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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An die Jäger: Was tun mit verletztem Rehbock?



Galla
17.07.2018, 21:17
Mir ist heute Abend ein Rehbock vor dem Auto über den Weg gelaufen.

Dabei entdeckte ich, dass er humpelte. Am linken Schulterblatt befindet sich eine kreisrunde Fleischwunde und er benutzt das linke Vorderbein deswegen nicht.


Problematisch: Der Bock ist "unser" Gartenbock, der sich hier mit seinem großen Clan im Wohngebiet aufhält. Ein Abschuß ist da wohl nicht möglich, oder?

Jäger trotzdem informieren? Natur ihren Lauf lassen?

nero2010
17.07.2018, 21:25
Hört sich an als hätte er bereits eine Verletzung durch Schuss.
Leiden sollte er nicht müssen.

Galla
17.07.2018, 21:29
Ich befürchte auch, dass sich da entweder ein "Hobbyjäger" versucht hat oder die ortsansässigen
und äußerst talentierten Jäger ausprobiert haben.

Sterni2
17.07.2018, 21:32
Jäger informieren.

nero2010
17.07.2018, 21:33
Kann , sollte aber nicht passieren und wenn doch dann muss das Tier gesucht und erlöst werden.
Solche Fälle machen der Jägerschaft keine Freunde. Mit Recht wie ich finde.

nero2010
17.07.2018, 21:34
Jäger informieren.

Am besten den, der es wund geschossen hat.

wattwuermchen
17.07.2018, 22:31
Man ruft den Jäger an, wenn man ihn nicht kennt regelt das die Polizei

Okina75
17.07.2018, 23:18
Da Brunftzeit ist, kann es aber auch einfach sein, dass er von 'nem Gegner geforkelt wurde. Das wäre dann eine natürliche Sache, und auch wenn kein Tier unnötig leiden soll, muss man ein Wildtier nun auch nicht dahingehend "pampern", dass man nun wirklich alle natürlichen Kausalitäten von ihnen fernhalten oder sie beim kleinsten Kratzer erlegen muss.

Sicher ist es gut, sich Sorgen zu machen, aber es liegt in der Natur der Dinge, dass sich manches auch mit Gewalt entscheidet. Wenn er fit ist, wird er die Wunde auskurieren und kann nächstes Jahr wieder mit brunften, oder er füttert im Winter die Füchse. Ich finde dieses "Kein Leiden" bei Wildtieren immer so ein bisschen grenzwertig.
Klar, soll kein Tier, aber vor allem für männliche Tiere gehört eine Verwundung bei zB Brunft- oder Revierkämpfen dazu wie das Atmen und Fressen. War es ein unfähiger Jäger, wäre es klar Schiete, gerade die Schulter als erste Anlaufstelle nach dem Kopf ist aber neben den Rippen und den Flanken ein "klassischer" Punkt für Verwundungen durch Gegner- und es ist wie gesagt dieser Tage Brunft bei Rehs...

Man sollte jetzt nicht überreagieren, auch wenn es schlimm aussieht. Unseren Hühnern werden teils die horrendsten Wunden zugemutet, weil niemand seine Süßen töten will, und sie verheilen auch üble Ratscher wie offen liegende Schädelknochen oder sogar Löcher im Fleisch meistens sehr gut, und dieselbe Rücksicht auf den Lebenswillen sollte gerade und auch Wildtieren zugemutet werden, die ja nun noch weniger aus Zucker sind als die relativ verzärtelten Haus- und Nutztiere. Es hört quasi keiner, wenn ich zum Töten eines Huhnes rate, und oft habe ich zum Glück auch Unrecht, die Tiere erholen sich sehr gut wieder.
Dieselbe Widerstandskraft sollte auch Wildtieren zugetraut werden, denn wenn keiner einem Huhn zutraut, dass es unter klaffenden Wunden oder rausgefressenen Fleischpartien leidet und man es dennoch durchzieht, sollte dasselbe auch Wildtieren zugestanden sein :kein.

Es sei denn, man hat seine Hühner ja lieb und will die nicht aufgeben, während man quasi dasselbe bei Wildtieren nicht vor Augen haben mag und daher über schnelle "Erlösung" nachdenkt. Ich würde raten, seid auch bei den Hühnern mal so generös mit dem Nachdenken über Leiden und schnelle Erlösung, oder traut auch den Wildtieren mal ein paar Widerstandskräfte zu, die diese viel mehr haben müssen als doch relativ umsorgte Haus- und Nutztiere ;).

Wenn der Bock schon stark abgekommen wäre, nur noch Haut und Knochen, oder mit raushängender Zunge, perforierten Eingeweiden oder dergleichen rumtorkeln würde, oder auch nur mit gekrümmtem Rücken und zurück gelegten Ohren stundenlang an einer Stelle stünde oder festläge und quasi nicht mehr auf Außenreize reagiert, ok, dann würde er sichtbar leiden, dann wäre es völlig legitim, ihm die Sache abzukürzen.
So lange er aber nur das Bein nicht benutzt, also es schont, ansonsten aber durch Ohrenspiel, Gestik und Aufmerksamkeit etc. anzeigt, dass er fit ist, sollte man ihm seine faire Chance zur Genesung einräumen.

Katja Bemmann
18.07.2018, 14:11
Stimmt, lass es einfach wenn es laufen kann. Man sollte sich in Wildtiere gar nicht einmischen. Einen Fuchs mit Räude hab ich aber auch letztes Jahr gemeldet, er kam ganz zutraulig zu uns und ist noch nicht mal vor dem Traktor abgehauen. Räude ist aber auch hoch ansteckend für Hunde und Katzen. Und bei uns auf dem Dorf hat fast jeder einen Hund. Die Milben fressen den Fuchs auf das dauert eine Weile. Unser hatte schon keinen Schwanz mehr und wenig Fell auf dem Körper, der Kopf war schon kahl. Es ist immer tödlich, wenn man es nicht behandelt. Der Jäger hat es dann erledigt. Der Fuchs war schon taub und die Augen fast zu. Es war während der schonzeit, aber die jungen Sterben sowieso daran. Der Jäger sagte es wird höchste Zeit, er möchte so ein krankes Tier nicht in seinem Revier haben.
LG Katja

Luci
18.07.2018, 14:41
Für mich hört sich das nach einer Schusswunde an.
Wenn er schon das Bein nicht mehr benutzen kann...
In jedem Fall den Jäger informieren!

Okina75
18.07.2018, 14:56
Dann sage ich dasselbe bei teils stärkst verletzten Hühnern, die dennoch wegen Feigheit vor dem Töten versucht werden, durchzuziehen, auch weiter: Auf jeden Fall schlachten!

Wieviele Schusswunden und deren Auswirkungen bei nicht direkt tödlichen Schüssen habt Ihr hier denn im realen Leben schon gesehen, dass Ihr das glaubt, beurteilen und daraufhin ein Todesurteil fällen zu können, was man mit Melden beim Jäger faktisch tut? Warum wird dem Tier keine reelle und faire Chance zur Genesung eingeräumt? Hühner werden quasi zum Weiterleben gezwungen, egal wie schlimm es aussieht, aber ein Wildtier darf nicht eine wahrscheinlich auf natürliche Art und Weise entstandene Wunde zu kurieren versuchen :grueb?

Rohana
18.07.2018, 15:06
Warum ist melden beim Jäger ein Todesurteil? Der sollte doch genau wie du wissen, wann eine Wunde am Rehbock heilen kann und wann es doch besser ist, zu erlösen. Also ich hätt das wohl einfach angesprochen wenn ich unseren Jäger sehe und ihn gefragt ob er das Tier auch schon gesehen hat und/oder ob da Handlungsbedarf besteht.

eierdieb65
18.07.2018, 15:18
Ihr seid herrlich zu lesen.
Der hat links ein kreisrundes Loch, das ist eine Schusswunde.

Nicht jeder hinkende Bock kurz nach der Feistzeit hat einen Jäger als Ausrede.

Lg
Willi

Okina75
18.07.2018, 16:19
Jäger haben Abschusspläne zu erfüllen, bzw. in manchen Bundesländern auch gar keine mehr, wo stattdessen die Devise gilt, je mehr von den Knospenbeißern (umgangssprachlich für "Reh" insbesondere in Staatsforsten, wo sehr oft die Devise "Wald vor Wild", gerne auch im Satz mit drei bis fünf Ausrufezeichen gesagt, bzw. besser beschrieben gegeifert, gilt) weg sind, umso besser. Besonders auch, weil der Deutsche Bauernverband sich deutlich dafür ausspricht, selbst das winzige Rehwild (kaum 27 Kilo á kräftiges Stück!!!) regional ganz und gar auszurotten, und wie bei den anderen Hirscharten definierte "Rehwildgebiete" auszuweisen, wo die dann als einziges zu leben haben, und wehe, es steckt auch nur eines die Nase da raus...

Weiters belobhudelt man sich gern zu "Hegeabschüssen" in den einschlägigen Foren, wo teils Wild während einer Drück- oder auch normalen Jagd erst krank geschossen wird (wenn auch nicht absichtlich), und der folgende Hegeabschuss des Stückes mit dem zerschossenen Lauf denn auch in aller Detailiertheit, wie es im zweiten Schuss lag und den laubbedeckten Hang runterrutschte, nachdem es mit baumelndem Vorderlauf noch kurz auf dem Hügelkamm nach dem Rudel sicherte, beschrieben und nochmal extra belobhudelt wird, weil man das kranke Stück ja umgehend erlöste- hoa, guter Mann, das! Anstatt erst gar nicht zu schießen, also auch nicht krank, aber im Jagdfieber kann das ja mal passieren- oder so...

Wie auch immer, natürlich ist nicht jeder Grünrock grundsätzlich schießgeil, gibt tatsächlich viele, die es wegen der Natur und 'nem guten Stück Fleisch machen, aber das ist nur ein Teil. Kann sein, dass der örtliche Jäger so ein Naturfreund ist und besonnen abwägen kann, ich unterstelle aber grundsätzlich erstmal, dass auch da ein Bockleben nicht viel zählt, weil Abschussplan, verletzt, Gefahr für's öffentliche Leben und Wahrung der Verkehrssicherungspflicht womöglich, weil er solange wie verletzt nicht schnell genug über die Straße kommt und potentiell schwere Unfälle verursachen könnte etc. pp., wofür dann verständlicherweise keiner gerade stehen will, weil er das Vieh hat laufen gelassen. Zumal es sicher viele Hausbesitzer freuen würde, wenn es wie gesagt einen Rosenknospenfresser weniger in der Hood geben würde- man kennt ja die teils verbitterten, biestigen alten Leute oder auch jüngeren Städter, denen schon früh singende Vögel ein Dorn im Auge sind...

Tut mir leid, wenn einen die Erfahrungen des Lebens so ein bisschen bitter und misstrauisch werden lassen- ich lasse mich natürlich sehr gerne positiv überraschen, würde aber sagen, dass es das mit dem Bock war, wenn man ihn meldet und er außerhalb des befriedeten Bereichs angetroffen wird. Ungeachtet dessen, ob er vital und gesund war, und die eher wahrscheinliche Brunftverletzung verheilt bekommen hätte.

Auch wenn das jetzt vllt. etwas weit in die Weite führt, so ist jetzt aber entweder schon zugelassen oder zumindest in der Planung, auch Kleinkaliber wieder als adäquates, offizielles Mittel für die Rehjagd zuzulassen. Bislang war das nur auf kleines Niederwild erlaubt, zB Tauben etc., wurde dort aber zugunsten Schrot oft außer Acht gelassen, es sei denn im räumlich sehr übersichtlichen Rahmen wie etwa bei der städtischen Jagd, wo man nicht mit potentiell mehrere Kilometer weit fliegenden Geschossen um sich schießen kann. Dies nur zum Stellenwert, den das Leben eines Stücks Rehwild im Deutschland moderner Zeiten hat, wo gilt, je mehr weg, umso besser. Natürlich aber nur durch Abschuss, nicht etwa durch andere Mortalitätsursachen wie Raubwild etc. .

Und der ganze Kokolores meinerseits deswegen, weil für mich jedes Leben gleich zählt. Auch das eines Tieres, von dem es in Deutschland locker 6 Millionen gibt, und die im Jahr auch im Millionenbereich erlegt werden. Tiere sind zu oft wertlose Ware, wo "Weg damit" das einzig adäquate Mittel der Wahl ist, und da zähle ich nicht auf bedachtsame Abwägung des Wohlergehens des Bockes, sondern außerhalb Ansetzen, hoffen, dass er aus den Gärten kommt, erledigt :kein...

Luci
18.07.2018, 16:24
Ich hab viele Jäger hier um mich und bekomme deshalb einiges mit.
Für mich klingt das nach Schusswunde. Und da kann derjenige, der es verletzt hat auch die Sache zu Ende bringen.
Ich glaube einem Wildtier, dass verletzt durch den Wald läuft tut man keinen Gefallen. Auch nicht dem Autofahrer, dem es vielleicht nicht mehr ausweichen kann.
Linkes Loch vorne, kreisrund klingt doch ziemlich eindeutig.

Okina75
18.07.2018, 17:27
... in dieser oder jener Hinsicht. Auch wenn es schwer zu glauben ist, nicht alles war automatisch ein Jäger. Auch in Deutschland, was keiner vermuten würde, kommt männliches Wild noch auf völlig natürliche Weise durch Rivalen um oder zu Schaden. Wenn auch so selten, dass es dann meistens gleich 'nen Zeitungsartikel wert ist...

Rohana
18.07.2018, 17:41
Mir/uns liegt schon daran dass unser Jäger sich nicht zu weit von seinem Abschussplan entfernt, denn unser Wald verträgt nunmal nicht unbegrenzt Rehe. Aber wenn mir an meinen Rosen bzw. Reben, Johannisbeeren und was sonst so lecker ist im Garten, was liegt, zäune ich die eben ein bevor's das Reh nascht. Man muss ja nicht gleich alles immer durch abschiessen "lösen"...

Jorg
18.07.2018, 19:22
Moin,

melde mich mal selbst als Jäger - bin hier ganz bei Okina.

Eine Schusswunde ist es übrigens NICHT!
Wenn die Wunde rund ist - wie von der Augenzeugin beschrieben, hätte es ein Einschußloch sein müssen.
Dieses hätte den Knochen zerschmettert uind den Bock mit absoluter Sicherheit umgehauen.

Denke deshalb auch eher an Reviekampf.
Wäre es ein nicht tödlicher Streifschuss gewesen, hätte das Loch nie rund sein können sondern länglich.

Würde der Sache ihren natürlichen Lauf lassen.
Wenn es ein Revierkampf war, und der Bock als Sieger hervor gegangen ist, sollte er weiterleben dürfen.

Boudica
18.07.2018, 20:26
Ich auch als Jägerin: Die Jagd auf Rehe wird nicht mit Vollmantelgeschossen ausgeübt. Eine Verletzungsort am Körper des Bocks, wie hier beschrieben ist, hieße, dass der Schuss korrekt angetragen worden ist. Die Aufpilzung des Geschosses und die hohe Schockwirkung hätten zum Zusammenbruch des Tiers an Ort und Stelle geführt.

Galla
18.07.2018, 22:07
Ich danke Euch für Eure Antworten.

Ich beobachte mal, ob der Bock sich wieder blicken lässt bzw. sich in sein "Versteck" zurück zieht.

Den zuständigen Jäger werde ich als letztes Mittel kontaktieren - ich kenne ihn und bin nicht sonderlich von ihm oder seinen Fähigkeiten angetan.


Noch eine Nachfrage: Käme auch ein Kleinkaliber in Frage? Hier im Dorf geht's schon mal etwas pragmatischer zu.....

Okina75
18.07.2018, 22:50
Dürfte eigentlich nicht in Frage kommen, sollte aber auch tödlich wirken, wenn so akkurat gesetzt.

Jorg
19.07.2018, 20:03
Nun, es gibt schon Kleinkaliberkugeln in einer größeren Hülse mit großer Treibladung (Hornet).
Darf aber nicht bei Rehwild verwendet werden.

Olli G.
24.07.2018, 06:26
Hallo,

Wilderer nutzen des Öfteren so etwas. Ist halt nicht so laut.

Meiner Einschätzung nach zu 99% keine Schußverletzung. Ich bezweifle dass du so dicht ran kommst um ein Einschußloch zu entdecken. Der Ausschuß ist nicht kreisrund und das Wild wäre bereits verendet.

Und ich würde es wahrscheinlich erlösen wenn das Loch schon so groß ist. Gibst du ihm Zeit zu heilen siehst du ihn in 2 Wochen noch ein Mal ohne Möglichkeit dazu. Dann aber total abgemagert und voll Maden.




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Galla
24.07.2018, 08:51
Er ist ziemlich an Menschen gewöhnt; abends schaut er mit aus ca. 5 Meter Entfernung zu, wie ich Kaninchen und Hühner in die jeweiligen Ställe verfrachte.

Am Sonntag habe ich ihn nochmal gesehen. Die Wunde war verkrustet, Eiter oder Maden konnte ich nicht erkennen.

Der Jäger war leider nicht erreichbar.

Kamillentee
24.07.2018, 10:29
Mit Fernglas ist die Wunde vielleicht besser zu beurteilen?