Kommerziell Hühner halten - darf ich das?

[Silencio80]

Hallo liebe Gemeinde,


meine Frage richtet sich an ev. kommerzielle Hühnerhalter hier im Forum:

Ich bin keine Landwirtin sondern ausgebildete Grafikerin und arbeite auch in diesem Beruf. Ich halte seit 5 Jahren zw. 30-50 Hühner hobbymäßig in Eigenregie.

Ich überlege nun mir einen mobilen Hühnerstall zu kaufen und 200-300 Hühner kommerziell zu halten. Also den Bestand hochoffiziell im Nebenerwerb anzumelden, die Eier zu verkaufen und ganz normal mit dem Finanzamt abzurechnen.

Meine Frage: Darf ich das ohne jede landwirtschaftliche Ausbildung überhaupt? Wo muss ich mich anmelden? BG? IHK? Tierseuchenkasse, Veterinäramt?! Hygiene......Was gibt es generell zu beachten und wo kommen da noch Kosten auf mich zu?

Wie ist das mit den Stempeln auf dem Ei? Wo bekomme ich die her und wie sehen Auflagen zur Vermarktung der Eier aus?

Liebe Grüße und vielen Dank! :-)
Steffi

[Huhnihunde]

Hallo Steffi,

als langjährige Hühnerhalterin hast du deine Tiere sicherlich bei deinem zuständigen Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet. Dort hast du eine "Betriebsnummer" für deine jetzige Hühnerhaltung bekommen.
Ich denke Ansprechpartner bzgl. der Vorausetzungen für die kommerzielle Legehennenhaltung wären zunächst dein Veterinäramt und dein Lebensmittelaufsichtsamt, evtl. wirst du dort dann eine neue "kommerzielle" Betriebsnummer erhalten.
Eierstempel kannst du im Internet bestellen.
Vielleicht hilft diese Info ein wenig:
http://www.bmel.de/DE/Tier/Nutztierh...ierschutz.html

[LittleSwan]

sorry, wenn ich zu direkt bin, aber ich würde mal mit einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung anfangen ... das macht erst ab einem bestimmten Hühnerbestand rechnerisch ernsthaft Sinn.
Ich meine, unter 300 Hühner geht es eher um ideelle Vorstellungen. Nicht, dass man nicht trotzdem 200-300 Hühner gesund und artgerecht halten und deren Eier auch direkt vermarkten kann. Aber was versprichst du dir davon? Willst du davon leben können?
Eine Bekannte hatte Ziegen im Nebenerwerb angemeldet. Sie sagte, das war die dümmste Entscheidung ever. Nebenerwerb brachte ihr viel Bürokratie etc., was in keinem Verhältnis zu den Einnahmen stand.
Ich sage nicht, das es nicht gehen kann. Aber ich würde auf jeden Fall vorher gut rechnen (auch inkl. aller Investitionen und bis wann die "zurückerwirtschaftet" werden können).

Ich habe irgendwie eine Zahl mit >300 Tieren im Kopf, bevor man Gewerbe anmelden muss, erinnere mich aber nicht mehr genau ...

Unabhängig davon, haben ja auch schon andere diese Fragen gestellt.
https://www.ktbl.de/fileadmin/user_u...nenhaltung.pdf

Grundsätzlich zu bedenken ist: Das Huhn legt nicht durchgängig, muss aber trotzdem immer versorgt werden. Was wird mit den Hühnern nach der (ersten) Legeperiode? etc. Na ja, das weißt du ja schon alles.
Welche Vermarktungswege hast du bisher? Kannst du über diese auch die 8-10fache Eiermenge verkaufen?

[Lisa R.]

Bis 350 Hühner gelten noch als Hobbyhaltung.

Wenn Du die Eier ab Hof, unsortiert an Endverbraucher verkaufen möchtest, dann musst Du diese nicht stempeln.
Willst Du an Wiederverkäufer verkaufen oder die Eier z.B. an ein Restaurant liefern, dann musst Du stempeln.

Am besten fragst Du bei Deiner Kreisverwaltung nach. Dort ist die zuständige untere Landwirtschaftsbehörde. Die können Dir genau Auskunft geben und Du bekommst alle relevanten Anforderungen, die Deine Behörde haben will.

Damit fährt man m.E. am besten. Dann bist Du auf der sicheren Seite und brauchst keine Angst vor Kontrollen zu haben.

Bist Du in Deinem Beruf fest angestellt und rentenversichert? Viele vergessen, dass bei Anmeldung im Nebenerwerb z.B. eine Rentenversicherungspflicht besteht, falls keine Versicherung besteht.
Damit ist oft der komplette Gewinn perdu.

Finanzamt ist wieder eine ganz andere Geschichte.