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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : H5N1 bei Hunden



Sarcelle
25.07.2007, 13:03
H5N1 Viren können Hunde infizieren. Nachdem aus Fernost Berichte über infizierte Hunde aufgetaucht sind, wurde jetzt eine experimentelle Arbeit veröffentlicht. Ergebnis: Hunde weisen ein günstigeres Verteilungsmuster als Mensch oder Katze für die Viren auf und können infiziert werden, die Erkrankung verläuft leichter als bei Infektion mit dem für Hunde sehr gefährlichen H3N8 Virus. Nachdem trotz leichten Verlaufs Viren durch die Atemwege (Größenordnung 10(2) x EICD 50) ausgeschieden werden, ist anzunehmen, dass sie die Kh weiterverbreiten können.

Bedeutung dürften diese Erkenntnisse v.a. für die Jägerschaft haben.


Suggested citation for this article
: Maas R, Tacken M, Ruuls L, Koch G, van Rooij E,
Stockhofe-Zurwieden N. Avian influenza (H5N1) susceptibility and receptors in dogs. Emerg
Infect Dis. 2007 Aug; [Epub ahead of print]

Avian Influenza (H5N1) Susceptibility
and Receptors in Dogs
Riks Maas,* Mirriam Tacken,* Lisette Ruuls,* Guus Koch,* Eugene van Rooij,*
and Norbert Stockhofe-Zurwieden*
*Wageningen University and Research Centre, Lelystad, the Netherlands
Inoculation of influenza (H5N1) into beagles resulted in virus excretion and rapid seroconversion with no disease. Binding studies that used labeled influenza (H5N1) showed virus attachment to higher and lower respiratory tract tissues. Thus, dogs that are subclinically infected with influenza (H5N1) may contribute to virus spread.

http://www.cdc.gov/eid/content/13/8/pdfs/07-0393.pdf

Sarcelle
25.07.2007, 13:21
Zum Artensprung von H3N8 auf Hunde:

Transmission of Equine Influenza Virus to Dogs

http://www.sciencemag.org/cgi/content/full/310/5747/482

Lexx
25.07.2007, 13:57
Original von Sarcelle


Bedeutung dürften diese Erkenntnisse v.a. für die Jägerschaft haben.


Erstmal hat es eine Auswirkung auf die Abrichtung der Jagdhunde. Denn bei der Jagdhunde GP müssen diese am Wasser beweisen das sie schußfest sind und eine Ente aus dem Wasser aportieren. Es wird quasi ein Abschuß simuliert. Die Enten dafür kommen meisst aus privater Zucht, oder sind Wildtiere welche erlegt und dann für Abrichtung/Prüfung eingefroren wurden. Die Frage ist, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für einen Sekretkontakt? Meine Einschätzung ist minimal, da die Hunde eigentlich nur Federn im Fang haben. Ob viel Kot oder Blut aufgenommen wird ist fraglich, wie gesagt, meiner Meinung nach nicht. Größeres Risiko sehe ich eher bei streunenden Hunden, bzw. Hunde die nicht dahingehend abgerichtet sind kein Aas zu fressen. Jagdgebrauchshunde werden von Anfang an darauf abgerichtet, nicht anzuschneiden bzw. Kadaver zu fressen. Ein "normaler" Hund, mit normaler Erziehung, der frisst auch mal Aas, wenn Herrchen/Frauchen nicht schnell genug dran ist.
Falkenjagd ist da auch eher ein Problem, allerdings dann bei Rebhühnern. Greifvögeln kann man das anschneiden nämlich nicht abgewöhnen, man muß schnell Ersatz anbieten, damit der Greif von seiner Beute ablässt. Also Fleischstück gegen Wild.
Was evtl. eine Konsequenz sein wird, ist das das BMELV den Leinenzwang für Hunde auf alle Gewässer ausweitet und auf die Wälder, damit das Risiko das sie Kadaver fressen gen Null geschoben wird.

liebe Grüsslis... Lexx

Sarcelle
25.07.2007, 14:29
Bedeutung dürften diese Erkenntnisse v.a. für die Jägerschaft haben.
Die Bemerkung war nicht 100 % ernst gemeint. Schadet nicht, wenn gewisse Kreise mal etwas zurückstecken müssen :)

Jedenfalls erkennt man bei genauerer Betrachtung erstaunliche Parallelen zwischen den beiden Arbeiten.

In beiden Fällen waren die verwendeten Infektionsdosen ziemlich hoch,(10(6) TCID, die Virusausscheidung aber ziemlich gering. Bei H3N8 reicht diese Dosis aber offenbar zur 100 % igen weitergabe an Kontakthunde aus, bei den H5N1 experimenten wurde das nicht gemacht,

In der Arbeit wurde nachgewiesen, dass bei Hunden eine günstere (2,3 a RBS) Verteilung vorherrscht als bei Mensch und Katze. D.H. die Viren können nur in den tiefen Lungenabschnitten, sondern auch im Nasaen Rachen und oberen LW Raum andocken.

Ich würde daher nicht ausschliessen, wenn auch da eine analogie zu H3N8 bestünde. d.h. Dosen von 10(2 bis 3) TCID wären dann für eine Infektion ausreichend. Und eine solche dosis kommt bei einem infizierten Vogel allemal zusammen. Humaninfektionen via Federnkontakt sind übrigens beschrieben. Der Knackpunkt ist die (zu erwartende) inapparente Infektion mit der Möglichkeit horizontaler Ausbreitung.

Hamster
25.07.2007, 17:25
He, das sollte man mal richtig publik machen, dann würden die Halter von wildernden Hunden ihre "der will doch nur spielen" - Mentalität wohl mal etwas überdenken... :teuf1

Sefina
25.07.2007, 18:28
Bär: "Wenn ich brülle , zittert der ganze Wald!"
Löwe: "Wenn ich brüle , zittert die ganze Steppe!"
Das Huhn:" Und wenn ich huste , zittert die ganze Welt!"

http://www.labor-ackermann.de/typo3temp/a8709d307d.jpg

schau dort mal nach

LG Sefina

Lexx
25.07.2007, 19:13
Original von Sefina


http://www.labor-ackermann.de/typo3temp/a8709d307d.jpg

schau dort mal nach

LG Sefina

Gibt´s etwas ausführlicher, Datum ca. 2004-2005
http://img490.imageshack.us/img490/5972/67lm4.gif

Quelle (http://www.jphpk.gov.my/English/AI%20updateDec'05.htm)


liebe Grüsslis... Lexx

bettelhuhn
26.07.2007, 00:31
Zur mentalen Beruhigung dieser düsteren Aussichten empfehle ich Joseph Haydn´s "Die Schöpfung"

Rumpelstilzchen
26.07.2007, 00:41
Wäre das nicht jetzt auch der geeignete Moment, einen regen Handel mit Ablaßbriefen zu eröffnen ? 8)

Lexx
26.07.2007, 10:23
Hände vor Augen, Ohren und Mund soll auch ganz toll beruhigen ;).

Hört mal auf so zu tun, als würden wir uns an sowas aufgeilen oder sonst was. Mich käst das auch an, aber nur so können wir Gegenargumente mauern. Und bevor jemand doof fragt, ja ich hab auch einen Hund und die frisst für ihr Leben gerne Aas, das Luder ;).

liebe Grüsslis... Lexx

Sarcelle
26.07.2007, 11:28
Ihr wollt Kritik hören?

Die meisten Arbeiten, sofern sie sich mit Übertragungsfragen überhaupt bschäftigen, konzentrieren sich auf den Aublauf einer Infektion in dem zu untersuchenden Tier. Logischerweise verwenden sie daher hohe Infektionsdosen. Will man aus einer solchen Angabe dann auf das Verbreitungspotential - dh. die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei realistischen dosen rückschliessen, wird es schwierig, da sich die Frage stellt, ob solche Dosen in der Praxis vorlommen, siehe oben. Hierüber werden regelmässig ellenlange Debatten geführt, die nicht weiterführen

Arbeiten, die sich auf die Ermittlung der Infektionsdosis mit verschiedenen virusvarianten konzentrieren, ergeben Unterschiede von strain zu strain. Andererseits kann man aber ablesen dass zwischen letaler dosis, einer 50 % Infektionsdosis und einer gerade noch unterschwelligen Dosis nur ca 2 Zehnerpotenzen liegen können.

Zum zweiten zeigt sich für hochpathogene H5N1 Viren in der Regel eine um ein bis zwei Zehnerpotenzen höhere Konzentration in den Atemwegen als in der Kloake. Dies wurde nunmher vielfach bestätigt.

Und drittens kann man festhalten, dass die naheliegende Überlegung, je pathogener das Virus, desto höher Replikationsrate, nicht unbedingt immer stimmt. Eine Feststellung, die weitreichende Auswirkungen hat, siehe Impfproblematik.

Wenn man sich über das Thema sinnvoll einlesen will, kommt man nicht daran vorbei, sich die technischen Details der Arbeiten anzusehen, da steht nämlich genau drin, was wie hoch und in welcher Dosis wo verwendet wurde.

Meistens wird in "EID oder TCID" Einheiten gearbeitet (= eine unbekannte virushaltige lösung wird in Zehnerschritten verdünnt und dann diejenige Verdünnung ermittelt, die 50 % von Hühnerei- /Gewebe -kulturen infiziert).
Die EID ist eine höchst relative, strainbezogene Masseinheit und sagt nicht viel über die tatsächlichen Virusmengen aus. Das wievielfache dieser Dosis nun für eine Infektion ausreicht (oder exakter: auch hier gibt es einen Infektion 50% Wert =MID 50), kann man eben nicht direkt beantworten, da es vorwiegend auf die Speziesempfindlichkeit gegenüber dem verwendeten strain ankommt. Ein Vergleich der Werte bei verschiedenen Spezies liefert dagegen einen guten Überblick. Leider gibt es nur wenige Arbeiten hierzu.

(Er erspare mir hier mal die Angabe der Referenzern).