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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Brutei kurz vor Schlupf runter gefallen, Küken lebt



Mühlenmeute
27.05.2020, 10:00
Hallo an Alle,

Heute ist Tag 18 der Naturbrut unter meiner Zwerg-Mix-Henne und alles lief wunderbar. Musste die Mama zwar jeden Tag vom Nest heben, aber das war kein Problem.
Nun bin ich seit 2 Tagen nicht zuhause und habe die Überwachung an meine Mann abgeben. Er hat das auch gut gemacht, nur heute ist ihm beim letzten Herausholen der Glucke vorm Schlupf 1 Ei aus dem Nest gerollt und er wollte es wohl auffangen und hat ihm damit noch mehr Schwung gegeben....🙈
Lange Rede, kurzer Sinn: die Eischale ist total zersplittert. Einhaut ist noch intakt und auch das Küken bewegt sich noch.
Habe ihm jetzt gerade, es in feuchte Küchenrolle einzuschlagen und unter eine Wärmequelle zu legen. Er soll mit dem Thermometer die richtige Temperatur überprüfen.
Habt ihr sonst noch Tipps?

https://up.picr.de/38638489wq.jpeg

Lisa R.
27.05.2020, 10:44
Oh das ist echt blöd gelaufen.

Ich hätte genau das getan, was Du geschrieben hast. Mehr wäre mir auf die Schnelle auch nicht eingefallen.

Ich würde die Küchenrolle immer leicht feucht halten (warmes Wasser) und das Ei ansonsten erstmal völlig in Ruhe lassen.

Evtl. müsste man an Tag 20/21 mal vorsichtig schauen, ob man am stumpfen Ende des Eis ein kleines (kleines!!) Loch in die Eihaut macht, damit das Küken atmen kann. Das wird es wohl nicht alleine hinkriegen so wie das Ei aussieht.

Auch den Schlupf muss man beobachten und evtl. sehr sehr vorsichtig mithelfen wenn es das Küken alleine nicht schafft. Das ist in diesem Fall eine echte Gradwanderung.

Versuchen würde ich es aber auf jeden Fall. Und natürlich drücke ich ganz fest die Daumen, dass das Kleine es schafft.

SalomeM
27.05.2020, 11:59
Puh....das ist wirklich sehr stark beschädigt. Bei einem Riss hätte man mit Tesa oder Kerzenwachs noch was retten können. Bei diesem Ei sieht die Prognose ehrlich gesagt nicht rosig aus. Die Idee mit der feuchten Küchenrolle ist gut, es sollte nur sehr vorsichtig gemacht werden, damit die spitzen Schalenstücke nicht in die Eihaut gedrückt werden. Wenn das Küken bis Tag 21 überlebt, wird es beim Schlupf Hilfe benötigen, die Eihaut wird trotz Befeuchtung an ihm kleben. Hier müsst Ihr mit Fingerspitzengefühl den richtigen Zeitpunkt wählen. Zu früh führt zum Verbluten. Ich drücke beide Daumen.

Schnappi66
27.05.2020, 12:01
Was für ein Unglück! Lisa hat ja schon die Tips gegeben, was ich noch zufügen möchte, natürlich nicht mehr unter die Henne legen und nicht nur unter eine Wärmequelle, sondern in ein geschlossenes Behältnis wo man die Luftfeuchte auch gut oben halten kann. Viel, viel Glück!

Katili
27.05.2020, 12:06
Mir hat bei der letzten Brut eine andere Henne 2 Eier zerlatscht, als sie während des Freigangs der Glucke sich ins Nest geschmuggelt hat. Beide Küken sind gesund geschlüpft, allerdings ist das Maleur am 20. Tag passiert.
Ich drücke euch alles Verfügbare, dass es das Küken schafft.

melachi
27.05.2020, 14:45
ich würde das zerdepperte Ei so lagern, die in diesem Video gezeigt (natürlich nicht zerbrechen, wie es dort gemacht wird, denn in deinem Ei würden die ganzen Blutgefäße zerstört und das Küken verenden). https://www.youtube.com/watch?v=DuAT3k1FuUY

Durch die Lagerung in der Folie würde man die natürliche Form des Eis halbwegs stabilisieren und das Küken könnte sich normal bewegen und vermutlich auch alleine die Eihaut öffnen, wenn es zum Schlupf bereit ist. Natürlich müssen Luftfeuchte und Wärme gegeben sein. Auch darf das Ei nicht komplett in der Folie sein, denn es muß unbedingt Sauerstoff ans Ei. Mit einem intakten, etwa gleich großen Ei kannst du die Frischhaltefolie vorformen.

Mühlenmeute
27.05.2020, 14:55
Danke für die vielen Tipps!!
Leider hat mein Mann nicht auf mich gehört und irgendwie da Klebestreifen drum herum gemacht und es wieder unter die Glucke getan :-X
Ich habe wenig Hoffnung, dass ich morgen Abend, wenn ich nach Hause komme noch etwas retten kann...
Wir werden sehen...
Ich berichte wie es ausgeht.

Schnappi66
27.05.2020, 15:51
Hier auch nochmal schön zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=uE0uKvUbcfw
Alleine schon wie die Entwicklung in den verschiedenen Tagen ist.
Wobei jetzt bitte nicht jeder den Versuch nachmachen soll!
Wissenschaftlich oder zum Rettungsversuch recht interessant, aber irgendwie hab ich gespaltene Gefühle, wenn man das jetzt privat ausprobieren will.
Es ist immer noch ein Leben und mit Leben spielt man einfach nicht.
Also nur Filmchen ansehen und im Notfall versuchen!

melachi
27.05.2020, 21:41
natürlich nicht selber machen. Erstens gehört mehr dazu als zu sehen ist, zweitens war die Überlebensquote der Küken in der Studie lausig, und drittens ist das ein Tierversuch und bedarf der Genehmigung.

Mühlenmeute
28.05.2020, 19:24
Hallo ihr Alle,
mein Mann hat schlussendlich gestern doch noch auf mich gehört und das zugeklebte Ei in Dose mit feuchter Küchenrolle unter eine Wärmequelle getan 👌
Jetzt bin ich zuhause angekommen und das kleine piepst wie verrückt in seiner Schale und hat auch die Eihaut schon mit seinem Schnäbelchen durchstoßen.
Da es so mit Klebestreifen zugeklebt ist, wird es niemals allein schlüpfen können...
Nun meine Frage: wann wird der Dottersack eingezogen? Also, ab wann kann ich dem Kleinen helfen?

Ich bin so froh, dass es noch lebt!!!

melachi
28.05.2020, 20:41
das ist sehr schwer zu beurteilen. Das Problem ist: beginnt der Dottersack vorzeitig außen trocken zu werden, dann kann das Küken den nicht mehr einziehen. Mache dir also nicht zuviel Hoffnung, dass das gut geht. Vielleicht können dir Leute, die das bereits gemacht haben, auch Tipps geben, wie man einen nicht eingezogenen Dottersack abbindet, damit du alles bereit hast, falls es nötig wird. Wenn das Küken versucht, die Schale aufzustemmen, dann will es schlüpfen. Dazu drückt es den Nacken gegen das eine Ende des Eis, und die Beine gegen das andere Ende.

Isilay
28.05.2020, 23:06
Du solltest das Küken aber auch nicht gleich aufgeben, wenn du feststellst, dass der Dottersack noch nicht komplett eingezogen ist. Das muss kein Todesurteil sein! Gefährlich für das Küken wäre es, wenn Geschwisterküken den Dottersack aufpicken können und es so zu einer Infektion kommen würde. Das muss verhindert werden.
Den Dottersack könnte man fest abbinden mit einem stabilen Zwirnsfaden. Dann den Dottersack abschneiden, sodass das Stück mit der Zwirnsfaden-Abbindung noch am Küken verbleibt. Wenn alles gut läuft, trocknet das und fällt irgendwann von selbst ab, wenn die richtige Zeit gekommen und Kükis Nabel geschlossen ist… Das kann funktionieren, eine Garantie gibt es aber nicht. Ich würde es aber auf jeden Fall versuchen.


Ich hatte vor zwei Jahren als kompletter Anfänger in der Hühnerhaltung auch mal so ein Küken: es ist spät abends unter der Glucke geschlüpft, der Dottersack war nicht eingezogen und hing noch mit ein wenig Eidotterfüllung an seinem Bauch. Die Glucke hat es gleich nach dem Schlupf als nicht überlebensfähig betrachtet und einfach ignoriert. Also habe ich es dann mit ins Haus genommen und unter die Wärmeplatte gelegt. Der Dottersack ist in den nächsten Stunden eingetrocknet und hat wie ein pergamentartiges Papierschnipsel am Kükenbauch gehängt. Man konnte ihn später einfach abschneiden, als er komplett getrocknet war. Ich hatte ihn nicht abgebunden, sondern einfach so gelassen, weil keine Gefahr bestand, dass Geschwisterküken ihn aufpicken.

Das Küken war jedenfalls völlig fertig, mehr tot als lebendig, ich habe ihm am ersten Tag erst mal Wasser (falls vorhanden kann man Traubenzucker zugeben) mit Hilfe einer Spritze ohne Nadel gegeben, am Anfang tropfenweise. Am Abend habe ich mit Wachteleidotter angefangen, weil ihm die Energiereserve aus dem nicht eingezogenen Dottersack ja fehlte. Das war die ersten zwei Tage seine einzige Nahrung und es wurde von Stunde zu Stunde fitter und lebenswilliger.
Ich musste es am Ende selbst aufziehen - zurück zur Glucke konnte es nicht - und habe es lange mit zusätzlichen 'Eidotter-Spritzen' gepäppelt. Es war noch lange zierlicher als seine Schwestern und langsamer in der Entwicklung, aber gesund. Und: aus diesem Sorgenküken ist meine beste Legehenne 2019 geworden. Es ist also nicht immer so, dass solche Problemküken grundsätzlich schwach und kränklich sein müssen und man besser keine Zeit und Mühe an ihre Rettung verschwenden sollte, 'weil es ja eh nix bringt'.

Schnappi66
29.05.2020, 00:47
Mit dem noch nicht eingezogenen Dottersack kann ich auch von einem aktuellen Fall gerade berichten. Mein Miniküken hatte auch noch beim allerdings selbständigen Schlupf an Tag 19 noch Einiges an Dottersack mit blutigem Gewebe nachgezogen. Wußte zuerst nicht, ob da noch Därme dabei waren oder nur Dottersack. Das trocknete dann im Laufe der nächsten 24 - 30 Stunden ein wie eine trockene Nabelschnur. Dann schnitt ich bis auf einen 5 mm Stumpf alles ab.
Erschwerend kommt bei meinem dazu, das kam aus einem sehr kleinen und schmalen Ei, wo noch dazu die Luftblase seitlich im Ei lag und die Zehen teils noch etwas verformt und noch zu flexibel sind . Das kleine Küken hatte gerade mal 18 Gramm (großes Blumenhuhn, keine Zwerghuhn und keine Wachtel!) Hab auch zugefüttert und jetzt ist der Krümel zwar noch nicht über den Berg, aber es läuft jetzt normal, trinkt selbständig und frißt auch schon selbst dazu. Nur noch nicht genug.
Also gib bei deinem nicht auf und ich drücke die Daumen und wünsche deinem Schlüpfling guten Schlupf und einen guten Start ins Leben! Den Geschwisterchen unter der Henne natürlich auch.

Mühlenmeute
31.05.2020, 22:31
Hallo ihr Alle,
danke für Euren vielen tollen Tipps.
Mein Mann hat dann doch auf mich gehört und das Ei in eine Dose mit feuchter Küchenrolle unter eine Wärmelampe gelegt. Als ich am Donnerstag Abend nach Hause kam, hatte das Küken schon die Eihaut durchstoßen und atmete ganz entspannt.
Es ist dann tatsächlich gestern Nachmittag ohne Hilfe geschlüpft. Allerdings war schon vorher ein großer Teil der Schale abgefallen und es musste sich quasi nur noch aus der Eihaut pellen.
der Dottersack war eingezogen, aber der Bauch sah trotzdem irgendwie seltsam prall aus und naja, ich habe beschlossen es dann zu seinen Geschwistern, die auch gestern alle geschlüpft sind unter die Glucke zu setzen.
Heute morgen war die Mama ohne die kleinen durch die Absperrung im Stall gekrabbelt und schrie fürchterlich nach ihren Kleinen und die Kleinen saßen alle 6 im Nest und schrieen ebenfalls nach ihrer Mama.
Habe sie dann raus zu ihr gesetzt und bin den vormittag im Garten gewesen, in Hörweite der Hühner.
Als ich mittags nachschaute, waren nur noch 5 Küken da..... das kleine gerettete war spurlos verschwunden.
Ich tippe darauf, dass die Glucke es aufgegessen hat... Es war kein anderes Huhn dort und auch keine Katze oder ähnliches....
Da die Glucke samt Küken heute nachmittag zu einem Freund gezogen ist (das war von Beginn an geplant), hatte ich auch keinen Extrastall für sie, sondern nur ein abgesperrtes Brutnest im normalen Hühnerstall. Hätte ich alle bei mir behalten, hätte ich bestimmt das Küken einfach bei mir im Haus gelassen bis es zu 100% fit gewesen wäre.
Schade, aber ich hab es der Natur überlassen und die hat entschieden... anscheinend war doch irgendetwas nicht in Ordnung mit ihm, aber das ist ja auch kein Wunder bei der Geschichte...
Trotzdem sind 5 wundersüße Küken jetzt bei meinem Freund und er wird seine wahre Freude an den 4 Thüringer Barthühnern und dem einen Grünleger-Thüringer Barthuhn-Mix haben. Übrigens hatte ich eine Schlupfte von 100%, was mich sehr stolz macht.
Anbei ein paar Bilder von der Mama in Aktion.
Danke nachmals für die vielen, vielen Tipps!!!!!
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