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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Inzucht" von Robert Simon



zfranky
17.05.2018, 02:05
Aus Interesse am Thema Inzucht bei Hühnern habe ich mir das Buch
"Inzucht" von Robert Simon, ISBN: 078-3-7412-9715-1
durchgelesen.

Das Buch handelt von Chancen und Risiken von Inzucht bei Hühnern.
Es ist auch für Laien gut verständlich geschrieben. Die Basics an Genetik werden gut erklärt, auch anhand von Diagrammen und Beispielen. Wichtige Fakten sind separat abgegrenzt in farblich hervorgehobenen Absätzen. Die Lesbarkeit ist dem entsprechend gut und angenehm.

Die Themen Inzucht, Linienzucht, Auskreuzung und Zuchtstrategie werden neutral erklärt ohne sich auf das eine oder andere festzulegen. So entsteht ein guter Überblick über die Möglichkeiten in der Zucht ohne sich in Details zu verhaspeln.

Prädikat: lesenswert.

Zwiehuhn_Neuling
17.05.2018, 02:28
Danke für die Rezension,

hatte das auch schon mal auf dem Radar (war ein Tip) bin aber dann vom Titel abgeschreckt worden, da "Inzucht" nicht das ist was ich möchte.

Also doch bei der nächsten Gelegenheit im örtlichen Buchladen bestellen.

Gruß Johannes

Saatkrähe
17.05.2018, 02:33
Danke Franky, ist bestellt. Wird ja mal Zeit, daß ich in die Materie eintauche. Scheinbar isses anfängergeeignet (was'n Wort!)

Belgenfreund
06.06.2018, 11:48
Ich möchte das Buch, auch aus persönlichen Gründen, empfehlen :) . Hoffe, dass es einige Leute erreicht.

Grüße Robert Simon ;)

sternenstaub
06.06.2018, 13:07
Das ist ja mal Klasse, der Autor selber ist hier im HüFo. :D

Das Buch finde ich ebenfalls hilfreich und gut verständlich. Einmal habe ich es schon gelesen, und ganz sicher nicht zum letzten Mal. Allein um alles gut zu verstehen muss ich solche Bücher mehrfach lesen. Mal schauen, wie es dann mit der Umsetzung wird.

army
06.06.2018, 15:02
Soeben bestellt... Somit buch nr. 90(?) bzgl geflügel bald im kasten!! Hast du noch d Lütticher eigentlich?

Belgenfreund
06.06.2018, 15:17
Das ist generell bei solchen Themen besser, wenn man es öfter liest. Und das Buch ist ja nicht so umfangreich

Rocco
07.06.2018, 09:58
Ich möchte das Buch, auch aus persönlichen Gründen, empfehlen :) . Hoffe, dass es einige Leute erreicht.

Grüße Robert Simon ;)

Das finde ich mal richtig toll!

Mfg Rocco

Vinny
07.06.2018, 14:41
Muhaha, gerade das letzte von Amazon gekauft ^^
als angehende "Züchterin" einer bunten Rasse bestimmt interessant, wenn ich es denn auch noch verstehe ^^

Bettina99
07.06.2018, 16:28
nö, gab noch eins zu kaufen die haben wieder eins eingestellt. ;)

Schnickchen
07.06.2018, 20:37
Ich werde mir das Buch auch kaufen (oder kaufen lassen, Dann hat man mal was, auf die Frage "was wünschst du dir?").

An dem Thema bin ich sehr interessiert. Ich halte erst seit 2016 Hühner. Und ich vermeide es bisher strikt, dass ich Eier ausbrüten lasse, deren Eltern verwandt sind. Ich habe einfach die Sorge, dass die Nachkommen eine "Macke" bekommen, weil das Erbgut der Eltern zu ähnlich ist. Bis ich letztens mit einem Linienzüchter eine Unterhaltung hatte, der es fast lachhaft fand, dass ich da so aufpasse. Er hätte seit Jahrzehnten "seine Linie" in der immer die besten Nachkommen gekreuzt werden. Frisches Blut komme da kaum hinzu, vielleicht mal alle paar Jahre eine Henne. Seine Hühner seien alle gesund, meint er.

Ich erhoffe mir von dem Buch zu erfahren, inwieweit sich Inzucht negativ auf die Nachkommen auswirkt, falls das überhaupt so ist. Gerne hätte ich von meinen Lieblingshennen Nachwuchs, aber sie sind Töchter oder Schwestern meines Hahns.

Ich möchte einfach nur vitale, liebe, langlebige Hühner halten, die schöne, Eier legen. Mein Bauchgefühl wehrt sich (noch) gegen die Verpaarung der verwandten Hühner.

Toll, dass der Autor hier zugegen ist! :jaaaa:

Belgenfreund
07.06.2018, 23:07
Hallo Schnicken,
ich denke du solltest in dem Buch Antworten auf deine Fragen bekommen.

Belgenfreund
07.06.2018, 23:11
@ Bettina und Vinny: Bei Amazon steht irgendwie immer, dass nur noch ein oder zwei Exemplare vorhanden sind. Keine Ahnung warum. Man kann aber auch direkt über den bod- Buchshop bestellen:
https://www.bod.de/buchshop/?gclid=EAIaIQobChMI_MzwjK7C2wIVxJ8bCh2guQqSEAAYASA AEgIlgvD_BwE
bzw
https://www.bod.de/buchshop/inzucht-robert-simon-9783741297151 wäre direkt das Buch

ahoeh
08.06.2018, 00:33
Ich finde die Zusammenhänge schön erklärt und ich finde gut, dass das Buch zum Nachdenken über das Thema anregt.
Bahnbrechend neues für mich habe ich in dem Buch zwar nicht erfahren, doch ich habe es gerne gelesen und kann es für Interessierte an dem Thema weiterempfehlen. Bei vielen Züchtern könnte es aha-Effekte auslösen. Für meinen Geschmack schwören zu viele auf falsch verstandene Linienzucht. Ich komme zwar nicht ganz zu den Schlüssen des Autors, aber das Buch ist so angelegt, dass Jeder sich seine Meinung selbst bilden kann, wenn er die Zusammenhänge gelesen hat.

Viele geflügelte Grüße
Andrea

Vinny
08.06.2018, 08:47
Ich denke, das Buch wird bestätigen, was ich schon lange vermute : Hühner sind gegenüber Inzucht sehr stabil.
im Gegensatz zu Wachteln oder.... Ja oder Menschen.
Ich fände es vorallem toll, mal einen Einstieg in die Genetik zu bekommen.
Die blumenhühner stammen aus einem sehr engen genpool und eigentlich ist man sehr bemüht, alles blutsfremd zu halten.
dieses Jahr komme ich aber um eine Geschwister- oder vater-tochter Verpaarung wohl nicht umhin.
Das Buch nimmt mir hoffentlich die Bedenken

PPP
08.06.2018, 10:00
Interessant....werde ich mir bestellen...

Kann man hier auch konkrete Fragen dazu stellen? Ich gehe stark davon aus, dass ich Laie vieles nicht verstehen werde und würde mich über Erläuterungen sehr freuen....

Belgenfreund
08.06.2018, 15:14
Hallo PPP,
gerne kannst du fragen wenn du was nicht verstanden hast.
Gruß Robert

Bettina99
08.06.2018, 21:52
meine persönliche Erfahrung ist schon die, dass ich in Bruteiern von stark durchgezüchteten sehr identisch aussehenden rassehühner von Züchtern mehr behinderte Hühner dabei habe als wenn ich irgendwelche fremden rassen miteinander vermische und dann die küken brüte. die Quote war bei mir bei seltenen Hühner - wo es wenig gibt höher, als bei rassen wie Seidenhühnern, wo es zig davon gibt und man von weniger Inzucht ausgehen kann.


meine laienmeinung war bislang die, dass das von zu viel Inzucht herrührt.
daher wird ich jetzt das buch lesen und schauen, was der Autor zu dem Thema sagt.

sternenstaub
08.06.2018, 21:59
Naja, ich kenne einen Züchter der zwar Stämme bildet, aber dann keinen Stammschlupf macht und die Küken nicht markiert, ist ihm seiner Aussage zufolge zuviel Arbeit. Der weiß nicht welches Küken welche Eltern hat. Der weiß auch nicht, wer was vererbt und woher die Probleme kommen, die er hat. Denn mit dem Zuchtergebnis ist er unzufrieden, seine Lösung lautet nun frisches Blut.
Wenn man dann von solch einem Züchter Eier bekommt, ist ein frustrierendes Ergebnis nicht verwunderlich. Ich hab so meine Zweifel, dass dieser Züchter ein Einzelfall ist.
Inzucht bzw. Linienzucht ist m.E. ohne Aufzeichnungen und genaueste Kenntnisse der Abstammung der Zuchttiere langfristig nicht zu machen.

Belgenfreund
14.06.2018, 12:28
Richtig @sternenstaub. Bei jeder planmäßigen Zucht ist es natürlich wichtig, die Abstammung der einzelnen Tiere und die Ergebnisse aus den einzelnen Verpaarungen zu kennen

Yokojo
14.06.2018, 15:23
Und wichtig ist auch, daß man die negativen Eigenschaften aussortiert, vor allem wenn es um Vitalität geht.
Macht man bei der Vitalität Kompromisse, kann man Inzucht gleich bleiben lassen, nach meiner Meinung, da haben die Ausstellungszüchter oft Probleme weil sie nur nach der Meinung des Preisrichters züchten.....

Hab das Buch noch nicht gelesen, habs aber vor!

Belgenfreund
14.06.2018, 15:59
Genau darauf habe ich auch im Buch mehrmals hingewiesen. Vitalität ist da A und O. Hier dürfen tatsächlich keine Kompromisse gemacht werden. Typ und Aussehen sind sicher wichtig und auch Ziele der Zucht, sollten aber der Fitness der Tiere nie übergeordnet sein

Wurli
14.06.2018, 16:11
Darf ich auch noch Legebeginn und Legeleistung dazu schmuggeln ;)

sternenstaub
15.06.2018, 09:14
Und aus eigener leidvoller Erfahrung: der Charakter - besonders der Hähne. Nichts ist frustrierender wie hysterische Hühner und Hähne, die einem ständig in den Beinen hängen.

Wurli
15.06.2018, 09:28
Du sagst es!
Genau wie "Schrei-Hennen"; Eiform (wenn ich da an die BE der Inder denke die ich bekommen habe - von der Vitalität mal abgesehen>:()

Aber wie sagte letztens ein Züchter zu mir: das alles wird doch auf der Ausstellung nicht bewertet...
Solang die Eier für die nächste Nachzucht reichen passts doch ;)

Vinny
15.06.2018, 11:14
Ich musste jetzt gerade erkennen, was passiert, wenn man bei Elterntieren sagt "Hauptsache bunt"

Hatte BE von Blumen zugekauft.
8 von 12 geschlüpft, eines mit Hilfe.
davon alles Hähne (ok, PP - persönliches Pech)
davon 2 mit physischen aussetzen, motorische Probleme im junghuhn alter - erlöst (eines eingeschickt ohne wirklichen Befund)
4 der 8 haben krumme Zehen
3 der 8 eine auslaufende pupille


Echt mies.

Da sieht man, was bei fehlender Vitalität passiert
Daher werde ich dieses Jahr auch das erste Mal eine junghenne schlachten. Die ist einfach permanent kränkelig, immer etwas blass, gefällt mir einfach nicht und ich würde sie nichtmal an Liebhaber verschenken.
Das ist aber nur eine aus 30 Küken von meinen Tieren, von daher halte ich das für eine quote, die hinnehmbar ist.

Okina75
15.06.2018, 17:25
Bei Amazon steht irgendwie immer, dass nur noch ein oder zwei Exemplare vorhanden sind. Keine Ahnung warum


Muhaha, gerade das letzte von Amazon gekauft ^^

Eine altbekannte und bewährte Masche, eben diesen Effekt auszulösen und ein paar Bücher mehr zu verkaufen- der Jeff Bezos ist nicht umsonst inzwischen über 120 Milliarden schwer...

Robert: Wie verkauft sich denn das Buch so, bzw. was hast Du als Self- Publisher pro Buch raus?
Ich als Ebenfalls- Autor habe seit nun einem Jahr ein Buch in einem Verlag zu stehen und noch keine 50 € damit verdient...

army
15.06.2018, 18:33
@okina: ebenfalls über geflügel?

sil
15.06.2018, 20:32
okina, du bietest das Buch als Rezensionsexemplar dem Hühnerforum an, dann wird es gelesen, besprochen - und im Idealfall in kürzester Zeit zum Bestseller :laugh

Okina75
15.06.2018, 20:55
Army: Ähm, nein, ist eher eine fiktionale Geschichte um eine sagenumwobene Riesenschlange ^^...

Sil: Hm, wer weiß, ob das hier ankäme ^^...

Was die Inzucht angeht: Die kann bei Hühnern ebensolchen Schaden anrichten wie bei jedem höheren Tier.
Das Geheimnis an der Sache ist das sog. Purging, das heißt dem Herauselektieren jeglichen schädlich auswirkenden Gens. Die Tiere haben dann einen sehr sehr schmalen Genpool, sind aber perfekt an die Bedingungen in ihrem Umfeld angepasst und von bombastischer Gesundheit wie vitaler Vererbung.
Hat aber die Krux, dass dann aber auch kein Umweltparameter verändert werden darf und kein neuer Keim reinkommen darf, weil die Tiere quasi null Anpassungsfähigkeit an gravierend andere Umstände mehr haben.

Dem kann man durch das gelegentliche Einkreuzen aus anderen hochselektierten Linien abhelfen, aber zu dolle darf das auch nicht sein, weil dann die Spezifikationen des eigenen Stammes wieder "verwässern" können.

Also: Inzucht durchaus, aber nur mit knallharter Selektion jedes Aus der Reihe- Tanzers bezüglich all der hier schon erwähnten und noch persönlich gewünschter Eigenschaften. Erst wenn man da durch ist, kann man mit seinen Tieren quasi bis in alle Ewigkeit weiter verpaaren.

Luci
15.06.2018, 21:30
Andreas: mach doch mal ein neues Thema zu deinem Buch auf und erzähl ein bisschen. Find ich gerade super interessant.

Das Inzuchtbuch steht oben auf meiner Wunschliste.

mm66
15.06.2018, 21:43
...
Also: Inzucht durchaus, aber nur mit knallharter Selektion jedes Aus der Reihe- Tanzers bezüglich all der hier schon erwähnten und noch persönlich gewünschter Eigenschaften. Erst wenn man da durch ist, kann man mit seinen Tieren quasi bis in alle Ewigkeit weiter verpaaren.

Der Autor des Buches macht da ja Einschränkungen. Er empfiehlt eine Rückverpaarung bis zu 87,5% des "wertvollen" Tieres. Aber ich frag mich wieso?

Zuvor wurde erklärt, dass Inzuchtdepressionen nur das Auftreten von "rezessiven Fehlern" sei, die durch homozygote Erschaffung auch im Phänotyp ausgebildet werden.

Aber bei Rückverpaarung ist das ausgesuchte "wertvolle" Tier ja zu 100% gesund, wenn auch vielleicht nur durch heterozygote Gene. Bei guter Auslese dürften doch sogar 99,9% der Gene des Ausgangstieres (ein Fast-Klon) kein Problem sein.

Deshalb meine Frage an Belgenfreund:
Warum treten dann doch Inzuchtdepressionen (schlechte Befruchtung, schlechte Schlupffähigkeit, ein schlechtes Immunsystem und schlechter Allgemeinzustand wurden im Buch genannt) auf, wenn es über die 87,5% geht?

Das hätte mich interessiert. Wie kann das Nachkommenstier dann schlechter sein, als das Ausgangstier, wenn man einen Fast-Klon erschafft? Und wieso äußert sich eine Inzuchtdepression oft gerade in diesen Erbfaktoren?

Unter Züchtern in meinem Bekanntenkreis kursiert ebenfalls das Gerücht, dass bei Linienzucht die Tiere kleiner werden. Ist da was dran? Fehlender Heterosiseffekt und deshalb kleiner?

(Keine Bange, ich bin weit von den 87,5% entfernt von 99,9% ganz zu schweigen, da darf ich noch ein paar Jährchen Linienzucht betreiben.)

melachi
15.06.2018, 22:52
ich denke, das man oft vergißt, das Genmaterial auch 'altert', es tritt eine Art Verschleiß auf, der ja auch für den ganz normalen Alterungsprozeß verantwortlich ist. Wenn man immer wieder dasselbe Gen-Material eines einzelnen Tieres durch die Generationen nudelt, tritt ein ähnlicher Effekt auf, irgendwann kumulieren bei hoher Inzucht in einer Linie einfach zuviele Macken in der DNA. Da muß dann eine regelmäßige Erneuerung der DNA einsetzen, die den Sollzustand immer wieder herstellt. Das wertvolle Genmaterial muß auf eine ausreichend große Menge Tiere verteilt werden, also eine Mindestpopulationsgröße erreicht werden, die die Integrität des Genmaterials gewährleisten kann.

Okina75
15.06.2018, 22:53
mm66: Kann, muss aber nicht...
Die in Berlin frei lebenden Kanadagänse stammen zB von einem Paar mit 5 Jungen ab, das 1983 in Freiheit gelangte und der Einfachkeit halber und zur Bereicherung der Wasservogelfauna dort belassen wurde. Da hat sich bis mindestens 2013 kein Fremdblut reingekreuzt, es waren also 30 Jahre allerengste Inzucht, und die Vögel waren am Ende (als ich aus Berlin wegzog, wo ich sie über 10 Jahre mit erforscht hatte) immer noch "original groß", mit bis zu 7 kg im adulten Vogel. Und die hatten es in der Anzahl bis auf knappe 400 Stk. über ganz Berlin gebracht, und machten sich zu meinem Berliner Ende hin dann auch daran, bis teilweise über 50 km weit ins Berliner Umland zu expandieren. Hatten also alle Anzeichen einer normalen, gesunden, vitalen Population- aus nur maximal sechs eng verwandten Ausgangstieren und über 10 Generationen sicher (Generationsfolge bei denen etwa drei Jahre)...

Und ich gehe jede Wette, dass das bei Hühnern ebenso geht. Nehmen wir nur zahllose tropische Inseln, wo Seefahrer ab und an mal Schweine, Ziegen, Hühner etc. als lebenden Proviant laufen ließen, und wo nach den Epochen der Weltentdeckung auch eher keiner mehr vorbei kam, so dass sich teils wirklich eigene Wildrassen entwickelten, wie die Juan Fernandez- Ziege und andere. Oder die Hühner der Polynesier, die diese auf ihren Expansionen im Pazifik immer mitnahmen, und die einen ein einziges Mal einge"schleppten" Retrovirus bis heute in inzwischen vielen Rassen bewahrten, was die Grün- und Blauleger zur Folge hatte. Auf deren Flößen und Kanus werden nicht so viele Tiere Platz gehabt haben neben all den Leuten und deren Hab und Gut- bevölkerten aber jedes Mal aus sich selber heraus wieder ganze Inseln- aus engsten Genpools... Wenn man nicht ausreichend selektiert, würden sie sicherlich kleiner- ein Muss ist das aber nicht. Zumal es da noch gewisse biologische Gesetzmäßigkeiten gibt wie der Umstand, dass Säugetiere in isolierten, also stark ingezüchteten Inselpopulationen kleiner werden (zB das Rotwild von Korsika- nur die Hälfte bis zwei Drittel so groß wie kontinentales Rotwild), Vögel und Reptilien aber größer (zB die Moas Neuseelands, oder die Komodowarane)...

mm66
15.06.2018, 23:54
Andreas, das würde ja der Ansicht des Autors entsprechen, dass Inzuchtdepressionen eigentlich nur das Aufeinandertreffen von rezessiven "schlechten" Genen sind. Dann könnte auch ein 99,9%iger Klon eine ganze Kolonie bilden, ohne an einschränkenden Erbmerkmalen zu leiden.
Allerdings widerspricht dies ja den angestrebten 87,5% genannten Identitäten eines "Klons" im Buch von Belgenfreund.

Logisch erscheint mir dagegen der Einwand von melachi. Auch das "wertvollste" Ausgangstier altert mal und seine Gene, die es vererben kann, mit. So schleichen sich wohl "Reperaturfehler" in die DNA eines alternden Individuums ein, die es mit den Keimzellen auch weiter vererbt. Deshalb nur 87,5% statt 99,9%?

Belgenfreund
17.06.2018, 16:59
Hallo mm66. Zu deiner Frage: Ich meine nicht, und ich hoffe auch mich nicht so ausgedrückt zu haben, dass es automatisch zu Problemen kommt, wenn die 87,5% überschritten werden. Du hast natürlich recht wenn du sagst, dass laut der Erklärung, dass Inzuchtproblematiken auf das Herauskristallisieren von negativen Genen zurückzuführen sind, eine Rückpaarung an ein bestimmtes Tier bis hin zum Fast-Klon von 99,9% kein Problem sein sollten. Das müssen sie auch tatsächlich nicht per se sein. Nehmen wir einmal an, du würdest in der Linienzucht immer soweit gehen, praktische Klone eines Tieres zu schaffen. Trotzdem würde sich damit ein anderes Problem eröffnen: Du wärest in der Folge in deiner Zucht starr. Was ich damit sagen möchte ist, dass du zwar 10 oder zwanzig Top Tiere hättest. Danach bist du aber überhaupt nicht mehr beweglich, da es überhaupt keine Variationsmöglichkeiten mehr gibt. Natürlich wirst du aus diesen Tieren immer wieder ebenso gute Tiere ziehen können, aber eben nur ebenso gute, niemals bessere, egal in welcher Hinsicht. Du hättest sozusagen das Ende deiner Zuchtmöglichkeiten erreicht und für etwaige Veränderungen, solltest du diese denn wünschen, kannst du nur noch den Weg über Einkreuzungen gehen. Das wäre nach vielen Jahren Zucht, und die würden benötigt um überhaupt an diesen Punkt kommen zu können, ein dramatischer Schritt. Du könntest dein jahrelanges Werk mit etwas Pech über den Haufen werfen. Deshalb ist es wichtig, sich bzw seine Tiere nicht in eine derartige Unbeweglichkeit zu züchten. Nun wirst du sagen, dass ich das so direkt im Buch nicht begründet habe und ich muss dir leider Recht geben. Daher bin ich ganz froh über die Frage, zeigt sie doch einen verbesserungswürdigen Punkt auf. Wir sind ja noch bei Auflage 1 :)
Gruß, Robert

mm66
17.06.2018, 18:14
Danke für die Antwort, Robert.

Im Buch erscheint die mehrmals erwähnte Grenze von 87,5% sozusagen als angestrebtes Ziel, deshalb war ich etwas irritiert.



Du könntest dein jahrelanges Werk mit etwas Pech über den Haufen werfen.


Aber mit den Klonen könnte man doch genauso gut züchten, als wenn man mit dem "wertvollen" Ausgangstier eine Linienzucht anfängt. Verkehrt gemacht hätte man dann ja nichts, nur halt ein paar Jahre ein "gutes Tier "erhalten. O.k., man hätte nichts Neues erschaffen, aber die Zucht wäre ja damit nicht zu Ende, sondern würde nur dadurch ein anderes/neues Ziel bekommen. Mit den Klonen könnte man dann immer noch mit linienfremden Tieren eine Linienzucht wieder aufbauen.
Das Risiko dabei schlechte rezessive Gene beim zugefügten Tier zu erwischen, hatte man ja bei der Verpaarung mit dem Ausgangstier ja auch schon. Ein Klon macht da ja keinen Unterschied zum Originaltier aus.

Über Sinn und Zweck eines 99.9% Klons eines "perfekten/wertvollen" Tieres will ich gar nicht diskutieren, denn ich halte kein Tier für "perfekt", allein schon, weil sich die Vorstellung des Menschen vom "perfekten" Tier ständig ändert und schon von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.

Eigentlich geht es ja darum seine Zuchttiere zu verbessern (wieder subjektiv gesehen) und den eigenen Tieren eine gute genetische Basis zu geben, bevor man sich an ein oder zwei Zuchtziele auf jeweils ein Erbmerkmal (besserer Kamm, keine Schwarzeinlagerungen, etc.) heranwagt.

Bei mir ist es die Schalenqualität. Araucana neigen ja zu Bruch und Windeiern, da sie durch die fehlende Bürzeldrüse da ein bisschen gehandicapt sind, Stichwort Vitamin D3. Trotzdem habe ich Hennen die auch nach Jahren gute Schalenqualität haben. Dies will ich natürlich fördern. Deshalb kommen solche Hennen bei mir zum Einsatz.

Vom Aussehen bin ich mit meinen Tieren recht zufrieden und im guten Mittelfeld bei Bewertungen (nicht meine Leistung, sondern die Leistung der Züchter, von denen ich meine Ersttiere bezog), was mir genügt. Das Spitzentier will ich gar nicht, ich habe kein Interesse an Wimpeln, Pokalen und Ehrungen, gute Schalenqualität und wenig Windeier sind mir wichtiger.
Wenn ich dann durch mein Brüten/Züchten noch Tiere abgeben kann und damit die Rasse erhalte, bin ich schon hoch zufrieden. (Leider hat mir die Natur dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht, Abgabe von Tieren ist dieses Jahr nicht drin.)

Floyd
18.06.2018, 08:52
Ich möchte das Buch, auch aus persönlichen Gründen, empfehlen :) . Hoffe, dass es einige Leute erreicht.

Grüße Robert Simon ;)

Zu meiner großen Überraschung, habe ich sogar beim Potzbergtreffen, ein Buch geschenkt bekommen. :jump

LG Floyd

Lisa R.
18.06.2018, 09:08
Ich habe beim Potzbergtreffen auch ein Buch geschenkt bekommen. ;D

Obwohl ich nicht züchte, sondern meist nur Mixe von meinen Hühnern oder Bruteier einer bestimmten Rasse ausbrüte, werde ich es mit Interesse lesen.

Nicolina
23.06.2018, 01:54
Army: Ähm, nein, ist eher eine fiktionale Geschichte um eine sagenumwobene Riesenschlange ^^...

Sil: Hm, wer weiß, ob das hier ankäme ^^...


OT - gib doch mal eine Leseprobe zum Besten :)

Okina75
23.06.2018, 02:04
Na ok ^^...
Wer möchte, gerne PN an mich.

Bettina99
23.06.2018, 10:22
meine Überlegungen hierzu:
die Natur auf einer Insel selektiert ja anders als ein züchter. die selektiert nach: wer ist am gesündesten, wer überlebt am besten / längsten.
machen das züchter? nö.
welcher züchter selektiert seine Hennen den schon auf z.b. Langlebigkeit?

die Gesundheit und die wiederstandskraft eines Huhnes ist ja sehr schwierig zu selektieren, weil das sieht man dem huhn ja nicht als züchter an.

ein reiner klon ist halt dann ev. sehr unflexibel. lass eine neue Krankheit eingeschleppt werden. hast du einen sehr variablen Genpool, dann gibt's vermutlich in deinem haufen ein huhn, das damit klar kommt, aufgrund individueller unterschiede in der immunabwehr.
hast du nur noch klone und deine klone sind da zufällig nicht fähig zu, sterben deine klone aus.

bei diesen isolierten vögeln auf diesen Inseln ist es ja so, dass diese Tiere auch nur genau noch da leben können. wo anders sind die nicht lebensfähig. oder ein fuchs ausgesetzt, also ein neues Raubtier und alle sterben aus.

das ist glaube ich genau das was der Autor mit fehlender Flexibilität im Genpool meint, wenn man zu viel Inzucht betreibt (und das glück hatte, dass man alle rezessiven genprobleme aussierten konnte).

Bettina99
23.06.2018, 10:25
mir erklärt das buch einiges, was ich immer wieder beobachte, wenn ich von irgend einem züchter einen haufen reinrassiger Bruteier kaufe.

Inzucht macht laut Autor ja hauptsächlich nur dann sinn, wenn man in der lage ist, mehrere Linien zu haben. welcher züchter kann schon mindestens 4 Linien halten??

also ich nicht.... daher denke ich, dass das kaum einer machen kann und auch macht.

zfranky
23.06.2018, 11:26
meine Überlegungen hierzu:
die Natur auf einer Insel selektiert ja anders als ein züchter. die selektiert nach: wer ist am gesündesten, wer überlebt am besten / längsten.
machen das züchter? nö. .

Das ist die klassische Fehlinterpretation von Evolution. Es geht um "survival of the fittest" , der Bestangepasste überlebt.
Darin sind weder Langlebigkeit noch besondere Gesundheit enthalten. Wer sich vermehrt hat recht. Das kann sogar mit Kurzlebigkeit und hoher Krankheitsanfälligkeit bei nur minimalst veränderten Bedingungen einhergehen. Es kommt nur auf die Bedingungen an.

mm66
23.06.2018, 13:47
mir erklärt das buch einiges, was ich immer wieder beobachte, wenn ich von irgend einem züchter einen haufen reinrassiger Bruteier kaufe.

Inzucht macht laut Autor ja hauptsächlich nur dann sinn, wenn man in der lage ist, mehrere Linien zu haben. welcher züchter kann schon mindestens 4 Linien halten??

also ich nicht.... daher denke ich, dass das kaum einer machen kann und auch macht.

Meist sind aber 2 oder 3 Linien da UND ein befreundeter Züchter, der ebenfalls 2-3 Linien hat.
Ich habe sogar zu 2 Züchtern meiner Rasse und meines Farbschlags Kontakt/Tiereinkreuzung. Erst vor ein paar Monaten hat einer von mir Tiere bekommen, der andere im Herbst. Das ist durchaus üblich.

Die Probleme die du wahrscheinlich bei den BE hattest, kommt wohl eher daher, dass die Tiere wohl eine zu große Variabilität aufweisen, denn nur wenige Züchter machen solch eine strikte Linienzucht, wie sie der Autor empfiehlt.





ein reiner klon ist halt dann ev. sehr unflexibel. lass eine neue Krankheit eingeschleppt werden. hast du einen sehr variablen Genpool, dann gibt's vermutlich in deinem haufen ein huhn, das damit klar kommt, aufgrund individueller unterschiede in der immunabwehr.
hast du nur noch klone und deine klone sind da zufällig nicht fähig zu, sterben deine klone aus.

Der variable Genpool mag zwar den Vorteil haben, dass die Tiere evtl. anpassungsfähiger sind, aber wann haben wir in unserer heutigen Zeit eine solch radikale Änderung im Habitat, dass unsere Hühner sich daran anpassen müssten?

Wir bieten unseren Hühnern Futter, Wasser, Stall, Abwechslung, Medikamente, Impfungen, Fürsorge, Feindabwehr, … Der Mensch gibt das Habitat mit den meisten Eigenschaften vor.

Wo und wann müssten sie sich da anpassen?

Jedes Tier mit homozygoten Erbanlagen ist einer Veränderung weniger gut angepasst, aber ohne diese homozygoten Gene ist das Erscheinungsbild und die Eigenschaften der Rasse nicht einheitlich. Dann würde z.B. ein Seidenhuhn 365 Eier im Jahr legen, während das andere nur 10 legt. Oder das eine Vorwerkhuhn hätte plötzlich weiße Federn, oder, oder, oder …
Dann wüsste man nicht welche Überraschungspackung man bekommt, wenn man ein Huhn einer Rasse man kauft. Deshalb sind ja die Standards der Rassen aufgeschrieben worden. Sie legen nicht nur das Erscheinungsbild fest, sondern auch andere Eigenschaften.
Dazu gehört u.a. auch die Eierleistung, Eierschalenfarbe, etc. Diese Einheitlichkeit setzt aber homozygote Erbanlagen voraus, sonst können diese Rassemerkmale nicht auf Dauer erreicht werden.

Oder anders gesagt:
Wer ein Sundheimerhuhn kauft, will auch ein Sundheimerhuhn bekommen.

Deshalb nicht immer gleich auf die Züchter schimpfen, sie erhalten euch die Rassen.

Stanzi
23.06.2018, 14:57
Ich habe das Buch auch ergattert. Werde es mit Interesse lesen und hoffe, es auch zu verstehen.

Kleinfastenrather
05.03.2024, 10:30
Hallo,

neulich habe ich das Buch wieder durchgelesen und will mal meinen Eindruck wiedergeben.

Es ist schnell und gut zu lesen und erklärt wobei es sich bei Inzucht handelt und wie sie sich beispielhaft anwenden lässt.

Das Buch nimmt die Angst vor Inzucht und bringt ein besseres Verständnis darüber wie sie in der Zucht wirkt indem man gewünschte Merkmale festigt und rezessive Mängel sichtbar und damit selektierbar macht.

Alle Aspekte um mögliche negative Folgen von Inzucht, wie z.B. was Melachi mit dem "altern" der Gene erklärt hat oder auch Sachen wie Populationsgenetik werden nicht unbedingt erwähnt. Das liegt jedoch auch eher nicht in der "Verantwortung "des Buchs bzw. würde wohl den Rahmen sprengen.

Wenn man sonst über den Weg der Verdünnung der unerwünschten Gene geht wirkt inzüchten vielleicht fremd und erfordert wohl ein wenig mehr Aufwand. Das Fazit jedoch: Traut euch.

So "extrem" wie es im Buch beispielhaft gezeigt wird muss man es ja nicht machen. Hier und da bzw. bei einem Teil der Nachzucht inzuzüchten hilft denke ich schon um die Effekte nutzen zu können.

LG

Sulmtaler forever
05.03.2024, 11:23
Ich fand dieses Buch auch total informativ. Der Titel eventuell etwas krass und für viele abschreckend. Ich habe sehr viel von dem Buch mitgenommen. Ich wünschte es würden noch mehr Bücher dieser Art existieren. Ich kann das Buch jedem Züchter empfehlen... egal ob Vereinszucht oder nur so für sich.