Hallo liebes Forum,

mit meinem ersten Beitrag möchte ich mich kurz vorstellen:

Wir haben im August ein altes Fachwerkhaus auf dem Dorf mit wunderschönem Grundstück ( 3000qm, alter Obstbaumbestand, Wiesen, Teich etc.) gekauft. Ideal, da wir immer schon den Wunsch hatten, Hühner zu halten.

Also habe ich mich umfassend (zumindest empfand ich das so) informiert, was Stallbau, Pflege, Futter und Auslauf anbelangt. Meine Wahl für den Stall fiel auf ein WEKA-Holzgartenhaus (Schwedenhaus Gr.1).

Aufgebaut, huhngerecht eingerichtet, gestrichen mit Leinölfarbe vom Hausumbau, Holzritzen und Spalten Innen mit Lehm gespachtelt und gekalkt. Ich wollte alles so gern ökologisch sinnvoll, naturnah oder wie man es auch nennen will, gestalten.

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Nun waren wir schon länger auf der Suche nach passenden "Bewohnerinnen", wir wollten unbedingt eine kleine aber bunte Rassen-Mischung - nicht nur wegen der Eier, sondern weil ich die Tiere sehr schätze. (Selbstverständlich hatten wir uns schon Namen für jedes Einzelne überlegt)

Letzte Woche las ich von der Salzdahlumer Vogelbörse, ganz in unserer Nähe (30 min). Ich dachte mir, gut, fahren wir lieber nur einmal wohin und schauen welche Rassen vertreten sind, dann kommt nicht jeden zweiten Tag ein neues Huhn allein zur Herde. Ausserdem dachte ich dass die Verkäufer dort nur einen Vormittag mit den Tieren zugegen sind, bedeutet weniger Stress als auf einer Rasse-Ausstellung.

In der Nacht vorher habe ich in Windeseile noch die letzten Vorbereitungen getroffen, Tränke und Futterspender aufgehängt, 2 lose Brettchen befestigt - irgendwie war es wie so wie ein Kinderzimmer einzurichten, wenn man weis dass es morgen soweit ist!

Also sind wir hingefahren und waren erstmal erstarrt vor lauter Geschnatter, Menschen und Gerüchen in der kalten Novembermorgenluft. Nach einer kurzen Verschnaufpause sind wir Runden gegangen und haben uns mit den weniger zwielichtig aussehenden Verkäufern (und -entschuldigung - es gab eine Menge merkwürdiger Gestalten) unterhalten, die obligatorischen Fragen gestellt ("Entwurmt? Geimpft?) und uns gleich in 5 Tiere verliebt, welche wir prompt mit in neue zu Hause genommen haben. Sie sahen für uns absolute Laien sehr gesund aus, die Verkäufer waren nett, auskunftsfreudig, konnten geradeaus sprechen und rochen nicht nach Alkohol (bitte entschuldigt nochmal, aber manche Leute dort waren sehr befremdlich)

- 1 Wyandotte gestreift
- ein "normales" Legehybridhuhn
- 2 rotgesattelte Italiener
- 1 Appenzeller Spitzhaube


... wurden es dann.

Wir waren überglücklich, haben noch frisches Einstreu und extra Legemehl und ein Paar Leckerli-Würmer im Laden nebenan besorgt und sind abgedüst.

Am Stall angekommen hat meine Frau die Girls dann in den frischen Stall entlassen, sie sahen sehr zufrieden aus, haben gleich gepickt und getrunken. Den restlichen Tag haben sie hier verbracht um sich einzugewöhnen. Am nächsten Tag hob sich zum ersten Mal die Hühnerklappe und es war toll ihnen beim Erkunden ihres Auslaufs (ich schätze mal so 400 qm Wiese unter Büschen, Walnussbäumen und Haselnuss) zuzusehen.

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Aber dann begann das eigentliche Drama: (Schock Nr. 1)


Nach dem Wochenende hörte meine Schwiegermutter, die bei uns zu Hause auf unseren Sohn aufpasst, dass die kleine Wyandotte (800g) manchmal irgendwie niest und hustet. Mir fiel nach der Arbeit auf dass sie ein Auge nicht mehr öffnet. Das machte uns zunehmend Sorgen und ich bin am Dienstag Abend mit ihr zum Tierarzt. Der stellte einen Schnupfen sowie Bindehautentzündung fest und gab mir Salbe für das Auge und ein Antibiotikum mit.

Ich machte mir gleich tausende Vorwürfe - kam sie aus einem warmen, beheizten Stall und ich bin Schuld, weil ich Sie so abrubt in das kalte, unbeheizte Novemberwetter setzte? War sie noch zu klein und wurde von den Anderen nicht ans Futter gelassen?

Nun ja, letztendlich bin ich seit dem jeden Morgen um 4 vor der Arbeit und Abends in den Stall geschlichen, hab Sie vorsichtig geschnappt, verarztet und wieder zu den anderen gesetzt.

Ich wollte ihr und den Anderen, offensichtlich gesunden, was gutes tun, hab ihr Thymian-Myrte-Balsam aufs Brustgefieder massiert, den Hennen jede Menge Grünzeug (Spitzwegerich, Giersch, Oregano) gesammelt, jeden Tag Kamillen- oder Salbeitee in die Tränke gefüllt und den Stall sehr sauber gehalten.

Stand gestern geht es ihr noch nicht besser, das Auge ist gut, aber sie sitzt mehr bewegungslos herum als die Anderen, hat eine schwere und etwas röchelnde Atmung (so als müsste man ihr sagen "Mensch jetzt huste doch mal ab").


Schock Nr. 2:

Beim Ausmisten Mitte der Woche sah ich auf dem Kotbrett soetwas wie flüssigeren, rotbraunen Kot und dachte sofort an Blut. Meine Frau las im Internet dass es wohl üblich sei dass sich die Darmschleimhaut der Hühner immer mal wieder erneuere und das Ausgeschiedene ein wenig blutig sein kann. Ein ungutes Gefühl blieb.
Die Mädels sitzen leider jedes Mal ein bisschen umsortiert auf der Stange, sodass eine Zuordnung nicht möglich war. Eine kleine Wyandottenfeder lag jedoch ganz in der Nähe...

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Schock Nr. 3:

Gestern nach der Arbeit ausmisten, und was finde ich auf dem Kotbrett?? Ein etwa 7 cm langes kringeliges Würmchen in hellbeige, in etwa wie eine dünne Spaghetti. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dachte ich. Wie viel Pech kann man eigentlich haben?! Wieder konnte sich kein Herkunftsverdacht erhärten.

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Was kommt denn als nächstes? Eins fällt von der Stange, eins erfriert, im Früjahr kommen die Milben... Ach und hab ich schon erwähnt dass wie noch kein Einziges Ei hatten? (das liegt sicher an der dunklen Jahreszeit)

Ich weis wirklich nicht mehr weiter, soll ich einfach aufgeben?? Das ist eigentlich nicht meine Art, ich möchte doch nur dass es den Tieren gut geht! Ich will auch nicht auf Teufel komm raus die chemische (und sehr teure) Tierarztkeule auspacken...
Sie sehen so glücklich aus wenn sie im Auslauf scharren und sie kommen sogar schon fast an die Hand wenn ich mit Körnern und etwas schrägen Hühnertönen komme.