... darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach und mein Zwischenfazit ist so:
Als ich noch ganz am Anfang meines Studiums war, hatte ich leider gerade während der wichtigen Prüfungszeiten öfter Halsweh und bin zu meinem Arzt gegangen, bevor es ganz schlimm geworden ist und ich im Bett gelandet wäre. Der Arzt hat mich in seiner überfüllten Praxis mit meinem Wehwehchen nur kurz angeschaut und etwa mit folgenden Worten meiner Wege geschickt: "Ihr Halsweh wird vermutlich von einem Virus hervorgerufen. Wollen Sie da nicht erst mal was mildes probieren, das Zeugs hier hat bisher bei den meisten meiner Patienten gegen Halsweh optimal geholfen und nicht gleich all die Nebenwirkungen, die z.B. ein Antibiotikum mit sich bringen kann (das ja gegen Viren eh nicht geholfen hätte)." Also hab ich das "Zeug" genommen, fühlte mich tatsächlich besser und hab erst hinterher registriert, dass das ein Homöopathisches Mittel war.
Bei mir hat das wahrscheinlich so funktioniert: Ich weiss aus Erfahrung, dass sich meinem Halsweh manchmal zu einer extrem unangenehmen eitrigen Angina mit Fieber entwickeln kann, die verhindert hätte, dass ich in der Prüfungszeit fitt gewesen wäre. Wenn man so was schon mal miterlebt hat, besteht schon die Gefahr, dass man sich in die Angst davor rein steigert, obwohl das Halsweh im Moment nicht schlimmer brennt, als hätte man einen schluck zu starker Chilli-Sauce zu sich genommen. Die Angst vor dem Kommenden ist also viel stressiger und schädlicher als das Halsweh selbst.
Wenn du aber merkst, dass es dein Arzt für durchaus möglich hält, dass dir das milde Mittel so wie den anderen Patienten auch prima helfen könnte, dann hängt man sich da emotional gern dran und ist auch beruhigt.
Hirnforscher haben inzwischen mit Hilfe von Hirnscannern eine Hirnregion entdeckt, die dafür verantwortlich ist, dass wir entgegen unserer eigenen Überzeugung auch bei rot über die Ampel gehen, wenn es nur genügend andere rechts und links neben uns auch machen, oder dass wir einen Politiker eher wählen, wenn nur genügend Leute um uns herum sagen dass sie ihn wählen würden. Wenn ich mich recht erinnere, ist dies der Nucleus caudatus. Wenn uns also genügend Informationen dafür vorliegen, dass andere fest daran glauben, dass das homöopathische Mittel funktioniert (und warum macht sich der Homöopath denn sonst die Mühe das ganze Zeugs x mal hin und her zu schütteln und zu potenzieren, wenn er nicht selber daran glauben würde dass genau das für die Wirksamkeit verantwortlich ist?), dann glauben wir das durch die Tätigkeit des N. caudatus automatisch in gewissem Ausmaß auch.
Im Endeffekt kommt es ja gar nicht darauf an, ob es tatsächlich hilft, sondern dass wir davon überzeugt sind, dass es hilft. Und diese Überzeugung von irgendetwas ist unser spirituelles Element.
LG Oliver
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