Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Ruhe und Rast alleine schon die beste Mast?
Oliver S.
11.09.2018, 23:09
Liebe Hühnerfreunde,
wer Küken selber grossziehen will, muss sich früher oder später auch um eine sinnvolle Bestimmung der männlichen Tiere Gedanken machen, denn für die weitere Zucht kann man nicht alle Hähne verwenden. Obwohl es den Haltern vielleicht nicht immer ganz leicht fällt, gehört das Schlachten und Essen der artgerecht und gesund aufgezogenen Tiere zu den naheliegenden Optionen.
Eine einfache und leckere Variante der Verwertung ist z.B. die Herstellung von Hühnersuppe (https://www.chefkoch.de/rezepte/225151092832424/Goldgelbe-Huehnersuppe.html), wobei auch recht festes oder gar zähes Fleisch noch tolle Ergebnisse liefert.
Um ganz besonders gutes Fleisch zu erhalten, wird manchmal eine sogenannte Endmast durchgeführt und dazu würde ich mich gern mal mit euch austauschen.
Gemäss dem Motto "Ruhe und Rast ist die beste Mast" werden die berühmten Bressehühner, wie hier ab Minute 3 zu sehen,
https://www.youtube.com/watch?v=iKj8vj8rFHo
nach einer ausgedehnten Aufzuchtphase auf der grünen Weide noch für eine Zeit in Käfige ("epinette") gesteckt und mit einem Spezialfutter aus Mais und Milchprodukten gefüttert.
Nachdem meine Glucke begonnen hat, die diesjährigen Junghähne zu attackieren und vom Stall fern zu halten (was ihr aber nicht richtig gelingt), habe ich versuchshalber meine 3 überzähligen Junghähne im gerade freien Kükenstall untergebracht um zu beobachten was sie dort für einen Eindruck machen.
Der Kükenstall hat einen Auslauf von ca. 2-3 Quadratmetern und einen wetterfesten kleinen Holzstall in den sich die drei abends zurückziehen. Da sie gemeinsam aufgewachsen sind, verhalten sie sich untereinander verträglich und kämpfen nicht.
Nach diesen Angaben sollte Mastfutter II für Hähne in diesem Alter ca. 20% Rohprotein (http://www.huehner-info.de/infos/futter_bestandteile2.htm) enthalten.
Als Futter habe ich ihnen daher zur freien Auswahl gestellt:
Bachflohkrebse (ca. 45% Protein), gequollenen bzw. gekeimten Mais (8.5% Protein) unter den ich noch Magermilchpulver (35% Protein) im Massenverhältnis 4:1 gemischt habe, sowie reines Wasser, Essigwasser (2% Apfelessig) und Salzwasser (1% NaCl).
Gemäss den Angaben in dem Text (https://www.falstaff.at/nd/bresse-huehner-das-feinste-mit-federn/) dauert eine solche Mast 8-15 Tage.
Eure Meinung über und eure Erfahrungen zum Thema Gockelmast (Rahmenbedingungen, Futter, Dauer...) würde mich sehr interessieren.
Gruss, Oliver
noch für eine Zeit in Käfige ("epinette") gesteckt
Nur weil die Jungtiere anfangs Auslauf im Freien haben ist diese Käfigmast trotzdem Tierquälerei!
Angora-Angy
12.09.2018, 08:06
Ich finde diese Käfige absolut widerlich, egal welch eleganten Namen man ihnen gibt. Hähne in einen separaten Stall zu setzen und gehaltvoller zu füttern als die Schwestern ist ok, solange es sich weiterhin um eine vernünftige Haltung handelt. Mir fehlt leider die Möglichkeit dazu, sonst würde ich die Hähne auch aus der Herde nehmen und anders füttern.
Mich würde mal interessieren, ob man ernsthaft einen Unterschied schmecken würde, wenn man die Bressehähne nicht am Ende ihres Lebens noch 1-2 Wochen lang in solche tierquälerischen Käfige stopft. Ich kann es mir nämlich garnicht wirklich vorstellen. Das scheint mir eher so ein Traditions-Dingens auf Kosten der Tiere zu sein. Das mit dem anderen Futter kann man auch ohne die Käfige durchführen. Aber das ist es ja, was du gerade probieren willst, wenn ich dich richtig verstehe. Mit zumindest kleinem Auslauf und Mastfutter.
Wenn ich mir die Bressehähne in den engen Käfigen so anschaue, das muß doch Streß pur sein für die Hähne. Das scheint mir ein ziemlicher Widerspruch zu sein, daß dadurch das Fleisch besser werden soll. Es heißt doch immer, daß die Fleischqualität leidet, wenn die Tiere vor oder bei der Schlachtung viel Streß haben. Und da soll es gut für das Fleisch sein, die Hähne 1-2 Wochen lang unter Dauerstreß zu setzen?
Unsere Hähne laufen bis zum letzten Tag draußen herum, anders würde ich das auch nicht haben wollen. Wenn sie schon ihr Leben lassen müssen für unser Essen, sollen sie es wenigstens bis zuletzt so schön wie nur möglich haben.
LG
Mara
sternenstaub
12.09.2018, 08:58
Neben dem Aspekt, dass die Käfige, auch wenn es nur ca.2 Wochen sind, alles andere als tiergerecht sind, frage ich mich, was das Spezialfutter bringen soll.
Ich bezweifele, dass da noch viel an Muskelmasse zuwächst, eher wird wohl Fett zu erwarten sein. Muskeln wachsen durch die Beanspruchung. Wenn die sich nun nicht mehr bewegen können, dann dürfte eigentlich ein Abbau der Muskelmasse zu erwarten sein, auch wenn sich das in der kurzen Zeit nicht so stark auswirken dürfte. Sicher, das Endgewicht ist höher, aber m.E. eher durch Fett als durch Muskeln.
Kurz: Es erscheint mir mehr Glauben als Wissen zu sein.
Ich halte da auch rein gar nichts von und empfinde es als Tierquälerei.
Unsere Hähne werden versucht zu vermitteln und leben ansonsten in einer Junggesellen-Gruppe bis zum Schlachttermin im eigenen Gehege. Haben also täglich ausreichend Auslauf, Grünfutter und frische Luft.
Ich vertrete die Meinung, das man "glückliche" Hähne und "frische Luft" auch schmeckt.
Dorintia
12.09.2018, 09:47
Durch die entsprechende gehaltvolle Mais-Milch-Fütterung (um es nur kurz zu beschreiben, gibt ja auch andere Varianten) sollen die Tiere noch etwas an Gewicht zulegen und vor allem soll sich Fett im Fleisch einlagern, für mehr Geschmack und Saftigkeit.
Ob das tatsächlich so geht... keine Ahnung, aber so wird es beschrieben.
LittleSwan
12.09.2018, 09:49
wenn ich es richtig verstehe, wird dann ja recht proteinhaltiges Futter verabreicht. Die Hähne werden auch gar nicht so lange gehalten, sprich: insgesamt nicht so alt. Die Endmast dauert doch nur so 2 Wochen ...
Das heißt, es soll zartes Fleisch produziert werden. So VIEL Fett wird das eher nicht.
Ob es so funktioniert, kann ich nicht einschätzen.
Ich weiß nur, dass die Bresse an sich sehr agil sind. Ein lebhaftes Huhn, dass sich gern und viel bewegt, derartig einzusperren, finde ich schon heftig.
Masthähnchen, die recht schnell wachsen und sehr groß/dick werden, haben schon ob ihres Eigengewichtes nicht so einen großen Bewegungsdrang ... die liegen sowieso am liebsten vor dem Futternapf. Aber das kann ja auch nicht das Ziel sein.
Die Asiaten z.B. bevorzugen das bewegte Fleisch an den Knochen. Sie ziehen es also zum Beispiel dem (trockenen) Brustfleisch vor. Also, selbst wenn man die Bresse hochwertig füttert, wäre in dem Fall eher wünschenswert, dass sich das Tier trotzdem gut bewegen kann. So unterschiedlich kann die Philosophie sein ...
Oliver S.
12.09.2018, 12:30
Hallo vielen Dank erst mal für die vielen Rückmeldungen die auch in etwa meinem ersten Eindruck von dieser Art Mast entsprechen.
Nur weil die Jungtiere anfangs Auslauf im Freien haben ist diese Käfigmast trotzdem Tierquälerei!
Ich habe mich da auch gewundert: Bei den Legehennen wird die Käfighaltung verboten und bei den Bressehühnern ist sie scheinbar sogar obligatorisch:
Hier ab Minute 9:30 erklärt ein Züchter dass das für die Fleischqualität wichtig sei er sagt da "sans gras il n'y a pas de gout" also "ohne Fett gibt es keinen Geschmack":
https://www.youtube.com/watch?v=5XvIrPlmqIA
was dann auch Maras Fragen zum Teil beantwortet:
Mich würde mal interessieren, ob man ernsthaft einen Unterschied schmecken würde, wenn man die Bressehähne nicht am Ende ihres Lebens noch 1-2 Wochen lang in solche tierquälerischen Käfige stopft. ...
Wenn ich mir die Bressehähne in den engen Käfigen so anschaue, das muß doch Streß pur sein für die Hähne. Das scheint mir ein ziemlicher Widerspruch zu sein, daß dadurch das Fleisch besser werden soll. Es heißt doch immer, daß die Fleischqualität leidet, wenn die Tiere vor oder bei der Schlachtung viel Streß haben. Und da soll es gut für das Fleisch sein, die Hähne 1-2 Wochen lang unter Dauerstreß zu setzen? ...
... umgekehrt würde ein Schuh daraus: Weil die Fleischqualität besser wird, ist es vielleicht nicht so ein Stess wie es den Anschein hat. Wenn ich mir meine drei Jungesellen im Kükenstall (allerdings mit etwas Auslauf) anschaue, machen sie keinen gestressten Eindruck sondern erinnern mich eher an diese gewisse Art Urlauber die man z.B. auch am Ballermann in und vor ihren Betonkäfigen 2 Woche nicht viel machen aber viel essen und trinken sieht.
Gequält sehen sie bisher jedenfalls nicht aus, zumal die älteren Hühner die youngsters hier nicht mehr scheuchen und können.
Gruss Oliver
Meine Junghähne laufen bis zum letzten Tag in der Gruppe (1000qm Auslauf).
Das Fleisch hat eine so großartige Qualität, ich bin der Überzeugung, Lebensfreude schmeckt man.
Gefüttert wird das Bio- Standardfutter.
Abwechslungsreiches Futter, wenig Stress (auch beim schlachten), Zubereitung und Rasse machen sicher mehr an der Qualität aus als14-Tage-Käfigstress.
ich habe mal gelesen, das es einen speziellen genetischen Hintergrund bei den Bresse geben soll, der dafür sorgt, das mehr Fett im Muskelfleisch eingelagert wird. Das gilt nur für spezielle Linien, denn im selben Zusammenhang hieß es auch, das durch falsche Zuchtauswahl bei vielen Bresse-Linien diese Genetik verloren ging. Man muß also auch fragen, inwiefern diese Mastmethode dann tatsächlich nur was bringt, wenn man die geeigneten Tiere dazu hat. Sonst landen die zusätzlichen Kalorien nur unter die Haut, im Bauchfett und in der Leber.
Oliver S.
13.09.2018, 23:00
ich habe mal gelesen, das es einen speziellen genetischen Hintergrund bei den Bresse geben soll, der dafür sorgt, das mehr Fett im Muskelfleisch eingelagert wird. Das gilt nur für spezielle Linien,...
... aha. Das ist schon sehr interessant. Hier habe ich noch einen Film zu den Bresse-Hühnern in deutscher Sprache gefunden. Ab Minute 5:40 gehts um die Käfighaltung:
https://www.youtube.com/watch?v=SfmfoFH2SPc
Und bei 9:40 kann man sehen, dass die Bressehühner tatsächlich viel Fett unter der Haut haben und dann mit noch mehr Fett in butterform zubereitet werden. So mancher bekommt es da sicher mit der Angst zu tun und fragt sich vielleicht, ob so viel Fett gesund ist. Ich bin da allerdings immer gelassen, da ich finde, dass es etwas fettiger meist viel besser schmeckt.
LG Oliver
Oliver S.
16.09.2018, 21:07
Nachtrag:
Hier noch ein paar interessante Links zu den Bressehühnern innerhalb des Forums
1. Link (http://huehner-info.de/infos/rassen_bresse_aoc.htm)
2. Link (http://huehner-info.de/infos/rassen_bresse.htm)
Einem ganzen Faden zu Bressehühnern (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/165-Bresse-Gauloise?p=383&viewfull=1#post383)
Oliver S.
21.09.2018, 22:00
Hallo,
ich habe heute nach 10 Tagen mal gewogen um zu sehen, was diese Art der Mast so bringt. Ich habe ja diese Jahr zufällig zwei sehr ähliche Hähne ( beide: Vater Orgington gsg, Mutter Mechelnerhenne) die am 11. 9.2018 2944 g bzw. 3075 g gewogen haben. Den schweren Hahn habe ich mit Auswahlfutter bei den Hennen im Freilauf gelassen, den leichteren ins Mastgehebe getan.
Nun wiegen die beiden heute 3481 g bzw. 3490 g. Der Hahn im Freilauf ist also immer noch schwerer und hat in den letzen 10 Tagen 415 g zugelegt, der Hahn im Mastgehege hat 537 g zugelegt. Der Zuwachs in 10 Tagen war also unter Mastbedingunen 117 g oder fast 30 % höher als unter Freilaufbedingungen.
Auch optisch hat sich er gemästete Hahn gut gemacht, er hat einen kräftig roten Kamm und schönes gepflegtes Gefieder entwickelt.
zum Vergleich:
209845
Abb. 1 Freilaufhahn
209846
Abb. 2 Masthahn
Oliver
Täuscht das oder sieht das Tier auf Bild 2 irgendwie ungepflegter aus?
Fett wiegt weniger als Muskeln....ist das bei Vögel auch so?
magda1125
21.09.2018, 23:39
moin Oliver,
danke fürs berichten!
Die Zunahme in 10 Tagen ist ja bemerkenswert.
Im Eingangspost zu diesem Faden schreibst du von 3 separierten Hähnen zur Mast mit begrenztem Auslauf.
Da war dann also der hier verglichene Freilaufhahn mit Auswahlfutter nicht dabei?
Wie war denn dann die Gewichtszunahme bei den anderen beiden "Masthähnchen" von offensichlich anderen Eltern?
Das könnte doch auch aufschlussreich sein?
Oliver S.
22.09.2018, 06:26
Täuscht das oder sieht das Tier auf Bild 2 irgendwie ungepflegter aus?
Fett wiegt weniger als Muskeln....ist das bei Vögel auch so?
... Das täuscht hier etwas. Ich habe ihn zum Fotografieren ja auf die Stuhllehne gestellt. Der Freilaufhahn lies sich einfach hoch setzen und der andere hat dabei etwas geflattert und sich auch offensichtlich mehr aufgeregt (stehender Kamm). In seinem Mastgehege war sein Gefieder tip top.
Die Zunahme in 10 Tagen ist ja bemerkenswert.
Im Eingangspost zu diesem Faden schreibst du von 3 separierten Hähnen zur Mast mit begrenztem Auslauf.
Da war dann also der hier verglichene Freilaufhahn mit Auswahlfutter nicht dabei?
Wie war denn dann die Gewichtszunahme bei den anderen beiden "Masthähnchen" von offensichlich anderen Eltern?
Das könnte doch auch aufschlussreich sein?
... so ist es. Ich habe ja diese Jahr 5 Junghähne. Zwei davon habe ich bei den Hennen belassen (den Orpi-Mechelner-Mix und einen reinrassigen Orpingtonhahn) und 3 Junghähne habe ich separiert (den hier zu sehenden Orpi-Mechelner-Mix und 2 reinrassige Orpi-Hähne).
Mal sehen, wenn ich Zeit habe wiege ich heute Abend auch noch die Orpington Hähne.
LG Oliver
Innerhalb von nur 11 Tagen ist die Gewichtszunahme bei beiden Tieren ja sehr beachtlich.
interessant wäre jetzt, beide Hähne dann am selben Tag zu schlachten und Muskel- und Fettgewebe getrennt zu wiegen, ob also ein Teil des zusätzlichen Gewichts tatsächlich im Muskel gelandet ist oder 'nur' im Fett. Auch wäre interessant zu sehen, wie die Lebern im Vergleich aussehn.
Beim zweiten Hahn siehts so aus, als würde er eine Halsmauser machen. ist das beim anderen Hahn auch so, oder mausert der nicht?
Ja, wiege auch die Orpis mal. Eine größere Stichprobe muß her ;)
Oliver S.
22.09.2018, 16:07
Innerhalb von nur 11 Tagen ist die Gewichtszunahme bei beiden Tieren ja sehr beachtlich.
interessant wäre jetzt, beide Hähne dann am selben Tag zu schlachten und Muskel- und Fettgewebe getrennt zu wiegen, ob also ein Teil des zusätzlichen Gewichts tatsächlich im Muskel gelandet ist oder 'nur' im Fett. Auch wäre interessant zu sehen, wie die Lebern im Vergleich aussehn.
Beim zweiten Hahn siehts so aus, als würde er eine Halsmauser machen. ist das beim anderen Hahn auch so, oder mausert der nicht?
Ja, wiege auch die Orpis mal. Eine größere Stichprobe muß her ;)
Genau das habe ich mir auch schon gedacht. Allerdings muss man auch in der Wissenschaft manchmal Kompromisse machen. Wenn ich beide schlachte, dann habe ich die besonders wüchsigen Mechelnergene endgültig aus meiner Herde entfernt. Ich hatte ja am 7. Mai 2018 Besuch vom Fuchs (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/92144-Auswahlfutter-2-0/page165?p=1689614&viewfull=1#post1689614), der meinen Bestand auf 2 Hennen und einen Restvorrat von rund 40 Eiern verringert hat. Obwohl die Eier nicht speziell gelagert waren habe ich sie sofort in den Brüter gelegt und konnte meine Herde so innerhalb von 3 Wochen wieder um einige Tiere erweitern. Aus diesem Schlupf Ende Mai sind auch die beiden hier abgebildeten Hähne. Sie sind jetzt also noch keine 4 Monate alt und daher mit Sicherheit noch nicht in der Mauser. Das etwas zerzauste Gefieder rührt daher, dass der Hahn nach dem Wiegen hinter den Werkzeugtisch geflüchtet ist und ich ihn dort einfangen musste bevor ich ihn zum Fotografieren auf die Stuhllehne gesetzt habe. Die gesträubten Federn am Hals sind allein seiner Aufregung zuzurechnen.
Den anderen Hahn will ich nicht schlachten, bevor er seine beeindruckend wüchsigen Eigenschaften auf ein paar neue Küken vererben konnte. Daher kann ich leider den direkten Vergleich der beiden Schlachtkörper nicht bieten.
Den gemästeten Hahn habe ich heute morgen übrigens geschlachtet. Ausgenommen wog er rund 2100 g und ausserdem sind noch rund 180 g Innereien (Leber, Magen, Herz) angefallen. Die Leber sah vollkommen gesund aus, was bei einem knapp 4 Monate alten Tier ja auch zu erwarten war.
Ganz am Rande könnte ich noch etwas Interessantes erwähnen:
Ich habe meine zum Ausnehmen verwendeten Messer schon immer schön schaft geschliffen, bevor ich sie verwendet habe. Zufällig habe ich heute morgen dafür ein Messer mit altem Soliger Dünnschliff erwischt. Alter Schwede, was für ein Unterschied! Auch in glitschigem Gewebe erzieht man damit gute Schnitte, kann z.B. die Kloake prima herauslösen und die Arbeit geht viel schneller voran - wenn man sich nicht wie ich heute - versehentlich selber in die Quere kommt und wieder etwas Zeit fürs Verarzten verliert.
Nun liegt der gute für 3 Tage im Kühlschrank zum Reifen und am Dienstag versuche ich daraus einen hoffentlich leckeren Coq au vin blanc et à la crème (https://www.youtube.com/watch?v=NqmzB66Eda0) zu zaubern.
Oliver
hört sich lecker an... allerdings ist mein Spitz immer sehr empört, wenn ich Coq au vin mache, weil ich in ihren Augen das gute Fleisch völlig verderbe :laugh
ich weine ja meinen Mechelnern auch nach, aber der Größenunterschied zu meinen anderen Hühnern war einfach zu mächtig. Zwerghühnchen mit gebrochenen Hüften sind nicht so prall, auch wenn nur reine Unachtsamkeit dahinter steckt. Der Anblick von Futter ist bei Mechelnern halt das Äquivalent zu 'Handy am Steuer'... :roll
Oliver S.
22.09.2018, 21:30
...Ja, wiege auch die Orpis mal. Eine größere Stichprobe muß her ;)
Ok, also die Orpis wogen
am 11.9.2019
1. 2260 g (Freilauf)
2. 2155 g
3. 2127 g
Der schwerste Orpi-Hahn blieb zusammen mit dem Mechelner-Orpi-Mix-Hahn bei den Hennen im Freilauf und konnte Auswahlfutter fressen, die anderen beiden wurden im Kükenstall einquartiert und mit gekeimten Mais- und Weizenkörern und gelöstem Magermilchpulfer, im Verhältnis 700 g :300 g :250 g versorgt.
Heute, am 22.9.2018 nach 12 Tagen wogen sie
1. 2703 g (Freilauf)
2. 2628 g
3. 2553 g
Die Gewichtszunahmen waren also
1. 443 g (Freilauf)
2. 473 g
3. 426 g
Legt man die Gewichszunahme des Freilaufhahns als Vergleichswert fest, so hat der eine Orpi-Hahn während der Mast zwar 6.8% mehr zugelegt, der andere jedoch 3.8 % weniger.
Bezieht man die Gewichtszunahmen jedoch auf die Gewichte zu Beginn des Experiments so ergeben sich
1. Freilauforpi +19.60% (entsprechend 1.78% pro Tag)
2. Mastorpi +21.9% (entprechend 1.99 % pro Tag)
3. Mastorpi +20.0% (entsprechend 1.81% pro Tag)
(Der Freilaufmixhahn hätte in den nur 10 Tagen in denen der andere gemästet wurde, übrigens 13.5% (entspricht 1.35% pro Tag) zugelegt, während der Mixhahn im Mastgehege 18.2% (entspricht 1.82% pro Tag) zugelegt hat..)
In Bezug auf das Ausgangsgewicht konnte man also bei allen 3 Masthähnen eine schnellere Gewichszunahme im Vergleich zu den Freilauftieren beobachten (34.8% schneller beim Mixhahn, 11.8% bzw. 1.7% schneller bei den Orpi Hähnen). Ob über die schnellere Massenzuhame hinaus auch ein Unterschied in der Zartheit des Fleischs mit der Mast verbunden ist, bleibt zwar offen, ist aber durchaus denkbar.
Interessant auch, dass die bereits grösseren Tiere in der Mast mehr profitieren als die leichteren.
Mein Eindruck ist ausserdem, dass die Tiere durch diese Mast nicht gestresst werden, sondern dass Tiere, die in der Hackordnung weiter unten stehen, durch die Abtrennung von den ranghöheren Hähnen eher etwas entspannter leben können.
Oliver
Ah, danke für die Daten und Beobachtungen! Jetzt wäre noch interessant zu wissen, ob nun das Futter, Stress durch soziale Interaktionen oder der Bewegungsmangel mehr ins Gewicht fallen... ich sehe da schon einen Großversuch auf dich zukommen ;D
Oliver S.
23.09.2018, 21:22
...Jetzt wäre noch interessant zu wissen, ob nun das Futter, Stress durch soziale Interaktionen oder der Bewegungsmangel mehr ins Gewicht fallen... ;D
Einen Anhaltspunkt für den Einfluss des Stresses durch soziale Interaktion wird sich demnächst vielleicht noch ergeben: Zur Zeit sind ja nur noch 2 Hähne im Kükengehege. Mal sehen, ob sich deren Entwicklung dadurch in den nächsten Tagen noch verändert, wobei ich sie wegen dieser Fragen nun auch nicht länger dort halten will als nötig.
Dass Mais- und Weizenkeimlinge mit Milch (der Mix riecht übrigens ganz appetitlich und erinnert mich ein bisschen an Müesli und auch die Hennen schauen manchmal interessiert auf das Futter im Jungesellenheim) mehr ansetzt als ballaststoffreiches Gras, selbst gejagte Krabbeltiere und Auswahlfutter (das aber auch (allerdings nicht gekeimte) Mais- und Weizenkörner beinhaltet) kann ich mir schon vorstellen, denn es hat sicher eine höhere Energiedichte und erfordert praktisch keinen Aufwand seitens der Tiere.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass alle 3 Faktoren zusammenspielen.
Wichtig ist mir aber vor allem die Frage, ob so eine Art Mast für ein paar Tage die Tiere an sich stresst und zumindest dafür habe ich bisher keine Anhaltspunkte gefunden.
Oliver
PS: Hier noch ein paar Angaben aus der Bresse z.B. über das Alter und das Gewicht der ausgenommenen Tiere: Hähne mindestens 4 Monate und 1.2 kg, Kapaune minestens 8 Monate und 3 kg, Hühnchen mindestens 5 Monate und 1.8 kg (https://www.france-examen.com/bacblanc/epreuve-de-specialite/sujet-2005-analyse-du-marche-volaille-2029) .
Oliver S.
26.09.2018, 13:54
...so, den ersten Coq alla creme habe ich inzwischen zubereitet. Zwei, die ihn ausser mir probiert haben, haben ihn ohne eine Nachfrage spontan für "fein" bzw. "zart" und "mild" befunden. Ich selber vermute aber, dass sind ein Stück weit Höflichkeiten, denn ich fand ihn zwar auch ganz gut aber sooo butterzart wie es von den Bressehühnern manchmal berichtet wird, war er nicht. Er hat mich eher etwas an Hühnerfrikassee erinnert. Auch musste ich nach dem Essen eine ganze Menge Zahnseide verwenden, um Fleischfasern zwischen meinen Zahnzwischenräumen wieder zu entfernen. Bin gespannt, ob sich bei den länger gemästeten Hähnen geschmacklich und vom Kaugefühl her da noch was tut. Wünschenswert fände ich es schon.
LG Oliver
wenn die Hähne vier oder fünf Monate viel Bewegung hatten, haben sie entsprechende Muskeln entwickelt und faserreiches Fleisch. Da ändern auch ein paar Wochen 'Rast' nichts mehr dran. Langsames Garen bei niedriger Temperatur gibt das beste Ergebnis, und auch wenn das Fleisch mehr Biss hat als das eines fünfwöchiges Kükens, das sich kaum bewegen konnte - Geruch und Geschmack des Fleisches sind unvergleichlich viel besser ;)
Oliver S.
29.09.2018, 17:32
Soo, ich habe am 28.9.18 nochmal gewogen, diesmal die drei verbliebenen Orpingtonhähne:
am 22.9.2018 (12. Tag der Mast) wogen sie
1. 2703 g (Freilauf)
2. 2628 g
3. 2553 g
Am 28.9.2018 (18. Tag) wogen sie
1. Freilaufhahn 2932 g (+ 229 g bzw. +8.5 % in den letzen 6 Tagen)
2. Mastorpi (dunkel) 2829 g (+ 201 g bzw.+7.6 % in den letzen 6 Tagen)
3. Mastorpi (heller) 2657 g (+ 104 g bzw.+ 4.1% in den letzen 6 Tagen)
Es fällt auf, dass der Freilaufhahn mehr zugenommen hat, als die Masthähne. Da die drei Orpi-Hähne jedoch nicht das selbe Erbgut haben, könnte dies auch daran liegen, dass der Freilaufhahn einfach aufgrund seiner Genetik schneller gewachsen ist als die Masthähne (er war ja auch schon vor der Mast der Schwerste). Bei einer so kleinen Stichprobe ist es mit statistisch belastbaren Aussagen halt nicht so einfach.
Den 2. Mastorpi (dunkel, 2829 g) habe ich heute morgen geschlachtet. Er wog küchenfertig noch ca. 1746 g und sah so aus:
210143
Seine Innereine so:
210144210145
Hier noch ein Bilder-Nachtrag vom letzen Mechelner-Orpi-Mixhahn der zu Coq alla creme verarbeitet wurde, bevor das Ganze in Sahne gar gekocht wurde:
210146210147210148
Gruss Oliver
hm nach drei Wochen Mast hätte ich mit mehr Fett gerechnet, aber man hat ja leider keinen Vergleich zum Ausgangszustand.
Wie ist denn inzwischen der Eindruck vom Stresspegel der Tiere? Zeigen die getrennten Hähne Anzeichen, das sie gerne wieder zur Truppe möchten. Laufen sie z.B. viel am Zaun auf und ab? Vor allem der jetzt übriggebliebene Hahn? Und wie siehts bei dem Freilaufhahn aus? Vielleicht hat er ja auch davon profitiert, das er keine Konkurrenz mehr hatte und sich mehr dem Fressen widmen konnte als der Profilierung. Wenn er bei der jetzigen Witterungslage z.B. deutlich mehr Würmer und Insekten findet als die Masthähne, könnte das eine Rolle spielen.
Was das Fleisch angeht, müsste man sich eigentlich mal ein echtes küchenfertiges Bresse-Huhn aus Frankreich besorgen und daneben halten.
Oliver S.
30.09.2018, 19:15
hm nach drei Wochen Mast hätte ich mit mehr Fett gerechnet, aber man hat ja leider keinen Vergleich zum Ausgangszustand.
Wie ist denn inzwischen der Eindruck vom Stresspegel der Tiere? Zeigen die getrennten Hähne Anzeichen, das sie gerne wieder zur Truppe möchten. Laufen sie z.B. viel am Zaun auf und ab? Vor allem der jetzt übriggebliebene Hahn? Und wie siehts bei dem Freilaufhahn aus? Vielleicht hat er ja auch davon profitiert, das er keine Konkurrenz mehr hatte und sich mehr dem Fressen widmen konnte als der Profilierung. Wenn er bei der jetzigen Witterungslage z.B. deutlich mehr Würmer und Insekten findet als die Masthähne, könnte das eine Rolle spielen.
Was das Fleisch angeht, müsste man sich eigentlich mal ein echtes küchenfertiges Bresse-Huhn aus Frankreich besorgen und daneben halten.
Nach meinem Eindruck hat der einzig verbliebene Junggeselle keinen Stresss. Der Kükenstall grenzt ja direkt an die Voliere und es ist eher so, dass die Hennen vor dem Stall stehen und auf sein Futter schielen und manchmal auch so laut gackern, dass er von seinem Futter zurückweicht, so als ob er Platz für die Ranghöheren machen wollte. Positiv aufgefallen ist mir aber, dass die Schlachtung keine Unruhe in die Herde der Hennen bringt, da sie es nicht so mitkriegen, wenn im Nachbarstall jemand fehlt.
Wenn zufällig mal jemand in der Bresse vorbei kommt, kann er ja mal ein paar Fotos von der Zubereitung eines solchen Vogels machen und hier posten. Es würde mich auch sehr interessieren.
Am Dienstag gibts den 2. Coq alla creme und ich werde berichten, wie er war. Huhn mit viel Butter und Sahne zuzubereiten ist übrigens eine gute Idee. Hühnerfleisch schmeckt umso weniger trocken und damit umso besser, je fetter die Sache ist.
Dass der Freilaufhahn mit 5 Hennen und einem weiteren Hahn auf 1600 qm ein ruhigeres Leben ohne 3 zusätzliche Hähne hat, kann ich mir gut vorstellen. Wenn Ruhe und Rast gleichermassen wichtig wären, hätte der Freilaufhahn mehr Ruhe und die Mastgockel mehr Rast (und ein spezelles Futter: Mais- und Weizenkeimlinge mit ordentlich Milchpulver).
Oliver
birgit23
24.10.2018, 12:52
Wir haben heute einen Bresse Weidegockel geschlachtet.
Schlupf am 18. Mai 2018
Er ist in einer ca. 40 Köpfigen Truppe, mit täglichem Freilauf auf einer mehr als 1,5 ha Weide groß geworden. Kein besonderes Mastfutter...die Körnermischung von Raife..
Küchenfertiges Gewicht 1940 g
Seine beiden Brüder versuchen wir möglichst lange weiter mitlaufen zu lassen. Wenn wir sie schlachten, werde ich berichten, wieviel sie noch zugelegt haben.
LG
Gesendet von meinem SM-G930F mit Tapatalk
Oliver S.
30.10.2018, 00:18
Liebe Hobby-Hühnermäster :)
ich komme erst jetzt dazu, über den letzen verbliebenen Hahn zu berichten. Er wurde am Tag 24 der Mast, am 6.9.2018 geschlachtet und hat in der letzen Woche der Mast nicht mehr zu sondern sogar 100 g abgenommen.
Küchenfertig sah er so aus:
211311211312211313211314211315
Es fällt auf, dass sich das Fettgewebe auch in die Muskulatur gezogen hat, was sich geschmacklich und von der Zartheit des Fleisches positiv ausgewirkt hat.
Da ich ein paar Tage Urlaub hatte und zuvor ein neues Auto angeschafft werden musste (das alte hatte mit 16 Jahren einen Getriebeschaden) haben wir uns für ein Elektroauto, einen Renault Zoe mit 41 kW Batterie, entschieden. Nun ist es bei einer realen Reichweite von 200-300 km keine Kunst mehr, damit die täglichen Besorgungen zu machen oder bis zur Arbeitsstelle zu pendeln ohne Angst haben zu müssen, dass man nicht ankommt. Es hat mich aber doch mal gereizt, zu probieren, ob man auch eine längere Strecke damit zurücklegen kann.
Mit den aktuellen Apps zur Elektroauto-Routenplanung (https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/Frankreich) ist es möglich, nach geeigneten Ladestellen entlang der Route zu suchen, wovon einige sogar kostenlos sind. Da es demnach also möglich schien, kostenlos bis in die Bresse zu fahren, habe ich dieses Abenteuer einfach mal gewagt, obwohl manche Distanzen zwischen zwei Ladestellen recht weit waren und gerade in der Bresse nicht besonders viele Ladestellen zu finden waren.
Das billigste Zimmer für eine Nacht mit vorhandener Ladestation für meine E-Auto hatte dann tatsächlich die Auberge von George Blanc, der oben in den Filmen als Koch demontiert, wie man ein Poulet de Bresse a la creme zubereitet.
Was mir allerdings nicht so recht klar war, war die Tatsache, dass es sich bei der von mir ausgesuchten "Auberge" um ein ausgesprochenes Internetschnäppchen in einem Nobel-Gourmet-Tepel mit drei Michelin-Sternen handelt, wo es nicht an Kellnern mangelt, die sich im Frack vor den Gästen verbeugen und die einen behandeln, als wäre man Ludwig XIV persönlich.
Wäre mir das klar gewesen, wäre ich nicht mit Hund und meinem eilig zusammengepackten Rucksack dorthin aufgebrochen.
Dennoch habe ich es irgendwie genossen dort zu sein, denn sowohl die Kellner als auch ich haben die Situation mit einer gewissen Portion Humor genommen. Auch habe ich es geschafft, dort das berühmte Bressehuhn, zubereitet in Gourmetvariante, zu kosten ohne dabei bankrott zu gehen (indem ich z.B. nicht das, mir von der Rezeption empfohlene 5-Gang- Menue für 220 Euro, bestellt habe :) )
Etwas platt war ich dann aber schon, als der 75-Jährige George Blanc in seiner Kochveste persönlich im Speiseraum erschien, jedem der Gäste freundlich und leise die Hand reichte und sich bescheiden nach der Zufriedenheit mit dem (überwältigend perfekten) Essen erkundigte.
Die Messlatte, wie ein Hähnchen schmecken kann, war damit also für mich von Monsieur Blanc gelegt. Auf dem Heimweg habe ich dann natürlich noch versucht, bei einem Bauern ein geschlachtetes Poulet de Bresse zu erstehen, so dass ich es zu Hause gleichzeitig und in der selben Pfanne zubereiten konnte wie meinen eigenen 24 Tage gemästeten Orpington-Hahn von dem oben die Rede war.
In den folgenden Bildern der Prozess dahin gezeigt:
211325
(Beinring des Pulet de Bresse)
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Vergleich Poulet de Bresse und mein Hahn
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geöffnetes Poulet de Bresse
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Brust des Poulet de Bresse
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Schenkel und Magen des Poulet de Bresse
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Mageninhalt des Poulet de Bresse
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Spitz überwacht die Zubereitung
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Pulet de Bresse mit Sicherheitsnadel gekennzeichnet
211324
(Pulet de Bresse hat optisch weisseres Flesich)
Ich bin mir mit meiner Frau einig: Geschmacklich und von der Zartheit waren beide annähernd gleich. Das Poulet de Bresse war vielleicht noch einen Hauch mürber und auch deutlich weisser, wie man auf dem letzen Bild sehen kann. Aber die Mast hat sich meiner Meinung nach geschmacklich auf jeden Fall sehr positiv auf die Fleischqualität ausgewirkt.
Gruss Oliver
LadyDzuranya
30.10.2018, 00:55
Toller Bericht! Vielen dank dafür!
Lieselott
30.10.2018, 06:38
Super, vielen Dank dass Du Dir so viel Mühe machst um uns an Deinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.
Oliver S.
30.10.2018, 11:06
... Danke. Ich berichte hier ganz gern, weil das für mich auch teilweise Neuland und der Austausch mit euch darüber oft interessant und inspirierend ist :)
Ein ähnliches Projekt führt man übrigens grade mit Koberindern (https://de.wikipedia.org/wiki/Kobe-Rind)Dummerstorf durch:
https://www.ardmediathek.de/tv/W-wie-Wissen/Das-Geheimnis-der-Wagyu-Rinder/Das-Erste/Video?bcastId=427262&documentId=36861524
Ich bin aber nicht sicher, ob der Forscher bei Sekunde 30 den Sinn von Musik und Massagen bei der traditionellen Haltung verkennt: Freilauf ist wie Training bei dem der Muskel erstarkt weil mehr Muskelfasern die Fettdepots verdrängen. Genau das Gegenteil, nämlich die Einlagerung von Fett ins Muskelgewebe ist aber Ziel der Koberinderzucht. Gehaltvolles energiereiches Esssen und ein stressarmes Leben in Muse und körperlicher Ruhe könnten nach meinem Eindruck durchaus beide für den gewünschten Effekt wichtig sein. Der Forscher dort sollte vielleicht mal schauen, ob sich durch Musik und Massagen nicht weniger Stresshormone im Blut seiner Rinder zeigen. Vorstellen könnte ich mir das durchaus, wenn ich sehe, wie sehr es z.B. unser Hund geniesst gekrault und massiert zu werden.
Ich habe mal gehört, dass ein japanischer Bauer sogar Bier füttert, um die Tiere noch ruhiger zu machen, ein Effekt, der mir aus eigener Anschauung durchaus bekannt ist.
Seit dem mir diese Zusammenhänge so vor Augen geführt wurden, habe ich mit vorgenommen, wieder etwas öfter Joggen zu gehen und weniger Bier zu trinken :)
Gruss Oliver
Oliver S.
30.10.2018, 11:14
... nachdem in den letzen 50 Jahren oftmals behauptet wurde, Fett im Essen macht uns zu fett, könnte man ja denken, dass fette Bressehühner und Koberinder für die menschliche Ernährung schlecht seien.
In der Wissenschaft hat sich inzwischen aber eine differenziertere Auffassung entwickelt, die hier von Herrn Prof. Spitz erklärt wird:
https://www.youtube.com/watch?v=xwSPLAkkRYc
Demnach kann Fett durchaus fitt machen, wenn man die richtigen Fette im richtigen Verhältnis isst.
LG Oliver
sternenstaub
30.10.2018, 13:37
Vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Das ist sehr interessant. Wenn ich das richtig verstehe, müssen die Masthähne mindestens 3 Wochen separat und mit weniger Bewegungsmöglichkeit stehen, um Fett ins Muskelgewebe einzulagern. Hm.
Evtl. probiere ich das nächstes Jahr doch mal mit meinen Zwerg-Lachsen und deren Mixen, ein separater Kükenbereich ist ja da.
Oliver S.
02.11.2018, 23:27
...Wenn ich das richtig verstehe, müssen die Masthähne mindestens 3 Wochen separat und mit weniger Bewegungsmöglichkeit stehen, um Fett ins Muskelgewebe einzulagern. Hm.
Evtl. probiere ich das nächstes Jahr doch mal mit meinen Zwerg-Lachsen und deren Mixen, ein separater Kükenbereich ist ja da.
Ich bin in den letzten Tagen nicht ins Forum hinein gekommen, daher antworte ich erst jetzt: Also ich habe am 11, 18, und 24. Tag der Mast geschlachtet und hatte den Eindruck, dasss der 1. noch relativ festes bis leicht zähes Fleisch hatte während der 2. zarter und der 3. sehr zart war und dem Bresshuhn schon sehr nahe kam.
In der Bresse mästen sie
Hähnchen um die 10 Tage ("...dizaine de jours... (https://stephanedecotterd.com/2014/05/21/en-savoir-un-peu-plus-sur-la-volaille-de-bresse/)"),
Hennen vor dem Legebeginn wenigstens 3 Wochen (...minimum trois semaines... (https://stephanedecotterd.com/2014/05/21/en-savoir-un-peu-plus-sur-la-volaille-de-bresse/) ) und
Kapaune mehr als einen Monat ("plus d’un mois" (https://stephanedecotterd.com/2014/05/21/en-savoir-un-peu-plus-sur-la-volaille-de-bresse/))
Ich denke, man könnte das in etwa diesem Rahmen seinen eigenen Gegebenheiten anpassen.
Wenn es jemand von euch ausprobiert, würde mich vor allem Interessieren, ob ihr meinen Eindruck teilen könnt, dass die Hähnchen duch diese Form der Mast nicht gestresst wirken sondern es eher geniessen ungestört und ohne Anstrengung fressen zu können, wobei ich allerdings in Abweichung von der Mast in der Bresse, die Tiere nicht in Dunkelheit gehalten habe und ihnen ein paar qm Kückenstall zum Bewegen überlassen habe.
LG Oliver
Oliver S.
25.12.2018, 01:28
... noch ein kleiner Tipp:
Der letze Orpingtonhahn, sollte je eigentlich noch für Nachwuchs sorgen. Leider hat der Sturm nachts das Dach des Hühnerstalls ein wenig verschoben, so dass der Fuchs den Hahn durch einen Spalt erwischen aber nicht aus dem Stall ziehen konnte. Schwerverletzt musste ich den armen noch in der selben Nacht schlachten, ohne dass ich ihn vorher ein paar Tage mästen konnte. Auch aus ihm habe ich einen Coq alla creme gemacht aber weil er mit über 4 kg bereits so gross war, konnte ich nach einer Woche Lagerzeit im Kühlschrank nur eine Hälfte verarbeiten. Da ich nur wenig Zeit hatte, musste die andere Hälfte eine ganze weitere Woche auf ihre Zubereitung warten.
Ich war ja schon sehr skeptisch, ob das Fleisch nach 14 Tagen im Kühlschrank (im Kühlfach bei ca. 0°C) überhaupt noch genießbar sein würde. Da der Geruch aber unauffällig war, habe ich es so zubereitet wie die andere Hälfte eine Woche zuvor. Das Fleisch, dass nach 1 Woche ganz ok war, war nach der 2. Wochen auffallend zarter, saftiger und mürber und meiner Meinung nach quasi mit dem Bressehuhn vergleichbar.
Mein Tipp für ein besonders gutes Fleischhuhn wäre nach diesen Erfahrungen also:
Freilauf auf Grünland und Auswahlfutter bis kurz vor oder nach Geschlechtsreife dann
2-3 Wochen Mast mit Milch und Mais in ruhiger, stressfreier Ambiance, ohne grössere körperliche Anstrengungen bis Fett in die Muskularur eingelagert wird und
nach dem Schlachten bis zu 14 Tage Fleischreifung bei nahe 0°C.
Gruss Oliver
Oliver S.
06.03.2019, 22:19
kleiner Nachtrag:
Mit 8 Monaten und 3 Wochen wurde auch der in Beitrag 14 erwähnte Freilaufhahn (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/103473-Ist-Ruhe-und-Rast-alleine-schon-die-beste-Mast/page2?p=1728320&viewfull=1#post1728320) (Mechelner/Orpi-Mix) geschlachtet, nachdem er seine Gene auf eine am 13.1.19 geschlüpfte neue Generation von Küken (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/104556-K%C3%BCken-Auswahlfutter?p=1761826&viewfull=1#post1761826) übertragen konnte. Er wog am Schlachtmorgen 5042 g lebend und 3668 g küchenfertig. Da er aufgrund der winterlichen Witterung in den letzten Wochen eh keinen Auslauf ausserhalb der Voliere hatte, erübrigte sich eine Mastphase. Sein Fleisch war zwar aromatisch und wohlschmeckend, musste vor dem Kochen allerdings gründlich (mit der Kombizange!) von Sehnen befreit und kleingewürfelt, sowie längere Zeit (ca. 1.5-2 h) in Sahne zartergekocht werden.
Oliver
magda1125
20.04.2019, 09:52
Moin,
ich habe hier mit Interesse mitgelesen und meine 4 Hähnchen vom Januar ab der 8.Woche separat von den Hennen mit begrenztem Freilauf gehalten.
Richtig "gemästet" wurden sie nicht, es gab das Körnerfutter (mit z.Zt. sehr wenig Mais) zur freien Verfügung und zusätzlich ca. jeden 2.Tag Weichfutter aus dem geschroteten Körnerfutter
angereichert mit einer ordentlichen Portion Kartoffeleiweiß.
Und Grünzeug all you can eat natürlich.
Heute habe ich einen Cou nu und einen Bielefelder mit nunmehr 14 Wochen geschlachtet.
Der Cou nu hat ausgenommen 1450 gr, keinerlei Fett,
der Bielefelder 1400 gr mit etwas Fett.
"Gefühlt" hat der Cou nu immer doppelt soviel vom Weichfutter inhaliert, von daher bin ich überrascht, dass beide nun fast gleich schwer sind.
(Den Cou nu zu rupfen war übrigens ein Traum..er hat die Federn fast von allein abgeworfen..)
Bin mit dem Ergebnis gut zufrieden.
Oliver S.
20.04.2019, 12:28
Hallo Magda,
danke dass du deine Erfahrungen auch hier mitteilst. Du schreibst:
...ich habe ... meine 4 Hähnchen vom Januar ab der 8.Woche separat von den Hennen mit begrenztem Freilauf gehalten... Heute habe ich einen Cou nu und einen Bielefelder mit nunmehr 14 Wochen geschlachtet.
Der Cou nu hat ausgenommen 1450 gr, keinerlei Fett,
der Bielefelder 1400 gr mit etwas Fett...
(Den Cou nu zu rupfen war übrigens ein Traum..er hat die Federn fast von allein abgeworfen..)...
... Dann sind deine Hühner ja genauso alt wie meine (und du hast demnach auch so um Weihnachten mit dem Brüten angefangen :) )
Ich habe meine 6 Hähne noch nicht separiert, obwohl sie auch schon ganz schöne Brummer sind. Ich habe fast wöchentlich ihr Gewicht ermittelt und die Sache sieht bei mir derzeit so aus:
217832
Die Hähne wogen letzen Sonntag, also nach der 13. Woche, zwischen 2485 g und 1880g, die Hennen sind im Durchschnitt leichter und wogen zwischen 1920 und 1241 g. Der Hahn, von dem diese Januar-2019-mischlings-auswahlfutter-küken abstammen, war zur Hälfte Mechelner. Ansonsten gibts noch Orpington- und Maranshühner in ihrer Ahnenreihe.
Ich rechne mal damit, dass es noch ca. 7 Wochen dauern wird, bis meine sechs Junghähne beginnen zu krähen. Von daher könnte ich ihnen noch 3 Wochen Freilauf gönnen, bevor es zur 4-wöchigen Endmast geht.
Wenn ich Zeit habe, werde ich dann auch noch mal berichten.
Hättest du vielleicht noch ein Foto vom Fleisch oder Schlachtkörper deiner Hähnchen?
LG Oliver
magda1125
20.04.2019, 13:18
Moin,
Schlupf war um den 9.Januar.
Deine Wiegestatistik ist ja toll..benutzt du eine Federwaage?
Bild schicke ich dir per pn.
Oliver S.
20.04.2019, 14:09
..Deine Wiegestatistik ist ja toll..benutzt du eine Federwaage?
...
... wenn sie noch ganz klein sind, wiege ich sie auf der Küchenwaage. Wenn das nicht mehr geht, gebe ich sie in eine grosse Einkaufstasche und hänge sie an so eine (https://www.aliexpress.com/item/Hanging-Scale-50Kg-10g-Digital-Scale-BackLight-Fishing-Pocket-Weight-scale-Luggage-Scales-Kg-Lb-OZ/32857241267.html?spm=2114.search0204.3.165.27eb145 ansHwox&s=p&ws_ab_test=searchweb0_0,searchweb201602_10_10065_1 0068_10890_319_10546_10059_10884_317_10548_10887_1 0696_321_322_10084_453_10083_454_10103_10618_10307 _537_536_10134,searchweb201603_60,ppcSwitch_0&algo_expid=04614b96-ba1a-4884-a114-5ca869506fda-22&algo_pvid=04614b96-ba1a-4884-a114-5ca869506fda&transAbTest=ae803_5) Hängewaage, die ich ihrerseits oben an meinem Hühnerstall befestigt habe. Obwohl die nur ein paar Dollar kosten wiegen sie erstaunlich zuverlässig.
LG Oliver
magda1125
30.04.2019, 13:22
Moin,
mit 15 Wochen habe ich nun die letzten beiden Bielefelder Hähnchen geschlachtet, einer übte schon das Krähen...
Beide hatten ausgenommen je 1450gr und 1500gr.
Aufgezogen nur mit begrenztem Auslauf und ohne Mastfutter.
Eine längere Aufzucht würde hier vom Verhältnis Kosten - Nutzen keinen Sinn machen.
Oliver S.
08.12.2019, 16:43
Hallo,
ich habe nochmal ein bisschen am Mastfutterrezept gefeilt und mit dem Nährwerterechner genauer überprüfut ob alle wichtigen Komponenten (Rohprotein, Energie, Methionin, Lysin, omega-3 Fettsäuren (Linolensäure) : omega-6 Fettsäuren (Linolsäure), Salz) in einem guten Verhältnis enthalten sind.
Falls ich etwas Wichtiges vergessen haben sollte, wäre ich für Hinweise natürlich dankbar.
Neues Rezept:
224003
Dorintia
08.12.2019, 16:49
Schade das man die Hühner wegen der nicht verdaubaren Laktose, nicht fragen kann ob sie Bauchschmerzen bekommen.
Hallo,
ich habe nochmal ein bisschen am Mastfutterrezept gefeilt und mit dem Nährwerterechner genauer überprüfut ob alle wichtigen Komponenten (Rohprotein, Energie, Methionin, Lysin, omega-3 Fettsäuren (Linolensäure) : omega-6 Fettsäuren (Linolsäure), Salz) in einem guten Verhältnis enthalten sind....
Nährwertrechner? Was für einen Nährwertrechner? Wo kann ich den finden?
So etwas könnte ich evtl.. gut gebrauchen.
Oliver S.
08.12.2019, 17:21
Hallo Dorintia,
Schade das man die Hühner wegen der nicht verdaubaren Laktose, nicht fragen kann ob sie Bauchschmerzen bekommen.
woher weisst du, dass Hühner Lactose nicht verdauen können?
Nach dieser Studie (https://naldc.nal.usda.gov/download/IND43966778/PDF) scheint es jedenfalls nicht so zu sein. Hier wird auf S. 8 berichtet, dass bis zu 8 Gramm Lactose pro Huhn und Tag verdaut werden können.
Da Deine Rückmeldung ziemlich schnell kam, hatte ich den Nährwerterechner noch offen. Daher konnte ich nachschauen, wie viel Lactose im oben angegebenen Rezept veranschlagt werden muss. Es sind 40 g auf 1098,4 g Trockenmasse. Geht man mal davon aus, dass ein Huhn pro Tag ca. 100 g Trockenfutter konsumiert, währen pro Tag und Huhn ca. 4 g Lactose zu verdauen. Dies sollte daher eigentlich kein Problem sein.
Oliver S.
08.12.2019, 17:24
Nährwertrechner? Was für einen Nährwertrechner? Wo kann ich den finden?
So etwas könnte ich evtl.. gut gebrauchen.
Hier (https://www.naehrwertrechner.de/naehrwerttabelle/), der ist wirklich gut zu gebrauchen.
Oliver S.
03.01.2020, 19:59
...Nach dieser Studie (https://naldc.nal.usda.gov/download/IND43966778/PDF) scheint es jedenfalls nicht so zu sein. Hier wird auf S. 8 berichtet, dass bis zu 8 Gramm Lactose pro Huhn und Tag verdaut werden können...
Da man Bresse-Gauloise-Hühnern nach den Haltungsregeln in der Bresse nach ihrem 35 Lebenstag Milcheiweiss füttern muss und ich festgestellt habe, dass auch andere Hühner diesen Getreide-Milchproduktebrei gern fressen, habe ich noch mal ein bisschen über geeignete Milchprodukte für die Endmast nachgedacht.
Da Magermilchpuler nicht nur 36% Eiweiss, sondern auch 2,2 mg Methionin pro kcal enthält, habe ich mal ausgerechnet, wie viel Magermilchpulver man verwenden könnte, ohne über 8% Lactose i.Tr. zu kommen und bin zu folgendem Rezept gekommen:
1000 g trockener Mais (diesen 6h in Wasser gequollen, 10 Minuten gekocht und über Nacht zum weiteren Quellen stehen gelassen)
1000 g Magerquark
100 g Magermilchpulver
10 g Salz
35 g Leinöl
+ ca. 5000 IE Vitamin D
enthalten nach Nährwerterechner (https://www.naehrwertrechner.de/naehrwerttabelle/)
1211.2 g Trockenmasse. Darin sind:
21.14% Protein iTr.
7.55 % Lactose (also noch unter 8%)
0.8% Iodsalz
1.18 mg Methionin/kcal (0,46%)
3.16 mg Lysin/kcal (1.23%)
Setzt man dem Getreide-Magerquarkbrei also noch 100 g Magermilchpulver hinzu, so kann man den Methionin- und Lysingehalt noch etwas erhöhen. Viel mehr sollte es aber nicht sein, da man sonst die 8% Lactosegrenze leicht überschreitet.
magda1125
04.01.2020, 19:26
@ Oliver S.
Danke für deine "Rezepte" hier, ich finde die immer sehr gut ausgeklügelt.
Wie viele Hähnchen mästest du damit in 2020?
Oliver S.
04.01.2020, 21:29
Hallo Magda,
Wie viele Hähnchen mästest du damit in 2020?
Ich habe vor 1 Woche zwei Hähne, die ca. 2 Wochen nach diesem Rezept gemästet wurden geschlachtet und einen davon heute in Sahne/Champignonsauce ca. 2h gekocht. Er hat, wie gewünscht, etwas Fett zwischen dem Fleisch angesetzt. Nach einhelliger Meinung aller Anwesender war das Fleisch sehr zart und aromatisch (ich habe allerdings zuvor die Knochen und dicksten Sehnen entfernt).
Im Moment sitzen noch 3 Bresse-Hähne im Maststall. Die 4 Hähne, die noch mit der Herde laufen werden aber auch noch geschlachtet, sobald sie für Nachwuchs gesorgt haben. Es wird dieses Jahr also wohl noch mindestens 7 mal Poulet a la creme (https://www.youtube.com/watch?v=nQI-6fvkXuc) geben und aus den herausgelösten Knochen und den Carcassen koche ich dann noch feine Hühnersuppe (https://www.chefkoch.de/rezepte/225151092832424/Goldgelbe-Huehnersuppe.html).
Meine Stratiegie ist, dass ich während der längsten Tage des Jahres (um den 21. Juni) möglichst nur Hähne habe, die noch nicht krähen können. Aber immer klappt das natürlich nicht.
Vielleicht noch eine Überlegung zum Magermilchilchpulver:
10 kg Milchpulver enthalten 3500 g Milcheiweiss und kosten z.B. hier € 42.90 (https://buxtrade.de/de/lebensmittelzusaetze/magermilchpulver-10x-1kg). Für 1 kg Eiweiss also € 12.26.
Wenn man 1 kg frischen Magerquark (https://www.naehrwertrechner.de/naehrwerttabelle/) kauft, einhält dieser 135 g reines Eiweiss.
Man müsste also 7,4 kg Magerquark kaufen um 1 kg Protein zu haben. Wenn man so viel Quark für weniger als € 12.26 bekommen kann, dann lohnt sich das mit dem Magermilchpulver nicht.
Es scheint übrigens Studien (hier) (https://www.jstor.org/stable/1591262?seq=1) (oder hier (https://thepoultrysite.com/intestinalhealth/issue6/european-edition-1/45/dietary-lactose-reduces-lesions-from-necrotic-enteritis-in-broilers))zu geben, die belegen, dass etwas Lactose im Hühnerfutter die Zahl bestimmter pathogener Keime im Huhn sogar reduziert. Aber ich schweife ab.... Also der Langen Rede kurzer Sinn: Ich werde das dieses Jahr noch ca. 7 mal machen ;)
magda1125
05.01.2020, 12:45
Vielen Dank für das Poulet a la creme. Das werde ich probieren!
Was Hähnchenmast angeht, bleibe ich beim Kartoffeleiweiß, werde jedoch diesmal noch Maiskörner eingeweicht, wie vorgeschlagen dazu geben.
Meine 2 CL Hähnchen sind mit 14 Wochen noch etwas sparsam unterwegs, da werde ich Ende nächster Woche mit moderater Mast starten.
Oliver S.
05.01.2020, 17:32
Kleiner Nachtrag: Ich habe hier noch eine interessante Studie von 1953 zur Lactosetoleranz von Küken gefunden. Darin steht S. 708/ 709:"Lactose was tolerated at a level of 10 percent very well, but at higher levels progressively inferior growth and more pronounced diarrhea occurred. (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0032579119362303)"
Was ich mal folgendermaßen übersetze: "Lactose wurde auf einem Level von 10% [Gewichtsprozent des Futters] sehr gut toleriert aber bei höheren Levels kam es zunehmend zu schlechterem Wachstum und ausgeprägtem Durchfall".
Ausserdem geht aus der Studie hervor, dass ab 20% Lactose eines von 10 Küken Fussdeformationen (nach außen gebogene Zehen) entwickelte. (Bei 53.45% Lactose waren es sogar 9 von 17 Küken = 53%). Da Magermilchpulver ca. 51,5% Lactose enthält, wäre es also sehr ungesund für Hühner, wenn man es in Reinform füttern würde.
Auch wurde in einer Studie von 1913 berichtet, dass Küken nach 3 Tagen starben, wenn man sie ausschließlich mit Milch ernährt. Man muss also beim Einsatz von Milchprodukten genau wissen, was man tut.
Dorintia
05.01.2020, 17:38
Und immer noch wüsste ich gern wie das allgemeine Wohlbefinden des Magen- und Darmtraktes beim Huhn auch unter diesen besagten 10% ist, noch lange bevor es zu für uns sichtbaren "Unverträglichkeiten" kommt...
magda1125
05.01.2020, 17:50
Ich gebe im Winter getrocknete Brennesseln vermischt mit einem Schluck Buttermilch (Laktosegehalt 4g/100g)
Bisher keine Klagen oder hörbare Darmgeräusche ;)
(sorry für OT)
Oliver S.
05.01.2020, 17:54
Und immer noch wüsste ich gern wie das allgemeine Wohlbefinden des Magen- und Darmtraktes beim Huhn auch unter diesen besagten 10% ist, noch lange bevor es zu für uns sichtbaren "Unverträglichkeiten" kommt...
Diese Frage ist schon berechtigt. Ich denke, man muss seine Tiere halt immer beobachten, schauen ob es ihnen gut geht oder ob man etwas ändern muss. Auch ob sie etwas gern fressen oder nur so notgedrungen. Da die anderen Hühner, die Auswahlfutter bekommen, immer etwas neidisch aufs Futter der Masthähnchen geguckt haben, habe ich ihnen auch schon mal eine Portion hingestellt und bis zum Abend war davon nichts mehr übrig. Daher habe ich das Gefühl, dass das Endmastfutter aus Getreide und Quark, dass sie für 1-3 Wochen vor dem Schlachten bekommen, so ganz ok ist.
Bei der Hähnchenmast gibt's bei mir ausschließlich Futter aus dem entsprechenden DEUKA-Sack und da fummel ich nicht mehr dazwischen.
Oliver S.
05.01.2020, 19:47
Bei der Hähnchenmast gibt's bei mir ausschließlich Futter aus dem entsprechenden DEUKA-Sack und da fummel ich nicht mehr dazwischen.
... Deuka-Endmastfutter (https://www.amazon.de/Deuka-H%C3%A4hnchenfutter-Landkorn-Endmast-25/dp/B01NBRLUAT) hat bezüglich Protein-, Methionin- und Lysingehalt ja ganz ähnliche Werte (https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/103473-Ist-Ruhe-und-Rast-alleine-schon-die-beste-Mast/page5?p=1862776&viewfull=1#post1862776). Ob man all die anderen aufgeführten ernährungsphysilogischen, zooteschnischen und technologischen Zusatzstoffe als Hobbyhalter auch benötigt, weiss ich nicht. Nicht unwichtig ist vielleicht auch der Hinweis dort im Kleingedruckten: "Spätestens 5 Tage vor der Schlachtung sollte das Kokzidiostatikum-freie Deuka Landkorn Endmast gefüttert werden"
Dorintia
05.01.2020, 19:59
Wie interpretierst du denn das Kleingedruckte?
Oliver S.
05.01.2020, 20:04
... na: Man darf nicht vergessen, auf ein kokzidiostatikumfreies Produkt umzusteigen, falls man zuvor das mit Kokzidiostatikum verwendet hat. Auch hier muss man also genau wissen was man tut.
... na: Man darf nicht vergessen, auf ein kokzidiostatikumfreies Produkt umzusteigen, falls man zuvor das mit Kokzidiostatikum verwendet hat. Auch hier muss man also genau wissen was man tut.
Genau! Und deshalb füttere ich im Abschluss an den Kükenstarter gleich eineinhalb Monate lang bis zur Schlachtung die Endmast. Als Ersatz für das "Cocc" gebe ich Oreganoöl ins Trinkwasser. Das hat jetzt die ganzen Jahre über einwandfrei geklappt, so dass es zu keinem einzigen "Cocc-Fall" kam.
Oliver S.
05.01.2020, 20:24
Genau! Und deshalb füttere ich im Abschluss an den Kükenstarter gleich eineinhalb Monate lang bis zur Schlachtung die Endmast. Als Ersatz für das "Cocc" gebe ich Oreganoöl ins Trinkwasser. Das hat jetzt die ganzen Jahre über einwandfrei geklappt, so dass es zu keinem einzigen "Cocc-Fall" kam.
Tja, es gibt, viele gute Wege nach Rom. Nur einen muss man halt gehen. Was mich aber interessieren würde wäre, wie der Schlachtkörper deiner Tiere aussieht. Im Film von George Blanc sieht man ab Minute 0:15 und nochmal ab Minute 0:40 wie die Bresse-Schlachthähnchen aussehen:
https://www.youtube.com/watch?v=nQI-6fvkXuc
(https://www.youtube.com/watch?v=nQI-6fvkXuc)
Diese Hühner haben etwas Fett zwischen dem Fleisch eingelagert, dass sie so schön zart und saftig werden lässt. Wird das bei deiner Hähnchenmast genauso? Hättest du vielleicht sogar mal ein Bild?
Danke im Voraus :)
Mit Bildern von geschlachteten Hähnchen kann ich leider nicht dienen. Aber, damit wir hier nicht aneinander vorbei reden. Ich meine "Masthähnchen". Die Hähnchen aus meiner Legegeflügelaufzucht werden aus ihrer normalen Haltung heraus geschlachtet, sobald sie zuviel krähen oder sich den Hennen gegenüber als zu lästig erweisen. Die Umstände einer gesonderten Mast tue ich mir mit denen nicht an.
Dorintia
05.01.2020, 20:38
Ich hab das Endmastfutter noch nicht mit Kocc. gesehen...
Also wer das sowieso füttern will, hat damit eh keine Berührung.
Ich sehe dieses Kleingedruckte eher als Hinweis bezüglich der Fütterungsdauer: Stichworte: Kurzmast und Langmast.
Genauso wird es von einigen Anbietern auch interpretiert, da wird nämlich der Kocc.-Hinweis einfach weggelassen und nur auf die Mastdauer eingegangen.
Hier werden Hähnchen nur aus der Gruppe heraus geschlachtet, die müssen einfach das Alleinfutter/Legefutter mitfressen. Sie werden groß und stark und schmecken, ganz ohne Bauchweh. ;)
Oliver S.
05.01.2020, 20:42
... Die Umstände einer gesonderten Mast tue ich mir mit denen nicht an.
... oh da entgeht dir etwas. Der Unterschied ist beachtlich in Bezug auf Zartheit und Aroma! Ich hätte das aber auch nicht für möglich gehalten, bis ich es selber probiert habe.
Ja, das glaube ich dir. Zum einen liest man ja viel darüber und zum anderen ist so ab und an mal im Fernsehen ein Film über die Bresse aus der Bresse zu sehen, wo dann genau der passende Zeitpunkt der einzusetzenden speziellen Mast im Hinblick auf den intramuskulären Fettansatz erläutert wird. Was ich jedoch schon etwas zweifelhaft fand, war die Aussage eines Kochs, dass man nur bei den in der Bresse aufgezogenen Bresse das besondere Gras der Bresse herausschmecken würde.
Oliver S.
05.01.2020, 21:16
...Was ich jedoch schon etwas zweifelhaft fand, war die Aussage eines Kochs, dass man nur bei den in der Bresse aufgezogenen Bresse das besondere Gras der Bresse herausschmecken würde.
... das ist nicht gelogen. Das Gras anderswo würde sich zwar sicher genauso eignen aber nur in der Bresse ist es vorgeschrieben die Tiere auch tatsächlich darauf weiden zu lassen und nur dort wird es daher konsequent gemacht. Die Phase auf der Weide dient meiner Meinung nach dem Muskelaufbau und der gesunden Entfaltung. Damit das dadurch athletisch gewordene Tier dann aber nicht zu drahtig und sehnig schmeckt, kommt danach noch die stressfreie Wellnessphase mit viel Ruhe und Rast, die das Fleisch so schön zart und saftig werden lässt.
Ich kann nur empfehlen, mal so eine Endmast zu probieren. Ich finde, man sieht es den Hähnen direkt an wie sie ihren Urlaub von der Weide genießen und sich gern täglich was Leckeres, Gehaltvolles servieren lassen, dass sie dann mit dem Appetit eines hungrigen Athleten verschlingen.
Dorintia
05.01.2020, 22:18
Ähm, redet man sich jetzt so das Einsperren und die abnehmende Mobilität wegen dem Gewicht schön?
Ich hab mich schon manchmal gefragt welche Intentionen der Oliver so hat...
Einerseits Auswahlfutter, Hinweise und Wissenswertes zu Terra Petra, Würmern für Hühner etc. pp. ... andererseits Fütterungsempfehlungen zu Zusätzen die bei "natürlich" gehaltenen oder Wild- Hühnern eigentlich nicht zum Speiseplan gehören würden, wie Quark/Milchprodukte und gekochte Kartoffeln und dann noch die Mastgeschichte...
Oliver S.
05.01.2020, 22:34
Ähm, redet man sich jetzt so das Einsperren und die abnehmende Mobilität wegen dem Gewicht schön?
Ich hab mich schon manchmal gefragt welche Intentionen der Oliver so hat...
Ich will mir nichts schön reden. Probiers doch mal selber aus. Vielleicht ist es bei dir ja dann auch so, dass die Hähne gar keinen leidenden Eindruck bei der Endmast machen. Eher so wie mache "All-inclusive-Touristen", die sich von einem anstrengenden Job einfach nur mal ausruhen und am gedeckten Buffet bedienen wollen. Da ich den stärksten Hahn jeweils nicht mit in die Mast nehme, sind sie auch, der Urlaubssituation entsprechend, den Druck ihres Chefs los.
Welche Intentionen soll ich schon haben? Ich versuche einfach meine Hühnerhaltung so sinnvoll wie möglich zu gestalten, so dass meine Hühner, ich und die Umwelt es dabei den Umständen entsprechend möglichst gut haben und bei dieser Optimierungsaufgabe hole ich mir halt gern ab und zu Rat oder erfreue mich an einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Was ich nicht vor habe, ist jemanden zu bekehren oder belehren. Das würde ich mir nicht anmassen. Ich finde es viel interessanter zu hören, wie man es auch noch machen könnte.
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