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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Laufhühnchen ausgestorben



Saatkrähe
17.11.2018, 13:17
Erste europäische Vogelart seit Riesenalk ausgestorbenIm Jahr 1852 starb der Riesenalk aus. Seitdem musste Europa keinen Totalverlust an Vogelarten mehr erleiden.
Doch nun hat es das kleine Laufhühnchen erwischt.


von Daniel Lingenhöhl

https://www.spektrum.de/news/erste-europaeische-vogelart-seit-riesenalk-ausgestorben/1608866?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute


Mich erschreckt sowas sehr. Dabei sterben weltweit ständig irgendwelche Arten oder Spezies aus. Vom Laufhühnchen hatte ich bisher noch nicht einmal gewußt.

zfranky
17.11.2018, 13:26
Naja.. aus Europa sind sie verschwunden, aber die Art an sich ist weltweit doch gar nicht gefährdet...

Saatkrähe
17.11.2018, 17:30
Moin Franky - dann sind sie also "nur" in Europa ausgestorben. Hm - schlimm genug, wie ich finde. Zumal die sich ja auch sicherlich von Region zu Region unterscheiden. Aber das ist wohl der Lauf, wie es schon immer so war.

Okina75
17.11.2018, 20:02
Wenn Unterarten aussterben, ist es fast so schlimm, wie wenn es die ganze Art erwischt, denn die Unterarten für sich sind ebenso speziell und wären auf dem Weg gewesen, unter Umständen eine eigene Art zu werden. Was sich dann erledigt hat, und darum ist die Erhaltung jedweder Unterart haargenau so wichtig wie der Art allgemein. Die es so manchmal eigentlich nur oberflächlich gibt, weil die Art in aller Regel nur die Nominatform ist, und das ist mitunter nur eine von wenigen bis vielen, die ganzen Unterarten zusammen genommen sind also teils viel zahlenreicher als die Nominatform, weswegen der Verlust jeder einzelnen so schwer wiegt wie der Verlust der Nominatform an sich, weil sich jede an die in ihrem Gebiet typischen Gegebenheiten angepasst hat. Und ist das weg, kommt 's nicht wieder, da sind auch die nächstverwandten Unterarten nur suboptimaler Ersatz.

Ist also egal, ob weltweit noch genug vorkommen. Würde unser Eichelhäher aussterben, würde es über das gesamte nördliche Eurasien bis hin zum Pazifik noch einige weitere Eichelhäher- Unterart geben (die teils noch viel schicker aussehen als unserer), von daher könnte man denken "Macht doch nix!". Macht aber eben schon was, weil unser mitteluropäischer Eichelhäher dann in seiner Einzigartigkeit futsch ist. Und die anderen Unterarten sind eben nicht dieselben, obwohl auch Eichelhäher- und somit auch kein zu verschmerzender Ersatz :kein.

Saatkrähe
17.11.2018, 20:35
Danke für Deine präzise Erklärung !

zfranky
17.11.2018, 20:35
Ein Vogel, der in Afrika und Asien quasi überall vorkommt, in Europa aber nur 3 Population hatte, von denen bereits zwei 1920 und 1970 verschwunden waren, ist vielleicht auch nur nicht ausreichend angepasst an Europa. In Marrokko lebt diese Art übrigens nur auf bäuerlichen Feldern, also nicht in unberührter Natur.
Ein Aussterben von Arten hat und wird es immer geben.
Das kann man bedauern. Aber grundsätzlich wird man es nicht verhindern können. Solange es Leben gibt, gibt es Evolution.
Die spannende Frage wäre, ob das Aussterben menschengemacht war. Das wäre sicherlich zu bedauern. Darüber gibt der Artikel aber keine richtige Information. Und ich will auch nicht das menschengemachte weltweite Artensterben relativieren.
Wir vernichten jeden Tag Arten endgültig, die wir u.U noch gar nicht kennen.. eine Katastrophe, zweifelsohne.
Nur hier in dem Fall bin ich mir nicht sicher, dass es eine Katastrophe ist.

Rohana
17.11.2018, 20:43
So wie sich die Menschheit weiter ausbreitet und anderen Spezies den Lebensraum streitig macht, so wird es eben irgendwann eng für diese Spezies, besonders wenn sie stark spezialisiert und auf eng begrenzte Lebensräume angewiesen sind. Ist nix neues und hat auch nicht erst im letzten Jahrhundert angefangen :(

Blindenhuhn
17.11.2018, 20:52
Dann mal was Erfreuliches:

https://derstandard.at/2000091518068/Verschollen-geglaubte-Bienenart-in-Niederoesterreich-wiederentdeckt

Saatkrähe
17.11.2018, 20:56
Ob es eine Katastrophe ist oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Mein rares Wissen, kombiniert mit meinem Instinkt sagt mir, daß Hühnervögel besonders gefährdet sind und es höchstwahrscheinlich menschengemacht ist. Was nicht heißen soll, daß Hühnervögel nicht auch ansonsten bedroht wären.
Ich sehe es ebenso: Die Evolution ist allgegenwärtig - ein ewiges Entstehen und Vergehen und Veränderung. Ich bin trotzdem traurig, daß es diese Vögel nun 'hier' nicht mehr gibt. Aber vielleicht haben sich ja eine handvoll in Spaniens Wildnis geflüchtet :)

Okina75
17.11.2018, 20:57
Solange es Leben gibt, gibt es Evolution.

Ich frag' mich dann immer, aus was noch was evoluieren soll, wenn nichts mehr da ist... Bzw. keinerlei Platz zur Entwicklung neuer Arten, bzw. deren Ausbreitung...

Saatkrähe
17.11.2018, 21:02
Dann mal was Erfreuliches:

https://derstandard.at/2000091518068/Verschollen-geglaubte-Bienenart-in-Niederoesterreich-wiederentdeckt
;D Das ist ja wirklich höchst erfreulich :-* Dann hoffe ich, daß es mit dem Hühnchen mal ähnlich sein wird.

zfranky
17.11.2018, 21:02
Ich frag' mich dann immer, aus was noch was evoluieren soll, wenn nichts mehr da ist... Bzw. keinerlei Platz zur Entwicklung neuer Arten, bzw. deren Ausbreitung...

Dann schau mal rückwärts.. selbst nach dem der Asteroid die Welt der Dinos zerstört hat, hat sich das Leben bekrabbelt.
Über das Leben auf der Erde mach ich mir keine Sorgen...das übersteht locker einen Atomkrieg.
Das Überleben unserer Spezies ist die große Frage und Aufgabenstellung.

Saatkrähe
17.11.2018, 21:03
Ich frag' mich dann immer, aus was noch was evoluieren soll, wenn nichts mehr da ist... Bzw. keinerlei Platz zur Entwicklung neuer Arten, bzw. deren Ausbreitung...
Genau das ist der Schatten der meinen Gedanken anhaftet.

Saatkrähe
17.11.2018, 21:07
Dann schau mal rückwärts.. selbst nach dem der Asteroid die Welt der Dinos zerstört hat, hat sich das Leben bekrabbelt.
Über das Leben auf der Erde mach ich mir keine Sorgen...das übersteht locker einen Atomkrieg.
Das Überleben unserer Spezies ist die große Frage und Aufgabenstellung.
Ja, über das allgemeine Leben mache ich mir auch keine Sorgen. Es sind ja auch im Laufe all der vergangenen Zeit weitaus mehr Arten ausgestorben als heute existieren. Meine Empfindungen sind halt auf mehreren Ebenen angesiedelt - trotz der Einsicht, stimmt mich dieser Verlust sehr traurig. Das gehört eben auch zum lebendig sein.

Okina75
17.11.2018, 22:08
Frank, das Überleben unserer Spezies geht mir relativ am ... vorbei, wenn ich ehrlich sein soll. Du übersiehst außerdem zwei große Faktoren, mit dem Wiederberappeln des Lebens nach den Dinos: Es gab uns noch nicht, und die Erde war nahezu grenzenloser Lebensraum.

Um nicht nur das große Ganze zu sehen, sondern vor allem die viel wichtigeren Details empfehle ich Dir die Lektüre folgenden Buches: https://www.amazon.de/Gesang-Dodo-Reise-Evolution-Inselwelten/dp/3548600409/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1542488516&sr=8-1&keywords=Der+Gesang+des+Dodo

Der Titel klingt lächerlich, weil falsch übersetzt aus dem amerikanischen- sollte eigentlich heißen "Das Lied vom Dodo". Hat mit"Gesang" nicht viel zu tun- mit "Das Lied von..." umschreiben die Amerikaner auf ihre saloppe Art vielmehr gerne Geschichten um etwas, hier um das Aussterben unter anderem (bei weitem nicht nur!) eben des Dodo.
Der Inhalt des Buches wiegt allerdings zentnerschwer und beleuchtet eindringlichst, wie fragil alles ist, und wie komplex alles zusammen hängt. Das Leben generell, das wird sicherlich überleben- es wird allerdings viel zu viel pauschalisiert, "das Leben" ist nicht gleich "alles Leben, wie wir es kennen"- das kann letzten Endes auch nur mehr aus ein paar Mikroben bestehen- der Verlust alles höheren wäre schon ein herber Verlust, vor allem wenn es nur wenigem bedürfte, um es zu erhalten!

Lies mal das Buch- für mich, der sich seit frühester Kindheit mit Tieren und Natur intensiv beschäftigt und auseinander setzt, war das der ökologische und biologische Augenöffner schlechthin, als ich das mit über 30 erstmals zu lesen bekam- für mich wirklich eine Ökologie- Bibel, anders kann man das nicht sagen. Wobei das Wort "Bibel" nur die Tragweite des Inhalts bezeichnet, nicht den Inhalt der Bibel an sich. Ist alles nicht so simpel, von wegen wird schon und war schon immer so. Stimmt zwar, aber was wir anrichten, ist jenseits allen Guts und Böses...

Das Buch handelt größtenteils von der Biogeographie, also genauer des Lebens auf Inseln, und warum das Leben auf Inseln besonders prekärer Gefahr ausgesetzt ist. Im Laufe des Buches wird einem gewahr und vor allem auch bewusst, dass eben jene Inseln aus ganz spezifischen Gründen ganz hochsensible Lebensräume sind, und dass mit "Insel" nicht nur das klassische Verständnis einer solchen beinhaltet, also "Stücke Land mit viel Wasser drum", sondern das ALLES eine Insel ist, oder ohne weiteres zu einer werden kann! Und dass dann für jedwede dieser Inseln und ihren Artenbesatz haargenau dasselbe gilt wie für von Wasser umgebene Inseln. Insel sein kann auch ein Land, eine Region, eine lokale Fläche, ein Stücke Wald, ein wenige Quadratmeter großes Gebüsch... Und genau da liegt der Hund begraben, von wegen "es hat sich bislang immer was neues entwickelt". Die alten Gesetze aus Zeiten, wo es uns noch nicht gab, und wo das Leben noch schrankenlos expandieren konnte, die gibt es heute großenteils nicht mehr, weil alle guten Lebensräume WIR unter dem Nagel haben, und alles andere Leben darin an den Rand drängen... Da ist dann weder der Platz, geschweige denn die Zeit, dass sich da noch nennenswert neues entwickeln kann, das größer als sagen wir eine Ratte ist, solange es uns gibt...

Saatkrähe
17.11.2018, 23:05
Darum ist/wäre es ja auch so wichtig, daß zumindest jede/r mit ein wenig oder mehr Land/Garten/Gelände, dieses besonders naturnah pflegt. Das wäre schon mal etwas mehr als der kalte Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn ich all die zwar wunderschönen Blumen in den Gärten sehe, aber nichts was den heimischen Tieren dienen würde...
Gärten ohne Sinn und Verstand. Das könnte viel Gutes passieren.

zfranky
17.11.2018, 23:53
[QUOTE=Saatkrähe;1744298 Da könnte viel Gutes passieren.[/QUOTE]

Da stimme ich dir voll und ganz zu! Ich versuche ja auch zu retten, wo was zu retten ist..
Die Zukunft wird zeigen, ob wir genug Tropfen zusammen kriegen.

Bohus-Dal
18.11.2018, 08:15
Wußte ich noch gar nicht, danke für die Info. Zum Glück steht ja da auch, daß noch ein Rest der Nominatform in Marokko lebt und jetzt auch im Zoo nachgezüchtet wird, somit ist ein völliges Aussterben unwahrscheinlicher geworden.

Für das österreichische Bienchen kann man sich ja nur freuen und hoffen, daß sein Habitat dauerhaft geschützt wird.



Frank, das Überleben unserer Spezies geht mir relativ am ... vorbei, wenn ich ehrlich sein soll.

212097 Geht mir genauso. Aussterben wäre nicht schlecht, zumindest müßte diese invasive Art dringend reduziert werden.