Hallo Yolandi,
ich finde, es ist ein ganz falscher, wenn auch verständlicher Ansatz, sich die Hühner als "biologischen Rasenmäher" zu denken - so funktioniert das leider nicht. Hühner - egal welche Rasse, auch wenn manche (schwere) Rassen noch fauler sind als andere - halten sich immer und mit gutem Grund am Liebsten in Stallnähe auf: dort gibt's meist stetig Futter im oder am Stall, das Trinkwasser befindet sich dort, dort werden die Eier gelegt usw.
Aus diesem Grund ist in Stallnähe fast immer die größte Beanspruchung des Bodens bzw. der Grasnarbe zu verzeichnen - oft muss dort nach wenigen Saisons frisch gesät oder dauerhaft der Grund anders "befestigt" werden (Rindenmulch, Bodenplatten o.ä.). Die Grasnarbe dort geht somit meist dauerhaft zugrunde.
Typisch ist es für Hühner auch, Streifzüge/Spaziergänge rund durch das zur Verfügung stehende Gelände zu unternehmen - am Liebsten immer in Nähe einer Deckung (Büsche, Zaun, kleinere Bauten etc.). Daher ist es auch eine übliche Erscheinung lang genutzter Ausläufe, dass am Rand (in Zaun- oder Heckennähe) sowie in der Nähe von kleineren Bauten oder Heckengruppen oder einzelnen Strauchpflanzen der Boden / die Grasnarbe besonders stark (ab)genutzt ist. Man kann dies auch häufig bei gewerblichen Freilandhühnern beobachten: ein riesiger Auslauf besteht zwar, dennoch halten sich die Hühner fast ausschließlich in Stallnähe auf... Am Stall ist alles braun, da die Hühner zu den hinten gelegenen Flächen nicht gehen.
Entgegenwirken kann man dieser Erscheinung nur dadurch, dass man sternförmig vom Stall ausgehend deckungsbietende Bepflanzung anbietet. Freie Flächen werden von den Hühnern einfach gemieden, v.a. wenn es Hühner mit einigermaßen intakten Instinkten sind
Bei meinem Hühnergrundstück (ca. 1600qm Streuobstwiese) habe ich das Problem dadurch etwas entschärft, dass ich die "freien Flächen" mit einer - zusätzlich Schatten, Schutz und Futter spendenden - vielfältigen Wildstrauchanlage aus Hühnersicht aufgewertet habe. Das sind teilweise breite Streifen aus zusammengesetzten Büschen, teils auch Inseln. Dort halten sie sich jetzt, wo die Sträucher langsam groß genug sind, auch ersichtlich gerne auf. Dennoch bleibt bei meinen ca. 15-20 Hühnern immer nur der Bereich zum Schutzhüttchen, in dem sie gerne Mittagspause machen, und der Bereich rund um den Stall herum richtig "kurz". Ich sense daher im Sommer jeweils ein Drittel der Wiese (500qm) im Abstand von je zwei bis vier Wochen - das ist ökologisch, nimmt den Hühnern und sonstigen Tieren nie die gesamte Deckung auf einmal und ich gewinne Heu für den Winter Die Heureuter wiederum sind super gegen Greifvögelangriffe, die Hühner hocken unheimlich gerne da! Und wenn da bei den Büschen noch Gras stehen bleibt (Stichwort Hindernislauf), haben die Insekten und Wildvögel was davon - diese kleinen "Inseln" bieten den Kleintieren ja bekanntlich viel mehr, als man so meint. Allerdings, weil wir ziemlich stark verdrängende Arten im Garten haben (Schlehe, Hartriegel, wilde Mirabelle), gehe ich im zeitigen Frühjahr (wenn der Boden noch leicht hergibt) auch durch und grabe tüchtig aus, was nicht bleiben soll - das ist einmal im Jahr echte Arbeit, die sich aber absolut auszahlt.
Und natürlich lieben die Hühner das hohe Gras - bietet es doch Blüten, die Insekten anziehen, Schutz und später reichlich Samen!
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