Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schlachtentscheidung richtig?
Wellnesshuhn
24.05.2019, 19:15
Hallo zusammen,
Irgendwie habe ich wohl seit unser Araucanahahn vor 4 Jahren vom Fuchs getötet wurde kein Glück mehr mit Hähnen.
Der, den ich als "Ersatz" geholt hatte, wuchs dann doch zu einer Größe heran, dass er zu groß wurde für die meisten Hennen.
Danach hatten wir einen selbst gezogenen, der griff die Küken an. Wie Beute, also nicht nur "geh mir aus dem Weg".
Der nächste war toll mit den Hennen und auch mit den Küken. Ein echtes Vorzeigeexemplar. Aber weil ich ihn als Kuschelhuhn groß gezogen hatte, ging er dann mit 10 Monaten mich an.
Es wurde immer schlimmer und alle Tipps halfen nichts.
Also hoffte ich auf seine Söhne, die ich dann mit Abstand in Naturbrut aufwachsen ließ.
Drei waren echte Arschlöcher: Massenvergewaltigung der kleinen Hennen. Also ab nach Sibirien.
Der vierte aus der Brut war ein netter. Verletzte sich allerdings schwer und mußte erlöst werden.
Der nächste war ein Einzelküken und machte sich ganz gut.
Er ist unser aktueller Hahn.
Ich finde ihn optisch toll.
Er ist nicht der Traumhahn für die Hennen (wie sein Papa), aber okay. Er führt die Herde gut.
Er ist der erste Hahn, seitdem der Araucana tot ist, von dem sich meine Lieblingshenne Goldi wieder treten läßt (sie hatte seitdem keinen anderen Hahn mehr akzeptiert).
Aaaaber: er hat ein Problem mit den Glucken. Er scheucht sie. Deswegen habe ich die erste Glucke abgetrennt, mit extra Gehege.
Ich hoffte, wenn erstmal die Küken da sind, wird er wohl erkennen, was da Sache ist und sie in Ruhe lassen. Ihre Küken sind jetzt 12 Tage alt. Und es liegt nur ein niedriger Zaun zwischen restlicher Herde und Glucke.
Die zweite Glucke brütet im großen Stall in einer Katzenkiste. Ich habe für ihren Freigang immer den Rest der Herde (samt Hahn) aus dem Gehege ausgesperrt.
Heute wollte ich nun die erste Glucke mit ihren Küken mit dem Rest der Herde zusammen führen. Habe den Zaun auf gemacht.
Der Hahn hat nur geschaut und sich fern gehalten. Da näherte sich eine Schlupfschwester der Glucke. Kam langsam und ohne für mich erkennbare Aggressivität näher. Die Glucke warnte und dann wurde sie ohne Vorwarnung von der anderen Henne angegriffen. So heftig ging die die Glucke an, ich war völlig baff.
Da stürzte dann der Hahn dazu und ich dachte, jetzt geht er dazwischen und schützt die Glucke. Aber weit gefehlt! Er stürzte auch noch auf sie drauf um sie zu treten. Die Küken waren zum Glück schon bei der Attacke der anderen Henne in alle Richtungen davon gestürmt.
Ich habe dann alle anderen Hühner wieder ausgesperrt und die Glucke mit ihren Küken wieder von den anderen getrennt.
Meine spontane Entscheidung: sowohl Hahn als auch aggressivie Henne gehen nach Sibirien.
Was meint Ihr?
Was Du als Aggression wahrnimmst, ist vielleicht gar keine, sondern nur ganz "normales" einnorden der Beziehungen?
legaspi96
24.05.2019, 19:24
Meine spontane Entscheidung: sowohl Hahn als auch aggressivie Henne gehen nach Sibirien.
Was meint Ihr?
In solch einem Fall hätte ich spontan gehandelt und der Hahn wäre schon in Sibirien. Der Hahn hat dazwischenzugehen um die Küken zu schützen.
Die Henne, naja, da kommt die Glucke wohl mit zurecht aber das kannst nur Du abschätzen.
Grüße
Monika
Wellnesshuhn
24.05.2019, 19:42
Was Du als Aggression wahrnimmst, ist vielleicht gar keine, sondern nur ganz "normales" einnorden der Beziehungen?
Naja, die Glucke saß da und huderte ihre Küken, plusterte sich nur auf, als sich die andere Henne näherte. Und die sprang dann unvermittelt auf sie drauf und hackte auf sie ein.
Beziehung klären verstehe ich irgendwie als etwas "gegenseitiges".
sternenstaub
24.05.2019, 19:42
Ganz klar: Topf.
Das geht gar nicht. Den Nachwuchs zu gefährden würde ich nicht mehr unter normales Verhalten einordnen. In der freien Wildbahn ist die Glucke ja auch zur Brutzeit nicht in der Gruppe und kommt dann später mit den Küken langsam wieder dazu. Wenn da jeder Hahn auf Glucke und/oder Küken losginge, wären Hühner vermutlich schon ausgestorben.
Meinem Althahn würde das im Leben nicht einfallen, auch nur einem Küken ein Federchen zu krümmen, oder mit einer Henne, egal ob sie führt oder nicht, so umzugehen.
Behalte von dem Hahn auch keinen Nachwuchs, die Chance da einen höflichen Hahn nach deinem Geschmack zu bekommen ist eher gering. Demnächst gibt es wieder so viele nette Hähne, die gern eine Chance hätten.
Freehill
25.05.2019, 00:16
... ich würde mir in der Umgebung einen vernünftigen Hahn besorgen und den Anderen killen. Scheinbar ist die ganze Blutlinie versaut ?!
Du hast das Glück bzgl. Hahn im Moment echt nicht gepachtet. Wie schwer es ist, einen guten Hahn zu finden, fällt erst so richtig auf, wenn dieser fehlt. Viele Probleme in Bezug auf Hähne sind der Haltung zuzuschreiben (nicht auf Dich bezogen, sondern generell). Zu wenig Platz, um natürliche Verhaltensweisen auszuleben (z.B. Einhalten der Individualdistanz) oder ein zahlenmäßig ungünstiges Verhältnis von Hähnen:Hennen trägt dazu bei, dass Aggressionen entstehen. Nun kann natürlich nicht jeder seinen Hühnern einen eigenen Wald oder mehrere tausend qm bieten.:roll Also bin ich als Halter in der Pflicht, solche Tiere auszuwählen, die mit den gegebenen Bedingungen gut klarkommen und miteinander harmonisieren. Das bedeutet, dass ich Tiere aus der Gruppe nehme, die dauerhaft Stress/Angst bei den anderen auslösen, auch wenn ihr Verhalten nicht zwingend unnatürlich ist. Die ganze Hühnerhaltung unter Menschenhand ist in dem Sinne unnatürlich.
Wie bei Rassetieren nach Form/Farbe, selektiere ich auch nach gewünschten Charaktereigenschaften. Hähne, die brütenden Hennen beim täglichen Aufstehen auflauern, die Küken/Jungtiere angreifen oder Hennen vergewaltigen, sind hier ruckzuck draußen. Dies gilt auch für besonders garstige weibliche Exemplare.
Also bei meinen Tieren kommt es zwischen den Hühnern und den aktuell führenden Glucken schon auch mal zu Auseinandersetzungen, ich würde das nicht zu hoch bewerten. Und nur weil dein ansonsten netter Hahn jetzt einmal in dieser Situtation nicht 100 % richtig gehandelt hat, wäre das für mich noch lange kein Grund, den auszusortieren.
Dein Hahn hat sich fern gehalten, hat nicht die Küken attackiert, sondern nur, als es zum Konflikt kam, versucht, zu treten. Auch eine Art, einen Konflikt zu lösen. Es gibt schlimmeres, finde ich. Es ist nicht leicht als Hahn, immer souverän und richtig zu agieren, wenn sie die Hühnerdamen unvermittelt in die Wolle kriegen. Vielleicht hat er einfach die Situation nicht richtig erkannt?
Solange alle schön Platz haben und bei Konflikten genug Möglichkeiten haben, sich aus dem Weg zu gehen, würde ich weder die Henne noch den Hahn wegtun.
Eine meiner Glucken hatte auch mal eine blutige Auseinandersetzung (durch den Abtrennungszaun wohlgemerkt), und nach ihrer Wiedereingliederung in die Truppe war alles vergessen.
Du bist mit dem Hahn bisher zufrieden? Dann warte doch noch ab, wie sich die Situation entwickelt. Ist der Hahn noch jung? Dann gib ihm die Gelegenheit, sich in die Rolle als Beschützer hineinzufinden.
Ich habe zur Zeit einen charakterlichen Superhahn, der durch und durch dem entspricht, was man sich von einem Hahn erhofft. Aber - der mag einfach nicht alle Hühner. Er hat seine Lieblingstruppe und ein paar von den Althennen kann er einfach nicht leiden. Die werden konsequent vom Futter weggejagt. Das ist kein Problem, es gibt immer genug Futter an verschiedenen Stellen, dann müssen sie halt warten, bis die Favoritinnen satt sind.
Was ich sagen will: Wegen der einen Situation würde ich mir erst einmal gar keinen Kopf machen; überlege dir höchstens, ob du genug Platz für die Truppe hast, den Rest erledigen sie schon selber unter sich. Die Glucke muss sich ihren Rang neu erkämpfen, dann können schon ein paar Federn fliegen. Nur wenn es richtig gefährlich für eine der Beteiligten wird, musst du eine finale Lösung suchen. Aber jetzt ist das zu früh, finde ich.
So, wie Dylan gerade schrieb, sehe ich das auch.
Selbst der beste Hahn kann nicht immer zu 100 % reagieren, so wie wir uns Menschen das immer erhoffen und wünschen.
Genauso ist es wie mit der Wortwahl einiger …
... ich würde mir in der Umgebung einen vernünftigen Hahn besorgen und den Anderen killen. Scheinbar ist die ganze Blutlinie versaut ?!
Naja die Wortwahl war jetzt nicht berauschend, aber der Kern der Aussage stimmt. Wenn diese Linie immer wieder auffällige Hähne hervorbringt, würde ich sie nicht weiterführen.
Freehill
25.05.2019, 11:58
Es gibt so viele tolle Hähne, die in der Tiefkühltruhe landen - nur weil sie keinen Platz in einer Truppe finden. Da muss man sich nicht mit einer Zuchtlinie rumärgern, die einen nicht glücklich macht. Und offenbar bist Du nicht glücklich mit Deinen Hähnen.
Sicher findest Du in Deiner Umgebung einen passenden Ersatz.
Als Dein Hahn die Henne getreten hat, zeigte er seinen Besitzanspruch um den Hennenstreit zu beenden.
Deshalb muss keiner von beiden nach Sibirien. Aber trotzdem weiter beobachten.
Einer meiner Hähne guckte zu, wie sich die Hennen gekloppt haben. Als es anfing blutig zu werden, ging ich dazwischen und der Hahn hatte die gleiche Idee. Er wartete nur noch ab. Dabei erwischte er mich an der Hand. Sofort stand er wie elektrisiert da. Er wusste, dass er was falsch gemacht hatte. Aber es war nicht seine Absicht. Die Hennen waren inzwischen fertig mit streiten und meinen Hahn habe gestreichelt. Dann war alles wieder gut.
Ich will damit sagen, dass man nicht alles überbewerten soll und dadurch zu falschen Schlüssen kommt.
Mfg Rocco
Freehill
25.05.2019, 13:28
Als Dein Hahn die Henne getreten hat, zeigte er seinen Besitzanspruch um den Hennenstreit zu beenden.
Deshalb muss keiner von beiden nach Sibirien. Aber trotzdem weiter beobachten.
Einer meiner Hähne guckte zu, wie sich die Hennen gekloppt haben. Als es anfing blutig zu werden, ging ich dazwischen und der Hahn hatte die gleiche Idee. Er wartete nur noch ab. Dabei erwischte er mich an der Hand. Sofort stand er wie elektrisiert da. Er wusste, dass er was falsch gemacht hatte. Aber es war nicht seine Absicht. Die Hennen waren inzwischen fertig mit streiten und meinen Hahn habe gestreichelt. Dann war alles wieder gut.
Ich will damit sagen, dass man nicht alles überbewerten soll und dadurch zu falschen Schlüssen kommt.
Mfg Rocco
Prinzipiell richtig, nur bin ich davon ausgegangen, das die Überlegung den Hahn nach Sibirien zu schicken nicht nur auf diesem einen Erlebnis basiert ?!?!
Prinzipiell richtig, nur bin ich davon ausgegangen, das die Überlegung den Hahn nach Sibirien zu schicken nicht nur auf diesem einen Erlebnis basiert ?!?!
Und ich gehe mal von weiteren Fehleinschätzungen im Vorfeld aus.
Mfg Rocco
ich habe derzeit einen etwa zehn Monate alten Chefhahn, der auch schon Glucken mit Küken weggehackt hat. In meinen Augen hat er so reagiert, weil er das Futter für seine legenden Hennen beanspruchte, die ihm in dem Moment wichtiger waren, denn die lassen sich treten, die Glucke nicht. Ich habe es mit Stirnrunzeln beobachtet. Am nächsten Tag waren die Hennen gerade mit Eierlegen beschäftigt, der Hahn fand einen Leckerbissen, er lockte, und ließ ihn sich ganz selbstverständlich von den Küken aus dem Schnabel picken.
Ich habe auch einen kleinen Zweithahn, dem die Chabo-Hennen 'gehören'. Sobald die Küken etwas größer sind, beginnt er um die Glucken herumzuscharwenzeln und versucht sie zu treten. Ich bin mir nicht sicher, ob er spürt, wenn die Glucken langsam wieder ans Eierlegen denken, oder ob er durch seine Aktionen quasi entgluckt, um wieder zum Zug zu kommen.
Ich sehe es so, das da viele Momente für den Hahn sind, wo er in einen Interessenskonflikt gerät und einfach entscheiden muß, wie er die Situation handhabt. Dabei verliert er natürlich nie sein Hauptziel aus den Augen, nämlich für neue Nachkommen zu sorgen. Da solche Situationen bei sehr vielen Tierarten zu beobachten sind, und teilweise schlimmer, halte ich das Verhalten meiner Hähne insgesamt für arttypisch. Für die Küken gilt einfach: ziehe dir nicht die Aufmerksamkeit oder gar den Zorn legender Hennen zu, und du hast weder von ihnen, noch vom Hahn etwas zu befürchten.
Ich hatte auch schon Hähne, die sich liebevoll um Glucke und Brut bemüht haben. Aber im Rückblick war das immer dann der Falle, wenn die Gruppe sehr klein war und kaum Interessenskonflikte auftraten.
Letztendlich kann man nur selber entscheiden, ob man das Verhalten des Hahns für degenriert oder nicht tolerierbar ansieht. Hühner, die Jagd auf Küken machen, gehören für mich definitiv dazu. Aber man sollte sich die Zeit nehmen und unvoreingenommen beobachten, um sich wirklich ein Gesamtbild über das Tier machen zu können.
Wellnesshuhn
25.05.2019, 18:38
Ihr Lieben!
Danke für die reichlichen Antworten!
Ich habe gründlich drüber nachgedacht. Sowohl Hahn als auch Henne bekommen noch ihre Chance.
Der Hahn ist ja noch kein Jahr alt. Ausserdem musste er als Einzelküken aufwachsen, als Küken der Chefhenne. Da ist er schon als kleiner Prinz gross geworden, leider ohne Hahnenvorbild. Die Küken jetzt waren die ersten Küken, die er je gesehen hat.
Ich denke, er hat es verdient, zu lernen. Zumal ich selber grossartig mit ihm klar komme und die anderen Hennen sich super nach ihm richten.
Mal schauen wie es wird, wenn jetzt im großen Stall die Küken der anderen Glucke schlüpfen. Diese Glucke ist letztes Jahr schon ab Tag drei mit den Küken in der Truppe gelaufen. Da hatte auch die Henne, die gestern die andere attackierte keine Probleme mit.
Dann wird es in den nächsten Wochen vielleicht ein wechselndes Auslaufsystem geben.
Denn tatsächlich haben wir einen Wald für unsere Hühner 😃.
Der Hahn hat mit den verbliebenen 7 Hennen ein Gehege von ca. 150qm. Da sind sie drin, wenn wir nicht da sind. Wenn wir zuhause sind, dürfen sie den Wald-Wildnisgarten von etwa 3000qm benutzen. An Platzmangel sollte es also eigentlich nicht liegen. Nur die Schlafplätze sind begrenzt. Hatte bislang noch nie zwei Glucken fast gleichzeitig. Mal sehen, wie wir das koordinieren.
Wenn der Hahn so jung ist, dann wächst der noch in seine Aufgabe hinein - wobei ich weiterhin denke, dass er gar nichts falsch gemacht hat. Ich halte die von dir beschriebene Situation weiterhin für kein echtes Problem und denke, es ist richtig, dass du nicht vorschnell schlachtest. Das wird schon werden. Die Küken müssen sich nun mal vor den Althennen in acht nehmen, das lernen die sehr schnell, wem der beste Platz am Futter gebührt.
Zwei Glucken zusammen laufen lassen, geht, wenn sie genug Platz haben, um sich ggf. aus dem Weg zu gehen. Ich habe zur Zeit eine Glucke mit 10 großen Küken (5 Wochen) und eine Glucke mit einem kleinen Einzelküken laufen. Die Glucken gehen sich möglichst aus dem Weg, bei genügend Platz im Auslauf und verschiedenen Futterstellen klappt das ganz gut. Manchmal wird sich angezickt, oder das Fremdküken weggehackt, wenn es auf das Rufen der anderen Glucke ebenfalls angesaust kommt. Das sorgt für Leben in der Bude und hat noch keinem geschadet.
Hy!
Dass Glucken auf die Mütze kriegen, ist leider relativ normal, vor allem wenn sie nach längerer Abwesenheit (da reicht schon das nur kurze Erscheinen in den Brutpausen- ansonsten ist sie ja quasi aus der Herde raus/ nicht mehr dabei) wieder dazu kommt. Ist die Henne da nicht recht ranghoch, gibt es Kopfnüsse.
Soweit völlig normal, auch versuchen im Rang unter der Glucke stehende Hennen bei der gehemmten Gelegenheit manchmal, ihre Position etwas zu verbessern. Alles ganz natürlich, wenn auch ungeil.
Lösung wäre hier, allzu rangtiefe Hennen nicht glucken zu lassen. Das kann, wie in einem Fall bei mir (der aber voll und ganz mein Fehler war, weswegen ich die agierende Henne auch nicht schlachtete), wo die rangtiefste im Stall gluckte (war eine Riesenausnahme), und die ranghöchste eine Hybride war, also höchst bedürftig nach tierischem Protein, schon mal ganz mächtig ins Auge gehen.
Zu der Zeit machten die Hennen sommerliche Legepause, und ich hatte das tierische Protein deutlich reduziert, damit die Mädels sich in Ruhe was regenerieren können. Ja...
Leider fraß diese ranghöchste Henne sechs der acht befruchteten Eier, weil die rangtiefst stehende Glucke sich natürlich nicht die Spur wehrte, und dann auch noch eines der beiden frisch geschlüpften Küken, von dem ich nur noch ein Bein mit etwas Hautfetzen dran auf dem Kotbrett fand... Das war schon ein reichlich harter Knüppel, und hätte eigentlich das sofortige Pulverisieren der ranghöchsten Hybridin nach sich gezogen, denn fast ein ganzes befruchtetes Gelege UND dann noch ein Küken fressen- härter geht es kaum noch...
War aber voll umfänglich mein Fehler, daher brütet seitdem bei mir keine rangtiefe Henne mehr, und gibt es tierisches Protein im Jahresschnitt gleichmäßig. Weniger als vorher, dafür durchgehend. Und im Stall wird auch nicht mehr erbrütet- entweder werden unbelehrbare/ nicht umzusetzende Glucken entgluckt, oder sie sitzen leer. Und die gelege- und kükenfressende Chefhenne hat es danach auch nicht wieder getan.
Ein anderer Fall sind aggressive Hennen, die es nicht lernen wollen.
Gerade jetzt am Freitag hat eine meiner Hennen sich endgültig selber ins Aus manövriert, weil die ständig irgendwelche anderen Glucken angriff. Als Glucke hat sie sich IMMER mit plusminus zeitgleich führenden (oder sitzenden) anderen Glucken angelegt und IMMER verloren, und hat es nicht und nicht gelernt. Darum habe ich sie 2018 kein zweites Mal brüten lassen, und dies Jahr gar nicht. Auch, weil die von ihr geführten Küken immer relativ scheu wurden, aber das nur am Rande.
Und nun sitzt gerade wieder eine total nette Glucke, die auf Stress keinen Wert legt, und die weiße Giftnudel hing ihr letzte Woche aus heiterem Himmel an der Gurgel. Da hatte ich bereits die Schnauze endgültig voll und sie wäre auf der Stelle dran gewesen, wenn der Hahn sich nicht immer vor sie gestellt hätte, und weil ich nicht ein noch schlimmerer Buhmann werden wollte. Sie kriegte also nochmal eine Chance, nur, um am Freitag wieder der sitzenden Glucke an die Wäsche zu gehen. Da war das Maß dann voll, ich griff sie aus dem Kampf raus, zack, erledigt :kein.
Immerhin werde ich nun erfahren, ob vierjährige Hennen noch essbar sind...
Moral von der Geschicht': Ein- oder zweimal ist eine Attacke durch andere Hennen auf eine Glucke völlig normal und in Ordnung. Wenn eine bestimmte Henne aber immer und immer wieder keinerlei Einsicht zeigt, und auch wenn sie keine Chance hat immer wieder mal drauf geht, dann hat die in meinen Augen ein Problem, und Hühnersuppe (wie bei uns heute) ist lecker :kein...
Das leitet uns dann auch weiter zu Punkt 3, dem Hahn:
Es ist wahr, ein guter Hahn ist saumäßig schwer zu finden. Darum haue ich mir auch immer wieder auf die Finger, wenn mein Althahn mal wieder seine Tage hat und geistig- stimmlich mal wieder austickt- wie den ganzen Tag kräht, wirklich JEDE Bewegung von mir mit einer dummen Bemerkung quittiert usw. ... Zu 90 % ist er völlig ok, nicht aggro, 1a zu Henne und Küken, aufmerksam, fürsorglich, rundum gut- darum schlucke ich manchen Kloß durchaus runter.
Der mochte nun die weiße Zimtzickenhenne scheinbar sehr gerne, denn er stellte sich den einen Tag nicht immer nur zwischen sie und mich, wohl genau erahnend, dass sie am dransten ist, wenn ich freie Linie gehabt hätte, sondern stand beim zweiten Gekloppe auch der weißen bei, und stänkerte auf die Glucke.
Sonst hält er sich nach einem Alibi- Sprüngchen weise raus, wenn sich mal zwei Weiber klopfen (was sehr selten ist), auch beim ersten Prügeln zog er es nach einem Hüpferchen vor, lieber was zu futtern (weise eben...), doch beim zweiten Mal setzte er sich echt für die weiße ein und ging mit gegen die Glucke.
Sieht erstmal Scheiße aus, aber:
Kann man aus Sicht des Hahnes auch nachvollziehen, denn eine legende Henne ist für ihn erstmal unmittelbar wertvoller als eine gluckende.
Der gluckenden hat er (eigentlich) schon Nachwuchs angesetzt, die nutzt ihm also so unmittelbar erstmal nichts mehr für die nächsten paar Wochen. Eine legende dagegen kann er noch befruchten, daher ist es für ihn sinnvoller, die zu beschützen. Das ist jetzt sicherlich ernüchternd, aber Fakt, Hähne denken noch mehr und ausschließlicher mit dem Lollo, als man es uns menschlichen Geschlechtsgenossen allgemein so nachsagt :kein.
Leuchtet auch ein, denn ein Hahn hat normalerweise kaum mal zwei/ drei Jahre als Haremschef, und da muss er befruchten, was geht. So kann man ihm dann auch nachsehen, dass er sich nicht für die Glucke einsetzt, denn da hat er seinen Lebenszweck erreicht, "mehr mehr" heißt die Devise.
Dass Deiner die Glucke noch treten wollte, ist sicherlich so ungefähr der gleichen Grundmotivation zuzuordnen, war allerdings sicherlich auch eine klare Überforderungsreaktion. Treten bedeutet nicht nur Sex, sondern ist auch eine klare Dominanzgeste.
Das zeigt, dass der Hahn (noch?) nicht allzu souverän und relativ leicht überfordert ist. Wenn er noch sehr jung ist, KANN man ihm das noch nachsehen, wenn es das einzige Mal ist/ war.
Allerdings sollte man auf JEDEN Fall die Hahnenlinie unterbrechen, und von ihm keinen männlichen Nachwuchs mit dem Ziel ziehen, daraus später 'nen Chefhahn zu rekrutieren. Und auch bei männlichen Nachkommen seiner Töchter sorgsam beobachten und urteilen.
Ich bin nun sicher der aller-, allerletzte der dazu rät, komischen Hähnen noch eine Chance zu geben, würde aber mal noch kucken. Wenn es bei dem einen krasseren Ausrutscher bleibt (man tritt keine Glucken, komme was da wolle), kann man ihn erstmal lassen, während man nach was souveränerem kuckt. Sollte das aber nochmal passieren, sollte man dann auch nicht weiter zögern und ihn zum Essen einladen.
Bohus-Dal
27.05.2019, 07:15
Der Hahn ist ja noch kein Jahr alt. Ausserdem musste er als Einzelküken aufwachsen, als Küken der Chefhenne. Da ist er schon als kleiner Prinz gross geworden, leider ohne Hahnenvorbild. Die Küken jetzt waren die ersten Küken, die er je gesehen hat.
Ich hatte auch mal ein Einzelküken, aus dem ein wundervoller Hahn wurde, der sich ganz lieb um Küken und Glucke kümmerte, auch er war jung, und auch bei ihm waren es die ersten Küken, die er sah, allerdings gab es einen friedlichen Althahn, der die Küken aber nur ignorierte.
Einen Gluckenvergewaltiger hatte ich später leider auch mal, das ist nicht witzig :( Ich mochte ihn gerne und habe es mir zu lange schöngeredet, bis ich die Hennen dann endlich von ihm befreite. Ich hätte ihn nie einkreuzen sollen, sein Sohn war netter und auch kein Gluckenvergewaltiger, jetzt habe ich den Enkel, und der ist wieder noch ein Stück besser, aber diese rüpelige Art und das nicht-um-die-Küken-kümmern vererbt sich leider auch.
Wellnesshuhn
04.06.2019, 17:34
Ihr Lieben,
ich gebe Euch mal ein Update.
Die Brut im Stall ist leider schief gelaufen. Wohl durch die viele Unruhe. Das mache ich definitiv nicht nochmal.
Allerdings hatte die führende Glucke dann an Tag 19 ganz deutlich gezeigt, dass sie jetzt mit der Truppe laufen möchte. Dann habe ich unter strenger Aufsicht den Zaun auf gemacht, die Bande längere Zeit genau im Auge behalten und es ist alles gut gegangen.
Die Glucke wurde nicht mehr von anderen Hennen attakiert.
Der Hahn balzt sie zwar hin und wieder an, aber sie dreht sich weg und duckt sich nicht. Dann geht er weiter.
Scheint also wirklich ein Lernprozeß zu sein, auch für micht :jaaaa:
Werde also in Zukunft genauer schauen, ob die Henne wirklich schon Kontakt mit dem Rest haben will, bevor ich diesen herbei führe. Und Glucken definitiv von Anfang bis Ende der Brut von den anderen abtrennen.
nero2010
04.06.2019, 21:11
Und was ist am 19. BT mit den Eiern passiert ???
Wellnesshuhn
05.06.2019, 11:46
Missverständnis!: es waren zwei Glucken.
Die erste, abgetrennt von der Herde, führte bereits 5 Küken. Bei erstem Kontaktversuch mit der Herde, von mir herbeigeführt, wurde sie von einer anderen Henne und dem Hahn angegriffen. Am 19. Tag nach Schlupf hat sie jetzt von sich aus den Kontakt zu den anderen gesucht, mit den Küken.
Die zweite brütete im Stall, zwar abgeteilt, aber es gab immer wieder Störungen durch die anderen Hennen und den Hahn. Die habe ich 25 Tage brüten lassen. Es ist nichts geworden, alle Eier waren unterschiedlich entwickelt, ein Küken war abgestorben im Ei und das stank.
Die musste ich dann entglucken, weil ich auch keine Eintagsküken für sie bekommen habe.
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