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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lebensmüde Hühner und die Greifvögel...



HangHühner
28.04.2022, 10:03
Hallo liebe Hüfos,

Wir haben anscheinend eine Gruppe sehr dusseliger Hühner...
Kurz zur Truppe: wir hatten 2 Amrock Hennen und 4 Strupphennen. Letztes Jahr im August wurde dann eine Amrock vom Habicht getötet. Sie hatte sich zu weit von der Gruppe entfernt anscheinend. Die anderen haben sich vor lauter Panik überall verkrochen... Daraufhin haben wir erst den einen Auslauf und dann die Erweiterung übernetzt. Leider hatte es zwei Lücken von 10cmx10cm und der Habicht hatte diese dann irgendwann vor uns gefunden. Ergebnis war eine tote Strupphennen ungefähr da wo auch die Amrock erbeutet wurde... Und wieder der Rest verkrochen unter allem möglichen. Wir holten vor kurzem noch eine Amrock und 2 Barnevelder Junghennen dazu, weil die kleine Gruppe sich ziemlich auf den Keks ging.

Jetzt ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass die Hennen durchaus Alarm schlagen, wenn zum Beispiel ein Busssard in der Nähe kreist. Allerdings macht Keine Henne die Anstalten sich zu verstecken.. Sehen sie im Busssard keine Gefahr oder haben sie es einfach nicht gelernt? Der Habicht hat sich zu mindest im meinem besein noch nicht vorbeigetraut. Und auf die Kamara guck ich ja nicht ständig ob sie mal in Deckung gehen oder so... ^^
Bei den beiden Angriffen haben sie sich auch erst versteckt als er die Henne schon gepackt hatte...

Liebe Grüße von den Hanghühnern

Dorintia
28.04.2022, 10:27
Manche Hühner schlagen kurz Alarm und bleiben dann erstmal erstarrt stehen. Ist ja u.U. auch schlau
Nicht jeder Vogel, jede Silhouette wird als gefährlich eingestuft und dann eben weiter dem Tagesgeschäft nachgegangen.

Wilde Hummel
28.04.2022, 10:27
Verschiedene Hühnerrassen haben unterschiedlich ausgeprägte Fähigkeiten, auf Greifvögel zu achten und vor ihnen zu flüchten. Schwere, gemütliche, flugfaule Zweinutzungsrassen wie Amrocks sind auf Fleischansatz gezüchtet und nicht auf die Fähigkeit, sich selbst in der Wildnis zu behaupten und zu verteidigen. Dafür müsstest du ursprünglichere, flugfähigere Hühnerrassen wählen.

Okina75
28.04.2022, 10:43
Gut gesagt, Hummel.
Zudem sind kunstbrutaufgezogene Hühner auch, schlicht ausgedrückt, dämlicher, weil die in ihrer geschützten Umgebung und ohne Vorbild ja nichts kennen. Obwohl sie könnten, wie Lohmann Braune beweisen. Beim Händler gekauft sind die selbst zweijährig noch so naiv, dass sie sich von 27 peu a peu auf 15 vom Habicht runterfressen lassen, trotz wiederholter Erfahrung (so in meinem Zivi geschehen, wo dem Chef übernetzen zu teuer war). Selber aufgezogen (aus Bio- Eiern) ebenso lebensfit wie Buschhühner oder Buschmixe. Können zwar immer noch nicht fliegen bei natürlicher Gluckenaufzucht bei sofortigem Freilauf, wischen aber ebenso ohne jeden Laut in die nächste Deckung, sowie nur paar 100 m weiter Krähen Habichtalarm geben.

Meine Tipps für erfolgreiche Open Air- Hühnerhaltung:
- Gluckenaufzucht, idealerweise mit Glucke ebenfalls glucken- aufgezogen oder zumindest schon etwas lebenserfahren

- Fluchtfähige Tiere (keine extremen Hauben, extreme Federfüße, Seidentiere und dergleichen)

- Aufzucht von Anfang an im Freilauf, damit die Kleinen sofort alles lernen können

- niemals mehr als max. 5 m im Auslauf zur nächsten Deckung

- eine blickdichte Hecke um den Auslauf, vor allem in sonst weithin kahlen Gegenden, damit Habicht und Co. nicht schon aus hunderten Metern Entfernung beim zufälligen Vorbeikommen sehen oder erschnüffeln, dass da hinten Leckereien rumlaufen

- im Auslauf Bepflanzung wählen, die oben dicht ist, unten aber freie Sicht gewährt. Wie in einem Jungwald oder einem Waldrand eben so der Fall, den Hühner als natürlichen Lebensraum klar bevorzugen

- lieber etwas natur- skeptische Tiere als treudoofe Kullerkekse, wenngleich letztere zugegeben natürlich wesentlich herziger sind. Aber leider auch oft tödlich naiv.

sil
28.04.2022, 10:53
Das Fluchtverhalten ist zum Teil instinktgesteuert, zum Teil aber auch erlernt. Daß die Hennen bei Gefahr von oben sich überall verkriechen, ist wohl ein Instinkt. Zu wissen, wann es angebracht ist, zu rennen und wann nicht, muß erlernt werden. Zu der Aufzucht ohne Vorbild bei Kunstbrut kommt auch die Hennenhaltung ohne Hahn dem Habicht sehr entgegen. Üblicherweise ist es Aufgabe eines Chefhahns, zu wachen und rechtzeitig zu warnen, und, bei drohender Gefahr bzw einem erfolgten Angriff, die Überlebenden Hennen auf ihrer Flucht zu begleiten und weiter zu beschützen. Aufgabe sogenannter Satelitenhähne ist es, einer angegriffenen Henne zu Hilfe kommen und gegebenenfalls einen Angreifer zu vertreiben. Hennen ohne Hahn sind da sich selbst überlassen und tun, was Hennen in so einer Situation eben tun. Sie warnen zwar, aber wenn kein Hahn die Warnung bestätigt, wird das von den anderen nicht unbedingt ernst genommen. Werden sie angegriffen, versuchen sie zu flüchten, zeigt ihnen kein Hahn den Weg z.B in den als sicher empfundenen Stall, flüchten sie eben in die nächstgelegene Deckung. Packt ein Habicht ein Huhn, fällt es in eine Schockstarre und ist damit wehrlos. Andere Hennen verteidigen solche Opfer nur in absoluten Ausnahmefällen. Kommt ihr also kein Hahn zu Hilfe, wird sie den Angriff wohl nicht überleben.

Miss Boogle
28.04.2022, 11:00
@Okina
Kullerkekse :rofl großartig!!! Das muss ich meinen Z-Cochins unbedingt später erzählen. Danke. Ich habe herzlich gelacht.

Wilde Hummel
28.04.2022, 18:28
Kullerkekse :rofl großartig!!! Das muss ich meinen Z-Cochins unbedingt später erzählen.

Ich würde ihnen lieber nichts sagen... Ich hab meine Orpis vorhin fröhlich mit "Na, ihr Kullerkekse!" begrüßt. Seitdem schreien sie im Chor: "Kekse! Kekse!! KEKSE! Wir wollen Kekse!!" Ich hab jetzt das Fenster zugemacht. Fazit: Kullerkekse haben keine Zeit auf den Habicht zu achten. Sie sind schließlich mit Essen beschäftigt. :eat

Miss Boogle
28.04.2022, 18:49
:laugh Stimmt.

HangHühner
28.04.2022, 19:03
Danke für all eure Informativen Antworten!
Unsere Kullerkekse sind ja mittlerweile ünernetzt, da fühlt man sich schon was sicherer. Und jeden Tag Konttollrunde.

Der Auslauf befindet sich am Übergang von Wald zu ungenutztem Garten. Unter anderem mit ziemlich alten Rhododendron die wunderbar zum klettern und drunter baden sind. (Aber nicht um sie mit Netz zu überspannen ;D das war ein Akt ) Wir haben über all verschiedene größere sträucher verteilt aber Richtung Wald könnten wir da noch was machen. Wollte dort die Junge Buche die auch als Zaunpfahl dient als zusätzlichen Schutz nutzen. Aber die muss halt erstmal wachsen. Zudem haben wir in die Richtung im Sommer immer einen mobilen Zaun im Einsatz. Sie lieben es einfach im Laub zu Scharren und im Schatten der Bäume zu liegen :)

Mit dem Hahn sind wir hin und her gerissen. Ging bis dato nicht weil wir eine überstruppte Henne beim Züchter mitgenommen haben, die wohl sonst getötet worden wäre.. Aber sie ist leider am Wochenende plötzlich gestorben. Einen Hahn hätte ihr anfälliger Gefieder wohl nicht überstanden. Jetzt sind wir wieder am überlegen. Müssen aber nochmal mit den Nachbarn sprechen.
50m weiter hat der Nachbar noch liebe wunderschöne Hähne abzugeben. Die hört man hier bei geschlossenen Fenstern nicht. Aber die direkten Nachbarn haben ihr Schlafzimmer Richtung Hühnerauslauf. Und der Stall ist eigentlich zu klein um sie ewig lange morgens drinnen zu halten.
Grade eben gab's wieder großen Alarm.Unsere weiße Strupphenne behielt den Busssard ganz genau im Auge. Alle anderen rührten sich nicht oder picken weiter rum. :D aber sie ist wirklich der Aufpasser und die Chefin. Unter den anderen gibt's hier und da mal gehacke aber mit ihr legt sich keiner an. Und dazu muss sie nichtmal Chefallüren an den Tag legen :D

Okina75
28.04.2022, 21:32
Oh, tut mir leid mit der Orpi- Revolte :o :laugh.

Wilde Hummel
29.04.2022, 08:29
Mit dem Hahn sind wir hin und her gerissen. Ging bis dato nicht weil wir eine überstruppte Henne beim Züchter mitgenommen haben, die wohl sonst getötet worden wäre.. Aber sie ist leider am Wochenende plötzlich gestorben.

Das finde ich cool von euch, dass die Henne bei euch noch ein gutes Leben haben durfte! Und es tut mir leid, dass ihr sie jetzt verloren habt. :troest

Pfandfrei
29.04.2022, 09:22
Zu dem Vergleich den Okina genannt hat kann ich auch eine kleine Geschichte beitragen. Ich halte vorwiegend Kämpfermixe und die Küken sind alle aus Naturbrut und mit Glucke im großen Waldauslauf aufgezogen.
Zwischen meinen Kämpfern gab es bis vor 3 Jahren auch noch 2 Orpington Hennen die von einem Ausstellungszüchter kamen. ( Kunstbrut ) . Damals hatte ich noch ein Grundstück im Wald und dementsprechend auch Angriffe von Habicht und Co. Eines Tages gab es mal wieder Luftalarm und alle Hühner sind mit den Hähnen unter die Büsche und die Brombeeren geflüchtet. Die beiden Orpi Damen auch allerdings fanden sie es als ausreichend den Kopf in den Busch zu stecken. Der Rest der beiden Hennen , also der leuchtend gelbe Puschelpopo guckte weiterhin gelb leuchtend aus dem Busch herraus. :laugh So nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn.

Der Habicht hat die beiden Gott sei Dank nicht entdeckt und ist erfolglos abgezogen. Aber ich fand das ein schönes Beispiel wie sich der Unterschied zwischen Naturbrut und Hühnern mit Wildblut und Kunstbrut dargestellt hat.

HangHühner
29.04.2022, 15:40
Das mit deinen Orpis ist ja eine zum Glück sehr lustige Anekdote :D
Wir sind ja noch recht frisch, was die Hühnerhaltung betrifft, da hab ich mir über Natur/Kunstbrut gar nicht so Gedanken gemacht. Aber klar, klingt schon sehr einleuchtend.

Die kleine Strupphenne konnte einem wirklich leid tun, so rein optisch war sie wirklich nicht schön anzusehen, aber immer aktiv und sehr lieb. Kam immer zu mir und kratzte mit dem Schnabel an meiner Hand, da sind ja sonst immer leckere Sachen drin :/ fand die Züchtung optisch so toll, würde aber keine mehr kaufen, das leid nebenher scheint doch schon groß zu sein. Und sie kam ja auch von einem erfahrenen Züchter, aber selbst da kann es sein, dass mit dem verdeckten Strupp die überstruppung raus kommt. Das möchte ich nicht mehr so unterstützen.

Zu der Gemütlichkeit der amrocks habe ich auch ne kleine Anekdote.
Bevor wir die 4 Struppis dazu bekamen, waren die Amrocks alleine in ihrem noch sehr schönen Auslauf... Dann kamen die Struppis und innerhalb von 24 h war der gesamte Auslauf einer Mondlandschaft gleich. Die amrocks hatten eine feste badestelle. Die Strupp haben erstmal ALLES umgegraben. Da war ich schon sehr schockiert. :D Charaktere die unterschiedlicher nicht seinen können.

Okina75
29.04.2022, 16:57
Haben sich als Löwenzahn getarnt, die beiden Orpis- auch nicht verkehrt ^^.

Huhn123
29.04.2022, 22:54
Ich glaube du hast die falschen Hühnerrassen für deinen Auslauf.

Schwere, schlecht fliegende Hühner mit wenig Fluchtinstinkten sind wirklich suboptimal ...

Warum nicht beispielsweise auf wildbraune Altsteirer umsteigen?
Die sind sehr agil, können sehr gut fliegen, haben noch viele ursprüngliche Instinkte wie den Fluchtinstinkt, sind wachsam.
Robert Höck hat neulich gerade auch ein Rasseporträt zu ihnen gedreht:
"Altsteirer-Hühner im Rasseportrait in Weiß und Wildbraun"
https://www.youtube.com/watch?v=Q5QZJnT8eKk
Auch hier kannst du dir einen kurzen Eindruck verschaffen: ab Minute 13:50 bis 14:56
https://www.youtube.com/watch?v=oEV5mVHkDFU

sil
29.04.2022, 23:19
Das Grundproblem bei Habichtpräsenz sind offene, einsehbare Ausläufe. Meine Hühner bevorzugen, wenn sie die Wahl haben, immer Bereiche mit Deckung nach oben. Im Winter beispielsweise halten sie sich entweder direkt in ihrem Offenstall oder in den Offenställen der Pferde auf. Wenn sie auf dem nicht überdachten Misthaufen herumklettern, zeigen die Hähne deutlich erhöhte Wachsamkeit. Im Sommer ist ihr Lieblingsplatz eine mit Büschen bewachsene Böschung, wenn sie auf Tour sind, nutzen sie den Waldrand, Gestrüppstreifen oder Hecken, um von einem Grundstückseck ins andere zu wechseln. Wir haben einen Fleck, dicht mit Springkraut bewachsen. Wenn das eine gewisse Höhe hat, sind die Hühner dadrin quasi unsichtbar. Sobald irgendwas ihnen komisch vorkommt, verschwinden sie darin. Wenn sie offenen Grasflächen aufsuchen, dann bleiben sie immer nahe an der nächsten Deckung oder sie nutzen den Schutz der Gebäude. Und immer sind dann die Hähne besonders auf Habacht.
Ich habe auch schon pummelige, ungeschickte Flieger mitlaufen gehabt, ich mag überhaupt eher den ruhigen, gemütlichen Typ Huhn, und meine Verluste durch den Habicht im Laufe einiger Jahrzehnte lassen sich tatsächlich an einer Hand abzählen. Dabei gibt es öfters Habichtalarm und ich habe auch schon einige ernsthafte Angriffe beobachten können. Fast immer im Herbst, wenn die Pferde auf der Hauswiese grasen, die Hennen den Schutz der Pferdebäuche und Beine nutzen und sich weiter hinaus ins Freie wagen. Mehr Ärger macht mir der Fuchs, der nutzt die Deckung von Hecken und Gestrüpp nämlich gerne, um sich ungesehen anzupirschen. Dem Habicht dagegen verleidet es die Hühnerjagd ziemlich.

Okina75
29.04.2022, 23:30
Na, dann sollte man vllt. eine Art Fragebogen erarbeiten, die wir künftigen Greif- oder Räuberattacken- betroffenen ans Herz legen, mal auszufüllen. Könnte man ja als Thread machen, oben anpinnen und dann Betroffenen verlinken. So lassen sich Parallelen schnell entdecken und analysieren, und daraus quasi wissenschaftlich belegt effektive Gegenmaßnahmen eruieren. Wobei der Habicht sicher das größere Problem ist, weil ja tagaktiv. Aufziehende Füchse jagen zwar auch tags, aber vllt. kann man für die dann auch einen "Fuchs- Fragebogen" ersinnen.