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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht Abstrich



Susanne
03.04.2022, 20:44
Ich möchte hier kurz von meinen neuesten Erfahrungen in Bezug auf Abstriche bei Krankheiten, hier speziell Rachenabstrich bei Erkältungssymptomen berichten:
Leider gab es vor vier Wochen bei mir dramatische Probleme: Es fing damit an, dass wir am Abend ein zuvor unauffälliges Tier entdeckt haben, das nieste und Atemgeräusche zeigte, zudem waren Beläge im Schnabel. Wir sind mit ihr noch am selben Abend zum TA gefahren, um einen Abstrich durchführen zu lassen. Die Henne war am nächsten Abend tot, das Ergebnis des Abstriches war negativ. Ich befürchtete ein Virus und hoffte, dass keine weiteren Tiere dazukommen würden. War aber leider nicht so, ein weiteres Tier zeigte am Samstagabend die ersten Symptome, wir sind zwar noch direkt am Sonntag zum Notdienst, aber auch dieses Tier verstarb in der Nacht auf Montag. Mittlerweile schob ich schon leichte Panik, die anderen waren zunächst unauffällig, aber zwei Tage später gab es weitere Probleme mit zwei Tieren gleichzeitig. Dieses Mal habe ich direkt auf Verdacht dem einen Tier Baytril gegeben, dem anderen Doxycyclin, hatte wenig Hoffnung, dass das helfen würde, das eine Tier besserte sich relativ schnell, das andere verlor zwar die Beläge, aber es trat keine echte Besserung ein (zumindest mal verstarb sie nicht innerhalb eines Tages). Also ging ich mit ihr nochmal zum TA, um nachzufragen, ob ich das AB wechseln sollte. Nach Röntgenaufnahmen zeigten sich bei ihr Schatten auf der Lunge, ich wartete bis zum Abend ab und wechselte dann auf Baytril. Nun wurde ein Hähnchen krank, ich fing bei ihm direkt mit Baytril an, leider schien das hier nicht zu wirken, aber die Vogelklinik hatte mir ein Desinfektionsmittelgemisch zum Inhalieren mitgegeben, damit wurde seine Atmung besser, aber die Augen schwollen zu, er wollte nichts mehr fressen (sah ja auch das Futter nicht), wir haben ihn dann mit Kropfsonde ernährt. Zumindest verschlechterte er sich nicht. Ich bin wieder zum TA und habe mich erkundigt, was ich denn noch machen könnte und man riet mir, bei nächsten kranken Tier nochmal einen Abstrich durchführen zu lassen und den in einem Fremdlabor mittels PCR-Test untersuchen zu lassen. Und klar, es gab natürlich wieder ein krankes Tier, also wieder zum TA, wieder Abstrich, dieses Mal wieder mit Doxy angefangen, denn hier waren sofort die Augen mit betroffen und gehofft, dass es funktionieren würde. Hat es nicht, das Tier ist mir noch in derselben Nacht verstorben. Aber ich bekam zwei Tage später das Ergebnis des PCT Testes: Hier wurde festgestellt, dass meine Tiere zweierlei Bakterien aufwiesen, leider kann man mit dieser Methode keine Kultur anlegen, allerdings ahnte ich ja schon, dass je nachdem, welches Bakterium die Oberhand hatte, entweder Baytril oder Doxy hilft. Ich hänge unten die beiden Bilder der Ergebnisse an. Das Ende der Geschichte: Insgesamt habe ich 5 Tiere verloren, es haben sich der Reihe nach 15 infiziert, 10 konnte ich retten. Erwischt hat es unsere ältesten Tiere (alles Hennen von 2012 und 2014 und bedauerlicherweise eine von 2019). Vier Hähnchen waren schwer krank, sind aber alle wieder geworden, betroffen waren bis auf einen Fall nur Zwerghühner.
Was ich aber sagen will: Nicht jeder Abstrich, der keine Ergebnisse bringt, bedeutet, dass keine Bakterien vorhanden sind. Hätte ich kein Baytril vorrätig gehabt, wäre es noch schlimmer gekommen. Doxy hat der TAherausgerücktt, Baytril ohne Resistenztest ist schier unmöglich zu bekommen. Dieses Fremdlabor war sehr teuer (180 Euro), es wurden mehrere mögliche Ursachen geprüft, auch Viren, auch Mykoplasmenn, aber letztendlich hat es ein Ergebnis gebracht. Zum Glück sind jetzt alle fit und es gab keine weiteren Ansteckungen mehr.
Viele Grüße Susanne

Blindenhuhn
03.04.2022, 21:00
Danke für deinen Bericht!

Sterni2
03.04.2022, 21:14
Oh das ist traurig. Gut dass du viele retten konntest!!

zfranky
03.04.2022, 22:52
Danke für den Bericht.
Schlimm, dass dich dieser Infekt 5 Tiere gekostet hat! Das ist bitter. Gut, dass die übrigen 10 gerettet werden konnten, gut dass du Baytril da hattest.
Daran kann man auch sehen, wie sehr uns Hobbyhühnerhaltern die geltende Gesetzeslage die Therapie erschwert.
Denn Baytril darf ja so wie von dir geschehen offiziell nicht mehr eingesetzt werden. Für den Einsatz bedarf es eines entsprechenden Resistenztests. Wobei es ja schon oft schwierig genug ist, die Erreger überhaupt dingfest zu machen, wie man hier mal wieder sehen konnte..

Wilde Hummel
04.04.2022, 09:32
Mein Mitgefühl! Da habt ihr wirklich viel durchgemacht im letzten Monat. :troest Und auch ich finde deinen Bericht sehr interessant, weil ich beim meinen Hühnern auch mit einem seltsamen Erreger kämpfe.

Bohus-Dal
04.04.2022, 09:44
Ohje, das ist ja schlimm :( Und Coryza ist leider sehr schwer wieder loszuwerden. Danke für Deinen Bericht!

Bibbibb
15.05.2022, 11:41
Hallo Susanne,
danke für deinen Bericht. Würdest du noch schreiben, welches Labor die PCR gemacht hat?
LG

Susanne
16.05.2022, 14:59
Hier ist das Labor:

Vinny
16.05.2022, 15:13
Sehr interessant und traurig.
Ich kenne deine Ängste sehr gut.

Hast du Mal überlegt , das verendete Tier einzusenden? Vielleicht hätte das eher Ergebnisse geliefert, denn mit Abstrichen hatte ich bisher auch immer 0-runden Erfahrungen.
Daher bin ich zum einsenden übergegangen.

Vielleicht fürs (hoffentlich nicht kommende !) Nächste Mal

Gegen coryza kann man übrigens impfen ...

Irmgard2018
16.05.2022, 17:53
Genau aus dem Grund hätte ich spätestens das 2. gestorbene Tier zur Untersuchung gegeben. Mit Erstattung der Kosten durch die Tierseuchenkasse.

Susanne
16.05.2022, 17:59
Hallo Vinny,
zunächst denkt man ja, dass bei einem Abstrich etwas vernüftiges rauskommt. Deswegen war das meine erste Wahl. Ich lasse tatsächlich sehr viele Tiere auch post mortem untersuchen und muss dafür nicht mal was verschicken, wir haben ja das Untersuchungsamt direkt vor Ort mit Kühleinwurf selbst mitten in der Nacht und am Wochenende. Da habe ich am Ende immer ein super Ergebnis, es wird alles gefunden, aber das dauert erfahrungsgemäß mindestens 14 Tage. Da war ich jetzt selbst mit zweimal Abstrich nehmen lassen schneller. Dass man gegen Coryza impfen kann, weiß ich, aber auch das wäre dann ja nur noch eine Notimpfung gewesen und selbst im Tiergesundheitsdienst wäre das nicht so fix gegangen. Liegt natürlich daran, dass ich nicht dann Zeit habe, wenn der TA dort die Bestandsuntersuchung machen könnte (da bin ich nämlich 60 km entfernt auf Arbeit) und zudem meinte er dann tatsächlich, bis wir das durchgezogen haben und eine Wirkung eintrifft, wären eh schon alle durchseucht. Nun ja, es hat ja dann auch aufgehört und jetzt hoffen wir mal, dass ich nichts neues einschleppe. Woher das letztendlich kam, ist unbekannt, ich habe keine neuen Tiere bezogen und meine waren sogar aufgestallt (zumindest unter engmaschigem Netz), fürs nächste Mal denke ich halt gleich daran, sowohl den normalen Labortest in Auftrag zu geben (der geht am schnellsten und bringt zudem brauchbare Ergebnisse für ein passendes AB) also auch einen PCR Test für eine Diagnose, falls das andere nichts ergibt. Nur da bekomme ich dann nicht das passende AB. Ist nicht immer einfach mit Hühnern.

Orpington/Maran
16.05.2022, 18:43
Was mich wundert ist die Zurückhaltung des TA wegen Baytril, als meine Henne angegriffen worden ist, gab es sofort Baytril für 10 Tage….ich muss dazu sagen, die Wartezeit von 10 Tagen auf Eier ist lachhaft, man hat nachgewiesen, dass erst 36 Tage nach Ende der Behandlung die Eier Rückstandsfrei sind ….. mich schmerzt es natürlich auch, 2 Monate lang die Eier wegzuwerfen, aber dafür, dass sich die Henne erholt hat, nehme ich es gerne in Kauf

Lisa R.
16.05.2022, 19:13
Woher hast Du die Angaben zur Wartezeit auf Eier?

M.W. ist Baytril für Hühner, deren Eier zum Verzehr gedacht sind nicht zugelassen. Insoweit hat der TA aus rechtlicher Sicht alles richtig gemacht.

Irmgard2018
16.05.2022, 20:29
https://elib.tiho-hannover.de/receive/etd_mods_00002134

Hier liest man, daß 10 Tage deutlich zu wenig sind.

Orpington/Maran
16.05.2022, 20:33
Ist auch meine Quelle

Lisa R.
16.05.2022, 21:01
OK. Da steht aber auch: "Enrofloxacin ist für die Anwendung bei Legehennen zwar nicht zugelassen ..." - es gibt also keine offizielle Wartezeit. Nur zur Klarstellung hier im Forum.

Ich sage ja nicht, dass es sinnvoll ist. Nur das es so ist.

Wenn ich meinem Tier in Kenntnis der Sachlage Baytril gebe, dann nehme ich die Folgen in Kauf. D.h. Eier dieses Tieres gebe ich nicht mehr an andere ab. Die verbrauche ich selbst = meine Entscheidung. Ich muss sie also definitiv aussortieren können.

Bibbibb
16.05.2022, 21:24
Hier ist das Labor:

Danke dir. Als Halter selbst Proben einschicken kann man wohl nicht.
Wie läuft das, wenn man gar keine Ahnung hat, was es sein könnte? Pilz, Bakterien, Viren, Parasiten, Sonstiges... PCR auf alles?

Susanne
17.05.2022, 19:16
In meinem Fall waren es ja Erkältungssymptome. Da hat die Ärztin dann alles (außer Vogelgrippe) angegeben, was in Frage kommen könnte. Wir hatten zwei Abstriche (von zwei Hennen) und jeder Abstrich wurde auf 6 Sachen untersucht- Vogelgrippe hatte ich ausgeschlossen (also das wurde nicht untersucht- Vorteil von einem privaten Labor). Hat mich dann aber auch 2 mal 80 Euro gekostet.Aber ich hatte ein Ergebnis.

Jussi
18.05.2022, 08:52
Vielen Dank für Deinen informativen Erfahrungsbericht. Es tut mir sehr leid für Deine Hennen. Wir hätten auch sofort reagiert und versucht, der Ursache auf den Grund zu gehen. Dumm ist nur, dass Hühner immer so schnell sterben, wie es ja jetzt auch bei Dir wieder war. Das macht mich oft ziemlich fertig, ehrlich gesagt. Man kann sie noch so gut kennen und täglich beobachten. Wenn man bemerkt, dass es einem Tier nicht gut geht, ist es oft einfach auch schon zu spät. Klar gibt es alles mögliche an gesundem Futter, Prophylaxe durch Impfungen, Kotuntersuchungen usw., aber auch das reicht ja oft leider nicht aus. Ich komme ja aus der Humanmedizin und es schmerzt jedes Mal wieder, wenn man einem geliebten Huhn dann trotz aller Erfahrung und tiermedizinischer Unterstützung nicht helfen kann.

Ich bin sehr froh, dass es bei Dir nicht noch mehr Tiere erwischt hat - was ganz sicher Deinem schnellen Eingreifen zu verdanken ist. Alles Gute für die weitere Zeit und dass jetzt erstmal Ruhe ist!

Susanne
18.05.2022, 09:19
Hallo Jussi,

ja, genau das ist das Problem, wenn die mal Symptome zeigen, hat man keine Zeit mehr. Das ging ja bei uns innerhalb von 24 Stunden teilweise, ich bin mittlerweile soweit, dass ich in bestimmten Fällen zwar zur Vogelpraxis gehe und einen Abstrich veranlasse, aber dann direkt AB verabreiche. Denn bis man ein Ergebnis hat, ist es ja häufig schon zu spät. Wenn man Glück hat, hilft dann das gegebene AB, alternativ hat man Glück und das AB passt zwar nicht, aber man hat dann fix das Ergebnis vom Labor und kann ein anderes passendes AB geben (beim PCR Test war es ja leider so, dass man diese Information nicht bekommt und man wieder auf Verdacht etwas gibt) oder man hat Pech und dann ist es halt so, dass man nichts mehr machen kann. Umsonst ist eine Diagnose dennoch nie, denn sie hilft dann vielleicht später anderen betroffenen Tieren. Aktuell ist Ruhe und es hat ja auch was Gutes, wenn man wieder Platz für neue Tiere hat. Wir haben eine Kämpfermixhenne (Großrasse) und eine Zwergmalaie aufgenommen- tolle Tiere, eine Bereicherung. Bis auf eine verstorbene Henne waren ja alle Verstorbenen relativ alt, von 2012 bis 2014- klar, sie hätten noch älter werden können, dennoch ist es dann irgendwie okay- irgendwann wären die eh verstorben und die zwei, die ich aufgeschnitten habe, hatten ja noch andere Probleme. Ich bin hier verwöhnt, habe eine wirklich sehr kompetente Vogelpraxis in 5 km Entfernung und zudem einen sehr erfahrenen TA in 40 km Entfernung, je nach Problem sind die einen besser oder der andere.