Über unsere kleine Klara Nyfiken habe ich drei Artikel geschrieben, von denen ich gern den ersten hier reinstellen würde. Ich hoffe, daß das Verlinken der Fotos so klappt, wie ich mir das vorstelle. - Stelle gerade fest, daß der Artikel zu lang ist, muß ihn kürzen. Schade.
An alle Mods: Falls Ihr diese "Schleichwerbung" nicht wollt, löscht den Artikel einfach raus.
Es war am 17. August diesen Jahres. Mein Mann war unterwegs, um einige Zaunpfosten abzuholen, die wir günstig gebraucht kaufen konnten. Es war bereits abends um halb acht, als er mir bei seiner Ankunft einen kleinen Pappkarton in die Arme drückte. Als ich ihn neugierig öffnete, sah ich drei kleine Flauschknäuel, nicht größer als meine Faust. Er hatte Hühnerküken mitgebracht!
Nach Aussage der Züchterin sollten sie eine Woche alt sein und waren in einer Maschine ausgebrütet worden.
Zwei der Küken kuschelten sich aneinander und piepten leise, das dritte saß etwas abseits und war ganz still. Eilig bereiteten wir eine kleine Kiste mit Torf, Wasser und Kükenfutter vor und heizten das Gästehaus. Unsere kleinen Gäste stellten wir auf den Tisch und zogen die Gardinen zu, denn die Küken, die in einer Maschine ausgebrütet wurden, sind derart empfindlich, dass sie die ersten Wochen keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden dürfen.
Am nächsten Morgen war das Küken, das sich abseits gehalten hatte, tot. Wir begruben es unter unserem Apfelbaum.
Die anderen beiden piepten und pickten fleißig das Kükenfutter; wie selbständig so klitzekleine Küken schon sind! Ich war beeindruckt. Und wie sie sich in meine Hand kuschelten!
Ich weiß nicht, wie oft ich Temperatur und Wohlbefinden der Kleinen prüfte; ich glaube, ich war in den ersten Tagen alle halbe Stunde im Gästehaus. Problematisch waren die Nächte, denn wir hatten ja weder Rotlichtlampe noch Elektroheizung, und die Küken benötigten eine gleichmäßige Raumtemperatur von über dreißig Grad!
Das letzte, was wir abends taten, war Heizen, und das erste, was wir morgens taten, war ebenfalls Heizen.
18. August 2006
Wir wechseln von Torf zu Stroh, bauen ein Nest für die beiden Kleinen. Außerdem hänge ich ein Stück Stoff über den Rand des Kartons, damit sie eine Höhle haben, in der sie sich verkriechen können.
20 August 2006
Die erste Feder an den Flügeln ist etwas gewachsen; gepiept wird ständig. Die Höhle wird nicht richtig genutzt, ich belasse sie trotzdem erstmal im Karton.
22.08.2006
Das kleine gelbe Küken pickt nicht mehr, piept ständig erbarmungswürdig und sitzt wie apathisch herum. Ich mache mir große Sorgen und nehme es oft in die Hand. Das Wasser, das ich ihm mit einer Spritze einflöße, wird getrunken.
Michael sammelt junge Brennesseln, zerkleinert sie und gibt sie den Küken; nachdem das braune Küken seine Scheu überwunden hat, haut es richtig rein. Brennesseln scheinen zu munden. Das gelbe Küken frisst nichts.
23.08.2006
Keine Veränderung bei dem gelben Küken. Das braune ist fit und neugierig, also können wir nicht allzu viel falsch gemacht haben.
Ich melde mich bei einem Online- Hühnerforum an und bitte um Hilfe. Die Antworten der etwas erfahreneren Hühnerbesitzer sind nicht sehr ermutigend: Gerade Küken, die durch eine Maschine ausgebrütet werden, sterben oft innerhalb der ersten Woche.
Mir werden einige Vorschläge betreffend Ernährung unterbreitet, unter anderem wird vorgeschlagen, dass ich den Küken Kartoffelbrei vorsetzen soll. Außerdem soll die Gabe von Wasser den Appetit anregen.
Der Kartoffelbrei wird von dem braunen Küken gierig gefuttert; das gelbe kann sich nicht dazu aufraffen, etwas anderes zu machen als fürchterlich zu piepen.
Am Abend hat das gelbe Küken gepickt! Und als ich es auf dem Schoß hatte, hat es mich geschnäbelt! Sollte es über den Berg sein? Ich freue mich und schöpfe Hoffnung.
Die Innenzehe der Küken ist nackt, laut Hühnerforum das eindeutige Zeichen, dass es sich um Brahmas handelt. Ich sehe mir einige Fotos von Brahmahühnern an und bin beeindruckt von dem Hahn. Brahmahähne werden bis zu 85 cm groß und sehen wunderschön aus. Die Entscheidung ist gefallen: Ich will auch noch Brahmas!
24.08.2006
Das gelbe Küken ist in seine Apathie zurückverfallen. Es wird nicht gefressen, nicht getrunken, nur furchtbar gepiept. Es schwankt und fällt öfters um. Allmählich leiden meine Nerven, und auch das braune Küken, das inzwischen ziemlich gewachsen ist, stupst das gelbe Küken öfters an, als ob es ihm signalisieren wolle, endlich einmal ruhig zu sein.
Als ich gegen Mittag das Gästehaus betrete, um nach meinen Küken zu sehen, liegt das gelbe Küken auf der Seite; im ersten Moment denke ich, es ist tot, aber als ich es hochnehmen möchte, merke ich, dass es noch lebt. Ich stelle es auf die Beine, wo es schwankend und piepend stehen bleibt.
Mehrmals an diesem Tag fällt es um und kommt nicht mehr hoch.
Das braune Küken ist inzwischen erheblich größer als das gelbe und hat auch viel mehr Federn ausgebildet. Wir gehen davon aus, dass unser Sorgenkind die Nacht nicht übersteht.
Das braune hingegen ist hungrig, piept und versucht, etwas von seiner Umgebung zu erhaschen. Setze ich es mir auf den Schoß, krabbelt es mir hoch auf die Schulter und wieder auf die Beine und wieder auf die Schulter. Dabei wird gepickt, geschnäbelt und zufrieden gepiept.
25. August 2006
Diesen Morgen ist das Küken schon nicht mehr richtig warm, als mein Mann das Gästehaus betritt. Zwei Stunden später ist es gestorben und wir begraben es neben dem anderen Küken. Jetzt haben wir nur noch ein einziges, einsames Küken, das unserer besonderen Zuwendung bedarf. Damit es nicht so allein ist, zieht es zu uns ins Wohnzimmer. Wir haben den Vogelkäfig herausgekramt, der von der letzten Jungvogelrettung übrig geblieben ist und hängen diesen an die Decke über dem Tisch; ab sofort wird im Wohnzimmer geheizt, damit Mamsell nicht friert. Wir laufen fast nackt durch die Wohnung, da Saunatemperaturen herrschen. Vom Stroh wechseln wir wieder zu Torf, um den Käfig leichter sauber halten zu können.
Sowohl die Katzen als auch unser Hund sind furchtbar fasziniert.
26. August 2006
In der Hoffnung, ein oder zwei Küken kaufen zu können, fahren wir auf den Bauernmarkt, der in der Nähe stattfindet. Statt mit Küken, kehren wir allerdings mit sechs fast erwachsenen Hennen heim, die unserer Geflügelbelegschaft zugeführt werden; Küken waren nicht zu verkaufen.
Am Nachmittag scheint die Sonne und wir trinken draußen mit Freunden Kaffee. Unser Küken darf zum ersten Mal für einige Minuten raus, fängt aber schnell an, zu frieren, so dass wir es wieder ins Haus verfrachten.
Heute bekam sie ihren Namen verpasst: Klara Nyfiken. Nyfiken ist schwedisch und bedeutet übersetzt „neugierig“.
Sobald ich den Raum verlasse, ist lautes Panikpiepen angesagt. Ich soll zurückkommen, und zwar auf der Stelle! Lasse ich sie frei herumhüpfen, folgt sie mir auf Schritt und Tritt und läßt überall ihre Häufchen fallen.
Hoheitsvoll läßt sie sich auf Michaels Schulter nieder; momentan herrscht sie in diesem Haus, das ist nicht zu übersehen.
Während ich am Rechner sitze, veranstaltet Klara eine massive Randale. Torf spritzt überall hin, der Käfig wackelt an der Decke. Das Trinkwassergefäß wird mehrfach mit Torf verschmutzt. Ich hole sie heraus und sie darf auf meiner Schulter hocken, piept mir allerdings ständig schrill ist Ohr.
Schließlich platzt sowohl meinem Mann als auch mir der Geduldsfaden. Klara zieht wieder ins Gästehaus um. Nachdem wir ordentlich geheizt haben, wird sie plötzlich still. Ich überprüfe die Temperatur im Wohnzimmer: Es war ihr wohl unter anderem auch zu kalt, wir hatten „nur“ fünfundzwanzig Grad.
27.August 2006
Ich stöbere im Hühnerforum, und mir geht ein weiteres Licht auf: Ich habe Klara verwöhnt! Man soll kleine Küken nicht in in die Hand nehmen, da sie dies sonst ständig fordern. Zerknirscht nehme ich mir vor, die Verwöhnung der letzten Tage wieder rückgängig zu machen.
Ich stelle fest, dass Klara das Fallen ihrer Häufchen ankündigt: Erst wird sich ordentlich zurechtgesetzt, eventuell wird sich dabei in die richtige Richtung gedreht, eine halbe oder auch dreiviertel Drehung gemacht, dann wird kurz mit dem Hintern gewackelt und dann das Häufchen herausgeschossen. Ja, geschossen, einfaches Fallenlassen wäre ja langweilig. Ich springe dann mit dem bereits griffbereit liegenden Toilettenpapier hinterher und wische die Schweinerei weg.
Außerdem trillert sie wie ein Vogel; da sie aber über so grundlegende Dinge wie Picken und Schnäbeln Bescheid weiß, hege ich berechtigte Hoffnung, dass sie auch weiß, dass sie ein Huhn ist und kein Singvogel. Solange genieße ich das Geträllere.
Der erste Ausflug auf die Wiese wird zum Großereignis: Wir wachen beide über Klaras Sicherheit, während diese zufrieden tschilpend und pickend über die Wiese setzt. Nach zehn Minuten beenden wir den Ausflug, was empörte Aufschreie zur Folge hat.
...Forsetzung folgt...
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