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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bruttrieb bei Chabos und anderen Rassen



Lisa1234
24.10.2023, 19:28
Hallo!
Ich wünsche mir Hühner im Garten zu halten und Belese mich gerade zu den einzelnen Zwerghuhn Rassen. Chabos haben es mir sehr angetan. Da ich aber vorhabe nie Eier ausbrüten zu lassen, mache ich mir sorgen, dass es Tiere mit einem starken Bruttrieb quälen würde, niemals brüten zu dürfen. Ich hatte bisher noch nie Hühner, deshalb kann ich dieses Problem nicht einschätzen. Ich würde mich freuen, wenn mich Halter brutwilliger Rassen dazu beraten könnten? Danke!
Lisa

Schwanzfeder
24.10.2023, 21:27
Hallo Lisa,
ich kann deine Frage leider nicht direkt beantworten, aber vielleicht hilft auch die Information weiter, dass bei den Chabos durch den sogenannten Letalfaktor nur vergleichsweise wenige Küken schlüpfen. Bei den Serama ist das auch so (es gibt Zahlen von nur 30% Schlupfquote, von denen dann auch nicht alle erwachsen werden). Die Küken könntest du dann mit der Gruppe laufen lassen; mehrere Hähne darin sollten toleriert werden, dh sie lassen sich auch besser vermitteln als sonst, und die paar Küklein insgesamt kriegst du bestimmt verschenkt. Ich würde sie also brüten lassen, wenn sie wollen, es sei denn der Platz gäbe es so gar nicht her (brauchen allerdings vglw wenig). Vielleicht hat jemand aber mehr Erfahrungen hier ... das ist nur wie ich das machen würde (habe keine dieser Rassen selber).

Eine Freundin hat Antwerpener Bartzwerge und da hat nur eine Henne von vieren im Sommer brüten wollen (also auch nur 1x und nicht immer das ganze Jahr über). Die kommen wohl auch mit einem eher geringen Platzangebot klar und da gehen anscheinend auch mehrere Hähne.

Gubbelgubbel
24.10.2023, 22:11
Ich habe einen Chabo Hahn und seine Töchter brüten wie verrückt :D ihre Mütter sind Mixe aus Bartzwerge und javanesischen Zwerghühnern.die brüten auch gerne, lassen sich aber deutlich schlechter entglucken als die Töchter. Hühner wünschen sich keine Kindern, sie erreichen einen hormonellen Status bei dem sie halt anfangen zu glucken, wenn sie nie geführt haben, wissen sie ja auch nicht wie es wär Küken zu haben. Ich glaube nicht das man es als Qual bezeichnen kann wenn sie nie erfolgreich brüten dürfen.

sm20
24.10.2023, 23:54
Wir haben Federfüßige Zwerghühner als Gartenhühner und die würden erwiesenermaßen 3mal im Jahr für Nachwuchs sorgen. Begattung 100%, Schlupf und Überleben 100%. Wir haben erkannt, daß es der Gesundheit förderlich ist, wenn man sie 3 Wochen auf Toneiern brüten läßt und die Sache nach 3 Wochen beendet, also die Eier wegnimmt. Eine 2022er Henne hat im Alter von 7 Monaten angefangen, zu glucken und hat im Laufe dieses Jahres mindestens 4x3 Wochen gebrütet und gegenwärtig hopst sie auch gluckig durch die Gegend.
Am Anfang dachten wir auch, daß wir überzählige Tiere an Bekannte abgeben würden, aber sie wachsen einem sehr ans Herz. Außerdem mußten wir zur Kenntnis nehmen, daß die Hühner bei den Bekannten nicht so gut behandelt werden wie bei uns, und sie werden, wenn sie zu viel glucken oder zu wenig Eier legen, gnadenlos totgemacht. Wenn Du Hühner verschenkst, erwartet sie so gut wie immer das Beil, egal, was Dir der Beschenkte verspricht.
Im Gegensatz zu meiner Vorschreiberin bin ich der Überzeugung, daß sich Hühner Kinder wünschen. Niemand muß ihnen das Programm der Natur erklären. Schaut Euch nur das Mutterglück einer Glucke mit Küken an, das ist kein stumpfer Ablauf chemischer Prozesse vulgo Hormone. Die Hormone geben nur den Takt bzw. bereiten den Körper auf die Aufgabe vor.

chtjonas
25.10.2023, 01:21
...vielleicht hilft auch die Information weiter, dass bei den Chabos durch den sogenannten Letalfaktor nur vergleichsweise wenige Küken schlüpfen. Bei den Serama ist das auch so (es gibt Zahlen von nur 30% Schlupfquote, von denen dann auch nicht alle erwachsen werden)....

Ich selbst habe keine Zwerghühner und sowieso in der Mehrheit robuste, "wilde" Landmischungen zwischen 1,2 und 3,5 kg.

Ich hätte große Schwierigkeiten damit, mir Hühner aus Züchtungen mit bekannt hohem Letalfaktor anzuschaffen und diese dann womöglich auch noch brüten zu lassen.

Ich denke, es handelt sich dabei oft um Extremzüchtungen (besonders groß, klein, niedlich, mit putzigem Federschöpfchen etc. etc. ...) bei denen ein frühes Absterben der Embryonen und/oder Missbildungen und kurze Lebenserwartung billigend in Kauf genommen werden.

Das ist für mich untragbar und ich möchte solche Praktiken durch einen Kauf solcher Linien/Rassen nicht untertützen.

Ja, ich habe mich in diesem Jahr auch zum Kauf von Seidenhuhn-BE (aus mir unbekannter Haltung) hinreißen lassen. Schlupfrate 50%, davon ein offensichtlich behindertes Küken. Das lastet mir jetzt schon ganz schön auf dem Gewissen.
Aus den eigenen Eiern schlüpften 90 % und alle gesund.


...Wir haben erkannt, daß es der Gesundheit förderlich ist, wenn man sie 3 Wochen auf Toneiern brüten läßt und die Sache nach 3 Wochen beendet, also die Eier wegnimmt.
...
Im Gegensatz zu meiner Vorschreiberin bin ich der Überzeugung, daß sich Hühner Kinder wünschen. Niemand muß ihnen das Programm der Natur erklären. Schaut Euch nur das Mutterglück einer Glucke mit Küken an, das ist kein stumpfer Ablauf chemischer Prozesse vulgo Hormone. Die Hormone geben nur den Takt bzw. bereiten den Körper auf die Aufgabe vor.

Ich praktiziere es mit meiner Extrem-Dauerglucke "Dickerle" (Orpimix) mittlerweile ähnlich wie @sm20. Nachdem ich sie bereits in ihrem ersten Lebensjahr mehrmals mühevoll und unter Stress (für uns beide) entgluckt habe, lasse ich sie jetzt - mehr oder weniger - gewähren. Wenn ich im Hühnergarten bin, hole ich sie vom Nest und setze sie zu den anderen, durchaus auch mehrmals am Tag. In der Nacht setze ich sie auf die Stange. Nach 3 - 4 Wochen wirkt dann die "Zerstörtes-Nest-Strategie" um sie zu "heilen".

Danach legt sie wieder 3 oder 4 Wochen lang Eier mit fester glänzender Schale, hat während ihrer Gluckanwandlungen gut abgespeckt und hatte trotz ihrer Tendenz zum Übergewicht noch nie Probleme mit Ballengeschwüren.

Und ja, ich denke auch, dass sich solche ambitionierten Gluckerinnen Küken wünschen.

Dieses Jahr habe ich ihr diesen Wunsch erfüllen können - und zwar reichlich. Seit über 3 Wochen führt sie liebevoll eine bunte Truppe von 15 Flauschebällchen - vom (mittlerweile) 60 g - Seidie bis zum 250 g schweren Brahma-Mix. Alle waren unter ihr geschlüpft.

Schwanzfeder
25.10.2023, 09:19
Ich glaube kaum, dass jemand so Winzlinge wie Seramas oder Chabos schlachtet, weil sie keine Eier legen (dafür schafft man sich die ja auch nicht an). Bei größeren Zwerghühnern sieht das vermutlich anders aus ... . Man sollte sowas vielleicht sicherheitshalber als "Zierhuhn" vermitteln, als Haustier, vorzugsweise mit Kindern, wie so Wellensittich bspw. und nicht als "Nutztier". Dafür waren die ja ursprgl wohl auch gedacht. Ist vielleicht doch nicht so einfach ... wenn du abgelegen wohnst und es wenig Interessenten für sowas gibt?

Das mit dem Letalfaktor ist auch der Grund, warum ich keine kurzbeinigen oder schwanzlosen Hühner halte. Beim Serama versucht man den, glaube ich, wegzuzüchten, weil es auch kleine Tiere ohne LF zu geben scheint (soweit man das wissen kann?); ob das gelingen kann, keine Ahnung.

Lisa1234
25.10.2023, 13:49
Vielen lieben Dank, für eure vielen interessanten Antworten! Ich bin noch sehr früh in meiner Entscheidungsfindung ob Hühner, und wenn ja welche, deshalb werde ich eure Meinungen und Erfahrungen jetzt mal „verdauen“ und dann schauen was bei mir dabei rauskommt. Danke. Tolles und nettes Forum hier!