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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Leghorn Exchequer x Lakenfelder



Krawatte
07.01.2021, 09:58
Ich habe für mich ein Ergebnis aus o. a. Verpaarung nicht zufriedenstellend lösen können und auch Nachfragen bei ausgewiesenen Experten brachten zwar Lösungsansätze, aber hauptsächlich Ratlosigkeit.

Die F1 brachte in 2017 erwartungsgemäß ausschließlich schwarze Tiere, wobei die Hähne im Hals-, Sattel- und Schwanzgefieder vereinzelt weiße Federn zeigten.

Die F2 aus 2018, es wurde von insgesamt 3 Hennen und einem Hahn gezogen, erbrachte 13 Nachkommen. 2 Hähne in Exchequer, 7 Tiere beiderlei Geschlechts wieder in schwarz sowie 4 Hennen lakenfelderlike. So weit, so gut, auch das Verhältnis 1:2:1 passte.

Nur, die besagten 4 Hennen wiesen keine weiße (silber) Grundfärbung aus, sondern 3x hellbraun/gelb, eines dunkelbraun, jeweils leicht mit schwarzen Federn durchsetzt.

Eine Rückfrage bei der Lieferantin der Bruteier, aus denen meine ursprünglich verwendete Lakenfelderhenne schlüpfte, ergab, dass der Einfluss von Vorwerkhennen ausgeschlossen werden kann.

Der Nachwuchs in 2020 einer dieser gelben Hennen brachte wieder rein schwarzen Nachwuchs. Der dazu verwendete Hahn war zu 75% Holländer Weißhaube/weiß und jeweils 12,5 % der obigen Ausgangsrassen.

Kann mich jemand hinsichtlich der Färbung der F2-Hennen aufklären?

federviehsachsen
07.01.2021, 13:34
Hallo, ich habe schon mehrmals gehört, dass die F2 zweier unverwandter Ausgangsrassen in die direkten oder sogar weitläufigen Vorfahren der Elterngeneration aufspalten kann.
Also kommt bei dir wahrscheinlich das Vorwerkhuhn zutage, obwohl die Lakenfelder rein gezüchtet sind.

Aber mal interessehalber: Was hast du mit der Kreuzung vor? :-)

Krawatte
07.01.2021, 16:09
Den direkten Vorwerkeinfluss kann ich ziemlich ausschließen, da meine Bezugsquelle über viele Generationen angeblich keine Vorwerks eingebaut hat. Wäre auch völlig falsch, da dann u. a. lange die reinweiße Eierfarbe der Lakenfelder leiden würde, Vorwerks legen beige/braun. Außerdem ist es eher anders herum, die Lakenfelder sind die wichtigste Vorfahrenrasse der Vorwerks.

Für mein Vorhaben gibt es eine lange und eine kurze Version. Die lange eignet sich ganz gut irgendwann einmal für einen eigenen Faden unter Hühnerstories, die kurze ist folgende:

Ich beschäftige mich zur Zeit mit Holländer Haubenhühnern. Da haben es mir besonders die Schwarzhauben in weiß angetan. Die sind äußerst selten und stellen ein spezielles züchterisches Problem dar. Die aktuellen Tiere in Deutschland sind hauptsächlich unter Zuhilfenahme von Eulenbarthühnern (Mohrenkopf weiß) gezogen worden, was mir persönlich nicht ganz so gut gefällt. Bei mir spielen die Lakenfelder (noch) die Hauptrolle, allein schon wegen des Schwarzhalsfaktors. Die Exchequer habe ich aufgrund ihrer vielleicht passenden Farbgebung, vor allen Dingen aber zur Vitalisierung meiner schwächelnden Lakenfelderlinie tlw. eingebaut, mit bisher ganz guten Ergebnissen.

melachi
07.01.2021, 17:14
wow - ich hab diese Verpaarung mal in den Kalkulator gesteckt und komme in der F2 auf eine sehr sehr lange Liste von Phänotypen :laugh

Die Lakenfelder haben die Basis e^b, was ähnlich dem gold- oder silberhalsig aussieht, aber ohne Lachsbrust bei den Hennen. Dazu dann der Silberfaktor, der Columbiafaktor und der rezessive Schwarzverstärker Charcoal, der den Hals und Kopf so schön schwarz macht.

Die Exchequer haben ausgebreitetes Schwarz E (dafür verantwortlich, das die F1 schwarz wird, da dominant), und den rezessiven Scheckungsfaktor. Ob sie den Gold- oder Silberfaktor haben ist die Preisfrage, denn das ausgebreitete Schwarz überdeckt das. Die F2 bringt es an den Tag. Wenn du also goldfaktorige Tiere siehst, dann würde ich zunächst mal die Exchequer verdächtigen ;).

Krawatte
08.01.2021, 09:23
Mensch, melachi, ich freue mich wahnsinnig, dich vielleicht mal eine halbe Minute gefordert zu haben!;)

Jedenfalls danke für die schnelle Antwort.

Aber gleich eine Zusatzfrage. Müssten dann nicht zumindest die schwarzen Hähne der F2 (und eigentlich auch die anderen beiden) Goldflitter zeigen? Hat nicht ein einziger.

melachi
08.01.2021, 15:10
nein, muß nicht sein. Ausgebreitetes Schwarz verhindert Flitter, teils mit Ausnahme vom Halsbereich, wenn keine zusätzlichen Schwarzverstärker im Spiel sind. Aber genau den hast du mit Charcoal ja im Gen-Topf drin, und in der F2 kann er wieder reinerbig und sichtbar sein. Zum Anderen ist deine Stichprobe zu klein, um wirklich alles an Möglichkeiten zu sehen. Der Kalkulator wirft ja auch die Prozentanteile der einzelnen Varianten aus, da waren welche mit 0,2% dabei, also 512 Küken ziehen, um diesen Genotyp statistisch wenigstens einmal dabei zu haben ;D. Bei den Phänotypen ist es natürlich weniger, da rezessive Gene dabei sind, die bei unterschiedlichem Genotyp einen gleichartigen Phänotyp erzeugen. Trotzdem bleibt es ne Hausnummer, die größer ist als 13 :jaaaa:.

Neuzüchterin
08.01.2021, 17:47
Bilder wären interessant.Was ist Flitter?

melachi
08.01.2021, 20:20
Flitter ist der schmale grundfarbige Rand um die Federn, also in gold oder silber, den man bei manchen Farbschlägen sieht.

Hier sieht man den feinen Silberflitter-Rand bei den Hennenfedern, http://www.kippenencyclopedie.nl/php/index.php?title=Zilverpatrijs_zilverflitter , hier in gold: http://www.kippenencyclopedie.nl/php/index.php?title=Patrijs_goudflitter

Krawatte
09.01.2021, 06:01
Nochmals danke für die befriedigende Auskunft. Mir geht es ja um das Charcoal (Holzkohle:laugh), es ist vorhanden.

Jaja, der Kalkulatur. Bei 1024 angebotenen Möglichkeiten werde ich spätestens auch immer nervös.:laugh

Neuzüchterin
09.01.2021, 08:10
Danke

Krawatte
15.07.2024, 09:05
Nachdem mich Melachis Deutung seinerzeit zufriedenstellte, bin ich inzwischen wieder am zweifeln.

6 Generationen weiter: Ich habe die angesprochenen "braunen" Hennen nicht wirklich zur Weiterzucht eingesetzt (jedenfalls keinen Nachwuchs behalten), sondern 4 Jahre lang "im eigenen Saft" gezogen, immer mit schwarzen und weißen Tieren. Im letzten Jahr habe ich dann erneut eine blutsfremde Lakenenfelderhenne mit einem ca. 90%igen schwarzen Haubenhahn verpaart. Ergebnis: Ausschließlich schwarzer Nachwuchs ohne Hauben/Schöpfe mit Doppel(Kronen)kämmen. Die F2 aus diesem Jahr - insgesamt 11 Küken - brachte 9 Schwarze in beiden Geschlechtern mit überwiegendem Einfachkamm und tlw. leichter Schopfbildung sowie wieder 2 hellbraune Tiere (vorwerkartig) mit Einfachkamm. Ein Küken ist leider früh verstorben, das andere wird tatsächlich erneut eine Henne.

Die Exchequereinkreuzung ist mittlerweile 8 Generationen her und ich habe aus keiner anderen Paarung "braune" Tiere unterschiedlicher Farbintensität erhalten. Zudem sind es ausschließlich Hennen.

Ich kann es mir erbgangmäßig nach wie vor nicht erklären und werde spaßeshalber mit der diesjährigen gelbbraunen Henne weiterziehen.