Nach der Stallpflicht ist ja vor der Stallpflicht.
Ich habe mir überlegt, einen (offenen?) Brief an unsere Zuständige im Ministerium zu schreiben, bin jetzt aber unsicher, wie ich das am Besten handhabe. Gerne würde ich den im Namen von mehreren von uns (vielleicht auch fürs AVF?) losschicken, mag sich da jemand mit anhängen? Und wenn als "offener Brief?, mal dumm gefragt: wie macht man das?
Mag vielleicht auch mal wer drüberlesen, offensichtliche Falschheiten berichtigen, Formulierungen verbessern? Oder hat jemand eine bessere Vorlage?

Hier also mal mein Erguss:

" Sehr geehrte Frau Scharf


Endlich hat auch Bayern die Stallpflicht, deren Sinnhaftigkeit von sehr vielen Geflügelhaltern in Frage gestellt wurde, aufgehoben.
Sie können sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie sehr ich mich für mein Federvieh gefreut habe, als es nach so vielen Monaten unter Dach endlich wieder hinaus durfte.
Allerdings wurde praktisch im gleichen Atemzug mit der Aufhebung der Stallpflicht schon vor dem Kommen der nächsten gewarnt und uns Hobbygeflügelhaltern wurde angeraten, vorsorglich schon mal unsere Ställe anzupassen.
Einmal abgesehen davon, dass die Umsetzung dieser Empfehlung Geld kostet, dass nicht jeder mal so eben locker zur Verfügung hat und auch baurechtliche Belange vielen Stallbauvorhaben im Wege stehen dürften, bitte ich Sie dringend, im künftigen Vorgehen im Umgang mit der Geflügelgrippe nicht jedes Maß aus den Augen zu verlieren.
Bitte nutzen Sie die Zeit bis dahin, um sich kundig zu machen, fragen Sie wirklich unabhängige Experten und nicht nur das FLI. Nutzen Sie die Zeit um die Zahlen, die das FLI seinen Mitteilungen zugrunde legt, gründlich zu prüfen und hinterfragen Sie bitte auch, wie sie zustandekommen. Die Behauptung, dass der Erreger mit dem Vogelzug von Asien nach Mitteleuropa gelangt, ist unter Fachleuten, die nicht wie das FLI mit am Tropf der Geflügelindustrie hängen, höchst umstritten. Das FLI selber verteidigt seine These mit Vokabeln wie „höchst wahrscheinlich“ und „nicht auszuschließen“, listet jeden toten Wildvogel, bei dem das Virus gefunden werden konnte, als Vogelgrippeopfer ohne die tatsächliche Todesursache nachzuweisen oder auch nur zu untersuchen, gibt sich damit zufrieden, jeden toten Vogel in mehr oder weniger unmittelbarer Nachbarschaft zu einem positiv getesteten ebenfalls als vom Virus dahingerafft ohne jede weitere Untersuchung und demnach auch ohne konkreten Befund in die Statistik aufzunehmen. Sieht so fachlich korrekte wissenschaftliche Arbeit aus? Davon, dass zwischen Funddatum und Veröffentlichung eines Befundes bis zu drei Wochen liegen, einmal ganz abgesehen. Informationen über ein vorgeblich dramatisches, ernst zu nehmendes Seuchengeschehen vorsätzlich zu verschleppen, zeugt meiner Meinung nach nicht von verantwortungsvollem Vorgehen. Überdies bleibt das FLI jede ernstzunehmende Antwort auf die Frage, wie das Virus nach Monaten beinahe bundesweiter Stallpflicht immer noch in einem Putenmaststall nach dem anderen festgestellt kann, und das mittlerweile in frisch eingestallten Beständen, nach wie vor schuldig. In Anlagen, die ihre Tiere sowieso vom Schlupf bis zur Schlachtung unter Dach halten, und deren Betreiber, wissend, wie wehrlos die darin gehaltenen Tiere aufgrund von Überzüchtung, Dauerstress durch Enge, Keimbelastung durch die stetig wachsende Schicht aus Mist und sogenannten „Ausfällen“ und fehlender Möglichkeit zum Aufbau von Abwehrkräften jedem Erreger ausgeliefert sind, schon im eigenen Interesse die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen kontrollieren, dürfte ein Eintrag von außen eigentlich nicht sehr wahrscheinlich sein.
Bitte nutzen sie die Zeit auch, um Ämter und Behörden zu informieren, dass sie beim nächsten Feststellen eines Seuchenzuges nicht wieder in Hysterie und Panik verfallen, ganze Bestände mit teils streng geschützen Arten hinmetzeln allein aufgrund des Nachweises eines niedrigpathogenen Erregers bei einem einzigen Tier und sogar die Tötung von in Volieren gehaltenen Singvögeln vor der Öffentlichkeit als notwendige Seuchenbekämpfung rechtfertigen.
Die Vogelgrippe ist eine ernstzunehmende Krankheit, darüber muß nicht diskutiert werden, ihre Gefährlichkeit liegt aber nach heutigem Kenntnisstand vorrangig in der Bedrohung der wirtschaftlichen Interessen einer Industrie, die jeden Respekt vor Mitgeschöpfen dem maximalen Gewinnstreben geopfert hat. Bitte machen Sie sich nicht zu deren Handlanger, indem Sie diejenigen, die in Worten wie „Tierschutz“ und „artgerecht“ nicht nur Synonyme für „Gewinnverlust“ und „Kostenfaktor“ erkennen, verantwortlich machen für die Versäumnisse anderswo.
Gesunde, fitte Vögel, die die Möglichkeit haben, unter artgerechten Bedingungen in einer Haltung, die auch Auslauf unter freiem Himmel gewährt, zu leben, haben die Möglichkeit, sich gegen den Vogelgrippevirus zu wehren, ihn zu bekämpfen und gesund zu bleiben. Das sollte doch eigentlich das Ziel jeder Seuchenvorsorge sein. Das Einsperren im Stall, mit zuwenig Tageslicht, zu wenig Bewegung, erhöhtem Stress der Tiere durch zu wenig Platz schafft dagegen für jeden Erreger ideale Bedingungen, sich festzusetzen, von Tier zu Tier auszubreiten und nicht zuletzt auch zu mutieren.


Wenn Sie sich die Mühe machen, sich unabhängig von der vorformulierten Meinungsmache des FLI zu informieren, werden sie bei künftigen Vogelgrippemeldungen mit Augenmaß und durch überzeugende Argumente begründete Vorgaben handeln können.


Mit freundlichen Grüßen"