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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zucht mit/trotz Mykoplasmose möglich?



Mate Kroate
01.10.2021, 10:59
Dieses Jahr haben wir viele Tiere wegen Mykoplasmose verloren. Das hat mich psychisch sehr belastet und meine Depressionen taten ihr übriges. Nach einigen Monaten habe ich mich wieder einigermaßen im Griff.
Bis auf 2 Rassehennen und 7 ausgestallten Hybriden sind alle verstorben oder wurden vom Veterinär eingeschläfert.
Den verblieben Mädels geht es sehr gut.
Irgendwann müssen wir uns aber um neue Hennen kümmern. Ich möchte auch irgendwann wieder selber Küken haben, weiß aber nicht wie das mit Mycoplasmose aussieht.
Für die Zukunft ist ein neues Gelände für die Hühner geplant. Dieses ist mit unseren Tieren nicht in Kontakt gewesen.
Aus Angst vor Infektion würde ich gerne mit BE starten da die Mykoplasmose hier in der Region sehr verbreitet ist.

1. Möglichkeit Naturbrut
Ist BEI UNSEREM BEKANNTEN möglich oder WIR ÜBERNEHMEN eine seiner Glucken. Kann man die Glucke in unseren Altbestand setzen und was passiert dann mit den Küken?

2. Möglichkeit
Kunstbrut bei einem Bekannten mit großen Inkubator. Dort wird regelmäßig alles mögliche an Geflügel ausgebrütet und die Eier sind auch nicht aus seinem Bestand. Von dort haben wir uns wahrscheinlich auch die Mykoplasmose mitgebracht. Der Inkubator hat Platz für zwei mal 500 Eier. Unsere BE können in eine separate Horde gelegt werden ohne Kontakt zu anderen BE und den geschlüpften Küken.
Reicht das oder überträgt sich Mykoplasmose auch über die Luft? Ein eigener Brüter ist finanziell nicht möglich.
Egal wie gebrütet wurde, wollen wir die Küken, wenn nötig und möglich, impfen lassen.
Nächstes Problem wird das zusammenführen mit dem Altbestand. Ist das überhaupt möglich? Wenn ja, wie und wann? Können die Tiere die Mykoplasmose auch trotz Impfung weiter geben?
Fragen, Fragen, Fragen,....

Vielen Dank erst einmal fürs Lesen unserer vielen Fragen.
Es wäre schön wenn ihr uns eine "Anleitung" geben könnt aus der Situation heraus zu kommen.

Ach ja, BE würden wir nur noch von Mitgliedern aus dem Hüfo oder von euch empfohlenen Züchtern kaufen.

Jorg
01.10.2021, 11:23
Moin Mate,

mal so als Überlegung für euer weiteres Vorgehen.
Erwachsene Tiere können sich oftmals gut mit dem Bakterium arrangieren, da deren Immunsystem ausgebaut ist.
Besonders anfällig sind junge Hühner bis 8 Wochen.
Wenn Mykopasmen bei euch endemisch vorkommen, wäre es nicht eine Idee, wenn ihr die Küken ausbrüten lasst und erst später zu euch holt?

Ich weiß auch nicht, ob das der Weisheit letzter Schluss ist - aber nur mal als Idee.
So lassen sich evtl. über die Zeit Tiere züchten, die mit Mykoplsmen zurecht kommen und man spart sich die Impfungen.

Beste Grüße von der stürmischen und regnerischen Nordseeküste :ertrink

kükenei
01.10.2021, 12:54
Hi Malte,
Ich habe / hatte auch mit Myoplasmose zu tun und vor 4Jahren fast die Hälfte des Bestandes verloren. Ich weiß wie es einen mitnimmt, wenn einem die Tiere in der Hand sterben.....
Trotzdem habe ich weiter gemacht und jedes Jahr auch gebrütet, mit eigenen und auch mit fremden Eiern.
Im Jahr darauf habe ich auch Tiere verloren, aber keine Alttiere mehr sondern nur Jungtiere.
Letztes Jahr sind mir 5 Jungtiere verstorben
und dieses Jahr nur ein einziges von 68 Tieren.

Meiner Beobachtung nach sind extreme Wetterumschwünge immer schwierig und ich meine jetzt nicht für eine normale Erkältung....
Ich denke dieses Jahr hat mir der durchwachsene Sommer in die Karten gespielt und die Tiere mussten perse schon schneller abhärten.

Wenn ich weiß, das Wetter wird schlechter oder ich bemerkte irgendeine Auffälligkeit bekommen meine ein Vitamin C Pulver ins Wasser. Damit bin ich jetzt sehr gut gefahren und habe wieder eine robuste Truppe beisammen.

Mate Kroate
01.10.2021, 12:57
Hallo Jorg,, 8 Wochen halte ich für zu kurz unsere Hennen bekamen noch mit 4 Monaten Probleme. Wir vermuten das die Wärme den Tieren viel Kraft geraubt hat.
Ich bin auch nicht sicher ob sich bei der Brut ein Küken infizieren kann.

Du darfst gerne ein paar Regenwolken zu uns schicken. Hier hat es seit April kaum geregnet.
Hat aber auch viel Arbeit gespart, es wächst noch nicht mal Unkraut.

kükenei
01.10.2021, 12:59
Bei mir war tatsächlich auch die 4 Monatsgrenze immer am kritischten. Da schleiche ich immer mit Argusaugen um die Hühnchen...

Dylan
01.10.2021, 14:25
Mykoplasmose ist weiter verbreitet, als man annimmt. Hier mal ein Link, dazu, es gibt beinahe keine Mykoplasmosefreien Bestände mehr. Also muss man sich vermutlich damit arrangieren.
Besonders bei den Kleintierhaltern ist zu vermuten, dass reichlich Tiere infiziert sind.
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00014423/06_Kueblboeck-DK-2018.pdf

Übertragbar sind Mykoplasmen über Gegenstände, Luft und auch über Eier. Im Grunde können die Erreger überall sitzen. Halten tun sie an der frischen Luft nur begrenzt, im Hühnerkörper natürlich andauernd.

https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/9932/06_sft.pdf?sequence=7&isAllowed=y
Hier eine sehr wissenschaftliche Abhandlung, falls sie dich interessiert, interessant für dich vielleicht die Übertragungswege, und dass Mykoplasmen sehr schwer nachzuweisen sind.

Was ich an deiner Stelle machen würde:

Einfach mit der Hühnerhaltung weitermachen. Gesunde Tiere mit einem fitten Abwehrsystem sollten/müssen mit dem Erreger fertig werden.

Tip 1: Bestand reduzieren. Je weniger Tiere du hältst, umso weniger Keimdruck hast du. Tiere sehr hygienisch halten, täglich misten, viel Sonne (hast du sowieso), ein sauberer, trockener Stall und ein sehr großer Auslauf hilft. Oft sind die Schlafställe viel zu klein und zu niedrig für die Anzahl der Hühner.

Tip 2: Wenn ein Huhn krank wird und Erkältungssymptome zeigt: Sofort der Gruppe entnehmen. Ich schlachte in solchen Fällen nach ganz kurzer Zeit. Das tut mir in der Seele weh, eine bisher gesunde und womöglich noch gut legende Jungehenne zu schlachten, aber ich riskiere keine Ansteckung der ganzen Gruppe. Da springt schon mal ein Lieblingshuhn über die Klinge.

Inzwischen schnupft bei mir seit Jahren kein Huhn mehr herum. Alle sind umgeimpft und sind topfit. Schlupfrate ist hoch, alle Küken (dieses Jahr ca. 50 - 60 Stück) sind gesund, die Legeleistung meiner Hühner ist ebenfalls tadellos. Gestern hatte ich von 18 legenden Hennen 12 Eier.

Natürlich weiß auch ich nie, was noch kommen kann.
Aber meine Erfahrung ist einfach, dass ich zum Wohle der Truppe keine kranke Küken und Hühner päpple oder mit Antibiotika behandle, zumal man die Mykoplasmen gar nicht mit dem Antibiotika erwischt.
Ich habe mir einen widerstandsfähigen Stamm heranzogen. Keine Zukäufe.
Sobald der Bestand zu hoch wird, gehen ein paar Tiere nach Sibirien oder werden verkauft.

Jorg
01.10.2021, 18:13
...Ich habe mir einen widerstandsfähigen Stamm heranzogen. Keine Zukäufe...

Ist im Prinzip das, was ich meinte.
Eine Truppe auf Zeit an die lokalen Verhältnisse anpassen macht am meisten Sinn.

Mate Kroate
02.10.2021, 10:17
Danke für eure Antworten. Wir werden dann einfach weiter machen und die kleinen länger separat halten. Das spricht dann ja eher für Kunstbrut. Eine Glucke 4 Monate von den anderen zu trennen ist wahrscheinlich nicht so gut.
Vielleicht baue ich meinen alten Brüter noch mal um. Er hat bisher ja gut funktioniert, nur das Membranthermostat scheint so langsam müde zu werden.

Jorg
02.10.2021, 16:44
Moin Mate,

ich kenne euren lokalen Gegebenheiten nicht.
Aber wenn ich Deine Situation richtig interpretiere, würde ich es genau so machen.
Kunstbrut und die Kleinen später dazu setzen.
Man kann es nur versuchen.

Drücke euch auf jeden Fall die Daumen.

Birgit K
02.10.2021, 18:23
Mykoplasmose ist weiter verbreitet, als man annimmt. Hier mal ein Link, dazu, es gibt beinahe keine Mykoplasmosefreien Bestände mehr. Also muss man sich vermutlich damit arrangieren.
Besonders bei den Kleintierhaltern ist zu vermuten, dass reichlich Tiere infiziert sind.
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00014423/06_Kueblboeck-DK-2018.pdf

Übertragbar sind Mykoplasmen über Gegenstände, Luft und auch über Eier. Im Grunde können die Erreger überall sitzen. Halten tun sie an der frischen Luft nur begrenzt, im Hühnerkörper natürlich andauernd.

https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/9932/06_sft.pdf?sequence=7&isAllowed=y
Hier eine sehr wissenschaftliche Abhandlung, falls sie dich interessiert, interessant für dich vielleicht die Übertragungswege, und dass Mykoplasmen sehr schwer nachzuweisen sind.

Was ich an deiner Stelle machen würde:

Einfach mit der Hühnerhaltung weitermachen. Gesunde Tiere mit einem fitten Abwehrsystem sollten/müssen mit dem Erreger fertig werden.

Tip 1: Bestand reduzieren. Je weniger Tiere du hältst, umso weniger Keimdruck hast du. Tiere sehr hygienisch halten, täglich misten, viel Sonne (hast du sowieso), ein sauberer, trockener Stall und ein sehr großer Auslauf hilft. Oft sind die Schlafställe viel zu klein und zu niedrig für die Anzahl der Hühner.

Tip 2: Wenn ein Huhn krank wird und Erkältungssymptome zeigt: Sofort der Gruppe entnehmen. Ich schlachte in solchen Fällen nach ganz kurzer Zeit. Das tut mir in der Seele weh, eine bisher gesunde und womöglich noch gut legende Jungehenne zu schlachten, aber ich riskiere keine Ansteckung der ganzen Gruppe. Da springt schon mal ein Lieblingshuhn über die Klinge.

Inzwischen schnupft bei mir seit Jahren kein Huhn mehr herum. Alle sind umgeimpft und sind topfit. Schlupfrate ist hoch, alle Küken (dieses Jahr ca. 50 - 60 Stück) sind gesund, die Legeleistung meiner Hühner ist ebenfalls tadellos. Gestern hatte ich von 18 legenden Hennen 12 Eier.

Natürlich weiß auch ich nie, was noch kommen kann.
Aber meine Erfahrung ist einfach, dass ich zum Wohle der Truppe keine kranke Küken und Hühner päpple oder mit Antibiotika behandle, zumal man die Mykoplasmen gar nicht mit dem Antibiotika erwischt.
Ich habe mir einen widerstandsfähigen Stamm heranzogen. Keine Zukäufe.
Sobald der Bestand zu hoch wird, gehen ein paar Tiere nach Sibirien oder werden verkauft.

Richtige Einstellung.

Auch ich habe sehr viele Tiere verloren und musste mich von manchem wirklich tollen Zuchttier verabschieden.
Der letzte Zukauf im November 20 war ein Desaster da die Hennen 8 Wochen vorher gegen Mycoplasmose geimpft wurden. Sie hatten richtig zu kämpfen. im Februar21 begannen sie zu Glucken, ihnen ging es augenscheinlich gut.
Auffallend, dass sehr viele Küken im Ei abgestorben sind. Keines der geschlüpften Küken hat die ersten 7 Tage überlebt.
Sie sind mit vollem Kropf unter der Henne verstorben. Ich habe die 2 Hennen schweren Herzens geschlachtet und dann begonnen meinen ganzen Bestand homöopathisch zu behandeln. Ein Tier habe ich noch verloren, der Rest hat es geschafft.
Von meinem gesamten Wyandottenbestand werde ich mich trennen. Sie röcheln ständig. Das Risiko ist mir zu groß.
Zukauf gibt es keinen mehr, auch wenn es mir oft sehr schwer fällt.

Dylan
02.10.2021, 19:42
Danke für eure Antworten. Wir werden dann einfach weiter machen und die kleinen länger separat halten. Das spricht dann ja eher für Kunstbrut. Eine Glucke 4 Monate von den anderen zu trennen ist wahrscheinlich nicht so gut.
Vielleicht baue ich meinen alten Brüter noch mal um. Er hat bisher ja gut funktioniert, nur das Membranthermostat scheint so langsam müde zu werden.

Man kann die Glucke durchaus 4 Monate von den anderen trennen, wenn man sie dann gemeinsam im Pulk mit den Küken zu den alten zurücksetzt. Aber es ist ja nicht gesagt, dass sie so lange führt. Ich hatte schon Glucken, die wollten nach 4 - 6 Wochen zurück zu den Althennen. Klar gibts etwas Zoff, aber in der Regel pendelt sich das schnell wieder ein.
Ich halte meine Küken auch ziemlich lange seperat, damit sie ihr Abwehrsystem aufbauen können. Ich wünsche dir jedenfalls, dass es klappt, ich kann mir vorstellen, dass man mit solchen Rückschlägen erst einmal die Lust verliert.

Mate Kroate
02.10.2021, 22:48
@Dylan. so sehe ich das auch die Glucke ist mir zu unsicher.,alleine schon meiner Gesundheit zu liebe.
Unser Bekannter hat einen Brüter für 2x 500 Eier mit zwei getrennten Steuerungen. Im Störfall ist immer noch Ersatz vor Ort.
Platz wird gemacht, wir haben schon länger vor eine neue Voliere auf einem größeren Grundstück zu bauen. Wir wollten dann die Hähne separat groß ziehen, bis sie verkauft oder geschlachtet werden. In der alten Voliere können dann die jungen erst einmal groß werden, bevor sie zu den alten kommen.
Dank eurer Antworten sehe ich wieder positiver in unsere Hühnerzukunft