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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Legehybriden in die Mauser führen



zweithuhn
29.04.2024, 19:46
Soo, ich hatte jetzt ein bisschen Zeit zu recherchieren.

Es gibt tatsächlich so einige Erfahrungsberichte von Eierproduzenten, die ihre Hybriden gezielt haben mausern lassen. Die Verfütterung von Hafer und / oder Kleie in Verbindung mit Reduktion des Tageslichts auf 8 oder weniger Stunden lösen dann gezielt die Mauser aus. Wasser, Aminosäuren und Vitamine sind weiter zur Verfügung zu stellen (na klar).

Was ich mich jetzt noch frage: Meine Rettungshühnchen sind ja in körperlich so mittlerem Zustand. Vielleicht wäre es gut, ihnen vor der eigentlichen Mauser noch ein bisschen Substanz anzufüttern, etwas durch Mastfutter usw.? Oder die Mauser durch andere nährstoffarme, aber stärkereiche Futtermittel wie Kartoffeln o.ä. anzuschieben?
Ich habe ein Putenmastfutter gefunden, das viel Methionin enthält - allerdings weiß ich nicht, ob das für Hühner geeignet ist, und außerdem kann man wohl das Methionin besser durch Bierhefe zuführen.

Meine Überlegung (falls ich mich das so traue und nicht bis Herbst oder Januar warte) wäre so in etwa, die Hühnchen entweder mit Hafer oder einem anderen eher nährstoffarmen Futter und einer Stallverdunkelung in die Mauser zu schicken und sobald diese eingesetzt hat, mit nährstoffreichem Futter, das die Neubildung der Federn unterstützt und die Hühner nicht zu sehr abbauen lässt, weitermache. In den Erfahrungsberichten ist immer von 14 Tagen nährstoffarmem Futter die Rede, und dass man erst nach 4 Wochen wieder das volle Lichtprogramm fährt.
Wenn die Mauser aber eingesetzt hat, könnte man das doch eigentlich abkürzen? Oder habe ich da einen Denkfehler?
Mir geht es darum, dass die Rettungshühnchen jetzt 2 Jahre alt sind und durch das künstliche Lichtprogramm und die Fütterung von Legemehl jede an die 500 Eier gelegt haben. Sie bräuchten schon dringend eine Pause. Die Frage ist nur, ob sie die jetzt bekommen oder erst im Herbst/Winter. Mir täte es ja in der Seele weh, wenn sie jetzt nicht in die Sonne dürften, aber wenn es der Gesundherhaltung dient?

Vielleicht mag mal jemand hier seine Ideen oder Gedanken oder konstruktive Kritik anbringen. Bin für alles offen, es ist nichts entschieden. Es soll nur den Hühnchen besser gehen.

Hier noch einiges an Literatur, PDFs und anderen Angaben, die ich so zusammengesammelt habe. Die Literaturstellen aus dem Poultry Magazin versuche ich noch zu bekommen; die PDFs sind aktuell.

Aminosäuren, insb. Methionin
https://www.lachshuhnzucht-herne.com/2015/10/10/methionin-warum-gerade-diese-aminos%C3%A4ure-so-wichtig-in-der-gefl%C3%BCgelf%C3%BCtterung-ist/


Ein widerwärtiger Artikel zur (nicht tierschutzrelevanten) Mauserinduktion bei "Wirtschaftsgeflügel":
https://landwirtschaft.sachsen.de/download/4244_3.pdf
-> Hinweise zur Fütterung und Lichtgestaltung zur Induktion einer Legepause bei Hybriden


drei englischsprachige Artikel, die ich hoffentlich noch organisieren kann, klingt jedenfalls interessant
1. Zinkinduzierte Mauser
Zinc-induced moulting: production and physiology
World's Poultry Science Journal , Volume 67 , Issue 3 , September 2011 , pp. 497 - 506
DOI: https://doi.org/10.1017/S0043933911000547

2. Induced moulting issues and alternative dietary strategies for the egg industry in the United States
World's Poultry Science Journal , Volume 60 , Issue 2 , June 2004 , pp. 196 - 209
DOI: https://doi.org/10.1079/WPS200313

3. A practical method for induced moulting of caged layers that combines full access to feed and water, dietary thyroactive protein, and short day length
World's Poultry Science Journal , Volume 61 , Issue 4 , December 2005 , pp. 599 - 624
DOI: https://doi.org/10.1079/WPS200573

Erfahrungsberichte induzierte Mauser mit Hafer im Januar in zwei verschiedenen Hühnerherden
https://llh.hessen.de/tier/gefluegel/haltung/induzierte-mauser-ein-erfahrungsbericht/

Tierschutzfachliche Rahmenbedingungen
https://www.ml.niedersachsen.de/download/124702/tierschutzfachliche_Rahmenbedingungen_fuer_die_Dur chfuehrung_einer_kuenstlich_induzierten_Legepause_ Mauser_bei_Legehennen.pdf

Was ich interessant fand:
Die erwachsene Legehenne besitzt von Natur aus die Fähigkeit längere Perioden ohne oder mit nur sehr geringen Nährstoffverfügbarkeiten zurecht zu kommen. Hierzu zählen Migration, Brüten und die natürliche Mauser. Das Bankiva Huhn verliert zum Beispiel ca. 20 % seines Gewichtes beim Brüten. Dabei ist ungefähr die Hälfte auf die Rückbildung des Legeapparats zurückzuführen [3,4]. Bei Legehennen-Hybriden führt ein Gewichtsverlust von über 25 % während der Legepause zu einer vollständigen Rückbildung des Legeapparats. Dabei handelt es sich nicht nur um die Verkleinerung der Zellen, sondern es führt zu einem Zelltod und anschließend deren komplette Erneuerung [4]. Jedoch ist ein Rückgang von über 30 % des Körpergewichts zu vermeiden, da dies die Erholungsperiode bis das Legen wieder einsetzt verlängert. Generelle Empfehlungen zum Gewichtsverlust liegen zwischen 20-30%, um die beste Eischalenqualität und höchste Leistung zu erreichen [3, 4, 7]. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Hungerperioden keinen längerfristigen Schaden bei den Tieren verursachen. Sobald erneut Futter zur Verfügung steht, bilden sich zurückentwickelte Organe, wie der Legeapparat oder der Darm, wieder aus [3]
https://www.fokus-tierwohl.de/de/gefluegel/fachinformationen-jung-und-legehennen/verlaengerung-der-nutzungsdauer-oder-induzierte-legepause

Dort auch eine Anleitung zur Induktion einer Mauser mit Futtervorschlägen

Nina Suppenhuhn
29.04.2024, 20:53
Ohne jetzt alle Links durchstudiert zu haben - jetzt, wo die Tage immer länger werden das Licht künstlich zu verknappen, kommt mir widersinnig vor. Das Vitamin-D durch die Sonne kommt doch auch wieder den Knochen zugute und die Futtersuche draußen trägt auch zum Wohlbefinden/der Gesundheit bei. Ich würde eher den Herbst abwarten und dann Maßnahmen ergreifen, um sie sicher in die verdiente Pause zu schicken. Ich kann hierzu keine Studien und Fachartikel ins Feld führen, würde aber eher mit der Natur und den Jahreszeiten arbeiten als dagegen.

Kükenkind
29.04.2024, 20:55
Ich klinke mich hier mal ein. Eine meiner "Hobbyhybriden" ist inzwischen 1,5 Jahre alt, hat noch nie gemausert und hat dank der Begeisterung des Hahns für sie fast keine intakte Feder mehr :-[ Sie trägt jetzt einen Sattel, aber irgendwann sollte sie ja doch mal neue Federn bekommen.
Ich bin gespannt, welche Tipps und Erfahrungen hier noch kommen, um eine Mauser herbeizuführen/zu begünstigen. Licht- und/oder Futterentzug lässt sich nur schwer umsetzen, das würde ja dann alle treffen, aber die anderen 7 sind fidel und schön.

nero2010
29.04.2024, 21:09
ich hatte immer mal 1-2 Sperberhybriden, nicht gekauft wegen den Eiern sondern weil ich keine andern gesperberten Rassen gefunden habe.
Die beiden haben genauso Legepause gemacht wie die Rassehennen.
Gemausert nicht vollständig aber gute Teilmauser. Forciert habe ich nichts.

Gockelmeisterin
29.04.2024, 22:08
Ich würde einfach abwarten.
Ich hatte anfangs vier LSL (zwei von ihnen leider abgegeben vor ca. einem Jahr:roll:rotwerd leben aber auch immer noch! Stand von vor 3 Monaten) Diese vier Hennen hatte ich am 4. August 22 geholt (16 Monate alt damals). Gleich im ersten Winter/Spätherbst hat eine von den vieren dann gleich komplett gemausert (Mit langer Legepause) . Meine zwei, die ich jetzt noch habe, hatten beide letzten Winter komplett gemausert inklusive 2,5 und 3 Monate Legepause. Die Beide sind immer noch fit, mit jetzt drei Jahren.

Was ich so gelesen und mitbekommen habe, lassen sie oft die erste Mauser aus, aber bei der zweiten mausern dann die meisten schon.

Bist du dir denn ganz sicher, dass sie echt schon 2 Jahre alt waren, als du sie vor kurzem bekommen hast?
Das würde mich nämlich ein bisschen wundern. Vielleicht lieg ich falsch, aber soweit ich weiß, werden die in der kommerziellen Haltung nie so lange behalten.

Ich hab mich da aus eigenem Interesse sehr viel belesen und auch umgehört: Die LSL scheinen ein bisschen "zäher" zu sein, als die Lohmann Braun. Ich denke die meisten werdens schon durchhalten, bis sie dann mausern. Ob heuer, oder nächstes Jahr:)

Den letzten Abschnitt aus dem Text (wo du geschrieben hast "Was ich interessant fand") da kann ich das mit den 25% Gewichtsverlust bei meinen beiden bestätigen. Die "Gockelmeisterin" hatte während der Mauser/Legepause nur noch knapp 1,3 kg gewogen und die "Frau Lila" bisschen über 1,4 kg. Laut Internetseite von Lohmann ist das Normalgewicht bei den LSL nämlich bei 1,79 kg. Aber meine kommen trotzdem nur auf bisschen über 1,6kg, was aber anscheinend auch normal ist, was ich so von anderen gehört und gelesen habe. Meine schauen auch nicht dünn aus und das Brustbein steht nicht hervor.

zweithuhn
30.04.2024, 10:47
Danke für eure Erfahrungsberichte! sil hatte mich gebeten, die Ergebnisse meiner Recherche zusammenzufassen.
Wie gesagt, es ist nichts entschieden, und vom Gefühl her würde ich auch sagen, ich gönne ihnen den Sommer.
Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, könnte man dann mit passender Fütterung eine Mauser unterstützen.

Und ja, die Hühner sind wirklich schon zwei Jahre alt, das hat der Bauer dem Kamerateam gesagt, das beim Ausstallen dabeiwar. Das heißt, die haben schon WIRKLICH viele Eier gelegt und könnten eine Pause gebrauchen.

Allerdings will ich jetzt völlig unabhängig davon, was ich letztlich tue, wissen, wie das alles funktioniert :D

sil
30.04.2024, 16:14
Da ich zur Zeit nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Beteiligung am Hüfo habe, nur ganz kurz meine 5 Cent.
Die Methoden, die für gewerbliche Halter zum Einleiten einer Zwangsmauser sinnvoll sind, haben zum Ziel die Hennen noch ein weiteres Jahr zu nutzen, damit die Kosten insgesamt zu senken. Nach diesem Jahr werden die Hennen auf jeden Fall ausgetauscht, weil das finanzielle Risiko nicht mehr berechenbar, bzw. zu hoch ist.

Mein Ziel ist ein anderes, nämlich die Hennen sich soweit regenerieren zu lassen, daß sie noch einige Jahre weiterleben, ob mit oder ohne für mich berechenbare und finanziell sich rentierende Legeleistung.

Den Weg, den ich dabei einschlage, habe ich ja schon mehrfach beschrieben.Mir geht es darum, die Hennen wegzuführen von der ausschließlichen Aufnahme von Legemehl, das nach meinem Wissen und nach meiner Beobachtung so zusammengestellt ist, daß es einerseits die Legeleistung extrem fördert, und zwar bis an die Grenze des für ein Huhn genetisch leistbaren, und auch alle notwendigen Stoffe enthält, um das Huhn diese Leistung für mindestens ein Jahr durchhalten zu lassen (das allerdings auf Kosten der Körperreserven der Hennen). Andererseits ist es nicht dazu gemacht, ein Huhn über Jahre mit allem, was ein Hühnerkörper braucht, zu versorgen. Und letztendlich spielen wirtschaftliche Aspekte bei der Herstellung eine große Rolle. Es ist ein Kompromiss, um mit minimal gehaltenen Kosten das maximale aus einer Haltungsform herauszuholen, für die das einzelne Huhn ein Wegwerfartikel ist. Alle Versuche, in einer gewerblichen Haltung eine Mauser zu erzwingen, zielen darauf, noch etwas mehr an Leistung aus dem Bestand herauszuholen. Die Mauser ist dazu ein notwendiges Übel, das möglichst wenig Zeit und Kosten benötigen soll.

Wie auch immer, es gibt bestimmt mehr als einen Weg, ausgestallte Hybriden in eine Regenerationsphase zu führen. Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht.

Gockelmeisterin
30.04.2024, 16:59
Allerdings will ich jetzt völlig unabhängig davon, was ich letztlich tue, wissen, wie das alles funktioniert :D

Ich finde das auch alles sehr interessant, weshalb ich diesen Faden weiter mit verfolgen werde:)

Bollenfeld
30.04.2024, 17:53
Gegen die Jahreszeit Frühling arbeiten wollen ist nicht sinnvoll. Warten bis zum Herbst und dann das Hühnerfutter mit Gerste und / oder Hafer strecken ist sinnvoller.

zweithuhn
01.05.2024, 21:40
Der Artikel, der sich mit der Zinkgabe zur Einleitung der Mauser beschäftigt, interessiert mich. Ich werde mal sehen, dass ich die drei Artikel noch bekomme. Leider hatte mir mein Sohn sein Passwort für die Unibibliothek nicht gegeben, weswegen ich dort gestern leider nicht weiter recherchieren konnte... Aber ich bleibe dran.

Meine Hybriden fressen neben Legemehl inzwischen auch viel Gras und fangen sich Regenwürmer. Möglicherweise reguliert sich die Aufnahme von Legemehl auch ein bisschen von selbst. Körner bekommen sie morgens mit den anderen zusammen, aber davon fressen sie bisher noch nicht so viel.