PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neuer Hahn frisst mir erst aus der Hand und greift dann an



Chryssi
06.02.2024, 15:43
Hallo zusammen,

nachdem ich nun seit gut zwei Jahren Hühner halte, habe ich mich nun dazu entschlossen, einen Hahn zu meiner kleinen Herde zu setzen.

Gesagt, getan. Vor zwei Tagen ist ein bayrischer Landzwerg-Hahn zu meiner gemischten Zwerg-Welsumer und -wyandotten Truppe gezogen. Die Zusammenführung von Hahn und Hennen hat von Anfang an super funktioniert und der knapp 1-Jährige hat die Truppe (1 und 2 Jährige) sofort mit seinem Charme überzeugt.

Heute im Gehege kam selbst er zu mir um mir Körner aus der Hand zu fressen, die Hühner haben ihm sofort den Vortritt gelassen. Nachdem die Hand leer war, lief er selbst ein paar Schritte weg um mich im nächsten Moment mit Anlauf anzugreifen und zwar massiv und mehrfach. Ich habe ihn abgewehrt und nachdem er geflohen war, habe ich ganz langsam und ruhig das Gehege verlassen.

So ein Verhalten habe ich noch nicht erlebt, und ich kenne Hühnerhaltung von meiner Familie von früher.

Kann mir hier jemand Tipps geben, wie ich uns die Eingewöhnung erleichtern aber gleichzeitig die "Hackordnung" klären kann? Meine Kinder dürfen eh seit dem Einzug nicht mit ins Gehege, den Trubel möchte ich vermeiden. Aber ich muss und möchte täglich ins Hühnergehege, das muss ich dem Hahn noch klar machen.

Danke und viele Grüße!
Chryssi

Tibi
06.02.2024, 16:14
Also eigentlich frisst der Hahn nicht gleich sondern zeigt seinen Damen das Futter, er nimmt den Vortritt gar nicht. Ich habe manchmal Schwierigkeiten, dass meine überhaupt was abbekommen, weil sie alles den Damen vorlegen. Sie nehmen es mir aus der Hand und legen es dann vor die Damen auf den Boden. Dabei dieses typische Guck, Guck, Guck.

Und das mit dem Angreifen geht gar nicht. Aber natürlich würde ich ihm noch ein paar Tage Zeit geben, von wegen neue Umgebung und so. Aber gut hört sich das schon nicht an. Normalerweise sollte der Respekt von Anbeginn da sein.

Gallo Blanco
06.02.2024, 16:21
Und das mit dem Angreifen geht gar nicht. Aber natürlich würde ich ihm noch ein paar Tage Zeit geben, von wegen neue Umgebung und so.

Sehe ich genauso.
Beobachten, macht der Hahn das wieder und dann noch mehrfach, dann ab nach Sibirien.
Hähne die attackieren, haben bei mir keine Überlebenschance.

LG Stefan

Tibi
06.02.2024, 18:31
Ich weiß ja nicht wo du ihn her hast, aber vielleicht hat er das dort schon gemacht. Soll nicht heißen, dass es nicht sein könnte, dass er das in anderer Umgebung ablegt. (Eher unwahrscheinlich, dass er das ablegt, aber Schlachten kann man immer noch). Du solltest damit rechnen, dass es bleibt und du den Grund nicht findest um es abzustellen. Wenn es einfach nur Dominanz ist, dann darf er in die TK-Abteilung umziehen. Das tut mir wirklich leid für dich. Ich weiß, man freut sich über den schönen Hahn und dann sowas.

Vielleicht ändert er sich ja noch und war bloß überfordert mir der neuen Situation.

Chryssi
06.02.2024, 22:06
Danke euch erst mal für alle Antworten!
Ich werde ihm auf alle Fälle noch Zeit geben, dafür ist er ja erst wenige Tage hier und wahrscheinlich noch gestresst von der neuen Umgebung. Und den Mädels gegenüber benimmt er sich wohl gut, jedenfalls was ich so mitbekommen habe bislang.

Zum direkt aufgeben ist er mir echt zu hübsch und er fraß mir ja auch aus der Hand. Grade dieses Verhalten passt einfach in meinen Kopf nicht zusammen.

Ich gebe uns jetzt mal bis Ostern, Fastenzeit und so 😉

Sollte es sich bis dahin aber nicht gebessert haben, steht für ihn ein letzter Umzug an. Und das neue Zuhause wird rund sein und zwei Griffe haben...

Wolke3
06.02.2024, 22:48
Vielleicht tickt er ähnlich wie unser Napoleon...
Der konnte es überhaupt nicht leiden, wenn wir seinen Mädels Leckerli mit der Hand anboten...
Die mußten auf den Boden geworfen werden und er durfte locken - sonst wurde ordentlich in die Hand gehackt !
Dem hab ich öfters mit dem Topf gedroht...
Dafür hat er den Kampf mit dem Marder verloren, die Hennen haben überlebt....

Bea65
06.02.2024, 23:08
Unser Hahn den wir seit etwas über 1 Jahr haben, frisst mir nicht aus der Hand. Aber, er lockt immer seine Damen, wenn ich mit Futter zum Auslauf komme. Der Hahn ist ausgesprochen fürsorglich seinen Damen gegen über, hält aber immer etwas Distanz zum Menschen. Dieses Distanzverhalten kenne ich auch von dem Hahn, den wir vor Jahrzehnten hatten.
Es war vollkommen problemlos für meine kleinen Kinder, im Auslauf der Hühner zu spielen oder auch mit den Hühnern zu spielen.

Aber der Hahn meiner Mutter, welcher auf einer Streuobstwiese am Dorfrand mit seinen Hennen lebte, griff einmal unseren 3jährigen Sohn an und wanderte deshalb in den Kochtopf. Er wurde durch eine Junghahn aus meinem Garten ersetzt, einem ganz lieben Kerl.

Hähne unterschiedlichster Rassen und Mixe gibt es wie Sand am Meer. Sollte dein aktueller Hahn seine Aggressivität in den nächsten Tagen nicht ablegen, tu ihn in die Suppe. Und schau dich mal auf www.Kleinanzeigen nach Hähnen um.

Gockelmeisterin
07.02.2024, 00:01
Unser Putzi hat mich ganz zu Anfang (in der Phase, als er grad geschlechtsreif wurde) genau ein Mal relativ fest in meinen Daumen gezwickt. Das hat er gemacht, als er grad Nester gezeigt hat und ich direkt neben ihm ein Ei rausholen wollte. Also war ich wohl auch bisschen selber schuld, aber wusste es damals noch nicht besser:rotwerd Grad da hatte ich glücklicherweise ein interessantes Video gesehen, in dem jemand einen daueragressiven Gockel im oberen Rückenbereich zu Boden gedrückt hatte. So dass er dann mit dem Kopf ganz unten war der Gockel und sich nicht mehr bewegen konnte. So hat er ihn ein paar Sekunden gehalten und danach war und blieb er friedlich laut Video.
Also dachte ich mir, mach ich das auch gleich Mal so. Er hat bisschen seltsam geschaut und seitdem ist er absolut friedlich zu mir und zu den Hennen (schon über ein Jahr her jetzt)
Er frisst mir aber nur aus der Hand, um es dann sofort unter überschwänglichen Lockrufen, zwanzig Mal hintereinander fallen zu lassen. Bzw. lässt er es so oft fallen, bis sich eine Henne erbarmt und es frisst. Oft sogar direkt aus seinem Schnabel:laugh (Zumindest die Brummi, seine Lieblingshenne, macht das sehr oft so) So gut wie nie frisst er es selber, wenn er was aus meiner Hand pickt. Und wenn, dann höchstens Mal ein einzelnes Körnchen.
Wenn ich den Auslauf betrete, begrüßt er mich mit einem "gockgackgackgack" und wenn ich wieder rausgehe, verabschiedet er sich mit selbigem Gegackel wieder von mir. Im Stall abends, wenn ich nachschaue das Gleiche;D
Er mag aber nicht gern gestreichelt werden, bleibt aber meistens stehen, wenn ich ihn hoch heben will:laugh
Vor kurzem hat er auf meinem Arm zum krähen angefangen, als ich ihn von einem Ast gehoben hatte, um mich mit ihm auf eine Bank zu setzen. Das hat mich echt überrascht. Streicheln mag er aber nicht so gerne, da geht er dann wo anders hin. (höchstens Mal kurz ein bisschen am Hals unterm Schnabel)
Chryssi, ich würde deinem Gockel auf jeden Fall auch noch eine Chance geben. Vielleicht wird er ja noch. Alt ist er ja auch noch nicht.
Aber wenns nicht geht, dann gehts nicht. Ist dann zwar traurig, aber er schmeckt sicher gut:rotwerd

sil
07.02.2024, 08:25
Es ist schwer, eine Situation zu beurteilen, die man nur durch die Beschreibung eines Betroffenen kennt, aber, ganz ehrlich:
Ich würde da sagen: Einmal ist keinmal, aber zweimal ist einer zuviel.
Beim nächsten eindeutigen, nicht bewußt provozierten Angriff (also nicht nach einer Henne gegriffen z.B.) wäre der Hahn bei mir ein Kandidat für die Küche. In vielen Jahren Hühnerhaltung habe ich überwiegend Hähne kennengelernt, die vielleicht nicht unbedingt gekuschelt werden wollten, dem Menschen gegenüber aber so neutral waren, daß ich immer(!) auch mit Kleinkindern unbesorgt zu den Hühnern gehen konnte. Mit solchen Stinkstiefeln, die meiner Meinung nach fast immer ein Hormonproblem haben - durch "Erziehungsversuche" demnach auch nicht "behandelbar" sind - muß ich mich nicht herumärgern. Zumindest nicht, wenn man weiterhin plant, regelmäßig den Herrschaftsbereich des Hahns zu betreten.

Weißnase
07.02.2024, 10:03
Meine Erfahrugen mit unserem gehbehinderten Cookie, der mich regelmäßig angriff, möchte ich nicht noch einmal mit einem sportlichen Hahn durchmachen. Nächstes Mal würde ich mich auch schneller entscheiden.

Yokojo
07.02.2024, 14:47
Meine Erfahrung ist, einmal Manfighter immer Manfighter, aber es gibt ja genug angenehme Hähne zur Auswahl, wäre sehr schade, wenn die Kinder deshalb nicht zu den Hühnern könnten

Chryssi
08.02.2024, 19:21
Hallo,
Heute durfte ich das Gehege betreten ohne Angriff. Ich habe bewusst darauf verzichtet irgendwen aus der Hand zu füttern um Erich keinen Grund zur Sorge um "seine" Damen zu liefern aber alle anderen Erledigungen liefen wie immer. Sauberkeit, Futter, Wasser und allgemeine Kontrolle müssen nun mal sein.

Er hat keinerlei Anstalten gemacht, sich aggressiv zu zeigen oder mich anzugehen, ich würde fast sagen, er hat mich erst beäugt und dann ignoriert.

Das wäre für mich ein gangbarer Weg, nur müssen wir soweit kommen, dass er es akzeptiert sobald ich eine Henne hoch nehme. Mal seh'n, ich werde weiter berichten ob es noch zu Nachwuchs von ihm kommt oder ob vorher Sibirien ruft.

Lieben Dank erst mal an alle für eure Tipps und Erfahrungen!

Helens huhniversum
08.02.2024, 20:26
Mit hennen hochheben hoffe ich das du es so meinst, dass du wenn möglich und mit Vorzug die hennen nicht direkt vor seinen augen wegschnapst, sondern am besten nicht im Blickwinkel von ihm (im Stall, in ner Ecke).
Wenn sie nebeneinander stehen würde ich versuchen die hennen abzuschirmen und nicht wenn er daneben steht sie direkt zu nehmen.
Egal wie lieb die hähne sind, wenn sie bei hochheben einer henne Missgunst empfinden finde ich es verständlich.
Bei uns müssten wir es leider einmal so machen - Hahn spring mich danach sofort an (ohne krallen und so), denn er wollte das sie losgelassen wird.
Ich bin in die hocke gegangen und habe das huhn ein wenig vor mich gehalten und mit ihm geredet - aus war der Spuk und er beruhigte sich.
Danach war er nie auffällig.

Lisa R.
08.02.2024, 21:25
Der Hahn ist neu und jung und ein Zwerghahn :kicher: - da sind schon öfter mal kleine Napoleons dabei.

Ja er frisst Dir aus der Hand. Das zeugt (nach 2 Tagen) schon von einem großen Selbstbewusstsein. Mit Freundlichkeit und Zutraulichkeit hat das wenig zu tun. Der hat einfach keinen Respekt, den hat er wohl bei den Vorbesitzern nicht gelernt. Er will Dir zeigen, dass er nun der Chef im Ring ist. Das ist für einen Hahn erstmal völlig normal. Du kannst versuchen ihm das abzugewöhnen und ihm gegenseitigen Respekt beizubringen.

Nicht aus der Hand füttern, erstmal auch die Hennen nicht. Wirf ihm zuerst eine Portion Futter vor die Füsse, dann kann er seine Hennen locken und sich profilieren. Das muss er ja jetzt noch - den neuen Hennen zeigen wie toll er ist, wie gut er Futter findet und dass er sie beschützen kann.

Laß ihm Platz zum ausweichen aber zeig ihm deutlich, dass Du ihm nicht aus dem Weg gehst. Geh einfach selbstbewusst dahin, wo auch immer Du hin willst. Beachte ihn nicht, sprich nicht mit ihm. Mach Dein Ding.

Versucht er Dich anzugreifen, jag ihn weg. Am besten funktioniert da ein Strohbesen :kicher:. Er ist ja klein, da kann man ein paar Konfrontationen schon mal riskieren. Wenn er wegläuft, dann verfolge ihn nicht. Du willst, dass er Dir ausweicht, nicht dass er Dich fürchtet (das kann dann nämlich auch wieder Angriffe auslösen).

Zeig ihm, dass es seine Hennen sind und Du ihm da den Posten nicht streitig machen willst. Zeig ihm, dass Du ihn da respektierst, aber dass Du den gleichen Respekt erwartest. Wenn er Dir da vertrauen gelernt hat, kannst Du auch wieder die Hennen betüddeln.

Manchmal klappt das. Eine Fahrt nach Klein-Sibirien ist ja immer noch eine Option.

P.S. Deinen heutigen Beitrag hatte ich übersehen. Das hört sich doch schon vielversprechend an.
Ich drück die Daumen, dass er so bleibt.

Lisa R.
08.02.2024, 21:35
Es ist egal wo man die Henne hoch nimmt. Sobald sie sich lautstark beschwert wird ein guter Hahn zur Hilfe eilen.
Machen meine immer.

Stehen sie daneben und sehen was ich mache, dann bleiben sie trotzdem ruhig. Sie sind nicht handzahm, aber sie vertrauen mir.
Sehen sie die Henne nicht, dann kommen sie sofort gerannt und wenn sie sehen, dass ich die Henne halte, dann stoppen sie ab und man sieht ihnen an: "Ach, falscher Alarm. Ist ja nur "die da". Manche gehen dann sofort wieder weg, andere bleiben in der Nähe und beobachten was ich mache.

Ich hab aber keine Probleme damit größenwahnsinnige oder agressive Hähne der Küche zuzuführen. Ewig mach ich das nicht mit.
Wir die anderen schon sagten, es gibt auch nette Hähne.

Chryssi
18.03.2024, 09:56
Hallo,
Ich wollte mal einen Zwischenstand mitteilen nach den vielen Antworten die ich hier schon bekommen habe.

Nachdem es erst ja ganz gut aussah, ist mein Mini-Napoleon seit knapp einer Woche kaum zu bändigen.
Eine der Hennen war aus dem Gehege ausgebrochen und ich musste sie einfangen. Das hat der Hahn gesehen und war nicht begeistert und mehr als aufgebracht. So weit, so verständlich!
Beim ins Gehege setzen hat er mich attackiert, ich habe ihn wie vorgeschlagen runter gedrückt und "unterworfen". Seit diesem Tag dreht er jedoch dermaßen am Rad, dass er sogar den Zaun anfliegt sobald sich jemand im Gemüsegarten 5 Meter neben dem Gehege aufhält.
Meine Kinder haben Angst, zu den Hühnern zu gehen, meine Urlaubsvertretung zweifelt auch schon.
So geht es auf keinen Fall! Er ist ein total hübsches Kerlchen, beschützt und betreut seine Damen mehr als gut. Trotzdem muss er mich dulden, da gibt's keine Diskussion.
Unsere Wege werden sich trennen, Sibirien wartet.

Jetzt frage ich mich nur, ob ich mir zeitnah einen neuen Hahn suche, oder die Damen eine Zeitlang ohne Hahn lasse und schaue, ob bei dem Schlupf in drei Wochen ein geeigneter Kandidat dabei ist.

Helens huhniversum
18.03.2024, 11:03
Och, ne, das ist aber schade. :(
Ich würde ein Althahn bei einer jungtieraufzucht meistens als hilfreich einschätzen.
Er ist ein “Maßregler” und zeigt halt was ein Hahn macht.
Machen kannst du aber beides.
Je nachdem wieviel Hennen du hast kannst du nur einen Hahn behalten.
Wenn du die Nachzucht vorziehst (bestimmte Rasse?) könntest du es versuchen und wenn es doch schiefgeht nach einem Althahn suchen, wo man schon weiß wie er tickt.
Es werden auch immer mal wieder ausgewachsene Hähne angeboten, die 1 Jahr oder älter sind - ein Alter was ich unter “Althahn” verstehen würde.
Kein Alter für einen Hahn, aber so das er meist ein souveräner Chef sein kann.

Tibi
18.03.2024, 11:33
Ich würde mir eher einen Hahn aus der Brut aussuchen und Napoleon vorher umziehen lassen. Dadurch, zumindest ging es mir so, lehrt man auch echt viel, weil man sich die Hähne ansieht, ihr Verhalten beobachtet, vergleicht und abwägt. Wenn man so vorgeht, dann bekommt man auch einen tollen Hahn. Aber nicht jeder hat die Zeit dafür. Alternativ: ...es gibt natürlich echt schöne Hähne die angeboten werden und zu denen der Besitzer auch was sagen kann. Vielleicht hat hier im Forum jemand einen Hahn der toll ist abzugeben.

Mikromeister
18.03.2024, 11:54
Kann man es nicht schaffen als ganz großer Gockel aufzutreten und den echten Hahn in die zweite Reihe zu setzen?
So doof ist doch ein Hahn nicht, dass er den Ober-Futterbringer nicht von einem Angreifer unterscheiden könnte und deshalb in Angst um seine Hennen angriffe.
Eher glaubt meiner Vorstellung nach der Hahn, mit einem Angriff auf den besseren Futteranzeiger, der auch noch an seinen Hennen rumfummelt, könne er seine Rangposition ausfechten und wenn ich hier mitlese, scheint das auch oftmals zu funktionieren.

Ich habe meinen Hahn ein paar mal richtig mit dem Besen durch den Garten gejagt und zugehauen, was er mit großem Geschrei quittiert hat, aber nicht mit nachhaltiger Angst. Man imitiert damit doch nur genau das "Mobbing"-Verhalten, das er selber gegenüber der ältesten Henne gezeigt hat. Das scheint arttypisch zu sein und damit verständlich.

Überhaupt ist so ein Reisgbesen perfekt. Man verletzt niemand und die Reichweite ist enorm. :jaaaa:

hirsch
18.03.2024, 11:58
Von Anfang an habe ich meinen Hahn respektvoll behandelt und umgekehrt.
Das heißt nicht, dass ich ihm z.B. aus dem Weg gehe, wenn ich durch den Auslauf laufe. Er oder andere Hühner brauchen auch nicht aus meiner Hand zu fressen, das habe ich noch nicht einmal versucht. Wenn ich mit Leckerchen komme, dann werfe ich einen Teil zuerst zum Hahn, damit er seine Damen locken kann. Auch brauche ich keine Hühner zum Kuscheln, was auf meine Vorwerhühner eh nicht zutrifft.
Jedoch möchte ich auch nicht ausschließen, dass es Hähne gibt, die einfach neben der Spur laufen, warum auch immer. Aber ich glaube auch, dass so manches Problem mehr am falschen Verhalten vom Halter liegt, als am Hahn.

sm20
18.03.2024, 12:14
Zu jeder Lebensphase gehört ein bestimmtes Verhalten. Im konkreten Fall sehe ich das so: Der junge Kerl kann nichts dafür, daß er allein ist. Wäre er mit anderen Hähnen zusammen, so wie Mutter Natur das vorsieht (das "50/50-Problem") würde er sich mit seinen Brüdern prügeln und müßte sich nicht ersatzweise am Halter abarbeiten.

Helens huhniversum
18.03.2024, 12:14
Falls du es nicht rauslesen konntest: Ich würde den jetzigen Hahn vorher abgeben, auch wenn ihr bald eine Brut startet.

Chryssi
18.03.2024, 12:28
Hallo Mikromeister,

Das werde ich auf alle Fälle noch probieren, kann ja nicht schaden. Auf ein, zwei Wochen kommt es mir jetzt auch nicht mehr an.

Ich brauche keine Kuschelhühner, schon gar keinen Kuschelhahn. Der Kerl hat einen ganz anderen Job.

Aber die Aussage der Vorbesitzerin lässt mich leider vermuten, dass es mich viel besser werden wird. Auf das Verhalten des Hahns angesprochen gab sie jetzt nachträglich zu, dass er schon immer ein "ausgeprägtes Territorialverhalten" an den Tag gelegt hat und nur mit dicken Handschuhen angefasst werden konnte...

Oh man. Mit meinem nächsten Hahn möchte ich es besser machen, daher freue ich mich über jede Anregung!

sil
18.03.2024, 12:30
Sicher ist das Verhalten eines Hahnes auch vom Verhalten des Halters abhängig, aber andererseits gibt es so viele Hähne, die "falches" Menschenverhalten souverän tolerieren und akzeptieren, warum sollte man sich mit einem solchen Stinkstiefel herumärgern.
Ich gebe zu, daß mir regelmäßig beim Lesen irgendwelcher "Erziehungsvorschläge" gruselt. Wer als Mensch nicht mal fähig ist, beim alltäglichen Umgang sich so zu verhalten, daß ein Hahn sich weder provoziert fühlt noch irgendwelche Hemmungen hat, anzugreifen, der sollte meiner Ansicht nach jegliche einseitige Erziehungsmaßnahmen einfach lassen.
Damit meine ich nicht, daß jeder, der von seinem Hahn attackiert wird, selbst schuld ist.
Damit meine ich, daß jemand, der erst fragen muß, wie er sich gegen einen Hahn wehren kann - anstatt einfach aus der Situation heraus zu handeln, sei es, den Hahn durch den Auslauf zu jagen oder ihn spontan zu packen und ihm die Leviten zu lesen, oder was auch immer - der wird sich schwer tun, glaubwürdig zu wirken. Im Ergebnis hat man einen gestressten Hahn und einen gestressten Halter, die im schlimmsten Fall beide Angst voreinander haben.

Tibi
18.03.2024, 12:36
Tiere leben ja in ihrer eigenen Welt und wir verstehen sie darum auch mal nicht. Ihre Sinne nehmen Dinge anders wahr, als unsere Sinne es uns zeigen. Ich denke, es ist manchmal einfach so, dass man nicht dahinter kommt, warum ein Tier macht was es macht und wenn es für einen selbst dann gefährlich wird, dann müssen sich die Wege trennen. Auch wenn es eine Lösung gibt, und ich bin überzeugt, Tiere machen nichts ohne Grund einfach aus Böswilligkeit, oder Kalkül, dennoch, wenn man die Lösung nicht findet, was soll man machen?

Allerdings bin ich auch ein Freund von Spontanfeedback. Zug um Zug und sich sofort durchsetzen.

Weißnase
18.03.2024, 12:44
Hallo,
Ich wollte mal einen Zwischenstand mitteilen nach den vielen Antworten die ich hier schon bekommen habe.

Nachdem es erst ja ganz gut aussah, ist mein Mini-Napoleon seit knapp einer Woche kaum zu bändigen.
Eine der Hennen war aus dem Gehege ausgebrochen und ich musste sie einfangen. Das hat der Hahn gesehen und war nicht begeistert und mehr als aufgebracht. So weit, so verständlich!
Beim ins Gehege setzen hat er mich attackiert, ich habe ihn wie vorgeschlagen runter gedrückt und "unterworfen". Seit diesem Tag dreht er jedoch dermaßen am Rad, dass er sogar den Zaun anfliegt sobald sich jemand im Gemüsegarten 5 Meter neben dem Gehege aufhält.
Meine Kinder haben Angst, zu den Hühnern zu gehen, meine Urlaubsvertretung zweifelt auch schon.
So geht es auf keinen Fall! Er ist ein total hübsches Kerlchen, beschützt und betreut seine Damen mehr als gut. Trotzdem muss er mich dulden, da gibt's keine Diskussion.
Unsere Wege werden sich trennen, Sibirien wartet.

Jetzt frage ich mich nur, ob ich mir zeitnah einen neuen Hahn suche, oder die Damen eine Zeitlang ohne Hahn lasse und schaue, ob bei dem Schlupf in drei Wochen ein geeigneter Kandidat dabei ist.

Ich stehe/stand ebenfalls vor dieser Entscheidung. Mit einem slebstgezogenen Hahn habe ich negative Erfahrungen (Angriff) gemacht. Er wurde von den Hennen nicht als Anführer akzeptiert, vermutlich da er auch körperlich beeinträchtigt war. Hingegen war unser 1. Hahn im Nachhinein betrachtet - Zucker. Beide waren ohne Althahn...

Meine Überlegung war ebenfalls - wieder eigenen Hahn oder einen guten Althahn dazu holen. Nachdem es aber so ruhig war, als der Hahn verstarb, hab ich es gelassen und veruche es noch mal mit einer eigenen Nachzucht. Somit hätte ich dann auch einen Schlachtkandidaten weniger....

Das waren meine Gedanken zu Deiner Überlegung. Und tut mir leid, dass es bei Euch nicht besser gelaufen ist.

Und: ich weiß nicht wie ich es diplomatisch ausdrücken soll - aber Du wirst doch jetzt nicht den Hahn mit einem Besen durch den Garten jagen?

Helens huhniversum
18.03.2024, 13:19
Ein Beispiel solcher Anzeigen:

https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/lieber-mix-hahn-von-2023/2693539686-243-1428?utm_source=sharesheet&utm_medium=social&utm_campaign=socialbuttons&utm_content=app_android

helgaida
18.03.2024, 14:47
Ich nehme meine Hühner gar nicht hoch, weder wenn der Hahn dabei ist noch sonst. Warum sollte ich dem Huhn das Gefühl eines Raubvogelangriffs geben? Ich beobachte meine Hühner täglich, ihr Verhalten miteinander und individuell. Wenn mir eines auffällig erscheint, nehme ich es, am liebsten abends im Dunklen, und untersuche es. Ich finde, dass es nicht der Natur eines Huhns entspricht, als Kuschelhuhn aufgenommen zu werden.
Lb Gruß von Helga

Schwanzfeder
18.03.2024, 15:18
Ein blutsfremder Hahn hätte allerdings den Vorteil, dass er im nächsten Jahr inzuchtfrei Vater werden könnte:)

Ich würde bei einem eventuellen Kauf fragen, ob Aggressivität bei Hähnen in dieser Linie mal ein Problem war. Da gibt es nämlich genetische Unterschiede (das Merkmal Aggressivität wird durchaus vererbt), und man kann ausselektieren.

Tibi
18.03.2024, 15:28
Mir ist es wichtig, dass ich meine Hühner jederzeit, auch tagsüber ohne zu viel Stress, hochnehmen kann.

Ich hatte das schon, dass ich mir ein Huhn ansehen wollte, weil es humpelte und musste dann echt bis zum Abend warten. Ich wollte es ja nicht jagen und es womöglich noch schlimmer machen. Das war der ganze Tag und da kann sich schon ordentlich was entzünden. Oder es ist gerade mal ein zweites paar Hände da, und man wollte z.B. mal die Krallen runden, oder sich nur über irgendwas eine zweite Meinung holen und dann geht`s nicht, weil das zweite paar Hände nicht bis abends Zeit hat. Alles schon gehabt.

Wenn mir was auffällt, will ich gleich gucken können und nicht bis Abends warten müssen. Da nehm ich auch auf den Hahn keine Rücksicht. Ich bin der Chef vons Ganze, basta! ;)

Bei uns ist das so, dass die nicht in Panik geraten oder sich den Hals abschreien, wenn ich sie mal hochnehme. Bisschen entspannter könnte es noch sein, aber so reicht mir das schon.

Schäfchenzähler
18.03.2024, 15:47
Meine persönlichen Erfahrungen mit aggressiven Hähnen sind die, dass man als Halter wenig Erfolgsaussichten hat. Unser erster Hahn hätte uns wahnsinnig gut gefallen, darum haben wir zunächst versucht, ihn zu ignorieren, ihm zuerst das Futter zu geben, dann den Hennen usw. Nachdem es nichts geändert hat, haben wir auch versucht "die Rangordnung zu klären" (heißt, erfolgte Angriffe wurden von uns abgewehrt, der Hahn anschließend ein wenig durch den Auslauf begleitet/ vor uns her getrieben).
Am Tagesende wurde es alles nur schlimmer, die Zeitspannen zwischen den Angriffen kürzer. Ich denke, so sehr man sich bemüht, der Hahn merkt, wenn man ein mulmiges Gefühl beim Betreten des Auslaufs hat, oder wenn die Kinder ihm aus dem Weg gehen.
Die Nachzucht dieses ersten Hahnes war charakterlich nicht besser. Wir haben dann über Kleinanzeigen einen als "zu lieb zum Schlachten" bezeichneten Althahn gefunden. Ein absoluter Traum für uns und die Hennen. Leider haben wir ihn an den Fuchs verloren.
Seitdem laufen bei uns Hähne, die bei uns (aus fremden BE) geschlüpft sind.
Wenn im Umkreis ein lieber Althahn abgegeben wird, würde ich ihn mir mal anschauen (dann kannst du dir beim Vorbesitzer ein Bild über seinen Charakter machen, und weißt, was du bekommst). Bei der eigenen Nachzucht hast du halt die Qual der Wahl -bei uns waren die liebsten Hähne immer die, die uns optisch nicht so gut gefallen haben... sie durften trotzdem bleiben.

Tibi
18.03.2024, 16:24
Ich finde du kannst das dann auch als Chance nehmen, dir ganz in Ruhe über Kleinanzeigen oder Bekannte oder evtl. von Leuten hier im Forum, einen wunderschönen und charakterlich guten Hahn auszusuchen. Spätestens im Juni werden sicher wieder die schönsten Hähne angeboten, da dann die Brut im März, April soweit ist, dass sie abgegeben werden.

Bolli
18.03.2024, 17:59
Schwierig. Bei meinem Ex-Hahn, Orpington, habe ich das vermutlich ins Rollen gebracht. Unwissend seinen Hennen Leckerchen gereicht, ihm natürlich auch. Das mit den Hennen nahm er mir wohl übel, und begann mich von hinten anzugreifen. Ich habe diverse Ratschläge befolgt von niederdrücken und am Boden halten, den Hahn auf dem Schoß halten und immer wieder über den Rücken streichen - er griff weiterhin an. Gebessert hat es sich als ich hier darüber aufgeklärt wurde, dass ich seine Stellung sozusagen untergrabe. Fortan bekam nur er etwas angeboten, und durfte es dann als großer Held an seine Damen verteilen. Ich habe den Hahn später vermittelt und direkt auf meinen damaligen Fehler hingewiesen - die neue Besitzerin hält sich daran, und wurde noch nie attackiert.

Ein weiterer Fehler ist es wohl auch, Junghähnen zu viel Nähe zuzulassen. Und das ist superschwer, wenn man sie selbst aufzieht. Ein Fehler zum Einen, weil sie dann irgendwann jegliche Distanz / Respekt verlieren. Zum Anderen - fahr’ diese ehemals sehr geherzten Kükenjungs dann mal ein paar Monate später zum Schlachthof…sehr hart. Für mich zumindest.

Was ich sagen wollte - es kann sein, dass er in einem neuen Zuhause, mit konsequenter Distanz seitens des Halters, kein aggressives Verhalten mehr zeigt. Aber das ist sicherlich alles Glückssache.

hirsch
18.03.2024, 18:11
Zum Anderen - fahr’ diese ehemals sehr geherzten Kükenjungs dann mal ein paar Monate später zum Schlachthof…sehr hart. Für mich zumindest.

Das kann ich sehr gut verstehen, ist mir im letzten Jahr genauso ergangen. Da knabbere ich heute noch daran.

Weißnase
18.03.2024, 18:11
Ich würde hier aufs Forum vertrauen. In Kleinanzeigen kann viel stehen - den Menschen hier vertraue ich hier, wenn sie ihre Tiere beschreiben... (also Ihr Eure Tiere beschreibt :cool:).

Das mit "zuviel Nähe" habe ich bei uns auch gedacht - aber hier wurde auch beschrieben, dass es mal so und mal so ausgehen kann. Es spielen bestimmt sehr viele Faktoren mit rein. Und unseren selbstgezogenen "*-Hahn" konnte ich auch nicht wegbringen.

Bolli
18.03.2024, 18:17
Das kann ich sehr gut verstehen, ist mir im letzten Jahr genauso ergangen. Da knabbere ich heute noch daran.

Ich auch. Bis heute konnte ich keinen von ihnen essen oder auch nur zubereiten.

Bolli
18.03.2024, 18:22
Ich würde hier aufs Forum vertrauen. In Kleinanzeigen kann viel stehen - den Menschen hier vertraue ich hier, wenn sie ihre Tiere beschreiben... (also Ihr Eure Tiere beschreibt :cool:).

Das mit "zuviel Nähe" habe ich bei uns auch gedacht - aber hier wurde auch beschrieben, dass es mal so und mal so ausgehen kann. Es spielen bestimmt sehr viele Faktoren mit rein. Und unseren selbstgezogenen "*-Hahn" konnte ich auch nicht wegbringen.

Ich hatte einen ganz Tollen dabei, den Manni. Manni ist total ruhig dem Menschen gegenüber. Er mag halt nur nicht angefasst, beschmust oder anderweitig körperliche Nähe aufgezwungen bekommen. Und er zwickt wenn man seine Hennen hochnimmt. Für mich beides nachvollziehbar und total ok, gestern vermittelt (weil er zu schwer wird für meine anderen Hennen) und die neuen Besitzer gleich auf die Hahnregeln hingewiesen. Alles prima, jeder weiß Bescheid.

sil
19.03.2024, 08:38
Es kann ja auch an einer körperlichen Ursache liegen, wenn ein Hahn übermäßig aggressiv ist. Ich weiß nicht, ob es hierzu Studien gibt, aber es wurde hier im Forum zumindest mehrfach beschrieben, daß extrem agressive Hähne beim schlachten dann durch auffällig große Hoden auffielen. Damit könnte ein deutlich hoher Testosteronspiegel erklärt werden, und gerade dieses Hormon steuert ja auch das Aggressionslevel.
Ich finde es nämlich nicht "normal", daß ein Hahn ohne wenn und aber deutlich größere Gegner angeht. Von meinen Hähnen jedenfalls kenne ich es so, daß sie wachsam sind, im Zweifel auch Verteidigungsbereit, aber ehe sie ohne Not das Risiko eines Kampfes eingehen, setzen sie eher auf Rückzug. Das bedeutet nicht, daß sie sofort Fersengeld geben, sobald ich oder irgend ein anderer Mensch ihnen zu nahe kommen. Im Stall, wo wenig Platz zum Ausweichen ist, muß man aufpassen, nicht auf sie drauf zu treten. Beim Auffüllen der Futtergeschirre kann es auch zu Körperkontakt zwischen Mensch und Hahn oder Henne kommen. Muß ich eine Henne (oder einen anderen Hahn) greifen, nutze ich gerne diese Gelegenheiten. Es sorgt für kurzzeitige Irritation bei allen, aber deswegen angegriffen werde ich nicht. Manchmal kommt es vor, daß mir ein Hahn oder eine Henne in die offenen Futtertonne hüpft. Stress gibt es nur, wenn ich dann zufasse um sie rauszuheben. Hole ich nur unmittelbar unter Schnabel oder Füßen Futter heraus, wird das gelassen toleriert- Sollte es nötig werden, aus irgendeinem Grund ein Tier so herauszufangen, daß es zu einer Nachjagdsituation kommt, flüchten die Hähne genau wie die Hennen. (Wobei ich solche Situationen wo es geht vermeide).
Andersherum haben meine Hähne kaum Skrupel, auch deutlich größere und potentiell gefährliche Gegner anzugehen, wenn eine ihrer Hennen in Not ist. Die sind also nicht von Haus aus feige oder kampfunlustig. sie sind lediglich imstande, abzuwägen, ob ein Angriff notwendig ist oder nicht. Das sehe ich als "normales" also nicht eventuell hormonübersteuertes Hahnenverhalten an. Letzeres ist ja auch absolut nicht im sinne einer funktionierenden Überlebensstrategie.
Wenn aber der Grund für übertriebenes Territorialverhalten oder erhöhter Angriffslust tatsächlich körperliche Ursachen hat, dann machen irgendwelche Erziehungsversuche nicht nur keinen Sinn, sie machen nur alles noch schlimmer, weil sie dem Hahnenhirn ja zeigen, daß er Grund hat, sich so aufzuführen.

Tibi
19.03.2024, 09:33
Es kann auch an der Person liegen. Es gibt einfach Leute (womit nicht der Themenstarter gemeint ist, ich meine es jetzt ganz allgemein) die eine "schlechte" Körpersprache haben, evtl. Unsicherheit oder gar Angst ausstrahlen. Dies zeigt dem Tier deutlich, dass es auf sich selbst angewiesen ist und selbst alle Entscheidungen treffen muss, denn auf diese Person, will es sich nicht verlassen. Im Gegensatz dazu gibt es gibt Menschen, die eine solche Selbstsicherheit und Autorität ausstrahlen, dass das Tier diese gar nicht in Frage stellt.

Manchmal liegt es auch daran, dass manche Menschen die kleineren Dominanz-infragestell-antest-Signale von einem Tier nicht erkennen und diese zulassen oder gar "ganz niedlich" finden, während andere das schon frühzeitig erkennen und dies unmittelbar abstellen. Einen weiteren Schritt wird das Tier dann erst gar nicht mehr machen.

Interessant ist dazu, das z.B. Pferde mit manchen Personen einfach nicht mitgehen, sie teilweise sogar ignorieren, während andere Personen sofort wahrgenommen werden und ihnen instinktiv gefolgt wird. Das wird gerne in Seminaren für Führungskräfte getestet. Es kommt Erstaunliches dabei raus. So mancher harte Chef ist da schon gescheitert.

Ob das nun auf Hühner übertragbar ist....keine Ahnung.

Dorintia
19.03.2024, 09:50
Ich denke schon.
Ich "kann" allgemein gut mit Tieren, egal welche Art.
Ich habe es auch schon mal geschrieben: ich büße nichts von meiner Stellung hier im Hühnergarten ein, wenn ich gelassen um den Hahn drumrum gehe. Ich trete dafür neben den gepflasterten, schmalen Gartenweg, durchaus in Brennesseln oder anderes Gestrüpp und wenn ich vorbei bin, betrete ich - den Hahn im Rücken habend, wieder den Gartenweg.

Schwanzfeder
19.03.2024, 12:16
Ja, das ist schon interessant. Ich kann auch gut mit Tieren und denke, da läuft viel über Intuition ab. Da liegt meist "irgendwas im Raum" jenseits der Körpersprache, das Gefühl, das nicht ausgesprochen wird ... aber dennoch ist es eine Information. Viele Menschen nehmen das wohl nicht (mehr) wahr, Tiere vermutlich immer. Eigentlich weiss ich oft, was ich aus Sicht des Tieres grad nicht machen sollte ... Anfassen zB ist mal ok und mal nicht ... und die Tiere wissen das anscheinend auch, was bei mir grad geht und was nicht (verhalten sich anders). Respekt ist wichtig, aber er sollte auf gegenseitigem Vertrauen und einer liebevollen Einstellung basieren. Wenn das so ist, kann man idR eine gute und tiefe Beziehung zum Tier haben, auch ohne Kuscheln ... .

Aber irgendwo gibt es bei dieser Herangehensweise dann auch praktische Grenzen. So ein Hahn wie hier beschrieben reagiert einfach zu extrem. Hähne, denen ich ständig beweisen muss, dass ich "stärker" bin, fliegen als Haus- und Nutztier für mich raus. Ich denke auch, dass das hormonbedingt sein kann (und damit ja mglw genetisch). Und bei Anwesenheit von Kindern würde ich keine Kompromisse machen.

cairdean
19.03.2024, 13:28
Dann steuere ich meine Erfahrung auch noch bei.

Ich neige dazu mich viel zu hinterfragen und viele meiner Hähne haben mich glauben lassen, ich würde ganz viel im Umgang falsch machen und es läge vielleicht an mir. Tat es aber nicht! Ich hatte einfach nur Pech mit meinen Hähnen. Ich habe alles mögliche an Ratschlägen hier aus dem Forum versucht, um der aggressiven Hähne Herr zu werden. Von nur ihn und nicht die Hennen füttern, über hochheben und streicheln, über gezielt einen Weg gehen, damit sie ausweichen bis hin zu nach der Attacke solange ruhig hinter ihnen hergehen, bin sie sich ab- und anderen Dingen zuwenden. Nichts, aber auch gar nichts hat auch nur mittelfristig geholfen. Die Kinder gingen schon gar nicht mehr in den Auslauf und ich musste immer auf der Hut sein. So macht das Hobby aber keinen Spaß.

Und dann habe ich Bruteier von Sil bekommen! Nicht ein einziger Hahn aus dieser Brut ist aggressiv geworden. Das hat mir das Vertrauen in mich und die Hähne zurückgegeben. Auch aus den Eiern von Sorteng sind ausschließlich nette Hähne geschlüpft. Und mit den Bruteiern meiner Ga H’Mong habe einfach Glück gehabt. Diese Linie ist tiefentspannt und freundlich. Bei keinem Hahn aus diesen drei Quellen musste oder muss ich irgendwelche „Umgangsregeln“ mit Hähnen beachten. Ich oder auch die Kinder (die kleinste ist 3) können die Hennen und den Hahn aus der Hand füttern, ich kann ganz natürlich auch um den Hahn herum gehen, wenn er im Weg steht (mache ich bei den Hennen ja auch schon mal) und zahme Hennen darf ich auch hochheben, wenn der Hahn neben mir steht. Die Kinder können sich im Auslauf normal frei bewegen. Ich kann mich hinhocken, wo ich will, kann unters Kotbrett kriechen, wenn der Hahn neben mir steht. Außer ggfls einem verwunderten Blick passiert da nix. Das ist so schön und entspannt.

Bei Hunden und Pferden und auch bei Katzen hilft Konsequenz und Erziehung im Zusammenleben und im Umgang. Bei Hähnen musste ich bei jedem Betreten des Auslaufs wieder von vorn anfangen. Vielleicht, weil der Mensch am Ende des Tages immer das Revier des verteidigungslustigen Hahnes wieder verlässt und er so in seinen Augen schlussendlich doch erfolgreich den „Eindringling“ vertrieben hat. Ich weiß es nicht, aber die Mühe einen Hahn bei normaler Stallhaltung (im Gegensatz zu Roccos Haltung) zu erziehen, kann man sich meines Erachtens sparen.

Bei mir bleiben jedenfalls nur noch Hähne, die so vernünftig sind, den Unterschied zwischen Feind und Mensch zu verstehen, ohne dass ich mich irgendwie „besonders“ verhalten müsste, nur weil ein Hahn in der Truppe mitläuft.

Dorintia
19.03.2024, 13:44
Dann habe ich wohl mit den zugekauften BE immer Glück gehabt, ohne die Besitzer, Haltungen oder gar Tiere näher zu kennen.

cairdean
19.03.2024, 13:57
Ich denke ich hatte einfach Pech. Ein Züchter hat sogar einen aggressiven Hahn zurückgenommen (seltener Farbschlag, optisch guter Hahn), mit den Worten: "Och, das stört mich nicht, den kicke ich mit dem Fuß weg und dann ist ja für ein paar Tage gut. Das kenn ich!"

Da wundere ich mich dann nicht, dass auch die Söhne aus diesen Stämmen aggressiv wurden.

Tibi
19.03.2024, 14:01
Das habe ich gemeint mit ....keine Ahnung ob das auf Hühner übertragbar ist.

Sie sind ja doch kleine Dinos, sehr getrieben von ihren Instinkten. Da hat auch der beste Kumpel halt Pech, wenn er irgendwo "lecker" blutet. So nach dem Motto: Nach jahrelanger Freundschaft wurde der Reptilien-Trainer von dem Alligator gefressen, den er so liebevoll aufgezogen hat. :roll

Auf der anderen Seite habe ich schon so viel anderes erlebt, z.B. wie Hähne trauern, dass ich auch davon nicht ganz überzeugt bin.

Wie mein Hahn sich einem gemoppten neuen Huhn annahm, es beschützte und begleitete. Oder wie er sein Nachsetzen für den Tretakt abgebrochen hat, weil er bemerkte, dass die Henne Angst vor ihm hatte.

Ich werde nie vergessen, wie ich bei den Hühner im Garten sitze (als es mir mit meinem Rücken so schlecht ging und ich damit sehr viel Zeit verbrachte) und mein Hahn Hiro in einen anderen Teil des Gartens umziehen wollte. Er hat erst den Hennen bescheid gesagt und dann hat er sich vor mir aufgebaut, mich wirklich direkt angesehen und mich angegurrt. Dauerte etwas bis der Groschen gefallen war, dass er mir tatsächlich auch bescheid gesagt hat.

Hühner sind eben geheimnisvoll und dafür lieben wir sie ja auch! :jaaaa:

Chryssi
19.03.2024, 14:41
Ich denke grundsätzlich schon, dass ich mit Tieren umgehen und ihre Signale deuten kann.
Deshalb wundert mich das Verhalten meines Hahns in Bezug auf mich und meine Kinder ja so.
Die beiden sind knapp 5 und 7 und ich bringe ihnen von Anfang an einen sehr respektvollen Umgang mit allen Tieren bei. Kuscheln gehört dabei definitiv nicht dazu, einzelne Hennen fressen zwar besondere Leckerbissen aus der Hand aber mehr dulden die Damen nicht und das ist auch vollkommen in Ordnung.

Ich selbst käme mit diesem Hahn klar, da treffen 1,84m auf einen Zwerghahn 😉 und Angst habe ich keine.
Aber mein Hauptaugenmerk liegt auf den Kindern und darauf, dass sie mit diesen wundervollen Tieren aufwachsen dürfen und auch lernen, was es heißt Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Dazu müssen sie mit ins Gehege dürfen ohne sofort attakiert zu werden.
Bei Fehlverhalten meinerseits darf sich jedes Tier wehren, keine Frage. Und auf die Kinder passe ich selbst immer auf.

Danke für eure ganzen Erfahrungsberichte und Anregungen.
Schlussendlich werde ich den anstehenden Schlupf abwarten, ob dort ein brauchbarer Hahn dabei ist und im kommenden Jahr dann mit zugekauften Bruteiern arbeiten um das Inzuchtproblem zu umgehen.
Den aktuellen Hahn werde ich nicht behalten, so viel steht fest.