Die neue Gefahr durch resistente Erreger^
Weltweit stellt die Tbc weiterhin eine riesige Bedrohung dar.
Mit derzeit jährlich 2,5 Millionen Todesfällen verursacht Tuberkulose neben Aids global die meisten Opfer unter den Infektionskrankheiten. Im März 2004 warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nachdrücklich vor einer weltweiten Gefahr durch antibiotikaresistente Tuberkulosebakterien.
Bereits 50 Millionen Menschen sind mit multiresistenten Stämmen infiziert und jährlich erkranken 300 000 an dieser Form, die mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr behandelt werden kann. In Osteuropa und Zentralasien haben die Antibiotika-Resistenzen erschreckende Ausmaße angenommen.
Die Resistenz gegenüber Medikamenten ergibt sich vielfach dadurch, dass die Antibiotika nicht über die gesamte erforderliche Dauer eingenommen werden – sei es wegen der Unachtsamkeit der Patienten, ungenügender medizinischer Ausbildung oder mangelnder staatlicher Unterstützung für die Medikamente. Die Tbc-Bakterien erhalten somit die Möglichkeit, Abwehrkräfte gegen die Wirkstoffe zu entwickeln.
Laut dem Robert-Koch-Institut stammt rund ein Viertel der derzeit akut an Tbc erkrankten Menschen in Deutschland aus Zentral- und Osteuropa, fast 6 % dieser ausländischen Patienten leiden an antibiotikaresistenten Formen der Tbc.
Dies kann mittelfristig für ein Bundesland wie Baden-Württemberg, dessen Bevölkerung sich durch eine hohe Mobilität in den Bereichen Zuwanderung und Tourismus auszeichnet, zu einem Problem werden. Nach WHO-Angaben reicht es nicht aus, noch mehr Medikamente in die betroffenen Länder zu schicken oder neue Antibiotika zu entwickeln, vielmehr müssten die antibiotikaresistenten Formen der Tbc mit flächendeckenden Programmen bekämpft und die Menschen aufgeklärt werden, so wie es in Baden-Württemberg und der gesamten Bundesrepublik bei den herkömmlichen Formen der Tbc in den letzten Jahrzehnten gelang.
1) Vgl.: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2003. « vorheriger Beitrag | Inhaltsübersicht Monatsheft 2005-3 | nächster Beitrag » © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2005
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