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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hühner/Hähnchen zähmen und dann schlachten :-(



Gackerliene
09.08.2018, 08:35
Liebe Leute,
was mich umtreibt und ich suche den adäquaten Umgang jetzt schon damit...
Wir haben doch die ersten Hühner, dh die Nachkommen unserer verstorbenen (Hahn) und gerissenen (Hennen). Damals den Hahn hab ich mir ja bewusst ausgesucht und die mir angebotenen Hennen (2 Sussex, 3 Aracauna) eben dazu gekauft. Hähne sind so toll! Optisch, aber auch vom Verhaltensbild (bisl wie ne Glucke find ich, wachsam, kümmert sich um die Mädels...der stolze Gang, das Kikerikie...)

Nun kann es aber nur EINEN, bei friedlicher Coexistenz vielleicht 2 geben... Da wir unseren Hennen (der fuchsangriff kam paar Wochen später) wieder einen neuen Hahn gönnten (derweil vom Toten Eier unter Glucke und Brutautomat), der ist auch obertoll und hübsch und so ein super Hähnchen, dass ich so froh bin, dass er 2 Fuchsangriffe gut überstanden hat (der 2. im Urlaubsdomiziel, weil wir viel Zeit brauchten zum Volierenbau) und ihn natürlich auf jeden Fall behalte (morgen holen wir ihn endlich mit der überlebenden Henne ab!)

ich war ja so naiv zu hoffe, das unsere Kücken überwiegend Mädels sind, aber von 12 hab ich nur 2 bislang eindeutig als Hennen erkannt und bei 2 hoffe ich noch und der Rest scheinen alles...
.... turnen mir auf dem Schoß rum, lassen sich teilweise kraulen und kommen angerannt auf "putputput", naja, klar berechnend, Menschenmami bringt was leckres...

natürlich könnte ich sagen, ich huddel eben besser nicht so viel mit ihnen rum, aber es sind meine ersten Hühnerkücken und da bin ich wie ein Kind, will sie hochnehmen, forografieren und bin ganz stolz auf sie...

ich könnte sie wenn die Glucke nicht mehr führt, wohin vermitteln zu jmd, der sie dann auch schlachtet und aufisst.. weiß von Bekannten, die geben ihre Hähnchen auch immer an die Schwiegermutter weiter...dort werden sie allerdings ziemlich beengt und dreckig gehalten und sowas, nur um nicht selbst schlachten zu müssen, will ich ihnen nicht antun!

ich versuche mich zu folgender Einstellung zu entscheiden :

- das Emotionale ist antrainiert (Kuscheltiere isst man nicht)
- Dankbarkeit unserem und ihrem Schöpfer gegenüber, der dieses Fressen und gefressen werden zugelassen hat und uns Menschen recht viel züchterischen Freiraum, dh unsere Hühner sind in unserer Obhut seit Jahrtausenden Eier und Fleischlieferant, also Kulturgut und hochwertiges Lebensmittel, mit dem wir die Verantwortung haben, respektvoll umzugehen.
- Rettet das Huhn soll sich um wirklich arme Hühner und Hähne kümmern, ich schätze die Hingabe, Liebe die sie aufbringen, habe mich aber bewusst gehen die Aufnahme von Industriehühnern entschieden. Ich werde die Hähnchen zu gegebener Zeit inserieren, vielleicht sucht ja gerade jmd soooo einen Junghahn zu seinen Mädels (schwarz, ohne prächtigen Schwanz oder Sussexartig, wo es so viele schöne bunte Hähne gibt) um einzelnen die Chance zu geben, etwas länger zu leben. Aber Aufeesen kann ich sie auch selber..
-eigene Hühner halten und essen ist sowas wie "back too the roots"- selber Tun, statt der Industrie mit ihren Perversitäten anzuhangen...
- die Tiere denken nicht über ihre Lebenszeit nach, sie sind im Hier und Jetzt und müssen keine 10 Jahre alt werden. Wobei die Hühner sehe ich als Haustiere, die werden nicht getötet, nur weil sie nicht mehr genug Eier legen...sie bekommen auch Namen...
-ich kann sie nicht selbst schlachten, obgleich ich mir schon Videos angeschaut habe, kann mir aber vorstellen, den Junghahn, der mir vertraut, auf dem Arm zu halten, den Kopf bedecken und dann könnte jmd mit Erfahrung mit einem scharfen Messer diesen Halsaderschnitt machen?
ich stelle mir das bisl vor wie beim Einschläfern vom Haustier dabei zu sein...einfach fairer als es an Dritte weiterzugeben... nach der anonymisierung durch Rupfen, Ausnehmen könnte ich mir vorstellen das Fleisch nach einiger Zeit Tiefkühlung auch mit Dankbarkeit und Genuß zu essen

ich war immer eine sehr emotionaler Frau, lerne aber zunehmend, dass die nüchterne Herangehensweise an diverse Lebensthemen entspannender ist

wie habt ihr euch an den Schritt herangetastet?

antje_X
09.08.2018, 08:58
Sehr gute Frage - ich lese gespannt mit!

Gackerliene
09.08.2018, 09:04
Du kannst gern ein Bübchen von mir haben wenn du Dir Hennen holst ;-)

sommerlaune
09.08.2018, 09:06
ich habe mich entschieden es selber zu machen, weil hier niemand wäre der es bei mir Zuhause ohne Transport machen würde.
Ich möchte es so schonend wie möglich, ohne Stress wenn es geht.
Das heißt für mich, die Tiere kennen es alle von mir angefast zu werden und ja viele mögen es gekrault zu werden. Ich bereite mich 3 bis 4 Tage gefühlsmäßig darauf vor das ich schlachten werde und dann lasse ich am Abend die Hühnerklappe zu. Lasse die Tiere an diesen morgen einzeln aus dem Stall von Hand und wenn ich dann schlachte gehen die Kandidaten als erstes raus. Ich schlachte mit Schlagholz und Halsschnitt
Mir fällt es nicht leicht, aber es ist mein Anspruch an mich.

Wurli
09.08.2018, 09:18
Küken werden mittlerweile kaum betüdelt, eher noch eindeutige Hennenküken.
Hähne die ich ev behalten will gar nicht.

Mittlerweile schlachte ich meist nach "bedarf" und bereite sie gleich zu

Angefangen hab ich auch mit gekauften Tieren zu denen ich keinen Bezug hatte; war leichter für mich.

Ne schöne Arbeit wird's nie werden - aber wer Küken in die Welt setzt...

sternenstaub
09.08.2018, 10:42
Schlachten kostet mich jedesmal wieder Überwindung. Es wird zwar durch Erfahrung etwas leichter, aber angenehm? Nein, das ist es nie. Das darf es auch nicht sein. Wenn Töten Spaß macht, muss man aufhören.

Bei mir sind alle Hühner, die ich selber gezogen habe, bewusst und gezielt handzahm und Anfassen sowie getragen werden gewohnt, egal ob sie bleiben oder irgendwie gehen.
Ich bin der Meinung, dass ein Tier, was keine Angst hat, wenn es hoch genommen und getragen wird, mit weniger Stress stirbt. Und ein schneller angstfreier Tod ist mir neben einem schönen Leben fürs Huhn das Wichtigste. Sie sollen möglichst wenig merken und ohne Angstzustände vorher schnell weg sein.
Deshalb schlachte ich auch selber. Mich kennen sie, von mir befürchten sie nichts. Das mag moralisch Verrat sein, ist es sicher auch, aber das weiß das Huhn ja nicht. Das weiß nur ich.

Tomate
09.08.2018, 10:57
Ach ja, das ist bei mir auch das unendliche Thema.
Geplant war auch mal eine Hand voll Zwiehühner, die dann nach zwei Jahren in die Suppe gehen.
Recht schnell war klar, dass diese Mädels keiner isst. Ganz im Gegenteil. Das betüddeln und hutscheln hat ungeahnte Dimensionen angenommen.

Ich hätte unendlich gerne so eine süße Schar flauschiger Küken.
Ich weiß aber jetzt schon, dass ich es nicht hinkriege die Hähne zu töten.

Vor ein paar Wochen war eine meiner Hennen krank. Tierarzt und tagelanges Behandeln haben nichts gebracht. Als sie dann die erste Nacht auf dem Boden verbrachte und es ihr deutlich mies ging,
habe ich beschlossen sie selbst zu erlösen. Ich brauchte mehrere Anläufe.
Habe mehrfach einen hilfreichen Text von Okina75 gelesen und dann Kopf ausschalten und los.
Ich habe es geschafft.
Ich dachte, wenn ich das häufiger mache, Übung bekomme, fällt es leichter und ich kann dann auch Hähnchen schlachten.
Aber es ist eine andere Qualität ein leidendes Tier zu erlösen als ein gesundes junges Tier zu töten.


Manchmal bin ich regelrecht wütend auf mich selbst, dass ich das nicht hinkriege.
Aber dann kommt wieder mein Gewissen, das mich fragt, woher ich mir das Recht nehme dieses Leben zu beenden. (das ich schließlich „selbst“ in die Welt gesetzt habe)
Vielleicht wäre es auch leichter, wenn es mehr Hühner wären und das einzelne anonymer wird. Ich möchte aus Platzgründen aber nicht viel mehr als 5-6 halten.

Andererseits könnte ich, wenn ich die geschlachteten Hähnchen z.B. in der Verwandtschaft verschenke , verhindern, dass diese armen Geschöpfe vom Brathuhnwagen gekauft werden.
D.h. ich würde dann ein gutes Leben für ein schlechtes opfern.

Seid ich mich mit diesem Thema beschäftige, nimmt das ungeahnte Dimensionen an und mein Leben wird in einigen Bereichen zunehmend eigeschränkter.
Ich esse z.B. keine fertigen Lebensmittel mehr, in denen Ei verarbeitet ist.
Das heißt z.B. kein Eis, Kuchen, Kekse von Kollegen. Dass ich dann von denen mitleidig und verwundert angesehen werden und viele das belustigt als Mumpitz bezeichnen macht mich dann wütend.
Man wird zum Außenseiter.
Grillen mit bei Freunden lehne ich oft ab, da ich deren Fleisch nicht esse und es auch nicht ertrage zu sehen, wie das billigste Discounterfleisch auf den Tisch kommt.(während im Wohnzimmer der Riesen-TV für 3500€ hängt)

antje_X
09.08.2018, 11:00
Du kannst gern ein Bübchen von mir haben wenn du Dir Hennen holst ;-)
aber du wohnst sooo weit weg :/

sil
09.08.2018, 11:38
Ich sehe es so:
Tiere leben im Jetzt.
Sie leiden im Jetzt, oder genießen im Jetzt. Sie haben weder Pläne noch Hoffnungen auf die Zukunft.
Warum soll ich sie schecht halten, schlecht behandeln, mich ihnen gegenüber als "Feind" zeigen und nicht als "Freund", ihnen etwas vorenthalten, was sie mögen oder ihnen nichts gönnen, nur weil sie in absehbarer Zeit - vielleicht sogar durch meine Hand - sterben?
Sie wissen nicht, was wir wissen, und sollten sie es wissen, leiden sie nicht unter diesem Wissen. Sie machen es uns auch nicht zum Vorwurf.

Wenn dann die Zeit gekommen ist, daß sie sterben sollen, dann ist es in meiner Verantwortung, dafür zu sorgen daß der Tod schnell kommt, und zwar aus einer guten Lebenszeit heraus.
Wichtig ist nicht, wie lange ein Leben dauert, sondern wie gut es gelebt wird.

Persönlich fällt es mir mental zwar leichter, ein Tier zu töten (bzw die Entscheidung zu fällen, daß nun der Zeitpunkt dazu gekommen ist) das aufgrund einer Verletzung oder Krankheit keine Chance mehr auf ein schmerzfreies, gutes Leben hätte, aber aus einem gesunden, unbeschwerten Leben unvermittelt und ohne vorherige Leidenszeit vom Tod getroffen zu werden, ist sicher auch nicht die schlechteste Option.

Elli
09.08.2018, 12:31
Meine ersten Tiere, die ich selber schlachten musste, waren meine Kaninchen. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich dazu durchgerungen habe. "Technisch" war das für mich kein Problem, ich hatte vorher schon sehr oft die frisch entbluteten Kaninchen küchenfertig verarbeitet. Ich war hunderte Male beim Töten dabei. Alleine den Bolzenschuß ansetzen oder das Schlagen und das Stechen hatte ich noch nie machen müssen. Ich weis nicht mehr, wie oft ich schon alles zurechtgelegt hatte, um dann doch wieder zu kneifen.

Wo ich es dann wirklich endlich in Angriff genommen hatte, waren die Augen voller Tränen und ich habe fast nichts mehr gesehen wegen der Heulerei. Ein paar Tiere hatte ich mit Schlagstock und ein oder zwei mit dem Bolzenschuß man kann schon sagen, versucht zu betäuben. Viel zu zaghaft war ich, was den Kaninchen unnötiges Leid gebracht hatte. Ich habe mir geschworen, wenn ich mal wieder schlachten muß, dann mit Schmackes und nicht todstreicheln. Als es geschafft war, und das Blut raus war, das Leben entwichen fühlte es sich nicht mehr schlimm an. Es machte sich Erleichterung breit.

Jetzt einige Jahre später schlachte ich mein Geflügel selber. Zuerst habe ich die Enten zum schlachten weggegeben, das ging hier im Ort und küchenfertig wieder abgeholt. Doch das geht nun nicht mehr, ich müsste sie eine 3/4 Stunde fahren und das will ich nicht. Darum mache ich jetzt alles selber. An mich habe ich den Anspruch, das die Tiere beim ersten Male gut betäubt sind. Das klappt auch ganz gut. Ganz selten zieht mal ein Hähnchen den Kopf weg, dann muß ich doch nochmal. Aber kein Vergleich zu damals. Ich steche zum Ausbluten, weil ich damit besser klar komme als mit der Kopfabmethode. Und wenn das Leben und das Blut raus ist, setzt eine gewisse Entspannung bei mir ein. Dann habe ich meinen Frieden darüber und freu mich, das das Tier nicht leiden musste. Und bitte lacht nicht, ich rede ganz ruhig mit dem Tier und entschuldige mich bei ihm. Das ist zwar albern, aber irgendwie werde ich selber dabei ruhiger und damit auch das Tier entspannter, so ist zumindest meine Wahrnehmung.

Die Tiere hatten ein schönes Leben, wenn alle Hähnchen bleiben würden wäre das nicht mehr so. Was mir noch hilft ist es, die Tiere im Dunkeln von der Stange zu pflücken. Da haben sie keinen Stress vom Fangen und es geht sehr fix. Ich schlachte auch Hennen, wenn sie nicht mehr gut legen oder wegen schlechter Schalenqualität. Auch bei charakterlichen Mängeln oder sie erweisen sich nicht als gut robust. Das mache ich, weil ich in Zukunft auch eigene Bruteier ausbrüten lassen möchte von Glucken und sich vieles vererbt.

Voriges Jahr war mein Fleischer für die Schafe krank. Ich hatte jemanden gefunden, der es mir zeigen wollte. Und was hab ich gemacht, wieder mal gekniffen, was ich sehr bereute. Da werde ich warscheinlich nochmal anfragen. Weil einer der Hammel stand nach dem dritten Versuch mit dem Kerner immer noch, und das bei einem gelernten Fleischer, den ich kurzfristig als Ersatzfleischer bekommen konnte. Das hat mich dann schon arg verwundert. Zerlegt habe ich selber. Ich denke, das Schafe schlachten lerne ich auch noch selber vollständig.

Schlachten kostet mich jedesmal neue Überwindung. Den kurzen Augenblick des Tödens, den hasse ich. Das ist anerzogen, weil ich weis noch, für uns Kinder war es was ganz normales, neugirig mit beim Nachbarn meiner Tante zu stehen und beim Hasenschlachten zuzusehen. Er hat uns auch alles super erklärt und wir hatten sooo viele Fragen. Dann hat es meine Mutter spitzbekommen und einen riesengroßen Anfall bekommen. Wie kann der nur und sowas schlimmes.........Meine Mutter hat die saudumme Angewohnheit, was lange gegessenes immer wieder zur Sprache zu bringen. Von da an war es was schlimmes, da war der Knacks. Vorher war alles einfach so wie es ist und war damit gut so.

magda1125
09.08.2018, 14:31
moin,
ich kann auch mit hühnern kuscheln (ohne für sie zu kochen ;) ) küken mit freude großziehen..so ähnlich wie bei dir @ Gackerliene

und dann kommt das limit! mehr als 6 hennen will ich nicht halten, hähne verbieten sich hier durch vorgaben.
dann schlachte ich halt und freue mich auch darüber "eigenes" fleisch essen zu dürfen.

ich sehe es wie @sil:Wichtig ist nicht, wie lange ein Leben dauert, sondern wie gut es gelebt wird.
(gilt ja auch nicht nur für hühner!)

Luci
09.08.2018, 17:13
Ich ziehe meine Küken in Naturbrut auf. Sie dürfen eine Mama, Herde und von Anfang an grüne Wiese haben. Vom ersten Tag an trainiere und sozialisiere ich alle Küken auch auf engen Menschenkontakt und ihre spätere Arbeit in der Pädagogik.
Wenige Hennen bleiben dann bei mir, wenige Hähne und alle anderen Hähne werden vermittelt.
Die restlichen Hähne töte und esse ich selbst (das einzige Fleisch das ich seit 17 Jahren esse). Ich mache mir einen Unterschied zwischen den Tieren die bleiben und denen die geschlachtet werden. Ein Tier in Privathaltung profitiert auch vom Training und insbesondere einem Hahn, der geschlachtet wird, wird viel Stress erspart, wenn anfassen normal ist.
Ich weiß, ich gehe da einen ziemlich straithen Weg, aber es ist meiner. 🙂

melachi
09.08.2018, 21:03
ich ziehe jedes Jahr Küken, auch mit der Absicht, Fleisch aus artgerechter Haltung zu haben. Ich habe einen großen Garten, und den will ich sinnvoll nutzen. Wie meine Vorredner schon gesagt haben, ist Schlachten nie eine leichtherzige Sache. Du wirst allerdings erleben, was eine Truppe Junghähne für deine Hennen bedeutet. Wenn sie ihnen zu dritt oder zu fünft in einer dunklen Ecke auflauern, und der Henne alles Schreien nichts nutzt. Dann wird dir ziemlich drastisch vor Augen geführt, dass du dich von den meisten deiner Kuschelhähne zügig trennen mußt, weil pubertierende Hähne richtige A*geigen sein können. Dann fällt es oft schwer, nüchtern zu bleiben und die Hähne nicht aus Wut über sie zu töten.

Gackerliene
10.08.2018, 08:26
Vielen herzlichen Dank für Eure vielen Erfahrungsberichte und den Einblick in Eure Einstellungen!
Das wird wohl so manchen Mitleser auch interressieren.
es ist ein krasses Thema, zumal ich früher in meiner Jugend langjährig Vegetarierin war, so nach dem Motto "meine Freunde ess ich nicht..."
Mittlerweile denke ich aber nicht, dass mich mit meinen Hühnern eine Art Freundschaft oder Brüderschaft verbindet, wir mögen den selben "Odem"- Lebenskraft haben, die uns innewohnt, doch alles zutrauliche Wesen meiner Pfleglinge rührt nicht aus moralischem Mitgefühl/Anteilnahme wie es unter Menschen möglich ist, sondern ist ganz pragmatisch- Menschenmami ist harmlos und spannend (das Futter das sie liefert, macht den Stall endlich auf...)
Interressant finde ich, dass es doch Menschen gibt, die ihre Tiere offensichtlich lieb haben (sonst täten sie nicht so viel in Foren fachsimpeln, wie sie am tiergerechtesten zu halten sind und voller Stolz die Fotos zeigen) und dennoch essen... ich sehe da gibt es die Fraktion, die auch die Hennen schlachtet, wenn die Eierlegerei weniger wird... da möchte ich mich nicht dazu rechnen, weil ich denke ich verdiene genug, um auch diese Tiere "durchzufüttern" und kann ja dann notfalls Eier vom "Hähnleinprojekt" dazu kaufen- ich hoffe das ist seriös. Laut Homepage werden in dortigen Betrieben die Hähnchen aber auch die meisten geschlachtet wenn sie erwachsen werden. natürlich sinnvoll, ich wüsste auch keine Alternative.
ich geh mal auf ein paar Aussagen von euch ein : (ACHTUNG WIRD LANG...)

die Tiere kennen es alle von mir angefast zu werden und ja viele mögen es gekrault zu werden. .... Ich schlachte mit Schlagholz und Halsschnitt.......
Mir fällt es nicht leicht, aber es ist mein Anspruch an mich.
das gefällt mir irgendwie, dass Du dich durchringst aus Anspruch an Dich selbst... ich hätte nie gedacht, da das ja als Vegetarier auch so früher mein Spruch war, dass man bereit sein sollte, dasTier, das man isst auch selbst zu töten, dass ich in meinem Leben eine Entwicklung mache, die mich selbst zu dem Schritt gehen lässt. Ob ich es dann selbst kann oder es doch jemand bei mir daheim macht, weiß ich noch nicht... aber von mir kennen sie es angefasst zu werden, das stimmt und minimiert den Stress. Was mir mehr Angst macht als der Halsschnitt (wär mir auch lieber als "Kopfab") wäre zu zaghaft zuzuschlagen oder nicht richtig zu treffen bei der Betäubung, daher der Gedanke ob ein ordentlicher überraschender Schnitt quasi "halal" nicht auch reicht....
ich hab mal einen Film gesehen, einen Liebesfilm eigentlich, "Emmas Glück", falls den jmd kennt, da ist die Hauptperson, eine Frau auch immer mit ihren Schweinen zur Schlachtung auf die Wiese und hat sie liebevollst gekrault und so und dann der Schnitt...


Angefangen hab ich auch mit gekauften Tieren zu denen ich keinen Bezug hatte; war leichter für mich.

mh, ich verstehe den Gedankengang, aber ich denke gerade das könnte ich nicht, Tiere kaufen um sie zu töten, ich denk dann, sie sollen sich erstmal eingewöhnen und so...selbst wenn ich Heimchen kaufe für unsere Spinnen, bekommen die erstmal ein größeres Gehege und was gutes zu futtern...das verrückte ist, ich kann keine Heimchen töten...das machen die Spinnen oder auch bei meiner Nachzucht die Hühner selbst...

Mich kennen sie, von mir befürchten sie nichts. Das mag moralisch Verrat sein, ist es sicher auch, aber das weiß das Huhn ja nicht. Das weiß nur ich.
da möchte ich Dir die Gewissensbisse sogar nehmen- Verrat wäre es wenn eine Art Abkommen zwischen Dir und den Tieren geschlossen wurde... was aufgrund von Verständigungsproblemen nicht möglich ist . Du versorgst in den Augen der Tiere diese, bist der Gestalter ihres Lebens, bietest Obhut und Sicherheit. Moralisch Verrat gegenüber Dir selbst wäre, wenn du sagst, ich werde diese Tiere nicht töten und es dann doch tust, aber wie Du schon schreibst, davon wissen die Hühner 0,0.


Als sie dann die erste Nacht auf dem Boden verbrachte und es ihr deutlich mies ging,
habe ich beschlossen sie selbst zu erlösen.....
Ich habe es geschafft.
....
Aber es ist eine andere Qualität ein leidendes Tier zu erlösen als ein gesundes junges Tier zu töten.


Ja so war es auch bei unserem Hahn, ich sah es als praktischer und für das schwerkranke Tier weniger strapaziösan als zum TA zu fahren an... es war schrecklich. Aber wir (mein sanfter Freund noch dazu) haben es geschafft. Daraus kam dann der spontane Entschluß, Eier von ihm ausbrüten zu lassen...Das Thema Hähnchen klammerte ich irgendwie aus bzw war so naiv zu denken, dass wir bei insgesamt 22 BRuteiern nur 4-5 Kücken hätten und die Hähne dann super gut vermitteln können...ähm...


Aber dann kommt wieder mein Gewissen, das mich fragt, woher ich mir das Recht nehme dieses Leben zu beenden. (das ich schließlich „selbst“ in die Welt gesetzt habe)

Andererseits könnte ich, wenn ich die geschlachteten Hähnchen z.B. in der Verwandtschaft verschenke , verhindern, dass diese armen Geschöpfe vom Brathuhnwagen gekauft werden.
D.h. ich würde dann ein gutes Leben für ein schlechtes opfern.
Seid ich mich mit diesem Thema beschäftige, nimmt das ungeahnte Dimensionen an und mein Leben wird in einigen Bereichen zunehmend eigeschränkter.

kann ich total gut verstehen, du bewegst auch die Gedanken hin und her und versuchst einen für Dich gangbaren moralischen Weg zu finden, der für jeden der versucht sich durchzuringen, eine andere Lösung parat hat. Mir ist beim Lesen Deiner Überlegung zum "Recht das Leben zu nehmen " gekommen- gerade weil Du dieses Leben ermöglicht hast, Dir das Recht erlaubt hast, quasi an der Schöpfung dieser Hühnchen teilhaftig zu werden durch das Ausbrüten der Eier hast du das Recht (vor wem? ) es wieder zu nehmen. Es nicht zu quälen, gut zu ihm zu sein, aber auch den Zeitpunkt der Ernte selbst zu wählen.
Was mir hilft, ist der Gedanke- wenn ich immer nur Hühner kaufe- die hatten ja auch Brüder, das Geschäft darüber überlasse ich dann eben anderen....eventuell sogar dem Zermuser...
Die Hähnchen vom Bratwagen werden übrigens trotzdem gezüchtet und getötet, wenn unser aller Fleischkonsum sinkt, werden sie eben exportiert...
Für mich ist der Konsum so eine Frage danach- bin ich teilhaftig an diesem Werk der Finsternis... ich mag allerdings nicht (mehr) andere Menschen richten nach dem was sie essen, es gibt bestimmt Lebensbereiche, an denen ich inkonsequent bin (dreckigen Diesel fahren zB...) wenn wir im Freundeskreis grillen, bringt jeder sein grillgut selbst mit...irgendwie sind wir so in diese Weltvorgänge verflochten ... selbst als Veganer isst man dann das Soja, für das vielleicht der Regenwald abgeholzt wurde


.......... aber aus einem gesunden, unbeschwerten Leben unvermittelt und ohne vorherige Leidenszeit vom Tod getroffen zu werden, ist sicher auch nicht die schlechteste Option.
der Gedankengang gefällt mir ! Danke!

Als es geschafft war, und das Blut raus war, das Leben entwichen fühlte es sich nicht mehr schlimm an. Es machte sich Erleichterung breit.

mh, ich denke auch dass für mich das Töten und Sterben schlimm ist, ich sehe ja jedes Tier hat diesen Überlebenswillen, jedes Lebewesen will nicht getötet werden, selbst die Fliege fliegt davon....Als meine geliebte, supertolle, treue Hündin ganz plötzlich starb , sie lief am Rad und da platzte wohl der Tumor im Bauchraum, ich war erleichtert, weil es so schnell ging, ich war auf dem Weg zur Arbeit und mein Gedanke, als der Hund tot war "hoffentlich bekomme ich den Zug noch"
Es war auch die Erleichterung, dass "es" endlich geschehen war, lebte sie doch schon viel länger als der TA prognostiziert hatte...es war dann kein Leben mehr drin, der Körper roch nicht mehr nach ihr...ich musste nicht weinen, alles war klar!
ich hoffe, dieses Erleben lässt mich dann auch bei den Hähnchen den Körper nicht mehr als das "Hähnchen Hansi" zu sehen, sondern als ein Stück Fleisch.

Ich ziehe meine Küken in Naturbrut auf. Sie dürfen eine Mama, Herde und von Anfang an grüne Wiese haben. Vom ersten Tag an trainiere und sozialisiere ich alle Küken auch auf engen Menschenkontakt und ihre spätere Arbeit in der Pädagogik. ��
finde ich sehr interressant, dass Du mit ihnen in der Pädagogik arbeitest und gleichzeitig sind sie Deine einzigen Fleischlieferanten. Hast Du irgendwo was veröffentlicht über Deine pädagogische Arbeit?

Du wirst allerdings erleben, was eine Truppe Junghähne für deine Hennen bedeutet. ....weil pubertierende Hähne richtige A*geigen sein können.
das macht mir auch schon Kummer, die Hähnchen sind sowas von in der Überzahl, ich bekomme noch 2 junge Hühner, leider Kunstbrut, von einer Freundin, ich hoffe das geht gut und entspannt die Situation etwas...die Bübchen liefern sich schon Schaukämpfe, Nackengefieder spreizen, sich anfixieren und aufeinender losfliegen...ist jetzt noch harmlos zu betrachten...leider wäre das ein riesen Aufwand (nochmal Stall und Gehege bauen....kann ich meinem Liebsten nicht zumuten) die Jungs räumlich zu trennen...
sooooweit die laaange Antwort auf Eure hilfreichen posts....
schönen Tag,
Alex

sil
10.08.2018, 09:02
i
da möchte ich Dir die Gewissensbisse sogar nehmen- Verrat wäre es wenn eine Art Abkommen zwischen Dir und den Tieren geschlossen wurde... was aufgrund von Verständigungsproblemen nicht möglich ist . Du versorgst in den Augen der Tiere diese, bist der Gestalter ihres Lebens, bietest Obhut und Sicherheit. Moralisch Verrat gegenüber Dir selbst wäre, wenn du sagst, ich werde diese Tiere nicht töten und es dann doch tust, aber wie Du schon schreibst, davon wissen die Hühner 0,0.
Alex

Ich denke nicht, daß Tiere werten. Ganz sicher werten sie nicht unsere Absichten, egal ob sie nun aus (für uns) positiv belegten Motiven entspringen oder aus negativ bewertetem. Wobei ja für den einen Menschen durchaus positiv belegt sein kann, was für den anderen als absolut negativ empfunden wird. Und ob sie ein gegebenes Versprechen als solches erkennen und entsprechend auch Verrat als solchen werten, glaube ich eher auch nicht. Entweder sie vertrauen mir oder sie vertrauen mir nicht. Wir haben vor wenigen Tagen eine unserer Katzen im Straßengraben gefunden. Rückgrat gebrochen, sie lebte aber noch. Sie rief nach uns, als sie uns hörte, sie lies sich, trotz offensichtlicher Schmerzen, vertrauensvoll hochnehmen und ebenso voller Vertrauen ist sie in meinen Armen und auf meinen Wunsch getötet worden.
Ich bin überzeugt, die einzigen, die daraus ein Drama machen wollten, waren die beteiligten Menschen, nicht die Katze. Der Fuchs, der ein Huhn tötet, hat dabei sicher keinerlei Gewissensbisse, ebensowenig wie das Huhn, das den Käfer frisst.
Klar kann man argumentierentieren, daß es viele "überzählige" Hähne nicht gäbe ohne aktives, bewußtes menschliches Wollen, aber andererseits: Sobald ich selber keinen Nachwuchs mehr ziehe, gebe ich auch die Verantwortung ab, und das wäre wohl manchmal bequemer fürs Gewissen, aber ob es auch immer richtig ist?

sternenstaub
10.08.2018, 10:16
Ich denke nicht, daß Tiere werten. Ganz sicher werten sie nicht unsere Absichten, egal ob sie nun aus (für uns) positiv belegten Motiven entspringen oder aus negativ bewertetem.

Ich glaube auch nicht, dass sie werten.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein Huhn, dass nach dem Schlag auf dem Kopf wieder zu Bewusstsein käme, durchaus künftig Angst vor mir hätte. OK theoretisches Konstrukt, daher aber mein Gedanke des Verrates. Das ist natürlich nur nach menschlichen Aspekten Verrat, nicht nach tierischen, aber diese Vorstellung hinterlässt mir manchmal schon ein schales Gefühl. Trotz dass ich das eigene Hähnchen auf dem Teller sehr schätze, ist es manchmal nicht einfach das Nutztier und das gemochte Huhn unter einen Hut zu bringen. Erlösen finde ich einfacher.


Klar kann man argumentierentieren, daß es viele "überzählige" Hähne nicht gäbe ohne aktives, bewußtes menschliches Wollen, aber andererseits: Sobald ich selber keinen Nachwuchs mehr ziehe, gebe ich auch die Verantwortung ab, und das wäre wohl manchmal bequemer fürs Gewissen, aber ob es auch immer richtig ist?

Das Problem wäre nur verlagert, es sei denn man würde vegan leben. Für das nicht geschlüpfte "überzählige" Hähnchen würde ein anderes anonymes sterben, von dem man weder weiß, wie sein Leben (wenn es denn eines hatte) noch wie sein Tod war.
Mir persönlich ist trotz Unbehagens beim Schlachten das eigene Tier lieber. Da weiß ich es hatte bis zum Tag X ein angstfreies und gutes Leben und an Tag X einen schnellen Tod.

sommerlaune
10.08.2018, 10:32
Also ich muss gestehen das mir ganz am anfang mal ein Hahn nach dem Schlag auf den kopf entwischt ist. Der hatte mächtig schlagseite. Er ließ sich aber danach nicht fangen und so habe ich beschlossen ok er darf erst mal bleiben. Am Abend ließ er sich wieder streicheln. Ohne Stress ist er wieder von selbst auf meinen Arm gekommen

Gesendet von meinem MHA-L29 mit Tapatalk

melachi
10.08.2018, 15:41
... weil ich denke ich verdiene genug, um auch diese Tiere "durchzufüttern" ...

Das ist für mich nicht der springende Punkt. Mir geht es um Nachhaltigkeit. Auch wenn ich da keineswegs konsequent bin, denn bei mir bekommen einige Tiere auch ihr Gnadenbrot, aber für mich spielt es eine wesentliche Rolle, dass ich ein Tier in die Welt gesetzt habe, das Ressourcen verbraucht. Und zwar Ressourcen durch Futtermittelanbau, und Nahrungsressourcen von insektenfressenden Wildtieren, die durch meine Hühner weniger Nahrung in meinem Garten finden. Deshalb ist es für mich sinnvoll, diese 'Nutztiere' des Menschen tatsächlich auch zu nutzen, und zwar möglichst vollständig. Ich habe wie gesagt auch Gnadenbrot-Hennen, genauso wie mein Hund sein Gnadenbrot bekommen wird. Aber ich halte mir keine zehn Hunde, und wenn ich Hühner als Haustiere wie Hund oder Katze halten würde, dann würde ich mich auf ein Minimum beschränken, alles andere könnte ich nicht rechfertigen.

Huhn von den Hühnern
10.08.2018, 16:14
Ich bin Kuschelhuhn.Halter mit Nutztierfaktor. Ich ziehe Küken und schlachte selbst, auch aus den hier genannten Gründen.
Gekuschelt wird alles, was sich kuscheln läßt. Wenn ein Jungtier es nicht mag, muß es das nicht "aushalten". Es gibt da totale Unterschiede. Hochheben und anfassen geht bei allen ohne (erkennbaren) Stress.
Ich steht jetzt vor der Entscheidung einen der 3 Althähne zu schlachten. Da bin ich emotional gewaltig in der Zwickmühle. Der Junghahn ist toll und Nackthals.Seidi. Ignoriere das Problem z.Z. noch, zumal ich aus 2 Junghähne aussuchen muß. 5 Hähne in einer Gruppe wäre Plan b, wenn es klappt. Ich weiß, dass diese Entscheidung kommen wird.

Lieselott
10.08.2018, 19:32
Es nicht zu quälen, gut zu ihm zu sein, aber auch den Zeitpunkt der Ernte selbst zu wählen.

Und dem Hähnchen ein kurzes und schnelles Ende zu gewähren bzw zu bereiten. Ich habe durch das Selbst schlachten die Möglichkeit, es dem Hähnchen so kurz und stressfrei wie möglich zu machen. Und das geht zum Beispiel durch eine möglichst kurze Zeitspanne zwischen Stall und Betäubung, durch entsprechende Sachkunde (Schlachtkurs oder von kundigem Nachbarn/Bekannte/... zeigen lassen). Das Schächten (also einfach ausbluten lassen, weil es vermeintlich leichter ist) gehört für mich z.B. nicht dazu und ist mit dem Tierschutzgesetz auch nicht vereinbar. Es klingt erst mal relativ leichter, weil man nicht draufhauen muss, aber für das Tier ist es quälender, und die Wahrscheinlichkeit, dass Du gerade bei den ersten Malen nicht sauber triffst, ist hoch.
Ich habe entsprechendes (teureres) Werkzeug, soll heißen den Schlachttricher von Siepmann, den Bolzenschussapparat von Dick, Schlachtmesser und ein spitzes und scharfes Skalpell (für die Halsschlagader, ohne die Luftröhre zu durchschneiden). Obwohl ich wahrscheinlich nicht wesentlich mehr als 5-6 Hähnchen pro Jahr schlachten werde. Vielleicht auch gerade weil ich so wenig schlachte. Es ist leichter, das im Sinne des Tierwohls "gut" zu machen, wenn man gutes Werkzeug hat. Und dass Gefühl es gut zu machen, das hilft mir ungemein.
Ich überlege sogar mittlerweile wieder, statt des Bolzenschussgeräts doch das Schlagholz zu nutzen (bzw. wie ich auch schon gehört habe, stattdessen den Hühnerkopf mit Schwung auf den Tisch zu hauen) weil es einfach noch etliche Sekunden weniger Stress bedeutet, als wenn man das Huhn erst kopfüber im Trichter positionieren muss um dann nach dem Bolzenschussgerät zu greifen.



ich hoffe, dieses Erleben lässt mich dann auch bei den Hähnchen den Körper nicht mehr als das "Hähnchen Hansi" zu sehen, sondern als ein Stück Fleisch.


Und meine Hähnchen werden tatsächlich noch mit Namen beschriftet in der TK-Truhe aufbewart, damit ich eben nicht das "Stück Fleisch" konsumiere, sondern das jeweilige Hähnchen mit allen Konsequenzen.
Beim ersten Hähnchen war es echt schwer, das musste noch drei Monate in der TK-Truhe ruhen und hat einen besonderen Anlass gebraucht, um es zu essen. Danach wurde es leichter bzw. mir ist nicht mehr monatelang schlecht bei dem Gedanken an Brathähnchen (eher im Gegenteil).

Ich lege schon bei den Küken ein Schlachtdatum mit Kalendereintrag fest und wann immer ich mich mit den Küken beschäftige, kommt immer der Gedanke, dass ich die Hähnchen dann und dann schlachten werde (auch wenn dieser Schlachttag eher fiktiv ist, also z.B. wenn wie gehabt ein Hahn sich so blöd verletzt, dass er sich nur noch flatternd fortbewegen kann, oder ein anderer der Junghähne angriffslustig wurde etc). Mir hat es die ganze Zeit geholfen, dass ich dieses Datum im Kopf hatte.

Ich finde es leichter, ein Hähnchen mit Vorbereitung zu schlachten als notzuschlachten, weil ich dann in den Wochen vorher immer noch mal bewusst mit Extra-Leckerbissen verwöhnen kann, und weil ich mich besser darauf vorbereiten kann, auch Abschied nehmen kann.


Rein technisch vorbereitet habe ich mich über youtube-Videos, über das Lesen hier im Forum, habe verschiedene Tötungstechniken mir angesehen und mir möglichst viel über Vor- und Nachteile angelesen, so dass ich über die Monate einfach herausgefunden habe, wie ich es am Besten mache bzw. welche Gerätschaften ich kaufe- z.B. das Bolzenschussgerät.
Und ich hatte kurz vor dem anberaumten Schlachttermin zufällig einen toten Junghahn im Stall. Da konnte ich ausführlich "üben" bzw. schauen, wo ich stechen muss, um die Halsschlagader zu treffen.
Der eigentlich geplante Schlachtkurs fiel leider krankheitsbedingt aus, und die beiden Bekannten, die mir das Schlachten beibringen wollten, gehörten der "ohne Betäubung Kopf ab" Fraktion an. Das wollte ich nicht haben.
Weil das Hahnenproblem dann sehr akut wurde (hat dauernd die Küken gehackt und verfolgt), habe ich mich mit dem Wissen, dass ich bis dato theoretisch hatte, daran gewagt, aber flankiert von dem "Kopf ab" Menschen, so dass im Notfall Hilfe parat steht.

Dylan
10.08.2018, 20:59
Ich bin in der Landwirtschaft groß geworden, und habe unzählige Tiere kommen und gehen sehen.
Ich mochte aber jedes einzelne Tier schon immer sehr gerne und mache wenig Unterschied zwischen Huhn, Hund, Kuh, Schwein, Katze oder Pferd. Jedes Tier hat seine eigene Intelligenz, seine eigene Persönlichkeit und seine eigene Art, eine Beziehung zum Menschen aufzubauen.
Durch all die Abschiede habe ich gelernt, einen inneren Abstand zu den Tieren zu halten. Sie werden vor mir gehen, auch diejenigen, die an Alterschwäche sterben werden. Würde ich um jedes Tier trauern, wäre mein Leben nicht mehr schön. Wenn ich mich in die Lage der Tiere versetze: Ich würde das auch nicht wollen, dass jemand ständig Kummer um mich hat. Ich wäre mit einem schönen Leben zufrieden.

Ich mag alle meine Tiere sehr gerne und schlachte trotzdem. Gar keine Hühner halten wäre die einzige Alternative.

Also bekommen die Hähne ein schönes Leben bei mir, es ist halt kurz. Ich muss mich auch melachis Einstellung anschließen:

Mir geht es um Nachhaltigkeit. Auch wenn ich da keineswegs konsequent bin, denn bei mir bekommen einige Tiere auch ihr Gnadenbrot, aber für mich spielt es eine wesentliche Rolle, dass ich ein Tier in die Welt gesetzt habe, das Ressourcen verbraucht. Und zwar Ressourcen durch Futtermittelanbau, und Nahrungsressourcen von insektenfressenden Wildtieren, die durch meine Hühner weniger Nahrung in meinem Garten finden. Deshalb ist es für mich sinnvoll, diese 'Nutztiere' des Menschen tatsächlich auch zu nutzen, und zwar möglichst vollständig.
Das hätte ich nicht besser ausdrücken können.

Das Geflügel selbst ist übrigens gar nicht zimperlich im Umgang miteinander, selbst die Kuschelhühner. Die hacken ein verletzte Huhn ohne mit den nicht vorhandenen Wimpern zu zucken schlichtweg zu Tode. Sie haben ein anderes Verhältnis zum Tod. Das macht es vielleicht einfacher für diejenigen, die mit dem Schlachten Probleme haben.

Gackerliene
24.08.2018, 09:26
Guten Morgen liebe Leute,

herzlichen Dank für die zahlreichen Antworten zum Thema, aus denen ich mir eine gangbare (Hähne werden gemocht in vitalem Zustand und dann auch als gesundes, ethisch gutes Kulinarium) Einstellung festige.Hühner machen mir mittlerweile so viel Spaß, dass ich diesen Weg dann eben auch mitgehen muß. Im Moment ist das Thema Hähne schlachten bisl einen Rang nach hinten gerutscht, weil ich privat wichtigeres habe und sie zum Hochzeitsbuffet Ende Sept noch nicht genug Fleisch angesetzt haben, die Glücklichen wachsen und gedeihen und sind eine Wonne bei ihren noch harmlosen Kämpfchen zuzuschauen. Gestern haben die ersten 3 Hühnchen mit den Großen auf der Stange geschlafen und akuter als der Schlachttermin wird nun, bald eine doppelte Sitzstangenkonstruktion mit breiterem Kotbrett, damit alle Hühner/Hähnchen Platz haben. Wir haben noch 2 Junghühner niederrheinische Gelbsperberchen bekommen, die hatten als Kunstbruten und sehr behütet aufgewachsen echt Probleme sich einzufügen, regelrecht Panik selbst vor unseren noch viel kleineren Hühnchen, aber auch das hat sich jetzt total entspannt. Das mit den Hähnen wird mich dann im Herbst wieder akuter beschäftigen, sie werden ja immer größer, die Voliere in denen sich alle meist aufhalten müssen ist zu klein und wenn wir sie zum Großteil in die Tiefkühltruhe verlegt haben, macht mein liebster Hühnerstallbaumeister auch nicht so viel Trara wenn ich die kleinere Schar im Garten rennen lasse, ich hoffe ja noch auf friedliche Koexistenz von sagen wir einem Hahn dazu, aber den kann ich mir nicht aussuchen, da muß ich beobachten, wer friedlich genug ist, nicht wer am zutraulichsten oder schönsten ist...
Ich würd gern noch auf den ein oder andren Gedankengang von Euch eingehen, habe aber jetzt keine Zeit!

Ein schönes Wochenende Euch!

Alex