Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mäusebussard schlägt Zwerghuhn
Paultschi
10.12.2019, 13:14
Ich wollte es ja nie so recht glauben, doch heute kam ich vom Futterkauf und sehe eine Henne verstört am Zaun sitzen. Gleich auf die Wiese gerannt und da saß er, ein Mäusebussard. Unter ihm die kleine Amsel :( ( eine Bassette). Ein paar Federn lagen nahe am Stall, der Kopf abgerissen, Hals angefressen. Sonst keine Spuren, auch nicht am Bauch oder rücken wie man es vom Habicht kennt. Der Bussard kam auch recht bald zurück zum Fressen, ich hoffe er verwertet sie wenigstens, er sah ziemlich mager aus.
ich ärgere mich über mich selbst, denn der Bussard war in den Abendstunden schon häufiger auf dem Grundstück, dachte aber zum schlafen oder wegen der Mäuse und Ratten:-X jetzt erstmal Stallpflicht und dann mal schauen, wie ich den Tieren mehr Deckung schaffen kann.
wer von euch hat auch Erfahrungen mit dem Jagdverhalten von Mäusebussarde bezüglich Hühnern ?
Da es dieses Jahr eigentlich reichlich Mäuse gibt, würde ich vllt. eher sagen, die Henne war schon tot und der Bussard als klassischer Aasfresser hat sich dann erst drüber her gemacht. Kopf ab klingt auf jeden Fall ziemlich nach Marder, auch wenn der eigentlich tagsüber selten jagt. Ich würde hier eher auf Kommensalentum schließen, als auf Erbeutung durch den Bussard- die sich zwar mancherorts sogar an Silbermöwen oder Krähen versuchen, aber eigentlich doch eher auf Sachen bis maximal Jungkaninchen oder bis vllt. maximal Haustaubengröße "konstruiert" sind.
Finden sie was totes, ist ihnen hingegen nichts zu groß- so fand ich mal auf dem Nachhauseweg ein überfahrenes Wiesel auf der Straße, im schönen weißen Winterfell. Zuhause, unternahm ich einen spontanen Spaziergang, um sowas wenigstens einmal im Leben aus der Nähe gesehen und gefühlt zu haben (Winterhermelin war ja schließlich der Pelz der Könige ^^), und kaum biege ich um die Kurve, sehe ich, wie sich 60 m weiter der Bussard mit dem Wiesel aus dem Staub macht :heul...
Ich meine, gegönnt hätte ich es ihm ja- aber hätte der nicht noch fünf Minuten warten können? Wäre ja eh nicht mehr weggelaufen :(!? Wobei ich es noch an den Wiesenrand gelegt hätte, damit er nicht mitten auf der Straße am Ende selber über den Haufen gefahren wird.
Ich zitiere mal einen meiner Beiträge:
Beim Bauern neben meinen Schwiegereltern hat definitv ein Bussard immer wieder Hühner gekillt. Es kommt nicht oft vor und ist nicht typisch für einen Bussard, aaaaaaber ich würde da niemals "nie" sagen.
Und ja: Definitv ein Mäusebussard. Mein Schwiegervater war Förster und Jäger und hat den Greif mehrmals dabei gesehen.
Der Bussard hat nur Hühner auf freier Fläche geschlagen. Die Hühner meines Schwiegervaters, die meist im dichten Gestrüpp unterwegs waren, hat er in Ruhe gelassen. Mehr Deckung ist deshalb eine gute Idee.
Bohus-Dal
10.12.2019, 14:16
Tut mir leid um Dein Huhn :( Spontan hätte ich jetzt auch eher gesagt, er hat das tote Huhn übernommen, aber sicher wissen kann man es nicht. Evt. könnte es ja auch von selbst gestorben sein, wo hängengeblieben sein (hilfloses Flattern würde bestimmt auch die Neugier eines Bussards erregen), sich in einem Kampf verletzt haben oder eben durch einen anderen Angreifer verletzt oder getötet worden sein.
Eine Freundin hatte vor ein paar Wintern Probleme mit einem Mäusebussard, der ihre Enten angriff und auch schlug, da habe ich nachgelesen, was ich so finden konnte. Kommt schon vor, hauptsächlich aber in extremen Wintern, wenn sie sonst verhungern würden, z.B. spezialisierten sich einige Mäusebussarde in einem harten Winter auf Stockenten.
Jagdhuhn
10.12.2019, 14:39
Ich zitiere mal einen meiner Beiträge:
Der Bussard hat nur Hühner auf freier Fläche geschlagen. Die Hühner meines Schwiegervaters, die meist im dichten Gestrüpp unterwegs waren, hat er in Ruhe gelassen. Mehr Deckung ist deshalb eine gute Idee.
Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen. Aber ich habe schon oft genug erlebt, dass Jäger und leider auch Förster mir Turmfalken gebracht haben, obwohl mir ein Sperber angekündigt wurde (obwohl der Vogel da unmittelbar vor ihnen war und nicht in so einem Schockmoment wo er auf einem huhn sitzt).
Aber gleichzeitig habe ich auch über 4 Jahre einen Mäusebussard bei mir gehabt. Die haben nie und nimmer die Kraft ein fittes Huhn von über 500gr zu schlagen, ganz zu schweigen die Lust dazu (ich glaube nur der Milan ist noch bequemer... ähm effizienter). Sorry. Wenn es bereits tot ist dann wird man da auch einen Bussard darauf sehen oder auch mal wenn es fast tot/ bereits stark geschwächt ist.
Ich bin da eigentlich bei Okina. Wenn da ein Bussard drauf sitzt war es wohl vorher tot.
Moin,
Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen.... Wenn da ein Bussard drauf sitzt war es wohl vorher tot.
Einspruch, euer Ehren!
Ich hatte früher einen Bussardhorst direkt in einer großen Linde in meinem Hühnerauslauf. Jedes Jahr hatte ich im Herbst 1-2 Hühner Verlust, meist durch die Jungbussarde die ausprobiert haben "was geht". Immer auf der Freifläche, wie Lisa schon schrieb, in den Sträuchern und Gebüschen hatten die Hühner nix zu befürchten. Klar kann der Bussard ein normales Huhn nicht weg tragen, aber schlagen geht auf jeden Fall.
Und bevor Fragen aufkommen, ja ich kann einen Bussard von einem Habicht, Milan, Falken, Sperber usw. unterscheiden ;)
@Paultschi, tut mir leid um dein Hühnchen:-X
lg Thomas
Kommt wohl aber doch öfter mal vor https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/69762-Bussard-jagd-gro%C3%9Fe-H%C3%BChner
Paultschi
10.12.2019, 16:36
Zwischen dem Hühner raus lassen und dem auffinden des Huhns lag gerade mal eine Stunde, daher bezweifel ich stark das da der Marder am Werk war. Zudem waren nur intakte Kiele zu finden und keine abgebissenen wie es bei Marder oder Fuchs der Fall wäre.Eine Stunde zuvor war das Huhn noch putzmunter. Auf der freien Fläche hat er es erwischt und die Federn lagen auch nah am Zaun , vielleicht hat es sich vor Schock dort verfangen und er hatte dann leichteres Spiel. Und bevor die Frage noch aufkommt, ja es war ein Mäusebussard.
Danke für für eure Erfahrungen, im Dickicht kann ich mir ihn auch nicht vorstellen, dafür ist er einfach nicht gebaut.
Jagdhuhn
10.12.2019, 18:01
Mir fällt es tatsächlich immer schwer solche Diskussionen zu führen. Auf der einen Seite will ich niemanden auf die Füße treten, auf der anderen Seite habe ich schon zu oft erlebt wie Leute "todsicher" Greifvögel bestimmt haben und dabei unheimlich weit von der Wahrheit entfernt waren (Klassiker sind die Messen wie Jagen, Fischen, Reiten). Andererseits will ich auch nicht das engstirnige Arschloch sein welches keine andere Meinung zulassen. Aber ich traue mir durchaus genug Expertise als Falkner zu und besonders den Unmengen an Fachliteratur sowie meiner langjährigen Hühnerhaltung im Greifvogelgebiet das der überwiegende Teil der Meldungen auf Irrtümer beruht (der oben verlinkte Faden... Ein Greifenangriff aus drei Meter Entfernung dann noch mit wechsel des Ziels... ernsthaft? Ein beringter Vogel ist kein Wildtier mehr... ? Sorry aber das kann ich nicht ernst nehmen).
Ich schließe grundsätzlich nicht aus, dass ein Bussard ein Huhn angreift oder gar überwältigt, aber nichts was so weit über dem typischen Beutespektrum liegt. Wenn da halbwüchsige Kunstbruthühner herumlaufen (kein Schutz durch die Glucke)oder Seramas (wesentlich leichter) okay, sag ich nichts. Aber was man hier teilweise an Horrormeldungen liest, da fragt man sich was die Leute für Mutanten rumfliegen haben, wenn es die angegebenen Greifen sind die genannt worden.
Jagdhuhn, ich hab es hier schon öfter geschrieben.
Man darf einfach niemals "nie" sagen. Wir hatten hier auch schon den Fall einer normalen Hauskatze, die immer wieder große Hühner gekillt und komplett aufgefressen hat. Schreib das mal in einem Katzenforum, da kommt auch sofort und von allen Experten "NIE".
Und ich hatte bei meinen Hühnern auch schon einen Seeadler auf meiner Henne sitzen. Ich konnte den Vogel nicht identifizieren, obwohl er (nachdem ich ihn mit einem Besen von meiner schreienden Henne vertrieben hatte) noch bestimmt 10 Minuten im 5 m entfernten Hollunder gesessen hat und ich mir das Tier in aller Ruhe anschauen konnte. Ich kenne mich mit unseren hier heimischen Vögeln recht gut aus, aber sowas war mir noch nie begegnet. Nicht verwunderlich, es gibt hier keine ;)
3 Tage später stand in der Zeitung, dass ein Jungvogel aus dem nächstgelegenen Zoo entflogen ist. Da wusste ich dann, was es für ein Vogel war.
Geglaubt hätte mir das aber erstmal keiner. Seeadler in der Westpfalz :stupid - hat entweder keine Ahnung oder ist völlig blind die Alte ....
https://www.huehner-info.de/forum/attachment.php?attachmentid=88286&stc=1&thumb=1&d=1358546878Dieser Bussard hat bei mir 2013 im Winter im Hühnerstall ein Huhn geschlagen, da er nicht mehr zur Klappe rausfand, konnte ich ihn mir greifen. Das Huhn war ein Lohmann-Hybride, der Bussard in Not, weil längere Zeit Schnee lag. Am Morgen des Tages saß er schon hausnah in einem Baum, er war also echt verzweifelt. Es war bei mir der einzige belegte Fall von Bussardangriff bei mittlerweile mindestens 15 Jahren Hühnerhaltung. Alle anderen beobachteten Greifvogelangriffe gingen auf das Konto von Habichtweibchen, oft sahen sie Bussarden wirklich sehr ähnlich, weil noch im Jugendgefieder. Also, können tun Bussarde das schon, aber es kommt extrem selten vor.
Viele Grüße! Penni
@Lisa: deine Seeadlergeschichte ist auch schön ;D Einem Falkner in unserer Nähe ist auch mal ein Adler entflogen. Es meldete sich dann ein Bauer, weil der Adler seinem Traktor hinterherlief und ganz standesgemäß Grashüpfer jagte :laugh
Andererseits will ich auch nicht das engstirnige Arschloch sein welches keine andere Meinung zulassen.
Weil ich selbiges ja schon oft genug bin, habe ich auch nicht gleich gebrüllt "Habicht! Kein Bussard!" Und will dafür mal ins Feld führen, ob 's der Jahreszeit wegen nicht auch ein Raufußbussard gewesen sein könnte.
Ist ein Offenflächenjäger, kräftiger und wagemutiger als unser heimischer Mauser, und in seiner Heimat durchaus auch auf Schneehühner eingeflogen, die größentechnisch wie auch in der Sommerfarbe schon grob einer Bassette entsprechen dürften... SO einem traue ich es jederzeit zu, ein Zwerghuhn zu erbeuten.
Es gibt im Winter auch noch den Raufußbussard in unseren Breiten ! Dass ist schon mal ein etwas verwegener Geselle und wird sicher oft für einen normalen Mauser gehalten !
Ansonsten kommen die Bussard/Hühner Meldungen hier jedes Jahr aufs Neue und ich glaube nur 5% der Hühnerhalter können einen juv. Habicht und einen Mäusebussard im Eifer des Gefechtes auseinander halten !
Gerade Habichte fliehen genau so extrem schnell und Deckungs nutzend, wie sie gekommen sind und man hat oft nur eine halbe Sekunde zur Bestimmung.
Wenn Andreas mitspielt kann man eigentlich Klappe halten :laugh
Muß garnicht !!!
Bis ich mit meinem Rotmilan artigem Buchstaben Suchverhalten hier einen Beitrag zusammen gestümpert habe, hast Du schon ein halbes Sachbuch verfasst :jaaaa: !! Sorry für OT
Paultschi
10.12.2019, 21:07
hallo zusammen,
Den Raufußbussard kannte ich bis dato nicht, vor allem nicht in unseren Breiten. Danke für den Hinweis Andreas. Habe mal eben recherchiert und gezielt nach einer Beschreibung gesucht, welche die beiden Arten voneinander abgrenzt. Ich habe den Vogel nun schon ziemlich häufig gesehen, wie ich oben schon andeutete, lungert er hier schon einige Zeit herum. Farblich ist er ein mittelbrauner Vertreter ( variiert ja von fast weiß bis dunkelbraun). besonders die helleren Exemplare der Mäusebussarde können wohl leicht mit einem Raufußbussard verwechselt werden und das war er definitiv nicht. Auch hatte er keinen schwarzen Bauch ( er saß über mir im Baum ). Passt also nicht ins Bild.
Nochmal zur Habichtdiskussion, anstatt immer auf der Unwissenheit der Leute rumzureiten ( Okina und Jagdhuhn), fragt doch lieber woran ich fest gemacht habe, dass es definitiv kein Habicht ist. Ich habe bereits einen Habicht in der gleichen Situation wie heute beobachtet. Das war ein gewaltiger Unterschied. der Vogel heute wirkte fast plump und behäbig mit seinem kurzen Stoß, dem vergleichsweise lockeren Gefieder, den kurzen Ständern...auch das Flugbild war ein ganz anderes. der Habicht damals war innerhalb von Sekunden verschwunden, der vermeintliche Mäusebussard blieb gut sichtbar in der Nähe und kam ein paar mal zum Fressen.
Da vertraut man mal einem, dass er 'nen Bussi gesehen hat, und ist auch wieder nicht recht *seufz* ;).
Paultschi
10.12.2019, 21:49
Ach Andreas, war doch gar nicht böse gemeint:laugh Fand doch deinen Einwand mit dem Raufußbussard durchaus interessant und habe gleich durchs nachlesen wieder was gelernt :)
eierdieb65
11.12.2019, 09:01
Ich fange mal mit dem Ausschlussverfahren an:
Es war sicher kein Wespenbussard, kein Bergbussard und kein Haitibussard.
Raufußbussard hätte aufgrund der Hosen eindeutig erkannt werden müssen, also auch nicht.
LG
Willi
Jagdhuhn
11.12.2019, 10:29
3 Tage später stand in der Zeitung, dass ein Jungvogel aus dem nächstgelegenen Zoo entflogen ist. Da wusste ich dann, was es für ein Vogel war.
Geglaubt hätte mir das aber erstmal keiner. Seeadler in der Westpfalz :stupid - hat entweder keine Ahnung oder ist völlig blind die Alte ....
Ich erinnere mich an den Faden, ja. Ich glaube damals auch geschrieben zu haben dass es immer mal Ausreiser oder aus gewilderte Exemplare geben kann. Aber darauf jetzt auf eine generelle Gefahr durch Seeadler zuschließen wäre auch falsch (Und mal erlich! Wer wäre bei so einer Meldung erstmal nicht skeptisch). :neee:
Darum geht es mir und darum dass, wie gesagt, die meisten wohl im Eifer des Gefechtes keine Sichere Bestimmung hinbekommen.
Jagdhuhn
11.12.2019, 11:10
Nochmal zur Habichtdiskussion, anstatt immer auf der Unwissenheit der Leute rumzureiten ( Okina und Jagdhuhn), fragt doch lieber woran ich fest gemacht habe...
Es geht ja nicht um Unwissenheit. Sondern um die Reaktionszeit und die Umstände. Wenn ich wieder Besuch im Auslauf habe bin ich auch erstmal geschockt. Erst vor ein paar Tagen ist wieder ein Greif bei uns durchgestartet. Ich kann dir (trotz langjähriger Arbeit mit Greifvögel) nicht sagen ob es jetzt ein Habichtsterzel war oder eine Sperberdame. Nachfragen ist auch immer so eine Sache. Nicht das ich es jemanden unterstellen will aber dann bekommt man meist eine Wikidefi um die Ohren. Ist ja schön und gut aber die hat man in einer oder auch mehreren ruhigen Minuten gelesen und nicht in einer knappen Sekunde. Daher bin ich da immer etwas skeptisch. Ich will dir ja nicht unterstellen das du das leichtfertig festgestellt hast. Aber bist du dir auch sicher das der Vogel der die die Letzten Tage aufgefallen ist nun wirklich auch der war welcher auf dem Huhn gesessen hat?
Paultschi
11.12.2019, 14:08
jup, ich bin mir sehr sicher...aber vielleicht waren es auch nur zwei Mäusebussarde die sich sehr ähnlich sahen. Fakt ist, dass ich den vermeintlichen Räuber des Zwerghuhns gestern mehrmals wieder beobachtet habe, wie er zur Beute zurückgekehrt ist. Und auch da blieb es für mich ein Mäusebussard. der Vogel ließ sich insgesamt gut beobachten und suchte nicht schnell das Weite, wie ich es sonst von Habicht und auch Sperber kenne. immerhin ist das Huhn nun weg und wurde anscheinenend restlos verspeist... Es musste also nicht umsonst sterben.
Und da mich Greifvögel einfach brennend interessieren kriegst du jetzt mal eine PN von mir;D
Jagdhuhn
11.12.2019, 14:18
jup, ich bin mir sehr sicher...aber vielleicht waren es auch nur zwei Mäusebussarde die sich sehr ähnlich sahen. Fakt ist, dass ich den vermeintlichen Räuber des Zwerghuhns gestern mehrmals wieder beobachtet habe, wie er zur Beute zurückgekehrt ist. Und auch da blieb es für mich ein Mäusebussard. immerhin ist das Huhn nun weg und wurde anscheinenend restlos verspeist... Es musste also nicht umsonst sterben.
Die Einstellung finde ich sehr löblich. Respekt dafür.
Bohus-Dal
11.12.2019, 14:49
Wenn Paultschi sagt, er hat einen Bussard gesehen, gehe ich erstmal davon aus, daß es einer war. Sonst hätte er ja wahrscheinlich gar nicht davon berichtet. Daß Hühner nicht zur normalen Beute des Mäusebussards gehören, wissen wir alle. Man muß aber auch mal in der Lage sein zu akzeptieren, daß Ausnahmen vorkommen. Mir geht dieses automatische Verurteilen auf den Geist, und deswegen äußere ich mich jetzt ausnahmsweise auch mal dazu.
Ich kenne mich wahrscheinlich von allen hier am besten mit Vögeln aus, nur reite ich nicht so darauf rum, es ist mir zuwider, beweisen zu sollen, daß ich die meiste Fachliteratur besitze, schon am allerlängsten Vögel beobachte, Vögel beringt habe usw. Leider mußte ich in Foren immer wieder die Beobachtung machen, daß beispielsweise jemand einen Buchfinken fotografiert hat und fragt, was das ist. Jemand, der sich erfahrungsgemäß auskennt, antwortet „Buchfink, Männchen“. Und dann geht die Diskussion los. Nein, das ist eine Goldammer, nein, ein Pinguin. Das ist mir einfach zu blöd. Was hat es für einen Sinn, sich da hinzustellen und Buchfink, Buchfink zu schreien. Deswegen halte ich mich bei der Artbestimmung von Vögeln im Internet inzwischen meist raus. Die Fragesteller sind eigentlich immer ganz offen und wollen dazulernen, auch bei der leidigen Habicht-Bussard-Frage. Ist mir auch schon tausendmal untergekommen. Ich kam auch schon zu Leuten, um einen entkräfteten Merlin zu holen, der sich als Kuckuck entpuppte, und das zu einer Zeit, wo die Kuckucke eigentlich schon weg waren. Trotzdem lernt man im Laufe der Jahre durch Erfahrung, niemals nie zu sagen und die Leute nicht reflexmäßig als komplette Idioten hinzustellen. Ich habe persönlich schon einen Eidererpel auf einem Waldweg mitten im Fichtenwald gefunden und eingesammelt (war angeschossen und vom Himmel gefallen, die ziehen hier über Land, genau wie z.B. auch Trauerenten), unwahrscheinlicher gehts ja nicht mehr, das hätte ich auch keinem geglaubt und doch ist es passiert.
Hier gibt es reichlich Mäusebussarde und im Winter auch mal Rauhfußbussarde, ich fürchte nichts von denen, meine Hühner kennen die und warnen nur, wenn einer mal zu dicht kommr oder so. Interessanterweise sind sie aber zu Anfang immer etwas skeptisch, wenn die ersten Wespenbussarde kommen. Regelmäßige Angriffe durch Habichte sind hier leider üblich. Auch dabei hatte ich übrigens schon mal so eine „Gibt´s-nicht-Beobachtung“: Ein junger Habicht schraubte sich kreisend in die Höhe, völlig offen wie ein Bussard. Ich stand im Hühnergehege und guckte ihm noch mit offenem Mund zu… ja aber… das ist doch ein Habicht… was macht er denn… als er die Flügel anlegte und von oben aufs (zum Glück übernetzte) Gehege herunterstieß. Er war direkt über meinem Kopf, es bestand kein Zweifel. Er drehte dann so ein paar Zentimeter vom Dach ab, evt., weil er mich sah. So jagt kein Habicht, die kommen blitzschnell aus der Deckung, man sieht sie nie offen kreisen, das sage ich auch immer allen, die Bussarde für Habichte halten. Und doch kann es offensichtlich vorkommen, ein dummer Junghabicht, der übt. Vögel sind Individuen. Und genau so kann ein Mäusebussard auch mal ein Huhn schlagen. Notzeiten sind nicht nur in harten Wintern, es kann z.B. auch ein kranker oder verletzter Vogel sein.
Hier erstmal Auszüge aus „Der Mäusebussard“ von Manfred Melde. Falls Du wenigstens der Fachliteratur glaubst, kann man hier nachlesen, daß Mäusebussarde durchaus in der Lage sind, geschwächte Fasane u.ä. zu schlagen.
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Und dann noch eine kleine Geschichte von einem völlig abgemagerten, schon apathischen Mäusebussard, den ich im März 2008 bei Leuten aus dem Garten holte. Ich konnte ihn einfach so aufsammeln, er war schon halbtot und starb kurz darauf. Er wog nur 660g bei einer Flügellänge von 410mm, also ziemlich sicher ein Weibchen. Ein Bekannter untersuchte den toten Vogel und fand dabei ein eingekapseltes Hagelkorn im Bein. Da der Knochen schon da rumgewuchert war, muß er längere Zeit damit überlebt haben. Wie es ihm ging und wie es seine Jagdmöglichkeiten beeinflußte, kann man nicht wissen, auch nicht, ob sein entkräfteter Zustand überhaupt etwas mit der Verletzung zu tun hatte. Nur mal so als Beispiel, daß es auch mal abweichende Individuen geben kann, deren Verhalten und Beutespektrum dann evt. auch ein wenig von der Norm abweicht.
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Oben der normale Knochen vom anderen Bein, unten der deformierte. Unten links die kleine Hagelkugel.
Ich habe fertig.
a) Hat Paultschi doch gar niemand verurteilt, oder habe ich was verpasst :o?
b) In Schweden scheint man, was den Umgang mit "Untieren" angeht, ziemlich schmerzbefreit zu sein, oder?
Als ich neulich eine Doku über 's "Storsjöodjuret" gesehen habe, das sagenhafte Seeungeheuer vom Storsjönsee, kriegte ich auch erstmal dicke Backen, als die Schnecke da fröhlich im Museum stand und zeigte, mit was sie des Monsters in einem nicht all zu lange vergangenen Winter habhaft zu werden versuchten. Von wegen irgendso eine doppelte Schlagfalle alá Bärenfalle mit Widerhaken, und dazu dann noch einen Harpunier, wobei aber leider kein Seeungeheuer zur Strecke kam... Irgendwie zimpert man da wohl nur wenig rum bei Euch, und macht sich auch um Raubwild und dessen In Schach- Haltung wenig Sorgen, oder? Ist kein Vorwurf, ich krieg' nur gerade beim Bussard auch wieder Glubschaugen, denn die Zeiten, dass man hierzulande fröhlich drauf geschrotet hat, sind ja zum Glück schon so 40 Jahre vorbei. Und dann im hoch entwickelten fast schon Modellland Schweden sowas- mein lieber Scholli :o!
Jagdhuhn
11.12.2019, 16:29
a) Hat Paultschi doch gar niemand verurteilt, oder habe ich was verpasst :o?
Ich glaube, das galt mir. Wobei ich jetzt nicht sagen kann was mir der Text sagen soll.
Die Frage war nach unseren Erfahrungen. Ich sagte das es erfahrungsgemäß kein Bussard ist der das Huhn erlegt, sondern eher ein andere Jäger (siehe oben habe es aber auch nicht kategorisch ausgeschlossen) und ich da meine Zweifel habe (darf man ja haben, denke ich). Ich habe in keiner Zeile die Aussage getroffen das Plautschi falsch lag, werde es auch nicht tun da ich das Tier nicht gesehen habe.
Was ich getan habe. Meine Bedenken geäußert (auch wenn ich diese jetzt nach der ausführlichen weiteren Beobachtung von Plautschi nicht mehr so äußern würde), sowie auf eine eher geringe Gefahr von Mäusebussarden hingewiesen (habe sogar auch von der besonderen Gefährdung von geschwächten Tiere geschrieben und auch die Möglichkeit von ausgewilderten und ausgerissenen Tieren eingebracht (welche sich auch mal atypisch Verhalten können)).
Paultschi
11.12.2019, 19:15
Danke für die interessanten Ausschnitte Bohus- Dal, besonders zu den Funden in Mäusebussard Horsten,:) Wirklich sehr spannend. Deine Geschichte mit dem verletzten Bussard ist sehr berührend, Ich staune immer wieder darüber, wie zäh Vögel sein können :o Vielen Dank, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, ist das hier doch ein sehr informativer Austausch geworden. Danke an Alle. :)
Na vielleicht bin ich auch gemeint, aber was ich in diesem Mäusebussard/Hühner kram immer wieder sage/meine ist, dass ein von der Hühnerrupfung startender Bussard nicht der Töter des Huhns gewesen sein muß !!!
Oft wird geschrieben ; habe den auffliegenden Bussard eindeutig als Bussard identifiziert ! Ja, aber niemand hat hier einen Bussard ein Huhn schlagen sehen ! Der Kopf des Huhns war ab, hieß es hier (meine ich ). Der Kopf und die eigentliche Tötung interessieren Greife meisst garnicht- sie beginnen nach Fang einfach zu rupfen und Muskelfleisch zu kröpfen, egal ob das Opfer lebt oder nicht. Kopf ab spricht für Säugetier, welches eventuell gestört wurde und dann ist natürlich der Bussard zur Stelle !
Hier erwischt man meißt Hühner am toten Huhn - trotzdem war vorher der Habicht der Killer und nicht das andere Huhn !
Paultschi
11.12.2019, 20:07
Mich irritiert ja auch dieser abgerissene Kopf, aber innerhalb einer Stunde meiner Abwesenheit kommt erst ein Räuber und dann der Mäusebussard? wie beginnt denn der Mäusebussard üblicherweise seine Beute zu zerteilen?
Bohus-Dal
15.12.2019, 13:49
In Schweden scheint man, was den Umgang mit "Untieren" angeht, ziemlich schmerzbefreit zu sein, oder?
Als ich neulich eine Doku über 's "Storsjöodjuret" gesehen habe, das sagenhafte Seeungeheuer vom Storsjönsee, kriegte ich auch erstmal dicke Backen, als die Schnecke da fröhlich im Museum stand und zeigte, mit was sie des Monsters in einem nicht all zu lange vergangenen Winter habhaft zu werden versuchten. Von wegen irgendso eine doppelte Schlagfalle alá Bärenfalle mit Widerhaken, und dazu dann noch einen Harpunier, wobei aber leider kein Seeungeheuer zur Strecke kam... Irgendwie zimpert man da wohl nur wenig rum bei Euch, und macht sich auch um Raubwild und dessen In Schach- Haltung wenig Sorgen, oder? Ist kein Vorwurf, ich krieg' nur gerade beim Bussard auch wieder Glubschaugen, denn die Zeiten, dass man hierzulande fröhlich drauf geschrotet hat, sind ja zum Glück schon so 40 Jahre vorbei. Und dann im hoch entwickelten fast schon Modellland Schweden sowas- mein lieber Scholli file:///C:/Users/Admin/AppData/Local/Temp/msoclip1/01/clip_image001.gif!
Witzig, der Bekannte, der die Beine damals auseinandernahm, glaubte spontan, der Bussard muß ja in Dänemark oder Deutschland angeschossen worden sein, so barbarisch könnte sich kein Schwede jemals verhalten.
Ich habe schon öfter im Fernsehen Röntgenbilder von Seeadlern mit Schrotkugeln gesehen, hatte das jetzt eher aus Deutschland in Erinnerung, kann aber evt. von hier gewesen sein. Sicher gibt es auch diese Mentalität, aber Mäusebussard schießen ist schon auch in Schweden illegal. "Schießen-vergraben-schweigen" sagt man hier z.B. bei Wölfen und so. Aber grundsätzlich rühmt sich Schweden umgekehrt immer als das humanste Land der Welt mit der besten Tierhaltung und den besten Tierschutzgesetzen usw. Viele kaufen nur schwedisches Fleisch, können sich nicht mal dänisches oder deutsches vorstellen, weil da alles soo viel schlimmer ist. Ich weiß nicht so recht, ich kann mir nicht vorstellen, daß das alles so fehlerfrei ist, wie immer behauptet wird. Raubtiere allgemein würde hier den Rahmen sprengen, ich habe auch gerade weder die Zeit noch das Wissen, mich da allzu ausführlich zu zu äußern, aber der Wolf war ja beispielsweise ausgestorben, jetzt gibt es wieder 300 glaube ich, Luchs, Bär, Vielfraß und Steinadler haben auch wieder zugenommen, es gibt Wanderfalken- und Uhuprojekte usw. usw.
Jagd ist ziemlich allgemein verbreitet und z.T. auch Status mit teurer Ausrüstung zum Angeben, aber ich denke die meisten Jäger sind vernünftig. Jäger, die Scheiße bauen und erwischt werden, kommen auch vor Gericht, da gabs u.a. einen Fall mit seltenen Vögeln, die zum Ausstopfen "beschafft", also extra getötet wurden, sowie einen Fall mit - glaube ich - zu Tode gequälten Wölfen und Bären. Das sind aber wirklich schwarze Schafe, die Medien berichten da ausführlich drüber und da regen sich alle normalen Schweden auch tierisch drüber auf.
Ein Unterschied, der mir auffällt, ist, daß es nicht so viele Kuschelhühner gibt, die Leute haben eine bodenständigere Einstellung zu Nutzvieh und Wild.
Aber im großen und ganzen sind die Unterschiede doch vielleicht nicht so groß, die deutschen denken halt, sie sind die besten und die Schweden denken das gleiche von sich, naja. Als Ausländer mit distanziertem Blick auf beide Seiten sieht man eher die Ähnlichkeiten.
Und das "Modelland" Schweden ist auch so eine veraltete Sache, an die die Deutschen immernoch so gerne glauben wollen. War früher mal, aber die Zeiten haben sich geändert, und was hier z.T. mit den Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen so läuft, ist nicht witzig. Ist jetzt aber OT.
Hab' Dank für den interessanten Einblick auf jeden Fall!
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