Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hecken / Fluchtkorridore, intelligentes Auslaufdesign
Kleinfastenrather
14.04.2022, 22:41
Hallo zusammen,
ein Video, welches einen Habichtangriff zeigt, löste bei mir grade nochmal einen Gedanken aus der mir schon länger durch den Kopf geht.
Habichte werden ja häufig als absolute Profikiller beschrieben (was ja ja durchaus sind) gegen die unsere schwerfälligen Hühner keine Chance haben (was manchmal berechtigt ist, aber nicht grundsätzlich).
Jedenfalls sehe ich ständig, und habe/hatte selber, Ausläufe die nicht besonders Habichtsicher sind/waren.
Jedoch habe ich seit ein paar Jahren, ungefähr seit dem ich meine Ausläufe vergrößern konnte, kaum mehr Habichtverluste.
Und das hängt denke ich mit den dort stehenden Büschen zusammen.
Obwohl meine Nachbarn von Verlusten berichten, die Hühner dort aber auch wie auf dem Präsentierteller laufen.
Wie reagieren denn Hühner wenn ein "Luftfeind" - Warnruf kommt? Schnell in Deckung!
Wenn keine Deckung da ist gehen sie entweder nicht gerne auf die Fläche, wenn doch dann sind sie oft etwas "lebensmüde" (Hybriden). Wenn sie dann mal auf der Fläche sind gibt es kaum Fluchtmöglichkeiten. Hühnervögel sind ja klassicher Weise Waldrandbewohner und keine Kühe oder Schafe.
Bei mir war das Problem das ich zwar große, dichte Büsche habe (ideal), dort aber der Zaun vor gebaut wurde und nicht dahinter. Die Hühner sind beim Angriff also in Richtung Deckung, dann aber gegen den Zaun gerannt.
Ebensoches ist auch der Henne im Video passiert, sie hat den Habicht kommen sehen und wich erstaunlich gut aus, lief dann aber in den Zaun wo der Habicht sie packen konnte.
Das Problem ist (denke ich) halt das der Teil des Hühnergehirn der für die schnelle Flucht gedacht ist sich noch nicht an einen "Zaun" angepasst hat, besonders nicht an Maschendraht.
Hühner brauchen "Unterholz", dichte Büsche wo drin sie unterschlüpfen können.
In meinem Fall sind es Eiben im einen Auslauf und Zypressen im anderen, dort halten sich die Hühner nicht nur sehr gern zum ruhen auf sondern flüchten bei jeder Warnung schnell ins Sichere.
Wenn ich mir die üblichen, auch gewerblichen, Ausläufe so ansehe, völlig ohne Schutz, vielleicht mit einem Apfelbaum, ist doch klar dass da der Habicht leichtes Spiel hat. Wenn ich von Habichtproblemen höre, sehe ich oft offene Wiesen.
Ich denke das in unseren Hühnern noch so viel "wildes" drinsteckt das sie Angriffe von oben auch gut ohne Übernetzung überleben können, eben mit genügend Unterschlupf.
Am einfachsten ist es denke ich wenn man sich, je nach Auslaufgröße, an einem oder an beiden Zaunrändern oder auch in der Mitte Hecken pflanzt
Vielleicht immergrün oder relativ dicht (wobei das mit Schnitt ja die meisten sind), damit auch im Winter Schutz vorhanden ist.
Die Pflege mit der Heckenschere, muss ja nicht gut aussehen, oder auch frei wachsend, sollte dabei auch zu schaffen sein.
Ein Punkt dabei wäre auch der Fluchtkorridor, vorm Stall bzw. dem Schlupfloch sollten auch ein paar Büsche stehen.
Mit der Gehölzewahl kann man dabei recht kreativ sein kann, an Eiben hat sich hier noch kein Huhn vergiftet, wahrscheinlich wären auch Hainbuchen, Liguster, Kornelkirsche, Feldahorn usw. geeignet, damit würde man gleichzeitig noch was richtig gutes für die Vielfalt machen. Ich habe z.B. auch ein paar Rosen die Wild im Garten aufgegangen sind oder stachellose Brombeeren gepflanzt.
Eine konstruktion aus Totholz oder ein Zaunschirm, also ein waagerechter (feiner) Zaun der ca. 20cm überm Boden vielleicht 60 - 70cm ins Gehege reingeht, so halb - dachförmig am Zaunrand befestigt ist, haben denke ich ähnliche Wirkungen.
Ich kann mir auch vorstellen das man wenn Schafe, Kühe und co. mitlaufen die Hecke gut mit einem Zaun, der vielleicht die untersten 20cm offen ist, schützen kann.
Das also zu dem Gedankengang. Werden ja sicherlich viele schon so machen, ich habe auch schon im großen Beispiele mit Kurzumtriebsplantagen gesehen. Trotzdem denke ich das es gut wäre da noch mehr rumzuexperimentieren, auch im großen Stil.
Vielleicht kann ich ja mal so ein Projekt in die Wege leiten.
Was haltet ihr davon? Wie macht ihr es? Ein alter Schuh / bekannte Praxis? Oder übertriebender Aufwand?
Gubbelgubbel
15.04.2022, 01:06
Find ich total richtig! Dass die Hühner der mobilställe quasi keine Deckung (auch kaum Schatten) haben hat mich schon immer gestört. Den eigentlichen Hühnerauslauf haben wir deswegen quasi IN der Hecke angelegt, sie laufen aber immer im ganzen garten, der ustvzim einen umgeben von Hecken aber auch auf den Flächen sind immer Inseln mit Stauden, hecken, hohen Gräsern etc. Bei Flugalarm macht es WUSCH und alle Hohner sind verschwunden auch die dicksten und faulsten :D
https://up.picr.de/43401907ex.jpg
Gelb umtüdelt ist das Gehege
chtjonas
15.04.2022, 01:55
...
Wenn ich mir die üblichen, auch gewerblichen, Ausläufe so ansehe, völlig ohne Schutz, vielleicht mit einem Apfelbaum, ist doch klar dass da der Habicht leichtes Spiel hat. Wenn ich von Habichtproblemen höre, sehe ich oft offene Wiesen.
Ich denke das in unseren Hühnern noch so viel "wildes" drinsteckt das sie Angriffe von oben auch gut ohne Übernetzung überleben können, eben mit genügend Unterschlupf.
Am einfachsten ist es denke ich wenn man sich, je nach Auslaufgröße, an einem oder an beiden Zaunrändern oder auch in der Mitte Hecken pflanzt
Vielleicht immergrün oder relativ dicht (wobei das mit Schnitt ja die meisten sind), damit auch im Winter Schutz vorhanden ist.
...
Ich stimme Dir 100% zu!
Wir haben hier Gott sei Dank keine größeren Greifvögel, die ausgewachsenen Hühnern gefährlich werden könnten. Aber selbst wenn, hätten die bei uns keine große Chance auf Erfolg.
Beide Gehege laufen am Zaun zu den Nachbarn entlang. Diese Maschendrahtzäune sind mit Hecken bepflanzt.
Auf der einen Seite mit Bambus, der unten sehr licht ist, so dass die Hühner da gut durchkommen. Nach oben hin verdichtet sich der Bewuchs zu einem schützenden Dach.
Auf der anderen Seite ist eine ganz geniale Hecke von Winterjasmin (Jasminium nudiflorum). Ich weiß nicht, ob sowas auch in Deutschland/Schweiz/Ö .... gedeihen würde. Aber die ist wirklich toll.
Das Gestrüpp wächst am Zaun entlang nach oben und bildet dann eine Art "Hängeranken" aus, die bis auf den Boden wachsen. Vielleicht kann ich morgen mal ein Foto machen. Wenn ich den Rankenvorhang hochhebe, ist dahinter bis zum Zaun teilweise über einen Meter Platz zum Rumlaufen, Picken, Scharren und Verstecken - natürlich auch für wilde Nester :laugh.
Ist zwar nicht immergrün, gibt aber durch die dichten Ranken auch im Winter guten Schutz.
Guten Morgen zusammen,
ich wohne auf einem Aussiedlerbauernhof mitten in der Pampa, am Waldrand gelegen....Hier gibt es allerlei Getier, unter anderem ein imposantes Habichtmädel.
Ich hab viel herum experimentiert mit der Umzäunung meiner Hühner, aber richtig effektiv war das nicht.
Seit einem Jahr habe ich die Zäune um meine übernetzte Voliere abgebaut.
Wenn wir zu Hause sind, lasse ich die Hühner frei laufen. Seitdem habe ich keine Verluste mehr gehabt.
Und den Weg in den Stall zurück haben meine Tiere alle drauf.
Irmgard2018
15.04.2022, 11:20
Ich las gerade "Winterjasmin", und dachte mir, das hört sich toll an. Die schreibe ich mal an bezüglich eines Ablegers. Jo. Dann habe ich wahrgenommen, wer das geschrieben hat. Argentinien nach Deutschland ist vielleicht doch ein bissel übertrieben für einen kleinen Ableger.... :D
Das hört sich sehr logisch an, was Ihr schreibt. Bei mir kann ich das nicht so extrem machen, weil mein Garten nur 400 Quadratmeter hat, und von der Form her sehr lang und dafür sehr schmal ist. Wenn ich da am Rand eine Hecke setze auf beiden Seiten, dann komme ich in der Mitte noch mit der Schubkarre durch bis hinten und das war's :D
Aber: auf einer Zaunseite stehen acht Pfingstrosen, unter denen sie gerne ihr Sandbad nehmen, dazwischen habe ich jeweils Gräser platziert in den letzten Jahren, die aber noch nicht höher als 50 cm sind. Das Ziel soll sein, daß diese Seite dann komplett mit Grünkram bewachsen ist und sie sich dort verkriechen können. Auf der anderen Seite am Zaun entlang stehen ein paar Johannisbeeren darunter, ganz viele Erdbeeren. Und auf 15 cm Höhe beginnt der Zaun*hust. Sprich, hier kommen sie auf Nachbars grüne Wiese :D
Die Nachbarin nutzt den Garten kaum, nur ab und zu zum Äpfel pflücken. Deswegen dürfen sie dort auch von ihr aus gerne rüber. Das ist quasi noch mal genauso viel Platz, parallel zu meinem Garten. Und in der Mitte meines langen Gartens stehn 2 alte Apfelbäume, unter denen sie gerne laufen, und in der Ecke vom Hochbeet können Sie sich auch verstecken. Auch hinterm Hochbeet zum Zaun hin ist ein Durchgang für sie.
Und nachdem ich mitten in der Stadt wohne, und bisher keine Habichte gesehen habe, sollte das reichen. Die größere Gefahr dürfte wohl Nachbars Labrador sein, der im Garten immer mit Balliwerfen von kreischenden Kindern künstlich hochgepusht wird wie doof und damit darauf getrimmt, Flüchtendes zu greifen. Aber der ist auf der Pfingstrosen Seite, und da ist der Zaun unten dicht gemacht mit noch mal einem kleinen Zaun. Da müßten sie schon ihre Flügel verwenden. Passierte bisher 2mal, daß ich eine Henne zurückholen mußte. Aber die Gefahr ist auch nicht allzu groß: das ist der Enkel Hund und somit ist abschätzbar, wann der da sein wird.
Meine Hühner dürfen frei laufen wenn jemand da ist - ansonsten übernetzter großer Auslauf.
Hecken - gerade Schlehengebüsch mit Weißdorn dazwischen - stehen auf dem großen Grundstück reichlich. Trotzdem, vor Jahren durfte ich sehen wie ein Habicht anflog und dann, da die Hühner alle im Gebüsch / unter der Terrasse verschwanden, einen Junghahn zu Fuß ins Gebüsch verfolgt hat!
Wäre ich nicht laut rufend und fuchtelnd rausgestürzt, wäre es bestimmt schlecht für den Hahn ausgegangen denn der Habicht war offenbar ein sehr kräftiges Weibchen....... der Größe nach zu urteilen.
Seitdem halte ich Gebüsche für Hühner zwar für wichtig, sehe die aber nicht unbedingt als lebensrettend an. Auch Habichte können laufen - und es gibt ja auch Berichte von welchen, die die Hühner zu Fuß in den Stall verfolgt haben.
spitzhaube2015
16.04.2022, 19:48
Ich kann als Idee die " Schutzbepflanzung" Miskantus , Sida, Herzgespann, Silphie empfehlen.
Auch als Sichtschutz zum Nachbarn perfekt.
Das geerntete Material dieser Energiepflanzen wird bei mir gehäckselt wenn es im Frühjahr trocken ist und als Einsteu verwendet. Alles ein toller Kreislauf und absolut pflegeleicht und Insektenfreundlich.
Also ran, es ist Pflanzzeit. LOL
https://www.energiepflanzen.com/product/miscanthus-stoecke-und-rhizome/?gclid=EAIaIQobChMIufvDy4uX9wIVE6myCh11sQriEAQYASA BEgKqSvD_BwE
Djangolino
16.04.2022, 20:41
Ich kann als Idee die " Schutzbepflanzung" Miskantus , Sida, Herzgespann, Silphie empfehlen.
Auch als Sichtschutz zum Nachbarn perfekt.
Das geerntete Material dieser Energiepflanzen wird bei mir gehäckselt wenn es im Frühjahr trocken ist und als Einsteu verwendet. Alles ein toller Kreislauf und absolut pflegeleicht und Insektenfreundlich.
Das klingt interessant! Sperrst du den Bereich ab bis die Pflanzen eine gewisse Größe haben oder fressen es die Hühner nicht?
Quarkkuchen
21.04.2022, 12:57
Das Problem ist (denke ich) halt das der Teil des Hühnergehirn der für die schnelle Flucht gedacht ist sich noch nicht an einen "Zaun" angepasst hat, besonders nicht an Maschendraht.
Genau solche Gedanken kamen mir mehrmals bei der Beobachtung meiner Sussex, die, sonst auffallend überlegt und gleichmütig handelnd, im Falle (selten) aufkommender Nervosität plötzlich die offene Tür im Drahtzaun nicht mehr finden konnte.
Hühner brauchen "Unterholz", dichte Büsche wo drin sie unterschlüpfen können.
Mein Leitstern im Hühnergarten - einfach schon, weil sie das sichtbar mögen. Mensch bekommt sie allerdings auch schlecht da heraus, wenn es mal sein muß.
zu Fuß ins Gebüsch verfolgt hat!
Hier flog einmal ein (von mir auf die Schnelle nicht erkennbarer) recht großer Vogel unsere kleinste Henne Pilarica an - ihre stattliche Freundin Liselotte schoß urplötzlich wie eine Rakete aus dem Gebüsch seitlich in den Feind hinein und verschwand sofort wieder. Sie hatte solch rustikalen Rugby-Methoden allerdings als wenig auf Rosen gebettete Junghenne schon vorher zur Perfektion entwickelt. Wirksam wars.
Bei mir war das Problem das ich zwar große, dichte Büsche habe (ideal), dort aber der Zaun vor gebaut wurde und nicht dahinter. Die Hühner sind beim Angriff also in Richtung Deckung, dann aber gegen den Zaun gerannt.
Damals, als ich bei mir die insgesamt ca. 20 m lange Hainbuchenhecke in einem Abstand von gut 60 cm zur Grundstücksgrenze gepflanzt habe, dachte ich noch nicht an Hühner. Erst mit Beginn der Hühnerhaltung und mit dem Errichten eines Wildzaunes hinter der Hecke, stellte sich die damalige Entscheidung als Glücksfall für eine Hühnerdeckung heraus.
Obwohl ich im Auslauf schon einige Deckungsmöglichkeiten geschaffen habe, treibt mich der Gedanke nach weiteren, weiterhin um. In diesem Sinne bin ich da ganz bei Dir und würde so ein Projekt durchaus begrüßen.
Ein Alter Hut insgesamt - wird aber viel zuwenig umgesetzt. Und sorry, eine KUP ist da nur mässig geil :-X
Meine Hühner lieben die Ahornhecke, das Brennesselgebüsch und den dichten Stockaustrieb vom Lindenbaum. Leider haben wir keine richtigen Hecken am Grundstück, minimal ein wenig Gebüsch um die Seiten vom Stall rum.
Das ist doch genau was ich immer wieder propagiere. Unter anderem keine Deckung weiter als max. 5 m entfernt, und den Auslauf gestalten wie einen Waldrand bzw. junges Unterholz. Sprich, oben und seitlich zumindest teils blickdicht, und unten drunter übersichtliche Räumlichkeit. Eine Hecke hilft in sonst weithin kahler Pampa schon sehr, dass nicht jeder 2 km weiter vorbei kommende Habicht oder Fuchs gleich sehen/ riechen (auch der Wind zieht ohne Deckung ungebremst), dass es da hinten was leckeres gibt.
Meine Hühner laufen hier auf dem Hof seit 2012, also nun zehn Jahre, völlig ungeschützt rum. Anfangs haben sie den dort erst bestehenden Gebüschsaum und die Hecke als Deckung genutzt. Im Zuge des Bepflanzens und Zuwachsen lassens haben sie die ganze Fläche im gleichen Maße okkupiert, wie die Deckung besser, also Richtung lichter Jungwald, wurde. In der ganzen Zeit hat es der Habicht zwei Mal versucht, beide Male haben Krähen und ich es verhindert. Eines war sowieso nicht ganz fitte schwarze Bredahenne, das andere eine braune Lohmann. Fuchs hatte anfangs einmal Erfolg, das war aber meine Schuld, weil ich die Stallklappe offen ließ, neue, (leider zu spät gesehen fußbehinderte) Henne in aller Frühe raus, kannte sich nicht aus, mampf.
Sperber hat mal ein Küken mitgenommen, was aber verzeihlich war, weil es original aussah und groß war wie seine Lieblingsbeute, ein Spatz. Ansonsten hatte ich größere Probleme ausschließlich mit Ratten und Katzen. Die Ratten töteten Küken im Stall, die Katzen nahmen bis zu drei/ vier Monate alte Jungtiere mit.
Wie auch immer: Das zeigt, dass das A und O zur erfolgreichen Greifvogel- Vermeidung erstens lebenstüchtige und fluchtfähige Hühner sind, also keine übertriebenen Hauben, übertriebene Masse, kurze Stummelbeine, Treudoofheit, keine übertriebenen Federfüße und auch keine Seidentiere. Wobei gerade eine F1- Seidenmixhenne bewies, dass das hinderliche am Seidenhuhn wirklich nur die Federn sind.
Die entkam dem letzten Fuchsangriff bei der unmittelbar angrenzenden Nachbarin (der bediente und bedient sich übrigens in der ganzen Nachbarschaft, nur bei mir kriegt er keine lebenden ;) ) und schlug sich in der Folge dreieinhalb Wochen, in denen ich von ihr wusste (Nachbarin verzog in der Zeit), völlig allein durch. Glücklicherweise wählte sie dazu nach nächstgelegene, meinen Auslauf, und kam da problemlos sogar nachts allein irgendwo im Gebüsch schlafend klar. Was mir die, sorry, absolute Qualität meiner Auslaufgestaltung bewies. Mit der Zeit schloss sie sich meiner Truppe an, kannte die ja auch schon von tagsüber- sie zeigte aber anschaulich, was ein Tier erst behindert macht. Und das sind Seidenhühner im freien Auslauf ohne jeden Zweifel, da sie weder vernünftig rennen noch ansatzweise fliegen können. Konnte sie, da zum Glück normal befiedert als F1- Tier, und ja...
Zum anderen braucht man auf jeden Fall einen hühnergerechten Auslauf, und keinen menschenaugengerechten. Wie schon erwähnt sind Hühner keine Wiesentiere, sprich Gänse zB, die sich mitten in der offenen Pampa am allerwohlsten fühlen. Während das Huhn, wo es kann, immer die lichte Deckung aufsucht, und große Freiflächen von sich aus eher meidet. Toleriert zwar, wenn es nichts anderes gibt, was aber nicht heißt, dass die offene Wiese ja völlig in Ordnung wäre.
Zu eindrücklich ist es bei meinen Tieren.
Wenn die auf dem Hof sind und paar zig oder 100 m weiter geben die Krähen Habichtalarm, wischen die aber völlig lautlos wie die Schatten zu den Seiten weg unter den Ilex, in den Staudenholunder, das Gebüsch. Lautlos, in Sekundenschnelle, und wenn der Habicht vorbei kommt, sieht er genau nichts mehr. Darum die weiteste Deckung maximal 5 m entfernt. Sowie den ganzen Auslauf mit Gebüsch spicken, und diesen so groß wie möglich machen.
Sogar meine aus Bio- Eiern selbst erbrütete Lohmann Braune, glucken- gezogen, beherrschte das perfekt, so dass wir zum meiner Ansicht nach dritten unabdingbaren Kriterium verlustärmster Hühner- Freilandhaltung kommen- der Gluckenaufzucht mit von Anfang freiem Auslauf! Nur so lernen sie von klein auf, was nötig ist, umso idealer noch, wenn die Glucke selber auch schon aus Naturbrut stammt. Oder zumindest sehr instinktsicher ist. An Rassen will ich das mal nicht festmachen, weil ich sowohl eine Javanesische Zwerghenne aus Kunstbrut hatte, die 1a aufzog, wie eine Henne selber Rasse aus Naturbrut, die doof wie Stroh war und nur dumm kuckte, als eine Katze dreieinhalb Meter vor ihr die Küken beschlich.
Daher kommt es eher auf das Wesen der Henne an, ideal ist es aber immer, wenn die Küken von Anfang an frei aufwachsen. Kann Verluste geben, durch Katzen wie gesagt zB., diese Opfer sind mir aber, wie ich gestehen muss, auch ganz recht, denn nur die Harten kommen in den Garten, bzw. die ganzen Träumer, HansguckindieLufte und dergleichen werden nicht alt, sortieren sich als für die Haltungsform nicht geeignet selber aus. Klingt kaltschnäuzig, ist es vllt. auch, aber die völlige Verlustlosigkeit an erwachsenen Tieren in nun 10 Jahren nur durch Zaun geschützten Freilaufs spreicht da ganz nüchtern für sich. Und ich kann, wie letzten Samstag, die Truppe auch mal morgens um kurz vor 7 Uhr aufmachen, und abends erst um nach Mitternacht wieder zuhause sein, ohne mir Sorgen machen zu müssen (wir waren im Moviepark Bottrop, schon was weg von hier).
Ich würde am liebsten Flyer rausbringen, mit welch einfachen Mitteln man Hühner erfolgreich im Freilauf halten kann, wenn man als Mensch seine ästhetischen Bedürfnisse, oder althergebrachten Denkweisen, oder Bequemlichkeiten, einfach mal hintenan stellen würde. Ich halte mich wirklich absolut für nichts besonderes, sogar eine faule S.a.u., wenn man so sagen will, und verstehe es absolut nicht, warum so viele die schweren Wege wählen. Und nicht über den Tellerrand hinaus schauen wollen.
Mir haben unsere Gänse und Enten im Zivi zeigen können, was Tiere unter artgerechter Haltung verstehen, und seitdem habe ich da so meine ganz eigenen Ansichtsweisen zu artgerechter Tierhaltung. Man sieht ja zB selbst an Rindern, dass das eben keine obligatorischen Tiere der weiten, offenen Gegend sind. Wenn mal welche abhauen, stecken die sich bei Gelegenheit in irgendeinen Wald, und bleiben da mitunter fast ein Jahr lang. Kommen nur zum fressen raus, und beim leisesten Verdacht ab in die dicke Botanik und dann sehen wir mal weiter. Auch Schafe sind keine Tiere der offenen, ebenen Pampa. Nachbar waren vor anderthalb Jahren mal welche ausgerückt, aus blanker Wiesenweide- die hat er dann 500 m weiter auf einer Wiese direkt an steilerem Hang mit lichtem Jungwald drauf wieder aufgesammelt. Offene Weidefläche (Wiese), nahe Deckung (Jungwald), Fluchtmöglichkeit (der steilere Hang mit Felspartien)- ihre Vorstellung von artgerechtem Schafhabitat haben auch die auf der Stelle zu erkennen gegeben.
Und wären da die Wölfe vorbei gekommen, die seinerzeit nur paar Kilometer weiter sieben Welpen hatten, und die Schafe hätten sich leichtfüßig und schnellen Wegs in den Hang gestellt, hätten die ein noch längeres Gesicht gezogen, als sie sowieso schon haben, weil der Wolf kein Tier des steileren Felshangs ist.
PS: Stichwort Silphie, die auch ich als Deckung gedacht hatte- die einzige, die noch lebt ist die, die ich, außer sie nur naiv mitten in die Brennnesseln zu pflanzen, einkarnickeldrahtet habe. Naiv, weil meine Hühner inzwischen sogar schon die Brennnesseln (!!!) ausrotten, und das finde ich richtig schlimm!
Nur knapp 20 Tiere auf über 1000 m², und sie rotten sogar inzwischen das Gelumpe aus! Wobei meine Gehölze nun langsam mehr kronenlastig sind, also unten eigentlich inzwischen wieder genug Licht und Luft für Bodenvegetation wären.
Kleinfastenrather
29.04.2022, 19:35
Hallo,
erstmal vielen Dank für die Antworten / den Input / die Vorschläge.
@chtjonas: Winterjasmin sollte laut google auch in DE funktionieren, braucht aber wohl was zum klettern.
@Gitti: Ich denke nicht das der Habicht so einfach zu Fuß ein Huhn erwischt, vielleicht wenn es es die Enge getrieben ist oder einen schlechten Tag... Hühner sind doch erstaunlich wendig.
@Rohana: Warum denkst du das KUP (Kurzumtriebplantage) "massig geil" sind? Ich hab mal eines der Videos gesucht welches mich darauf ein wengi gebracht hat:
https://www.youtube.com/watch?v=MuqVLa_ZCWE
Ich meine er fällt dann mal eine Hälfte und lässt die andere noch was stehen. Die Bäume als Kühlelement im Sommer sind natürlich auch was tolles.
@Okina: Ja, bei dir habe ich es auch schon häufiger gelesen, mir fehlt aber so eine Art Anleitung oder generelles Grundkonzept mit dem man arbeiten kann, je mehr desto besser.
Ich denke das auch Kunstbrütler gut überlebensfähig sein können wenn sie vielleicht nicht ganz isoliert im Stall aufgezogen werden. Ich denke mittlerweile ja das da der Charakter entscheidender ist.
Wegen dem Plattmachen kann ich mir schon vorstellen das es bei dir vielleicht ein wenig zu dicht ist. Im Video wird erwähnt das rund 1/3 bepflanzt ist und mit Wechselweiden gearbeitet wird, um ein intaktes Bild zu erhalten. Da kann man mit Management viel erreichen. Z.B. so ne Art Hühner - Mob - Beweidung (mob - grazing) o.ä.
LG
Gubbelgubbel
29.04.2022, 20:49
Wir haben hier in der Nähe einen biohühnerhof der seine Hennen auf 9000qm laufen lässt. Die Fläche ist quasi Wildnis. Die haben die Wiese lang wachsen lassen, da stehen dann Nesseln, Kräuter, Brombeeren usw. Außerdem haben sie Weidebäume deren Schnittäste sie auf der Wiese liegen lassen. Um selber durch zu kommen Sensen sie regelmäßig Straßen rein, die Hühner nutzen die Straßen als rennschneisen und bei Flugalarm sind sie ruckzuck im Dickicht. Das lässt sich jetzt natürlich nur bedingt im Garten umsetzen aber man kann schon Inseln mit langen Gräsern und Stauden stehen lassen oder auch nicht bis zum Zaun mähen, sondern einen Meter davor aufhören.
@Rohana: Warum denkst du das KUP (Kurzumtriebplantage) "massig geil" sind?
Wenn man das so timen kann dass man immer ein zwei Reihen "alte" Bäume hat, kein Ding. Die brauchen halt ne Weile bis sie als Deckung taugen, mMn, und in der Zeit würden die Hühner nackig stehen wenn alles auf einmal gehäckselt wird...
Was Okina sagt, "so wie Waldrand" dem kann ich vollumfänglich zustimmen. Meine Freundin hatte einen Garten, gesäumt von breiten Haselnusshecken und allen möglichen Heckensträuchern... ich hab gesagt schaff dir Hühner an, für die wäre das ein Paradis. Was hat sie gemacht? Sämtliche Hecken gerodet und blöden Kirschlorbeer dahin gepflanzt! AHHHHH!! >:( ohne Witz der wär ich bald mitm nackten Arsch ins Gesicht gesprungen, wie kann man nur so dämlich sein. Jetzt wundert sie sich warum ihre jüngst angeschafften Hühner gar nicht in den Garten gehen wollen. Ist ja überall so schöner Rasen.
Quarkkuchen
01.05.2022, 10:58
Zum anderen braucht man auf jeden Fall einen hühnergerechten Auslauf, und keinen menschenaugengerechten.
Das eine muß dem anderen nicht im Wege stehn, vor allem, weil das Menschenauge ohnehin Moden und Entwicklungen in seinem Schönheits- oder Ordnungsempfinden unterliegt. Dieses innerhalb der jeweiligen Rahmenbedingungen aufblühen zu lassen, ist ja die eigentliche Kunst und Lust des Gärtnerns.
man kann schon Inseln mit langen Gräsern und Stauden stehen lassen oder auch nicht bis zum Zaun mähen, sondern einen Meter davor aufhören.
Vor einigen Jahren waren die englischen Meistergärtner ganz begeistert vom "New German Style", auch wegen seiner ökologischen und ökonomischen Verträglichkeit im urbanen Raum (u.a. veringerter Pflege- und Wasserbedarf), s.a. Schau- und Staudensichtungsgarten Hermannshof. Ich habe das, was Du beschreibst, schon vor anderthalb Jahrzehnten in einem 1,5ha großen Privatgarten in Asturien zur Vollendung gebracht bewundern dürfen, leider läuft ein solches Konzept ohne weitere spektakuläre Anschauungsbeispiele dem konditionierten Bedürfnis nach Bestehen der Spindkontrolle immer noch zuwider. Im Weinbau, so scheint mir, ist allerdings schon ein Umschwung eingeläutet.
weil meine Hühner inzwischen sogar schon die Brennnesseln (!!!) ausrotten
Scharrschaden oder Freßschaden?
Ich würde am liebsten Flyer rausbringen, mit welch einfachen Mitteln man Hühner erfolgreich im Freilauf halten kann, wenn man als Mensch seine ästhetischen Bedürfnisse, oder althergebrachten Denkweisen, oder Bequemlichkeiten, einfach mal hintenan stellen würde.
Bitte, bitte!
Ich würde sagen Trampelschaden, wahrscheinlich zu viel Erde von den winterruhenden Horsten gekratzt und zu oft drauf rumgelatscht.
Es ist wirklich absolut unfassbar, wie verdichtend so kleine Hühnerfüße auf bindigen Boden wirken, und meine wiegen im Maximum vllt. 3 Kilo. Und was die so an Erde von einem nur winzigen Hang runtertrampeln- das geht an die mehrere cm im Jahr. Und die sind vergleichsweise echt nicht oft auf den selben Flächen zugange, bei dem Platz, den die haben (wie gesagt maximalstens 27 erwachsene Tiere auf über 1000 m², in der Regel maximal 20, gegenwärtig 16 mit den beiden Hähnen).
Es keimt schlicht nichts mehr im Auslauf, alles wird umgehend platt gemacht. Und nicht gefressen wird nur, was dann wohl wirklich ungenießbar ist. Darunter Brombeeren, Bergahorn, Zaunwinde, Bluthartriegel. Und Minzen. Die mögen sie auch nicht, und haben demnach eine Chance, wenn sie nicht drin rumkratzen. Und bislang Brennnesseln und Disteln. Schneeglöckchen, Narzissen, auch Goldrute, sowas kommt ungeschoren hoch, wenn nicht scharr- auslösend. Aber die Himbeeren haben sie mir zB plusminus tot gefressen.
Den Topinambur haben sie mir mehr oder weniger binnen nur einem Winter ausgerottet, nachdem der Bestand auf knapp 20 m² gewachsen war, und den Bambus (Fargesia murielae) haben sie auch aufgefressen. Was die Ökobilanz angeht, sind Hühner so ziemlich die verheerendsten Viecher, die rumlaufen (und vllt. darum weltweit des Menschen häufigstes und liebstes Nutztier ;) ).
Nicht mal grünzeugfressende Gänse, viel schwerer und mit großen Plattfüßen ausgestattet, verheeren ihre Weiden so sehr wie Hühner, wenn der Ansatz erstmal gemacht ist. Sogar der Giersch, vormals so hoch und dicht, dass die Weiden am Stamm Luftwurzeln bekommen haben, weil immer schattig und feucht gewesen, ist mit der Zaunlinie zum Nachbarn, von dem er kam, wie abrasiert und kommt auch nicht mehr nach. GIERSCH! Neben Brombeeren hier die pflanzliche Pest schlechthin, streicht vor den Hinkeln die Flagge!
Scheint nichts mit dem Thema zu tun zu haben, das beleuchtet aber ziemlich eindringlich, wie Hühner selbst bei nur geringer Besetzungsdichte ihre Deckung wirklich selber kaputt machen können. Es muss wirklich das ungenießbarste Zeug und zudem trampelresistent sein, damit es unter ständigem Hühnerbelauf 'ne Chance hat. Daher bringt das Grünstreifen abzäunen nicht wirklich dauerhaft was, man muss da leider wirklich auf dichtes Gesträuch setzen, bzw. auf Sachen, die schnell außer Schnabelreichweite sind.
Wilde Hummel
03.05.2022, 11:31
Ich möchte mich einmal für diesen Faden bedanken, aus dem ich sehr viel gelernt habe. Ich habe begriffen, dass meine Hühner, wenn sie aus ihrem übernetzten Gehege heraus auf den Rasen dürfen, bei einem Greifvogelangriff vermutlich kopflos in den Zaun rennen würden, um unter den Buchsbaum in ihrem Gehege zu kommen. Daher habe ich gestern großflächige Fluchtfenster unten in den Zaun rund um den Buchs geschnitten, die ich immer hochklappen werde, wenn die Hühner auf dem Rasen sind. Das hat sicher ihre Überlebenschancen bei Freigang verbessert. Danke dafür!
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