Vor ein paar Wochen habe ich meinen ersten Beitrag in diesem Forum geschrieben: "Welche Bruteier für meine erste Naturbrut? Wieviele? Wohin mit den Hähnen? "
Jetzt ist es soweit:
Seit Sonntag Abend habe ich 6 Bruteier vom Bielefelder Kennhuhn unter der Glucke. Über meine Vorbereitungen und Erfahrungen, aber auch Unklarheiten und Fragen möchte ich in diesem Tagebuch berichten.
Tag 1 und 2:
Nachdem eine meiner drei New Hampshire Damen, die ich im letzten Jahr drei mal entglucken musste, seit ein paar Tagen glucksend rumläuft und auch schon eine Nacht auf dem Nest im Stall verbracht hat, habe ich Sonntag (23. April) Nachmittag die Bruteier geholt (bin lieber ca. 40 km gefahren, statt das Wagnis mit dem Postversand einzugehen) und einen "Brut-Karton" vorbereitet (Karton, ca 35 x 45 cm, Vorderwand bis auf eine "Schwelle" raus, Zeitungen unten rein zur Isolierung, ordentlich Heu und dann die 6 Eier drauf) Diesen Karton habe ich in das gewohnte Nest (im Hühnerstall) gestellt. Als es dunkel war, saß meine treue Glucke tatsächlich drauf und ich konnte sie gut mitsamt dem Karton in ihr Gluckenheim umsiedeln.
Das Gluckenheim
...ist eigentlich eine Holztruhe, in die ich einen Durchschlupf gesägt habe. Die Kiste steht in einem Drahtkomposter, den ich nachts zu machen kann, in der Hoffnung, dass so keine unliebsamen Gäste zu Besuch kommen können... Außerdem klemme ich nachts eine Plexiglasplatte vor den Durchschlupf, damit es drinnen wärmer bleibt, Luftschlitze sind natürlich in der Kiste vorhanden. Das ganze steht in einer abgetrennten, geschützten Ecke im Hühnerauslauf, die ich dann noch provisorisch überdacht habe.
Als ich am ersten Morgen den Durchschlupf geöffnet habe, kam die Glucke heraus und hat sich halt in dieser ungewohnten Umgebung, eingesperrt in einem 1m² großen Drahtkomposter wiedergefunden, den hatte ich nämlich erst mal zu gelassen und Futter und Wasser reingestellt. Nachdem sie gefuttert und getrunken hat (und einen riesigen Gluckenhaufen gemacht hat), ist sie aber aufgeregt hin und her gelaufen, wollte offenbar raus. ich habe sie dann aber erst mal wieder in die Kiste gelenkt und zugemacht, weil ich auch Angst hatte, dass die Eier zu lange kalt liegen. Mittags habe ich dann nochmal geöffnet, im Prinzip das gleiche Spiel. ich habe dann den Käfig geöffnet und sie ist erst mal glucksend zum Staubbaden gelaufen. Schön, soll sie erst mal ein Bad nehme, dachte ich mir. Aber als sie fertig war, kam sie nicht etwa zurück in ihre Kiste, sondern wollte in den Stall, um sich wohl dort aufs Nest zu setzen. Also musste ich ihr wieder ein wenig nachhelfen...
Inzwischen hatte ich den Bereich um ihren Käfig herum abgetrennt und sie hatte ein paar m², auf denen sie sich bewegen und scharren kann. Ich dachte, wenn sie den Stall nicht sieht und nicht in seine Nähe kann, wird sie sich doch wohl mit ihrem neuen Nest zufrieden geben... Naja.
Tag 3
Heute ist Mittwoch und ich hatte sie gerade nochmal testweise in den Auslauf zu den anderen gelassen, und wieder wollte sie ins alte Nest. Wenn ich sie dann wieder in ihren Bereich sperre, geht sie bereitwillig in ihr Nest und setzt sich auf die Eier. Ich denke mal, so wird es gehen. Ich habe mich inzwischen auch schlau gemacht und gelesen, dass die Eier vor allem in der Anfangsphase ruhig mal ein paar Stunden ohne Glucke bleiben können und bin ein bisschen gelassener geworden.
Heute morgen habe ich mich allerdings gewundert: Es lagen sieben Eier im Nest! Sie muss also noch eins gelegt haben. (Ich habe es natürlich entfernt, wir haben schließlich keinen Hahn und die Bruteier sind zum Glück markiert. Jetzt hoffe ich mal, dass ich nicht zu voreilig war und sie eigentlich noch gar nicht so richtig in "Bruthochstimmung" war. Ich hoffe, dass sie trotzdem ihren Job gut macht. Apropos markierte Bruteier: der Typ, bei dem ich die geholt habe hat die mit Edding oder so markiert, ich hoffe, das dringt nicht durch die Schale und ist nicht schädlich!!! (Aber er selber brütet ja auch erfolgreich aus...)

Ich hoffe, dass ab jetzt etwas Ruhe und Routine in die Sache kommt, die letzten zwei Tage hatte die gute Glucke schon diverse Störungen. Die fremde Umgebung und dann wurde ständig von mir noch irgendwas verschoben, umgebaut, verbessert und nicht zuletzt dauernd geschaut. Ich kann mich auch nicht beherrschen, immer wenn ich die Truhe geöffnet habe, habe ich auch die Eier ein wenig gedreht, weil ich Angst habe, die Glucke macht das jetzt in der ersten Aufregung nicht... Ich denke, das sollte ich besser lassen. Eigentlich habe ich mir nämlich auch vorgenommen, möglichst wenig Arbeit und Aufwand zu betreiben und wenns klappt dann klappt's und wenn nicht dann halt nicht...

Ich werde bei nächster Gelegenheit einige Fotos machen und mein Tagebuch bebildern! Werde weiter berichten und freue mich über Kommentare!
Anja