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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Freiheit vs sicherer Gefangenschaft



In(di)a
15.07.2020, 12:14
Hallo ihr Lieben :)
Vermutlich wurde über dieses Thema schon viel geschrieben und jeder von euch hat da so seine Schlüsse gezogen.
Ich möchte euch meine Sicht schildern und freue mich auf eure Gedanken dazu!

Wir sind Hühnerneulinge, seit 4 Monaten leben unsere 4 Zwerg Welsumer Damen nun mit uns auf einem großen Grundstück mit Wald.

Anfangs wussten wir natürlich auch nicht, wie das wohl wird, unsere Gemüsebeete, der Waschbär, Greifvögel, Marder, streunende Katzen - wie verträgt sich das mit den Zwergdamen?

Ich denke grundsätzlich hat man vor Unbekanntem mehr Angst, weil man es einfach nicht einschätzen kann.

Also, Versuch macht kluch und Vertrauen, als Ausgangshaltung gewählt.
Das wurde bisher belohnt, alle sind wohlauf und durchstreifen eifrig die Gegend.
Und genau das macht mich glücklich. Ich möchte nicht in Gefangenschaft leben und deswegen möchte ich auch kein anderes Lebewesen einsperren.

Ich vertraue der Schöpfung und empfinde Freiheit und Selbstbestimmung, als essentiell.

Natürlich kann das jeder frei entscheiden, wo ist Sicherheit sinnvoll und wo schränkt vermeintliche Sicherheit die Lebensqualität ein?

Ich denke, das ist DAS Thema unserer aktuellen Zeit - wieweit sichern wir uns und unsere Lieben oder vertrauen und geniessen die "gefährliche" Freiheit?

Ich glaube, wenn wir auf unsere Intuition hören und Empathie entwickeln, treffen wir die richtigen Entscheidungen.

Unser Mittelweg ist, die Damen gehen Abends, nach vollbrachtem Tagewerk in ihr "sicheres" Häuschen und wir machen die Tür zu, genau wie für uns auch.
Obwohl sie auch eine sichere Voliere haben, werden wir morgens gerufen, damit wir die Pforte in die unbeschränkte Freiheit öffnen.

Die "Gefahr" ist da, aber damit lebe ich. Ich fahre ja auch Auto und auch nach einem Autounfall fahren die meisten weiter Auto - also selbst, wenn die Hühner verschwinden würden oder erlegt, würde ich es nicht ändern.

Die "Sicherheit" kann das Glück der Freiheit nicht aufwiegen.

Was denkt ihr dazu?

Sonnige Grüße aus Freihausen :)
Ina

mk4x
15.07.2020, 12:38
Das hört sich ja alles schön an, die Realität bringt einen aber oft schnell auf den Boden zurück. Wenn z.Bsp. ein Habicht deine Hühner als Nahrungsquelle entdeckt hat, funktioniert das nicht mehr. Dann hast du in ein paar Tagen schlicht keine Tiere mehr, die ihre Freiheit genießen können.

Giesi_mi
15.07.2020, 12:47
Wenn die Gefahr vorhanden ist, bist du als Halter verantwortlich deine Tiere zu schützen, da sie es selbst nicht können.
Waschbären, Marder und Greife sind tödliche Gefahren für Hühner. Der Fuchs dürfte auch nicht weit sein.

SalomeM
15.07.2020, 12:56
Im ersten Jahr meiner „Hühnerkarriere“ hab ich das genau so gesehen. Nach paar Monaten kam der Habicht. Relativ schnell pendelte sich das so ein, dass er in 1-2 tägigen Abständen jeweils ein Huhn holte. Die vorher romantische Freiheit wurde für die Hühner zum Albtraum, sie duckten nur noch ängstlich unter den Büschen bzw. wollten gar nicht mehr raus.
Dies ist ein Extrembeispiel, wie schnell sich „Die Sicherheit kann das Glück der Freiheit nicht aufwiegen“ ändern kann.

Auch heute noch laufen meine Hühner im unbegrenzten Freilauf. Durch einen Wechsel der Rassen und 2 Hunden ließ sich das Problem lösen. Küken, Jungtiere, führende Glucken, gehandicapte oder vorübergehend schwache Tiere bleiben jedoch dauerhaft in einem abgesicherten kleineren Bereich.

Jeder muss für sich und seine örtlichen Gegebenheiten abwägen, was für die Hühner das Optimum ist. Viele haben auch schlicht und ergreifend grundstücksmässig nicht die Möglichkeit, einen unbegrenzten Freigang anzubieten oder möchten zumindest einen Teil des Gartens frei von Hühner-Hinterlassenschaften genießen. Deswegen sind ihre Hühner mit Sicherheit nicht unglücklicher.

Freiheit, ja gerne......aber nicht um jeden Preis.

Blindenhuhn
15.07.2020, 13:06
Jeder Tierhalter hat die Verpflichtung für seine Tiere angemessen zu sorgen, dazu gehört auch die Sicherheit. Wenn dir der Fuchs mal tagsüber 40 Hühner killt (so geschehen im Nachbardorf), dann hast du nix mehr, um es nachts im sicheren Häuschen einzusperren. Außerdem kann man auch einen gesicherten Auslauf für Hühner sehr attraktiv machen, der muss ja nicht aus englischem Rasen bestehen.

Kleinfastenrather
15.07.2020, 13:38
Ich denke das unsere Hühnerhaltung nicht mehr "natürlich" ist ab dem Punkt wo die Bankivahühner ihre ursprünglichen Herkünfte verlassen.

"Natürlich" ist für mich auch nicht unbedingt die Definition von "artgerecht".

Ein Huhn ist dann "zufrieden" oder "artgerecht" gehalten wenn seine Bedürfnisse befriedigt sind, das "wohlbefinden" hoch ist.
Am besten ist die Haltung natürlich mit Auslauf, wo es Insekten jagen, Grünzeug fressen, sich seine Nahrung zum teil selbst zusammensuchen kann, wo es Staubbaden, sich sonnen, sich unter Büschen verstecken kann, wo es in der Gruppe lebt, wo es aufbaumen kann etc. und nicht zu viel Stress hat.

Das alles kann ein Huhn auch in einem umfriedeten Auslauf ausleben, dafür braucht es keinen unbegrenzten Auslauf. Man muss immer gucken dass man einserseits die Bedürfnisse der Hühner befriedigt, andererseits für ihre Sicherheit sorgt. Das Huhn ist auf den Menschen angewiesen. Das heißt eigentlich immer einen Stall und meist noch ein Zaun, teilweise auch noch eine Übernetzung und Stromsicherung.

Es hängt immer von den örtlichen Umständen und Gegebenheiten ab. Je nachdem wie man sich diese zusammenreimen oder herausfinden kann muss man dann halt seine Haltung gestalten.

Die Hühner einfach laufen zu lassen ist oft unverantwortlich da Fuchs und Habicht fast flächendeckend vertreten sind bzw. zuschlagen werden.

Der Gedanke "Ich wil nicht eingesperrt sein und deswegen sperre ich meine Hühner nicht ein." ist zu vermenschlicht gesehen, ein Huhn hat andere Bedürfnisse als ein Mensch. Frei und selbstbestimmt ist eher so ein Menschen-Ding, Hühner sind auch vollkommen zufrieden wenn sie ihre recht einfachen, aber essenziellen Bedürfnisse befriedigt haben.

Ich glaube ja das es bei Menschen ähnlich ist, nur das ist ein ganz anderer Schuh ;).

LG Thorben

countrychick
15.07.2020, 13:40
Sehr schön geschrieben India. Genauso sehe ich das auch. Bei mir dürfen die Hühner auch frei umher stromern. Ich hatte in bisher 6 Jahren Hühnerhaltung nur einmal einen Verlust durch den Fuchs ( die elektrische Klappe vom Stall war nachts nicht runtergefahren, weil die Batterie leer war- seitdem gehe ich jeden Abend noch mal nachschauen, ob die Klappe auch wirklich zu ist). Wir ziehen Ende des Jahres auch noch weiter raus aufs Land, dort gibt es dann auch Raubdruck von oben. Wir pflanzen dort gerade ganz viele Sträucher als Deckung für die Hühner.

In(di)a
15.07.2020, 14:26
Schön, dass euch das Thema interessiert. Der grobe Tenor ist bisher - Freiheit gut und schön, aber wenn Gefahr droht, dann bin ich als Halter in der Verantwortung die Hühner zu schützen - das sehe ich teilweise auch so, aber ich sehe auch andere Aspekte - Beispiel 1 - unsere Hühner erkennen potentielle Gefahr besser als ich - wir sitzen zusammen entspannt auf der Wiese und auf einmal ein Warnlaut der Huhnies und Zack sind sie alle im Gebüsch, ich guck rum und ja, da kreist ein Greifvogel. Mittlerweile hör ich auch die "Alarmanlagen" in der Umgebung und die Hühner sind durch die anderen Vögel vorgewarnt und ziehen sich in ihre Deckung zurück. Bei fremden Katzen formieren sich die Huhnies und die gestandenen Kater halten respektvoll Abstand.
Unsere anderen "Sicherheitsmaßnahmen":
Wir haben uns bewusst für tarnfarbige, wendige, eher scheue/instinktsichere Hühner entschieden - ein weißer, langsamer Brummer hätte da wohl ne andere Ausgangslage.
Hühnerhausen ist direkt vor unsererm Häuschen und so sind wir häufig in der Nähe, aber auch wenn wir tagsüber weg gehen, können sie draussen bleiben.

Ich vertraue also ihrem Instinkt und ihrem offensichtlichen Freiheitsbedürfnis, genauso, wie ich sehe, dass sie anscheinend nachts gerne im sicheren Häuschen sind, denn das machen sie alles von sich heraus, sie werden zu nichts genötigt.
Diese Art der Huhn/Mensch Symbiose scheint mir die beste zu sein und die einzige, die für mich in Frage kommt.
Wir bieten ihnen einen gewissen Schutz, Unterkunft, Futter und liebevolle Aufmerksamkeit und sie haben die freie Wahl, zu bleiben, uns mit ihrer Anwesenheit (und Eiern :) )zu erfreuen.

Beispiel 2 folgt später

Blindenhuhn
15.07.2020, 14:33
Ein Habicht z. Bsp. kreist nicht, sondern ist ein Ansitzjäger, der stundenlang gut getarnt im Laub von Bäumen ausharren kann, bis sich eine gute Gelegenheit bietet, ein Hühnchen zu schlagen. Ebenso kann ein Fuchs sich lautlos - unter Ausnützung aller Deckung - anschleichen.
Mein Hundetier würde sicher auch liebend gerne ohne Leine spazierengehen. Das geht halt nicht, zu gefährlich für andere Menschen (Straßenverkehr) und für (Wild)tiere und letztlich für den Hund selber.

Mietze
15.07.2020, 14:53
Uns hat der Fuchs am Anfang der Hühnerhaltung am hellichten Tag 2 Hühner getötet, während wir im Haus waren. Da haben wir uns geschworen, daß das nicht mehr passiert. Die Hühner dürfen in den großen Garten, wenn einer von uns draußen ist, das sind jeden Tag 6-8 Stunden, zu jeder Jahreszeit. Ansonsten bleiben sie in der sicheren Voliere.

Ich teile die Meinung, daß ich auf meine Tiere aufzupassen habe, so gut ich nur kann und das mache ich auch gerne.

Hühnerhelga
15.07.2020, 15:02
Meine Hühner dürfen jetzt alle in meinem ,wie ich meine, großen Garten laufen.
Die neuen erst seid voriger Woche, aber ich habe sie immer, sprichwörtlich im Auge.

Bei den neuen habe ich eine ganze Weile gewartet, bis die Stallfest waren, vorher waren die in einem Übernetzten Auslauf.

Bin da recht vorsichtig geworden, denn ich hatte schon Verluste durch Habicht und Fuchs 100% kann man nie sicher sein, aber ich für mich habe entschieden, dass Risiko so klein wie möglich zu halten

Bohus-Dal
15.07.2020, 15:30
Irgendwie ist dieser Faden dasselbe in grün wie dieser hier (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/108959-Voliere-als-letzte-L%C3%B6sung-wem-gehts-noch-so). Wie auch da schon geschrieben, wenn der Fuchs sämtliche Hühner am hellichten Tag umbringt, ist das nicht gerade witzig. Sowas möchte man nie wieder erleben.

Hühnermamma
15.07.2020, 17:49
Irgendwie ist dieser Faden dasselbe in grün wie dieser hier (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/108959-Voliere-als-letzte-L%C3%B6sung-wem-gehts-noch-so). Wie auch da schon geschrieben, wenn der Fuchs sämtliche Hühner am hellichten Tag umbringt, ist das nicht gerade witzig. Sowas möchte man nie wieder erleben.


Und hier (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/109742-Philosophie-artgerecht/page8?p=1919976#post1919976)

Miss Boogle
15.07.2020, 17:57
...das dachte ich auch schon - wollte mich aber einfach mal zurückhalten ;)

In(di)a
15.07.2020, 20:31
@mk4x
Ja, die liebe Realität..wer erschafft die denn? Ich für mein Empfinden glaube, dass ich da mit meiner inneren Haltung ein gutes Wörtchen mit zureden hab :)

@giesimi
Wie in meinem vorherigen Post erwähnt, scheint es mir so, dass unsere Huhnies da nen besseren Sensor für Gefahren haben, als ich und sich hervorragend schützen können, ich tue, was ich für meinen Part halte und den Rest überlasse ich ihrem Gespür.
Dazu gibt es noch eine (fragwürdige) Geschichte, die ich später mal schreibe.

@Salomem
Da geb ich dir völlig recht, die Wahl einer passenden Rasse ist da sehr sinnvoll und natürlich kommt es auf die Gegebenheiten an.

@Blindehuhn
Definitiv, aber was ist angemessen? Darum geht es ja. Irgendwo passiert immer irgendwas, dass einen dazu verleiten kann Angst zu haben.

Fahr ich nie wieder Auto, weil im Nachbardorf ein Geisterfahrer einen anderen unerfahren hat? Installiere ich eine Alarmanlage, weil beim Nachbarn eingebrochen wurde?
Es ist immer eine Abwägungssache.
Ich find es halt spannend und wichtig, zu schauen, wo hilft Angst und wo hindert sie - mich und andere - und dann einen gesunden Weg zu finden, der für alle gut ist.

@kleinfastenrather
Das sehe ich auch so, ein Huhn kann auch in einem umfriedeten (schöner Ausdruck irgendwie, gefällt mir besser als eingezäunt) Bereich zufrieden sein.
Unverantwortlich finde ich es überhaupt nicht, nur weil eine potentielle Möglichkeit besteht, muss sie nicht passieren. Thorben, woher weisst du denn so genau, was menschliche und huhnische Bedürfnisse sind und kannst da differenzieren? Ich weiss das nicht so genau und Versuche anhand ihres Verhaltens zu erkennen, was sie möchten. Wenn sie am Morgen rufen und ich dann komme und die Tür ihrer Voliere öffne, sie losflitzen, natürlich nach dem Hühnermüsli :) und praktisch den ganzen Tag auf Achse sind und ihrer hühnerischen Tätigkeit zu 90% außerhalb von Stall und Voliere nachgehen ist das für mich ein klares Zeichen von Freiheitsbedürfnis, scharren und chillen könnten sie ja auch in der Voliere/Stall. Und zu den Menschen - wenn wir mit der Befriedigung unserer essentiellen Bedürfnisse (gut, da fragt sich jetzt was du darunter verstehst) zufrieden wären, warum gibt es dann Kunst, Musik, Flugzeuge, Smartphones und Hühnerforen ;) ?

@countrychick
Schön, dass deine Huhnies frei laufen können! Gebüsch und Sträucher gab es hier glücklicherweise schon jede Menge, unsere haben ihre Lieblingssträucher wo sie gerne chillen, sandbaden und Deckung finden. Hier kreisen auch immer mal wieder irgendwelche Greifvögel, aber durch die vielen anderen Vögel (Frühwarnsystem) und ihre aufmerksame Art scheint mir die potentielle Gefahr im Rahmen zu sein.
Wünsch euch einen schönen Start an eurem neuen Platz!

@ bohusdal, hühnermamma und miss boggy
Ja, hatte den ersten Faden gelesen, der und irgendwas über diese Miniplasikcubes haben mich wohl drauf gebracht meine Gedanken und Erfahrung dazu aufschreiben und mit anderen Hühnerfreunden darüber "sprechen" zu wollen.
Ich wäre sehr traurig, wenn unseren Huhnies was passiert, aber ich wäre auch sehr traurig, wenn jemand den ich liebe einen Unfall hat, deswegen bleiben die trotzdem nicht in ihren sicheren vier Wänden. Und das ist gut so.
Ich wäre noch viel trauriger, wenn meine Liebsten ihr Leben nicht so leben, wie es ihnen entspricht, zwar sicher verwahrt, aber ohne Abenteuer.
Ich seh da solche Tendenzen in unserer Gesellschaft und die zeigen sich halt überall, beim lieben Federvieh, der Oma, den Kindern. Eine feindliche Welt vor der wir uns schützen müssen, jeder vor jedem und gegen alles, das macht mich traurig, weil ich das Vertrauen und das Verbundensein vermisse.

In(di)a
15.07.2020, 20:39
Um die Thematik mal anders zu beleuchten - wenn ein Kind auf einem Klettergerüst rumturnt gibt es wohl grob zwei Arten Eltern - die einen vertrauen darauf, dass das Kind lernen muss zu klettern, sind gerade am Anfang dabei, unterstützen es und lassen das Kind dann aber auch machen, sagen ihm, Du schaffst das und vertrauen (auch wenn es schwer fallen mag) - auf die Gefahr hin, dass das Kind sich verletzt - die anderen Eltern stehen ängstlich daneben, sehen sich schon halb in der Notaufnahme und können nicht darauf vertrauen, dass das schon gut geht - welche Eltern helfen ihrem Kind mehr? und was vermitteln sie ihm? Was "haben" die einen Eltern, was die anderen nicht haben?

Und wenn dann ein Nachbar kommt und sagt, ja, also mein Kind fällt ständig vom Klettergerüst oder das eigene ältere Kind ist mal runter gefallen - ist dann die kluge Konsequenz alle Kinder von Klettergerüsten fern zu halten?
Das Beispiel lässt sich beliebig auf Auto/Unfälle, Lebensmittel/Vergiftungen, Mitmenschen/Ansteckungsgefahr, Hühner/Raubtiere etc pp ausweiten.

Zu denken, ich beschütze etwas, kann auch zu einem Zwangskorsett für den Beschützten werden.
In Wirklichkeit beschützt man nicht den anderen, sondern sich selbst, aus Angst vor Verlust und nimmt dem anderen damit seine Freiheit.

Natürlich ist das alles ein schmaler Grat.

Aber darf man nicht ruhig darauf vertrauen, dass das Leben/Gott/Natur schon weiss, was gut ist?

Und wenn die hungrige Fuchsmutter dann käme (was ich mir nicht wünsche) und dieses Huhn braucht, um zu überlebenden...ja..vielleicht "gibt" das Huhn sich freiwillig?
Vielleicht ist so der Lauf der Natur. Wir alle sind so aus den natürlichen Zyklen entfremdet, getrennt, das sie uns Angst machen.

Niemand kann seine Hühner vor dem Tod bewahren, man kann es höchstens (künstlich) verlängern durch Gefangenschaft - ist das wohl im Sinne der Schöpfung?

Bohus-Dal
15.07.2020, 21:01
Ich werde Dir nicht ausreden, Deine Hühner frei zu halten - ich finde das toll und bin der Meinung, wenn sie wählen könnten, würden sie die Freiheit nehmen. Aber es ist schon noch ein Unterschied, ob der Fuchs theoretisch mal ein Huhn holen könnte oder ob man alle Hühner auf einen Schlag verliert. Für mich persönlich war das ein Schock, der immernoch tief sitzt. Ich hänge zu sehr an meinen Hühnern, zum Teil ist es ja egoistisch, sie einzusperren.

mk4x
15.07.2020, 21:04
Das ist die Realität und die kann und will ich mir nicht schön reden.
https://s17.directupload.net/images/user/190910/vcwm5ujt.jpg (https://www.directupload.net)

So eine philosophische Betrachtung mag ja allgemein ganz interessant sein, deine Vergleiche hinken aber.
Gäbe es bei uns diverse Prädatoren zu Lande und zur Luft, die dich oder dein Kind mit einem Angriff töten und fressen, würdest du dein Handeln anpassen.
Geh ich mit einem Kleinkind an der Schnellstraße, nehme ich es an die Hand. Es geht um Leben und Tod und ein hohes Risiko. Mit pillepalle Klettergerüst und Autofahren nicht zu vergleichen. Überlegener Intellekt und Erfahrung generiert auch Verantwortung für Umwelt und Schutzbedürftige. Mit Fatalismus ist da keinem gedient.
Du hast bisher schlicht Glück gehabt.

sil
15.07.2020, 21:42
Meines Erachtens geht die Eingangsfrage ja schon von gar nicht vorhandenen Voraussetzungen aus. "Frei" leben unsere Haustiere nämlich schon lange nicht mehr, sonst wären es keine Haustiere. Wir als Halter haben ja bereits akzeptiert, daß Generationen von Haltern vor uns die Genetik, das Verhalten, die Gestalt, und die Fähigkeiten so verändert haben, daß viele unserer Haustiere die Fähigkeit zu einem echten freien Leben verloren haben. Sie "frei" der "freien Natur" zu überlassen, bedeutet in den meisten Fällen den an das Leben in "Freiheit" weit besser angepassten wilden Beutegreifern ein oft ziemlich wehrloses Opfer anzubieten. Das ist sicher nicht fair dem der Freiheit überlassenen Haustier gegenüber.
"Freie" Natur ist emotionslos, und daher in unseren Augen oft grausam. Wer Schwäche zeigt in irgendeiner Form, hat wenig Chancen auf ein stressfreies langes Leben.
Haustiere haben gegenüber der Wildform viele Schwächen, sie wurden durch menschliche Zuchtarbeit der Wildform entfremdet und brauchen einen ihren Schwächen entsprechenden Schutz.
Dazu gehört eben der sichere Stall für die Nacht, das Zufüttern, das Kümmern bei Krankheit oder Verletzungen, und auch daß man versucht, gegen Übergriffe von Habicht, Fuchs, Hund etc Vorsorge zu treffen.

Es ist schön, wenn man seine Hühner ohne ständige Furcht vor Verlusten streunen lassen kann, aber gleich zu unterstellen, jeder, der das nicht kann (oder will), hat unglückliche Hühner, ist ziemlich daneben.

Es ist nicht so, daß "sicher" gehaltene Hühner zwangsläufig ein schlechteres Leben haben als weniger gut geschützte. Manchmal ist es nämlich auch umgekehrt. Hühner können sich auch auf wenig Fläche wohlfühlen und alle ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben, es bedeutet aber ein Mehr an Einsatz und Überlegung von Seiten des Halters.

Übrigens: Das abendliche Stall aufsuchen als freiwillige Mitarbeit zu deuten, ist schon sehr gewagt. Wären die selben Hühner von klein auf geöhnt, sich einen Schlafplatz irgendwo auf einem Dachfirst oder einem Baum zu suchen, würden sie eben freiwillig dort übernachten.

Dylan
15.07.2020, 21:42
Bei dem Vergleich mit dem Klettergerüst musste ich auch grinsen. Der Vergleich hinkt, die Wahrscheinlichkeit, beim Turnen auf dem Klettergerüst sein Leben zu verlieren, ist einfach geringer als als Huhn vom Fuchs gefressen zu werden. Fünfjährige können schon ganz gut Steilwände raufklettern. Müssen sie unbedingt angeseilt sein?

Meine Hühner haben übrigens auch das halbe Jahr unbegrenzten Freilauf ohne Zäune und halbes Jahr im Hühnerauslauf. Ich hatte noch keinen einzigen Verlust durch den Fuchs oder Habicht, und weißt du warum?

Einfach Glück gehabt!

Infrastruktur halt nicht passend für die Räuber. Und ob es so bleibt, weiß ich nicht.

Am Ende des Dorfes hat der Fuchs tagsüber einen kompletten Hühnerbestand getötet, im Nachbardorf schlägt der Habicht immer wieder zu. Man muss es ausprobieren, ob es klappt. Wenn du damit im Einklang bist, dass der Fuchs alle deine Tiere holen darf, dann ist es halt so, aber eine allgemeingültige "glückliche Hühnerphilosophie" draus zu stricken, ist merkwürdig.

Gackerliene
15.07.2020, 22:11
wir hatten gerade bisl über einen Monat meine ich, unsere ersten Hühner waren tagsüber on Tour und abends immer pünktlich wieder da, was so eine tolle Erfahrung war- dann hat der Fuchs am Mittag 3 auf einmal getötet- vor ihrem Gehege, ich vermute, sie hatten da friedlich Sandbad im Gebüsch genommen (Umgebung- steiler Hang, Bäume, Gestrüpp, Brombeeren)... auch eine Junghenne erwischte es unter kontrolliertem Freilauf ca 3 Monate später- der Habicht.


Persönlich würde ich trotzdem sagen, geniese Deine freien Hühner, es kann lange gut gehen, ich kannte mal jemanden, der hatte ein freilaufendes Kaninchen jahrelang am Haus, ohne Zaun, es schlief unter dem Stall in selbstgegrabener Höhle und hatte Glück- kein Marder etc hatte es je gefunden... Deine Idee mit gut getarnten, wendigen Hühnern ist schonmal gut :-) Es ist viel schöner, freilaufende Hühner zu haben als eingesperrte ! Trotzdem scheinen unsere jetzigen Hühner nicht zu leiden!

LG, Alex

In(di)a
15.07.2020, 23:07
@bohusdal
Ja, so ein Erlebnis hatte ich glücklicherweise noch nicht und hoffe natürlich dass das so bleibt. Keine Ahnung, was ich dann für Konsequenzen ziehen würde..ich wünsche dir, dass das nicht nochmal passiert und deine Huhnies ein langes glückliches Leben haben. :)

@mk4x
Genau, mir geht es um die allgemeine, tiefgründige Betrachtung der Thematik. Ich brauche weder Beifall für meine Gedanken, noch möchte ich irgendwen belehren - einfach austauschen.
Mir ging es jetzt auch nicht um die prozentuale Wahrscheinlichkeit bzgl Auto fahren/Unfall vs Huhn vom Fuchs gefressen - sondern die potentiellen Möglichkeiten, die diversen Tätigkeiten folgen könnten.
Ich sehe es wie du, wenn ich eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine reelle Gefahr vermute, verhalte ich mich so, dass ich diese vermeide bzw durch mein Handeln minimiere.
Das "Problem" oder die Herausforderung, die ich hier sehe ist halt nicht in eine übersteigerte Für-Sorge zu verfallen, die andere & mich mehr einschränkt, als das sie wirklich nützlich und sinnvoll ist.

Zum Fatalismus - ich glaube ja, dass ich durch meine innere Haltung meine Realität (mit)bestimme - glaub das ist das Gegenteil von Fatalismus? Also wenn ja, sehe ich es wie du, damit ist keinem geholfen.

Ja, ich bin ein ziemlich es Glückskind :) , ob da der Herr Rainer Zufall oder doch die innere Haltung mitmischen?
Darf jeder für sich definieren und danach leben.

Überlegener Intellekt, hmm ja, wenn ich mir so gewisse Dinge in unserer Gesellschaft und unsere Verantwortung für die Umwelt anschaue, bin ich geneigt einem Regenwurm mehr sinnvolles Tun zuzuschreiben, als dem Kollektiv Menschheit.
Glaub es gibt keine Spezies auf der Erde, die so (selbst)zerstörerisch, ausbeuterisch und abgetrennt von der Natur lebt.. Das ist für mich nicht überlegen, sondern ein wahres Trauerspiel.
Zum Glück sind nicht alle so und ich hoffe es werden immer mehr :)

Hühnermamma
15.07.2020, 23:40
Viele von uns haben eine sehr enge Beziehung zu ihrem Federvieh. Wenn dann den Tieren, die in diesem Fall nicht als Nutztiere, sondern als Haustiere gehalten werden, durch Beutegreifer verletzt oder getötet werden, ist es sehr, sehr schlimm. Viele Jahre ging bei mir alles gut. Dann war der Habicht da. Am hellichten Tag im Winter, direkt am Haus, zwischen anderen Gebäuden. Nicht auf freiem Feld. In meinem Garten. Das erste Opfer war meine bezauberne, sehr zutrauliche kleine Henriette, die ich zusammen mit einer Kollegin dort untergebracht hatte, weil sie lahmte und der Hahn keine Rücksicht darauf nahm. Der Habicht hatte sie unter dem Tomatendach erwischt. Damals hielt ich auch noch ein Entenpaar im Garten auf ca. 100 m² ohne Übernetzung aber mit vielen Versteckmöglichkeiten. Nachdem der Habicht das Hühnchen getötet hatte, habe ich schnell um das Entenhäuschen einen Zaun gezogen und einpaar Sonnenschirme als Sichtschutz aufgestellt. Außerdem habe ich nahezu stündlich nach den Tieren geschaut. Hat alles nichts genützt. Bei meiner nächsten Kontrolle saß der Habicht 1,5 Meter von der Hauswand entfernt unter der großen Tanne und hatte schon meine Ente getötet. Danach habe ich meine Enten im Winter immer im Gewächshaus untergebracht. Dort wähnte ich sie in Sicherheit, bis einige Jahre später der Fuchs kam und eine Schwachstelle in der Tür fand. Meine dreiköpfige Entenfamilie ausgelöscht. Mamaente war verschwunden, Papaente und Tochter lagen in Einzelteilen zum Teil vergraben im Gewächshaus. Ein Anblick, den ich nie wieder haben möchte. Deshalb habe ich jetzt für meine Enten eine 15 m² Voliere, in der sie die Nacht und den Winter verbringen.

Nicolina
16.07.2020, 00:02
Liebe In(di)a,
ich habe hier nur quergelesen, wohl aber mitbekommen, dass du dich nun seit 4 Monaten an deinen Hühnern erfreuen kannst.
Als eine derjenigen, die das ausgesprochene Glück! hat ihre Hühner völlig frei halten zu können, muss ich jedoch sagen, dass das nichts mit meiner inneren Haltung zu tun hat, noch dass meine Hühner schlauer sind als andere ...
Es ist schlichtweg Glück, dass es hier *klopfaufholz", offenbar wenige Hühnerräuber gibt, bzw. diese wenn vorhanden, sich eben nicht an den Hühnern "befriedigen" müssen.
Ich wünsche dir - bzw. deinen Hühnern natürlich auch dieses Glück.
Die Erfahrungen der User - die zum Teil total Verluste durch Fuchs oder Marder - hinnehmen mussten, sollten dich deine Philosphie überdenken lassen.

In(di)a
16.07.2020, 01:06
@sil
Also unsere Katze z.b ist ein ziemlich "wildes" Tier.
Unsere Vorgänger waren nur am Wochenende hier und haben sie gefüttert, manchmal die Nachbarn und sonst hat sie halt, über Jahre, sich selbst versorgt. Am Anfang war sie recht scheu und heute ist sie die Schmusekatze vorm Herrn :)
Es gibt genug verwilderte Arten ehemalig domestizierter Tiere von daher sehe ich da durchaus Unterschiede.

Aber es geht ja auch nicht darum, die Hühner auszuwildern und sich selbst zu überlassen.
Lediglich, morgens Tür auf, abends zu und ihnen diesen Freiraum zu geben.

Mir gefällt auch die Idee, dass sowohl unsere Katze, als auch die Huhnies "frei" sind bei uns zu bleiben oder zu gehen. Ein eingesperrtes Tier hat diese Möglichkeit nicht, ich zwinge es bei mir zu bleiben.

Ich würde die Natur eher als sinnvoll und hoch intelligent beschreiben - nicht grausam - da find ich viele Menschen (natürlich sind auch wir Natur, aber viele realisieren das nicht) wesentlich grausamer (Massentierhaltung, Krieg, Tierversuche, Ausbeutung etc)

Ich kann mich nicht erinnern irgendwem unterstellt zu haben er hätte unglückliche Hühner?

Ob es wirklich mehr Einsatz bedeutet Hühner im Gehege zu halten bezweifel ich, wieso denkst du das?

An irgendwas von freiwilliger Mitarbeit bzgl abends in ihr Häuschen kann ich mich nicht erinnern..gewagt? Versteh nicht was du da meinst?
Mit dem Schlafplatz seh ich auch so, sie gehen wohl dahin, wo sie sich sicher & vertraut fühlen.

@Dylan
Von Leben verlieren war nie die Rede, runterfallen, hmm, wird der Text bei manchen verkehrt dargestellt oder erklärt sich so das Phänomen der Stillen Post? ;)
Also wie schon weiter oben bzgl Autounfälle vs Wahrscheinlichkeit Fuchs frisst Huhn vs Kind fällt vom Klettergerüst (gestorben ist es nur bei dir) - jaa, da kann man jetzt über, was ist wahrscheinlicher reden, aber darum geht es mir nicht, wollte lediglich einen Vergleich ,bzgl wie man mit vermeintlich gefährlichen Situationen umgeht, herstellen.

Schön, dass du auch ein Glückskind bist :) Wie ist das bei dir, russisch Roulette alias Herr Rainer Zufall oder woher kommt das? Ach so, die glücklichen Umstände..schätz die hast du vom Herrn Zufall gepachtet.
In was für nem Einklang bist du denn dann? Halbes Jahr gehts gut und den Rest lieber nichts riskieren?

Oh, ich strick hier für niemanden, ich wollte mich austauschen. Dachte dafür is so ein Forum da.
Hätte ich geahnt, dass mir angetragen wird daraus meine Hühner-Freiheitsphilosophie Doktorarbeit zu formulieren, hätte ich länger über den Titel meditiert :)

In(di)a
16.07.2020, 01:26
@ hühnerhelga
Hab deine Antwort beim ersten antworten nicht gesehen.
Wie schön, dass du dich so intensiv mit deinen Hühnern beschäftigst, wir sind auch viel mit unseren Huhnies zusammen im Garten, ernten und umgraben können sie schon, gießen und pflanzen ist noch in der Übungsphase :) viel Spaß mit den Frischlingen :)

In(di)a
16.07.2020, 01:34
@hühnermamma
Wir haben auch eine Henriette, ja, das viele hier schon Besuch von einem Hühnererbeuer hatten, hab ich schon vor dem Einzug unserer Huhnies gelesen und dementsprechend haben wir das Häuschen & Voliere gebaut.
Warum lässt du sie im Winter drin, denkst du da kommen die Raubtiere eher?

Hühnermamma
16.07.2020, 07:07
Meistens findet der Habicht im Winter weniger Futter und "verirrt" sich dann auch schonmal. Die Greifvogelattacke fand im Winter bei geschlossener Schneedecke statt. In milden Wintern, wenn die Chance besteht, dass der Habicht in seinem "Revier" genügend Nahrung findet, wäre es wohl nicht zwingend notwendig, die Tiere einzusperren. Da meine Enten bei Kälte aber sowieso sehr inaktiv sind und keine Ambitionen zeigen, den Garten zu durchforsten, lasse ich sie sicherheitshalber in dem gut geschützen Bereich.

sil
16.07.2020, 09:10
@sil
Also unsere Katze z.b ist ein ziemlich "wildes" Tier.
Unsere Vorgänger waren nur am Wochenende hier und haben sie gefüttert, manchmal die Nachbarn und sonst hat sie halt, über Jahre, sich selbst versorgt. Am Anfang war sie recht scheu und heute ist sie die Schmusekatze vorm Herrn :)
Es gibt genug verwilderte Arten ehemalig domestizierter Tiere von daher sehe ich da durchaus Unterschiede.

Sicher gibt es Unterschiede, da widerspreche ich dir nicht. Wobei man am Beispiel der Katze durchaus streiten könnte, warum sie bei Euch bleibt? Wäre sie wirklich "wild" im Sinne von unabhängig von menschlicher Fürsorge, könnte sie sich wohl die Vorteile einer zuverlässigen Futterstation zunutze machen, bräuchte aber weder Schmuseeinheiten noch die Bequemlichkeiten einer Hausgemeinschaft mit dem Menschen. Daß sie letzteres sucht und nutzt, kann auch dahingehend interpretiert werden, daß sie es braucht. Vielleicht nicht zum reinen Überleben, aber irgendwo braucht sie es. Heißt nicht, daß sie es nicht genießt, es ist eben die Verbindung von angenehm und nützlich. Daß sie gerade bei Euch bleibt, kann durchaus ebenso dahingehend interpretiert werden, daß sie, wie viele Lebewesen, da Sicherheit findet wo sie sich auskennt und keine Notwendigkeit sieht, sich anderswo neu einzurichten.


Aber es geht ja auch nicht darum, die Hühner auszuwildern und sich selbst zu überlassen.
Lediglich, morgens Tür auf, abends zu und ihnen diesen Freiraum zu geben.

Mir gefällt auch die Idee, dass sowohl unsere Katze, als auch die Huhnies "frei" sind bei uns zu bleiben oder zu gehen. Ein eingesperrtes Tier hat diese Möglichkeit nicht, ich zwinge es bei mir zu bleiben.

Sicher sind Gitter und Zäune dazu da, ein Tier zu zwingen, irgendwo zu bleiben. Aber meine feste Überzeugung ist, daß allein die Tatsache, daß ein Tier den Schritt von der Wildform zum Haustier gemacht hat, es an den Menschen bindet. Nicht nur versorgungstechnisch, sondern auch emotional. Ob es das nun bewußt will oder nicht ist zweitrangig. Fast allen Haustieren läßt sich eine möglicherweise noch angeborene Scheu leicht nehmen. viele genießen die Ansprache, Berührungen, sind bereit zur Kommunikation und zur Mitarbeit.
Auch eine emotionale Bindung ist eine Art Käfig, der das Tier daran hindert, sich vom Menschen zu lösen. Zusätzlich ist die gewohnte Umgebung in der man sich auskennt, die Wege weiß, das Revier also, etwas, was wenige Tiere freiwillig aufgeben, Das Gefühl der Sicherheit, das aus dem sich auskennen entsteht, ist zwingend an einen Ort gebunden.
Speziell (Haus-) Hühner sind dazu Gefangene ihrer Gewohnheiten. Sind sie an einen bestimmten Schlafplatz z.B. gewöhnt, dann suchen sie den immer wieder auf. Das war bei ihrer Haustierwerdung wichtig, denn nur so konnte man sie schützen. Sind sie gewohnt, in einem bestimmten Stall zu schlafen, dann tun sie das. Nicht freiwillig, um bei Euch zu bleiben, sondern weil sie gar nicht anders können, es sei denn, man verwehrt es ihnen. Dazu kommt, daß Hühner einen relativ begrenzten Bewegungsraum haben. Selbst wenn sie könnten (meine hätten nach allen Richtungen kilometerweit Wald, Wiesen, unbebautes Gelände) verlassen sie ihr gewohntes Revier nicht. Und wenn sie es gezwungenermassen tun müssen, genügen oft kurze Entfernungen, und sie finden nicht mehr zurück. Für Hühner bedeutet es Stress, neue Lebensräume zu erkunden, schon aus diesem Grund bleiben sie am liebsten in ihrer durch das eigene arteigene Verhalten begrenzten Umgebung.
Beispiel: Ein Fuchs hat eine meiner Hennen tagsüber lebend davongetragen. Ich habe es mitbekommen und ihm den Hund hinterhergeschickt. Er lies das Huhn noch in Sichtweite des Hauses in der Wiese los.
Die Henne versteckte sich im Gestrüpp am Waldrand und hielt sich dort mehr als drei Wochen auf, ohne die vielleicht 50 Meter zurück zum Stall auf sich zu nehmen. Das ihr unbekannte Gelände dazwischen war ihr derart ungeheuer, daß sie sich einfach nicht getraute, zurück zu den anderen Hühnern zu gehen. Selbst die Hähne, die ja mitbekamen, daß da ein Huhn war, und die mehrfach versuchten, es von der unsichtbaren Grenze ihres bekannten Reviers aus her zu locken, überwanden die paar Meter freie Wiese nicht. Der Versuch, die Henne einfach zurück zu scheuchen, mißlang, weil sie die Grenzen ihres gerade neu erschlossenen Lebensraumes, ein Radius von viielleicht 5 Metern, partout nicht überschreiten wollte. Als wir die Henne dann einfangen konnten und zurück zu den anderen setzten, war sie sichtlich erleichtert.
Daraus nun zu folgern, daß die anderen Hühner freiwillig bei mir bleiben, käme mir allerdings nicht in den Sinn



Ich würde die Natur eher als sinnvoll und hoch intelligent beschreiben - nicht grausam -

Ich habe sie nicht als grausam bezeichnet, sondern als emotionslos, was vielen grausam vorkommen kann.



Ich kann mich nicht erinnern irgendwem unterstellt zu haben er hätte unglückliche Hühner?

Da muß ich mich entschuldigen, weil ich wohl tatsächlich etwas herausgelesen habe, was da gar nicht stand.


Ob es wirklich mehr Einsatz bedeutet Hühner im Gehege zu halten bezweifel ich, wieso denkst du das? Weil man als Halter sich weit mehr Gedanken machen muß, was die Hühner wirklich brauchen, und weil es mehr Arbeit bedeutet, auf begrenztem Raum alles bereit zu stellen und sauber zu halten als morgens einfach die Stalltür aufzumachen und den Hühnern einen schönen Tag zu wünschen.

In(di)a
16.07.2020, 12:38
@gackerline
Ich kann gut verstehen, dass man seine Haltung nach einem Angriff überdenkt und ggf ändert. Ich glaub auch nicht, dass sie leiden, ein "artgerechter" Auslauf ist bestimmt in Ordnung. Ich find halt z.b diese Cube Ausläufe echt mini und wenn ich mir überlege wieviele Hühner da laut Hersteller artgerecht wohnen sollen..Naja, hab so ein Ding noch nie live gesehen.
Einen Fuchs habe ihr hier noch nie gesehen, aber in der Umgebung gibt es wohl welche, das Grundstück ist zwar eingezäunt, aber auch ein Reh schafft es immer mal wieder rein und auch die Waschbären kommen als Erntehelfer für Obst & Walnuss vorbei, von daher auch theoretisch jeder andere der will. Angeblich sind Füchse & Waschbären ja Nacht bzw Dämmerungsaktiv, ich hoffe, dass sie sich hier gefälligst daran halten ;)

In(di)a
16.07.2020, 12:56
@ Nicolina
Schön, dass es bei dir gut klappt - mit dem Glück und der inneren Haltung ist Ansichtssache, ich glaube halt an, Geist beherrscht die Materie. Ob man sein Glück als eine Ansammlungen von Zufällen betrachten mag oder sich selbst als Schöpfer seiner Realität sieht, bleibt uns allen, zum Glück, selber überlassen. (Gibt es auch quantenphysikalische Erkenntnisse zu, aber das nur am Rande & für die Materialisten, die das für Esogeschwafel halten :) )
Ich versteh nicht, warum du meinst, ich sollte meine momentane Einstellung überdenken, ich sag ja nicht, dass ich das Patentrezept für eine richtige Hühnerhaltung habe. Sondern ich wollte einfach meine Gedanken & Erfahrungen dazu austauschen, dafür ist dieses Forum, meiner Meinung nach, da.
Es geht mir nicht darum einen Konsens zu finden, der für alle allgemeingültig ist, sondern die Vielfalt zu betrachten und andere Blickwinkel zu sehen, um sich so ein breiteres Blickfeld zu ermöglichen. Ich find es ein bisschen schade, wenn dies fehlinterpretiert wird, ich hatte gehofft, mich relativ klar ausgedrückt zu haben.

In(di)a
16.07.2020, 15:59
@sil
Ja, deswegen hab ich das "Wild" auch in Anführungszeichen gesetzt. Sie ist, nach anfänglicher Scheu, sehr zutraulich geworden und hat sogar ihren "Hauptwohnort" zu uns verlegt (unser zweites Grundstück, wo sie ursprünglich war, ist etwa 500m entfernt) Vorher haben wir sie hier nie gesehen, aber irgendwann tauchte sie dann auch hier auf (hatten sie sonst auf dem anderen Grundstück gefüttert), kam immer öfter und eines Tages blieb sie dann komplett hier. Futter gab es an beiden Orten für sie, aber da wir eindeutig mehr hier sind, scheint es, dass sie unsere Gesellschaft mehr schätzt, als den gewohnten Ort. Sie "quetscht" sich auch oft dazwischen, wenn ich mich mit den Hühnern beschäftige - könnte man als Eifersucht oder dazu gehören wollen interpretieren.

Ich sehe es wie du mit den Hühnern und ihrem gewohnten Umfeld, Schlafplatz, sie sind ortstreu und auch kleine Veränderungen können sie manchmal aus der Fassung bringen (hatte mal eine kleine Schale mit Futter vor den Voliereneingang gestellt, die war wohl total gruselig, keine traute sich vorbei.) Auch Schubkarren, Tüten, große bunte Dinge etc sind keine Freunde!
Allerdings haben sie zB ihren anfänglichen Schlafplatz im Streu (ca 2 Monate) dann auf die Stangen verlegt. Auch stromern sie manchmal recht "weit" entfernt durch die Gegend, wobei sich das auch, nach anfänglichen Erkundungsgängen relativiert hat, gefühlt bleiben sie hauptsächlich in einem 20/30m Radius um ihr Haus, also wie bei dir.
Was ich interessant finde, ist, warum zB Wachteln oder diverse andere Tiere nicht so ortstreu sind - spannend die Tierchen :)
Bezüglich dem mehr oder weniger Aufwand - ich versteh, was du meinst, hab aber für mich das Gefühl, dass es auf die spezifische Haltung/den Halter ankommt - der eine kümmert sich viel, der andere macht das Nötigste - wir sind zb Barfussläufer, dementsprechend sammeln wir einmal am Tag die Düngerknödel auf, die natürlich weiter verstreut liegen, wir gehen häufig zu den Huhnies, um zu gucken, was sie grad so treiben, sie mit irgendwelchen beliebten oder neuartigen Leckereien zu füttern, sie aus den Gemüsebeeten zu scheuchen, (wo ihre Buddel- oder Erntekompetenz grad nicht gefragt ist), es hält sich zwar im Rahmen, trotzdem werden wir unser Gemüse nächste Saison teilweise auch einzäunen, was natürlich auch Aufwand ist.
Zudem sah unser Blumenbeet oder das Hügelbeet vor den Huhnies auch prächtiger aus. Das nehm ich aber gern in Kauf.

Zudem setzten wir uns sehr bewusst der "Gefahr" eines Verlustes aus, sei es beim Gemüse oder den Hühnern, aber auch das ist es mir wert.

bitterschlemmen
16.07.2020, 16:35
@In(di)a
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist Euer Grundstück umzäunt. Somit genießen Deine Hühner ebenso wenig unbegrenzte Freiheit wie z.B. meine Hühner. Meine Hühner haben auch einen Zaun drum herum und ein Netz oben drüber. Eine ganz raffinierte Ausbrecherin (die übrigens nach jedem Ausbruch verzweifelt versucht hat, wieder „hineinzukommen“) ist einmal zu viel ausgebüxt und hat das mit ihrem Leben bezahlt. Also wurde der gesamte Auslauf auf links gedreht, um jedes noch so kleine Schlupfloch nach draußen zu schließen. Ich habe einige schon recht alte und nicht mehr ganz so flotte Hühner und ich setze die keinem Risiko aus, dass ich verhindern kann. Es ist schlimm genug, seine Tiere durch Krankheiten oder Alter zu verlieren, ein Raubtier bekommt meine Hühner nicht!

Birgit K
16.07.2020, 17:32
Hallo In(di)a.
Wie viel Ar oder Hektar genießen denn deine Hühner an Freiheit?
Bzw könnten sie genießen wenn sie über ihren Radius hinaus wandern.

In(di)a
16.07.2020, 18:29
@bitterschlemmen
Etwa 7000qm, in der Theorie ist es komplett eingezäunt, aber wie ich oben schon erwähnt habe, finden selbst die Rehe Schlupflöcher und die kleinen Huhnies natürlich sowieso. Hab sie schon auf dem Acker oberhalb, bei Nachbarn mit Schafen links und rechts von uns im Wald gesehen, solch weite Ausflüge sind selten, aber hin- und wieder packt sie anscheinend die Erkundungslust, mal alleine, mal zu zweit oder der ganze Trupp zusammen. Wenn ich sie rufe kommen sie (fast immer) zurück, ich liebe den Anblick, wenn sie über die lange Wiese zu mir gerannt kommen :)
Bezüglich des Raubtiere - ich geh mal dann mal davon aus, dass du deine Tiere nicht ißt? Also ich als fast Veganerin, (bis halt auf die unbefruchteten Eier, seit wir die Huhnies haben, mein lokaler Avocadoersatz ;) ) werde sie nicht essen, hab mich aber durchaus gefragt, ob der ein oder andere hier, der z.b den Habicht verteufelt kurz darauf selbst das Messer wetzt..das find ich dann schon arg seltsam, jemandem (dem Raubtier) seinen natürlichen Instinkt vorzuwerfen - der kann nämlich nicht im Aldi das Billigfleisch kaufen, aber ich schweife ab..sehe grad, du hast auch einige Zwerge, da hätte ich noch ein paar Fragen an dich, aber da das mit Auslauf ja nix zu tun hat, vielleicht in einem Zwerghuhnfaden?
LG
Ina

In(di)a
16.07.2020, 18:32
@BirgitK
Wie grad geschrieben, 7000qm + alles wo ein Löchlein im Zaun ist (wohnen glücklicherweise sehr Ländlich, Acker, Wald und Wiesen drumrum), also theoretisch unendlich.

SalomeM
16.07.2020, 18:36
Das verwundert mich....Hühner entfernen sich normalerweise nicht so weit vom Stall.

In(di)a
16.07.2020, 18:48
Ich glaub der Name Freihausen (so heißt unser Grundstück) hat energetisch auf sie angefärbt :) Es sind halt die coolsten Huhniebunies der Welt

bitterschlemmen
16.07.2020, 20:00
@In(di)a
Ich esse meine Tiere nicht, und andere auch nicht. Ich halte es da genauso wie Du.
Ich habe bis auf zwei dicke Mechelner und eine Araucana ausschließlich Zwerge. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung :cool:

Dylan
16.07.2020, 20:11
In was für nem Einklang bist du denn dann? Halbes Jahr gehts gut und den Rest lieber nichts riskieren?

Die dürfen ein halbes Jahr nicht auf die Obstwiese, weil wir dort täglich Grünschnitt für die Pferde machen. Meine Pferde sind eigen und mögen keine Hühnerköddel in ihrem Futter. Also dürfen die Hühner erst wieder im Obstgarten laufen, wenn ich kein Pferdefutter mehr mache.

Nicolina
17.07.2020, 00:18
@ Nicolina
Schön, dass es bei dir gut klappt - mit dem Glück und der inneren Haltung ist Ansichtssache, ich glaube halt an, Geist beherrscht die Materie. Ob man sein Glück als eine Ansammlungen von Zufällen betrachten mag oder sich selbst als Schöpfer seiner Realität sieht, bleibt uns allen, zum Glück, selber überlassen. (Gibt es auch quantenphysikalische Erkenntnisse zu, aber das nur am Rande & für die Materialisten, die das für Esogeschwafel halten :) ) . Genau ... Es ist Ansichtssache. Und das was du glaubst, ist ja auch fraglos positiv. Nur kann ich diesen "Glauben" eben nicht mit dir teilen - impliziert das im Umkehrschluss, dass jeder der Pech/Unglück erlebt hat, eine unglückliche Realität selbst erschaffen hat.


Ich versteh nicht, warum du meinst, ich sollte meine momentane Einstellung überdenken, ich sag ja nicht, dass ich das Patentrezept für eine richtige Hühnerhaltung habe. Sondern ich wollte einfach meine Gedanken & Erfahrungen dazu austauschen, dafür ist dieses Forum, meiner Meinung nach, da..
Nach deiner obigen Antwort zu Folge ist deine Einstellung unverrückbar - ist o.k.
Du wolltest deine Gedanken und Erfahrungen dazu mitteilen, denn ein Austausch ist es so nicht wirklich.


Es geht mir nicht darum einen Konsens zu finden, der für alle allgemeingültig ist, sondern die Vielfalt zu betrachten und andere Blickwinkel zu sehen, um sich so ein breiteres Blickfeld zu ermöglichen. Ich find es ein bisschen schade, wenn dies fehlinterpretiert wird, ich hatte gehofft, mich relativ klar ausgedrückt zu haben.
Auszug aus deinem Eingangspost:

(...)
Ich vertraue der Schöpfung und empfinde Freiheit und Selbstbestimmung, als essentiell.

Natürlich kann das jeder frei entscheiden, wo ist Sicherheit sinnvoll und wo schränkt vermeintliche Sicherheit die Lebensqualität ein?

Ich denke, das ist DAS Thema unserer aktuellen Zeit - wieweit sichern wir uns und unsere Lieben oder vertrauen und geniessen die "gefährliche" Freiheit?

Ich glaube, wenn wir auf unsere Intuition hören und Empathie entwickeln, treffen wir die richtigen Entscheidungen.

(...)
Die "Gefahr" ist da, aber damit lebe ich. Ich fahre ja auch Auto und auch nach einem Autounfall fahren die meisten weiter Auto - also selbst, wenn die Hühner verschwinden würden oder erlegt, würde ich es nicht ändern.

Die "Sicherheit" kann das Glück der Freiheit nicht aufwiegen.
(...)


Damit war eigentlich schon alles gesagt ...

Bohus-Dal
17.07.2020, 11:20
Ob es wirklich mehr Einsatz bedeutet Hühner im Gehege zu halten bezweifel ich...

Selbstverständlich tut es das, jedenfalls wenn man auf die Bedürfnisse der Hühner eingehen will. Da geht es um Sachen wie Beschäftigung organisieren, Futter erarbeiten lassen, Laub und Unkraut herankarren, umgraben, beanspruchte Grünfläche pflegen, Sichtschutz bauen... Dazu gibt es hier viele Threads z.B. über "Beschäftigung im Winter", deswegen habe ich keine Lust, das hier nochmal alles aufzuführen. Dazu kommt noch der Bau und die Instandhaltung des Geheges, das Freihalten der Stromlitzen von Unkraut, das Entfernen von Zweigen, die aufs Dach gefallen sind und am schlimmsten: Schnee! Eine einzige Nacht mit großen Mengen nassem Schnee, der nicht angesagt war, und das ganze Gehege ist hin. Abends im Dunkeln vorm Schlafengehen nochmal Schnee vom Netz runterschütteln, ggf. nachts aufstehen und Schnee runterschütteln, morgens gleich als erstes wieder Schnee runterschütteln... Ehrlich gesagt bekomme ich den Eindruck, Du hast gar keine Vorstellung davon, wie andere Leute ihre Hühner halten und denkst, die werden alle auf irgendein vegetationsloses kleines Viereck gesperrt und ihrem Schicksal überlassen. Solche Haltungen mag es sicher auch geben, aber meine Hühner und die vieler anderer hier leben jedenfalls nicht so. Das sind Familienmitglieder, um die sich intensiv gekümmert wird. Die dürfen auch raus in die Freihit, aber nur unter Aufsicht.

In(di)a
17.07.2020, 14:26
Genau ... Es ist Ansichtssache. Und das was du glaubst, ist ja auch fraglos positiv. Nur kann ich diesen "Glauben" eben nicht mit dir teilen - impliziert das im Umkehrschluss, dass jeder der Pech/Unglück erlebt hat, eine unglückliche Realität selbst erschaffen hat.

Also, für mich impliziert es genau das, negativ und positiv sind ja auch nur Bewertungen, die wir vornehmen - ich denke, jeder erlebt das, was er für seine Entwicklung "braucht" bzw was er durch seine bewussten oder unbewussten Gedanken & Gefühle aussendet. Für mich ist es eine Frage der Resonanz bzw. der Anziehung - im Prinzip wie ein Magnet.
Das gleiche Erlebnis kann, von verschiedenen Menschen bzw Blickwinkeln, völlig unterschiedlich betrachtet bzw bewertet werden.
Was/woran glaubst du denn?



Nach deiner obigen Antwort zu Folge ist deine Einstellung unverrückbar - ist o.k.
Du wolltest deine Gedanken und Erfahrungen dazu mitteilen, denn ein Austausch ist es so nicht wirklich.

Hmm, mir geht es um Beides, sowohl darum, meine Gedanken und Erfahrungen zu äußern, als auch darum, die der Anderen zu hören.
Dass ich eine gewisse Meinung habe ist ja klar, sie ist aber durchaus durch neue Sichtweisen/Erkenntnisse wandelbar.

Wenn zB ein Veganer und ein Fleischesser sich darüber austauschen, was ihre Beweggründe sind und danach beide bei ihrem Verhalten bleiben, haben sie sich trotzdem ausgetauscht und eventuell ein anderes Verständnis für das Verhalten des anderen gewonnen.

Was bedeutet Austausch denn für dich?

Warum lässt du deine Hühner eigentlich auch frei laufen(wenn ich mich recht entsinne) hältst es also diesbezüglich wie ich und findest gleichzeitig, dass ich das überdenken sollte?

Bezüglich meiner anfänglichen Äußerung, dass ich meine Haltung nicht ändern würde, habe ich auch schon in späteren Antworten geschrieben, dass ich nicht weiss, was ich machen würde.
Also da hast du Recht, ich hätte mich besser ausdrücken können. Zu behaupten, ich wüsste, wie ich in einer Situation reagiere, in der ich noch nie war, ist Unsinn. Ich kann höchstens sagen, ich vermute es bzw gehe von meinem jetzigen Stand davon aus.

In(di)a
17.07.2020, 14:56
@bohusdal
Hättest du weiter gelesen..


Bezüglich dem mehr oder weniger Aufwand - ich versteh, was du meinst, hab aber für mich das Gefühl, dass es auf die spezifische Haltung/den Halter ankommt - der eine kümmert sich viel, der andere macht das Nötigste.



Ich glaub auch nicht, dass sie leiden, ein "artgerechter" Auslauf ist bestimmt in Ordnung.
Nur weil ich etwas bezweifelt, heißt das ja nicht, dass ich es komplett nicht glaube, lediglich die Pauschalität bzw Allgemeingültigkeit der Aussage habe ich gemeint.
Ich find es ein bisschen schade, dass dieser Austausch dazu führt, dass manche sich in die Verteidigungshaltung gedrängt fühlen, das war nicht meine Absicht.
Ich glaub, dass die Meisten hier sehr an dem Wohlergehen ihrer Hühner interessiert sind, sonst würden sie sich ja hier nicht "weiterbilden" und austauschen.

Also, auf einen wohlwollenden & friedlichen Austausch :)

SalomeM
17.07.2020, 15:33
Bevor hier Schärfe entsteht, was ich schade fände: Toleranz heißt das Zauberwort. Mir muss nicht jeder Kuchen schmecken, nicht jedes Kleid passen und auch nicht jede Hühnerhaltung zusagen. Trotzdem kann ich tolerieren, dass es einem anderen Menschen gefällt und zu seiner Weltanschauung passt. Solange keine Tiere gequält werden oder verwahrlost ihr Dasein fristen müssen, ist es absolut ok. Und vielleicht passt von einer anderen Sichtweise sogar der ein oder andere Aspekt in mein Konzept und bereichert dadurch mein Leben.

melachi
17.07.2020, 16:46
Also, für mich impliziert es genau das, negativ und positiv sind ja auch nur Bewertungen, die wir vornehmen - ich denke, jeder erlebt das, was er für seine Entwicklung "braucht" bzw was er durch seine bewussten oder unbewussten Gedanken & Gefühle aussendet. Für mich ist es eine Frage der Resonanz bzw. der Anziehung - im Prinzip wie ein Magnet.
Das gleiche Erlebnis kann, von verschiedenen Menschen bzw Blickwinkeln, völlig unterschiedlich betrachtet bzw bewertet werden.

Das heißt also, das die Menschen, die in Hiroshima lebten, oder in der Gegend von Tschernobyl, in Pompeji, allesamt ihr Unglück selber angezogen haben? Oma, Opa, die Kinder, die Säuglinge? Am Ende werden alle die Millionen Küken nur deshalb geschreddert, weil sie schlechtes Karma haben?

In(di)a
17.07.2020, 19:26
@SalomeM
Sehr schön geschrieben :)

In(di)a
17.07.2020, 20:05
@Melachi
Das sind gute und berechtigte Fragen find ich.

Wie ich schon geschrieben habe, ich empfinde es so, ein Ereignis an sich, ist weder gut, noch schlecht.
Es kommt auf den Blickwinkel bzw den Betrachter und seine Interpretation an.

Als Beispiel, ein Habichtweibchen erlegt das Lieblingshuhn von Herrn Hühnerfreund.

Wie ist es möglich, das Ereignis allgemeingültig zu bewerten?
Meiner Meinung nach ist es nicht möglich.

Für das Habichtweibchen und ihre Kinder ist es ein lebensnotwendiges Ereignis, also eher positiv für sie.
Für Herrn Hühnerfreund ist es ein trauriges Erlebnis - was das Huhn betrifft, schwierig, vielleicht hätte es drei Tage später eine schmerzhafte, langwierige Krankheit bekommen, an dem es mehr "gelitten" hätte und vielleicht hätte auch Herr Hühnerfreund dann mehr gelitten.

Vielleicht hätte das Lieblinghuhn sonst auch noch ein langes, glückliches Leben gehabt und die Habichtkinder wären qualvoll verhungert.
Vielleicht hat Herr Hühnerfreund durch dieses Erlebnis eine Erkenntnis die sein Leben oder das Leben seiner Mitlebewesen positiv verändert.

Das alles und noch viel mehr ist möglich.

Genauso bei deinen angeführten Beispielen. Vielleicht wären wir ohne Hiroshima schon gar nicht mehr hier, weil ein durchgeknallter Typ auf einen roten Knopf gedrückt hätte, der dazu geführt hätte, das ne Megaatombombe den halben Erdball verseucht/verstrahlt hätte - dieser durchgeknallte Typ ist "glücklicherweise" in Hiroshima umgekommen...oder so..;)
Also, es ist schon "gut" das gewisse Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden - lernen durch Schmerz scheint auf gewissen Entwickungsstufen einfach dazu zu gehören. Ich hoffe ja, dass wir das überwinden und lernen durch Einsicht "reicht".

Und mit den Küken - ißt du Fleisch, Eier, Milch, Butter, Käse aus dem Geschäft?
Wenn ja, dann weist du warum das passiert, wenn nicht weist du es auch.
Aus Gier, Respektlosigkeit, Egoismus, Geiz usw usw
Ich esse sowas nicht, weil ich nicht möchte, dass ein Lebewesen unter unwürdigen Bedingungen leben muss, um ein kurzzeitiges Wohlbefinden meiner Geschmacksknospen herbeizuführen. Wobei das beim Fleisch, für mich, auch kein Wohlbefinden mehr auslösen könnte. Aber wenn ich gedankenlos nen leckeren Käse esse..ich verzichte bewusst auf solche Produkte und vieles andere, um mit mir selbst im Reinen zu sein und kein unnötiges Leid zu generieren. Täten das alle, würde sich ganz schnell ganz viel ändern, zum Besseren, wie ich meine.

zfranky
17.07.2020, 20:28
Ich dachte, es geht hier um Auslauf.

Silmarien
17.07.2020, 21:32
Ich dachte, es geht hier um Auslauf.

Es geht um die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“

42

SalomeM
17.07.2020, 23:53
Wegen abdriften ins Unhöfliche und Unsachliche wird der Thread geschlossen. Die entsprechenden Beiträge wurden gelöscht.