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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aggressiver Zwerghahn (Holländer) - schon wieder



Sebi
30.12.2020, 23:32
Hallo,
sie waren so süß als wir die drei (2 Hähne und 1 Henne) als Küken in unsere Voliere holten.
Jetzt krähen sie und der Chef springt mir, wie sein Vorgänger (der war bereits so gestört als ich ihn bekam), in die Waden und mag es nicht, wenn ich Leckerlies auf den Boden stelle, sowie überhaupt die Hand in Richtung Boden bringe.
Liegt es an mir oder am Hahnencharakter? Und egal, wer die Schuld trägt, wie bekomme ich das wieder weg?
Er kommt an, schräg, mit gefächertem Flügel und wirft mit Stöckchen. Im Winter ist es mir ja egal, aber im Sommer mit nackten Beinen ist es echt nervig - ich will nicht genauso aggressiv werden.

Kommt gut ins neue Jahr und lieben Gruß.
Passt auf Euch auf.
Marion



Insgesamt 11 Hühner - 2 Hähne und 9 Hennen, davon 2 Junghennen aus diesem Jahr

Huhn von den Hühnern
31.12.2020, 06:47
Schwieriges Thema

Sind für die Hähne ausreichend Hennen und Platz (2 Gehege, 2 Ställe) vorhanden?

Lösung 1
Kochtopf

Lösung 2
Setz dich mit dem Kerlchen auseinander. Evtl erreichst du einen Waffenstillstand. Das wird nicht einfach, ist zeitintensiv und eine Garantie gibt es nicht.
Alle Hühnerbetreuer müssen ihren Platz in der Rangordnung beweisen und festigen. Es reicht nicht, wenn du gewinnst. Der Hahn ist nicht blöd und er fordert jeden heraus.
Hier gibt es bezüglich aufmüpfiger Hähne entsprechende Ansätze. Ob das Verhalten aggressiv ist oder zum Hahn gehört (aufpassen, verteidigen) ist ein wichtiger Punkt. Der Hahn verhält sich wie ein Hahn. Dieses Verhalten kannst und willst du nicht akzeptieren. Ob es dir gelingt, den Hahn zu erziehen und ihn gegen seine Natur in die Schranken zu weisen, wirst du ausprobieren müssen.
Viel Glück und Lösung 1 geht immer.

Ob es fair ist, dein Problem durch abgeben zu lösen, kannst nur du entscheiden. Hier spielt allerdings der Zeitfaktor eine Rolle. Derzeit gibt es mal wieder Hähne wie Sand am Meer.

Berichte bitte wie es ausgegangen ist

Neuzüchterin
31.12.2020, 08:08
Den Hahn umzuerziehen wird nicht funktionieren.Solche Kandidaten wandern bei mir immer in den Kochtopf.Abgeben hilft dir,weil er dich nicht mehr angehen kann.Aber beim neuen Besitzer wird das gleiche Verhalten bleiben.

LadyDzuranya
31.12.2020, 08:20
Natürlich geht das. Hühner sind doch nicht dumm. Es wird einen Grund geben, weshalb der Hahn dieses Verhalten zeigt. Wenn dieser Grund erkannt wird kann man das ändern und neues Verhalten etablieren. Dafür braucht es Zeit und Interesse am Hühner Verhalten und evtl professionelle Unterstützung.

0,4 Schwedisches Blumenhuhn, 0,1 Araucana, 0,1 Marans und 1 Graf Arschibald[emoji239]

sil
31.12.2020, 11:13
Es ist schon seltsam, daß manche immer wieder Probleme mit agressiven Hähnen haben und andere gar nicht. Ich kann mir schon vorstellen, daß das eigene Verhalten da mit verantwortlich ist. Das sind oft ganz unbewußte Muster, die ablaufen, und deswegen ist es sicher schwierig bis unmöglich, etwas zu verändern. Vor allem dann, wenn ein bestimmter Hahn schon entsprechend geprägt ist.
Sowas schaukelt sich meiner Meinung nach sehr schnell hoch und kann dann nur schwer wieder in ein ausgewogenes Gleichgewicht gebracht werden, schon gar nicht von demjenigen, der das Verhalten an sich ausgelöst hat.
Der Hahn greift an, weil er sich provoziert fühlt. Aus seiner Sicht gewinnt er jedesmal, wenn der Angegriffene den Auslauf, also das Hahnenrevier, verläßt, und jedesmal, wenn derjenige den Auslauf wieder betritt, fühlt der Hahn sich wieder provoziert, und zwar irgendwann allein durch das Betreten, denn aus Sicht des Hahns handelt es sich dabei um einen unbelehrbaren Herausforderer, der einfach nicht kapiert wer hier der Chef ist.
Möglicherweise kann in einem anderen Umfeld mit einem anders sich verhaltenden Halter die Angriffslust des Hahnes gedämpft werden, ganz verschwinden wird sie wohl nicht, denn teilweise ist Agressivität auch Hormongesteuert.

Übliche "Erziehungsversuche" laufen fast immer darauf hinaus, den Hahn zu "dominieren", ihm also klarzumachen, daß er körperlich und mental dem unterlegen ist, der ihn dauernd herausfordert, nur um dann doch das Feld wieder zu räumen. Ich sehe darin nichts Sinnvolles.

So unfair es auch scheinen mag, würde ich einen angriffslustigen Hahn nicht behalten. Es gibt soviele nette, schöne, dem Menschen gegenüber neutrale oder freundliche Hähne, die haben auch eine Chance verdient.

Dylan
31.12.2020, 14:21
Ich halte mir die Hähne von Beginn an auf Abstand, sie dürfen weder an mir rumklettern noch aufdringlich werden. Ich füttere auch nicht aus der Hand. Manchmal denke ich, die Hähne können gar nicht anders, als den Menschen als Konkurrenten zu sehen.
Außerdem haben meine Hähne genug Platz, um auszuweichen.
Trotzdem gibt es Hähne, die aufmüpfig werden. Gerade die Zwerghähne scheinen mir manchmal ein wenig größenwahnsinnig. Wer Anstalten macht, mir gegenüber sein Revier verteidigen zu müssen, bleibt nicht lange. Der Rest hält Abstand und wir sind sehr freundlich zueineinander.

ftheile
31.12.2020, 14:28
Gerade die Zwerghähne scheinen mir manchmal ein wenig größenwahnsinnig.

Das kenne ich... Unsere Zwerhähnchen stehen mit stolzgeschwellter Brust am Zaun zum Nachbargrundstück und schmieden Eroberungspläne [emoji1787]

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Landleben
31.12.2020, 16:00
Ich vermute das alle Hähne sind wie sie sind, eigene Persönlichkeiten. Allerdings kann man durch falsches Verhalten einen sowieso gegen Menschen aggressiven Hahn in seinem Verhalten noch fördern. Mein Otto, ein Thailänder benimmt sich auch unmöglich , aber mir gegenüber ist er sehr vorsichtig. Ich habe ihn immer wenn er kämpfen wollte, am Bein gepackt und bin ein wenig mit dem schwer Erziehbaren herumspaziert. Auf meinem Arm ist er immer sehr lieb.

Meine Frau und meine Tochter verhalten sich hingegen falsch, geben dem Hahn zu viel Raum, verhalten sich devot , und das bestätigt Otto.

Sissischweiz
31.12.2020, 16:16
Wie in Deinem Titel ersichtlich : schon wieder?!

Sehr zu vermuten, dass es kein Hahnproblem ist...

Mate Kroate
31.12.2020, 16:31
Habe gerade mal eine Anleitung für Hähne gesucht, ich hatte da mal was gelesen.
https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/83482-Hahn-springt-mich-an?p=1223120&viewfull=1#post1223120
Mir hat es geholfen.

Hühnerhelga
03.01.2021, 16:55
Mein (Zwerg) Hahn ist nur im Frühjahr agressiv, wenn die Hormone spriessen, sonst ist eher vorsichtig und weicht mir aus, aber wehe die Hormone spielen verrückt, aber mit dem Zwerg werde ich fertig

sternenstaub
03.01.2021, 17:56
Wie in Deinem Titel ersichtlich : schon wieder?!
Sehr zu vermuten, dass es kein Hahnproblem ist...

Das kann sehr wohl ein Problem seitens der Hähne sein. Es muss nicht immer der Halter Schuld sein, wenn Hähne aggressiv werden.
Und es ist m.E. auch kein Konkurrenzproblem, normalerweise weiß ein Hahn das ein Mensch kein Hahn ist. Manche Hähne/Zuchtlinien haben einfach ein höheres Aggressionspotential. Menschen sind ja auch nicht alle gleich friedfertig.

Ich habe ein ähnliches Dilemma mit Zwerg-Reichshähnen durch - alle die gleiche Farbe, verschiedene Herkünfte, 4 Hähne in Folge - alle aggressiv geworden (und alle 4 ziemlich nervös).
Sowas kenne ich weder von meinen Serama noch von meinen Z-Lachsen oder den MEZK. Seramahahn Hannibal ist ab und an größenwahnsinnig und droht, aber auch der liebenswerte Lackel hat noch nie angegriffen.

Ich rate hier zum Schlachten des Hahnes und zum Umstieg auf eine andere Rasse oder einen netten Mixhahn. Es gibt soviele nette Hähne, die jedes Jahr geschlachtet werden. Ich habe hier auch einen herumlaufen, der für den Topf einfach zu schade ist, weil er total lieb ist. Bis dato war mir aber leider kein Erfolg beschieden ihn an den Mann/die Frau zu bringen und mir wird im Frühjahr wohl nichts anderes übrig bleiben als ...

frau merline
04.01.2021, 16:14
ich glaube auch nicht, das immer der mensch schuld ist. unsere gekauften hähne haben mich angegriffen. völlig aus dem nichts. ich hatte schon keine lust mehr auf hühner. nun haben wir alles großrassen und jedes tier ist bei uns geschlüpft. und die hähne...... zutraulich, fast immer untereinander verträglich. das letzte mal, als ein hahn meinen mann angegriffen hatt, hatte eine henne aus dem gehege geholt.das ist nachvollziehbar.
ich würde mir einen anderen hahn suchen oder selber ausbrüten.

Okina75
04.01.2021, 19:38
Es ist schon seltsam, daß manche immer wieder Probleme mit aggressiven Hähnen haben und andere gar nicht. Ich kann mir schon vorstellen, daß das eigene Verhalten da mit verantwortlich ist.

Nun ja: Meine ersten beiden Hähne (erwachsen bekommen) waren Haxenspringer. Der Sebrighthahn hat es nach zweieinhalb Tänzchen eingesehen, der zweite machte es bei mir genau zwei Monate, dann war er in Rekordzeit küchenfertig. Seit ich mir meine Hähne ausschließlich von Ei an selber ziehe, hatte ich das Problem nicht mehr. Ist dann wohl, in meinen Augen, kein "Erziehungs"-, sondern ein Selektionsproblem, da ich jeden Junghahn von Küken an scharf beobachte. Und sowie er Menschen gegenüber auch nur die kleinsten Mätzchen zeigt, kompromisslos sein One Way- Ticket nach Alaska gebucht hat. Egal wie schön oder genetisch selten er ist. Selbiges gilt für das Verhalten den Hennen gegenüber. Frei nach dem Motto "Wer tillt, grillt!"

Das Problem ist nämlich nicht nur, dass er Haxen springt und dann einer den Hahn "erzieht", sondern jeder einzelne der Familie das für sich mit dem Hahn ausmachen muss- die geben nicht pauschal bei allen Leuten klein bei, wenn ihm einer mal die Meinung sagt. Jeder einzelne, Frau, Kinder, wer immer, muss dem Hahn seinen Rang klar machen. Und das zu lösen ist sehr knifflig. Bliebe als weitere Variante, dass dann nur noch einer zu den Hühnern geht, aber das kann es ja auch nicht sein, wenn es Familienhühner sind.
Also weg mit dem Entgleisling, und keine handaufgezogenen, handzahmen Hähne mehr auswählen, in der trügerischen Hoffnung, dass die auch später so bleiben. Sondern sehr sorgsam auswählen, und am besten von Ei an selber aufziehen. Mit ausgeglichener Glucke.

sternenstaub
04.01.2021, 20:18
(...) und keine handaufgezogenen, handzahmen Hähne mehr auswählen, in der trügerischen Hoffnung, dass die auch später so bleiben.

Ich habe zusehends mit solchen Pauschalaussagen meine Not. Handaufgezogene, handzahme Hähne machen keinerlei Probleme, wenn die Genetik und der Charakter (und die Intelligenz) stimmen - und das schon bei den Eltern und im Optimalfall auch bei den Großeltern. Es ist völlig egal ob Gluckenaufzucht oder superzahme Handaufzucht, das sagt über den Hahn nichts aus.
Ich habe mit beiden, Handaufzuchten und Glucke gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Aber immer wenn der Vater aggro war, waren es auch die Söhne.

Okina75
04.01.2021, 20:37
Da hast Du sicherlich auch recht. Meine beiden Haxenspringer waren aber ebenfalls vorher "ganz liebe" Handaufzuchten (weil rangnieder), und ich sage mal so Pi mal Daumen, 90 % der Aggrohähne um die es hier im Forum (immer wieder) geht, ebenfalls. Die meisten Leute scheinen mir damit überfordert, anständige Hähne auszusuchen, gehen oft nur nach "handzahm" und gutem Aussehen. Sicher hat man als Anfänger noch nicht so das Auge, ging mir ja nicht anders, aber wenn das Problem immer wieder kehrt, sollte man vllt. in sich gehen, ob man für die Hahnenhaltung geeignet ist, und sich vllt. nur Hennen halten. Gibt ja auch Pferdeleute, die sich nur Stuten und Wallache halten, da hat weit auch nicht jeder einen Hengst. Weil man als potentes männliches Tier doch immer so seine Eigenheiten hat, die viele Kuschelleute dann völlig überraschen, wenn die Geschlechtsreife eintritt, und dann überfordern. Was auch gar keine Beleidigung darstellen soll.
Von Hühnern kann in der Regel keiner sterben, im Gegensatz zu Hengsten, Schafböcken oder Bullen, aber hier macht es allein das männliche Wesen, dass einem die Haltung per se ganz arg vergällen kann. Da es nämlich kaum was unprickelnderes gibt, als bei den Hühnern immer mit einem Auge, chamäleongleich, nach dem Gockel zu schielen.

Bruteier zu kriegen ist ja eher kein Problem, darum wäre es für manche Leute sicher nicht unratsam, wenn sie auf die Hahnenhaltung vllt. lieber verzichten würden. Komme ich zunehmend zu der Folgerung. Zumal Hühner im Wohngebiet ohnehin einfacher ohne zu halten wären. Zur Pferdeherde gehört natürlicherweise auch ein Hengst- aber wo die Haltung potenter männlicher Tiere immer wieder auf erhebliche Hürden trifft, hm :kein.

sternenstaub
04.01.2021, 21:02
Da hast Du sicherlich auch recht. Meine beiden Haxenspringer waren aber ebenfalls vorher "ganz liebe" Handaufzuchten (weil rangnieder), und ich sage mal so Pi mal Daumen, 90 % der Aggrohähne um die es hier im Forum (immer wieder) geht, ebenfalls. Die meisten Leute scheinen mir damit überfordert, anständige Hähne auszusuchen, gehen oft nur nach "handzahm" und gutem Aussehen. (...)

Das hat meiner Erfahrung nach nichts mit dem Rang des Hahnes innerhalb der Hahnengruppe zu tun. Aggression gegenüber Menschen zeigen auch rangniedere und junge Hähne und auch schon beim Züchter und mit Althahn.
Es ist eher, wie Du schon schreibst, mangelnde Erfahrung beim künftigen Hahnenhalter.

Das Problem ist, dass diese ganzen feinen Drohgesten, die einem Angriff voraus gehen, schwer zu erkennen sind. Da wird so mancher Hahn beim Züchter zahm gewirkt haben, der schon Drohgebärden (wie Breitseite) am laufenden Band zeigte (und eigentlich damit schon signalisierte ihm lieber nicht zu nah zu kommen).
Schon die offensichtlicheren Drohgebärden wie Breitseite zeigen, Imponierverhalten, Flügelklatschen, Scheinpicken muss man erstmal erkennen und als Drohgebärden einordnen können.
Oft genug sind es beim Besichtigen des Hahnes auch nur ganz kleine Feinheiten, die einen Warnhinweis geben können, z.B. eben dass er sich breit vor einem aufbaut, oder das er nervös ist, oder beim Anblick von Menschen Alarm gackert, oder gleich ganz die Flucht ergreift.
Das kann man aber erst erkennen, wenn man sich intensiver mit der Materie beschäftigt und auch die richtigen Fragen beim Züchter stellt - die meisten verplappern sich. Mittlerweile würde ich von einem Züchter, der in einem Nebensatz zugibt auch schon mal mit Besen zu den Hühnern zu müssen, keinen Hahn mehr kaufen. Weil der offenbar nach Optik und Standard, aber nicht nach Charakter selektiert.

Huhn von den Hühnern
04.01.2021, 21:18
Mich wurde mal interessieren, inwieweit die Rasse eine Rolle spielt.
Ich habe seit 2015 Hähne, sowohl aus Natur- und Kunstbrut.
Mein aggressivstes Tier war eine Henne, diese kam frontal und Richtung Gesicht. Ohne Brille wäre das wahrscheinlich blöd gelaufen. Beim zweiten Angriff habe ich zugeschlagen und dann hatten wir ein Mitarbeiter.Gespräch. Die Henne war aus Kunstbrut. Es ist nie wieder passiert.

Ein Junghahn ist mir mal nicht ausgewichen. Er nahm den Kopf zwar weg, aber einen Kratzer am Schienbein hat es gegeben. Als er mir beim füttern in den Zeh (zufällig ¿) gehackt hat, war es das. Ein Junghahn meinte unseren Hühner freundlichen Hund anzuspringen. Das war es dann auch.
Alle anderen Hähne waren unauffällig und freundlich.

melachi
04.01.2021, 22:02
ich denke, das es auch mit der Art zusammenhängen kann, wie mit den Küken umgegangen wird. Viele Menschen sind gegenüber den Abwehrlauten und -gesten der Küken blind und taub und greifen sie einfach von oben und hantieren mit ihnen, weil sie denken, den Küken sei schon klar, das man ihnen nichts böses will. Vielen fehlt die Erfahrung, welche Laute eigentlich Protest oder Angst bedeuten, oder sie ignorieren es einfach. Auch das kann meiner Meinung nach dazu führen, das gerade Hähnchen, die schon als Küken in die Beschützerrolle schlüpfen, sich diese unreflektierte Übergriffigkeit merken und später dann aggressiv reagieren.

elja
05.01.2021, 07:39
Bei mir hat gestern ein Junghahn sen Ticket nach Sibirien bestätigt. Ich musste ihn vor drei Wochen aus der Junghahngruppe nehmen, da ihn sein Bruder sonst erledigt hätte. Er war vier Tage im Kaninchenkäfig zur Behandlung seiner Wunden. Schon da zeigte er Tendenzen unfreundlich zu sein. Er lebt jetzt auf 30 qm mit Stall alleine und nach einigen Ermahnungen hatte er begriffen, dass er aus dem Weg gehen muss. Gestern hing er in der Hose... Dieser Hahn war in der Junggesellentruppe völlig unauffällig und rangniedrig.

Krawatte
05.01.2021, 11:40
Die Ursachen der Agressivität sind sicherlich vielschichtig und noch längst nicht endgültig geklärt.

Jahrzehntelange eigene Beobachtung hat mich aber zu der Überzeugung gelangen lassen, dass die auch hier im Forum so meinungsstark vertretene Bedeutung der Vererbung über- und die des Handlings der Hühnerschar eher unterschätzt wird.

Nehmen wir Okina`s rigorose Methode. Seinen Erfolg erkläre ich eher damit, dass er als erfahrener Halter ein Händchen für die Auswahl entwickelt hat und nicht mit der Kombination von Erbanlagen. Wäre es anders, dann hätte er innerhalb weniger Generationen das Kunststück vollbracht, keine agressiven Bruderhähne und agressionsfreie Nachkommenschaft zu ziehen. Das ist scheinbar aber nicht der Fall, da er ja nach wie vor selektieren muss. Wäre das "Problem" züchterisch zu lösen, wäre es schon längst erfolgt und vor allen Dingen belegt.

Ich kann mich auch nicht der These anschließen, dass die rabiaten Hähne zwangsläufig gleichartige reproduzieren. Ich habe meine Zuchthähne eigentlich immer selbst gezogen, etwa 35-40 in der Anzahl, von denen vielleicht fünf die nicht gewünschte Eigenschaft der Agression vorwiesen (wobei ich stark vermute, dass ich Fehler begangen habe). Diese starben zwar auch früher als üblich, aber ich habe mich nie gescheut mit ihnen weiter zu züchten. Schon in der nächsten Generation war eigentlich alles wieder in Ordnung.

Ich denke, fast alle können mir zustimmen, dass jeder Hahn durch falsche und rohe Behandlung "versaut" werden kann. Das bedeutet aber doch nur, dass Agressionspotential immer vorhanden sein muss. Und an diesem Punkt sehe ich eine wesentliche Bedeutung der Erbanlagen.

Ich bin mir auch sicher, dass ich zukünftig (unbewusst) wieder den einen oder anderen Missgriff tätigen werde. Und ebenso sicher bin ich mir da für alle anderen!

Okina75
05.01.2021, 15:58
Ich möchte, oder muss, dazu ergänzen, dass die meisten solchen Hähne entweder aus Bruteiern waren, oder aus Hennen, die nicht von mir stammten. Letztes Jahr hatte ich einen saumäßigen Teufelsbraten und Vergewaltiger, der eine Henne zum Krüppel jagte, und während ich die noch erlöste, über einen Meter in 'nen Busch hochflog und sich eine Henne zum Vergewaltigen runter pflückte. Der war aus eigenem Stamm, entwickelte sich erst völlig unauffällig, war dann aber sofort mit dran.
Das war der einzige wirklich schlimme Junghahn ausschließlich aus eigenen Reihen, alle anderen waren wie gesagt entweder aus fremdem Brutei, oder von einer Henne, die nicht aus meinem Stamm stammte. Ich achte dennoch bei jedem Hahn akribisch drauf.

Dieses Jahr, bzw. letztes, sorry- hatte ich nur eine einzige Brut, eine Henne, zwei Hähne- alle komplett aus dem eigenen Stamm. Der eine Junghahn ist etwas unsicher und kommt damit nach seinem Urgroßvater (jener Haxenspringer, der es bei mir nur zwei Monate machte), der andere sehr nett und ausgeglichen. Und beide sind keine Vergewaltiger und nicht ansatzweise maukig zu Menschen. Die Selektion zieht also sehr wohl, möchte ich sagen, wobei natürlich immer mal einer dabei sein kann, denke ich, der entgleist. Ist ja trotz inzwischen jahrzehntelanger strenger Auswahlzucht in der Rassezucht nicht anders, wo auch immer Tiere rauskommen, die auf Schauen vllt. nur ein g oder so kriegen.

Dabei ist Auswahl natürlich immer auch die Kombi von Erbanlagen, sonst müsste man sich den ganzen Selektions- Spaß ja nicht antun. So auf gut Glück wird das nichts, das dürfte jedem etwas ambitionierteren Menschen klar sein. Ich habe auch keine Probleme, Hennen zu schlachten, die entgleisen. Sei das gegenüber Küken, sei das wegen hysterischen Wesens, sei das wegen übermäßiger genereller Übergriffigkeit. Die Vorfahren meiner Stamm- Tiere kenne ich zurück bis 2012, teils bereits in der fünften Generation, und was da nicht passt, Hahn wie durchaus auch legende Henne- ffft, ab dafür.

Jener haxenspringende Hahn übrigens, der es bei mir nur zwei Monate trieb, hatte doch noch vier Küken hinbekommen, bevor... Es waren 2,2.
Von den Hennen habe ich nicht nachgezogen, den einen Hahn vermittelt, als er sich wesensmäßig als ok herausstellte, und der dann auch über fünf Jahre seinen Dienst gut tat. Den zweiten Hahn behielt ich, und der entwickelte sich dann zu einem so stock- üblen Vergewaltiger, dass die Hennen am Ende auf 20 m rennen gingen, wenn er um die Ecke kam. Eine einzige Henne hatte ihn freiwillig rangelassen, und selbst die begann dann irgendwann zu türmen. Weil man nun ja in die Eier nicht reinkucken kann, ist von diesem Hahn ein Küken gelungen, eine Henne. Von der habe ich wiederum eine einzige Henne nachgezogen, die Geschwister, Hähne, habe ich ohne vorheriges Brimborium nicht zur Zucht zugelassen.
Von dieser Henne wiederum habe ich in ihren bisherigen vier Lebensjahren auch keinen Hahn zugelassen, und insgesamt nur drei Hennen aus ihr gezogen. Aus den ersten beiden habe ich nicht nachgezogen, die dritte ist von 2020- die ist fein, von der werde ich wiederum nachziehen, wenn auch die Leistung passt. Der unsichere der 2020er Hähne ist ebenfalls von ihr, und auch wenn der nicht vergewaltigt und nicht aggressiv gegen Menschen ist, werde ich von ihm nicht nachziehen, da ich ihn weit vor der diesjährigen Brutsaison zu Tisch bitten werde.
Das geht bei mir also nicht nur "so ungefähr", sondern ebenso hoch penibel. Aus dieser Linie werde ich tendenziell niemals einen Hahn zulassen, und wenn, dann immer maximal eine Henne. Dann haben nämlich ggfls. nur deren überschaubare Nachkommen die Macke ihres Ururgroßvaters geerbt, und nicht potentiell alle Nachkommen eines Hahns.

Nein, Missgriffe wird es bei mir nicht geben bezüglich Hähnen. Und wenn die Nachkommen versagen, habe ich keine Scheu, sowohl Hennen als auch Hähne auszusortieren. Ein gewisser Pep muss da sein, man will ja keine dummen, willfährigen Schäfchen, um es mal so zu sagen. Hühner sind relativ aggressive Vögel, die keinen großen Widerspruch untereinander dulden, aber das Maß muss gewahrt sein.

rhabarber
05.01.2021, 19:18
Ich hatte etwas Sorge, einen Hahn zu behalten. So viel hatte ich über aggressive Hähne gehört oder gelesen.

Von den drei Hähnen (von eigener Henne ausgebrütet) habe ich den in meinen Augen nettesten behalten - und bin total glücklich mit ihm. Er kümmert sich wunderbar um seine Mädels, wir zwei mögen uns und manchmal ist er so "gnädig" und pickt auch Leckerlies aus der Hand, wenn die Mädels das tun. Aber sie haben natürlich Vorrang.

Ich habe hier im Forum genau gelesen, wie man "richtig" mit Hähnen umgeht und versuche mich daran zu halten und ich denke, das ist alles gut gelaufen. Ich habe keinen Schmusehahn, aber er respektiert mich und ich bin glücklich ihn zu haben. :jaaaa:

Klara55
05.01.2021, 19:50
Hallo,
ich habe im Frühjahr auch einen Zwerghahn von Bekannten übernommen, der dort die Kinder angegriffen hat.
Mein Süßer hat aber hier sehr schnell begriffen, wer der Chef ist, und ich liebe ihn sehr!
Er sagt mir immer mit seinen Augen: "dich behalte ich im Blick!!", aber, er greift höchstens an, wenn ich eine
der Hennen gegen deren Einverständnis einfange, und die protestiert. Aber, das darf er, und er wird auch nicht
wirklich bösartig, ich habe Glück gehabt, dass er sich hier so gut verhält, was ich mir anders vorgestellt hatte.

sternenstaub
05.01.2021, 20:25
Ich kann mich auch nicht der These anschließen, dass die rabiaten Hähne zwangsläufig gleichartige reproduzieren. Ich habe meine Zuchthähne eigentlich immer selbst gezogen, etwa 35-40 in der Anzahl, von denen vielleicht fünf die nicht gewünschte Eigenschaft der Agression vorwiesen (wobei ich stark vermute, dass ich Fehler begangen habe). Diese starben zwar auch früher als üblich, aber ich habe mich nie gescheut mit ihnen weiter zu züchten. Schon in der nächsten Generation war eigentlich alles wieder in Ordnung.

Naja, wenn Du immer wieder auch von solchen Aggro-Hähnen nachziehst verschwindet das Merkmal auch nicht. Das taucht wieder auf, vielleicht überspringt es mal eine Generation, aber es ist im Grunde da.
M.E. ist es neben der Veranlagung und dem Charakter auch eine Frage der Intelligenz - bei mir waren es immer Hähne, die ganz schnell überfordert waren und zu großer Nervosität neigten.

Ich hatte in meiner Anfangszeit mit den Serama eine Linie, da waren viele nervöse oder angriffslustige Seramahähne dabei. Auch wenn die noch so klein sind, das geht gar nicht, zumal oft Familien nach den Winzlingen fragen und durchaus bereit sind so einem Mini-Hahn eine Chance zu geben. Ich hab die Linie komplett raus genommen - Hähne geschlachtet, Hennen abgegeben. Seither ist Ruhe und ich habe den Luxus mich ganz auf die Rassemerkmale und die Farben konzentrieren zu können, weil der Charakter ohnehin passt. Und mit solch freundlichen Wesen macht das auch Spaß.


Ich denke, fast alle können mir zustimmen, dass jeder Hahn durch falsche und rohe Behandlung "versaut" werden kann. Das bedeutet aber doch nur, dass Agressionspotential immer vorhanden sein muss. Und an diesem Punkt sehe ich eine wesentliche Bedeutung der Erbanlagen.

Man kann das brävste, freundlichste und geduldigste Tier aggressiv machen, wenn man es quält. Irgendwann ist auch bei so einem Tier das Maß voll. Das sagt aber nix über eine evtl. vorhandene Grundaggression bzw. das Aggressionspotential dieses Tieres aus.

Die betroffenen Haltern (oder die Züchter dieser Tiere) werden kaum ihre Tiere misshandeln, mit dem Besen scheuchen, am Schwanz ziehen oder was weiß ich noch alles. Ergo gibt es normalerweise keinen Grund für einen Hahn aus dem Erscheinen eines Menschen ein Problem zu machen.

Krawatte
06.01.2021, 12:30
Dass in diesem Zusammenhang die Genetik eine gewichtige Rolle spielt, ist auch für mich unbestritten.

Ich wollte eigentlich nur darlegen, dass man es sich mMn zu einfach macht, alles oder fast alles auf die Genetik zu schieben, aber alle anderen vielfältigen Gründe, die zu Agressivität führen können, leichtfertig vom Tisch fegt.

Mal anders herum:

1) Ich glaube nicht, dass das konsequente Entfernen der missliebigen Hähne eine Linie für alle Zeiten von dem Problem befreit, sondern die (geringe) Anzahl dieser Tiere sich im immer gleichen Rahmen bewegt, unabhängig davon, welchen Hahn ich als Zuchttier benutze.

2) Ein im großen und ganzen zuverlässiger und verhaltenssicherer Hahn ist der absolute Normalfall und keine züchterische Glanzleistung. Agressive Hähne sind - entsprechend aufgezogen - doch die große Ausnahme. Sie erregen nur mehr Aufmerksamkeit als der Normalo.

Huhn von den Hühnern
06.01.2021, 14:37
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Aggression ursächlich nicht negativ ist. Das Tier braucht diese zum überleben. Inwieweit das (noch) in unsere Haltungsform paßt eine ganz wichtige Frage.

sternenstaub
06.01.2021, 17:46
Hm. Eigentlich ist doch auch die Frage, ob der Hahn in der Lage ist, Situationen richtig zu deuten bzw. einschätzen kann, ob wirklich Gefahr besteht oder nicht. Vielleicht ist es gar nicht so sehr nur eine Frage des Aggressionspotentials sondern eher auch eine Frage, wie der Hahn es einsetzt bzw. seine Möglichkeiten der Umweltwahrnehmung nutzt. Da bin ich dann wieder beim Punkt der Intelligenz (der aber auch nur einer von mehreren ist).

Das wäre eigentlich mal ein schönes Projekt für Verhaltensforscher. Man weiß leider immer noch viel zu wenig über die Huhnies und die eigenen Beobachtungen sind ja auch nur ein Puzzleteil und nicht immer nachstellbar.

Okina75
06.01.2021, 22:22
Wir brauchen hier Like- Buttons ^^.
Wäre wirklich mal sehr interessant, ob aggressive Hähne (nicht unsimilar zu manch menschlichem Pendant) auch zur gewissen geistigen Seichtigkeit neigen.

Krawatte
07.01.2021, 12:25
Jetzt habe ich mir die Beiträge nochmals zu Gemüte geführt, was gleich in doppelter Hinsicht äußerst niederschmetternd war.

Ich hatte nicht den blassen Schimmer einer Ahnung, was "similar" bedeutet, und das als alter Lateiner. Für alle, die es interessiert = "ähnlich".:schlaumeier

Und dann habe ich auch noch festgestellt, dass ich ausgerechnet das Kernwort, um das es hier geht, nämlich "aggressiv", tatsächlich durchgehend mit nur einem "G" geschrieben habe! :rotwerd

Junge, Junge, Junge :)

melachi
07.01.2021, 17:29
und da sag noch einer, HüFo würde nicht bilden :laugh

Bohus-Dal
13.01.2021, 18:27
ich denke, das es auch mit der Art zusammenhängen kann, wie mit den Küken umgegangen wird. Viele Menschen sind gegenüber den Abwehrlauten und -gesten der Küken blind und taub und greifen sie einfach von oben und hantieren mit ihnen, weil sie denken, den Küken sei schon klar, das man ihnen nichts böses will. Vielen fehlt die Erfahrung, welche Laute eigentlich Protest oder Angst bedeuten, oder sie ignorieren es einfach. Auch das kann meiner Meinung nach dazu führen, das gerade Hähnchen, die schon als Küken in die Beschützerrolle schlüpfen, sich diese unreflektierte Übergriffigkeit merken und später dann aggressiv reagieren.


Das ist ja mal ein interessanter Ansatz! Ich glaube auch immer mehr, daß es mit Mißverständnissen und dem Nicht-Respektieren von Grenzen zu tun hat. Meine Hähne sind nicht aggressiv und ich weiß nicht warum, ist es nur Zufall oder mache ich irgendwas richtig? Im Moment habe ich sogar 6 Hähne - einen Althahn und 5 Junghähne - noch ist alles friedlich, sowohl untereinander als auch zu mir. Die Glucken bringen den Küken von Anfang an bei, daß ich dazugehöre und ungefährlich bin. Die Küken sind alle superzahm, Hennchen und Hähnchen gleich, aber irgendwann kommen die Hähne in ein Alter, wo sie z.B. nicht mehr gerne auf den Arm fliegen. Anscheinend brauchen sie diese Distanz, und dann muß ich die respektieren. Von mir kommt andererseits die Forderung, daß ich auch einen Hahn mal greifen und hantieren können muß, ohne daß er hysterisch wird. Das muß der Hahn lernen und respektieren. Ist ja zu seinem eigenen besten, falls er sich mal verletzen sollte oder so. Manche Hähne konnte ich genau wie die Hennen einfach greifen, die meisten sind da etwas vorsichtig. Mein Althahn kommt auf den Schoß, wenn ich mich hinsetze, und läßt sich dann greifen und auch mal freiwillig kuscheln. Das ist doch ein guter Kompromiss.
Ich finde, man hört es oft umgekehrt, "Hähne kann jeder", also Hähne zahm zu kriegen sei einfacher als Hennen. Über diesen Unterschied denke ich schon so lange nach. Könnte es vielleicht sein, wenn man sie über diese sensible Phase mit sanfter "Gewalt" weiterhin zahm halten will, daß sie sich dann wehren? Und dann, wie jemand weiter oben schon schrieb, eigentlich gar nicht mehr zahm sind, sondern schon anfangen, aggressiv zu werden, nur der Mensch kriegt es noch nicht mit?

sternenstaub
13.01.2021, 20:08
Das Problem dürfte multifaktoriell sein. Ich habe mal gegoogelt und ein paar Studien gefunden, die sich mit dem Thema Aggression bei Hühnern/Hähnen beschäftigen - allerdings alles innerartlich. Geforscht wurde u.a. an Masthybrid-Elterntieren.
Gefunden wurde eindeutig eine genetische Komponente (sonst wäre die Erzüchtung von Kampfhuhnrassen auch unmöglich gewesen). Aber es wurden auch Umwelteinflüsse gefunden.
Interessant war, dass Frustration offenbar eine deutliche Rolle spielt. In den Studien war von Frustration während der Aufzucht durch Futterrestriktionen, Überbesatz, falsches Lichtregime die Rede. Solche Faktoren haben offenbar die genetische Komponente verstärkt und dann besonders bei den Masthybrid-Elterntieren seitens der Hähne zu richtig üblem Verhalten gegenüber den Hennen geführt.


[I](...) wenn man sie über diese sensible Phase mit sanfter "Gewalt" (...)

Ist das nicht eigentlich ein Widerspruch? Wie kann ich etwas zahm halten mit Gewalt? Aber das dürfte tatsächlich auch ein Teil des Problems sein, dieses och-isses-nich-süß-ich-muss-es-knuddeln Verhalten, was Kükenanfänger gern an den Tag legen. Da wären wir wieder beim Punkt Frustration oder vielleicht auch Angst.
Die einzige Erklärung kann es aber nicht sein, da es auch Halter betrifft, die ihre Hähne ausgewachsen kaufen. Die wenigsten Züchter zwangsknuddeln ihre Küken, warum auch.

Mich hat das Hähne-sind-aggro-Problem z.B. nur in den Anfängen der Hahnenhaltung betroffen. Allerdings eben nur eine Rasse und ein Farbschlag, davon zwei Hähne als ausgewachsene Hähne gekauft. Die zwei selber gezogenen aus der Rasse wurden nur hoch genommen, wenn es zwingend nötig war.
Zwischen den Aggro-Hähnen hatte ich auch zwei andere, bei denen das Problem nicht existierte. Im Gegenteil, die mochten mich und waren ziemlich tolerant. Für mich heisst das, dass wohl auch eine gewisse Sympathie seitens des Hahnes vorhanden sein muss.

Mittlerweile merke ich schon früh, welcher Hahn mich mag und wer nicht - und natürlich ziehe ich die Hähne, die mich mögen vor und setze sie zur Zucht ein. Der krähende Fan-Club wächst. :)

Was mich, neben vielen anderen Aspekten, auch interessieren würde ist: Wieviele erfahrene Halter sind betroffen? Hier liest man ja nur von den Anfängern. Tritt das Problem weniger auf, je mehr Erfahrung man hat?

Kommen wir zum Abschluss doch mal zu einer anderen interessanten Frage: Was bedeutet eigentlich zahm?

Okina75
13.01.2021, 20:38
Über diesen Unterschied denke ich schon so lange nach. Könnte es vielleicht sein, wenn man sie über diese sensible Phase mit sanfter "Gewalt" weiterhin zahm halten will, daß sie sich dann wehren? Und dann, wie jemand weiter oben schon schrieb, eigentlich gar nicht mehr zahm sind, sondern schon anfangen, aggressiv zu werden, nur der Mensch kriegt es noch nicht mit?

Nee, glaube ich nicht- zumindest nicht nur.
Ich bin der letzte, der seine Viecher begrabbeln muss, ich bin ein reiner "Kuck"- Tierhalter. Wenn meine Kaninchens mich zum "Hallo" mit der Nase anstupsen, ist mir das schon Beweis des Gewogenseins genug, auch noch ständig an ihnen rumstreicheln muss und will ich nicht. Es sei denn! sie legen von sich aus Wert drauf. Was dann aber aus eigenem! Antrieb kommt, und nicht, weil ich sie drauf getrimmt habe. Im Zivi die Schafe- exakt das gleiche. Jeder musste denen am Kopf rumstreicheln und hier und da. Mir hat das vollkommen gereicht, wenn sie ihren Kopf an meiner Hose rieben und mich dadurch quasi "zum Schaf ehrenhalber" ernannten.

Genau so sehe ich es mit den Hühnern: Vögel lassen sich grundsätzlich nur relativ ungerne anfassen, es sei denn, sie sehen den Menschen als Sozialpartner(ersatz, wie zB all die vielen bedauernswerten Papageien). Und Hühner sind erst recht keine Kuscheltiere. Sie liegen mal eng beisammen, picken sich mal gegenseitig was aus dem Bart, das war es an Zuneigungsbezeugungen. Und so bin ich vollauf glücklich, wenn meine durch das Buschhuhnblut doch relativ distanzbedachten und hoch aufmerksamen Trullas von selber auf einen Meter rankommen und völlig entspannt ihren Geschäften nachgehen.

So hielt ich das auch bei meinen ersten Hühnern, respektive Hähnen.
Und trotzdem meinte der Sebrighthahn mit seinen 600 Gramm, er wäre Cheffe, und der Javanesische Zwerg- Gott weiß was- Bastard begann bereits am dritten Tag hier, mir hinterrücks blöde zu kommen, obwohl er beim Vorbesitzer und Aufzüchter "ganz lieb" war. Ohne dass ich seinen Hennen was wollte, ohne dass ich mich ihm gegenüber falsch verhalten hätte. Einfach nur, indem ich den mit seinerzeit vier Hühnern sicherlich nicht überbesetzten 13 m²- Stall betrat.
Und dann wäre da noch die Sache mit den Lohmann Braun- Hähnen, die meiner Erfahrung nach zu mindestens 80 % ein schweres Aggressionsproblem haben. Und in keinster Weise ständig betüddelt und begrapscht werden, sondern in der anonymen, nach zig und hunderten zählenden Masse aufgezogen werden. Und dennoch fast durch die Bank zu üblen Haxenspringern werden! Ich hatte einst aus meiner Lieblings- Lohmann Braunen Berta mal ein Küken gezogen. Das wurde leider ein Hahn- und sprang bereits mit drei Wochen (!) mit imaginär gesträubter Krause auf meine Schuhspitzen los. Obwohl ich meine Küken ebenfalls grundsätzlich niemals unnötig begrabbele. Die Panne ist bei sicher nicht wenigen also bereits angeboren, und da hilft meiner Erfahrung nach Selektion sehr gut.
Ansonsten wären auch niemals Kampfhühner möglich gewesen, die zu Menschen betont umgänglich sein sollen. Auch bei denen gibt es auch heutzutage sicherlich noch Entgleiser, aber die zappzarapp sowie sie einmal dumm kommen, egal wie geil, schön, selten oder was sonst noch sind, eine vor die Mütze, ab in den Topf, fertig. Es sind immer noch Haus- bzw. Nutztiere, und müssen als solche, auch wenn das jetzt mega arrogant klingen mag, im ihnen gesetzten Rahmen funktionieren. Punktum!
Und wenn sie sich dergestalt als zum Zusammenleben mit dem Menschen ungeeignet zeigen: Hühnerfleisch aus eigener Erzeugung ist das beste was man kriegen kann! Sorry, wenn ich da so eine knallharte Meinung vertrete, aber die Haus- und Nutztiere generell wurden nicht zu den insgesamt doch relativ umgänglichen Zeitgenossen, wenn man da nicht strengstens durch Selektion auch auf's Verhalten eingewirkt hätte.

Wer aggressive Tiere geil findet, der soll sich die Wildformen halten, so noch existent. Wer nicht, muss bei seiner Zucht die nötigen Maßnahmen ergreifen. Ohne Entschuldigungen zu suchen, natürlich aber auch immer sich selbst reflektierend, sofern man dazu willens und fähig ist. Und wenn man dem Wesen eines Tieres nicht gewachsen ist, sollte man sich überlegen, ob man sich die Haltung zutrauen sollte :kein. Es geht gegen niemanden persönlich (!), nur meine allgemeine Ansicht, von der ich mich selbst auch nicht ausschließe.

Bohus-Dal
18.01.2021, 13:32
Ist das nicht eigentlich ein Widerspruch? Wie kann ich etwas zahm halten mit Gewalt?

Ich habe mal Katzen vorm Abschuß gerettet, kastriert und vermittelt, die waren "wild", also nicht auf Menschen sozialisiert. Als ich die eine junge Katze nochmal besuchte, zeigte mir das neue Frauchen, wie sie die mit "Gewalt" auf dem Schoß festhielt und streichelte. Gar nicht böse gemeint, nur um ihr zu zeigen, daß sie nicht gefährlich und daß Streicheln schön ist. Zu meinem Erstaunen funktionierte es, die Katze verlor ihre Angst und wurde zahm. Trotzdem geht mir das nach all den Jahren nicht aus dem Kopf. Ich würde das nie so machen. Ich habe selber einen Kater von da, der ist auch ohne Zwang zahm geworden. Wird Zahmheit mit erlernter Hilflosigkeit verwechselt? Aufgeben, passiv werden, weil man keine Freiheit hat, selber zu entscheiden? Ich finde das nicht schön. Geht aber für ungeduldige Menschen evt. schneller.


Aber das dürfte tatsächlich auch ein Teil des Problems sein, dieses och-isses-nich-süß-ich-muss-es-knuddeln Verhalten, was Kükenanfänger gern an den Tag legen. Da wären wir wieder beim Punkt Frustration oder vielleicht auch Angst.

Ich bin ja auch so ein Och-isses-nich-süß-ich-muss-es-knuddeln-Kandidat. Die Glucke läßt es zu, weil sie mir vertraut. Da sie nicht warnt, haben die Küken keine Angst. Da die Küken nicht piepsen, wird die Glucke nicht unruhig. Und so entdecken die Küken, daß dieses komische große federlose Huhn, das anscheinend zur Gruppe gehört, eine eingebaute Fußbodenheizung hat! Sie kommen von sich aus zu mir, sitzen in der Hand oder auf dem Schoß. Natürlich verknüpfen sie mich auch schnell mit Futter. Das alles ist für die Hühner nicht nötig, aber auch nicht schädlich. Und mir macht es Freude. Ein Küken zu überfallen, das um Hilfe schreit, und gegen seinen Willen festzuhalten, würde mir gar keinen Spaß machen. Küken, die von sich aus auf den Schoß klettern, auf die Schulter flattern oder sich in die Hand kuscheln und dort einschlafen, berühren mich hingegen sehr. Und wenn sie später groß sind und selber brüten, geben sie ihrerseits ihren Küken das Vertrauen zu mir weiter.

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Was mich, neben vielen anderen Aspekten, auch interessieren würde ist: Wieviele erfahrene Halter sind betroffen? Hier liest man ja nur von den Anfängern. Tritt das Problem weniger auf, je mehr Erfahrung man hat?

Ich hatte das Problem auch zu Anfang nicht, vielleicht sollte man die Frage erweitern: Wenn jemand Tiere gewöhnt ist, sich für ihr Verhalten interessiert und sie intensiv beobachtet, wird er auch schnell mit einer für ihn neuen Art kommunizieren lernen.


Kommen wir zum Abschluss doch mal zu einer anderen interessanten Frage: Was bedeutet eigentlich zahm?

Gute Frage, das sollte man vielleicht eigentlich definieren, um nicht aneinander vorbei zu reden. Für mich hat ein zahmes Huhn Vertrauen. Ich bin in der Lage, ihm etwas zu "erklären" oder zu zeigen, ihm mit meiner Stimme und meiner Körpersprache die Angst vor etwas zu nehmen z.B. Die Hühner suchen den Kontakt, nicht nur weil sie Leckerli wollen, sondern weil sie sozial sind. Manche mögen auf dem Schoß sitzen. Ich kann ein zahmes Huhn jederzeit zu mir locken, greifen und hochnehmen. Meine kennen ihre Namen, die meisten fliegen auf den Arm, wenn ich sie dazu auffordere. Der oben erwähnte Althahn fliegt nur ganz selten auf den Arm, eher mal auf die Schulter. Er ist halt mit der Geschlechtsreife zurückhaltender geworden, und ich habe ihn gelassen. Er ist nicht so richtig zahm meiner Definition nach, ich könnte ihn nicht jederzeit und überall einfach so hochnehmen. Aber er kommt wie gesagt immer gerne auf den Schoß und läßt sich von da ohne Angst nehmen.

Bohus-Dal
18.01.2021, 13:58
Vögel lassen sich grundsätzlich nur relativ ungerne anfassen, es sei denn, sie sehen den Menschen als Sozialpartner(ersatz, wie zB all die vielen bedauernswerten Papageien). Und Hühner sind erst recht keine Kuscheltiere. Sie liegen mal eng beisammen, picken sich mal gegenseitig was aus dem Bart, das war es an Zuneigungsbezeugungen. Und so bin ich vollauf glücklich, wenn meine durch das Buschhuhnblut doch relativ distanzbedachten und hoch aufmerksamen Trullas von selber auf einen Meter rankommen und völlig entspannt ihren Geschäften nachgehen.

Eng befreundete Hühner stehen auch gerne und lange dicht zusammen, so daß sie sich berühren.

Manchmal überlege ich, ob das Kuscheln so was übriggebliebenes Infantiles ist wie das Spielverhalten beim Hund oder der Milchtritt der erwachsenen Katze. Durch die Domestikation brauchen viele Tierarten eigentlich gar nicht so richtig erwachsen zu werden. Küken kuscheln sich unter die Glucke, erfahren dort Wärme und Geborgenheit. Wenn sich ein erwachsenes Huhn bei mir in die Jacke kuschelt, wenn es kalt ist, ist das doch das gleiche Verhalten, inklusive auf die Zehenspitzen stellen und mit dem Rücken nach oben gegen die Wärmequelle (Gluckenbauch bzw. mein Hals) drücken. Das darf man gerne blöd finden, wenn man nicht so fürs Betuddeln von Nutztieren ist, es ist ja auch wie gesagt wirklich nicht nötig, sowas mit seinen Hühnern zu machen. Es ist aber auch nichts Schlimmes, was den Hühnern gegen ihren Willen angetan wird von so Spinnern wie mir. Ich hatte auch mal eine Sebright, die sich im Winter bei einer großen Henne unter den Bauch gekuschelt hat.

Ich hab ja jetzt auch Buschhuhns. Åsbohühner und Ramelsloher habe ich wieder abgegeben, tolle Rassen, aber nichts für mich, ich kann dieses Hysterische nicht haben. Die Buschhühner sind bei mir überhaupt nicht so! Sehr wach und aufmerksam ja, auch scheu vor Fremden, aber nie kopflos. Ganz ganz tolle Hühner, ich bin so begeistert von denen. Meine beiden fliegen mir auf den Arm, lassen sich rumtragen, anfassen, sind aber nicht so fürs Kuscheln, also zwinge ich sie nicht. Wenn der Hahn so bleibt vom Charakter her, wird das der beste Hahn aller Zeiten. Die übrigen, die ich nicht behalte, sind neugierig und freundlich, fressen aus der Hand und lassen sich anfassen, aber mehr auch nicht, wollte ja auch keine engere Bindung zu ihnen aufbauen. Åsbo, Ramelsloher und übrigens auch meine Araucana blieben immer mißtrauisch.

sternenstaub
18.01.2021, 19:20
Wir sind gar nicht soweit voneinander entfernt, glaub ich. :)


(...) Zu meinem Erstaunen funktionierte es, die Katze verlor ihre Angst und wurde zahm. Trotzdem geht mir das nach all den Jahren nicht aus dem Kopf. Ich würde das nie so machen. Ich habe selber einen Kater von da, der ist auch ohne Zwang zahm geworden. Wird Zahmheit mit erlernter Hilflosigkeit verwechselt? Aufgeben, passiv werden, weil man keine Freiheit hat, selber zu entscheiden?

hm. Ich mag das Wort Zahmheit nicht so richtig. Ich denke da immer an gezähmt werden und assoziiere, das eher mit Oben und unten - Willen aufdrücken. Möglicherweise liegst Du mit erlernter Hilflosigkeit nicht ganz falsch. Hat was von erdulden.


Ich bin ja auch so ein Och-isses-nich-süß-ich-muss-es-knuddeln-Kandidat. Die Glucke läßt es zu, weil sie mir vertraut. Da sie nicht warnt, haben die Küken keine Angst. Da die Küken nicht piepsen, wird die Glucke nicht unruhig. Und so entdecken die Küken, daß dieses komische große federlose Huhn, das anscheinend zur Gruppe gehört, eine eingebaute Fußbodenheizung hat! Sie kommen von sich aus zu mir, sitzen in der Hand oder auf dem Schoß. Natürlich verknüpfen sie mich auch schnell mit Futter. Das alles ist für die Hühner nicht nötig, aber auch nicht schädlich. Und mir macht es Freude.

Ich mache fast ausschließlich Handaufzucht, allein schon, weil ich züchte. Die Elterntiere sind schon nach Zutraulichkeit handverlesen. Ich gewöhne die Kleinen beizeiten an meine Hände, immer mit Leckerchen. Dazu quatsche ich die Kleinchen voll, so dass die auch meine Stimme von klein an kennen. Auch anfassen gehört dazu und manches Mal auch Streicheleinheiten (aber nur dann, wenn Küken das auch mag. Das zeigen die ja schnell). Meine Handaufzuchten sind als Erwachsene fast alle sehr viel stärker an mich gebunden (und suchen damit mehr meine Nähe), wie die ehemaligen Gluckenküken (die sich auch bei mir wohl fühlen, aber mehr Abstand brauchen), obwohl auch da nur Glucken Küken führen dürfen, die absolut menschenfreundlich sind.

Die Leckereien führen natürlich auch dazu, dass mir die Youngsters gern mal auf den Schoß springen, oder die Schulter belegen. Je nach Charakter hält sich das auch bis ins Erwachsenenalter. Seramahahn Gregory sitzt noch immer gern auf meiner Schulter und schläft dort auch, ganz ohne Leckerei.

Um es kurz zu machen: Ich bemühe mich, wie Du ja auch, früh darum, dass die Huhns mir Vertrauen. Das lässt sich aber nicht erzwingen, da muss man überzeugen.


Ein Küken zu überfallen, das um Hilfe schreit, und gegen seinen Willen festzuhalten, würde mir gar keinen Spaß machen.

Negative Konditionierung. Möglicherweise ist das Teil des Hahnen-Problems - Küken festhalten, die Angst haben, schreien, zappeln. Vertrauen schafft das keines. Wobei auch da nicht jedes Küken sich das so negativ einprägt und dann später aggro wird. Würde mir aber auch keinen Spaß machen.


Gute Frage, das sollte man vielleicht eigentlich definieren, um nicht aneinander vorbei zu reden. Für mich hat ein zahmes Huhn Vertrauen.

Ich hab ja oben schon geschrieben, dass ich das Wort Zahmheit gerade nicht so mag. Vertrauen, Vertrautheit, Zutraulichkeit trifft das was meine Huhns haben, und ja wohl auch Deine, m.E. eher. Diese Sicherheit seitens der Huhns, dass von uns keine Gefahr droht.


Ich bin in der Lage, ihm etwas zu "erklären" oder zu zeigen, ihm mit meiner Stimme und meiner Körpersprache die Angst vor etwas zu nehmen z.B. Die Hühner suchen den Kontakt, nicht nur weil sie Leckerli wollen, sondern weil sie sozial sind. Manche mögen auf dem Schoß sitzen.

Ich weiß was Du meinst, auch wenn ich es nicht "Erklären" nennen würde, eher beruhigen. Und ja, die Gefiederten suchen auch ohne Leckerlie Kontakt. Meine Erwachsenen bekommen selten Leckereien. Was sie aber im Sommer gern machen, ist sich unter unsere Stühle legen, wenn wir darauf sitzen. Manche setzen sich auch auf den Schoß oder die Schulter. So ein heimeliges Vertrauen halt.
Das lernen auch meine Youngsters, weil ich die sobald als möglich in die Erwachsenengruppe zum Sozialisieren setze. Mit der Gruppe geht das auch, da wird kein Youngster drangsaliert. Das lernen die Jungtiere natürlich ebenfalls, was den Frieden in der Gruppe nun seit einigen Jahren erhält.


Vögel lassen sich grundsätzlich nur relativ ungerne anfassen, es sei denn, sie sehen den Menschen als Sozialpartner

Würde ich so nicht unterschreiben. Die Mehrheit meiner Gruppe mag es nicht unbedingt, aber ich hab welche dabei, die lieben Streicheleinheiten oder Körperkontakt. Serama-Hahn Porter ist so einer. Hochgehoben werden hasst er, da kann er sich wunderbar in der Hand verbeißen. Aber Bruststreicheln - bitte mehr davon. Er stellt sich mitten in den Weg und wenn ich mich dann hinhocke reckt er mir die Brust entgegen und dann muss ich ihm seine Streicheleinheiten geben - immer schön mit dem Zeigefingerrücken über das Brustgefieder. Das kann ich Ewigkeiten machen. Er kann natürlich jederzeit weg, er steht am Boden, kein Festhalten nix.
Die seelige Chanel, Maranshenne, hat das ebenfalls geliebt. Die hat auch abends ihre Streicheleinheiten abgeholt, auch immer an der Brust entlang. Wer Streicheleinheiten will, bekommt die auch. Wichtig ist, dass es kein Festhalten gibt. Das Huhn entscheidet, ob es gestreichelt werden mag. Aber es gibt Hühner die das mögen und die sind nicht zwingend fehlgeprägt.

Sissischweiz
18.01.2021, 20:17
Das ist mal ein Faden wo jeder einzelen Beitrag zum Nachdenken anregt, zum analysieren und für sich wichtiges heraus nehmen. Verstehe sowohl Okinas Standpunkt/Erläuterungen als auch Bohus Dal oder Sternenstaub. Irgendwie hat da alles seine Berechtigung. Für mich als Mitleser sehr interessant. Danke für all eure Beiträge

Bohus-Dal
19.01.2021, 14:34
Verstehe sowohl Okinas Standpunkt/Erläuterungen als auch Bohus Dal oder Sternenstaub. Irgendwie hat da alles seine Berechtigung...

Ich finde, die widersprechen sich auch nicht unbedingt. Ich habe großen Respekt vor Okinas Art, Hühner zu halten und finde die keinesfalls irgendwie schlechter oder so.



Wir sind gar nicht soweit voneinander entfernt, glaub ich. :)

Den Eindruck habe ich auch. Bis auf die Sache mit der Kunstbrut. Ich tu mich da schwer, auch wenn ich ja einsehe, daß da auch richtige Hühner draus werden. Aber ich will, daß meine Küken Geborgenheit und Sicherheit schon vor dem Schlupf erfahren und vom ersten Tag an in der Gruppe aufwachsen. Küken im Brüter piepsen, stolpern herum, bekommen keine Antwort. Für mich sieht das nach Streß aus. Unter der Glucke ist alles so friedlich und harmonisch, da wird nie laut gepiepst, nur der leise gemütliche Kuschellaut und das gluck-gluck der Mutter ist zu hören.

Mit den Eiern rede ich übrigens auch, so daß die Küken mich schon vor dem Schlupf kennenlernen.


Ich mag das Wort Zahmheit nicht so richtig. Ich denke da immer an gezähmt werden und assoziiere, das eher mit Oben und unten - Willen aufdrücken. Möglicherweise liegst Du mit erlernter Hilflosigkeit nicht ganz falsch. Hat was von erdulden.

Das würde ich brechen nennen, nicht zähmen. Ein eingebrochenes Pferd im Gegensatz zu einem eingerittenen. Für mich ist Zahmheit das Wort, das ich für meine Hühner benutze, einfach nur im Sinne von sie haben keine Angst, sie sind nicht wild sondern zahm, sie vertrauen mir. War mir gar nicht klar, daß man das auch anders deuten kann.



Meine Handaufzuchten sind als Erwachsene fast alle sehr viel stärker an mich gebunden (und suchen damit mehr meine Nähe), wie die ehemaligen Gluckenküken (die sich auch bei mir wohl fühlen, aber mehr Abstand brauchen), obwohl auch da nur Glucken Küken führen dürfen, die absolut menschenfreundlich sind.

Da kann ich nicht mitreden, hatte wie gesagt noch nie Kunstbrut. Ich dachte ursprünglich, Küken aus Kunstbrut wären immer scheu, weil ich nur solche gesehen habe, die Angst vor Händen haben :( Dieses Jahr hat meine eine Glucke ungeplant zwei Kunstbrutküken vom Nachbarn adoptiert, die Unterschiede waren schon sehr deutlich. Anfangs zuckten sie vor meinen Händen zurück, aber die Glucke vermittelte ihnen dann Sicherheit, sie wurden schnell genauso zahm wie die anderen drei. Die fehlende Bindung an die Glucke fand ich allerdings recht traurig anzusehen.



Das Huhn entscheidet, ob es gestreichelt werden mag. Aber es gibt Hühner die das mögen und die sind nicht zwingend fehlgeprägt.

Ich hatte bisher 2 richtige Kuschelhühner, die sich an mich drückten und den Körperkontakt von sich aus suchten. Ich habe/hatte einige weitere, die das in abgeschwächter Form zeigen, z.B. dieses Huhn hier, das man immer unter dem Flügel streicheln soll:

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Wenn man aufhört oder den Flügel von außen streichelt, hebt sie ihn an, um zu zeigen, daß man unter dem Flügel weiterstreicheln soll. Das hat so kein anderes Huhn je gewollt. Es gibt mehrere, die gerne in der Jacke aufgewärmt werden wollen/ auf dem Schoß sitzen/ sich streicheln lassen und es genießen. Andere wollen das halt gar nicht.

Rocco
19.01.2021, 15:31
Ein Hahn oder eine Henne sind dann zahm, wenn sie von sich aus zu ihrem Halter kommen und mehr oder weniger gestreichelt werden wollen ohne das sie mit Futter gelockt werden. Man sieht es bei Bohus-Dal.
Meine Tiere verhalten sich genauso.
Das erreicht man aber nicht gewaltsam sondern nur durch Vertrauen aufbauen. Dazu gehört aber auch, dass sie lernen, angefasst zu werden.
Zahme Hähne bringen ihre Hennen von selbst mit. Erst nehmen sie mit Hahnerlaubnis Futter aus der Hand, später kann man sie anfassen und hochnehmen.
Ich musste schon auf die Hennen aufpassen, weil der Hahn auf meinem Schoß gerade ein Nickerchen machte. Nach paar Minuten, manchmal auch länger, stand der Hahn auf, hüpfte runter und betreute seine Hennen wieder selbst.
Meine Tiere lassen sich auch nur von mir anfassen. Bei anderen flüchten sie oder der Hahn startet einen Angriff.
Er verteidigt nur seine Hennen und das ist normales Verhalten und keine Aggression.

MfG Rocco

sternenstaub
19.01.2021, 15:50
Wenn man aufhört oder den Flügel von außen streichelt, hebt sie ihn an, um zu zeigen, daß man unter dem Flügel weiterstreicheln soll. Das hat so kein anderes Huhn je gewollt.

Dazu fällt mir unsere Z-Paduanerin Ginny ein. Die hängt ziemlich an meiner Tochter. Das geht soweit, das sich meine Tochter hinhockt, die Arme ausstreckt und "Ginny-Mini" ruft. Fast immer kommt sie angerannt, lässt sich hochnehmen und herumschleppen. Das geht nun schon reichlich 3 Jahre so.
Leckerlie waren nie im Spiel. Ginny hat auch die Freiheit sich anders zu entscheiden, aber nein, sie liebt es offenbar auf den Arm genommen zu werden.


Küken im Brüter piepsen, stolpern herum, bekommen keine Antwort. Für mich sieht das nach Streß aus.

Das Gepiepe kenne ich, wenn Licht im Brüter angeht, weil ich halt doch mal schauen muss, ob schon alle draußen sind. Solange es dunkel ist, ist Ruhe. Unter einer Glucke ist es ja auch dunkel. Und ja das Licht kann schon stressig sein, weil es halt den Eindruck erwecken kann, dass man als Frischgeborenes ungeschützt ist. Deshalb ist hier das Licht aus und der Brüterraum dunkel. Sobald sie trocken und unter der Wärmelampe sind gibt es wenig Geschrei.



Das würde ich brechen nennen, nicht zähmen. Ein eingebrochenes Pferd im Gegensatz zu einem eingerittenen. Für mich ist Zahmheit das Wort, das ich für meine Hühner benutze, einfach nur im Sinne von sie haben keine Angst, sie sind nicht wild sondern zahm, sie vertrauen mir. War mir gar nicht klar, daß man das auch anders deuten kann.

Ich schwanke immer ein bisschen zwischen Deiner Lesart des Begriffes Zahmheit und der, wie der Begriff halt auch oft verwendet wird. Besonders die Vokabel "gezähmt werden" macht ja das Tier zum passiven Objekt und mich als Menschen zum aktiven. Da passen dann auch Willen aufzwingen und brechen rein.
Aber streng genommen "zähmt" sich das Tier ja selber, indem es Vertrauen zu mir aufbaut.


Ich dachte ursprünglich, Küken aus Kunstbrut wären immer scheu, weil ich nur solche gesehen habe, die Angst vor Händen haben :( Dieses Jahr hat meine eine Glucke ungeplant zwei Kunstbrutküken vom Nachbarn adoptiert, die Unterschiede waren schon sehr deutlich. Anfangs zuckten sie vor meinen Händen zurück, aber die Glucke vermittelte ihnen dann Sicherheit, sie wurden schnell genauso zahm wie die anderen drei.

Ich hätte einen Erklärungansatz dafür:

M.E. gibt es für scheue Küken zwei Punkte - Veranlagung des Kükens und mein Umgang mit den Küken.

Von Haus aus nervöse Küken sind leicht in Unruhe zu versetzen und wahnsinnig schwer davon zu überzeugen, dass ihnen keine Gefahr droht. Das klappt nur mit ganz viel Geduld und Behutsamkeit, ist aber machbar.

Ein achtloser Umgang kann andererseits auch die ruhigsten Küken kirre machen.
Wenn die Kleinen einen nur morgens und abends zum Füttern oder zum Ausmisten (hochstressig, wenn das achtlos gemacht wird) sehen und das am Ende husch, husch gehen muss, dann bleiben die Kunstbruties scheu. Woher soll das Vertrauen auch kommen.

Womit wir wieder bei dem Punkt wären, dass Verhalten offenbar eine Kombination aus Veranlagung und Umwelt ist und den Möglichkeiten, die diese Umwelt zum Lernen bietet.

elanor
19.01.2021, 16:08
Ich verwende statt zahm lieber das Wort zutraulich, weil da irgendwie Vertrauen drinsteckt. Meine Tiere vertrauen mir insofern, dass sie in meiner Nähe ganz entspannt bleiben und nicht nervös sind. Manche kommen näher, manche nicht. Es steckt sicherlich Genetik, Erfahrungen und Charakter dahinter. Ich hatte mal eine gelbe Italienerhenne, die mein Schätzchen war. Immer wenn sie mich sah, flog sie auf meine Schulter und ließ sich auch beibringen, auf Kommando auf den Arm zu kommen. Ihre Geschwister waren nie so zutraulich. Dann die Sache mit den Friesen- und Zwergitalienern sowie den Barnevelderhühnern: Ich bekomme öfter "Ausschusstiere" eines Züchters (männliche und weibliche Jungtiere, die bei mir aufwachsen und nachher geschlachtet bzw. in der Legetruppe leben. Die Tiere dieses Züchters sind immer sehr vertrauensvoll, die Italiener und Friesen bleiben zwar mehr auf Abstand, haben aber keine Angst. Im vorletzten Jahr habe ich eine Zwergitalienerin eines anderen Farbschlags bekommen, die der Züchter selber aus Bruteiern eines anderen Züchters hatte. Sie war das einzig übrige Jungtier von zweien, die nur geschlüpft waren. Leider hatte das schwarze Tier Kupferfedern im Halsbehang. Also entweder nicht farbrein oder mit irgendwas gemixt. Dieses Tier wuchs mit den anderen auf, kam dann zu mir und ist bis heute eine recht scheue Henne. Die Schlupfgeschwister sind alle wie immer. Ich hatte auch mal eine Exchequerhenne. Die war bei aller Schönheit sooo nervig in ihrem panischen Verhalten, dass sie bei den anderen auch nicht gut gelitten war, sich immer abseits der Truppe hielt ujd ständig auf Hundertachtzig rumdüste. Das Ende vom Lied war dann wohl der Fuchs, der sie in einer Hecke erwischt hat. Nach meinem Urlaub fand ich jedenfalls nur noch ein paar ihrer Federn. Durch ihre Kopflosigkeit versäumte sie es nämlich, die Umgebung im Blick zu haben und ging wegen jedem Rascheln oder Flügelschlagen durch die Decke. Und das, obwohl ihre Glucke eine ganz ruhige und liebe Henne war...

Klara55
09.05.2021, 19:50
Hallo@ die geplagten Besitzer eines verrückten Hahnes!
Ich habe meinen Franko2. vor ca 2Jahren übernommen, da er die Kinder der Bekannten angegriffen hatte.
Hier war er, bis gestern, bei mir jedenfalls, gut zu ertragen.
Was ist heute los??ß Ist das die plötzliche Hitze??
Nun sind aber noch, seit 4Tagen, die beiden MEZK im ehem. Notgehege, die elende Stallpflicht ist ja gerade schon beendet,
und ich bin noch nicht dazu gekommen, das ab zu bauen, zum Glück.
Jedenfalls sind nun die o.g. da drin, da die eine einen Kloakenabzess hat, und sonst von den anderen dort blutig gehackt wird. Nun hat Franko auf seine alten Mädels aufzupassen, und dazu noch die beiden Neuen, und fühlt sich wahrscheinlich überfordert.
In den Kochtopf ist keine Option, da ich Veganer bin. Nun übte ich heute, meist friedlich, mit ihm, aber so wird das mit der Zeit schon anstrengend. Wie geht es, bei der Hitze Euren Jungs heute...?

Okina75
09.05.2021, 22:48
Alles wie immer, obwohl der alte Stinker heute in jeder Bewegung eine mögliche Todesattacke vermutete und wirklich bei JEDEM Menschenanblick ein Achtsamkeitsgegocker losließ. Interessant, dass die Mädels in irgendwann nicht mehr für voll nehmen, er aber trotzdem weiter macht. Ist wohl langsam bissel Senilität, hat ja nur noch drei Monate bis zu seinem sechsten.

Dorintia
10.05.2021, 00:06
Hier auch wie immer. Total schön bei den Hühnern draußen Kaffee zu trinken und Muttertagskuchen zu essen.
Und als ich dann noch Raupenleim in der Hocke auf die neuen Holunderzweige geschmiert habe, stand das Hähnchen ganz nah bei mir und hat geguckt was ich da mache. Wir sind kein Herz und eine Seele, respektieren uns aber und das heißt auch das ich einfach um ihn drumrum laufe wenn es eng wird und er nicht wirklich einen Schritt zur Seite gehen kann und ich hab auch keine Angst oder Befürchtungen wenn ich ihm den Rücken zudrehe.

Klara55
10.05.2021, 08:52
Mein kleiner Spinner ist wahrscheinlich deshalb so genervt, weil die beiden Stelzenhühner nicht mit im Garten laufen können, und so muß er immer gucken, wo alle sind, und ob ich da nicht etwas vorhabe, mit den Damen.
An Kaffee im Garten ist da nicht zu denken, und das dann mit Socken, und besser festen Schuhen, bei der Wärme.
Nun hoffe ich sehr auf die schöne Zeit, wenn der Popo von "Perle" wieder in Ordnung ist, und Franko nur noch seine beiden Mädels zu bewachen hat.