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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Lohtöchter"



parson
19.01.2019, 10:23
Gestern Abend hatte ich ein eigentlich unwesentliches Erlebnis (ist eigentlich schon zuviel gesagt), das mich aber echt gerührt hat.
Doch der Reihe nach:
wie andernorts beschrieben, hab' ich zwei Lohmann-Töchter (also F2-Hennen aus Kaufmarkteiern) im kleinen Garten mit kleinem Stall in der großen Stadt.
Das klappt recht gut und ich bin wenigsten halbwegs befriedigt, was meine Hühneritis angeht. Lieber hätte ich alles in groß und mehr (mit Hahn) auf'm Land - aber naja...

Die Zwei gehen immer in der fast letzten Minute in den Stall, bevor die Klappe schließt. Da hier zwar alles klein aber auf dem letzten Stand der Technik ist;), kontrolliere ich immer so gegen 18:00 (da geht das Licht aus ...) via Kamera, ob die beiden auch den Zapfenstreich "erwischt" haben und auf ihrer Stange sitzen.

Gestern dachte ich erst 2 Std. später an die Kontrolle und - oh Schreck - die Stange war leer. Erst ein einziges Mal hatten bisher die Beiden den Torschluss versäumt.

Hier gibt's jede Menge Marder - sogar ein Mauswiesel wohnt auf Dauer hier und hält die Mäuse kurz.

Ich raus, die Tür zum Stall geöffnet, um die Klappe hochfahren zu lassen und was sehe ich im Dunkeln?

Der kleine Hühnerstall hat dachwärts (so in 1,5 m Höhe) eine breite Abdeckung, über die ich das Kackbrett bequem allmorgendlich abkratzen kann.

Das muss so gelaufen sein:
Die beiden waren zeitlich richtig eingetrudelt, kratzten und suchten den Stallboden ab (da gibt's gemörserte Eierschalen, Grit und Magensteinchen) und kurz bevor's Licht ausgeht, gingen die - wie immer - nach oben auf die Stange ...
... stellten fest, dass da eine noch höhere Sitzgelegenheit einlädt, die erprobt werden sollte - was sie auch in die Tat umsetzten :)

Es ist ja bekannt, dass das Rassehuhn mit seinesgleichen spricht - das Lohmannhuhn aber mit dem Menschen:jaaaa:.
Seit ich die als Küken ausgebrütet habe, wird immer von mir so ähnlich "getan" und es hört sich irgendwie fast dialogmäßig an: so quasi Rede und Gegenrede.

Meine Frau hat schon oft zweifelnde Blicke schweifen lassen, ob ich denn noch ganz "dicht" wäre :D:laugh

Die Beiden haben mich also richtig nett verpennt begrüßt und ich wurde trotzdem das Gefühl nicht los, dass da ein Untertonquietscher dabei war wie:
Was, da guckste Alter, wo wir heute nächtigen. Gibst'e uns die Möglichkeit, höher und damit evtl. bissl sicherer zu pennen, wird die angstfrei wahrgenommen:jaaaa:
Und die lassen sich ja auch recht gern anfassen und auch unterfassen. Die hatten richtig warme Schlaf-Füße und während ich sie auf die Stange runterbugsierte, gab's permant gedämpft-unhysterische Unterhaltung.
Kein Stress, keine Angst - einfach ein unglaubliches Vertrauen, dass da nix Böses passieren kann und auch nicht wird ...

Das war so nett, dass ich mich den ganzen Abend drüber gerfreut habe.

Natürlich hätten die halt noch lieber, dass ich ein pflichtbewußter Hahn insgesamt wäre:love:rotwerd

Nach 5 Minuten sah ich über die Kamera schon die Fortsetzung der Nachtruhe. Diesmal aber ordnungsgemäß auf ihrer Stange und nicht im besitztergreifenden Eroberungsmodus ganz oben: Gib uns Raum - wir nehmen ihn ein!!!:neee:

Das war atmosphärisch-schön. Hat mich an die Kinder erinnert, wenn ich die mit Gutenacht-Geschichte ins Bett brachte . . . und ich weiß, dass es unter euch ähnlich fragwürdige Hühnerversteher/innen gibt, die ganz genau wissen, was ich da meine!

Viele Grüße!

(... den Stallabdeckungsdeckel vergesse ich längere Zeit nimmer; hab' ich mir vorgenommen ... und eigentlich hoffe ich, dass die bissl weniger eifrig legen. Obwohl Lohmann-F2 - also die Folgegeneration, hauen die täglich ihre Eier raus, als gäb's kein Morgen!)

Penni
19.01.2019, 20:03
Hallo Parson!
Schöne Geschichte :)
Ich hatte in den Anfängen meiner Hühnerhaltung auch Lohfrauen und im weiteren Verlauf dann bunte Mixe mit Lohfrauanteilen...
Ich mochte auch ihre unkomplizierte, ein bisschen distanzlose Art und weiss noch, das ich in hahnenlosen Zeiten ständig über hockende Hennen gestolpert bin :laugh
Und ja, die zu vielen und im zweiten Jahr riesengroßen Eier :( Und: die Lohmänner, die wir dazu hatten, waren echt 'ne Katastrophe! Durch ihre Distanzlosigkeit und starken Trieb hatten wir mehrfach Hähne, die bis ins Gesicht flogen und durch Jeans blutige Löcher in Beine hackten :-XDas, was bei den Mädels so süß war, bei den Herren untragbar...

Am Abend bei den Hühnern zu sitzen finde ich auch was sehr nettes und meine Blumenhühner reden auch mit mir! :p

Ich wünsch dir weiterhin so viel Freude mit den Stadthühnern! Viele Grüße! Penni

(und was heißt hier eigentlich: 'fragwürdige Hühnerversteher/innen?':verweis:laugh)

Penni
19.01.2019, 20:05
Hast du die Kaufmarkteier im Kunstbrüter ausgebrütet?

Grüße! Penni

zottellotte
19.01.2019, 20:18
Was ist daran ein unwesentlich es Ereignis? Die Sache hatte doch eine grosse Bedeutung für Dich!

Und schön und erzaehlenswert für alle Kuscheln ihn hält er. Du bist wahrlich nicht allein 🙋

zottellotte
19.01.2019, 20:20
Das sollte Kuschelhuhnhalter heißen! Nieder mit der Autokorrektur

magda1125
19.01.2019, 21:11
@parson

Moin,
das ist wirklich eine schöne Geschichte!

Meine 2 Lohfrauen waren mit 1,5 Jahren (?) auch von Anfang an hier sehr "menschenaffin" und zutraulich.
Wahrscheinlich ist das angezüchtet?
Trotzdem hatten beide ihren eigenen, sehr individuellen "Kopf".

Wünsche dir weiterhin viel Spaß mit deinen Töchtern!

parson
19.01.2019, 21:58
@ Penni: "und was heißt hier eigentlich: 'fragwürdige Hühnerversteher/innen?' "
;):laugh . . . damit meine ich die zweifelnden Blicke meiner Frau, wenn ich mit den Beiden eine "Quietsch- und Glucksunterhaltung" führe! Und ja - die sind aus Kaufmarkteiern ausgebrütet.

Übrigens sind die Paarungs-Aufforderungen bei diesen beiden ziemlich rar. Nach der Kükenaufzucht habe ich mich zur Ordnung gerufen und mit den Dreien (waren's ja ursprünglich) nicht so viel gequatscht und sie verzogen. Ich wußte ja schon, dass man diese distanzlose Nähe auch noch verstärken kann.
Deshalb ist da eine Kamera eigentlich übertrieben und auch bissl "gspinnert" (= verrückt) - bringt's aber, weil ich jede Menge an Verhalten sehen kann, ohne von den Huhns wahrgenommen zu werden.

Ich genieße aber dieses grundsätzliche Vertrauen und das absolut unhysterische Verhalten!

Euere freundlichen Antworten tun mir wirklich gut.:jaaaa:

Liebe Grüße und schönen Abend noch,
Werner

Saatkrähe
20.01.2019, 02:14
Hallo Werner - sehr schöne Geschichte :) Ich kann Dich soo gut verstehen. Vor zwanzig Jahren habe ich mit der Hühnerei begonnen, indem ich die fünf oder sechs Lohfrauen meiner Freundin übernahm. Als die nach und nach starben, habe ich mir genauso nach und nach Rassehühner besorgt. Da sind auch immer wieder Hennen mit entzückendem Wesen dabei. Trotzdem denke ich oft an meine ersten Hybridhühner zurück, die wirklich umwerfend waren. Und seit nun sechzehn Jahren verkneife ich mir alljährlich, wieder mal solche Hühner zu kaufen - und schleiche auch immer wieder an den Eierregalen vorbei - manchmal öffne ich Packungen und schaue mir die Eier an :D Aber die Vorstellung, daß die dann wieder JEDEN Tag ein Ei raushauen, läßt mich unverrichteter Tat weiterziehen :)
Dir wünsche ich weiterhin viel Freude und Glück mit Deinen zwei Hühnermädels !

parson
20.01.2019, 10:47
- und schleiche auch immer wieder an den Eierregalen vorbei - manchmal öffne ich Packungen und schaue mir die Eier an :D Aber die Vorstellung, daß die dann wieder JEDEN Tag ein Ei raushauen, läßt mich unverrichteter Tat weiterziehen
Guten Morgen liebe Saatkrähe!
Das ist wirklich eine Art Haßliebe bei mir. Nix finde ich faszinierender, als Dinge vom Ursprung her zu erleben (Suchtfaktor).
Soll heißen, etwas von Beginn an zu machen. Brutapparat basteln; Bruteier von Aldi, Rewe, Norma besorgen (dass die Bruteier verkaufen: der absolute Knaller für mich:p);
Küken aufziehen und dann für die Legemonster halbwegs ausreichend sorgen. Mit "halbwegs" meine ich eben diese irre bio-industriell anmutende Legeleistung durch Haltung und Futter einigermaßen möglich und damit erträglich zu machen.
Bei den Hybriden (F1) ist das ja kaum zu schaffen und das sind ja eigentlich auch Legemaschinen, die nach der ersten Saison "entsorgt" werden.
Deshalb meine Hoffnung, dass die Töchter dieser F1-Hybriden - also die F2-Generation - eine geringere Legeleistug aufweisen.
Scheint aber nicht so zu sein.
Wird aber vielerorts beschrieben, dass die nimmer ihre 320 Eier sondern nur noch so 250 legen würden und damit auch nicht so schnell verbraucht wären.
Mal abwarten - vielleicht kommen zukünftig doch mehr Pausen zustande.

Schönen Sonntag an diesem wunderschönen, klaren, kalten Winter-Sonntag!
Werner

Rohana
20.01.2019, 10:58
Wirklich süsse Geschichte. Ich hab derzeit noch eine von zwei Lohfrauen und ein paar Lohtöchter sind grade geschlüpft. Die LB unterscheiden sich deutlich vom Charakter her von meinen anderen (auch Hybriden), sie sind sehr aufgeweckt, immer unterwegs, sprechen viel und ziemlich charakteristisch (manchmal frag ich mich ob meine Bielefelderin die überhaupt versteht), allerdings sind meine beiden nicht speziell menschenbezogen. Grad die jetzige ist eher so der Streuner-Typ, aber sehr intelligent auf jeden Fall... und legefreudig. :roll

parson
20.01.2019, 15:06
Hallo Rohana, thx für deine netten Zeilen!
Bist du nicht auch im Selbstvers.org-Forum aktiv? Wenn ja, kenne ich dich besser als du denkst, da ich deine Beiträge regelmäßig mitkriege. Ich schreibe dort nix aktiv; vor paar Jahren schon mehr und da hab' ich auch einen längeren Faden über's Pilze züchten verzapft.
Und du hast aktuell Küken "in Arbeit"? Lohtöchter unter einer Glucke oder im Brüter? Das dürfte bei den kommenden Kältewoche ziemlich schwierige werden, oder?:-[

Pilzmäßig bin ich auch irgendwie infiziert (zum Glück kein Fuß- oder anderer Menschenpilz - ich meine die zum Essen). Damals ging's um Austern u. Shitake. Aktuell klone ich den Kräuterseitling, weil der am besten schmeckt.
Der kostet auch im Laden am meisten...
Ist so ein typisches Projekt für mich wie die Lohmanntöchter:
Ich kauf' mir einen Kräuterseitling, klone den unter sterilen Bedingungen, impfe ein entsprechendes Substrat (speziell für den Kräuterseitling: Pferdefutter, Pferdeeinstreu, Getreide ...) mit dem Flüssigmyzel und kann dann - wenn nix schimmlig wird - eigene Kräuterseitlinge in vielleicht 8 Wochen ernten.
Sicher kommt das letztlich deutlich teuerer, als die Schwammerl im Laden zu kaufen. Wird eine Passion draus, rechnet sich's evtl. sogar nach vielleicht 10 Jahren:cool::laugh
Ist aber vom Prinzip her das Gleiche wie die Sache mit dem Hühnervirus: Etwas vom Ursprung her zu machen ...

Da kann ich nicht aus meiner Haut und meine oft, dass das jedem Menschen was bringen müsste.

Das ist so anders als ein eintöniger Job und der dröge Alltag - man hängt sich da auch Arbeit im Sinne von überwachen, umsorgen ... an den Hals; die Oberpfälzer sagen da auch "hudern" dazu - eben das, was eine Glucke an Fürsorge für ihre Küken bringt.
Grade im SV-Forum treiben sich ähnlich gestrickte Menschen rum. Allerdings unterliegen die meist massiven materiellen und zeitlichen Zwängen. Selbstversorgung ist eben irre viel Arbeit.

Das relativiert mein obiges Geschreibsel...:grueb

Dylan
20.01.2019, 16:12
Ich fand dein Geschreibsel auch nett:)
Und deinen Brutwunsch mehr als nachvollziehbar. Meine Freundin hat sehr viele ausrangierte Lohfrauen, die dürfen bei ihr nochmal das normale Hühnerleben kennen lernen. Diese Freundin hat zwei Hähne von mir übernommen, zwei bildschöne Kerlchen, die mich echt zum Schlachten gereut hätten. Tja, so wie es aussieht, gibts dann bei mir dieses Jahr auch ein paar Mix - Lohfrauen.
Ich freu mich jetzt schon auf die ganze Brüterei und die entzückenden Küken. :jaaaa:

Lisa R.
20.01.2019, 16:26
Hallo Werner,

ich gackere und gluckse auch mit meinen Huhns. Die seltsamen Blicke mancher Nachbarn kann ich gut ignorieren. Hab ja meinen Ruf im Ort schon weg ...

Ich habe immer ein paar Hybriden mitlaufen - weil ich sie so sehr mag. Und auch wenn hier von manchen immer die Doofheit betont wird.
Ich finde nicht, dass die doof sind. Wenn es etwas zu entdecken, auszukundschaften und erobern gibt, dann sind die Hybriden die ersten, die es ausbaldowern.

Schön, dass Du uns an Deinen Erfahrungen teilhaben läßt.

Die besten Erfahrungen mit Nachzuchten hab ich gemacht, wenn ich einen Rassehahn mit den Hybriden verpaart habe. Mache ich schon seit Jahren mit meinem Sundheimer. Ergibt wunderschöne Hennen, die sehr gut aber nicht übermässig legen.

Rohana
20.01.2019, 17:22
Hallo Rohana, thx für deine netten Zeilen!
Bist du nicht auch im Selbstvers.org-Forum aktiv? Wenn ja, kenne ich dich besser als du denkst, da ich deine Beiträge regelmäßig mitkriege. Ich schreibe dort nix aktiv; vor paar Jahren schon mehr und da hab' ich auch einen längeren Faden über's Pilze züchten verzapft. [..]
Ja, dieselbige ;) ich glaub du bist auch gar nicht weit weg von uns, in Regensburg!

Die Lohtöchter (vom Bielefelder Hahn) werden aktuell von einer Glucke geführt, hab sie nicht bei mir daheim sondern ein Züchterkollege hat sie "mitlaufen", zusammen mit Zwergitalienern in schwarz und New Hampshire oder sowas. Und da der Mann sehr umtriebig ist und nie nicht Zeit hat, hab ich meine kleinen Wusel noch nichtmal live gesehen, sind jetzt 2 Wochen alt ... aber ich bin mir sicher es geht ihnen gut, schliesslich hat der Ahnung. Und die Glucke gleich zweimal.
Die Lohfrauen sind übrigns auch die die als erste das Loch im Zaun finden. Hab da vor Weihnachten mal ein Gedicht zu geschrieben, weil ich regelmässig alle paar Stunden rausmusste um das entsprungene Huhn wieder einzusammeln, denn raus finden sie, aber wieder rein nicht - und rennen dann vorm Zaun laut gakelnd hin und her :roll