Bin ich einfach zu ungeduldig und es dauert einfach noch bis sie zahmer werden?
Seht ihr Anhaltspunkte was ich falsch mache? Habt ihr Tipps?
Vielen Dank schon mal!
cliffififfi
01.10.2024, 09:29
Hallihallo
Ich habe seit zwei Jahren zwei Antwerpener Bartzwerghennen.
Die eine habe ich auf einer Ausstellung gekauft und dann die zweite vom Züchter dazugeholt.
Beide waren innerhalb kurzer Zeit zahm und nun sammel ich sie abends oft im Auslauf ein, weil sie noch als letzte draußen unterwegs sind. Sie sind auch sehr gesprächig.
Allerdings habe ich sie nie eingefangen zum kuscheln, sondern habe sie auf mich zukommen lassen.
Wahrscheinlich gibt es aber auch bei den Bartzwerglein Linien, die vielleicht nicht so zahm sind?
Bohus-Dal
01.10.2024, 09:44
Ich hatte einmal einen Bartzwerg. Das war das einzige Huhn in all den Jahren, das sogar mir (und das will was heißen, ich habe sehr zahme Hühner) zu zahm war, sie war regelrecht aufdringlich.
Alle Hühner wollen eben nicht kuscheln, das kann man nicht erzwingen. Wenn Du sie gegen ihren Willen fängst und festhältst, wollen sie immer weniger zu Dir kommen. In der Mauser wollen manche gar nicht angefaßt werden. Wenn sie legen, werden sie oft zahmer, auch weil sie dann verfressener sind. Hab Geduld und laß sie zu Dir kommen. Setz Dich z.B. auf den Boden, und wenn sie Leckerli haben wollen, müssen sie auf Deine Beine klettern. Wer nicht will, wird in Ruhe gelassen. Nicht den Moment ausnutzen, wo sie sich was trauen, um sie dann zu greifen!! Solche "Fallen" nehmen einem Tiere sehr übel und werden immer mißtrauischer. Stattdessen langsam an Berührung gewöhnen, erst nur beiläufig kurz ein bißchen, während sie auf Deinem Schoß fressen, dann kann man später mal anfangen, vorsichtig die Hände um sie zu legen, noch ohne sie hochzuheben. Wenn sie darauf nicht mehr reagieren kann man ganz viel später anfangen, sie mal eine halbe Sekunde hochzuheben. Abstellen und belohnen. Es gibt auch Hühner, die trotz allen Trainings Panik kriegen, wenn man sie festhält. Das muß man dann auch akzeptieren. Man kann ihnen auch beibringen, auf den Arm zu fliegen, und sie da kuscheln, ohne sie festzuhalten. Dann können sie selber entscheiden, ob sie kommen wollen und wann sie wieder runterwollen.
Stell Dir vor, Du rennst vor jemandem weg, der Dir nicht ganz geheuer ist. Der fängt Dich dann immer gegen deinen Willen und hält Dich fest. Könntest Du Vertrauen zu ihm aufbauen? Also ich finde schon die Idee "fangen und streicheln" völlig falsch, woher sollen sie wissen, daß Du sie nicht fressen willst, wenn Du Dich wie ein Raubtier verhältst?
Hühner können super zahm werden, und manche wollen auch wirklich kuscheln, ich finde, das muß einem auch nicht peinlich sein, das zu wollen oder schön zu finden. Hab einfach Geduld und versuchs weiter, ohne Zwang wird das schon.
Krawatte
01.10.2024, 09:59
... aber irgendwie sind sie nie so zahm wie in den Rasseportraits oder bei anderen Besitzern die ich auf Social Media sehe. Ich habe vorher so viel recherchiert und was so begeistert das es so zahme „Kuschelhühner“ gibt, die sich einfach gern bei ihren Bezugspersonen aufhalten wollen, wenn man sich genug mit ihnen beschäftigt.
Du wirst hier sicherlich eine Menge Tipps bekommen und mit der Zeit wird das schon. Ich möchte dich aber nur allgemein darauf hinweisen, dass der Grad der Zahmheit immer von den Bedingungen vor Ort und deinem eigenen Einsatz abhängt, und zwar völlig rasseunabhängig. Die Vorstellung, Antwerpener Bartzwerge seien in Sachen "Zahmheit" besser geeignet als die meisten anderen Rassen oder Kreuzungstiere, ist irrig.
cairdean
01.10.2024, 10:30
Ich kann mich Bohus-Dal nur anschließen. Niemals, wirklich niemals, darfst Du sie fangen und gehen ihren Willen festhalten. Nie eine räumliche Nähe ausnutzen, um sie zu schnappen. Hühner, auch Bartzwerge, sind Beutetiere und haben eine angeborene Furcht vor dem Gegriffen werden.
Je nach genetischer Ausstattung ist die mehr oder weniger ausgeprägt. Man kann diese Furcht aber durch falsches Verhalten auch bei dem von Natur aus vertrauensseligstem Tier aktivieren. Genauso kann man das Vertrauen aber auch (zurück) gewinnen.
Meine Erfahrungen sind ganz anders als die von Krawatte. Es gibt ganz unterschiedliche Veranlagungen zu Zahmheit. Manche Hühner sind vertrauensselig und von Natur aus am Menschen interessiert. Andere sind desinteressiert und wieder andere von sich aus scheu. Mit ganz viel Geduld und einem Vorgehen wie von Bohus-Dal beschrieben bekommt man zwar die meisten soweit, dass sie es zulassen angefasst zu werden. Aber ob sie wirklich gern gestreichelt werden und die Nähe des Menschen suchen ist ganz individuell. Diese Naturzahmheit kann man durch gezielte Zucht festigen (da bin ich gerade bei meinen eigenen Nachzuchten bei, ist aber noch ein längerer Weg). Genauso kann sie durch entsprechende Zucht auch verschwinden. Wie waren denn die Eltern Deiner Hennen?
Krawatte
01.10.2024, 10:39
Meine Erfahrungen sind ganz anders als die von Krawatte. Es gibt ganz unterschiedliche Veranlagungen zu Zahmheit. Manche Hühner sind vertrauensselig und von Natur aus am Menschen interessiert. Andere sind desinteressiert und wieder andere von sich aus scheu.
Meine Aussage war, die Rasse spielt keine Rolle!
Deine beschriebenen individuellen Veranlagungen treten bei jeder Rasse und Kreuzung auf oder eben nicht.
Ich habe zwei einjährige Mixhennen aus einem gefundenen Wildnest, die bei einer sehr ruhigen und zutraulichen Glucke aufgewachsen sind. Es sind Mixe aus Friesenhuhn und Buschhuhn, beides eher scheue und lebhafte Rassen. Beide sind als Küken mit ihren Geschwistern morgens in den Auslauf gebracht und abends wieder reingeholt worden. Die Kinder haben viel bei ihnen gesessen und Gefüttert. Die eine, Biene, ist ganz wie die Eltern. Sehr zurückhaltend, fast scheu und sie mag auf keinen Fall angefasst werden. Die Schwester, Hummel, fliegt einem morgens immer auf die Schulter oder den Kopf und quatscht einem ein Kotelett ans Ohr. Sie möchte auf die Wiese gebracht werden und mag es, wenn man Kehllappen, Brust oder unterm Schnabel streichelt. Beide gleiche Gene, aber ganz unterschiedlich. Ausser immer Leckerchen parat haben und, wie schon geschrieben, nichts erzwingen, kann ich nichts sagen. Es ist wirklich sehr individuell.
Ich hatte vor ganz vielen Jahren mal gelbe Italiener von einem Forianer erbrütet und 1,2 behalten. Der Hahn war ein ruhiger Vertreter, die eine Henne normal und die zweite flog einem auf Kommando auf den Arm oder die Schulter. Angefangen hat sie von alleine. Eigentlich sind Italiener eher scheu, meine jetzigen sind auch rassetypisch. Ich habe sie schon zwei Jahre, sie sind nicht mehr panisch, aber scheu.
Wenn sie schon gerne zu dir kommen, ist es doch toll. Aber warum sollen sie bleiben, wenn es nichts leckeres gibt? Aus ihrer Sicht lohnt es sich nicht. Du kennst nur Bilder und Videos aus dem Internet. Wieviel davon geschönt ist, weisst du auch nicht. Vielleicht werden die Hühner auch mit Leckerlis bestochen?
Probiere es doch mal aus...
cairdean
01.10.2024, 10:57
Das sehe ich tatsächlich anders. Und mit der Formulierung klingt es so, als wäre die Veranlagung rein individuell und gar nicht rassebezogen.
Es gibt aber Rassen, bei denen auf Zahmheit selektiert wurde (wohl die Bartzwerge, hab ich selber nicht) oder wo die Veranlagung zu Zahmheit sehr viel weiter verbreitet ist als bei anderen Rassen (viele Kampfhuhnrassen). Aber klar, auch innerhalb dieser Rassen kann es weniger zahme Individuen geben. Und Du hast völlig recht, dass es immer auch auf die Gegebenheiten vor Ort ankommt.
Alpenhuehnchen
01.10.2024, 11:21
Meiner Erfahrung nach ist Verhalten sehr wohl genetisch prädisponiert. Nicht nur bei Hühnern. Aber um bei den Hühnern zu bleiben, aus ein und demselben Schlupf mit unterschiedlichen Rassen, entwickeln sich bei mir Kletten, aber auch scheue Hühner. Auffällig ist, dass das jeweilige Verhalten (scheu, neutral bis Nähe suchend) tatsächlich zwischen den Rassen klar abgegrenzt ist.
Wenn deine Bartzwerge allerdings in ihren ersten Lebensmonaten kaum Kontakt zum Menschen hatten oder evtl sogar schlechte Erfahrungen gesammelt haben, brauchen sie vermutlich mehr Zeit um zahm zu werden, als solche die bei dir schlüpfen und vom ersten Tag an betüddelt werden. Die Zeit solltest du ihnen geben. Bei meiner Thai Henne hat es fast ein halbes Jahr gedauert.
Meine Aussage war, die Rasse spielt keine Rolle!
Das stimmt eben nicht. Es gibt Rassetendenzen, die den Bias des Verhaltens eben in die eine oder andere Richtung verschieben.
Z.B. deutlich sieht man das bei der "Zahmheit" bei den Legehybriden. Die werden extra so gezüchtet, ruhiger, zahmer zu sein und weniger zur Panik zu neigen, damit nicht 3000 Hennen sich gegenseitig tottrampeln, wenn man was im Stall machen muss. Besitzer, die diese retten, berichten regelmässig von sehr zahmen und anhänglichen Tieren. Das hat nix mit Dankbarkeit für die Rettung zu tun, auch wenn manche das so glauben. Sondern es ist die spezielle Genetik der Hybriden.
Und wenn Zucht nicht in der Lage wäre, das Verhalten zu ändern, wären die ganzen Kämpferrassen ja obsolet..
butterkeks
01.10.2024, 13:02
Ich hatte einmal einen Bartzwerg. Das war das einzige Huhn in all den Jahren, das sogar mir (und das will was heißen, ich habe sehr zahme Hühner) zu zahm war, sie war regelrecht aufdringlich.
Alle Hühner wollen eben nicht kuscheln, das kann man nicht erzwingen. Wenn Du sie gegen ihren Willen fängst und festhältst, wollen sie immer weniger zu Dir kommen. In der Mauser wollen manche gar nicht angefaßt werden. Wenn sie legen, werden sie oft zahmer, auch weil sie dann verfressener sind. Hab Geduld und laß sie zu Dir kommen. Setz Dich z.B. auf den Boden, und wenn sie Leckerli haben wollen, müssen sie auf Deine Beine klettern. Wer nicht will, wird in Ruhe gelassen. Nicht den Moment ausnutzen, wo sie sich was trauen, um sie dann zu greifen!! Solche "Fallen" nehmen einem Tiere sehr übel und werden immer mißtrauischer. Stattdessen langsam an Berührung gewöhnen, erst nur beiläufig kurz ein bißchen, während sie auf Deinem Schoß fressen, dann kann man später mal anfangen, vorsichtig die Hände um sie zu legen, noch ohne sie hochzuheben. Wenn sie darauf nicht mehr reagieren kann man ganz viel später anfangen, sie mal eine halbe Sekunde hochzuheben. Abstellen und belohnen. Es gibt auch Hühner, die trotz allen Trainings Panik kriegen, wenn man sie festhält. Das muß man dann auch akzeptieren. Man kann ihnen auch beibringen, auf den Arm zu fliegen, und sie da kuscheln, ohne sie festzuhalten. Dann können sie selber entscheiden, ob sie kommen wollen und wann sie wieder runterwollen.
Stell Dir vor, Du rennst vor jemandem weg, der Dir nicht ganz geheuer ist. Der fängt Dich dann immer gegen deinen Willen und hält Dich fest. Könntest Du Vertrauen zu ihm aufbauen? Also ich finde schon die Idee "fangen und streicheln" völlig falsch, woher sollen sie wissen, daß Du sie nicht fressen willst, wenn Du Dich wie ein Raubtier verhältst?
Hühner können super zahm werden, und manche wollen auch wirklich kuscheln, ich finde, das muß einem auch nicht peinlich sein, das zu wollen oder schön zu finden. Hab einfach Geduld und versuchs weiter, ohne Zwang wird das schon.
Schon mal vielen Dank für eure Antworten. Jetzt weiß ich wenigstens wo ich ansetzen muss.
Ich hab schon ein bisschen vermutet, dass es nicht gut ist, wenn ich sie immer mal nehme. Ich hab mich ehrlich gesagt manchmal auch ein bisschen gesträubt (gerade wegen der Mauser) und weil ich ja auch gespürt habe, das sie das nicht gut finden (außer die eine Henne). Ich bin aber auch oft zu zaghaft und dachte, das mich vielleicht einfach anstelle.
Der Tipp mit dem fangen/streicheln kam direkt vom Züchter als wir die Hühner geholt haben. Er hat sinngemäß gesagt, „einfach immer mal fangen und streicheln, dann wird das schon, das sie zahm werden.“ Und ich dachte halt ok, er wird das wissen, er hat mehrere Jahre Erfahrung und uns auch gezeigt, wie zahm die Tiere bei ihm sind. Daran hab ich halt irgendwie festgehalten, weil er das halt genauso gesagt hat. Außerdem sind die Hühner auch nach dem Streicheln in meiner Nähe geblieben, deswegen dachte ich vielleicht ist es doch ok und sie nehmen mir das nicht übel. Ich hätte wohl lieber auf mein Gefühl hören sollen..
Bei meinen großen Hühnern hab ich das auch so gemacht, wie du das beschreibst und auch bei den Zwergen bin ich während der Quarantäne so vorgegangen. Ich hab sie auf meine Beine gelockt oder hab meine Händen einfach mal am Boden bewegt, die Hühner mal gestreift so das sie sehen „Hand = keine Gefahr“. Das hat auch teilweise gut geklappt. Aber auch das war schon so eher verhalten. Jetzt funktioniert gar nicht mehr davon, aber ich verstehe jetzt auch warum.
Seitdem sie bei den anderen Hühnern sind, ist es aber auch schwierig sich mit ihnen zu beschäftigen. Wenn man irgendwas in Richtung „Leckerli“ machen will, keine Chance, dann kommen sofort die alten Hühner. Und auch sonst hängen mir Großen oft mal am Rockzipfel. Die Zwerge laufen zwar mittlerweile angstfrei auch mal unter denen durch, aber schon wegen dem Größenunterschied ziehen sie oft trotzdem den Kürzeren. Ich hab jetzt schon überlegt die Großen immer mal für eine kurze Zeit in einen abgetrennten Bereich zu stecken, damit ich mal wieder richtig mit den Bartzwergen allein beschäftigen kann. Weil so wie es jetzt ist, kann das nicht funktionieren.
Ich kann mich Bohus-Dal nur anschließen. Niemals, wirklich niemals, darfst Du sie fangen und gehen ihren Willen festhalten. Nie eine räumliche Nähe ausnutzen, um sie zu schnappen. Hühner, auch Bartzwerge, sind Beutetiere und haben eine angeborene Furcht vor dem Gegriffen werden.
Je nach genetischer Ausstattung ist die mehr oder weniger ausgeprägt. Man kann diese Furcht aber durch falsches Verhalten auch bei dem von Natur aus vertrauensseligstem Tier aktivieren. Genauso kann man das Vertrauen aber auch (zurück) gewinnen.
Meine Erfahrungen sind ganz anders als die von Krawatte. Es gibt ganz unterschiedliche Veranlagungen zu Zahmheit. Manche Hühner sind vertrauensselig und von Natur aus am Menschen interessiert. Andere sind desinteressiert und wieder andere von sich aus scheu. Mit ganz viel Geduld und einem Vorgehen wie von Bohus-Dal beschrieben bekommt man zwar die meisten soweit, dass sie es zulassen angefasst zu werden. Aber ob sie wirklich gern gestreichelt werden und die Nähe des Menschen suchen ist ganz individuell. Diese Naturzahmheit kann man durch gezielte Zucht festigen (da bin ich gerade bei meinen eigenen Nachzuchten bei, ist aber noch ein längerer Weg). Genauso kann sie durch entsprechende Zucht auch verschwinden. Wie waren denn die Eltern Deiner Hennen?
Ich habe mehrere Farbschläge (wachtelfarbig, Isabell-Porzellan und Gold-Porzellan) und habe ich nicht alle Elterntiere gesehen. Nur die wachtelfarbigen und die waren schon zutraulich, sofern ich das beurteilen kann. Ich habe zwar auch ältere Tiere der anderen Farbschläge gesehen, aber welche davon die Elterntiere waren, keine Ahnung.
Also unsere letzte Bartzwergin ist inzwischen 2 Jahre alt und wurde mit der Zeit immer zahmer. Inzwischen ist sie wirklich penetrant und möchte Bitteschön im Haus ihr Ei legen :laugh
Meine Erfahrung ist, dass sie mit jedem glucksen und natürlich mit dem brüten wieder viel zahmer wurde. Als sie die 4 Eierchen ausbrüten durfte, haben wir sie täglich vom Nest geholt und ihr Futter hingestellt, vielleicht war das ein Grund. Wir haben sie nie zu irgendwas gezwungen, nie wirklich gestreichelt, trotzdem rennt sie uns auf schritt und tritt hinterher und erzählt uns Storys, ist das einzige Huhn was ohne jede Probleme jederzeit hochgenommen werden kann und auch gelegentlich inzwischen zum streicheln für ein Nachbarskind herhalten muss…
Lass deinen Tieren Zeit, warte ab und das wird schon.
Und wenn Du sie anfassen willst/darfst niemals mit der Hand von oben kommen. Das mögen selbst meine zahmsten Hennen nicht. Von oben kommen Feinde z.B. aus der Luft. Das "wissen" schon 1 Tag alte Kunstbrutküken, die noch nie einen Feind gesehen haben.
Von vorne und von unten, langsam die Hand näher an sie ran bewegen. Dann mal vorsichtig und leicht an den Brustfedern, am Hals anfassen/streicheln.
Und viel Zeit lassen dabei. Dann klappt es schon - zumindest bei Hennen die Streicheln mögen. Die anderen nehmen es zu Kenntnis und weichen nach hinten aus. Aber sie haben dann trotzdem keine Angst vor Dir.
Wilde Hummel
01.10.2024, 22:02
Seitdem sie bei den anderen Hühnern sind, ist es aber auch schwierig sich mit ihnen zu beschäftigen. Wenn man irgendwas in Richtung „Leckerli“ machen will, keine Chance, dann kommen sofort die alten Hühner. Und auch sonst hängen mir Großen oft mal am Rockzipfel. Die Zwerge laufen zwar mittlerweile angstfrei auch mal unter denen durch, aber schon wegen dem Größenunterschied ziehen sie oft trotzdem den Kürzeren. Ich hab jetzt schon überlegt die Großen immer mal für eine kurze Zeit in einen abgetrennten Bereich zu stecken, damit ich mal wieder richtig mit den Bartzwergen allein beschäftigen kann. Weil so wie es jetzt ist, kann das nicht funktionieren.
Das ist meiner Erfahrung nach ein sehr wichtiger Punkt. Wenn die Kleinen zu dir kommen um dir z.B. aus der Hand zu fressen, und sie werden von den Großen direkt danach dafür gehauen, lernen sie, dass es negative Konsequenzen hat, dir nahe zu kommen und etwas von dir zu nehmen, und bekommen Angst, das zu tun. Deswegen ist es eine gute Idee, zwei trennbare Bereiche im Gehege zu schaffen, so dass die Kleinen separiert werden können. Ich mache das auch, um mich mit den Kleinen in Ruhe beschäftigen zu können, ohne dass diese von den Alttieren von meinem Schoß verjagt werden, der ein begehrter Bereich ist, der von den Ranghohen verteidigt wird.
Die Separation klappt bei mir am besten, indem ich ein paar Körner in den Bereich werfe, in den die ranghohen Hühner gehen soll, denn diese stürmen als erstes dort hin, und die rangniederen Jungtiere bleiben vorsichtig zurück. Dann kann ich schnell die Verbindungsklappe schließen.
Eine andere Möglichkeit ist es, den Jungtieren beizubringen, auf einen Tisch zu fliegen, wo du unbehelligt von den ranghöheren Alttieren Kontakt zu ihnen aufnehmen kannst. Du kannst dann in die Hocke gehen, so dass du auf Augenhöhe mit ihnen bist, dann haben sie weniger Angst vor dir. Du kannst sie von dort auch auf deinen Arm oder deine Hand steigen lassen.
Übrigens ist dein Wunsch, dass die Tiere Vertrauen zu dir haben und sich von dir anfassen und hochheben lassen, auch für die Tiere gut, weil du sie dann viel besser untersuchen (z.B. Fußballen) und behandeln kannst (z.B. gegen Federlinge). Man bekommt so auch viel schneller mit, wenn mit ihnen etwas fehlt. Auch deswegen sollte dir dein Wunsch nicht peinlich sein.
Ich habe mehrere Farbschläge (wachtelfarbig, Isabell-Porzellan und Gold-Porzellan) und habe ich nicht alle Elterntiere gesehen. Nur die wachtelfarbigen und die waren schon zutraulich, sofern ich das beurteilen kann. Ich habe zwar auch ältere Tiere der anderen Farbschläge gesehen, aber welche davon die Elterntiere waren, keine Ahnung.
Es kommt durchaus vor, dass verschiedene Farbschläge einer Rasse deutlich unterschiedliche Zähmbarkeitstendenzen haben, weil verschiedene Farbschläge öfter aus komplett unterschiedlichen Ausgangsrassen erzüchtet wurden und sich daher genetisch erheblich unterscheiden können.
Weiter viel Glück und Geduld beim Beziehungsaufbau zu deinen Zwergen! Nach dem Gefangenwerden brauchen sie vermutlich etwas Zeit, um glauben zu können, dass du das nicht wieder machst. Also nicht verzagen.
Wichtig ist auch, immer schon in einem guten Moment aufzuhören, in dem das Huhn sich mit dir und der hergestellten Nähe noch wohl gefühlt hat, und nicht immer noch einen Schritt weiterzugehen und nicht erst dann aufzuhören, nachdem das Huhn wieder erschreckt weggesprungen ist.
Das mit dem „auf den Tisch springen“ hat auch bei uns die kleine Bartzwergin gelernt und weiß dass sie ihren Anteil bekommt. Wirklich separiert haben wir sie nie. Aber wenn wir z.B. sauber machen und sie erzählt uns mal wieder die Story vom ganzen Tag, dann fällt halt mal ein extra Körnchen aus der Tasche oder eben wenn sie auf Tisch oder Stuhl hüpft gibt’s was… Da müssen wir schon bremsen, sonst ist sie wirklich penetrant… Da sie bei uns rangniedrig ist aber ausgezeichnet fliegt, sitzt sie auf einer Stange wo ihr keiner folgen kann, wenn wir dann noch im dunklen vor der Arbeit kurz sauber machen, bekommt sie ein extra Frühstück, da sie an den Rinnen in der Früh nicht mitfrisst, sie fliegt runter sobald die Tür nach draußen aufgeht und entgeht damit dem Gezanke in der Voliere. Liebe geht durch den Magen, aber immer in Maßen, nicht in Massen, sind ja Winzlinge…
Bohus-Dal
02.10.2024, 07:19
Der Tipp mit dem fangen/streicheln kam direkt vom Züchter
Evt. hauptsächlich ein sprachliches Mißverständnis. Zahme Hühner einfach zu nehmen ist ja kein Problem. Wenn seine so zahm sind und er mit "fangen" "hochnehmen" meint, hat er ja recht. Meine Hühner haben den Schnabel zu mir, wenn ich sie nehme. Von hinten-oben zu kommen macht ihnen Angst. Ich habe die Hände seitlich von ihnen und halte meist ein bißchen inne mit der ausgesprochenen oder unausgesprochenen Frage "darf ich?". Das kennen sie, so überrumpele ich sie nicht und gebe ihnen die Chance, auszuweichen, falls sie gerade nicht wollen.
Manche bieten auch ein Ritual an, so läßt sich mein Althahn nicht so gerne vom Boden nehmen, aber ich kann ihn bitten, auf einen großen Stein zu hüpfen, von dem aus ich ihn dann greifen darf. Oder wenn ich mit ausgestreckten Beinen sitze, klettert er auf meine Füße/Schienbeine, von wo aus ich ihn dann auf den Schoß umsetzen darf. Auf Arm oder Schulter fliegt er mir nur selten und wenn dann immer von hinten/wenn ich den Blick abwende, es wäre wohl unhöflich, mir "ins Gesicht" zu fliegen, er will mich ja nicht provozieren und vermeidet das daher.
Ich hätte wohl lieber auf mein Gefühl hören sollen...
Es ist oft gut, aufs Bauchgefühl zu hören, wenn es um die Hühner geht :jaaaa:
Seitdem sie bei den anderen Hühnern sind, ist es aber auch schwierig sich mit ihnen zu beschäftigen...
Auch ein wichtiger Hinweis, dann trauen sie sich z.T. auch deswegen nicht, weil sie hinterher Ärger kriegen. Der Tip mit dem Tisch ist gut. Wenn Du ihnen beibringst, von da auf Deinen Arm zu kommen, werden sie bestimmt auch irgendwann direkt auf den Arm geflogen kommen.
Krawatte
02.10.2024, 10:36
Meine Aussage war, die Rasse spielt keine Rolle!
zfranky, ich gebe zu, solch eine absolute Aussage an sich ist immer bedenklich. Sie müsste eigentlich im jeweiligen Kontext zumindest ausführlicher erläutert werden.
[QUOTE=zfranky;2221706]Das stimmt eben nicht. Es gibt Rassetendenzen, die den Bias des Verhaltens eben in die eine oder andere Richtung verschieben.
Und wenn Zucht nicht in der Lage wäre, das Verhalten zu ändern, wären die ganzen Kämpferrassen ja obsolet..
Auch diesen Aussagen stimme ich natürlich zu, sind sie doch ziemlich selbstverständlich.
Aber, ausgehend vom Ansinnen der TE: Meinst du denn, Antwerpener Bartzwerge sind besser zur "Zahmheit" geeignet sind als die anderen 0-8-15-Rassen und deren Kreuzungen, die hier im Forum zu bestimmt 95% gehalten werden, und die Exemplare der Kämpferrassen sind es weniger? (Ich gehe allerdings davon aus, dass dein Kämpferbeispiel und das der Hybriden nur auf grundsätzliche unterschiedliche Dispositionen hinweisen soll).
Ich glaube weiterhin, die TE wird ihr Ziel erreichen oder halt nicht, es würde ihr allerdings ebenso mit z. B. Zwergbarneveldern ergehen, obwohl diese im "Netz" nicht in dieser Hinsicht angepriesen werden...
:prost Dann kommen wir ja zusammen.
butterkeks
02.10.2024, 19:39
Und wenn Du sie anfassen willst/darfst niemals mit der Hand von oben kommen. Das mögen selbst meine zahmsten Hennen nicht. Von oben kommen Feinde z.B. aus der Luft. Das "wissen" schon 1 Tag alte Kunstbrutküken, die noch nie einen Feind gesehen haben.
Aus dem Grund fasse ich auch immer von unten. Ich glaube, wenn ich von oben greifen würde, wären die schon weg, so schnell kann ich gar nicht schauen.
Eine andere Möglichkeit ist es, den Jungtieren beizubringen, auf einen Tisch zu fliegen, wo du unbehelligt von den ranghöheren Alttieren Kontakt zu ihnen aufnehmen kannst. Du kannst dann in die Hocke gehen, so dass du auf Augenhöhe mit ihnen bist, dann haben sie weniger Angst vor dir. Du kannst sie von dort auch auf deinen Arm oder deine Hand steigen lassen.
Übrigens ist dein Wunsch, dass die Tiere Vertrauen zu dir haben und sich von dir anfassen und hochheben lassen, auch für die Tiere gut, weil du sie dann viel besser untersuchen (z.B. Fußballen) und behandeln kannst (z.B. gegen Federlinge). Man bekommt so auch viel schneller mit, wenn mit ihnen etwas fehlt. Auch deswegen sollte dir dein Wunsch nicht peinlich sein.
Meine großen dicken Hühner sind leider so verfressen, das die auch auf alles drauf springen würden :laugh Ein Tisch reicht da auf keinen Fall, aber wir haben einige Äste (extra für die Zwerge) etwas höher angebracht, da sollten sie nicht drauf kommen.
Für die Gesundheitskontrolle ist mir das auch wichtig. Mir ist die Frage nur peinlich gewesen weil bei anderen immer alles so super unkompliziert aussieht.. und wenn man Artikel/Rasseportaits liest, klingt immer alles danach das man mit den Bartzwergen ja eigentlich gar nichts falsch machen kann, weil so unkompliziert/Anfängerhühner/Familienhühner. Und ich bin dann die Tante die diese ohnehin schon zahmen, unkomplizierten und neugieren Tiere nicht richtig zahm kriegt (übertrieben gesagt).
Weiter viel Glück und Geduld beim Beziehungsaufbau zu deinen Zwergen! Nach dem Gefangenwerden brauchen sie vermutlich etwas Zeit, um glauben zu können, dass du das nicht wieder machst. Also nicht verzagen.
Vielen Dank! :)
Evt. hauptsächlich ein sprachliches Mißverständnis. Zahme Hühner einfach zu nehmen ist ja kein Problem. Wenn seine so zahm sind und er mit "fangen" "hochnehmen" meint, hat er ja recht.
Aber er weiß ja in dem Moment, das meine Hühner gerade noch nicht zahm sind und es ging explizit darum wie sie zahm werden. Natürlich hat ein Züchter auch ein ganz anderes Handling mit seinen Hühnern als ich das als Laie habe, weswegen er das auch so empfiehlt (und ich verstehe das auch), aber dass er das so gesagt hat, hat mich jetzt so eine lange Zeit irritiert und im Endeffekt war es ja auch nicht richtig.
Ich möchte trotzdem nochmal Danke an alle sagen, die mir geantwortet haben :) Das war glaube ich so ein Schubser den ich gebraucht habe. Ich werde mal ein paar Dinge probieren (muss vielleicht etwas umbauen), aber ich habe wieder Hoffnung ;)
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