Martin H.: Ich habe, wie leicht zu lesen ist, nicht von dem Ökotyp Fettwiese gesprochen, sondern von einer salopp ausgedrückt überdüngten Wiese, eben fett gedüngt.
Hier werden die Wiesen übrigens so häufig geschnitten, dass da nicht mal der Wiesenkerbel eine Chance hat. Der erste Schnitt ist mitunter schon Ende April, der letzte (sechste) im Oktober, inklusive dreimal Gülle so dick drauf, dass die Wiesen im Extremfall aussehen wie frisch umgebrochene Äcker...
Unbedingt!die letzten traditionellen Fettweisen mit Margariten, Flockenblumen, Glockenblumen müsste man auch unter Naturschutz stellen).
Gibt es hier aber im weiten Umkreis höchstens als halbmeterbreiter Saum zwischen Weideland und Wegen, und auf ca 60 m² vor unserem Haus, die ich nur ein-, zweimal im Jahr nach der Blüte mähe und sich ansonsten frei entfalten lasse. Auch Hornklee und Wiesen- Bärenklau ist da zugegen, lokal standorttypische Stauden bringe ich ein, da die meisten zum Versamen zu weit weg stehen.
Neben Wiesen und Feldern gedeihen ebenfalls im Randstreifen nur Gräser, bestenfalls mal Vogelwicke, etwas weiter sogar drei Sumpf- Schafgarben, aber ansonsten ist hier derart tote Hose, dass es zum Erbrechen ist... "Guerilla- Gardening" mit standorttypischen Staudensamen brachte da nichts, da zu überdüngt und die Gräser zu dominant.
Aber das führt jetzt etwas weit vom Thema ab.
Was selbiges angeht, möchte ich beinahe noch zwischen den (weißen und braunen) Hochleistungshybriden und den Rassen nachempfundenen "Hobbyhalter- Hybriden" unterscheiden (wie Marans +, Sussex +, silberfarbige Italiener, Königsberger und Co.).
Was mir nämlich gerade noch einfällt: Insbesondere die braunen Hochleistungshybriden sind kaum in der Lage, vernünftig zu mausern. Ich weiß, sind sie auch nicht für geschaffen, die sollen als Erwachsene ja niemals mausern, sondern kommen unmittelbar vorher massenweise in den Wolf, aber!
Gefiederschäden, die diese Tiere haben, brauchen viel länger als bei normalen Hühnern, um sich wieder zu schließen und so den Energiehaushalt der Henne wieder zu optimieren. In den gleichbleibend klimatisierten Ställen mag das völlig egal sein und keinen Unterschied machen, bei Hobbyhaltung finde ich aber sehr wohl!
Außerdem, sollte eine als Hobbyhuhn gekaufte Hochleisterin doch komplett befiedert sein, mausern die wie gesagt einfach nicht richtig.
Ich habe es in zahlreichen Fällen beobachten können, das zwar zur gegebenen Zeit neue Federn wuchsen, aber das nur mal hier und mal da, fast so auf's Geratewohl, und auch die eine braune Hybride, die wir hatten, machte da keine Ausnahme.
Die hatten wir zweieinhalb Jahre, sie starb mit etwa drei Jahren, sie hat bei uns also zwei Mausern mitgemacht. In der ersten erneuerte sie den Schwanz und einen halben Flügel sowie bisschen was am Körper. Ihr zweiter Flügel war (vom Händler, wo sie frei lief) zu drei Vierteln beschnitten, so dass man gut sehen konnte, was sie wechselte. Das waren beim ersten mal die Armschwingen und zwei Handschwingen. Ein Jahr später dann waren es an dem Flügel nur drei weitere Handschwingen sowie ein bisschen was am Körper... Sie hatte also mit drei Jahren noch immer Federn von ihrem ersten Erwachsenenkleid, dass sie über zweieinhalb Jahre vorher anlegte...
Die haben also irgendwie keinerlei natürlichen oder kompletten Mauserrhythmus mehr, auch nicht nach Jahren der Freilandhaltung. Da alle meine anderen Tiere einschließlich der Königsbergerin (weniger leistende Hobbyhalter- Hybride...) perfekt mauserten, liegt das nicht an meinen Haltungsbedingungen, sondern ganz klar an den Tieren selber, muss also etwas genetisches oder stoffwechselbedingtes sein...
Und hier nun finde ich ebenfalls, dass man nicht sagen kann "Wurden sie ja nicht für gezüchtet, daher ist das keine Qualzucht"... Klar quält sich die Henne mit löchrigem, dünnem Federkleid nicht, dass außer nach ihrer Jugendmauser ins Erwachsenenkleid niemals eine geschlossene, komplett jährlich erneuerte Decke bildete. Dennoch finde ich, gehört das zur Qualzucht dazu, welchem Umstand eventuell mal einen neuen, angepassteren Terminus verpassen sollte, da "Qualzucht" von der Wortwahl zu sehr einengt und festlegt...
Ich finde es nämlich auch Schiete, dass die ohnehin wegen ihrer Gewaltleistung schon ewig hungrigen Hochleistungshybriden auch noch dadurch- übertrieben ausgedrückt (!)- fast eine Stoffwechselrate wie eine Spitzmaus haben, dass sie durch ein mangelhaftes und damit nicht effizient isolierendes Federkleid noch zusätzlich Energie verbrennen und wieder hereinbekommen müssen. Als ob der Mehrbedarf durch die immense Eierleistung nicht schon reichen würde...
Das mag nun spitzfindig von mir klingen, aber ich finde, bereits da fängt die Qualzucht an, da sie auf die gleichbleibend klimatisierten Bedingungen der Produktionshallen designt wurden, nicht für die Bedingungen des freien Auslaufs- die ihnen im Detail gesehen höheren Energiebedarf und -umsatz verursachen. Was beinahe nur noch durch Rund um die Uhr- Futteraufnahme auszugleichen ist, vor allem bei niedrigwertigem Futter, wodurch dann andere auch zwingend erforderliche Instinkthandlungen wie Komfortverhalten etc. auf der Strecke bleiben, was wiederum in einem mangelhaften Federkleid resultiert...
Um so schlimmer, wenn dann einer kommt und meint, er müsste die Tiere quasi aushungern, indem er ihnen fast nur Körner, das weniger hochwertige Legemehl aus dem Landhandel sowie einen beinahe kahlen, in jedem Falle insektentechnisch aber bald toten Auslauf zumutet.
Ich ernähre meine Tiere seit einem Jahr sehr ausgewogen (stellte leider erst nach dem Tod der braunen Hybride um), und werde es, glaube ich, nochmal riskieren, mir im März nochmal eine braune Hybride zu holen. Erstmal fehlen diese Seelchen von Hühnern einem schon, wenn man erstmal eine hatte, zum anderen will ich ausprobieren, wie es in punkto Lebensspanne, Empfindlichkeit und dem allbekannten Heißhunger bestellt ist, wenn man optimal ernährt.
Man liest hier ja immer wieder von bis zu acht Jahre alt werdenden Hybriden (freilich selten mit "Sorten"angabe), der allergrößte Teil der braunen aber stirbt vor oder mit dem dritten Lebensjahr.
Ich will nun rausfinden, ob diese Kurzlebigkeit eventuell dadurch verursacht ist, dass die Tiere sich einfach energietechnisch verausgaben, weil ihr Stoffwechsel zu intensiv ist und einfach nicht "hinterher kommt"... Bedingt durch oben angesprochene Punkte- die mangelhafte Mauser wie auch die immense Legeleistung.
Sollte diese zukünftige braune Hybride trotzdem ebenso mies mausern wie mangelhaft ernährte "Rasse"genossinnen und dennoch dieselben körperlichen Probleme entwickeln wie das Gros (Legedarm- und Knochenprobleme, andere Organschäden), DANN ist der Fall für mich glasklar, dass braune bzw. Leistungshybriden Qualzuchten sind- oder wie man sie vielleicht eher nennen sollte, "nicht zu artgerechtem Leben fähige Tiere", welchen fachlichen Namen man sich dafür auch immer ausdenken mag.
Grüße,
Andreas
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