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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Küken überlebt verschlucktes Stöckchen



Redcap
19.06.2007, 15:34
Freu, freu freu …

… es lebt noch.

Kein Mensch glaubt mir, was mein kleinstes Redcap-Küken am Samstag den 09.06 hin bekommen hat. Und das auch noch überlebt.

Na ich leg mal los. Nach dem nachmittäglichen Freigang der Küken fiel mir auf, dass das kleinste sich steif bewegte, sich eigentlich kaum bewegen wollte und von den anderen immer wieder im Käfig rum geschubst wurde. Dabei war es vorher noch top fit.
Ich hab es immer wieder beobachtet und meine Sorgen wuchsen. Was ist denn mit Dir los?
Das Küken stand wie ein Pinguin in der Ecke und plusterte sein Gefieder. Schließlich fiel mir auf, dass es eine „Hula-hopp“-Bewegung mit dem Hals machte. O Gott – was hat das verschluckt? Hoffentlich kein Gras …
Als ich es dann aus dem Käfig nahm und es näher in Augenschein nahm und den Kropf abtastete – der Schreck. Was ist das, was steht denn da vor? Seitlich am Hals stand ein Stöckchen vor. Mir schwirrte alles durch den Kopf. Massieren, Spülungen sind zwecklos.
Einzige Chance ist eine OP. Aber am Samstag-Abend?? Und überhaupt, das kleine wird sowieso hochwahrscheinlich ausselektiert. Aber töten konnte ich es auch nicht.
Also haben wir erst mal versucht es über die Nacht zu päppeln. Überraschenderweise fraß es auch. Sonntag war ich genauso im Zwiespalt den Notdienst in Anspruch zu nehmen, oder es zu erlösen. Für beides konnte ich mich nicht entscheiden, auch wenn es mir im Herz wehtat, das Tier leiden zu lassen.
Mo. Morgen wurde ihm dann der Kropf geöffnet. Das vorstehende Stöckchen war nur 2-3 mm dick, aber beim Abtasten war ein Astwulst zu vermuten. Nachdem das Stöckchen 2 cm mit der Pinzette herausgezogen war, blockierte auch ein ziemlich dicker Seitenwulst, sodass die Öffnung erweitert werden musste. Erst dann konnte man weiter heraus ziehen …
Mit jedem Zentimeter verlor ich immer mehr die Fassung und meine Mutter auch.
Das Stöckchen war letztendlich fast so lang wie das Küken – 10 cm !
Es war ja schon unglaublich, wie es überhaupt ein Ästchen verschlucken konnte, aber so ein langes?? Und wo war das gesteckt? Ist das Küken innerlich verletzt? Wir waren einfach ratlos.
Und wir hatten Zweifel, dass es das überlebt.
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http://img361.imageshack.us/img361/3273/1316os2.jpg


Aber das Küken war scheinbar fit, es war offensichtlich erleichtert und es ging ihm zunehmend besser.
Zwei Stunden nach der OP hat es sich aus dem Verband befreit und schon den Küchenboden gierig nach Krümmel abgegrast.
Es war sichtlich ausgehungert.
Wir boten ihm dann Eierstich an, über den es gierig herfiel.

http://img385.imageshack.us/img385/8012/1312yf0.jpg

Allmählich konnte ich mich entspannen, gleichzeitig schlugen die Zweifel, dass der Kropf im unteren Bereich verletzt sein könnte, und es bestimmt weitere innere Verletzungen hat, weshalb es wahrscheinlich eingeht, um in Euphorie. Wenn es solchen Appetit hat, und regelmässig kotet, kann es ihm doch nicht so schlecht gehen, oder? Aber dann stellte sich die Frage, wie das denn gut gehen konnte? Wurde der Kropf bis zur Kloake gedehnt?
Nach der ersten Mahlzeit keimte eine Idee. Könnte es sein, dass das Stöckchen biegsam war, auch wenn es gar nicht so aussah? Es war noch feucht, und wie vermutet ließ es sich wie Weide biegen, obwohl es knorrig aussah. Das war die Rätsels Lösung. Das Ästchen hat sich aufgeweicht im Kropf, oder noch wahrscheinlicher im Magen wie eine Spirale aufgedreht. Unglaublich was die Viecher alles anstellen.

Ist das nicht Guinness-verdächtig?

Aber die Hauptsache ist, es geht ihm gut.
In den letzten Tagen hat es von 200 auf 250 Gramm zugenommen.

Enemy
19.06.2007, 15:51
Wow - klasse story.
Die kann nur noch meine Socken-Unterhosen usw. fressende Foxterrier Hündin toppen...

Wirklich irre, was in so ein kleines Tierchen reinpasst :resp

gaby
19.06.2007, 16:27
Toll das es das so hingekriegt hat! :)
gg

Jersey
19.06.2007, 16:34
Hi Daniel,

freut mich, dass es das Küken dann geschafft/überstanden hat. Rüdiger hat mir ja Sa. auf dem Weg zur Sommertagung schon von dem Eingriff erzählt und dass es noch lebt - aber genaueres wusste er dann auch nicht. Aber das ist echt klasse ;D

Gruß Rainer

PS: Noch viel Glück mit deinen kleinen "Rotkappen" ;)

hühnerling
19.06.2007, 20:52
:) :) Hallo, :) :)

na das ist ja mal eine gute Nachricht, da freut man sich gleich richtig mit! Hoffentlich hat es dann jetzt auch keine weiteren Folgeschäden und gedeiht prächtig.
Weiterhin viel Erfolg und alles Gute für das Kleine!

LG Hühnerling

lolo
19.06.2007, 21:44
Tolle Geschichte und schönes Ende und Respekt vor dem mutigen und erfolgreichen Eingriff :bravo

Jetzt hoffe ich, das sich das Küken weiter so erfolgreich entwickelt und vielleicht auch einen Lebensbonus bekommt?! ;)

nostress
20.06.2007, 03:08
Hi,

das ist eine der erstaunlichsten Geschichten, die ich je gehört hab! Gut, dass Du die Fotos gemacht hast, sonst würde jeder glauben, das sei "Hühnerlatein" ;)

Weiterhin alles Gute für Dein Rotkäppchen!

:laola

LG, Inge

Arne
20.06.2007, 12:22
:o :o Sach ich doch immer: Hühner sind zäher, als man so denkt! Glückwunsch zur gelungenen Operation! :)

SetsukoAi
20.06.2007, 22:04
Selbst heraus Operiert oder Operieren lassen?


Achja, auf dem Bild ist das gleiche Skalpell welche ich auch hab ;D

Redcap
20.06.2007, 22:46
Ehrlich gesagt, mein TA war nicht begeistert die OP zu machen ... der hat Angst vor Hühnern ... wie mir scheint ...
... versteh ich gar nicht ...
... das Kleine war ganz lieb beim Eingriff.

SetsukoAi
20.06.2007, 23:37
Glaub ich dir, hast du gut gemacht. Manchmal muss man halt selbst sehen wie man sich hilft. Auf den TA kann man sich scheinbar nicht immer verlassen.

Mich hat es nur interessiert, weil ich vor 2 Wochen eine Pute und ein Huhn zusammengeflickt hab und da hab ich von einigen Seiten nicht so freundliche Worte gehört. Gezuckt hatten sie dabei auch nicht und nachher waren sie auch wieder wohl auf.

Ist aber wirklich erstaunlich was so ein Küken verkraftet.

Redcap
21.06.2007, 00:50
Das Küken wurde nicht genäht, das war so schnell verkrustet ... und 7 Tage nach der OP finde ich den Schnitt nicht mehr ... gestern hab ich erst mal alle Küken durchgezählt, weil ich dachte, es ist weg ...

Ich finde aber eine selbstdurchgeführte Not-OP wie ein Pansenschnitt, oder Nähen braucht nicht unbedingt ein TA (so schnell kann der gar nicht immer) - aber Schmerzmittel wären halt ganz gut.

Gibt es keine Not-OP-Kurse für Laien?
Oder lehrt wie eh und je nur das Leben?

gaby
21.06.2007, 06:35
Nein, es gibt keine solchen Kurse. Aber an sich wäre es eine gute Idee. Wäre das nicht mal eine Idee um sich selbständig zu machen?

Wird wohl bei "learning by doing" bleiben.

gg

Falaisa
22.06.2007, 17:21
Finde ich sehr mutig, dass Du die OP gewagt hast - und es freut mich natürlich umso mehr, dass alles gut ging!

Liebe Grüße

Heidrun

Redcap
22.06.2007, 17:35
Ich bin auch froh, aber dieses Mistviech hat Spass daran ... mich zu ärgern ... hab ihm jetzt schon zweimal ein Stöckchen abgejagt ... das ist doch nicht normal ...

Enemy
22.06.2007, 17:49
*schmunzel* ein Stöckchen Fetischist also... vielleicht solltest du alles, was so Stöckchenmäßig rumliegt auf eine unbedenkliche Länge kürzen? ;)

Redcap
22.06.2007, 17:57
Ich versuch immer alles verschwinden zu lassen ... aber irgendwie in der Natur ... die laufen ja jetzt mittlerweile manchmal draussen rum ...

Enemy
22.06.2007, 18:06
:D na ja - du solltest vielleicht auf Grund deiner einmaligen negativen Erfahrung jetzt nicht in Panik verfallen. Meine Küken schleppen auch manchmal dies und das durch die Gegend - ohne es zu fressen/verschlucken ;)

gaby
22.06.2007, 18:16
:-* Oder es weiss das viel Beachtung bekommt wenn es Stöckchen nimmt.... :roll
gg

Falaisa
22.06.2007, 18:26
Ich kann nur sagen: Schere zücken und Äste kleinschneiden :biggrin:

Liebe Grüße

Heidrun

Redcap
22.06.2007, 18:27
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste ...
... ich bin aber auch nicht immer dabei ...
... wenn wieder was passiert, dann hoffe ich, dass der Fall wieder so einfach ist ...

Enemy
22.06.2007, 18:39
...du weißt ja jetzt, wie es geht ;)

Redcap
22.06.2007, 18:46
Das mit dem Stöckchen hab ich mir noch zugetraut ... ein Schnitt über den Querschnitt den Stöckchens und schon schaute es raus ... aber Heu oder sowas rauspulen ... das wäre mir zu heikel.

Da wollte ich zumindest den TA dabei haben, der kann dann endoskopisch arbeiten.

corinna
23.07.2007, 03:58
Dieser Trade geht weit über die Notfallversorgung einer frischen Wunde hinaus. (2 Tage)
Hier wird gegen §5 Tierschutzgesetz verstoßen.
Dieser Trade bietet unbedarften Geflügelhaltern Anleitung selbst Eingriffe am unbetäubten
Tier vorzunehmen. Es ist zwar für das Küken erfreulich, dass es noch am Leben ist, jedoch
kann diese Anleitung für die Mehrzahl anderer Tiere in ähnlicher Situation unnötiges Leid
und Schmerz bedeuten. Was in den Schreiber gefahren ist, keine Ahnung.
Auf jeden Fall nutzt er diese Plattform zur eigenen Darstellung seiner Fähigkeiten unter
billigender Kenntnis, dass auch die Forenleitung mit zur Verantwortung gezogen werden könnte.

http://www.buzer.de/gesetz/7206/a142816.htm






§ 5

3 Gesetze verweisen aus 5 Artikeln auf § 5

(1) An einem Wirbeltier darf ohne Betäubung ein mit Schmerzen verbundener Eingriff nicht vorgenommen werden. Die Betäubung warmblütiger Wirbeltiere sowie von Amphibien und Reptilien ist von einem Tierarzt vorzunehmen. Für die Betäubung mit Betäubungspatronen kann die zuständige Behörde Ausnahmen von Satz 2 zulassen, sofern ein berechtigter Grund nachgewiesen wird. Ist nach den Absätzen 2, 3 und 4 Nr. 1 eine Betäubung nicht erforderlich, sind alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Schmerzen oder Leiden der Tiere zu vermindern.

(2) Eine Betäubung ist nicht erforderlich,

1. wenn bei vergleichbaren Eingriffen am Menschen eine Betäubung in der Regel unterbleibt oder der mit dem Eingriff verbundene Schmerz geringfügiger ist als die mit einer Betäubung verbundene Beeinträchtigung des Befindens des Tieres,

2. wenn die Betäubung im Einzelfall nach tierärztlichem Urteil nicht durchführbar erscheint.

(3) Eine Betäubung ist ferner nicht erforderlich

1. für das Kastrieren von unter vier Wochen alten männlichen Rindern, Schafen und Ziegen, sofern kein von der normalen anatomischen Beschaffenheit abweichender Befund vorliegt,

1a. für das Kastrieren von unter acht Tage alten männlichen Schweinen, sofern kein von der normalen anatomischen Beschaffenheit abweichender Befund vorliegt,

2. für das Enthornen oder das Verhindern des Hornwachstums bei unter sechs Wochen alten Rindern,

3. für das Kürzen des Schwanzes von unter vier Tage alten Ferkeln sowie von unter acht Tage alten Lämmern,

4. für das Kürzen des Schwanzes von unter acht Tage alten Lämmern mittels elastischer Ringe,

5. für das Abschleifen der Eckzähne von unter acht Tage alten Ferkeln, sofern dies zum Schutz des Muttertieres oder der Wurfgeschwister unerlässlich ist,

6. für das Absetzen des krallentragenden letzten Zehengliedes bei Masthahnenküken, die als Zuchthähne Verwendung finden sollen, während des ersten Lebenstages,

7. für die Kennzeichnung von Schweinen, Schafen, Ziegen und Kaninchen durch Ohrtätowierung, für die Kennzeichnung anderer Säugetiere innerhalb der ersten zwei Lebenswochen durch Ohr- und Schenkeltätowierung sowie die Kennzeichnung landwirtschaftlicher Nutztiere einschließlich der Pferde durch Ohrmarke, Flügelmarke, injektierten Mikrochip, ausgenommen bei Geflügel, durch Schlagstempel beim Schwein und durch Schenkelbrand beim Pferd.

(4) Das Bundesministerium wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates

1. über Absatz 3 hinaus weitere Maßnahmen von der Betäubungspflicht auszunehmen, soweit dies mit § 1 vereinbar ist,

2. Verfahren und Methoden zur Durchführung von Maßnahmen nach Absatz 3 sowie auf Grund einer Rechtsverordnung nach Nummer 1 bestimmter Maßnahmen vorzuschreiben, zuzulassen oder zu verbieten, soweit dies zum Schutz der Tiere erforderlich ist.

Redcap
23.07.2007, 12:45
Ich hatte das in einem anderen Thread erwähnt ... aber gerne hier noch mal deutlich. Ich mache so was nur mit dem Betäubungsspray. Xylocain.
Alles mit dem TA abgesprochen gewesen.